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Sing

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05.06.2004
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Sing

Sing

Nein, ich singe nicht.

Sing Vogel, sing.
Die Wüstenblumen sprechen tausend Tropfen. Meiner ist die Hoffnung, sing doch Vogel sing. Krächze wenigstens. Nein, er singt nicht. Hustensaft gefällig? Jetzt mach doch endlich sing, sing sing singsang laut leise sing. Der Tropfen fällt. Putt, alles putt.

Stille. Hallo? Ich habe hier noch etwas Eier mit Mayonaise, willst du? Sing doch bitte. Sing die Zahnräder weg, die dich zermalmen, was soll ich denn tun? Gebrochener Grashalm, ver-zeih, dass ich auf dich trat. Hast du dir wehgetan. Verdammt noch mal jetzt sing doch endlich, ich will weinen. Sing Vogel, sing.

Sing

Sing


Ich paddele noch im Rührei meiner Träume, als es am nächsten Tag in der Zeitung steht: 38, tot, Fahrerflucht.

Ausgesungen.

 

Servus,

also mein Kompliment, die Geschichte ist wirklich toll.
Ich habe deine erste hier gepostete Geschichte (Spinne) gelesen, bei der ich mich in blindem Nichtverstehen durch die Interpretationen der anderen tastete.
Bei dieser hier könnte man vielleicht sagen, dass du ein wenig nachgelassen hast, denn ich habe sie (hoffe ich zumindest) auf Anhieb kapiert ;)

Du schilderst die abstrahierten Gedanken eines Unfallfahrers, der einen anderen Menschen auf dem dem Gewissen hat. Niemand war bei dem Unfall Zeuge. Der Fahrer musste in Panik und Verzweiflung feststellen, dass das Opfer den Zusammenstoß nicht überlebt hat. Ob er versucht hat, zu helfen, ist fraglich, es geht aus dem Text nicht hervor - wohl aber, dass er viel zu aufgelöst war, um irgend etwas zu unternehmen. Schließlich ist er geflohen.

Toll finde ich die Motivik des kleinen Vogels, kombiniert mit den Worten "Putt, alles putt." Der Protagonist verfällt in seinen Gedanken teilweise ins kindliche, was seine Hilflosigkeit gut zum Ausdruck bringt.

Respekt, :thumbsup:
Artnuwo

 

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