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Über die Unentschlossenheit des Handelns

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23.01.2002
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Über die Unentschlossenheit des Handelns

„Ich hab dich was gefragt.“
„Ja, ich dich auch.“

Seit etwa einer halben Stunde saßen sich die Beiden nun schon im roten Zimmer gegenüber.
Außer sich gegenseitig völlig entgeistert anzusehen, taten sie nichts. Sie bewegten sich nicht einmal.

„Warum ist dieses verdammte Zimmer rot!?“
„Ist doch egal, hat doch mit der ganzen Sache nichts zu tun.“
„Wie kannst du dir da so sicher sein?“

Das Zimmer hatte zwei Türen, eine an der Nord-, eine an der Ostseite.
Einer von beiden stand auf und ging zur Osttür, machte sie auf und schloss seine Augen:
„Bitte sag mir, dass hinter dieser Tür keine Mauer ist.“
„Doch, da ist eine, aber das ist doch egal.... das hat gar nichts zu sagen!“
„Das ist doch alles Blödsinn was du da redest! Ich bin mir sicher, hinter der anderen Tür ist auch eine Mauer.“
„Das kann doch gar nicht sein, wie hätten sie uns denn sonst hierher gebracht? Irgendwie müssen wir hier doch reingebracht worden sein.“
„Wer sind SIE? Du hast doch ebenso wenig eine Ahnung wie ich, wer uns hier hergebracht hat und warum!“
„Das stimmt zwar, aber irgendwer muss es gewesen sein.“
„Vielleicht, aber was ist, wenn hinter der anderen Tür auch eine Mauer ist, was dann?“
„Das ist unmöglich, verstehst du?“
„Dann geh und sie nach.“
Er blieb sitzen.
„Ich hab gesagt, geh und sieh nach.“
„Das solltest du lieber selbst machen.“

Die Beiden saßen noch lange da, aber keine wagte es, die Tür zu öffnen.

 

Hi Gonzi!

Wow, bist ja wirklich fleißig... Ich aber auch!*g*

Also deine Geschichte... steckt voller Symbolik, finde ich, große Aussage, aber ich sollte erst mal drüber nachdenken... (Geistreich, I know.)
Auf alle Fälle gefällt mir der letzte Satz nciht und auch die Tatsache, dass anscheinend jemand anders für diese Situation verantwortlich ist. Das nimmt der Sache ein wenig das Philosophische, denn irgendwer wird garantiert fragen: WER????

Ich meld mich noch mal!

mfg,
kc

 

Credosupernova:
Die Beiden vermuten zwar, dass sie durch Fremdeinwirkung hier hergeraten sind (zumindest sagt das einer von ihnen mehrere Male), sie sind sich jedoch nicht sicher.
Vielleicht wissen sie nur nicht (oder wollen nicht wissen), dass sie sich selbst in diese Situation gebracht haben.
Was genau gefällt dir beim letzten Satz nicht?

Danke,
Dr.Gonzo (Rechtsanwalt)
:D

 

Hi Gonzo!

Aaaaaalso, hier meine Meinung:
Dein kurzer Text stellt für mich die Schizophrenie des einzelnen Menschen dar, ich denke also weniger an eine Beziehung zwischen zwei Personen, als an den inneren Konflikt, den viele Menschen in sich tragen, vielleicht ihr Leben lang und sich fragen, wo hin es geht- Tür eins oder Tür zwei? Auch als Identitätskrise zu bezeichnen. Ich kann natürlich nicht wissen, ob das auch deine Aussage ist, aber mit meiner Interpretation kann ich gut leben und deshalb stört mich der letzte Satz ungemein, das nimmt "meiner" GEschichte die philosophische Tragweite, das offene Ende, verstehst du? Und es ist oft so, dass man dann Antworten bekommt wie "Also, wer sitzt jetzt da? Und wer will zur Tür? Und warum kommen sie nicht raus? Abgeschlossen oder was?" Eben von solclhen Lesern, die in diesem Text keinie eigene Philosophie entdecken. Aber was beschwer ich mich, das ist unumgänglch und ja auch nicht weiter schlimm.

Hochachtungsvoll,
Raoul Duke :stoned:

[Beitrag editiert von: credosupernova am 26.01.2002 um 11:34]

 

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