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Klönchenblau und Schweinsein

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16.06.2002
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Klönchenblau und Schweinsein

Klönchenblau, Klönchenblau, Klönchenklönchenblau. Süßer Kindermund zwitschert im Chor. Frau Lehrerin, Frau Lehrerin, wozu? Aber der Inspektor von Ramitamikom kommt doch, oh ja! Deshalb. Er gibt uns dafür viel, viel Silber, wirklich!

Zamtamin ist plötzlich still. Dagegen kann er nichts sagen. Hululu, hululu! Kann weiter in die Schule gehen. Mutter ist derweil zu Hause, kocht. Der Zweitvater, ja der ist anderwertig beschäftigt.

Dieser möchte eine Zweitsprache erlernen. Das ist schwierig, sehr schwierig. Nützlich zwar, aber schwierig. Vokabellernen, Verbenlernen. Es plagt sich der Zweitvater mit der Zweitsprache.

Il maiale, das Schwein. Il maiale grugnisce, das Schwein grunzt. Grugnire, grugnisco, grunzen, ich grunze. Es geht doch, wirklich! Sono un maiale, ich bin ein Schwein. Gähnen in der Volkshochschule. Die Stunde ist aus!

Zamtamin entstand in Drittbefruchtung aus dem Samen des ersten Lebensabschnittspartners seiner Mutter, bei seinem Schulfreund war es umgekehrt. Es ist nicht wichtig. Nur Illitamma ist anders, so anders als die anderen. War mittels Blümchensex mit dem ersten und immer noch vorhandenen Lebensabschnittsgefährten ihrer Mutter empfangen worden. Jedoch spielt auch dies keine Rolle, weshalb auch!

Ciao, sono un maiale! Servus, ich bin ein Schwein! Diesmal kein Küsschen auf die pausbackige Wange. Lieber solle er das Klo putzen, schließlich habe sie in der Küche gestanden. Meinetwegen. Zamtamins Zweitvater fügt sich. Das bisschen Kloputzen, na wenn schon. Sono un maiale heißt ich bin ein Schwein.

Klönchenblau, Klönchenblau. Was singst du da? Haben wir in der Schule gelernt. Wozu denn? Für den Direktor von Ramitamikom. Ach so! Wenigstens bekommt der Bub eine ordentliche Ausbildung.

Der Zweitvater erzählt beim Mittagessen von seiner Zweitsprache. Il maiale, das Schwein, maialismo wäre, so mutmaßt er, das Schweinsein, maialistica, die Wissenschaft vom Schwein. Und auf Deutsch? Susismus, beziehungsweise die Susistik. Ach ja! Aus dem Lateinischen abgewandelt. Das Schweinsein, herrlich! Der Braten schmeckt.

Ob Schweine denn auch künstlich befruchtet würden wie Menschen? Natürlich, wie denn sonst. Was man ihm denn in der Schule beibringe, ts ts. Ob es denn nicht auch mit Blümchensex gehe, wie bei seiner Kameradin Illitamma. Großes Gelächter, süß der Kleine! Natürlich, aber das war früher einmal. Jene gebe bloß an, heißt es.

Hausaufgaben machen. Spielen vor dem Bildschirm, eine kleine Geschichte. Das Lied nochmals einüben. Die Lehrerin hatte schließlich darum ersucht.

Klönchenblau, Klönchenblau, Klönchenklönchenblau.


 

Hallo Echnaton,

sprachlich natürlich ein Experiment, auch wenn ich da immer in der Versuchung war, es im Versmaß laut zu lesen, um irgendwie dahinter zu kommen. Denn irgendwie vermute ich schon mehr dahinter als die Freude an ähnlich klingenden Lautspielereien.
Inhaltlich ein Familienidyll voller Spießigkeit, so Spießig, dass sogar Sex nicht mehr vorstellbar ist, au0er dem Schweinebraten keine sinnlichen Freuden.
Die Werte teileweise verkehrt, wennn die Frage entsteht, ob auch Schweine künstlich befruchtet werden können. Da möchte man sagen, bisher zum Glück nur Schweine, auch wenn man da schon wieder bei den erbarmungswürdigen Tierzuchtbedingungen wäre.
Schöne Ironie im Zusammenspiel zwischen Schweinen und der künstlichen Befruchtung der Menschen, wo es doch der Schweinkram ist, der uns den Sex so appetitlich macht. ;)

Nicht in dem Gefühl deine Geschichte verstanden zu haben biete ich dir einfach mal meine Gedanken zu deinem Experiment. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Lieber Echnaton!

Mir hat es Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen, so problembeladen sie auch sein mag. ;)

In gewisser Hinsicht zeigt sie die Tendenz der Gesellschaft auf. Während früher sogenannte Scheidungskinder eher die Ausnahme waren, verwendet man heute nicht einmal mehr den Begriff, denn es ist die Normalität geworden.
In Deiner Geschichte ist das Kind, dessen Mutter noch immer mit dem ersten Lebensabschnittsgefährten beisammen ist und das auch das einzige ist, das aus bzw. durch Liebe gezeugt wurde, zum Außenseiter geworden, eine Rarität...

Das Bild des Zweitvaters, der nur seine eigenen Interessen im Kopf hat, ist Dir auch gut gelungen. Es zeigt in meinen Augen das selbstbezogene Nebeneinander-Herleben auf, das wohl auch das Miteinander immer öfter ablöst. Hier liegt wohl die Ursache für alles weitere...

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Lieber Sim, liebe Häferl,

danke Euch beiden fürs Lesen. Mir ist die Geschichte beim Billa in den Sinn gekommen, als ich die Ankündigung "Frisches vom Schwein" gesehen hatte. Aufgrund einer schon länger anhaltenden totalen Schreibkrise ist mir einfach nichts anderes eingefallen. Vorige Woche nur eine total düstere Geschichte, ansonsten ein tiefes Loch.

Sim, ich habe eigentlich kaum wirklich nachgedacht, was ich da schreibe, war froh, daß überhaupt etwas in die Tasten floss, das auch einigermaßen eine Art Geschichte ergibt.

Mein Befremden über die heutige Zeit kommt da natürlich heraus. Außerdem wollt ich auch mal Deutsch mit einer anderen Sprache vermengen (einmal hab ich es schon gemacht, das ist allerdings schon zwei Jahre her), wie's heute ja fast alle tun, wollt halt auch mal modern sein. Das Gefühl dabei war komisch, aber zumindest hab ich es mit einer anderen denn Englisch gemacht, ein Experiment?

Häferl, irgendwie hab ich das schon so intus, das Nebeinander, das Lebensabschnittsirgendwas, die ganzen Narrheiten, daß ich gar nimmer anders kann selbst in Zeiten von Schreibkrisen. Freut mich, daß es bei Dir angekommen ist.

danke Euch beiden fürs Lesen und den Kommentar

liebe grüße

Echna

 

Hallo Echnaton,

ein eher trostloses "Familienidyll", das du hier zeichnest. Diskussionen übers "Schweinsein" und künstliche Befruchtung am Mittagstisch ... irgendwie schräg – vor allem, wenn man bedenkt, dass Kinder mit am Tisch sitzen.

"Zweitvater" hat in mehrfacher Hinsicht einen negativen Klang: Nur zweite Wahl, nur Ersatz; zwar da, aber ohne echte Verbindung zur Familie bzw. den Kindern. Ein eher düsteres Bild, das nachdenklich macht.

Sprachlich fand ich den Text interessant, vielleicht in manchen Teilen etwas zu sehr einem Versmaß ähnlich für meinen Geschmack. Doch hatte ich beim Lesen auch den Eindruck, den du dann in deiner Antwort bestätigt hast: Die Gedanken sind einfach so aufs Papier geflossen, für mich als Leser war es relativ schwer, deine Intention herauszulesen.

Das "Hululu, hululu!" passt meines Erachtens irgendwie nicht so ganz rein.

"Ob Schweine denn auch künstlich befruchtet würden wie Menschen."
>>> Hier würde ich am Schluss ein Fragezeichen setzen, trotz des Konjunktivs.

Viele Grüße nach Wien :)
Christian

 

Lieber Criss,

danke fürs Lesen und Deinen Kommentar. Ic weiß gar nicht, welche Intentionen ich beim Schreiben hatte. Deswegen auch in Experimente. Für mich wars nämlich eins, einmal mit weniger Überlegung zu schreiben.

Durch die Schreibkrise bin ich ohnehin total blockiert. Hululu laß ich einstweilen stehen. Bin allerdings am Überlegen, ob da nicht was anders besser klänge. Das Fragezeichen sieht in der Tat besser aus.

danke nochmals und nebelige Grüße aus Wien (hoffentlich wirds bald wieder heller, macht ganz trübsinnig)

Echna

 

Liebner Arminius,

danke fürs Lesen und den Kommentar. Hululu hat Dir also gefallen, ja intellektfrei, so könnte man es sagen. Intellektfrei wie so vieles heute.

Freut mich, daß die Geschichte bei Dir Anklang gefunden hat. Wie schon erwähnt wegen meiner Schrteibkrise, ist nicht mehr möglich als Geschichten, welche Hululu beinhalten.

liebe Grüße

Echna

 

Moin Echnaton.

Ja, In Dieser Zeit Von Heute. Eine Geschichte, die die Fahne der traditionellen Familienwerte hochhält.
Aber über wertkonservativen Moralmuff kann man normalerweise hinwegsehen, wenn die Story sonst etwas hergäbe.
Gibt sie aber leider nicht, jedenfalls nichts, was es nicht schon in Brave New World besser und ausführlicher oder in Gattaca moralkeuliger gegeben hätte.
Ist ja schon okay, das Warnen vor einer Klongesellschaft. Blümchensex ist doch toll, wer würde da widersprechen? Keiner. Jeder Provinzpolitiker kann dir heute ausführlich erzählen, warum er persönlich gegen das Klonen von Menschen ist.
Und dann kommt diese Story, und die hält sich nicht mit langen Erklärungen auf, warum das Klonen, das künstliche Befruchten et cetera schlecht ist. Der Text setzt z.B. einfach voraus, dass die Lebensform mit Zweitvater negativ ist, anstatt vielleicht auch nur ansatzweise zu zeigen, warum. Nein, die Szene mit dem Kloputzen ist wirklich nicht genug.
Keines der diversen angeschnittenen Themen wird ausführlich behandelt, die Geschichte bleibt insgesamt oberflächlich.
Und dann die Sache mit der Zweitsprache. Als Parallele zum Zweitvater eingeführt, offenbar wegen der Vorsilbe "Zweit-", fragt man sich doch: Was ist so schlimm an einer Zweitsprache? Nix, außer dass es dem Text Gelegenheit gibt, den Satz mit dem Schwein immer wieder zu variieren, bis auch der letzte Leser die Parallele zur Schweinezucht verstanden hat.

Fazit: Inhaltlich ist die Story eher ein Leichtgewicht, sprachlich ist sie aber stellenweise nett gemacht.

Gruß

Ben

 

Lieber Ben,

danke fürs Lesen und den Kommentar. Momentan fällt mir nicht mal mehr so etwas ein, totale Schreibkrise. Seufz!

Jetzt mal abgesehen davon, daß mir schon besseres eingefallen ist, denke ich, muß man nicht immer großartige Erklärungen abgeben. Das bezieht sich jetzt auf meine allegmeine Aufassung, sonst ist es ja nicht mehr erzählend, sondern eher schon Abhandlung.

Wie auch immer, die Blockade ist hoffentlich bald vorbei. Mir fällt im Moment einfach gar nix ein.

danke und liebe Grüße aus Wien

Echna

 

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