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Watte

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08.11.2001
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Watte

Watte

In Watte gepackt. Einfach, schlicht und weich. Wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, hat sie gesagt. Du behandelst mich wie in Watte gepackt. Und das geht nicht, will sie mir sagen. Eigentlich weiß ich das auch. Aber es ist einfach, schlicht und weich und sie hat es verdient.
Ich habe sie nicht verdient. Das wird sie mir nicht sagen, aber das meint sie bestimmt. Denn ich respektiere sie nicht. Aber eigentlich doch. Ich bin stolz auf sie. Nehme sie immer und überall mit. Es sei denn, es wird zu rau.
Sie will es nicht. Aber Watte ist schön. Wie der Bart vom Nicolaus. Weich und verwunschen und dann werden Wünsche wahr. So wie unser Wunsch wahr wird. So wie alles, wovon man träumen kann. In ihr von uns und weich und schlicht. Ein Wunderwunsch von dem ich träume. Ein Traumraum in meiner Phantasie.
Aber sie ist böse. Böse mit mir. Denn sie fühlt sich übersehen. Dabei sehe ich sie an. Fortwährend. Betrachte das Wunder. Du bist besessen, sagt sie, und dass ich warten muss. Noch Monate. Aber ich will nicht warten. Ich will alles richtig machen, bis dahin. Will sie auf Händen tragen und will, ja, will sie in Watte packen. Weil ich denke, sie müsste sich freuen. Aber das tut sie nicht.
Wie kann man nur Watte nicht mögen. Er wird es einmal mögen. Sich ankuscheln an das Weich, das ich um ihn lege. Oder sie. Wieder sehe ich sie an und kann das Wunder nicht fassen. Nein, die Fenster putze ich, ganz bestimmt. Lass die Tüten stehen, die trage ich nachher.
Schatz leg dich hin, aber sie will nicht hören. Ich fühle mich machtlos und völlig allein. Weil sie nicht will, dass ich sie will. Sie spricht schon wieder von Watte und ich will protestieren. Aber das kann ich nicht. Sie darf sich nicht aufregen. Das wäre nicht gut.
Also sage ich ja und blicke zu Boden. Setz dich, mein Schatz, ich hol dir einen Tee. Aber sie will nicht. Nicht einmal einen Tee. Und wenn, dann holt sie ihn sich selbst. Ich kann sie kaum noch verstehen. Aber ich füge mich still. Es sind wohl die Hormone, sie kann nichts dafür.
Ich beuge mich über sie und streichele ihr Gesicht. Beruhige dich, Liebling, alles wird gut. Das sind nur die Hormone. Sie explodiert, und ich weiß, das ist gar nicht gut. Ich habe doch diesmal gar nichts getan. Setz dich, will ich sagen, aber sie tobt herum. Er wird darunter leiden. Oder auch sie. Ich wünsche mir Watte, so wie im Traum. Sie auf einer Wolke und driftet vorbei. Es sind die Hormone. Ich muss noch so viel sanfter mit ihr sein. Sie trägt meinen Traum.

 

hi arc en ciel!

also, ich muss mal vorwegnehmen, dass mir deine geschichte gefallen hat. die sprache spricht mich wirklich an, die kleinen wortspielereien (Wunderwunsch, Traumraum), die bilder.
ich muss zugeben, dass ich lange nicht verstanden habe, worum es geht (ich hoffe, ich habe es jetzt!), aber genau das machte das ganze noch spannender, ich finde das in deiner geschichte absolut nicht störend oder so. man soll sich beim lesen schon ein bisschen bemühen müssen.
zuerst dachte ich, du schreibst halt über ein paar, dass dann plötzlich noch ein "er" dazukam, hat mich sehr verwirrt.
aber du löst das rätsel auf eine wunderbar sanfte art. der schluss ist einfach stark.

alles liebe,
kardia

 

oh Hallo!

ganz lieben Dank für so eine schnelle und liebe Kritik!
ja, den er und die sie hab ich da ziemlich verwirrend reingeschoben, oder? gut, daß es trotzdem funktioniert.

Ich hab versucht, einen "Gedankenstrom" nachzuempfinden und bin froh, daß dabei etwas Verständliches herausgekommen ist.

Lieben Gruß,

Frauke

 

die geschichte wird mit der zeit verständlich, keine angst. ich fand auch noch die art sehr schön, wie er mit ihr und ihm umgeht.

wollt ich nur noch loswerden.
baba, kardia

 

hi kardia!

dann hast Du zu dieser Art ja eine ganz andere Einstellung, als sie. Aber das mögen die Hormone sein :D

Lieben Gruß,

Frauke

 

Ähm, nein! Die Art, wie er mit ihr umgeht, finde ich aber scheiße. Man, sie trägt ein Kind aus und ist nicht todkrank.
Bei Watte muss ich ja gleich an Zuckerwatte denken, aber die Lust darauf ist mir gründlich vergangen bei diesem ekelhaften Beschützertrieb, dem er freien Lauf lässt.

Ok, Frauke, Du wolltest es nicht anders: Schreib endlich richtige Geschichten! Du kannst ja so guuuut und glatt schreiben, da frage ich mich, warum Du meistens bei Szenen, die nach meinem Geschmack oft auch eher belanglos sind, bleibst.

Achso, wieso steht denn dieser Text hier in Experimente? Ist mir gar nicht aufgefallen...

 

hi Zaza!

Ein Lob von Dir? entschuldige mich für einen Moment. Ich werde mich gleich wieder materialisieren und dann kann ich darauf antworten! wow!

*lufthol*

also erstmal: DANKE!!! daß Du meine "unsichtbare" Protagonistin verstehst! Ich wäre ja ziemlich unglücklich gewesen, wenn niemand das verstanden hatte. Jedem seinen Geschmack, aber ich kann mich mit seinem Verhalten so absolut nicht anfreunden.

Richtige Geschichten? Ich weiß nicht. Ich schreibe in letzter Zeit eigentlich immer "Szenen" aus dem Leben, oder Erotik-Stückchen, oder mal Krimis... in welche Richtung würdest du mir denn einen Arschtritt verpassen? Ich glaube, ich bin reif für eine Veränderung...

Ganz lieben Dank,

Frauke

 

Nachtrag:

Experimente... ja, na, also, ich dachte, es ist zu sehr fragmentarisch-gedankenströmend.... und deshalb ein Experiment. Aber mit ein paar Stunden Abstand jetzt finde ich auch, es hätte auch in Alltag stehen können. na, jetzt ist es hier. Wenn es einer verschieben mag.. ok. Wenn nicht, ist es mir auch gleich...

Ich denke, ich schreibe über diese Themen, weil ich unterschiedliche Aspekte des Lebens rüberbringen will. Vielleicht sollte ich wirklich mal wieder tiefer in die Hirn-Kiste greifen.

Ok, Entschluß gefaßt, ich werd mich bessern.

 

Also ganz ehrlich, Arc, Du gehörst zu den wenigen, denen ich gleich einen ganzen Roman zutraue. Jedenfalls würde ich einen Roman von Dir lesen. Deine Sprache ist glatt und gut zugänglich. Du hast abgesehen davon ein gutes Auge. Du siehst auch Details, was ich sehr wichtig finde.

Und mal zu Deinen "Szenen": Ich habe ja längst nicht alle gelesen, aber so weit ich das mitbekommen habe, bekommst Du doch überwiegend positive Kritiken. Das ist also etwas, was Du schon richtig drauf hast. Das sollte Dir doch den nötigen Mut für was Längeres/Anderes geben. Nur so kommst Du ja auch weiter.

Ich finde es übrigens gut, dass Du Dich jetzt an Wettbewerben beteiligst, das wird Dir bestimmt nochmal Auftrieb geben.

 

hi Zaza!

danke für so viel Lob. Ja, meist kommt mein Zeug hier gut an. Und diesen Sommer hab ich mir wirklich alle möglichen Wettbewerbe vorgenommen. Mal sehen, was dabei rauskommt.

das Problem mit dem Roman:..... ich muß erstmal meine Doktorarbeit fertigschreiben und einen Job finden, damit ich überlebe. ... Zu gern würd ich mich 6 Wochen an die Nordsee setzen und ein Buch schreiben. Aber erstmal ist es eben ein Sachbuch. Leider muß man ja Geld verdienen...

Aber: geplant ist es. Ja. Dnake fürs Mutmachen

Ich seh völlig ein, daß Du nicht alle meine Texte gelesen hast. Müßten nach vorsichtigen Schätzungen hier so an die 80 sein... ( insges. ca. 600 Seiten KGs - aber nicht alle hier )

Ich werd mal sehen, wann ich mir die Zeit nehmen kann, für mehr.
Jetzt werd ich erstmal sehen, daß ich wieder anspruchsvoller schreibe. Da muß nochwas rumspuken, in meinem Hirn.

 

Hallo, Frauke!

Warum nur verhalten sich viele Männer so bemitleidenswert, sobald sie wirklich lieben? ;)

Diesen Umstand, die Psychologie eines Über-Ehemanns mit Muttersyndrom, fängst du gut ein. Die Sprache ist interessant gewählt, allerdings fände ich es schöner, wenn du diesen Stil noch konsequenter umgesetzt hättest. Aber nichtsdestotrotz ein schöner Text, der mich sehr anspricht - zumal er die fatalen "Es liegt nicht an mir - und irgendwie doch - ich liebe noch nicht genug"-Mechanismen recht deutlich und authentisch aufzeigt...

(Möchtest du noch eine Flow-Analyse? :D Ich denk aber, er ist weitestgehend i.O. - bin eigentlich nirgendwo merklich gestolpert.)

Defintiv eine Keks-Geschichte! *Keks schenk*

Lieben Gruß,
Markus

 

hi Markus!

danke für das Lob! Ich hab versucht, genau diesen Über-Komplex einzufangen - eben bishin zum Unvermeidlichen Griff daneben ... Hormone und so...
Ich hab selbst keinen flow-Fehler gemerkt, aber ich seh's mir selbst nochmal an, mach Dir mal erstmal keine Arbeit damit ;)

Und über den noch-konsequenter-Stil mache ich mir auch nochmal Gedanken. Ich fürchte, ich hab da Zugeständnisse an den Leser-Horizont gemacht -- naja und dann doch unter Experimente gepostet...
Inkonsequent, ich weiß :D

Lieben Dank,
*keks rumkrümel* *mampf*

Frauke

 

Hallo Frauke,

mir hat Deine "Geschichte", "Szene", was auch immer , sehr gefallen. Zum einen wegen der watteweichen W-Sprache, die mir besonders im ersten Teil aufgefallen ist und die an vielen Stellen sehr poetisch ist - zum anderen natürlich wegen des Inhaltes.

Zuerst dachte ich nämlich, ein Mann packt seine Frau in Watte (der Grund war mir noch nicht klar), dann kam ich kurzfristig wieder davon ab und dachte, es geht um irgendeinen Gegenstand, nicht um die Frau. Als dann "er" und "sie" ins Spiel kamen, war natürlich sofort klar, dass die in Watte zu Packende schwanger ist und ich musste kopfschüttelnd schmunzeln. Er sieht überhaupt nicht die Frau sondern nur seinen Traum, das Kind, das auch noch möglichst ein Junge werden soll - wie Zaza schon sagte: Er behandelt sie ziemlich besch...

Liebe Grüße
Barbara

 

hi Barbara!

Danke für Dein Lob.
Genau wegen der problematischen Einordnung des Textes habe ich ihn ursprünglich unter Experimente gestellt hatte.
Es freut mich, daß der Gedanke dahinter ankommt. Ich würde ziemlich hochgehen, wenn mich mein Partner so behandeln würde ;) Schön, daß auch andere meiner Meinung sind :D

Lieben Gruß,

Frauke

 

Ich fand die Geschichte auch sehr ansprechend, und schön geschrieben.
Ich kann den Mann aber sehr gut verstehen. Ich verstehe ja, wenn alle meinen dass er es übertreibt, aber er meint es so gut. Jemand, der willig ist alles zu geben, ist doch jemand, der sehr stark liebt. Sicherlich ist die Frau davon tierisch angenervt, aber ich schätze dass ich meiner Freundin, wenn sie schwanger werden würde, ähnlich "entgegenkommen" würde. Der Mann will nur das Beste - für alle. Dass er damit nicht immer in's schwarze trifft, ist klar.
Schöne Geschichte. Hab wirklich viel drüber nachgedacht, auch weil ich mit meiner Freundin gerade erst über Schwangerschaft gesprochen habe.
Würde noch mehr schreiben, aber habe schon ein bißchen was getrunken heute abend, und krieg einfach nicht mehr auf die Reihe. Morgen, vielleicht. :)

 

hi Questionmark!

Ich freue mich, dass Dir meine KG gefallen hat. Und erst recht, dass sie zum Nachdenken angeregt hat.
Was ich diesem Protagonisten allerdings "ankreide" ist nicht seine Hilfsbereitschaft oder sein Benmuehen, sondern das exakte Gegenteil...
Er nimmt sie nicht ernst ( sondern schiebt ihre berechtigten Beschwerden auf die Hormone ... )
Er geht in keiner Weise auf sie ein. Irgenwie spult er ein verstaendliches, aber unnuetzes Programm ab, dass voellig an der Situation und der Person vorbeigeht.

Was er tun sollte, ist kommunizieren. Sie wird noch genug Hilfe brauchen (koennen) - und er sollte herausfinden, was und wie. Alles andere fuehrt nur zu sehr unproduktivem Stress.

Lieben Dank fuer Dein Lob,

Frauke

 

Ich kann den Mann aber sehr gut verstehen. Ich verstehe ja, wenn alle meinen dass er es übertreibt, aber er meint es so gut. Jemand, der willig ist alles zu geben, ist doch jemand, der sehr stark liebt. Sicherlich ist die Frau davon tierisch angenervt, aber ich schätze dass ich meiner Freundin, wenn sie schwanger werden würde, ähnlich "entgegenkommen" würde.
Oh oh, Questionmark, weiß Deine Freundin das? Ich würde wohl ebenfalls davonlaufen, wenn ich nix mehr tun darf. Ich liebe übrigens den Spruch 8keine Ahnung, wer den zuerst losgelassen hat):
"Ich bin schwanger, nicht krank!!!" :D

@Frauke: Gefällt mir, Dein Text! Bin erst nach der Hälfte darauf gekommen, dass das hier der Text ist, von dem Du mir neulich beim Stammtisch erzählt hattest... :shy:
Sehr watteweich, funktioniert also!

Lieben Gruß

chaosqueen

 

hi Susanne!

Danke fuer die Schuetzenhilfe ;) und schoen, dass es Dir gefallen hat. Ich hatte den Tag ein so watteweiches Gefuehl von Unpassendheit ( ;) ), das musste einfach raus! :D

Lieben Gruss ueber den Teich!

Frauke

 

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