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Schizophren

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13.12.2007
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Schizophren

In mir brodelt eine unbekannte Kraft. Ein Wurm, der nicht meinen Körper, sondern meinen Geist, meinen Willen, mein Handeln und mein ganzes Dasein bestimmt.
Manches mal sehe ich eure Normalität.
Menschen reden freundlich miteinander... übereinander und auch mit mir.
Wege fliesen gerade aus, und nicht irrational quer. Überkreuzen sich oder zeigen nach links statt rechts.
Die Luft kann man atmen, ohne sich zu vergiften.
Tiere verstecken sich vor dem Menschen, und nicht anders rum.
Das Leben scheint so leicht, doch es ist nicht echt.
Ich sehe die Welt wie sie wirklich ist. Grau, brutal, gierig, gefräßig, tödlich.
In einem Supermarkt lerne ich sie kennen. Ihr Name ist Linda.
Hübsch, nett, begehrenswert.
Wir trafen uns zufällig. Ich fuhr ihr in die Ferse.
Mit meinem großen Geschick bespritzte ich sie mit Ei und lud sie zu einem Eis ein.
Sie nahm an.
Mein Hass auf Menschen ist groß, aber ich habe mich sehr gefreut, wirklich gefreut.
Wir sprechen über die Menschen. Über uns. Jeder von sich. Ich glaube, ich bin nicht besonders ehrlich. Sie schimpft über die Politik, und ich auch.
Als ich sie nachhause bringe, will ich sie küssen. Ich dachte wir sind Seelenverwandt. Ich dachte sie mag mich.
Ich bin 22 Jahre jung und geil. Ich dachte sie wäre es auch.
So kann man sich irren.
Das schönste an Linda ist ihr Lachen. Das grässlichste ihre Intelligenz.
Sie redet und redet. Ich höre hin. Ich bin recht neugierig. Doch ich begreife sie kaum.
Um Linda besser verstehen zu können, löse ich etwas meinen Griff.

Mein Arzt sagt, schon mein Vater wäre krank gewesen. Und ich hätte diese Krankheit geerbt.
Ich wäre nicht schuld an meiner Gewaltbereitschaft. Hallo? Was?
Ich sehe die Dinge so wie sie sind. Ich bin nicht Krank. Ich bin nicht Schlecht. Menschen sind Abschaum, jedes Tier lässt die schwachen sterben. Ich benutze die Gewalt, die Elemente der Zerstörung, Ja... , aber nicht, um selber groß oder Gott ähnlich zu sein. Nein, weil ich gerecht bin. Ich zerstöre nichts, was schon kaputt ist, sondern befreie die Menschen von allem Schlechten. Nein, ich befreie die Welt von allem Schlechtem.
Was will dieser Arzt von mir? Er erklärt mir, mein Vater wäre Schizophren, und ich hätte dies geerbt. Was?
Schizophrenie ist eine endogene Psychose. Hääh?
Ein Spaltungsirresein. Was?
Typisch für die seelische Spaltung ist das Neben? und Miteinander gesunder und krankhafter Empfindungen und Verhaltensweisen. Teilweise lebt der Betroffene in einer Traumwelt. Häufig fühlt er sich bedroht und hat Angst, wenn er mit Menschen und Entscheidungen des täglichen Lebens konfrontiert wird. Der Kranke hat nicht immer die Einsicht in seinen Zustand und muss dann zwangsweise ins Krankenhaus eingewiesen werden.
Das machte er dann auch.
Man schloss mich für viele Jahre weg.
Man nennt so etwas Zwangstherapie.
Ein kleiner Raum mit dicken gepolsterten Wänden, jede menge Tabletten zum ruhig stellen und einer Matratze auf dem Boden zum schlafen.
Ich nenne dass Folterung.
Anfangs sprach man noch mit mir und ich hatte das Gefühl man möchte mir helfen.
Ich vertraute mich diesem Arzt an, in der Hoffnung er versteht meine Gedanken und erkennt das ich nicht verrückt bin. Die Gespräche wurden von Monat zu Monat seltener, er hielt mich für unheilbar und für eine Gefahr für die Menschheit. Er verstand nichts.
Ich würde einfach nicht einsichtig sein, genauso wie ich mich weigere lesen und schreiben zu lernen, würde ich mich weigern, meine Krankheit anzuerkennen.
Ich brauche nicht lesen und schreiben. Ich habe Augen, und was ich sehe, ist die Wahrheit die ihr nicht sehen wollt. Mit meinen Augen blicke ich in die Seelen, in den Abgrund eines jeden von euch.
Ich rieche jede Art von Gefühlsregung, ob Angst, Freude, Trauer, Wut, Hass, alles steigt über meine Nase in mich hinein.
Ich spüre eure Instinkte, eure Lust, euren drang Menschen zu quälen, euer Verlangen andere Menschen zu töten, weil sie nicht grüßen, weil sie andere Ansichten haben, anders denken.
Ja, ich kann lesen, mit dem was ich sehe und dem was ich rieche, lese ich euer wahres Bedürfnis. Nicht das was ihr sagt ist echt. Nein.
Euer Körper stinkt, und dieser Gestank verrät euch.
Glaubt mir, ihr seit krank, nicht ich.

Dieses Dreckstück, das ich hier in meinen Händen halte. Ihr entsetzter Blick, nur, weil meine Hände ihren Hals umschlingen und drücken.
Sie wird nur 23 Jahre alt. Sie heißt Linda, sie ist Brünett, 165 cm groß, schmal, hat hervorstehende Brüste und hatte ihr ganzes Leben noch vor sich. Hätte ich sie nicht erlöst.
Was ich empfinde, wenn sich meine Hände um ihren Hals legen?
Als sie anfängt sich zu wehren?
Als ihr Körper am ende anfängt zu zucken?
Ihre Augen schreien ?lass mich Leben.
Was soll ich da gefühlt haben? Ich habe doch die Welt befreit.
Dieses Mädchen war nicht gut, sie war eine Hexe. Ich habe doch nichts böses getan, nichts schlimmes. Nein, ich habe alle Menschen vom bösen befreit. Oder?
Nein?
Was ist los mit dieser Welt? Sind die guten schlecht und die schlechten gut?

Ich rieche wieder diesen Dunst der Habsucht, ich sehe diesen Schleier der Gier.
Ich weiß was du denkst, weißt du auch was ich denke? Ha, Ha, nein, nie, denn sonst würdest du nicht weiter lesen, sondern wärst vor entsetzen gestorben.
Genug der Gedanken getauscht, ich habe eine Mission zu erfüllen.
Geht.
Lasst mich.
Mein Weg ist bestimmt. So wie euer Weg bestimmt ist mir irgendwann zu begegnen.
Ich freue mich drauf, ihr solltet euch auch freuen.
Doch nun, werde ich dich suchen, dich finden, dich lieben, und dann töten.
So wie es vorherbestimmt ist.
Seit Tausenden von Jahren.
Immer wieder.
Denn ich bin dein Vollstrecker.

 

Der schizophrene Hölderlin schrieb einmal

„Ähnlich dem Manne, der Menschen frisset
Ist einer, der lebt ohne
(Liebe)
Und Schatten beschreibend hätt er
Der Augen Zorn“

Und war doch nicht/nie gewalttätig. Aber -

hallo Harald, -

Dein Ich-Erzähler „weiß was du [- der Leser -] denkst, weißt du auch was ich denke? Ha, Ha, nein, nie, denn sonst würdest du nicht weiter lesen, sondern wärst vor entsetzen gestorben“ und da finde ich eine Hemmschwelle im Text: neben der Vielzahl an grammatischen Schnitzern regiert Gewalt den Text. Ob Schizophrenie erblich bedingt ist/sein kann, weiß ich nicht aber auf raffinierte Weise lernt Dein junger Ich-Erzähler Linda kennen und er gab sich wohl einer Illusion hin. Denn schon bald heißt es „um Linda besser verstehen zu können, löse ich etwas meinen Griff“ und der verbalen Gewalttätigkeit folgt die Beschreibung der körperlichen.

Warum bestimmt ein „Wurm“ den Geist/Willen, das Handeln und das ganze Dasein Deines Erzählers? Sieht er sich als „programmiert“, als „Software“`? Und was, lieber Harald, ist schon, aber vor allem: was heißt schon „Normalität?

„Manches mal …“ ein großes „Mal“ , dafür bei den Adjektiven in „Ich bin nicht Schlecht“ ein kleines schlecht wie in „ … mein Vater wäre Schizophren, …“ schizophren

Dann „ …, ich befreie die Welt von allem Schlechtem.“ „…. allem Schlechten.“

„Wege fliesen gerade aus, und nicht irrational quer. Überkreuzen sich oder zeigen nach links statt rechts.“ Ich denke, dass „fließen“ gemeint ist, versteh’ aber nicht, warum nach „links statt rechts“ gezeigt wird.

„Ich sehe die WeltKOMMA wie sie wirklich ist.“ /
„Ich dachteKOMMA sie mag mich.“ / „Ich dachteKOMMA sie wäre es auch.“


Mehrere Varianten können bei folgendem Satz korrekt sein: „Ich dachte wir sind Seelenverwandt.“ >
1. „Ich dachteKOMMA ANFÜHRUNGSZEICHENwir sind seelenverwandt.ANFÜHUNGSZEICHEN.“ (direkte Rede)
2. „Ich dachteKOMMA wir seien seelenverwandt.“ (indirekte Rede, m. E. von Dir eigentlich so gemeint)
3. „Ich dachteKOMMA wir wären seelenverwandt.“ (wenn der Erzähler selbst an seinem denken Zweifel hegte, was durch aus bei einem unsicheren Menschen möglich ist, siehe in der folgenden Zeile!)

Etc.

Versuch einfach, Deinen Text zu korrigieren, aber auch zu straffen. Du schaffst das, selbst wenn Du aus dem hohlen Bauch schreibst!

Gute Nacht & moin

Friedel

 

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