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Ignorieren und dann Aus!

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04.05.2003
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Ignorieren und dann Aus!

U nd wenn ich nicht kann?
N atürlich mache ich es dann für dich!
S icher.
I mmer! Und nach immer, immer wieder.
N ein, versprich mir das nicht, es wird anders kommen.
N iemals wird es anders laufen

Gut, dann warte ich noch. Aber nicht länger als zehn Minuten. Noch zehn Minuten! Es kotzt mich dermaßen an, ein schöner Spruch und so passend. Dieses Warten macht mich ganz verrückt. Sie weiß das. Was soll ich bloß machen? Mich mit Ameisen unterhalten, genau, soweit kommt es noch! Aber ansonsten ist auch nichts Ansprechbares mehr hier, keine Menschenseele und auch kein anderes Tier. Mit Pflanzen reden kommt mir noch dämlicher vor, als mit mir selbst zu sprechen oder mit einem Tier. Keine Ahnung, vielleicht liegt es an den Augen. So ... wie viel Zeit ist vergangen? Zwei Minuten, nicht einmal ganz. Hallo ihr Ameisen! Wow, ich kann von euch noch so einiges lernen. Das Ignorieren vielleicht, ihr seid darin echt gut, fast wie meine Freundin. Hey, lasst uns doch gemeinsam die Zeit ignorieren, nicht sehen, nur vergessen, so tun, als ob nicht existent. Nichts, rein gar nichts, alles wunderbar. Selbst das ignoriert ihr. Mal sehen, drei Minuten sind vorbei. Sie könnte jeden Moment um die Ecke biegen, auch vor den restlichen sieben Minuten, vierhundertzwanzig Sekunden. Vierhundertneunzehn, vierhundertachtzehn, vierhundertsiebzehn. Ich bin ungeduldig und sie ignorant, genau wie ihr, ihr vielbeinigen Lebewesen. Ich knie mich mal runter zu euch, ich kann von hier oben gar nicht erkennen, wie viele Beine ihr nun genau an eurem Körper dran habt.

Hey, warum kniest du hier auf dem Boden?
Ich beobachte Ameisen.
Und was machen sie?
Sie haben sechs Beine.
Schön, aber das war nicht meine Frage.
Sie ignorieren mich.
Oh nein, du hasst Ignoranz!
Warum bist du zu spät?
Warum siehst du mich nicht an?
Ich kann die Ameisen nicht ignorieren.
Komm hoch, du bist verrückt.
Hallo du.
Hallo du auch.
Ich habe dich vermisst, mehr als die Ameisen dich!
Ich weiß, lass uns reingehen.
Weißt du was wir beide sind? Wir sind Ignorantinnen, du und ich.
Ich weiß, habe es gerade wieder bemerkt.

Ich finde Vorfreude ist lediglich dann eine der schönsten Freuden, wenn das worauf mensch gewartet hat eine mittlere Katastrophe war. Es muss eine mittlere Katastrophe sein. Deshalb, weil wäre es eine einzige riesen große Mistkatastrophe, würde mensch im nachhinein nicht einmal mehr an die Vorfreude denken. Vor Ärger und Selbstbetrug, um dem Gefühl der erneuten falschen Hoffnung aus dem Weg zu gehen. Ja, gerade der Peinlichkeit vor einem selbst, sich alles so etwas von falsch ausgemalt zu haben aus dem Weg zu gehen. All das verdrängt die Gedanken an die Vorfreude. Und ist das, worauf mensch gewartet hat großartig, dann verschwindet die Vorfreude ohnehin, wird vergessen, niemand fragt nach ihr, mensch selbst am meisten. So sehe ich das! Ich denke gerade daran, weil ich nicht mehr an die Vorfreude denke dich zu sehen. Schon lange nicht mehr!

I ch hasse das Warten, du weißt das.
G enau deshalb war ich fast nicht zu spät.
N ur eine Stunde ich weiß.
O der sechzig Minütchen, ist doch nicht so schlimm oder?
R ichtig, für dich nie!
A lso dann, wird es für dich auch nicht wieder vorkommen.
N ein, diesen Wunsch wirst du mir nicht erfüllen, du ignorierst ihn seit Jahren.
T ut mir Leid, zeige mir dein Gesicht.

Ich kann dein Gesicht nicht sehen, wenn du es in deine Händen vergräbst. Das war der letzte Satz, den ich von ihr hörte. Und das war meine einzige und letzte Möglichkeit, ihr meine Sicht der Dinge zu verheimlichen. Mein Gesicht lügt nicht. Die Sicht, die Sicht steht in meinem Gesicht. GeSICHT. Ihr meine Sicht zu zeigen, hätte ich nicht mehr geschafft, denn schon zuvor war alles zerbrochen, das wäre dann der allerletzte Beweis für unsere unterschiedliche Ansicht gewesen. Und sie hätte mein Gesicht nicht ertragen und ich nicht das ihre. Es ist spät.

Und ich knie wieder bei den Ameisen. Sie, die vielen kleinen, die mich ignorieren, wie sie auch. Immer im falschen Augenblick. Immer dann, wenn es am meisten schmerzt. Immer dann, wenn ihre Liebe nicht mehr greift. Sie ignoriert und sie verliert, dieses Mal kommt sie zu spät.

 

Wow, das ist wie eine Ohrfeige an alle, die verdammt nochmal nicht auf die Zeit achten, wenn sie einen Zeitpunkt einhalten sollten. Ich kenne dieses blöde Gefühl nur zu gut, und Du beschreibst es auch wunderbar irgendwie. Sehr gelungen, wie ich finde.

 

mir dünkt, ignoranz ist gerade sehr hip, scheint irgendwie das thema der woche zu sein. ist es eigentlich per definition auch ignorant, seine sicht der dinge zu verheimlichen?

 

die ignoranz lebt in beiden seiten, die art und weise unterscheidet sich und führt auch zum bruch. das thema scheint immer "in" zu sein, wird es auch, solange es menschen gibt, wahrscheinlich und leider.

 

ein hoch der ignoranz, nieder mit der empathie! oder wie?

wenn alle menschen ignorant sind, sind sie dann von allem entschuldigt? und/oder, wenn man's mythologisch liest, ist durch die ignoranz das unheil selbstverschuldet und daher die gerechte strafe?

meine vorherige frage wurde ja leider ignoriert, vielleicht mag ja diese jemand beantworten?

 

ginge es nach mir, dann sollte die empathie die ignoranz mal ganz schnell von ihrem hoch runterholen. um deine erste frage zu beantworten und nicht ignorant zu sein: stimmt, vielleicht kann verheimlichen auch mit ignorieren zu tun haben, und vielleicht ist dann das wort ignoranz von vorne herein zu sehr negativ behaftet. jetzt mal an die geschichte angelegt, sie hat das gesicht deswegen nicht gezeigt, weil sie wusste, das würde die situation für beide verschlimmern und unerträglicher machen. das verheimlichen war aus rücksicht, um nicht mehr zu verletzten.

 

wenn auch aus rücksicht, so ist es die wahrheit die dem gegenüber vorenthalten bleibt, was schade ist, da gegenseitiger respekt ehrlichkeit inkludiert.

ignoranz ist meiner meinung nach nicht negativ behaftet, sondern muss für jeden menschen, der sich als tolerant benennt, per definition mit einem negativen werturteil belegt werden, da ignorieren nicht mehr heißt als etwas nicht wissen zu wollen oder etwas absichtlich nicht zu beachten.

 

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