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Über den Dächern

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25.06.2014
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Über den Dächern

Wieder konnte ich nicht schlafen. Wieder riss mich ein wirrer Traum aus meinem Schlaf. Ich lief diese schmale, hölzerne Treppe hinab in das dunkle Kellergewölbe. Überall waren Spinnweben. Ich lief und lief ohne den Keller zu erreichen. Endlose Stufen, ich konnte sie nicht zählen. Es waren zu viele. Meine Hand war voller Blut, in der Hand hielt ich ein langes Messer. Barfuss lief ich über das Holz und schaute auf meine Hand. In langen Fäden tropfte das Blut auf den Boden. Spitze Schreie hallten durch die Nacht, ich konnte sie nicht zuordnen. Ich lief immer weiter, meine Hand wurde ganz ruhig. Das Blut rann über meinen Arm. Auf der Treppe begegnete ich zahlreichen selbstgemalten Bildern, die schief und teilweise zerbrochen an den maroden Wänden hingen. Ein Seefahrer, der schreiend seinen Anker warf. Eingebettet in rote Wellen und schwarze Felsen, die wie Messerklingen aus dem Wasser schauten. Sein Gesicht unkenntlich gemacht. Jede Nacht lässt mich dieses Bild erschauern. Aufzucken. Dann noch diese alte Frau, die ein totes Kind in ihren Armen hält. Sie lächelt zufrieden und drückt es zum Stillen an ihre Brust. Ebenfalls unkenntlich das Gesicht des toten Kindes. Immer an diesem Bild werden meine Schritte langsamer, bin fast unfähig mich zu bewegen, dennoch muss ich es ansehen. Immer und immer wieder. Ihre Augen verfolgen mich. Sie scheint mich zu beobachten. Ich entferne mich von ihr, spüre ihre Blicke in meinem Nacken. Ich laufe weiter. Halte ihren Blicken nicht stand. Wieder diese Schreie von oben.
Im Keller unten brennt Licht. Es ist aber noch so klein und so weit weg, dass ich ihn nur erahnen kann. Gesehen habe ich ihn noch nie. Ein kleines Geländer an dem ich mich abstützen kann. Wie eine große Spirale führt mich die Treppe nach unten. Unter meinen Füßen tanzt das schwache Licht. Meine Finger kleben und ziehen länge Fäden. Das Blut wird schwer. Vorsichtig schaue ich über das Geländer. Ein dunkler Schatten ist zu erkennen...
Es war wie jede Nacht. Ich wachte schweißgebadet auf. Ich brauchte einige Minuten um mich zu sammeln und mich zurechtzufinden. Meine Frau schlief ganz ruhig, sie hatte von alledem nichts mitbekommen. Sie lag mit dem Gesicht mir zugewandt und schlief ganz tief und fest. Ganz leise hörte ich sie atmen. Sie sah so friedlich aus. Ich stieg in meine Schuhe und ging auf den Balkon um eine Zigarette zu rauchen. Kalter Wind blies mir ins Gesicht. Seit zwei Monaten weckte mich jede Nacht dieser Traum und seit zwei Monaten stand ich nachts auf dem Balkon. Was hatte er zu bedeuten? Jede Nacht stand ich auf dem Balkon und musste etliche Zigaretten rauchen um mich zu beruhigen. Meiner Frau erzählte ich nichts davon. Was hätte ich auch sagen sollen? Wie hätte sie mir helfen können?
Von meinem Balkon hatte ich einen tollen Ausblick. Das ganze Dorf lag unter mir. Ich konnte fast alle Häuser erkennen. Das Dorf lag in seinem Schlaf. Langsam beruhigte ich mich wieder, aber an Schlaf war nicht mehr zu denken. Ich ging in die Küche und machte mir einen Tee.In drei Stunden würde die Sonne aufgehen. Ich setzte mich in die Küche und griff nach meinem Buch. In zwei Stunden würde ich meine Frau wecken, zwei Stunden hatte ich noch Zeit. Ich genoss die Ruhe und las.

Langsam stieg ich die Stufen hinab. Aus der Ferne sah ich wieder die Frau mit ihrem Kind. Sie schien schon auf mich zu warten. Ich verkrampfte und meine Schritte wurden langsamer. Wieder hörte ich von oben diese Schreie. Dieses Mal waren sie noch lauter und entsetztlicher als an den Tagen zuvor. Das Blut an meiner Hand ist mehr geworden. Ich hatte Mühe das Messer zu halten. Das Kind an der Wand hatte ein blasses Gesicht und schaute zu ihrer Mutter. Ich konnte den Anblick nicht ertragen und lief weiter., ohne das Gesicht gesehen zu haben. Ich torkelte hinab und schaute wieder über das Geländer. Das Licht im Keller zuckte und ging immer wieder aus. Ich stützte mich und lief weiter. An diesem Tage bin ich weiter gekommen. Ich war dem Licht näher als jemals zuvor. Die Stufen wurden brüchig und knarrten. Meine Schritte schienen zu versinken. Die Dunkelheit wurde immer unheimlicher. Nur die Gemälde an den Wänden waren beleuchtet. Aus weiter Ferne konnte ich das nächste erkennen. Es war mir neu und völlig unbekannt. Eingebettet in einen goldenen Rahmen strahlte es auf mich herab. Ich trat an das Geländer und betrachtete es. Anders als bei den anderen, blieb ich davor stehen. Ein Mann lag in einer Hundehütte und aß aus einem Napf. Blutige Striemen liefen über seinen nackten Körper. Davor stand eine Frau mit einer Peitsche. Sie stand vor ihm und hob ihre Peitsche. In dem Napf lag ein kleiner Hund mit geöffnetem Schädel. Der Mann schien ihn mit verzerrtem Schrei zu essen. Man sah nur seinen Schrei, der Rest war verschleiert. Wortlos ging ich an dem Bild vorbei. Es schien mich nicht mehr zu interessieren. Das Licht kam näher und ich spürte die Wärme. Was war in diesem Keller?

Etwas riss mich aus meinem Schlaf. Ungläubig blickte ich mich um. Obwohl ich dieses Mal später ins Bett gegangen bin, war ich früher wach als sonst. Es war noch tiefe Nacht und vielleicht hätte ich es tatsächlich noch geschafft noch einmal einzuschlafen, aber mir schmerzte der Kiefer. Zu stark hatte ich beim Schlafen meine Zähne aufeinander gebissen. Die Schmerzen krochen in meinen Kopf und an Schlaf war nicht mehr zu denken. Wieder ging ich auf den Balkon und griff nach meinen Zigaretten. Es musste aufhören. Leichte Nebel lagen über den Dächern und verschleierten ihre schöne Gestalt. Straßenlaternen brannten auf die leeren Gassen. Leuchteten auf die Wege, die zu einsamen Häusern führten. Es musste einfach aufhören. Warum träumte ich immer diesen Traum? Was hatte er zu bedeueten? Es ließ mir einfach keine Ruhe. Ich hasste alles und jeden. In all diesen Häusern lagen sie friedlich in ihren Betten. Kamen zu ihrem wohlverdienten Schlaf und stärkten sich für den nächsten Tag. Nur ich stand jede Nacht auf diesem Balkon und musste ihnen zuschauen. Nur ich war es, der nicht schlafen konnte und erschöpft und entkräftet auf sie herabblickte. Ich hasste sie. In meiner Verzweiflung überlegte ich angestrengt, was mich veranlasste jede Nacht diesen entsetztlichen Traum zu träumen, fand aber nie die passende Antwort, so sehr ich mich auch bemühte. Wie konnte sie denn schlafen? Wir erlebten doch jeden Tag die gleichen Dinge. Wir waren jetzt 20 Jahre zusammen und verbrachten all unsere kostbare Zeit zusammen. Jeden Abend verbrachten wir vor dem Fernseher und lösten Kreuzworträtsel. Jeden Abend teilten wir uns das Sofa und kuschelten ein wenig.
Lag es etwa an ihr? An unserem Streit, den wir vor Monaten hatten? Sie konnte so uneinsichtig sein. Immer musste ich nachgeben. Immer musste ich den ersten Schritt auf sie zu machen. Von alleine wäre sie nicht gekommen und wir würden jetzt wohl wortlos nebeneinander sitzen und uns anschweigen. Wahrscheinlich hätten wir immer noch Streit. Aber das wäre doch auch keine Lösung gewesen, also bin ich wieder auf sie zugegangen, obwohl ich wusste, das ich im Recht gewesen war. Ich reichte ihr die Hand, wie ich es immer tat und wir schlossen Frieden. Sie konnte so furchtbar kompliziert sein. So furchtbar anstrengend. Immer musste es nach ihr gehen. Immer musste sie ihren Willen durchsetzen. Immer diese Streitigkeiten, immer dieser spitze und vernichtende Ton. Warum konnte sie denn nicht so sein wie die anderen? So wie die Freundin von Thomas. Sie war wunderbar. Bildhübsch und unaufdringlich. Sie sprach nicht viel, aber wenn, gewählt und bedacht. Thomas war so glücklich mit ihr. Immer schwärmte er von ihr, wenn wir alleine waren. Immer baute er sie in seine Geschichten mit ein. Ich machte das nicht. Ich war froh, wenn ich sie für ein paar Stunden nicht sehen musste. Ich genoss es, wenn ich mit meinen Freunden alleine war. Ohne darauf achten zu müssen, was ich sage oder wie ich es sage. Diese wenigen Stunden in der Woche waren mir heilig und für kein Geld der Welt hätte ich darauf verzichtet. Seit dreißig Jahren trafen wir uns jeden Mittwochabend. Thomas kannte ich noch von meiner Schulzeit. Gemeinsam hatten wir damals zum ersten Mal Alkohol getrunken und ich war es, der ihn damals mit Larissa zusammenbrachte, weil er viel zu schüchtern war. Ich habe sie in der Kneipe für ihn angesprochen. Sie gefiel mir schon damals, aber ich hatte schon Lea.

Vor drei Monaten hatte Thomas seinen schrecklichen Unfall. Er fuhr mit dem Auto zu schnell und die straßen waren glatt und teilweise gefroren. Sein Auto brach aus und er knallte gegen einen Baum. Larissa erzählte es mir am Telefon. Zuhause sagte ich nichts. Die ersten Wochen ging ich weiterhin Mittwochs in die Kneipe. Ich traf mich mit Larissa. Wir tranken ein wenig und sprachen über Thomas. Sie gefiel mir und ich freute mich die ganze Woche sie wiedersehen zu dürfen. Ab und an besuchte ich Thomas im Krankenhaus, aber nicht Mittwochabends. Ich machte es oft in meiner Mittagspause. Es war ein Donnerstag, als mich Larissa vor ein paar Wochen bei der Arbeit anrief. Sie sagte mir, dass sie sich nicht mehr mit mir treffen könne, da sie es irgendwie falsch fände. Ich reagierte verständnisvoll und ließ mir nichts anmerken. An diesem Tag wollte ich gar nicht nach Hause gehen.

Das Licht flackerte, als ich an dem goldenen Rahmen vorbeilief. Ich trat einen Schritt heran. Die Frau mit der Peitsche schaute mich an. In ihrer Hand hielt sie einen Ring, mit kleinen Zacken. Der kleine Hund lag in seinem Blut. Kleine Bissspuren waren an seinem Schädel zu erkennen. Der Mann in der Hütte lief auf allen vieren und wirkte verstört, sein Gesicht war nicht zu erkennen. Es war nie zu erkennen. Er war ausgemagert und sein Nacken schien leicht verdreht zu sein. Ich hielt mich an dem Geländer und folgte weiter den Spuren. Zuerst bemerkte ich es nicht, erst später auf dem Balkon. Dieses Mal war der Traum anders. Es war ruhiger. Ganz ruhig. Die Schreie schienen sich der Stille zu beugen. Alles war seltsam still. Langsam ging ich die letzten Stufen hinab. Ein letztes Bild, das schwer und thronend an den untersten Wand hing, welches in einem schweren Rahmen lag, zwang mich es näher zu betrachten. Derselbe Mann, der in der Hütte den Hund verspeisen musste stand barfuss auf einem Stuhl in Glasscherben, die Stuhlbeine waren Messerklingen. Das Blut an seinen Füßen rann über den Stuhl und tropfte auf die Erde. Triumphierend hielt er eine Peitsche in seiner Hand und streckte sie in den Himmel. Vor ihm lag eine erschlagene Frau, die ich schon von den anderen Bildern kannte. Ihre Hände waren geschunden und ihr Schädel eingeschlagen. Die Gesichter waren ganz klar und ihres voller Verzweiflung. Der Mann lachte und sah mir verblüffend ähnlich. Ich lief weiter, ohne mich umzudrehen. Ich war im untersten Raum angekommen, vor mir lag nur noch eine Türe. Ich öffnete sie und trat ein. Riesige Spiegel kamen mir entgegen. Alle Wände waren riesige verspiegelte Scheiben. Ich ging in die Mitte des Raumes und setzte mich, die Klinge in meiner Hand. Mit meinen Fingern fuhr ich über die Klinge und streichelte sie. Ich entfernte das Blut, streifte es mit meinen Fingern ab. Die Schreie meiner Frau waren nicht mehr zu hören, sie verstummten endgültig, das Messer brauchte ich nicht mehr. Noch lange saß ich da und betrachtete mich. Endlich hatten die Schreie ein Ende. Endlich ließen sie mich in Ruhe. Am nächsten Morgen weckte mich meine Frau. Ich ging auf den Balkon und rauchte eine Zigarette. Ich fühlte mich frisch und ausgeruht. Der Traum kam nie wieder und ich fand meinen Schlaf.

 

Hallo Sterna1308,
willkommen bei den Wortkriegern.

Deine Geschichte enthält eine bekannte Idee, Träume von Gewalt und eine gestörte Beziehung zu verknüpfen, was mAn jedoch nichts macht, wenn man nur genügend eigene Zutaten darin vermengt, sprich, es schafft, den Leser in der Geschichte andocken zu lassen, und das Ganze spannend zu schreiben.
Doch beides ist dir (noch) nicht gelungen. Ich würde es aber gerade mit dieser Geschichte ruhig mal probieren, sowohl den Mann und die Frau als auch ihre Beziehung lebendig zu machen, die Kernidee, mit der lässt sich doch was anstellen.

Zum Inhalt:
Die Traumbilder sind schon ganz gut gemacht, besonders später, wenn die alte Frau auftaucht und so, die das Kind stillt. Ich habe jedoch oft den Bezug zu seinem Leben etwas suchen müssen. Stellenweise kam es mir also willkürkich vor.
Um die Sache inhaltlich anspruchsvoller zu gestalten, sollten die Traumbilder sich noch mehr verändern und viel stärker mit der Beziehung der Eheleute verknüpft werden. Da ist zwar eine Entwicklung angedeutet, am Anfang beobachtet er seine Frau ja, wie sie ruhig schläft, das wirkt noch ganz neutral, dann aber liest man später, dass er sie eigentlich nicht mehr sehen mag. Diese Entwicklung holpert sehr. Sie wird auch meistens nur behauptet oder in dem Vergleich zu seinem Freund gesehen, aber leider wenig auch mal in ihrem Miteinander gezeigt. Also die Entwicklung der Beziehung und die beiden Charaktere selbst kommen viel zu kurz, als dass man sich als Leser in diese Geschichte einfühlen könnte.


Was das spannende Schreiben betrifft, habe ich leider auch was zu meckern.
Das sind hier vor allem die Wiederholungen von Wörtern und die Ungenauigkeiten beim Schreiben, außerdem die Fülle von Satzreihen (aneinandergereihte Hauptsätze), die alle recht kurz sind und oft ähnlich konstruiert.
Ein paar allgemeine Aussagen dazu aus meiner Sicht:
Wortwiederholungen kann man einsetzen, wenn man damit die Aufmerksamkeit lenken will. Aber auch nur dann. Sonst ermüden Wortwiederholungen nur den Leser.
Ungenauigkeiten lassen einen aus dem Text stolpern beim Lesen, man ist für einen Moment draußen und fragt sich, ob das geht oder so - und schwups ist die Spannung dahin.
Und zu den Satzkonstruktionen so viel: Wenn man sich selbst vorliest, bemerkt man die Wirkung von Satzzeichen. Kurze, durch Punkte beendete Sätze wirken wie ein Stoppschild. Kurze, aneinandergereihte, durch Komma verbundene Sätze können das Tempo steigern. Schon da machen Satzzeichen viel aus. Mehr natürlich noch die Länge der Sätze selbst. Du benutzt viele Ellipsen und kurze Sätze oder Satzreihen. Kurze, einfach gebaute Sätze erhöhen zwar den Lesefluss insgesamt, weil Leute Schwierigkeiten haben, durch verschachtelte Sätze durchzublicken, ein Kleist würde heutzutage sicherlich nicht mehr gerne gelesen werden, aber auf Dauer sind kurze Sätze ermüdend. Am besten liest es sich, finde ich halt, wenn man da für Abwechslung sorgt.

Wieder konnte ich nicht schlafen. Wieder riss mich ein wirrer Traum aus meinem Schlaf.
Wortwiederhilung wieder, aber ich finde die hier gut, weil sie klar macht, dass der Traum regelmäßig erfolgt und den Protagonisten sehr stört.
Was aber inhaltlich und zeitmäßig ungenau ist, wenn der Mann nicht schlafen konnte, konnte er auch nicht träumen. Das müsstest du also umformulieren. Und der zweite Satz müsste eigentlich im PQP stehen.: wieder hatte mich ein wirrer Traum aus dem Schlaf gerissen, denn das ist ja vor dem Aufwachen passiert. Der Satz danach kann wieder ganz normal ins Präteritum schlüpfen, denn dann ist das vorzeitige Geschehen ja schon durch den einen Satz klar gemacht worden.

Ich lief diese schmale, hölzerne Treppe hinab in das dunkle Kellergewölbe.
Warum diese? Kenne ich die Treppe? Diese ist ein Neudeutschwort, das immer dann verwendet wird, wenn man einem anderen anzeigen will, dass der schon wissen wird, dass es eine bestimmte Treppe ist, man spart sich sämtliche Aussagen über die Treppe durch die Verwendung des bequemen "diese". Im Gespräch völlig okay, aber es ist Umgangssprache. Entweder du beschreibst die Treppe, oder, wenn das gar nicht wichtig ist, dann lass "diese" weg. eine Treppe genügt doch. Find ich viel stärker.

Ich lief und lief Komma ohne den Keller zu erreichen. Endlose Stufen, ich konnte sie nicht zählen. Es waren zu viele.
Da ist so ein Beispiel für Wiederholungen. Wenn er immer nur läuft, werden die Stufen wohl endlos sein, und dann kann man sie auch nicht zählen, weil es halt zu viel sind. Das ist immer ein und dieselbe inhaltliche Aussage.
Einer hier im Forum hat mir mal den Tipp gegeben, dass man gerade in Kurzgeschichten darauf achten sollte, dass jeder Satz eigentlich eine nach vorne treibende Information enthalten sollte. Ist vielleicht ein etwas prinzipieller Ratschlag, aber er ist sehr nützlich, um sich selbst ein wenig zu überprüfen. Und bei dir hier kriegt man drei Sätze lang das absolut Identische erzählt. Ein einziger Satz genügt, und du verlangsamst deine Handlung nicht so.

Meine Hand war voller Blut, in der Hand hielt ich ein langes Messer. Barfuss lief ich über das Holz und schaute auf meine Hand. In langen Fäden tropfte das Blut auf den Boden.
Hier sind nicht nur inhaltliche Wiederholungen, sondern auch von der Aufmerksamkeitslenkung her disparate Sichten: Erst auf die Hand, dann auf das Messer. Dann auf die Füße, zurück auf die Hand und über das Blut wieder auf den Boden. Das wirkt nicht nur unruhig, sondern auch nicht überdacht. Es wirkt nicht gewollt, als bewusste Lenkung, die ein bestimmtes Bild dem Leser zeigen will, zum Beispiel das vom Messer auf den Boden tropfende Blut, das meinetwegen seine Füße rot verschmiert, sondern es wirkt willkürlich. So als wäre es dir einfach eingefallen und du hättest es aneinandergereiht, ohne die Wirkung zu bedenken. Auißerdem hier jede Menge wiederholte Wörter: fettgedruckt.
Das ist einfach stilistisch sehr unschön. Ich könnte mir vorstellen, gerade an dieser Stelle, ein Satzgefüge viel besser angebracht wäre. Mit Satzgefüge meine ich eine Konstruktion aus Hauptsatz und Nebensatz oder Nebensätzen. Nicht jeder kennt sich ja mit so einem Fachgeschwätz aus.

Spitze Schreie hallten durch die Nacht, ich konnte sie nicht zuordnen. Ich lief immer weiter, meine Hand wurde ganz ruhig. Das Blut rann über meinen Arm.
Durch die Nacht? Ich denke, er ist drinnen? Wieder so eine Ungenauigkeit. Ebenso im letzten Satz, da rinnt das Blut plötzlich über seinen Arm, war vorher aber nur auf der Hand. Und auch wieder aus meiner Sicht zuviele Satzreihen.

Jede Nacht lässt mich dieses Bild erschauern. Aufzucken.
Jetzt bist du plötzlich im Präsens drin. Kann man hier machen, weil du eine allgemeine Aussage triffst: jede Nacht. Aber du bist im Satz danach n den Sätzen danach im Präsens geblieben. Und da solltest du dich dann schon entscheiden, in welcher Zeit du nun eigentlich schreiben willst. Präsens oder Präteritum.
Davon abgesehen, finde ich die direkte Abfolge von erschauern und aufzucken nicht gut. Das sind zwei ganz unterschiedliche Reaktionen auf ein und dieselbe Sache. Wenn ich mir das in der Realität vorstelle, verspürte ich erst mal ein bisschen Schauder, um mich dann ordentlich zu erschrecken, aber wovor denn dann? Da muss doch dann noch was anderes passiert sein. Erschauern und Zucken sind beides vegetative Reaktionen, die aber zusammen nicht auftauchen. Entweder erschauere ich, das ist die gemäßigte Variante von Schrecken, oder ich fahre richitg zusammen, das ist die harte. So direkt aufeinander passt das für mich nicht.

So bis hierhin mal.
Vielleicht hoffentlich kannst du was damit anfangen.
Viele Grüße von Novak

 

Hallo Stema1308,
spannende Geschichte, fand ich. Fand sie auch flüssig geschrieben, gut lesbar und verständlich. Sehr schön plastische Darstellungen. Den Schluss fand ich nachvollziehbar, aber ein bisschen enttäuschend. Nach so viel Drastischem löst sich alles in Wohlgefallen auf. Oder anders gesagt - es geht ja wohl um unterdrückte Agressionen, und in dem Moment, wo das durchschaut wird, ist alles wieder gut. War mir irgendwie zu einfach...

Ich lief immer weiter, meine Hand wurde ganz ruhig.

Darüber wundert man sich, weil vorher nicht beschrieben wird, dass die Hand zittert o.ä.

Das Kind an der Wand hatte ein blasses Gesicht und schaute zu ihrer Mutter.

seiner Mutter? Oder meinst Du die Mutter seiner Frau, das wäre dann aber etwas zu subtil in dem Zusammenhang...

Warum träumte ich immer diesen Traum? Was hatte er zu bedeueten?
dann folgend
In meiner Verzweiflung überlegte ich angestrengt, was mich veranlasste jede Nacht diesen entsetztlichen Traum zu träumen, fand aber nie die passende Antwort, so sehr ich mich auch bemühte.

Das ist "doppelt gemoppelt"...

Es gibt noch Rechtschreibfehler und grammatikalisch könnte man sicher hier und da die Zeitformen überdenken, aber da bin ich leider kein Experte...

Also - insgesamt bewundere ich, wie Du Spannung aufbaust und finde die heftigen Traumbilder toll beschrieben. Du nutzt die Traumdarstellung, um schreckliche Dinge bildhaft zu erzählen und stellst die friedliche Stimmung des Dorfes als Kontrast daneben, was ja auch eine schöne Metapher für den inneren Zwiespalt des Prot ist, nach außen hin immer Frieden zu stiften, Streit nicht auszutragen...

Liebe Grüße
Cleng

 

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