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Über die Reise.

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15.03.2004
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Über die Reise.

Der nächtliche Himmel verbarg die Vielzahl mit aller Pracht funkelnder Sterne hinter schweren Wolken. Kein noch so winziger Strahl des Mondes sollte ihr mit seinem blassen Licht den Weg weisen, als sie sich in jener Nacht auf ihren Weg machte.

Soviel Zeit schien seitdem vergangen zu sein, daß sie sich kaum noch daran erinnern konnte, wann sie überhaupt diese Reise angetreten hatte.

Sie wußte nur noch, daß es die tiefe bedrohliche Schwärze einer nächtlichen Finsternis war, die sie auf ihrem Versuch, die kalten Betonwüsten hinter sich zu lassen, umgab. Und sie erinnerte sich nach so langer Zeit immer noch an dieses undefinierbare und gleichzeitig doch so klar vor ihren Augen stehende Ziel, das sie antrieb immer weiter und weiter zu gehen.

Nichts als die sanfte Wärme von ein paar Sonnenstrahlen wollte sie noch einmal auf ihrer Haut spüren.
Nichts als noch einmal mit einem langen Atemzug die salzige Luft des Ozeans tief in sich einsaugen.
Nichts als noch einmal die Tropfen eines lauen Frühsommerregens auf ihren Kopf prasseln fühlen.
Nichts als noch einmal so unbekümmert laut lachen zu können, wie sie das zuletzt wohl als kleines Kind getan hatte.
Nichts als diese unbändige Freude an Natur, am Dasein, am Menschsein empfinden.

Barfuß durch den Regen war sie einfach losgelaufen, immer den unendlich vielen Abzweigungen folgend, die den so sicher scheinenden Weg immer wieder eine Straße zur Hölle werden ließen. Unzählige Male war sie erschöpft, entmutigt und verzagt am Rande des Weges stehen geblieben. Doch wie jede Nacht, so nahm auch diese ewig scheinende Nacht ein Ende und in staunendem Erwachen blickte sie um sich, als es wieder Tag wurde.

Die kalten Betonwüsten hatte sie hinter sich gelassen, nur um sie gegen die unsägliche Hitze der leeren Weite einer Sandwüste einzutauschen. Tausenden von Nadelstichen gleich prasselte nun anstelle des lauen Sommerregens heißer Sand schmerzlich auf ihre Haut. Und plötzlich, fast zum Greifen nahe, tauchte es auf, schien es plötzlich erreicht zu sein, ihr Ziel. Eine schattenspendende und schutzgewährende Oase. Eine Oase, in der sie nach dieser langen Reise endlich Ruhe finden wollte.

Aber es war nichts als ein Trugbild, das sich vor ihren Augen aufgetan hatte. Eine Fata Morgana. So stolperte sie weiter. Müde stolpernd setzte sie Schritt vor Schritt. Kämpfte sich durch das gleißende Licht und die flirrende Hitze der Wüste bei Tag und durch die eisige Kälte und stille Leere der Wüste bei Nacht.

War dieser unbändige Drang nach dem Ziel ihrer Träume wirklich die Qualen dieses beschwerlichen Weges wert?
Würde sie es jemals erreichen ihre Träume leben zu können?
Würde dieser unendlich lange Weg wirklich niemals enden?
Sollte sie wirklich niemals irgendwo ankommen?

Eine Umkehr war längst nicht mehr möglich.
Der Weg zurück war längst versperrt.
Und so akzeptierte sie schließlich den Weg voller Mühlsal als ihr Ziel.

© chaosdiva

 

Hello chaosdiva,

und ich hatte immer geglaubt, der Weg zum Ziel könnte ein wenig angenehmer sein ;-)
Das ist eine düstere, nachdenkliche Geschichte, die sprachlich vielleicht noch gewinnen könnte:

Es ist doch nicht von Interesse, dass die Vielzahl (meintest Du: Mehrzahl? oder alle?) der Sterne mit aller Pracht funkelt, wenn der Himmel das hinter schweren Wolken sowieso verbirgt - das gilt selbst für eine imaginäre Reise.

'...daß sie sich kaum noch daran erinnern konnte, wann sie überhaupt diese Reise angetreten hatte.Sie wußte nur noch, daß es die tiefe bedrohliche Schwärze einer nächtlichen Finsternis war, die sie auf ihrem Versuch, die kalten Betonwüsten hinter sich zu lassen, umgab. Und sie erinnerte sich nach so langer Zeit immer noch an...' - Dreimal 'noch' ist doch arg viel ;-)

'So stolperte sie weiter. Müde stolpernd setzte sie Schritt vor Schritt..' Hier würde ich stolpernd weglassen.

Viele Grüsse vom gox

 

hi gox,
... danke für deinen kommentar ... das mit der vielzahl der sterne hat eine besondere bedeutung, weil ich einzelne kurzgeschichten geschrieben habe, die eher episodenartig gelesen alle zusammen eine geschichte ergeben ... aber dein kommentar macht mir klar, daß ich jede einzelne so gestalten sollte, daß sie sich auch einzeln aus dem zusammenhang herausgerissen verstehen lassen ... wie du siehst, bin ich ganz neu hier und hab erst mal nur zwei meiner "werke" hier gepostet ... für deine anderen anregungen bin ich dir sehr dankbar, vor allem auch im hinblick auf die sprachliche verbesserung ... ich werd sie sicher noch überarbeiten ...

 

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