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Staubsauger

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13.06.2002
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Staubsauger

"Guten Tag. Entschuldigen Sie bitte die späte Störung, aber Sie sind doch Vertreter und bestimmt interessiert daran, mir einen Staubsauger zu verkaufen, oder?"
"Äh... wie bitte?"
"Ja, sie haben richtig gehört! Einen Staubsauger."
"Es ist... Ich meine, ich habe eigentlich schon längst Feierabend und..."
"Ich wollte Ihnen nur sagen, daß Sie sich das sparen können. Ich brauche nämlich gar keinen Staubsauger."
"Aha... hören Sie, ich verkaufe die Dinger nur tagsüber... und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meine Wohnung wieder verlassen würden..."
"Ich brauche keine extreme Saugkraft und das ergonomische Design, das jeder Hausfrau Freude bereitet, ist mir auch vollkommen Schnuppe."
"Wenn Sie nicht gleich meine Wohnung verlassen, dann rufe ich die Polizei."
"Sie müssen auch wissen, daß ich niemals Kekskrümel auf dem Sofapolster hinterlasse."
"Ich habe jetzt keine Zeit für so einen Unsinn! Gehen Sie!"
"Vorher sollte ich Sie aber noch darauf hinweisen, wie wunderbar ich ohne Staubsauger klar komme. Ich habe nämlich überall Parkett und kann mir ein Leben mit Staubsauger schon gar nicht mehr vorstellen."
"Parkett?"
"Ja. Überrascht sie das?"
"Überall?"
"Natürlich... hier, nehmen wir zum Beispiel mal Ihre Chipstüte. Wenn die jetzt, sagen wir mal, plötzlich auf den Teppich fällt und jemand aus Versehen drauftritt... so in etwa..."
"Lassen Sie das!"
"Sehen Sie? Jetzt brauchen Sie einen unhandlichen und unpraktischen Staubsauger, um das wieder wegzumachen. Ich hingegen habe Parkett und bräuchte nur einen Besen."
"Ich würde jetzt gerne meinen Feierabend genießen und..."
"Darum ist es mir auch vollkommen egal, wieviel Volumen Ihre Staubsaugerbeutel fassen, weil ich die ja gar nicht brauche. Auch ihr neuartiges Verschlußsystem interessiert mich nicht die Bohne, verstehen Sie?"
"Ja, aber ich verstehe nicht, warum sie mich so spät am Abend damit nerven."
"Ich wollte nur ganz sicher gehen, daß Sie wissen, daß ich keinen brauche."
"Keinen was?"
"Staubsager."
"Sind Sie da sicher? Jeder braucht doch einen Staubsauger."
"Ich nicht."
"Doch, ganz bestimmt... hier... nehmen wir mal zum Beispiel die Chips da auf dem Teppich. So ein Malheur passiert schnell mal und dann ist die Sauerei groß."
"Ja, natürlich passiert das schnell mal. Ich selbst habe die Chips da ja eben hinge..."
"Na eben. Sie haben eben die Chips auf meinen Teppich gekippt. Und ich bin sehr froh, einen Staubsauger zu haben. Damit ist das überhaupt kein Problem. Hier... sehen Sie nur... einfach an eine Steckdose anschließen und... und das Problem ist gelöst."
"Oh ja, Sie haben Recht... der hat ja wirklich eine erstaunliche Saugkraft."
"Natürlich. Und dabei ist er ganz flüsterleise und liegt toll in der Hand. Wollen Sie mal halten?"
"Das stimmt... der liegt wirklich verdammt gut in der Hand..."
"Wenn Sie wollen, können Sie ihn gleich mitnehmen. Ich mache Ihnen auch einen Sonderpreis. Dafür wird man mir in der Zentrale zwar wieder die Hölle heiß machen, aber das ist mir egal. Na, was sagen Sie?"
"Ich weiß nicht...Eigentlich brauche ich ja gar keinen..."
"Wenn Sie sich sofort entscheiden, bekommen Sie von mir noch zwei... nein drei Jahre Garantie und dieses tolle Zubehörpaket gratis mit dazu."
"Also, das klingt alles ganz toll, aber wozu brauche ich denn... Ich meine, ich hab ja gar keine Teppiche, die ich saugen könnte. Parkett, Sie wissen schon..."
"Sie haben gar keine Teppiche? Warum wollen Sie dann unbedingt einen Staubsauger kaufen?"
"Ich wollte doch gar nicht..."
"Und warum kommen Sie dann so spät noch zu mir?"
"Weil ich Ihnen sagen wollte, daß Sie sich Ihre tollen... Dings..."
"Staubsauger?"
"Ja, Staubsauger. Jedenfalls... jedenfalls können Sie sich die in Ihre Haare schmieren... ja..."
"Aber sehen Sie sich doch nur mal an, wie toll der saugen kann."
"Ja, da haben Sie allerdings Recht, aber wie gesagt..."
"Wie wäre es, wenn Sie jetzt einen Staubsauger mitnehmen und sich dann gleich morgen einen Teppich besorgen? Ich habe zufällig einen guten Freund in einem Teppichgeschäft, der kann Ihnen da einen tollen Preis machen."
"Naja... ich weiß nicht so recht... Ach, was solls."
"Na sehen Sie. Jeder braucht nunmal einen Staubsauger."

 

Ich danke dem Illusionisten, der mir die geniale Idee, die diesem kleinen Text zugrunde liegt, quasi "vermacht" hat.
Ursprünglich wollte ich sie ja mal in einen längeren Text einarbeiten, aber ich finde, sie hat eine eigene Geschichte verdient.

 

Hallo gnoebel!

Einmal nicht der aufdringliche Vertreter, sondern der aufdringliche Kunde - hat mir sehr gut gefallen. Eine witzige Idee, die gut umgesetzt ist. :)

Nur die Pointe könnte noch ein wenig mehr Biss haben, die kommt irgendwie recht flau daher. ;)

Zwei Fehler hab ich noch gefunden:

"Oh ja, Sie haben recht... der hat ja wirklich eine erstaunliche Saugkraft."
- haben Recht

"Da stimmt... der liegt wirklich verdammt gut in der Hand..."
- Das

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hey gnöbel!
Nun ja.. reißt mich nicht so vom Hocker, aber du weißt ja, wie humorlos ich bin ;)
Es war zwar ganz interessant und nett zu lesen, dass mal nicht der Vertreter so nervig und aufdringlich ist, sondern der Kunde, aber ich bin der gleichen Meinung wie häferl: die Pointe könnte mehr Biss durchaus vertragen.
Ist aber ansonsten gewohnt "gnöbelisch" :D geschrieben und angenehm zu lesen.

bye

 

Moin,

Danke euch dreien für Lesung und Kommentierung

@Susi:
Danke für die gesuchten Fehler - werden gleich mal verbessert.
Die Pointe kommt mir, jetzt da ich den Text mit Abstand noch mal gelesen habe, selbst ein wenig fad vor. Sie besteht eigentlich darin, daß der Vertreter am Ende plötzlich ein Geschäft wittert und dem Störenfried doch einen Staubsauger verhökert (wodurch sich der Text um 180° dreht). Vielleicht fällt mir noch ein netter Schlußsatz ein.

@illu:
Ja nun, ich bin vielbeschäftigter und hart arbeitender Student (hihi...) - da kann sowas schon mal ne Weile dauern :D
Noch mal Danke

@moony:
Zur Pointe siehe Häferl
Das "gnöbelisch" ist ein schönes Kompliment. Daß es dir nicht so gut gefallen hat, ist schade, aber ich weiß ja, wie humorlos du bist :p

 

Hi gnoebel,

der Text ist nett.. so vertauschte Rollen haben immer was skuriles, da haben schon Monty Python mit gespielt :D

Das Ende find ich auch etwas dünn. Ich war richtig enttäuscht, dass die Gute dann doch einen Staubsauger kauft. Besser wäre gewesen, sie hätte dem Vertreter einen Besen nebst Parkettboden verkauft... Aber selbst das ist sicher noch nicht die kreativ-abwegigste Möglichkeit. :D

 

hi gnöbel-kreatur!

gratulation zu deiner geschichte... wobei ich mich lucutus anschliessen muss, die pointe wäre wesentlich cooler gewesen :)

ich kenne jetzt den kniefall-smiley nicht, sonst wuerdest du den kriegen :)

liebe gruesse, das vita ding

 
Zuletzt bearbeitet:

Hihi... Lucutus hat also erkannt, daß der Besucher in Wirklichkeit eine Frau ist...

Nochmal kurz zur Pointe: Es geht ja darum, daß ein Staubsaugervertreter von einem Typen (oder einer Typin - das Geschlecht spielt eigentlich keine Rolle) genervt wird, der keinen Staubsauger haben will. Daß der am Ende dann doch einen kauft, ist als Pointe schon gewollt und wird auch so bestehen bleiben - nur mit der Umsetzung bin ich noch nicht zufrieden, da schleife ich nochmal dran.
Die Idee mit dem Besenverkauf hatte ich auch bedacht, aber ich finde meine Version da ehrlich gesagt irgendwie besser (ist wohl Geschmackssache).


So, ich hab den Text nochmal ein wenig überarbeitet und das Ende ein Stück weit ausführlicher gestaltet.

 

Hi gnoebel,

ich finde die Geschichte mit der umgepolten Rollenverteilung lustig. Die editierte Version ist jetzt wirklich spitze (habe auch die vorherige gelesen). -- Gibt es heutzutage noch solche Warenvertreter, die von Tür zu Tür laufen? Stattdessen quillt doch eigentlich der Briefkasten mit Werbemüll über, oder? Wenn's nach mir ginge, müßte man auch hier den Spieß umdrehen: ein Hausbewohner gerät in Konfrontation mit einem Blättchenverteiler oder so ähnlich...

Schön gemacht, das Lesen war eine Freude!
Emil

 

Ja, so ist das Ende vieel besser - auch wenn ich immer noch lieber dem Staubsaugervertreter einen Parkettboden verlegt hätte ;) aber es ist ja deine Story :)

Ach ja: weshalb ich drauf komme, dass es sich beim Kunden um eine Frau handelt:

Ich brauche keine extreme Saugkraft und das ergonomische Design, das jeder Hausfrau Freude bereitet, ist mir auch vollkommen Schnuppe.
...naja, und natürlich die üblichen Klischees, die ich trotz meines emanzenbewehrten Studienganges immer noch in meinem Kopf habe :rolleyes: :D

 

Moin,

Freut mich, daß die neue Version des Endes scheinbar besser ankommt :D

Die Stelle mit der Hausfrau zielt ein wenig darauf ab, daß in Werbung für Staubsauger und ähnlichem Haushaltskram (zumindest im Fernsehen - Vertreter lasse ich bei mir nicht rein) meistens Frauen angesprochen werden bzw die Hauptrolle spielen. Ich habe einfach die altbekannte Wendung "der Traum einer jeden Hausfrau" ein wenig umgebaut. Das Geschlecht des/der Besuchers/in spielt aber eigentlich keine Rolle.

 

Hi gnoebel,

so ist das Ende in der Tat besser, dadurch dass du noch einmal die Wendung wieder zurücknimmt und ihn dann doch kaufne lässt, hat es sehr gewonnen. :)

Lieben Gruß, sim

 

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