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Magistern

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11.08.2005
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Magistern

Ud den Leren Magistern Tieffenpaches:
DÄr was en Sgüler, der hatte sig torch konsikwent Arbejten sehr gude Noten khoolt. Toch er kwam immer tzu spät zer Ler-Stunden, unde ouch bej Classenarbejten überzoock er immer. Werent die Lerarn bej andarn Sgüllern glijch mit straffend Wordten umbheerwarpen unde ouch rechte Straff vbten, gienck dießer Sgüler fast immer ohne Straff ous. War er toch sonste immer recht fleißick, unde paste uf unde benam sich guote.
Die andarn Sgüllern toch, welche gerechte warn, woldten diß nitte lenger dulden, so kwam es mit der Zijt, dasz sich immer mere von besaacktem Sgüler abwandten. Nuor wenige, welche ien ob sijnes Wissens unde sijner Kendniße blos ous ze nuotzen gedachten, hieldten noch zu ieme.
Där kwamen danne aber die letzen zwey Jar vor der Graduatio, in welichen der Ler-Stoff immer swirigar wordte, unde jener Sgüler, der kondte sich (mit sijnen Fähigkeiden, die begrentzet warn) torch blosses konsikwentes Arbejten nitte mer wohl slagen. Där fielen ouch die letzten, weliche ien lediglich ousgenuotzet, von ieme ab. Er wordt cranck in sejner Sele, unde miedt die Sgulen.
Toch immer noch dachte er, daß das, was er thaat, rechte war, wie er ouch zevor dachte, daß die Sonder=Rechte, die er sich genomen, rechte warn. Er verboock eijnfach die Wahrheide in sejnem Sin. Toch die Sgulen war en Leip des Rechtes, so muoste er zeletzte von ihr udgestossen wörden.
Drumb wisset, junge unde gerechte Geyster: Wer dencket, er kendte sig geintüber andarn Vor=Rechte nemen, der is zem Schejtarn unde zor Straff verurtheilt torch das Sgicksale unde das Recht.

En Sgüler des Magisters frachte: So warn die andarn Sgüller wirckliche gerechte vor dißem einen Sgülern, so er ungerechte was ienen geintüber? Hatten sie nitte andernortes Rechte, weliche sie dißem verweerten, so etwa ihre Achtung?

En andar frachte drvff: Ja, unde wolde er wirckliche ungerecht sijn geintüber den andarn, oder wolde er blos Rechte besitzen, die er jedem andarn ouch zugönte? Den nitte ER hat die andarn Sgüller gestrafft, sondarn die Lereren, unde dieselbigen hatten ien geschonet. Unde Milde ist höher zu werthen alß jede Straff, maack die Straff eijnfacher unde würckungvoller scheijnen alß die Milde.

En dritter sprach: Woher wöllet Ihr wißen, das all die, die sig von iem abwandten, dis ous Gerechtigheide thaaten, unde all die, die zuo iem hieldten, ien blos ous ze nuotzen gedachten? Giebet es nitte nog andare Werthe für den Umbgang der Mensgen unterejnandar, die nitte blos torch den eijgenen Nuotzen bestimet wern? Oder war dißer Mensch von sijnem Wesen her gar tzu abschewlich, daß nuor Eygennuotz andare zu ieme brachten?

Sließlig meinte en vierdter: Ruhig, werthe Brüder. Magistern wöllte unß mit dißer Geschichten eijn Bildt zejgen. So spielet das Leben im Theaterspiele der Weldt, es ist das Sgicksal von Köningen, Velckern, Herren unde Knechten. Gloubet Iher fürwar, daß solche Heimtücken unde Empfintlichkeiden in der armen Sele junger Sgüller wie wir ze suochen seind? Magistern ist im waren Sinne sijnes Namens eijn Meyster der Historia, der die brillantesten Folgeschlüsze im Welttheater zu treffen im Standt ist. Für die blose Betrachtung eijner kleinen Sguln wäre sejn Geyst toch warlich vil tzu grosze!

EN andarn Mal ward dißer vierdte Sgüler von eim newen Sgüler gefracht, der von den Kendnißen unde der Brillance Magistern Tieffenpaches gehördt hatte, nemlich, ob Magistern Tieffenpach würklich eijn so trefflicher Lerare sij, wie von so vielen Sgüllern zevor er Beschreijbungen gehördt.
Drvff antwerdtete dißer: O gewieß. Du müstest wißen, Magistern hat uf eim Ohre en Lejden, weliches sich äußeret, so es tzu vil Lärm ze Gehör bekomt. So wär es gar en leychtes Unterfangen, ien ze schädigen, wen eijn nitte wohlmeynender Sgüler, deme er mißfiele, iem laut in diß Ohr hieneinprüllte. Magistern wäre zer Lere danne nitte mer im Standt für lange Zijt. Toch wie du siehest, er lauffet immer nog munter umb wie ejn junges Reh.
Der newe Sgüler toch entgegnt: Oder die Prüller seind jene, die ejn tzu milde Gemüth füren.

 
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"Übersetzung":

Aus den Lehren Magister Tieffenpachs:
Da war ein Schüler, der hatte sich durch konsequentes Arbeiten sehr gute Noten geholt. Doch er kam immer zu spät zur Lehrstunde, und auch bei Klassenarbeiten überzog er immer. Während die Lehrer bei anderen Schülern gleich mit strafenden Worten umherwarfen und auch rechte Strafe übten, ging dieser Schüler fast immer ohne Strafe aus. War er doch sonst immer recht fleißig, und passte auf und benahm sich gut.
Die anderen Schüler doch, welche gerecht waren, wollten dies nicht länger dulden, so kam es mit der zeit, dass sich immer mehr von besagtem Schüler abwandten. Nur wenige, welche ihn ob seines Wissens und seiner Kenntnisse bloß auszunutzen gedachten, hielten noch zu ihm.
Da kamen dann aber die letzten zwei Jahre vor dem Abschluss, in welchen der Lehrstoff immer schwieriger wurde, und jener Schüler, der konnte sich (mit seinen Fähigkeiten, die begrenzt waren) durch bloßes konsequentes Arbeiten nicht mehr wohl schlagen. Da fielen auch die letzten, welche, ihn lediglich ausgenutzt, von ihm ab. Er wrude krank in seiner Seele und mied die Schule. Doch immer noch dachte er, dass das, was er tat, rechte war. wie er auch zuvor dachte dass sie Sonder-Rechte, die er sich genommen, rechte waren. Er verbog einfach die Wahrheit in seinem Sinne.
Doch die Schule war ein Leib des Rechtes, so musste er zuletzt von ihr ausgestoßen werden.
Drum wisset, junge und gerechte Geister: Wer denket, er könnte sich gegenüber anderen Vorrechte nehmen, der ist zum Scheitern und zur Strafe verurteilt durch das Schicksal und das Recht.

Ein Schüler des Magisters fragte: So waren die anderen Schüler wirklich gerecht vor diesem einen Schüler, so er ungerecht war ihnen gegenüber? Hatten sie nicht andernorts Rechte, welche sie diesem verwehrten, so etwa ihre Achtung?

Ein anderer fragte drauf: Ja, und wollte er wirklich ungerecht sein gegenüber den anderen, oder wollte er bloß Rechte besitzen, die er jedem anderen auch zugönnte? Denn nicht ER hat die anderen Schüler gestraft, sondern die Lehrer, und dieselbigen hatten ihn geschont. Und Milde ist höher zu werten als jede Strafe, mag die Strafe einfacher und wirkungsvoller scheinen als die Milde.

Ein dritter sprach: Woher wollt Ihr wissen, dass all die, die sich von ihm abwandten, dies aus Gerechtigkeit taten, und all die, die zu ihm hielten, ihn bloß auszunutzen gedachten? Gibt es nicht noch andere Werte für den Umgang der Menschen untereinander, die nicht bloß durch den eigenen Nutzen bestimmt werden? Oder war dieser Mensch von seinem Wesen her gar zu abscheulich, dass nur Eigennutz andere zu ihm brachten?

Schließlich meinte ein vierter: Ruhig, werte Brüder. Magistern wollte uns mit dieser Geschichte ein Bild zeigen. So spielet das Leben im Theaterspiele der Welt, es ist das Schicksal von Königen, Völkern, Herren und Knechten. Glaubt ihr fürwahr, dass solche Heimtücken und Empfindlichkeiten in der armen Seele junger Schüler wie wir zu suschen sind? Magistern ist im waren Sinne seines Namens ein Meister der Historia, der die brillantesten Folgeschlüsse im Welttheater zu treffen im Stande ist. Für die bloße Betrachtung einer kleinen Schule wäre sein Geist doch wahrlich viel zu groß!

Ein anderes Mal ward dieser vierte Schüler von einem neuen Schüler gefragt, der von den Kenntnissen und der Brillance Magistern Tieffenpachs gehört hatte, nämlich, ob Magistern Tieffenpach wirklich ein so trefflicher Lehrer se, wie von so vielen Schülern zuvor er Beschreibungen gehört.
Drauf antwortete dieser: O gewiss. Du müsstest wissen, Magistern hat auf einem Ohr ein Leiden, welches sich äußert, so es zu viel Lärm zu Gehör bekommt. So wäre es gar ein leichtes Unterfangen, ihn zu schädigen, wenn ein nicht wohlmeinender Schüler, dem er missfiele, ihm laut in dieses Ohr hineinbrüllte. Magistern wäre zur Lehre dann nicht mehr im Stande für lange Zeit. Doch wie du siehest, er läuft immer noch munter um wie ein junges Reh.

Der neue Schüler doch entgegnete: Oder die Brüller sind jene, die ein zu milde Gemüt führen.

 

Ich verstehe nicht recht, wie die Wörter zustandekamen. Hast du da irgendein System drin? Ich habe Zweifel, dass es sich hier um ein Experiment handelt.

 

Wenn ich dir jetzt sagen würde, dieser Text sei in alter Sprache (16., 17. Jahrhundert)verfasst, worin auch sein experimenteller Charakter liege, sähest du dich dann dazu veranlasst, ihn als nicht artreines Experiment zu klassifizieren? Er ist schon durch zwei Rubriken gewandert. Ich kann aber nicht verstehen, dass es auf dieser Seite überhaupt nirgends einen passenden Platz für dieses eigentlich gar nicht so exotische Stilmittel geben soll.

 

Wenn ich dir jetzt sagen würde, dieser Text sei in alter Sprache (16., 17. Jahrhundert)verfasst, worin auch sein experimenteller Charakter liege
Würdest Du denn nur sagen oder sagst Du? Sollte das nun eine alte Sprache sein oder nicht? - Wenn ja: Hast Du vielleicht einen Link dazu, bei dem man etwas über diese Sprache lesen kann?

Ansonsten liest es sich aber auch mehr wie eine Nacherzählung, weniger wie eine Geschichte. Zum Beispiel hier:

aus der Übersetzung schrieb:
Da fielen auch die letzten, welche, ihn lediglich ausgenutzt, von ihm ab. Er wrude krank in seiner Seele und mied die Schule. Doch immer noch dachte er, dass das, was er tat, rechte war. wie er auch zuvor dachte dass sie Sonder-Rechte, die er sich genommen, rechte waren. Er verbog einfach die Wahrheit in seinem Sinne.
Man erfährt eigentlich nicht wirklich etwas über diesen Jungen, es ist nur ein oberflächliches Drüberschweifen. Zum Beispiel "er wurde krank in seiner Seele" - das liest sich, als würde man das von einem Tag auf den anderen, wie wenn man sich verkühlt und Fieber bekommt.

Vielleicht ist es auch diese Oberflächlichkeit, wegen der ich den Text insgesamt nicht verstehe (das liegt nicht an der Sprache).

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Die Geschichte selbst ist kaum eine. Der Inhalt ist sehr flach.

Interessant finde ich aber, dass man die jederzeit doch arg entstellten Wörtern trotzdem verstehen kann, da das Gehirn automatisch ihren zusammenhängenden Sinn interpretiert, auch wenn man einmal hängen bleibt, und das Wort dadurch automatisch ergänzt wird.

Aus meiner Sicht schon ein Experiment, unter Mundart würde es vermutlich nicht passen, da wohl keiner mehr so spricht.

Ich kann nicht sagen, dass mir dieser Text gefällt, aber er ist interessant.

Grüße

Cerberus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Cerberus und Susi,
danke für eure Antworten.
Nein, es ist nicht eine alte Sprache, sondern alte deutsche Sprache. Ja, mir ist bewusst, dass die Erzählweise etwas "oberflächlich" und dezent ist. Viele alte Texte sind aber in einem solchen "oberflächlichen" Stil gehalten, und auch heute noch gibts noch ab und zu einige solcher Beispiele (wie die Anekdote von Graf Koks). Anscheinend ist aber doch etwas zu wenig Information gegeben, nun, wollte mal sehen, ob es so reicht oder nicht.

Es sollte einfach mal eine andere Form sein, etwas zu erzählen.
Die "Pointen", wenn man solche bemerken sollte, sind auch eher dezent eingestreut. Vielleicht wäre die Voreinstellung beim Lesen anders, wenn der Text in der Rubrik Satire wäre.

 

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