Was ist neu

Thomas Harris: Hannibal Rising

Das ist lieb von Dir, JackTorrance! :)
Leider weist "Hannibal rising" mehrere Eigenheiten auf, die beim mehrmaligen Lesen noch ärgerlicher werden: Warum (zum Teufel) reden Hannibal und seine japanische Stiefmutter, die lächerlicherweise Sheba heißt, Englisch miteinander? Und warum läuft diese Frau, die schon ewig in Frankreich lebt, noch immer im Kimono herum? Und wie kommt es, dass sich die Verbrecher aus Litauen rein zufällig in der Nähe von Paris aufhalten?

Wenn Harris die Handlung so gut beschrieben hätte wie in anderen Büchern, wäre es trotzdem ein toller Roman.

 

Ich lese gerade wieder die Reihe als Einstimmung für "Hannibal Rising". Die bisherigen Bücher gefallen mir, man lese und staune, am besten in ihrer chronologischen Reihenfolge: "Roter Drache" - klasse, aber zu wenig Lecter und mit Will Graham bin ich nie so warm geworden wie mit Clarice Starling. "Das Schweigen der Lämmer" - gleich nochmal eine Stufe besser. Und schließlich "Hannibal" - ja, ich gestehe, ich liebe dieses Buch und auch den Film, den ich alle paar Monate ansehen _muss_ ... und ein paar Veränderungen fand ich sogar noch besser als im Roman. Über Hannibal Lecter als Charakter muss man nicht viele Worte verlieren (und das ist praktisch, denn mir fielen gerade nur unzureichende ein).
Aber: Vielleicht liegt es daran, dass ich die Filme, zumindest bei den ersten beiden Büchern, zuerst gesehen habe, auf jeden Fall ist mir Thomas Harris bisweilen _zu_ wortkarg. Ich finds toll, dass er sich stilistisch zurückhält, denn mit blumigen Schilderungen und sprachlichen Schnörkeln kann ich nicht viel anfangen. Aber manchmal fehlen mir ein, zwei Sätze zwischen den Dialogen. Wenn Lecter mit Clarice Starling redet, liest sich das fast wie ein Drehbuch. Ich halte dann inne und stelle mir Anthony Hopkins vor, wie er an dieser Stelle im Film den Kopf zurücklegt und langsam die Augen schließt oder wie Jodie Foster mit einer Mischung aus Nervosität und Konzentration auf seine Aussagen wartet. Ohne den Film würde mir in dem Buch definitiv etwas fehlen.

 

Wozu sich anstrengen, wenn es per copy&paste doch so viel einfacher geht? Ich zitiere aus einem anderen Forum meine Ansicht zum Buch:

Auf hohem Niveau enttäuschend: "Hannibal rising" von Thomas Harris.
Ich muss vorausschicken, dass ich "Roter Drache", "Das Schweigen der Lämmer" und - trotz der Verrisse! - auch "Hannibal" mit einer Hingabe gelesen habe, die sich ein Autor nur wünschen kann. Aber "Hannibal rising" ... es wäre besser gewesen, der gute Hannibal hätte sich nicht bemüht und wäre sitzen geblieben.
Generell stehe ich Prequels skeptisch gegenüber. Man nehme nur "Star Wars" her: Da dreht Lucas drei stinklangweilige, höchstens unfreiwillig komische Filme die von der Verwandlung eines nervigen Jungen zu einem noch nervigeren Teenie handeln. Gar so schrecklich ist Harris' neuer Roman natürlich nicht (da hat Lucas die Latte für unnötige, völlig vergurkte Filmtrilogien sehr hoch gelegt). Aber als Hannibal-Fan stellt man sich auf jeder Seite die Frage: Wozu lese ich das eigentlich? Wie aufregend: Hannibal wird zum Psychopathen, weil er selber Opfer von abscheulichen Mördern wurde. Und als würde das nicht reichen erklärt man seinen Kannibalismus damit, dass seine eigene Schwester verspachtelt wurde.
Das ist banalste Stammtisch-Psychologie, die eines Thomas Harris nicht würdig ist.
Zudem nerven die Zufälle: Die Mörder seiner Schwester wohnen bequemerweise quasi ums Eck. Sehr praktisch: Da braucht Hannibal nicht weit fahren. Wenn man bedenkt, dass Hannibal sowie die Mörderbande aus Litauen (!) geflohen sind, erscheint das Zusammentreffen in Frankreich mehr als unwahrscheinlich.
Zudem fand ich das Buhlen um Mitleid und Verständnis für Hannibal nervig: Kann ein Mensch nicht ganz einfach sadistisch veranlagt sein? Muss sein Verhalten die ewig gleichen Gründe haben: Beschissene Kindheit, traumatisches Erlebnis, Schläge vom Vater, Missbrauch, bla?
Kurzum: "Hannibal rising" ist völlig unnötig und eine faule Tomate im Gesicht der Ikone Hannibal Lecter. Konsequenterweise endet der Roman dort, wo er spannend werden hätte können, nämlich bei Hannibals Ankunft in den USA, wo er seine Neigungen erst richtig kultivieren und ausleben konnte. Falls Harris noch einen Hannibal-Roman nachschieben sollte, dann hoffentlich beginnend mit diesem Zeitpunkt.
Positiv zu erwähnen ist der bissfeste Umschlagkarton: Ich habe ihn nach der Lektüre des Buches getestet...

 

Rainer schrieb:
Kann ein Mensch nicht ganz einfach sadistisch veranlagt sein? Muss sein Verhalten die ewig gleichen Gründe haben: Beschissene Kindheit, traumatisches Erlebnis, Schläge vom Vater, Missbrauch, bla?
Dabei sagt er noch in "Das Schweigen der Lämmer": "Mir ist nichts zugestoßen, Officer Starling. Ich bin geschehen. Sie können mich nicht auf eine Reihe von Einflüssen reduzieren."

 

Rainer schrieb:
Kann ein Mensch nicht ganz einfach sadistisch veranlagt sein? Muss sein Verhalten die ewig gleichen Gründe haben: Beschissene Kindheit, traumatisches Erlebnis, Schläge vom Vater, Missbrauch, bla?
Das bedeutete aber, Rainer, Hannibal würde schon so geboren. Und das geht in unserer christlichen Welt nicht, denn dann hätte man im Leben ja keine Wahl mehr, und das hieße in letzter Konsequenz: Niemand könnte für seine Taten verantwortlich gemacht werden!

 

Ich habe wie Ben Jokisch auch nur die Filme gesehen.
Und Hannibal Rising ist einfach schlecht, find ich.
Zudem sind das Lied ("Ein Männlein steht im Walde") und das Essen nur der Wangen zwei Elemente, die nie wieder auftauchen, was ich auch ziemlich merkwürdig finde. Genauso wie das, was Ginny schon angemerkt hat.
Alles doof :p

 

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