Äpfel und Aprikosenspalten
Äpfel sind teurer geworden. Ich weiß nicht warum – wegen des Euros? Sicher nicht.
Vermutlich werden Wetterunbilden verantwortlich gemacht – für die Notwendigkeit,
der Verteuerung... Ich stehe an der Kasse. Und ich achte auf den Preis von Äpfeln,
vermutlich aus dem Alten Land. Also aus Deutschland, trotzdem weit weg... Viele
Liter Diesel weit weg... Ich kaufe sie trotzdem, fördere den alltäglichen Wahnsinn. Ich
kümmere mich nicht darum... Niemand tut das.
Ein gefärbtes, zerknittertes Haar verfängt sich in den Aprikosen – im Kunststoffnetz...
Sollte ich das kommentieren? Vermutlich erwartet man das... Die Verkäuferin ist über
40. Ihre Kollegen sprechen nicht mit ihr. Nie, wenn ich hier bin. Sie wird sich denken,
daß ich es merke. Sie wird mich kennen. Sie wird mich hassen. Ich bemitleide sie.
Frau über 40... Naturblond, mit dunklem Haarboden... Cellulites bis über die Stirn...
Zerstörtes Selbst... An einer Kasse in Gonzenheim (kurz vor Acht)...
Aprikosen? Ob sie teurer geworden sind... Ich nehme es an. So lang kaufe ich sie
noch nicht. Wer fragt mich so etwas? Ich bleibe stecken – im Grübeln. Beim Blick auf
das Bier... Niemals mehr als vier. Ich verteile mein Pensum auf zwei Filialen. Meine
offizielle Dosis liegt also bei vier. Vier Flaschen wöchentlich. Auch wenn das die
Pfandauslöse erschwert. Es gäbe Geschichten dazu... Ich bin erfinderisch. Doch ich
bleibe hier, in Gonzenheim. Die Handlung folgt also der Forderung: Nach Ort und
Zeit... Sie folgt der Wahrnehmung. Irgendwie auch diesem Leben.
18, 16, 15, 17... Schätzungsweise. Davon eine häßlich (man braucht sie, wegen des
Führerscheins). Aber diese Schnitte – schnitt 16 – mir gegenüber... An der
Süßwarenkasse... Dieses Fleisch, und diese Feste. Diese Form, dieser Stoff... Ich
beneide das Textil. So völlig zu berühren, so völlig eins zu sein, mit dieser Form,
geduldsam dehnend, eng geduldet... Diese Tittchen, dieser Spalt – Ich sprach von
Obst... Wie kam ich drauf? Dieses alberne Kichern! – „Zwölf Euro Fuffzehn.“ – Ich
finde einen roten Schein, einen Euro und 20 Cent. Auch einen Beleg über
Einwegpfand... Äpfel sind teurer geworden... Zweifelsohne. Seit ich Aprikosen spalte,
bleibt mir nicht viel. Nicht viel mehr, als acht Flaschen Bier.
Das ist es wohl wert.