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Plots aus der Maschine

Seniors
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12.02.2004
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Plots aus der Maschine

Hallo Welt!

Es soll ja Leute geben, die nicht wissen, was sie schreiben sollen. Diesen Menschen kann geholfen werden! :D
Wenn wir uns die Literaturgeschichte der letzten fünftausend Jahre ansehen, erkennen wir, dass es eigentlich nur eine sehr beschränkte Auswahl von Themen gibt, die in verschiedenen Formen immer wiederkehren. Was liegt also näher, als bestimmte Konstellationen nach dem Zufallsprinzip neu zu kombinieren?

Ich habe ein kleines C-Programm geschrieben (siehe unten) das einfach verschiedene Hauptpersonen mit verschiedenen Motiven kombiniert, die Umstände zufällig auswählt, und der Geschichte per Zufall ein Ende zuweist, und, voilà! schon haben wir eine Geschichte.

Wenn ich die Zahl 1 eingebe, spuckt mein Computer zum Beispiel aus:
************************************************************************
Die Hauptperson ist ein Künstler, der
von einer besonderen Vorliebe getrieben wird,
und dabei einen schweren Unfall erleidet.
Am Ende wird die Hauptperson ins Unglueck gestürzt.
************************************************************************

Das Ganze lässt sich natürlich noch verfeinern und ausbauen, bis wirklich interessante Ergebnisse zustande kommen. Ich habe mal gehört, dass Edgar Wallace einen Automaten gebaut hat, der Plots erzeugen konnte. Es gibt auch ein paar Geschichten von J. L. Borges, die ausloten, wie der Zufall Geschichten erzeugt.

Das Leben funktioniert schließlich ähnlich, nicht wahr? ;)

Liebe Grüße,

Fritz

#include<stdio.h>
#include<stdlib.h>
#include<conio.h>
//****************************************************************
int main(){

int Held, Motiv, Umstand, Ende, Zufall;
char weiter;

printf("\nDieses Programm erzeugt Geschichten,");
printf("\nohne dass Du viel dafuer tun musst...");
printf("\n*****************************************************\n\n");


do{
printf("\nGib bitte eine ganze Zahl ein: "); scanf("%i", &Zufall);

srand(Zufall);

Held = rand()%11;
Motiv = rand()%11;
Umstand = rand()%11;
Ende = rand()%11;

printf("\n\n");

if(Held==0) {printf("Die Hauptperson ist ein Teenager, der ");}
if(Held==1) {printf("Die Hauptperson ist ein Student, der ");}
if(Held==2) {printf("Die Hauptperson ist ein Tier, das ");}
if(Held==3) {printf("Die Hauptperson ist eine Hausfrau, die ");}
if(Held==4) {printf("Die Hauptperson ist ein Wissenschaftler, der ");}
if(Held==5) {printf("Die Hauptperson ist ein Detektiv, der ");}
if(Held==6) {printf("Die Hauptperson ist ein Politiker, der ");}
if(Held==7) {printf("Die Hauptperson ist ein Handwerker, der ");}
if(Held==8) {printf("Die Hauptperson ist ein Kuenstler, der ");}
if(Held==9) {printf("Die Hauptperson ist ein Monster, das ");}
if(Held==10){printf("Die Hauptperson ist ein Boesewicht, der ");}

if(Motiv==0) {printf("\nversucht, reich zu werden, ");}
if(Motiv==1) {printf("\nnach gesellschaftlichem Ansehen strebt, ");}
if(Motiv==2) {printf("\nvon schrankenlosem Ehrgeiz getrieben wird, ");}
if(Motiv==3) {printf("\nsich unsterblich verliebt, ");}
if(Motiv==4) {printf("\nein besseres Leben führen will, ");}
if(Motiv==5) {printf("\nvon einer besonderen Vorliebe getrieben wird, ");}
if(Motiv==6) {printf("\nvom Gedanken an Rache besessen ist, ");}
if(Motiv==7) {printf("\nein sexuelles Abenteuer sucht, ");}
if(Motiv==8) {printf("\nsich von einem Leiden befreien will, ");}
if(Motiv==9) {printf("\nsich einen Spass machen will, ");}
if(Motiv==10){printf("\njemandem etwas Gutes tun will, ");}

if(Umstand==0) {printf(" \nund dabei eine maechtige Person trifft. ");}
if(Umstand==1) {printf(" \nund dabei zum Opfer eines Verbrechens wird.");}
if(Umstand==2) {printf(" \nund dabei die Moeglichkeit bekommt, sich etwas zu wuenschen. ");}
if(Umstand==3) {printf(" \nund dabei in Kontakt mit einer Geheimgesellschaft kommt. ");}
if(Umstand==4) {printf(" \nund dabei einen schweren Unfall erleidet. ");}
if(Umstand==5) {printf(" \nund dabei etwas Peinliches erlebt. ");}
if(Umstand==6) {printf(" \nund dabei eine ganz besondere Erfahrung macht. ");}
if(Umstand==7) {printf(" \nund dabei in Kontakt mit einer prominenten Person kommt. ");}
if(Umstand==8) {printf(" \nund dabei einen schweren Fehler macht. ");}
if(Umstand==9) {printf(" \nund dabei einen besonderen Ort besucht. ");}
if(Umstand==10){printf(" \nund dabei eine neue Seite an sich entdeckt. ");}

printf("\n");
if(Ende==0) {printf("Am Ende findet die Hauptperson die wahre Liebe. ");}
if(Ende==1) {printf("Am Ende werden die Hoffnungen der Hauptperson uebertroffen.");}
if(Ende==2) {printf("Am Ende verliert die Hauptperson eine Illusion. ");}
if(Ende==3) {printf("Am Ende nimmt die ganze Geschichte eine unerwartete Wendung. ");}
if(Ende==4) {printf("Am Ende wird die Hauptperson ins Unglueck gestuerzt. ");}
if(Ende==5) {printf("Am Ende stirbt die Hauptperson. ");}
if(Ende==6) {printf("Am Ende fuehlt sich die Hauptperson viel besser. ");}
if(Ende==7) {printf("Am Ende gewinnt die Hauptperson eine wichtige Erkenntnis. ");}
if(Ende==8) {printf("Am Ende erlebt die Hauptperson einen Erfolg, \nder mit einem schmerzlichen Verlust erkauft wird. ");}
if(Ende==9) {printf("Am Ende steht eine komische Pointe. ");}
if(Ende==10){printf("Am Ende steht ein Misserfolg, der auch etwas Gutes hat. ");}
printf("\n**************************************************************************");
printf("\n\n\n");

printf("Wenn Dein Computer noch einen Plot erzeugen soll, \ndruecke bitte die Taste 'j'\n");

weiter = getch();

} while(weiter=='j');


return 0;
}
//**********************************************************************************

 

Naja, der obrige Teil mit den Smileys ist doch nur Vorwort und nicht die eigentliche "Geschichte".

Ich find's eigentlich als Experiment ganz gut, allerdings ist es wirklich noch ausbaufähig. Nur vier Parameter is'n bisschen wenig. Da verlange ich schon ausgeklügeltere Plots. ;)

Naja, wird Leif entscheiden müssen, ob das durchgeht ...

 

Liebe Experimentierfreudige,

noch eine Anmerkung, bevor entschieden wird, ob mein Beitrag hier stehen bleiben kann. - Die Sache ist etwas gewagt, ich weiß...
Bitte lasst Euch nicht von dem Klammern-Zeugs abschrecken! Es bedeutet einfach, dass aus je elf Möglichkeiten für einen Bestandteil einer Geschichte eine zufällige Auswahl getroffen wird.

In meinem Überschwang ist mir eine kleine Unkorrektheit passiert. *schäm* Wie der Teil, der das Ende darstellt RICHTIG aussehen muss, seht Ihr hier:


if(Ende==0) {printf("Am Ende findet die Hauptperson die wahre Liebe. ");}
if(Ende==1) {printf("Am Ende werden die Hoffnungen der Hauptperson uebertroffen.");}
if(Ende==2) {printf("Am Ende verliert die Hauptperson eine Illusion. ");}
if(Ende==3) {printf("Am Ende nimmt die ganze Geschichte eine unerwartete Wendung. ");}
if(Ende==4) {printf("Am Ende wird die Hauptperson ins Unglueck gestuerzt. ");}
if(Ende==5) {printf("Am Ende stirbt die Hauptperson. ");}
if(Ende==6) {printf("Am Ende fuehlt sich die Hauptperson viel besser. ");}
if(Ende==7) {printf("Am Ende gewinnt die Hauptperson eine wichtige Erkenntnis. ");}
if(Ende==8) {printf("Am Ende erlebt die Hauptperson einen Erfolg, \nder mit einem schmerzlichen Verlust erkauft wird. ");}
if(Ende==9) {printf("Am Ende steht eine komische Pointe. ");}
if(Ende==10){printf("Am Ende steht ein Misserfolg, der auch etwas Gutes hat. ");}


Ich verfalle schon in die gleichen Unarten wie ein gewisser Softwarekonzern aus Redmont, USA.

I3en:
Die Sache soll einfach den Grundgedanken zeigen. Ich weiß nicht, ob ein genauerer "Plan" mit, sagen wir, 10 Parametern, zu besseren Plots führen würde. Der ausbaufähige Teil besteht meiner Meinung nach darin, nicht nur je elf Möglichkeiten zuzulassen, sondern fünfzig oder hundert. Aber - und jetzt wirds mystisch - schon die Minimalversion lässt 14641 Plots zu.

Falls sich jemand von Euch etwas ähnliches überlegt hat, würde mich Eure Gedanken interessieren!

Wenn ich mal Zeit habe, werde ich einen dieser Plots benutzen und eine "richtige" Kurzgeschichte schreiben.

Liebe Grüße,

vom Guten Fritz

 

Hallo Fritz,

prinzipiell finde ich dieses "Computerprogramm wider die Einfallslosigkeit" gar nicht blöd; wenn ich genug Ahnung davon hätte, könnte ich sogar beurteilen, ob das wirklich läuft. ;)Als Kreativhilfe sicher nicht ungeeignet!

Ob das jetzt aber als "Experiment" im Sinne dieses Forums durchgeht, bezweifle ich. Immerhin erzählst du keine konkrete Handlung, sondern gibst eher 14.641 mögliche Rahmenhandlungen, ohne jegliche Details oder Ausarbeitung. Du könntest es in die Autoren-Diskussion verschieben lassen oder ein Copyright drauf anmelden; vielleicht gibt es ja verzweifelte Schreiber, die für so ein Programm auch noch Geld zahlen würden! :D (Was ich jetzt keinem KG.de-User anhängen will!)

Aber die Idee gefällt mir!

Lieben Gruß, Oile

 

Ich konnte es nicht lassen, also flugs copy/paste und das ganze kompiliert. Siehe da, funktioniert sogar.
:)
Aber wie Oile und die anderen bereits erwähnt haben, ist das ganze eher ein Diskussionseintrag für den Kaffeekranz. Auch sollte man, wie ich bei Kg.de gelernt habe, Erklärungen und eigentlicher Text getrennt posten.

Wenn du noch etwas Arbeit reinsteckst, könnten da wirklich kleine Geschichten generiert werden, welche auch von Nichtprogrammierern gelesen werden könnten.
Eventuell müsstest du Pseudocode verwenden, (statt "printf()" -> "SchreibeAufBildschirm()"), wenn du weisst was ich meine.

Fazit: Witzige Idee, kann man noch was draus machen.
:cool:
Lieben Gruss ./Robi

 

Ich finde das wäre unter "Autoren" oder "Kaffeekränzchen" besser aufgehoben.(Oh! hat e schon wer geschrieben!)
Obwohl's natürlich sehr interessant ist.

van

 

Tut mir Leid, ich kann nix damit anfangen. Ich find´s auch nicht im Geringsten originell; das hat schon Umberto Eco in einer seiner Satiren (allerdings auf witzige Weise, nicht so - entschuldige - beliebig wie du) umgesetzt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für Eure Reaktionen!
Es ging mir darum, das Prinzip darzustellen, wie man den Zufall selbst Geschichten erzeugen lassen kann.
Das in dieser Hinsicht interessanteste, was ich bisher gelesen habe, war die Erzählung "Der Garten der Pfade die sich verzweigen" von J. L. Borges: Situationen gehen ineinander über, und am Ende führen alle Wege wieder zum Ausgangspunkt. Mich würden natürlich etwas ausgefeiltere Modelle interessieren, die es sicher schon gibt, irgendwo da draußen...
Ich habe mich ein bisschen mit Modellen der Spieltheorie beschäftigt. Sie gehen der Frage nach, wie Entscheidungen zustande kommen. Solche Dinge ließen sich sicher auch auf die Struktur von Geschichten anwenden. Allzuviele grundlegende Konstellationen, Konflikte und "Lösungen" gibt es ja nicht.
In Zeiten, in denen Programme Kasparov im Schach schlagen können, wäre es inspirierend, Romanhandlungen per Zufall erzeugen zu lassen. Unser Leben wird ja auch weitgehend durch Zufälle bestimmt, und trotzdem machen viele Lebensläufe den Eindruck, als gäbe es einen tieferen Sinn in ihnen.

Rainer:
Die ersten beiden Sätze Deiner "Kritik" geben exakt meine Meinung darüber wieder. Ein hübscher formaler Zufall, nicht wahr?

lg Fritz

 

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