Was ist neu

Nur noch Teile

Mitglied
Beitritt
08.01.2002
Beiträge
76

Nur noch Teile

Teile fliegen.
Keine Fetzen mehr. Nur noch Teile.
Alle tot.
Teile!
Hände, Füsse, Arme, Beine!
Ganze Teile.
Keiner lebt mehr. Hatten vorher noch geschrien. Jetz alle tot.
Haare, Köpfe, sogar Rümpfe fliegen herum.
Nun alle tot.
Ich bin Schuld.
Ich alleine.
Ich stehe mitten in den Teilen, bewege mich nicht.
Kein bisschen.

..."Halt!"
...
"Hören Sie mich nicht?"
"Ich?"
"Ja, Sie! Was suchen Sie hier?"
"Ich wollte einen Rasenmäher kaufen."
"Das können sie nicht machen!"
"Wieso nicht?"
"Stellen sie erstmal das Ding ab. Man versteht ja gar nichts!"
...
"Hören Sie?"
Der Motor verstummt.
Alle Augen starren mich an. Alle auf mich gerichtet.
"Hören Sie, Sie können doch nicht einfach den Rasenmäher mitten im Laden ausprobieren!"
Der Verkäufer gefällt mir nicht.
"Das ist gegen die Vorschriften! Wir werden sie anzeigen!"
Er tobt.
"Sie besitzen tatsächlich die Frechheit, ..."
Ich höre nicht mehr hin.
Ich sehe die grosse Häckselmaschine.
Ein Geistesblitz. Die Leute starren immer noch.
Ein Handy piepst.
Ein Hund knurrt.
...
Nur noch Teile.

 

Hmm, sehr interessante, wenn auch etwas böse Geschichte. Jedoch muss ich sagen, dass sie angenehm zu lesen ist.
Es gibt jedoch einen Satz, der meiner Meinung nach nicht ganz passt:

"Stellen sie erstmal das Ding ab. Man versteht ja gar nichts!"
Er ist irgendwie nicht aggressiv genug, so vollkommen anders als die übrigen Bemerkungen des Verkäufers.

Es gibt noch einen weiteren Punkt, der mich interessieren würde: wie kommt der Protagonist auf die Idee, den Rasenmäher im Laden auszuprobieren und warum reagiert er so unbeteiligt angreifend?
Hast du dir darüber Gedanken gemacht oder ist die Geschichte nur so als einzelner Schnipsel gedacht, was auch vollkommen OK ist?

Ich freu mich schon richtig auf deine Antwort.

Arthuriel

 

Hallo!

Ja, du hast recht, der Verkäufer steigert sich sehr schnell in rasende Wut. Ich werde da nochmal drüberfliegen.

Die Geschichte sollte ein Experiment sein. Ich weiss nicht, ob dir "Homo Faber" von Max Frisch ein Begriff ist. Auf jeden Fall ist der erste Teil dieses Buches wie ein Bericht geschrieben, alles in abghackten Sätzen, bzw. Stichworten.
D.h. der Protagonist schreibt einen Bericht über die Erlebnisse in einer trockenen, Sachlichen Weise. Ich wollte einen Kontrast dazu schaffen, mit der gleichgültigen Erzählweise und der "krassen" Story.

Naja, am besten liest du mal den Homo Faber, ist sowieso zu empfehlen. Und dann noch ein paar Interpretationen dazu.. ;)

Schöne Grüsse
QT

 

Hi,
unter dem Gesichtspunkt ist die Geschichte natürlich anders zu sehen.

Wenn es ein Bericht ist, solltest du dir folgenden Satz noch mal ansehen:

Alle auf mich gerichtet.
Der Satz ist, zumindest für mich, eine überraschende Wiederholung. Irgendwie zu persönlich.

Ansonsten find ich die Geschichte nach der Erklärung noch besser gelungen.

Arthuriel

 

Teile! Hände, Füsse, Arme, Beine!
Du sagtest, dass Du sachlich klingen wolltest. Aber diese Stelle scheint mir durch die Ausrufezeichen irgendwie entsetzt zu klingen.
Aber sonst finde ich diese klitze kleine schwarze Geschichte irgendwie lustig. Vor allem wie cool der Verkäufer trotz des Vorfalls doch noch bleibt...

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom