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Über den Wolken

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23.10.2004
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Über den Wolken

Die Frau Bundeskanzlerin traute ihren Ohren nicht. Genau genommen ihrem rechten Ohr, an das sie ihr Handy hielt.
„Das glaub ich jetzt nicht.“
Der aufgeregte Kanzleramtsminister am anderen Ende der Leitung war nach alter Tradition ein Vertrauter der Kanzlerin. Sein Job war die Geschäftsführung des ihres Amtes. Und er überbrachte seiner Chefin gerade eine ungewöhnliche Botschaft.
„Woher...?“ Über des Frau Bundeskanzlerins Kopf zeichnete sich ein imaginäres Fragezeichen ab, dessen Ausmaße über Flugzeugkabine hinauszuwachsen drohten. Sie war es gewöhnt hier oben Politik zu machen. Hier in den Wolken, wo das Ozonloch fast mit den Händen greifbar war, und doch niemand etwas dagegen tun konnte. Wo die Luft rein und klar war, aber nicht mehr viel zu erkennen war, weil alles so winzig wirkte. Natürlich nicht, wenn es unter ihr regnete. Dann sah die Bundeskanzlerin logischerweise nur Wolken.
„Kein Wort nach draußen. Ich rede mit dem Innenminister.“
Sie war es auch gewohnt, dass niemand von unten durch die Wolken sehen konnte. Mit einem leisen Klicken beendete sie das Gespräch und sah in die Runde. Ihre zwei anwesenden Beraterinnen schauten sie erwartungsvoll an. Da sie gleichzeitig auch Freundinnen der Kanzlerin waren, schwang auch eine gehörige Portion freundschaftlicher Neugierde mit, als sie das Gesicht der Chefin sahen.
„Was gibt’s?“ fragte Frau Libera.
„Er sagte, er hätte die Info vom BND-Chef.“
„Frau Kommuni fiel direkt ein: „Aber er ist doch selbst der Chef des BND.“
„Nein,“ entgegnete Frau Libera, „er ist der Chef vom BND-Chef.“
„Wie auch immer“, sprach die Kanzlerin. „Der BND ist der Auffassung, dass-...“
„Der BND oder der Chef?“
„Völlig egal. Sie glauben, dass wir beobachtet werden.“
„Wer wir?“ fragte Frau Libera.
„Wir. Unsere Politik. Alles, was wir hier machen.“
„Ja und?“ Frau Kommuni zuckte die Schultern. „War doch immer so.“
„Diesmal anders.“ Die Kanzlerin machte es gerne spannend. Meist, indem sie viel sagte, ohne wirklichen Inhalt in die Worte zu packen. „Es sind unsere eigenen Leute.“
„Wir beobachten uns selbst?“ Frau Kommuni war begeistert.
„Ich find, Eigenkontrolle ist eh viel sinnvoller“, meinte Frau Libera.
„Nein.“ Die Kanzlerin war zum Glück eine geduldige Frau. „Nicht wir selbst. Nur unsere eigenen Leute.“
„Da wer denn nun?“
„Der Verfassungsschutz.“
Das Innere des Flugzeugs, jedenfalls die geräumige und völlig schalldichte Passagier-Kabine, verfiel in tiefes Schweigen. Die Bundeskanzlerin nahm ihr Handy und wählte die 5. Auf der 5 war der Innenminister eingespeichert. Sie fand das witzig, weil die 5 in der Mitte der anderen Zahlen lag, also innen. Schnell erklärte sie ihm die Lage und stellte das Handy auf laut.


„Der Bundesverfassungsschutz?“ fragte der Innenminister. „Kontrolliert uns?“
„Ja, das sind doch deine Leute. Musst doch du wissen.“
„Ich weiß nichts. Wieso kontrolliert uns der Verfassungsschutz?“
„Jemand hat wohl ein Ermittlungsverfahren dort eingeleitet. Sagt der BND.“
„Der BND sieht überall Kobolde mit Spitzhacken in unseren Stollen. Ist er sicher?“
„Er ist sicher.“
„Das dürfen die doch gar nicht! Nicht, ohne Zustimmung des Bundestags.“
„Wir sollen einem Ermittlungsverfahren gegen uns zustimmen? So naiv sind die nun auch nicht.“
„Und mit welchem Grund ermitteln sie gegen uns?“
„Irgendein Neuling bei denen hat den Verdacht geäußert, wir würden die freiheitlich demokratische Grundordnung gefährden.“
„Womit?“
„Mit deinen neuen Sicherheitsverordnungen und -gesetzesvorhaben zum Beispiel.“
„Ich muss die innere Sicherheit aufrecht erhalten! Das ist mein Job!“
„Weiß ich. Aber der andere Grund ist viel schlimmer.“
„Welcher?“
„Sie legen unsere Beziehungen zur Wirtschaft als Korruption aus, womit wir unsere demokratische Legitimation ausnutzen, wenn ich das so richtig verstanden hab.“
Frau Kommuni nickte, Frau Libera schüttelte den Kopf.
„Ich sprech mit ihnen.“ sagte der Innenminister. Als Chef des Chefs des Bundesverfassungsschutzes konnte er dort mit jedem reden, jederzeit. Er legte auf. Nach drei Minuten rief er wieder an: „Sie hören nicht mehr auf mich, da ich auch unter Verdacht stehe. Mensch, so eine Demokratie ist echt kompliziert. Mein Vorschlag: Wir wechselnd den Chef des Verfassungsschutzes aus. Das müsste ja gehen. Begründung in der Öffentlichkeit: Er hat den Geheimschutz missachtet, oder sowas.“
„Das ist gut“, überlegte die Kanzlerin laut, „damit stürzen wir den V-Schutz in eine Krise und sind aus dem Schneider. Wir brauchen nur eine Info, die er verraten haben soll.“
„Wie wärs mit irgendwas aus der Kofferbombensache vom August?“
„Klingt zu abgedroschen. Obwohl, warte.“ Sie zögerte kurz. „Die Koffer-Affaire. Wie klingt das?“
„Skandalös.“
„Sehr schön. Das im Kabinett durchzukriegen dürfte kein Problem sein. Die sind alle betroffen, nehm ich mal an. Und wenn nicht erfahren sie das nach der Abstimmung.“
Frau Libera und Frau Kommuni nickten zustimmend.
„Das ist Regieren, wie ich es mag“, meinte der Innenminister. „Man ist Herr der Lage.“
„Vielleicht,“ meinte die Bundeskanzlerin, „sollten wir überlegen, ob das internationale Verflechtungen nach sich zieht. Ist der V-Schutz-Chef beliebt bei den Nachrichtendiensten?“
„Es geht. Er ist verzichtbar.“
„Und wie stünden wir da in der Welt mit dem Skandal?“
„Wird kaum für Aufsehen sorgen. Wir schicken schließlich zur Zeit Soldaten in den Nahen Osten, das ist spannender.“
„Gut.“ Sie legte auf.


„Wir müssen uns beim BND bedanken“, merkte Frau Libera an.
Die Kanzlerin dachte kurz nach. „Ja. Gut, dass man den Behörden in unserem Staat vertrauen kann.“
Frau Kommuni nickte. „Eine personelle Aufmerksamkeit ginge vielleicht.“
„Was haben wir heute so vor?“ fragte die Chefin mit einem Blick auf die sonnenbeschienenen Wolkenoberflächen.

 

hallo theshire

daraus könnte was werden. für gesellschaft finde ich es zu unrealistisch. passt mehr zu satire.
nette theorie deine kleine verschwörungsgeschichte, aber ob es sowas wirklich gibt.:D
du scheinst wohl, am anfang jedenfalls, den missionar spielen zu wollen.

Hier in den Wolken, wo das Ozonloch fast mit den Händen greifbar war, und doch niemand etwas dagegen tun konnte.
passt nicht so toll in eine "politische" geschichte.:whocares:
aber ich habe gute nachrichten für dich. die ozonwerte sind zurück gegangen.
Die Frau Bundeskanzlerin traute ihren Ohren nicht. Genau genommen ihrem rechten Ohr, an das sie ihr Handy hielt.
nicht so doll, aber wie gesagt, für satire ginge das.
Dann sah die Bundeskanzlerin logischerweise nur Wolken.
ja ne ist schon klar, was soll sie sonst sehen. das flugzeug kann sehr schlecht durch wolkenkratzer fliegen ...:sealed: ups
„Kein Wort nach draußen. Ich rede mit dem Innenminister.“
seit wann darf die kanzlerin nicht mit ihrem homy sprechen?
sie könnten sich ja auch ganz normal unterhalten. über die wolken und sooo.
„Was gibt’s?“ fragte Frau Libera.
„Er sagte, er hätte die Info vom BND-Chef.“
„[B]Frau Kommuni [/B]fiel direkt ein: „Aber er ist doch selbst der Chef des BND.“
:D
weg damit
Sie fand das witzig, weil die 5 in der Mitte der anderen Zahlen lag, also innen. Schnell erklärte sie ihm die Lage und stellte das Handy auf laut.
:thdown: nicht wirklich gut, wenn du deinen witz erklären muss. doch dieser "witz" ist auch so absurd, dass ich nie draufgekommen wäre. vllt kannst du den so umformulieren, dass man ihn ohne erklärung versteht. vllt so: sie drückte die taste fünf, wo der innenminister... ach keine lust, mach selber.
Wie wärs mit irgendwas aus der Kofferbombensache vom August?“
„Klingt zu abgedroschen. Obwohl, warte.“ Sie zögerte kurz. „Die Koffer-Affaire. Wie klingt das?“
„Skandalös.“
hier klingen sie wie journalisten der bildzeitung. :hmm: journalisten? was rede ich da für ein quatsch. ich meinte die beschäftigten der BILD zeitung.
Mensch, so eine Demokratie ist echt kompliziert.
das ist der grund warum herr hussein und herr hitler die andere seite gewählt haben.
ne jetzt ernst. hier klingt der innenminister sehr kindisch und blöd.
Ist der V-Schutz-Chef beliebt bei den Nachrichtendiensten?“
„Es geht. Er ist verzichtbar.“
„Und wie stünden wir da in der Welt mit dem Skandal?“
„Wird kaum für Aufsehen sorgen. Wir schicken schließlich zur Zeit Soldaten in den Nahen Osten, das ist spannender.“
yeah, ein perfekter plan. so werden sie aufjedenfall durchkommen und keiner wird auch was ahnen.

trotz der vielen kritikpunkt würde ich jetzt nicht sagen, die geschichte ist schlecht, sie ist aber auch nicht gut.

Zitat von JoBlack
daraus könnte was werden
jep, das denke ich auch.;)

cu J:baddevil:

 

Danke für den Kommentar und die Zeit, die du darauf verwendet haben musst *gg*.

Aber ETWAS interpretieren wär schon kuhl *lach*. Natürlich meine ich mit dem Ozonloch nicht das Ozonloch, und ebenso wenig sind mit Wolken wirklich Wolken gemeint *lach*. Das wäre ja ein wenig witzlos für eine Kurzgeschichte. Selbiges gilt für den 5er-Witz, der ja logischerweise alles andere als witzig sein soll *g*. Aber gut, wäre die Story direkt im Bereich "Satire" gelandet, wär man da leichter drauf gekommen. Da hast du Recht.
Ich vergesse immer, dass Politik grundsätzlich ein kleines bisschen zynisch wirkt *g*. Aber hier war es ja bewusst unrealistisch geschrieben.

Die einzelnen Kritikpunkte arbeite ich morgen abend ein, wenn ich Zeit habe, dafür ein ganz dickes Dankeschön. Nur einen hab ich nicht verstanden:

JoBlack87 schrieb:
hallo theshire
seit wann darf die kanzlerin nicht mit ihrem homy sprechen?
sie könnten sich ja auch ganz normal unterhalten. über die wolken und sooo.

Die Kanzlerin spricht zum Kanzleramts-Chef, den man ja gar nicht hören kann^^. Ist ja ein Telefonat.

 

Zitat:
Zitat von JoBlack87
hallo theshire
seit wann darf die kanzlerin nicht mit ihrem homy sprechen?
sie könnten sich ja auch ganz normal unterhalten. über die wolken und sooo.


Die Kanzlerin spricht zum Kanzleramts-Chef, den man ja gar nicht hören kann^^. Ist ja ein Telefonat.

das mein lieber ist eine begrüßung, ob du das verstehst oder nicht. okay beim nächsten mal schreibe ich einfach nur theshire.;)
schon klar, dass es ein telefonat ist und das die leute um die kanzlerin nicht hören können, was der gesprächspartner sagt. aber die kanzlerin sagt ja "kein wort nach draußen. ich spreche mit dem innenminister"<-- ich dachte das wäre an die beiden frauen gerichtet. das sie den anderen fluggästen nichst davon erzählen sollen.
Natürlich meine ich mit dem Ozonloch nicht das Ozonloch, und ebenso wenig sind mit Wolken wirklich Wolken gemeint
ach das meinst du? ja wenn das so ist, dann habe ich das jetzt kapiert. *immer noch ahnungslos und noch verwirrter*
was meinst dann mit wolken, wenn nicht wirklich wolken gemeint sind? zuckerwatte:lol:
Aber hier war es ja bewusst unrealistisch geschrieben.
ja das habe ich gemerkt!
Danke für den Kommentar und die Zeit, die du darauf verwendet haben musst *gg*.
ja so zwei stunden saß ich schon dadran.:D
bekomme ich dafür ein honorar oder so:naughty:

 

Über des Frau Bundeskanzlerins Kopf
der
wo das Ozonloch fast mit den Händen greifbar war, und doch niemand etwas dagegen tun konnte.
kein Komma
Da sie gleichzeitig auch Freundinnen der Kanzlerin waren, schwang auch eine gehörige Portion freundschaftlicher Neugierde mit
„Er sagte, er hätte die Info vom BND-Chef.“
„Frau Kommuni fiel direkt ein: „Aber er ist doch selbst der Chef des BND.“
„Nein,“ entgegnete Frau Libera, „er ist der Chef vom BND-Chef.“
„Wie auch immer“, sprach die Kanzlerin. „Der BND ist der Auffassung, dass-...“
„Der BND oder der Chef?“
„Völlig egal.
Als Kanzlerin kriegt sie selbstredend Infos vom Chef. Also sollten auch ihre Beraterinnen kein solches Auflebens darum machen. Und ich würde alles fett gesetzte streichen, wahrscheinlich ersatzlos.
Das ist Regieren
regieren


Sire,

da fehlt noch was. Du scheinst ernste Absichten mit der Geschichte zu haben, dafür wirkt sie aber tatsächlich zu satirisch, darin jedoch nicht entschlossen genug. Und wenn sie ernst sein soll, symbolisch, dann fehlt ihr genau diese Eindeutigkeit.
Und ist Frau Kommuni wirklich eine Freundin der Dame und Kanzlerin, zumindest der, die ich vor Augen habe ? Frau Libera kann ich mir freundschaftlich verbandelt vorstellen, doch so wie Du beide skizzierst und benennst wirkt Erstgenannte für eine Kanzlerberaterin mit Kontakten zur Wirtschaft unglaubwürdig. Soweit sind wir noch lange nicht :D

Grüße,
C. Seltsem

 

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