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Horst und Helga – Der wahre Tag des Bluts

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26.08.2002
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Horst und Helga – Der wahre Tag des Bluts

Der wahre Tag des Bluts
2a

Es ist ein regnerischer Herbstabend zehn vor sieben. Horst Dorftrögl aus Bründel an der Mofel sitzt allein im Büro an seinem Schreibtisch, – alle anderen sind schon weg – wirft einen Blick auf die Armbanduhr und seufzt. Die Präsentation muss er fertig haben, vorher kann er nicht nachhause fahren. Er gähnt und verlässt das Büro in Richtung Küche gleich gegenüber, wo die Kaffeemaschine steht und wo er feststellt, dass es keine einzige saubere Tasse mehr gibt. Er lässt heißes Wasser in die Spüle, nimmt eine der Tassen, jedoch fahrig, sie rutscht weg, zerbricht am Rand des Spülbeckens und sie schneidet, als er den hastigen Versuch macht sie zu greifen, am Ansatz des Daumens tief in seine rechte Hand.
Das Blut pumpt sich in Stößen aus dem tiefen Schnitt. Horst drückt erst seine Linke gegen die Wunde und nachdem der Strom nicht nachlässt: ein Geschirrtuch. Es ist flugs rot durchtränkt, und er entdeckt, dass der Daumen halb durch ist. Er rennt in den Flur zum Erste Hilfe-Kasten, reißt ihn auf, ein Riesendurcheinander da, alles landet auf dem Boden, als er hastig drin wühlt; er kann keine Mullbinde entdecken für einen Druckverband.

Überall, wo er war, sieht der Boden aus, als hätte man ein Schwein geschlachtet (oder es zumindest schwer verletzt und dann mehrmals durch's Zimmer gejagt), und die blutigen Schlieren und Abdrücke an den Wänden zeigen an, wo er sich abgestützt hat. Er läuft zurück in sein Büro, ohne Mullbinde, er versucht es mit einem Pflaster aus der Schublade, das kurz auflacht und gleich aufgibt. Seine Hand: ein Springbrunnen. Er greift sein Smartphone glitschig mit der Linken, da sieht und hört er den ankommenden Anruf.
Es ist Helga, seine Frau.
Er wischt sie heran und hält sie ans Ohr, klemmt das Phone zwischen Kinn und Schulter, gleichzeitig wickelt er seine Hand mit den Zähnen in den Pullover, der über dem Stuhl hing.

Helga fragt ihn, warum er denn nicht angerufen habe und erinnert ihn daran, dass sie ihm am Frühstückstisch gesagt hatte, er würde sie abends um sieben anrufen wollen.
Er sagt, das habe er nicht vergessen.
Aha, sagt sie, dann habe er es zwar nicht vergessen, aber trotz dem er es nicht vergessen habe – nicht angerufen? Sie habe ja schon länger den Eindruck, es schlichen sich allmählich Lieblosigkeiten in die Beziehung ein, ob er das nicht auch sehe?
Er erzählt ihr, dass er sich geschnitten habe und soeben verblute.
Ob das etwa ein Grund sei, sie nicht anzurufen? nur weil er blute?, fragt sie.
Er erläutert, dass er nicht gesagt hätte, dass er blute, sondern dass er gesagt habe, dass er verblute und nicht wirklich viel Zeit habe zu telefonieren; weil er irgendetwas finden müsse, um die Wunde zu schließen.
Sie sagt, das sei ja nett, dass er sofort über seine Probleme im Büro spreche und sich nicht etwa erkundige oder dafür interessiere, wie ihr Tag gewesen sei.
Horst taumelt leicht und setzt sich. Er hält den rechten Arm hoch, so muss das Blut gegen die Schwerkraft kämpfen und hat es nicht so leicht, zur Wunde zu kommen und aus ihm herauszulaufen.
Er fragt Helga, wie ihr Tag gewesen sei.

Oh, eigentlich sei nichts Besonderes gewesen, sagt sie. Mittags, nach dem Job, habe sie sich noch bei Prange diese schwarzen Guccipumps holen wollen, die ihr so gefielen, und dort feststellen müssen, dass der Kaufpreis unverschämterweise, praktisch über Nacht, um vierzig freche Euro erhöht worden war; da sei sie natürlich zum Verkäufer, um sich berechtigt zu beschweren, vor allem, nachdem sie sich im Büro schon hatte über ihren Chef ärgern müssen, der wieder nur die Meier (die Schlampe, die ständig Helgas Locher wegnehme und nicht zurückbringe) für ihre Arbeit gelobt habe. Und sie selbst kaum beachtet. Auch der Verkäufer habe den Versuch unternommen, ihr nicht zuzuhören, er und der Chef also beide ähnlich wie früher ihr Vater. Warum nur machten alle Männer es immer wie ihr Vater?

Er unterbricht sie; er sagt, das sei wirklich schrecklich, wie ihr Chef und der Schuhverkäufer sie behandelten, und fordert sie auf, ihm einen Rettungswagen kommen zu lassen, denn er selbst könne wegen seiner vom Blut rutschigen Finger die Nummer nicht anwählen.
Sie fragt, ob er jetzt verrückt geworden sei und sie für seine Sklavin halte? Sie sei todmüde von den Strapazen ihres eigenen Tags und außerdem sei es ein Gebot der Männlichkeit, sich in jeder Situation als Herr der Lage zu definieren. Solle jetzt etwa die Prinzessin den Ritter vor dem bösen Drachen retten und nicht mehr umgekehrt?
Er sagt, er müsse dann auflegen und auf die Straße runter, um ein Taxi zu bekommen – so lange er noch laufen könne.
Sie sagt, wie bitte? Er wisse doch genau, wie sie das hasse, wenn er mittendrin und feige ein Gespräch unterbreche – tue er das etwa, um dem Thema auszuweichen, das sie angesprochen habe? In dem Fall könne er gleich zu seiner Ex zurück, der dummen Schlampe, die sich alles gefallen ließe, solange sie nur eine Gurke in ihrem Salat brauche.
Ob er nicht merke, dass sie, Helga, ihn mehr liebe als er es verdiene, dass das jedoch nicht so einfach sei, wenn er unaufmerksam die gemeinsamen Telefontermine nicht einhalte; dabei solle er dankbar sein, dass eine Frau wie sie mit ihm reden wolle und überhaupt, es mit ihm aushalte. Sei es da zu viel von ihm erwartet, mal auf die Idee zu kommen, sie nach ihren Bedürfnissen zu fragen?
Horst fragt, ob es jetzt für sie in Ordnung sei, wenn er auflege.
Sie sagt, ja okay, da er sie vorher gefragt und auch eine Begründung habe, dürfe er jetzt auflegen, schließlich habe sie Empathie im Unterschied zu manch anderen, da nenne sie aber jetzt keine Namen.
Horst bedankt sich, legt auf, dann kippt er vom Stuhl.


Drei Stunden später.
Horst steigt aus dem Taxi, wirft einen Blick auf sein Handy und steckt es lächelnd ein; er geht zur Wohnungstür und klingelt. Seine Hand ist einbandagiert.
Helga öffnet und steht in der Tür.
Sie sagt, sie habe sich schon fast Sorgen machen müssen und frage ihn nun, warum es so lange gedauert habe?
Er sagt, die Putzfrau habe ihn erst um zehn nach acht gefunden.
Helga wirft einen Blick auf seine Hand und sagt ihm, dass er ihr armer Liebling sei und oh, das mit der Hand ja stimme, wie schlimm, Gottseidank belüge er sie nicht, was seine Verspätung betreffe, sie habe da auch schon ihre Zweifel gehabt, andererseits bemerke sie aber schon auch, dass er ihr erneut keine Blumen mitbringe. Dabei habe sie ihm doch erst vorgestern gesagt, dass es langsam Zeit werde, sie mal wieder aus eigenem Antrieb spontan mit einem Strauß rote Rosen zu überraschen.

Er schleicht an ihr vorbei ins Wohnzimmer und lässt sich auf das Sofa fallen, was ihr einen Schrei des Entsetzens entreißt; er solle sich erstmal umziehen und nicht so eine Sauerei hier machen! Rücksicht sei die Basis einer jeden glücklichen Ehe – auch sie habe rücksichtsvoll beschlossen, dass er heute wegen seiner verletzten Hand nicht den Abwasch zu erledigen habe.
Und was gebe es zu essen?, fragt er.
Nichts, sagt sie. Das müsse er doch wissen, kein Abwasch – kein Essen.
Dann erhebt sie sich, geht zur Garderobe, wo sie sich den Mantel greift und zur Wohnungstür geht.
Wohin sie jetzt noch gehe, fragt er.
Natürlich essen, sagt sie. Mit Frank vom Salsa-Tanzen. Es gebe auch noch Männer, die sich nicht im Büro verstümmelt hätten. Sie wirft ihm eine Kusshand zu. Dann ist sie aus der Tür.

Horst nimmt das Handy, liest noch einmal die sms mit dem Herzchen-Smiley, Kontakt «Bernhard Weber, Arbeitskollege».
Er lächelt; er denkt an – Dinge.
Danach wählt er die Nummer.

***​

Der Tag des falschen Bluts
2b

Es ist ein regnerischer Herbstabend zehn vor sieben. Horst Dorftrögl aus Bründel an der Mofel sitzt allein im Büro an seinem Schreibtisch, – alle anderen sind schon weg – wirft einen Blick auf die Armbanduhr und seufzt. Er gähnt und verlässt das Büro in Richtung Küche gleich gegenüber, wo die Kaffeemaschine steht und wo er feststellt, dass es keine einzige saubere Tasse mehr gibt. Er lässt heißes Wasser in die Spüle, nimmt eine der Tassen, jedoch fahrig, sie rutscht weg, zerbricht am Rand des Spülbeckens und sie schneidet, als er den hastigen Versuch macht sie zu greifen, am Ansatz des Daumens in seine rechte Hand. Er läuft zum Verbandskasten im Flur, reißt ihn auf, da hört er sein Handy auf dem Schreibtisch klingeln, er läuft schnell hin.
Es ist Helga, seine Frau.
Er wischt sie heran und hält sie ans Ohr.

Helga fragt ihn, warum er denn nicht angerufen habe und erinnert ihn daran, dass sie ihm am Frühstückstisch gesagt hatte, er würde sie abends um sieben anrufen wollen.
Er sagt, das habe er nicht vergessen.
Aha, sagt sie, dann habe er es zwar nicht vergessen, aber trotz dem er es nicht vergessen habe – nicht angerufen? Sie habe ja schon länger den Eindruck, es schlichen sich allmählich Lieblosigkeiten in die Beziehung ein, ob er das nicht auch sehe?
Er erzählt ihr, dass er sich geschnitten habe und soeben verblute.
Ob das etwa ein Grund sei, sie nicht anzurufen? nur weil er blute?, fragt sie.
Er erläutert, dass er nicht gesagt hätte, dass er blute, sondern dass er gesagt habe, dass er verblute, und er habe nicht wirklich viel Zeit zu telefonieren; er blute wie ein Schwein und habe gesehen, dass der Daumen halb durch sei. Er habe keine Mullbinde gefunden für einen Druckverband und alles andre habe keinen Zweck bei dem vielen Blut, wie es in Strömen heraus sich pumpe. Er sagt, überall sehe der Boden aus, als hätte man ein Schwein geschlachtet. Es tue ihm ja Leid, aber er müsse jetzt dringend etwas finden, womit er die Wunde verschließen könne.
Sie sagt, das sei ja nett, dass er sofort über seine Probleme im Büro spreche und sich nicht etwa erkundige oder dafür interessiere, wie ihr Tag gewesen sei.
Horst setzt sich.
Er fragt Helga, wie ihr Tag gewesen sei.

Oh, eigentlich sei nichts Besonderes gewesen, sagt sie. Mittags, nach dem Job, habe sie sich noch bei Prange diese schwarzen Guccipumps holen wollen, die ihr so gefielen, und dort feststellen müssen, dass der Kaufpreis unverschämterweise, praktisch über Nacht, um vierzig freche Euro erhöht worden war; da sei sie natürlich zum Verkäufer, um sich berechtigt zu beschweren, vor allem, nachdem sie sich im Büro schon hatte über ihren Chef ärgern müssen, der wieder nur die Meier (die Schlampe, die ständig Helgas Locher wegnehme und nicht zurückbringe) für ihre Arbeit gelobt habe. Und sie selbst kaum beachtet. Auch der Verkäufer habe den Versuch unternommen, ihr nicht zuzuhören, er und der Chef also beide ähnlich wie früher ihr Vater. Warum nur machten alle Männer es immer wie ihr Vater?

Er unterbricht sie; er sagt, das sei wirklich schrecklich, wie ihr Chef und der Schuhverkäufer sie behandelten, und fordert sie auf, ihm einen Rettungswagen kommen zu lassen, denn er selbst könne wegen seiner vom Blut rutschigen Finger die Nummer nicht anwählen.
Sie fragt, ob er jetzt verrückt geworden sei und sie für seine Sklavin halte? Sie sei todmüde von den Strapazen ihres eigenen Tags und außerdem sei es ein Gebot der Männlichkeit, sich in jeder Situation als Herr der Lage zu definieren. Solle jetzt etwa die Prinzessin den Ritter vor dem bösen Drachen retten und nicht mehr umgekehrt?
Er sagt, er müsse dann auflegen und auf die Straße runter, um ein Taxi zu bekommen – so lange er noch laufen könne.
Sie sagt, wie bitte? Er wisse doch genau, wie sie das hasse, wenn er mittendrin und feige ein Gespräch unterbreche – tue er das etwa, um dem Thema auszuweichen, das sie angesprochen habe? In dem Fall könne er gleich zu seiner Ex zurück, der dummen Schlampe, die sich alles gefallen ließe, solange sie nur eine Gurke in ihrem Salat brauche.
Ob er nicht merke, dass sie, Helga, ihn mehr liebe als er es verdiene, dass das jedoch nicht so einfach sei, wenn er unaufmerksam die gemeinsamen Telefontermine nicht einhalte; dabei solle er dankbar sein, dass eine Frau wie sie mit ihm reden wolle und überhaupt, es mit ihm aushalte. Sei es da zu viel von ihm erwartet, mal auf die Idee zu kommen, sie nach ihren Bedürfnissen zu fragen?
Horst fragt, ob es jetzt für sie in Ordnung sei, wenn er auflege.
Sie sagt, ja okay, da er sie vorher gefragt und auch eine Begründung habe, dürfe er jetzt auflegen, schließlich habe sie Empathie im Unterschied zu manch anderen, da nenne sie aber jetzt keine Namen.
Horst bedankt sich, legt auf.


Drei Stunden später.
Horst steigt aus dem Taxi, wirft einen Blick auf sein Handy und steckt es lächelnd ein; er geht zur Wohnungstür und klingelt. Seine Hand ist einbandagiert.
Helga öffnet und steht in der Tür.
Sie sagt, sie habe sich schon fast Sorgen machen müssen und frage ihn nun, warum es so lange gedauert habe?
Er sagt, er habe das Bewusstsein verloren und die Putzfrau habe ihn erst um zehn nach acht gefunden.
Helga wirft einen Blick auf seine Hand und sagt ihm, dass er ihr armer Liebling sei und oh, das mit der Hand ja stimme, wie schlimm, Gottseidank belüge er sie nicht, was seine Verspätung betreffe, sie habe da auch schon ihre Zweifel gehabt, andererseits bemerke sie aber schon auch, dass er ihr erneut keine Blumen mitbringe. Dabei habe sie ihm doch erst vorgestern gesagt, dass es langsam Zeit werde, sie mal wieder aus eigenem Antrieb spontan mit einem Strauß rote Rosen zu überraschen.

Er schleicht an ihr vorbei ins Wohnzimmer und lässt sich auf das Sofa fallen. Da Rücksicht die Basis jeder glücklichen Ehe sei, habe auch sie rücksichtsvoll beschlossen, dass er heute wegen seiner verletzten Hand nicht wie sonst den Abwasch zu erledigen habe.
Und was gebe es zu essen?, fragt er.
Nichts, sagt sie. Das müsse er doch wissen: kein Abwasch – kein Essen.
Dann erhebt sie sich, geht zur Garderobe, wo sie sich den Mantel greift und zur Wohnungstür geht.
Wohin sie jetzt noch gehe?, fragt er.
Natürlich essen, sagt sie. Mit Frank vom Salsa-Tanzen. Es gebe auch noch Männer, die sich nicht im Büro verstümmelt hätten. Sie wirft ihm eine Kusshand zu. Dann ist sie aus der Tür.

Horst nimmt das Handy, liest noch einmal die sms mit dem Herzchen-Smiley, Kontakt «Bernhard Weber, Arbeitskollege».
Er macht den lästigen Verband ab, nur das Pflaster lässt er auf dem Kratzer.
Er lächelt; er denkt an – Dinge.
Danach wählt er die Nummer.
Vielleicht reicht die Zeit noch.

 

Hallo @FlicFlac

Ich kann mit der Geschichte leider nicht viel anfangen. Die Handlung und die Charaktere sind comic-artig überzeichnet, der Humor mit der Brechstange auf Slapstick und Klischees getrimmt. Das kann sicher funktionieren, aber dafür bräuchte es für mich einen Stil, der in eine ähnliche Richtung geht, so ist es mir für den gebotenen Inhalt irgendwo zu brav erzählt und teilweise auch zu distanziert. Es reisst mich nicht richtig mit und die Erzählweise passt nicht recht zur Handlung.

Es ist ein regnerischer Herbstabend zehn vor sieben.
Das ist so ein Allerwelts-Einstieg, der wirft zu wenig Fragen auf. An einem Herbstabend um zehn vor sieben kann alles mögliche passiert sein. Wieso machst Du mir nicht etwas mehr Lust aufs Weiterlesen?

Mich verlor der Text bereits, als Horst sich an einer Tasse den halben Finger abschneidet. Wie soll das gehen? Das kommt ohne Erklärung und der Text erwartet von mir scheinbar, dass ich das einfach so kaufe. Tue ich aber nicht :p

er versucht es mit einem Pflaster aus der Schublade, das kurz auflacht
Verstehe ich das richtig, das Pflaster lacht?

Was danach passiert, mit dem blutigen Stumpf, mit dem er durch die Wohnung rennt und alles voll Blut kleistert, da war ich schon eher wieder mit von der Partie, das fand ich ziemlich gut, aber der Rest ist im Vergleich dazu so zahm erzählt, dass mich das nicht wirklich abholt. Die weiteren Geschehnisse müssten für mich fantasievoller, fetziger beschrieben werden, irgendwie mit mehr Pep unterm Hintern, damit da etwas frischer Wind reinkommt. So ist es für mich nur Klischee und das, in Verbindung mit dem platten Humor, ist mir zu langweilig. Gerade beim Telefongespräch bin ich in den Skip-Modus übergegangen, weil es mir rasch zu langatmig wurde und es auch sehr viel Raum einnimmt.

Ich verstehe schon, die alltäglichen Streitigkeiten der beiden, diese Nichtigkeiten, die sie bereden, sollen in Anbetracht der Situation, nämlich seinem Verbluten, humorig/absurd wirken. Für mich war es leider eine ziemliche Qual, denn ich habe den Text bis zum Ende gelesen. Das Gespräch, oder zumindest worauf es hinausläuft, ist einfach viel zu schnell durchschaubar und so schleppt es sich dahin ... Tut mir leid, vielleicht ist das auch einfach nicht mein Ding/mein Humor, aber mehr kann ich eigentlich nicht dazu sagen.

Ausser: Ich sehe, Du hast weder 'Humor' noch 'Satire' getaggt. Die Geschichte und deren Handlung und Charaktere sollen also ernst genommen werden. Dann habe ich wohl etwas nicht verstanden ... :confused: Ich wünsche Dir Leser, die mehr mit dem Text anfangen können!

Viele Grüsse,
d-m

p.s.: Ich habe auch die andere Geschichte überflogen 'Der Tag des falschen Blutes', aber auch damit komme ich nicht wirklich klar. Ist ja genau dieselbe Story, nur weniger überzeichnet? Ich weiss nicht, was ich davon halten soll und verstehe die Idee, die Intention dahinter, nicht wirklich. Sorry, das ich nix konstruktiveres sagen kann. Verbuche es einfach als Geschmackssache. Meinen hast Du diesmal leider nicht getroffen.

 
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@deserted-monkey

Hi deserted-monkey, danke für deine Mühe, dann doch einiges zu schreiben dazu, obwohl's ne Qual war!

Ich kann mit der Geschichte leider nicht viel anfangen.
Meinen (Humor) hast Du diesmal leider nicht getroffen.
Tut mir leid, vielleicht ist das auch einfach nicht mein Ding/mein Humor, aber mehr kann ich eigentlich nicht dazu sagen.
Da muss dir ja nix leid tun ... Es gibt Hunderte von Sachen, die von tausenden Lesern gefeiert werden -- und ich kann gar nix mit den Sachen anfangen oder find einige sogar richtig schlecht.
Umgekehrt war ich bei diesem Text drauf vorbereitet, dass negative Kritiken kommen (wobei das, was ich 'eigentlich' erwartete, in deinem Kommnetar (noch) gar nicht vorkam). Und überraschenderweise hatt ich vorher von den zwei ersten Lesern, nicht aus dem Forum, sondern privat, sehr positive Kritiken zu diesem Text (und die sind beide normalerweise nicht sehr gnädig, heißt ähnlich direkt und offen, wie ich es von hier schätze).

Die Erzählweise passt für mich sehr gut, ich hab das schon vorher so gemacht und auch rausgefunden, dass dies gut funktioniert beim Vortragen, gerade weil es so gestelzt-distanziert daherkommt (indirekte Rede).

Mich verlor der Text bereits, als Horst sich an einer Tasse den halben Finger abschneidet. Wie soll das gehen?
Ähm -- das ist mir genau so passiert. Schon ne Weile her -- 2006. Die Erinnerung dran war quasi der Impuls zur Idee :schiel:

Ich sehe, Du hast weder 'Humor' noch 'Satire' getaggt. Die Geschichte und deren Handlung und Charaktere sollen also ernst genommen werden. Dann habe ich wohl etwas nicht verstanden
Ernst genommen, im Kern ja. Fast alle der Aussagen der Helga sind recherchiert, also so oder so ähnlich authentisch; verändert, verdichtet, aber im Prinzip schriftliche oder mündliche Berichte aus realen Beziehungen. Das ist das, was drin steckt, eine bestimmte Haltung von Menschen in Partnerschaften. Satire ist es wohl wirklich nicht, Humor'tag' hatte ich überlegt. (Wenn du's gar nicht kennst: Gratulation!)


Flac

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p.s.: Ich habe auch die andere Geschichte überflogen 'Der Tag des falschen Blutes', aber auch damit komme ich nicht wirklich klar. Ist ja genau dieselbe Story, nur weniger überzeichnet?
Zur zweiten Story, deren Kommentarfunktion grad gesperrt wurde und welche von den Mods diskutiert wird, sie ist keineswegs identisch, es ist eben gar nicht dieselbe Geschichte, obwohl es so aussehen soll. Tatsächlich wie bei den Suchbildern, die im Paar in Zeitschriften abgebildet sind, nur geht es hier nicht um Fehler.
Hier geht es um Glaubwürdigkeit, Darstellung und Wahrnehmung.
Mehr sag ich vielleicht später dazu.
..
..
Ich hatte btw das vorab mit @GoMusic besprochen, wollte wissen, ob ich das in einem Text untereinander bringen kann, aber er meinte, ich solle 2 draus machen, weil 2 unterschiedliche Aussagen existieren.
..
|Das war meine Anfrage per pn:
Was mach ich, wenn ich von einer Geschichte 2 Versionen habe.
Es geht nicht darum, dass der Schluss anders ist oder irgendwelche Kleinigkeiten.
Es ist auch nicht so, dass ich entscheiden möchte, was die 'bessere' ist.
Es ist so, dass beide Versionen bewusst hintereinander stehen sollen.
Kann ich sie beide als 1 Story einstellen, obwohl weite Teile des Texts doch identisch sind, aber eben entscheidende Stellen ausgelassen/hinzugefügt zu einer anderen Erfahrung/Wahrheit führen?|

,,

 

Hallo FlicFlac

Ich hatte btw das vorab mit @GoMusic besprochen, wollte wissen, ob ich das in einem Text untereinander bringen kann, aber er meinte, ich solle 2 draus machen, weil 2 unterschiedliche Aussagen existieren.
Das ist so nicht ganz richtig. Es müsste heissen, falls unterschiedliche Aussagen existieren. Wir haben deine beiden Texte im Team analysiert und kommen zum Schluss, dass die Aussagen in 2a und 2b sich eben nicht wesentlich unterscheiden. Somit habe ich dir den 2. Text unter den ersten gestellt und das ganze in die Rubrik Experimente verschoben, da dein Augenmerk auf marginales Weglassen oder Umformulieren ein paar weniger Stellen des Textes liegt.

Du kannst im Infofeld ja gerne noch ergänzen, wie die beiden Teile gedacht sind.

Viele Grüsse, dotslash

 

und kommen zum Schluss, dass die Aussagen in 2a und 2b sich eben nicht wesentlich unterscheiden
Dann habt ihr so genau wohl nicht hingeschaut, denn die beiden Versionen unterscheiden sich in einem wesentlichen Punkt; den will ich jetzt noch nicht explizit benennen, aber genau darum geht es ja in dem Experiment -- um das Rezipieren von Text und Konstruieren von 'Realität'. Ich werde dazu erst in 1-2 Wochen etwas sagen, wenn hier keine Leserkommentare mehr kommen. Bis dahin lass ich es laufen, weil es sonst ja keinerlei Sinn ergibt, das überhaupt so zu machen. Und wenn es diesen Unterschied nicht gäbe, wär die zweite Version der Geschichte in der Tat so nötig wie eine zweite Nase im Gesicht.

Aber natürlich bin ich mit der Lösung, beide Texte untereinander zu stellen, sehr zufrieden; das ist auch freundlicher für eventuelle Leser -- und so wollte ich das ja sowieso erst machen ;)

Danke für die Mühe!

 

Hallo @FlicFlac

Danke für deine Antwort. Ich habe gestern beim ersten Lesen Teile des Telefongesprächs geskippt und habe da jetzt noch mal 'nachgelesen', weil ich meine erste Reaktion etwas unfair fand. Klar, da kommt deutlich die Haltung der Helga raus und der Horst lässt das einfach über sich ergehen, trotz seiner Situation. Gerade wegen des vielen Blutes vom Anfang, aber auch sonst, wirkt das Gespräch überspitzt auf mich und ich kann, trotz jetzt genauerem Lesens, wirklich nicht viel für mich rausziehen. Helga braucht halt Mitgefühl für ihre eigenen Problemchen, mit was der Horst gerade kämpft, ist da nebensächlich bzw. scheint für sie überhaupt nicht von Relevanz. Was sagt mir das jetzt?

danke für deine Mühe, dann doch einiges zu schreiben dazu, obwohl's ne Qual war!
Nun ja, deshalb sind wir ja hier. Ich schreibe ungern einfach hin: Gefällt mir nicht. Da will ich dann schon noch ausführen, warum mich was nicht überzeugt hat. Ist mir bei deiner Geschichte vielleicht nicht so geglückt, ist ja vielmehr ein Leseeindruck. Wenn ich mich zu harsch ausgedrückt habe o.ä., dann sag mir das auf jeden Fall. Bin ja nicht hier, um mir Feinde zu machen :Pfeif:

Da muss dir ja nix leid tun ... Es gibt Hunderte von Sachen, die von tausenden Lesern gefeiert werden -- und ich kann gar nix mit den Sachen anfangen oder find einige sogar richtig schlecht.
Kenne ich natürlich auch. War selbst hier im Forum schon so, dass ich der Einzige war oder einer der Einzigen, denen ein Text nicht gefallen hat. Verstehe ich also sehr gut.

Und überraschenderweise hatt ich vorher von den zwei ersten Lesern, nicht aus dem Forum, sondern privat, sehr positive Kritiken zu diesem Text (und die sind beide normalerweise nicht sehr gnädig, heißt ähnlich direkt und offen, wie ich es von hier schätze).
Das freut mich, ehrlich. Mir macht es auch nicht unbedingt super viel Spass, einen Text als 'schlecht' zu bezeichnen. Da habe ich viel mehr Fun, was positives zu sagen oder, wenn ich das kann, versuchen zu helfen. Habe ja auch in deinem Text etwas gefunden, das ich positiv hervorheben konnte, insgesamt jedoch ist der Text einfach überhaupt nicht meins, aber hast Du ja gemerkt. Ich merke gerade für mich, dass ich in Zukunft vielleicht keine Kommentare unter Texte schreiben sollte, mit denen ich so gar nix anfangen kann. Das führt nirgends hin (hat überhaupt nichts mit Dir zu tun).

Die Erzählweise passt für mich sehr gut, ich hab das schon vorher so gemacht und auch rausgefunden, dass dies gut funktioniert beim Vortragen, gerade weil es so gestelzt-distanziert daherkommt (indirekte Rede).
Ich denke, der Text könnte sicher auch anders (auf mich) wirken, wenn der vorgelesen wird, inkl. Mimik, Gestik, Betonung etc. Aber hier habe ich den ganz 'normal' gelesen, wie jeden anderen Text auch, und da passte für mich dann halt vieles nicht bzw. es wurde mir sehr schnell langweilig. Aber eben, ist ja nur meine Meinung.

Ähm -- das ist mir genau so passiert. Schon ne Weile her -- 2006. Die Erinnerung dran war quasi der Impuls zur Idee :schiel:
Krass. Also ich nehme an, Du hast dich an den Scherben der Tasse geschnitten? Im Text habe ich es so gelesen, dass er sich an einer unzerbrochenen Tasse schneidet ... Vielleicht ist das meiner verqueren Lesart geschuldet? Gut möglich :shy:

Jedenfalls bin ich einigermassen erleichtert, dass Du meine Kritik sportlich nimmst. Trotzdem nichts für ungut und hoffentlich bis bald.

Beste Grüsse,
d-m

 

Er lässt heißes Wasser in die Spüle, nimmt eine der Tassen, jedoch fahrig, sie rutscht weg, und sie schneidet, als er den hastigen Versuch macht sie zu greifen, am Ansatz des Daumens tief in seine rechte Hand.
Krass. Also ich nehme an, Du hast dich an den Scherben der Tasse geschnitten? Im Text habe ich es so gelesen, dass er sich an einer unzerbrochenen Tasse schneidet
Du hast Recht! Ist mir glatt entgangen, natürlich muss sie auch zerbrechen... danke!

Ich merke gerade für mich, dass ich in Zukunft vielleicht keine Kommentare unter Texte schreiben sollte, mit denen ich so gar nix anfangen kann. Das führt nirgends hin (hat überhaupt nichts mit Dir zu tun).
Doch, das kann mir durchaus helfen. Erstens interessiert es mich sehr wohl, wenn jemandem der Text gar nicht gefällt, und dann könnten mir die Begründungen dafür sehr wohl weiter helfen. Ich fühle mich gar nicht angegriffen. Danke dir!

 

und kommen zum Schluss, dass die Aussagen in 2a und 2b sich eben nicht wesentlich unterscheiden
Dann habt ihr so genau wohl nicht hingeschaut, denn die beiden Versionen unterscheiden sich in einem wesentlichen Punkt;
Lieber FlicFlac
Ich finde deinen Ton etwas anmassend. Wir haben sehr wohl beide Teile unter die Lupe genommen und ich muss dir in einem Punkt widersprechen: Unterschiedliche Aussage ist nicht gleich unterschiedliche Textversion.

Für mich ist der wesentliche Punkt der, dass dein Protagonist sich im Teil 2a sehr "tief" schneidet, was im weiteren Verlauf eine ziemliche Sauerei ergibt.
In Teil 2b ist es dann nur ein Kratzer und der Verband bloss Fake.
Trotzdem bleibt für mich die Aussage die selbe: Die Küche bleibt kalt, seine Frau geht daraufhin mit dem Salsa-Kollegen Essen und er macht sein Männer-Date klar. Somit haben beide Texte den gleichen Plot, 2b ist nur etwas unblutiger.

Was mir noch auffiel:

Horst steigt aus dem Taxi, wirft einen Blick auf sein Handy und steckt es lächelnd ein; er geht zur Wohnungstür und klingelt. Seine Hand ist einbandagiert.
Warum klingelt er an seiner eigenen Haustür, hat er denn keinen Schlüssel?
Helga könnte ja stattdessen schon im Flur stehen und genervt auf ihn warten.

Gruss dotslash

 

Hi @FlicFlac,

ich finde das unterm Strich irgendwo schon ganz interessant, wenn auch die große Ähnlichkeit der Geschichten (anfangs) eine kleine Zumutung ist.

Später vielleicht mehr, jetzt erst mal nur was Kleines zum Schluss, weil - muss ich gestehen - @dotslash mir gerade erst die Augen geöffnet hat, dass das --

Horst nimmt das Handy, liest noch einmal die sms mit dem Herzchen-Smiley, Kontakt «Bernhard Weber, Arbeitskollege».
-- ein Männer-Date ist. Also nicht, weil ich nicht drauf gekommen bin, dass Bernhard ein Mann ist, sondern weil ich ihn letztlich für den Salsa-Partner gehalten habe (im Sinn von: vielleicht reicht die Zeit noch - dem Salsa-Typ am Telefon einzuheizen oder so). Klar, macht nicht so überwältigend viel Sinn, deswegen ja auch letztlich, während drumrum für mich noch Fragezeichen geblieben sind.

Naja, jedenfalls: Spontan wäre es aus meiner Sicht eine Überlegung wert, das Herzchen in Version a wegzulassen.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

So, nun auch ich noch mal kurz, danke für die Beschäftigung mit dem Ganzen...

Ich finde deinen Ton etwas anmassend.
Das tut mir Leid, anmaßend wollte ich das nicht klingen lassen.

Für mich ist der wesentliche Punkt der, dass dein Protagonist sich im Teil 2a sehr "tief" schneidet, was im weiteren Verlauf eine ziemliche Sauerei ergib
Nun, das ist nicht der wesentliche (oder 'springende') Punkt dran. Mein 'Problem' dabei ist nun, dass ich noch nicht sagen will, was dieser Punkt ist, denn es ist ja ein Experiment, das heißt, ich hätt gern die Reaktionen einiger Leser, um dann darauf wieder zu reagieren -- und das würde nicht mehr möglich sein, wenn ich sage, was dieser Punkt ist bzw worauf ich hinauswill. Allerdings werd ich das später machen :)

Warum klingelt er an seiner eigenen Haustür, hat er denn keinen Schlüssel?
Helga könnte ja stattdessen schon im Flur stehen und genervt auf ihn warten.
Stimmt, er könnte auch selber aufschließen; andererseits denkt er, dass sie drin auf ihn wartet; daher ließ ich ihn klingeln. Ist das unwahrscheinlich?

ich finde das unterm Strich irgendwo schon ganz interessant, wenn auch die große Ähnlichkeit der Geschichten (anfangs) eine kleine Zumutung ist.
Ja, ich weiß, das ist auch etwas langwierig/nervig. Daher hab ich das auch als 'Experiment' bezeichnet, Hatte im Vornhinein lang überlegt, ob ich es überhaupt machen sollte; daher danke an jeden, der sich durchkämpft da. Und verstehe jeden, der da keine Lust drauf hat.


Später vielleicht mehr
Neugierig drauf wär ich ...

- ein Männer-Date ist. Also nicht, weil ich nicht drauf gekommen bin, dass Bernhard ein Mann ist, sondern weil ich ihn letztlich für den Salsa-Partner gehalten habe (im Sinn von: vielleicht reicht die Zeit noch - dem Salsa-Typ am Telefon einzuheizen oder so). Klar, macht nicht so überwältigend viel Sinn, deswegen ja auch letztlich, während drumrum für mich noch Fragezeichen geblieben sind.
Nun, das hat einen doppelten Boden. Da gibt es eine andere Lesart, sozusagen.

Dass ihn jemand für den Salsa-Partner halten könnte, hab ich nicht bedacht, ist allerdings nicht abwegig, da muss ich was dran ändern, vielleicht indem Helga den Namen des Salsa-Manns nennt... zB 'Frank' .. dann ist es ausgeschlossen.

Naja, jedenfalls: Spontan wäre es aus meiner Sicht eine Überlegung wert, das Herzchen in Version a wegzulassen

Tatsächlich hab ich das überlegt, kam aber zu dem Schluss, dass es hier keinen Unterschied geben muss. Bin aber neugierig auf dein Argument, warum es weg sollte.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @FlicFlac ,

ich komme mal mit ein paar Eindrücken vorbei. Ein richtiger Komm wird es nicht, weil es mich ständig aus dem Text (beiden Versionen, stärker aber noch im ersten) gekegelt hat.

Eigentlich finde ich solche Verschiebungen / Spielereien sehr spannend und bin auch bei Interesse an den Figuren und / oder Plot bzw. Setting sehr gern bereit, da gedanklich rumzufrickeln. Filme wie der grandiose Convergence, mit einem echt winzigen Budget extrem souverän realisiert, machen mir echt Spaß. Bisschen mindfuck, verschobene Wahrnehmung, Zweifel am Gesehenen - vor allem aber auch, wenn man deutlich wahrnehmen / verfolgen kann, was jeweils die Konsequenzen für die Figuren sind.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich keinen der beiden Texte ganz gelesen hab, jeweils im letzten Dritten (bei 1 schon auf der Hälfte) bin ich nur noch im Quickread drüber.

Die Gründe:
- Der flapsige Stil. Das hindert mich daran, den Text, die Figuren ernst zu nehmen und dann sehe ich keinen Grund, mir Gedanken darüber zu machen.

- Verwirrung, was für ein Genre du anstrebst, wie realistisch das zu nehmen ist und daher, wie ich den Text eigentlich aufzufassen habe. Alltag heißt halt normaler Alltag, Seltsam ist Phantastik - entsprechend dem englischen Weird, also Spekulativer Realismus; alles, was nicht deutlich SF, Horror, Fantasy ist. Das geht ja gar nicht zusammen. Dann ist der Tonfall zu un-ernst, sodass ich eher Humor für angebracht halte. (Satire?)

- Beide Texte wirken stark auf mich, als wären sie nicht oder nicht genügend editiert worden. Pacing / Tempo, lose Plotstruktur, imA schlechte Leserführung, laxe Syntax, Füllwörter (auch solche, die offensichtlich nicht für einen humorigen Effekt = bewusste Geschwätzigkeit verwendet wurden).

- Die Figuren sagen und tun nichts von Belang, ich empfinde das alles als arbiträr und dann kann ich mich nicht engagieren.

- Die indirekte Rede. Das war für mich der größte Abturner hier. Ich sehe dafür keinen Grund, das wäre auch alles durch wörtliche Rede / gewöhnliche Dialoge wiederzugeben (so, wie ich den Text lese, jedenfalls). Teils schießt du auch übers Ziel hinaus, und dann ist es imA auch teils falsch:

Er fragt Helga, wie ihr Tag gewesen sei.
Sei ist wiedergegebene Rede, aber er sagt ja, dass er selbst was fragt. Da gehört keine indirekte Rede / Konj. I hin, sondern: Er fragt Helga, wie ihr Tag war. / Er fragt Helga nach ihrem Tag. So circa.
Konj. wäre nur sinnvoll, wenn sie antwortet - das ist etwas, das er wiedergeben könnte:
Er fragt Helga, wie ihr Tag war.
Sie sagt, sie habe einen beschissenen Tag gehabt.

Ich gebe ja auch nicht mich selbst in indirekter Rede wieder, wenn das Gesprochene (auf einer imaginären Textebene) direkt im Hier & Jetzt stattfindet.

vor allem, nachdem sie sich im Büro schon hatte über ihren Chef ärgern müssen, der wieder nur die Meier (die Schlampe, die ständig Helgas Locher wegnehme und nicht zurückbringe) für ihre Arbeit gelobt habe.
Hier stimmt das mMn auch nicht. In diesem Punkt wüsste die Erzählende (also die um eine Ecke Berichtende, denn in erster Linie wird ja die Sicht des Protas eingenommen, der das berichtet) doch, ob diese Meier jetzt was wegnimmt oder nicht - das würde doch eher als Fakt gesetzt. Das ist ja nicht die indirekt wiedergegebene Aussage des Chefs zu der Meier, sondern eine direkte Aussage: die Schlampe, die ständig Helgas Locher wegnimmt und nicht wiederbringt). Du kannst sagen, Jahaa, aber der Prota gibt ja wieder, dass die Helga das behauptet hat. Und der Prota das nicht weiß i.e. wiedergibt. Ich finde aber, indirekte Rede um zwei oder drei Ecken sinnlos, wenn dann doch alles grammatikalisch auf der gleichen Ebene im Konj. I endet. (Was der Erzähler mit Fokus auf den Mann sagt, was Helga und am Ende vielleicht noch der Chef gesagt haben und was dann ALLES indirekt wiedergegeben werden muss.)
Ganz vor allem: Wo liegt der Zugewinn dessen für die Geschichte?
Wenn du andeuten willst, dass einiges oder alles davon unwahr sein sollte, nimm einfach einen unzuverlässigen Erzähler, das geht in der 1. Person, aber auch in der 3. sowohl auktorial, wie auch personal und auch auktorial-personal. Was wäre damit?

Kurzum: In der (gestaffelten / geschichteten) indirekten Rede ist der Text für mein Leseempfinden schlichtweg unlesbar, sorry.

Ist jetzt so, dass ich zwar was zum Text gesagt habe, aber sich das auf einer sehr strukturellen Ebene befindet - dein Text hat mich also leider nicht zum Nachdenken angeregt. Ich klamüser halt drin rum, aber das ist keine intellektuelle Leistung im Sinne von wirklich über einen Text nachdenken.

Soweit ich das sagen kann, sind sich die Texte sehr ähnlich, der erste Teil hat mehr zum Prota und der zweite mehr zum Setting, daher hat mir der 2. etwas besser gefallen. Der Anfang ist ähnlich und das Ende - wenn mich nicht alles täuscht - identisch. Die Konsequenzen sind imA daher für beide Versionen gleich.

Natürlich essen, sagt sie. Mit Frank vom Salsa-Tanzen. Es gebe auch noch Männer, die sich nicht im Büro verstümmelt hätten. Sie wirft ihm eine Kusshand zu. Dann ist sie aus der Tür.
Das fand ich überraschend witzig, allerdings so auf einer Kolumnen-/Glossen-Ebene. Auch, weil du da vom Fokus auf den Mann plötzlich abrückst (es wird fast alles auktorial-personal mit Fokus auf den Mann erzählt, dann brichst du hier aber fast die Perspektive - oder eher den Fokus, es ist ja indirekt aus Sicht des Protas erzählt -; hier als Retour witzig/überraschend gemacht).

Horst Dorftrögl aus Bründel an der Mofel
Das ist sehr, sehr grob auf witzig gebürstet - brauchst du das?
sitzt allein im Büro an seinem Schreibtisch, – alle anderen sind schon weg –
Ein Beispiel von vielen, wo ich den Text als un-/unter-editiert wahrnehme: er sitzt allein im Büro.
Zack, fertig. Impliziert automatisch Schreibtisch (wenn man nicht erwähnt, dass er dort auf dem Sofa schläft oder am Fenster steht), sagt deutlich, dass er allein = dass alle anderen schon weg sind. Sowas macht Texte halt sehr schwergängig, man liest dieselbe Aussage mehrmals und hat doch nur eine einzige, kleine Info.

Ich finde es durchaus kulant, dass der Text in Experimente verschoben wurde, denn eigentlich gelten in der Rubrik nur Experimente auf Textebene, nicht unter Einbezug des Lesers (Wie wirkt xy auf den, merkt der dasunddas ...?).

Vielleicht hab ich ja massiv was übersehen, und es tut mir leid, dass ich nur nöle. Vielleicht können andere mehr damit anfangen und vielleicht hast du ja auch Lust, da noch mal mit etwas straffender Hand drüberzugehen.

Nix für ungut, wirklich, Experimente sind grundsätzlich toll, lass dich nicht irritieren.
Herzlichst,
Katla

p.s. Eine Bekannte von mir hat sich auch fast den Daumen abgeschnitten, als sie den Hausmüll runtergedrückt hat, damit noch was reinpasst. Im Müll war eine kaputte Tasse, die hat ihr Fleisch und Sehnen durchgeschnitten, trotz OP (die Sehne wurde einmal um den Daumenknöchel gelegt und festgenäht, damit der nicht immer schlaff runterhängt) konnte sie mit der Hand - die im Ruhezustand ganz normal aussah - nie wieder was greifen. Ich glaube, das geht schneller als man denkt. :sconf:

 
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Moin @FlicFlac ,

sorry, sollte ich mich hier überengagieren, aber eine Sache kam mir gestern schon seltsam vor und grad fiel mir ein, woran das lag. Ich will mein Argument oben nicht editieren, weil das sonst inkonsistent wird.

Du schreibst im Text:

Er fragt Helga, wie ihr Tag gewesen sei.
und ich hab dir das darauf beispielhaft so korrigiert:
Er fragt Helga, wie ihr Tag war.
Sie sagt, sie habe einen beschissenen Tag gehabt.
Das kam mir schon bei Tippen genauso falsch vor.

Und nun weiß ich warum: Der Alternativbegriff für indirekte Rede (Konj. I) ist ja "wiedergegebene Rede". Dazu braucht es zwei Zeitebenen:
- Die eine, auf der die eigentliche Erzählung stattfindet (quasi das Jetzt innerhalb der Fiktion = bei dir hier Präsens), das ist temporal gesehen die Position, aus der der Erzähler erzählt.
- Eine zweite, nämlich eine Vergangenheitsebene, auf der etwas zuvor stattfand, das dann im Jetzt vom Erzähler (oder einer sprechenden Figur) wiedergegeben werden kann.

Du hast in beiden Texten als Erzählzeit Präsens, verwendest dort aber (auch eben für auf der gleichen Zeitebene Geschehendes / Gesagtes) Konj. I = indirekte Rede = wiedergegebene Rede. Von wo aus wird da 'wiedergegeben'? Du verwendest Konj. I sowohl für Vergangenes wie auch für Geschehen direkt auf der Jetzt-Erzählebene im Präsens. Das geht imA grammatikalisch so gar nicht.

Zwischen dem, dass der Prota Helga fragt wie ihr Tag war und dem, als sie antwortet, liegen ja letztlich nur Sekunden; die Handlung steht im Präsens, was bedeutet, dass sie sich ja gerade vor den Augen des Lesers entwickelt. Alles im Präsens ist korrekt, der Konj. I mAn nicht.

Der Unterschied zwischen beiden Texten (pinch of salt, da wie gesagt im Quickread, inzw. allerdings mehrmals) liegt in der Perspektive: Text 1 ist auktorial mit personalen Anflügen (aus Horsts Sicht) erzählt, Text 2 aber rein auktorial. Konj. I verwendest du in beiden gleich, ebenso das Präsens, teils durch die indirekte Rede auch für Dinge, die eigentlich nur in der Vergangenheit liegen könnten.

Was du aber dennoch nicht machst: Du hast keinen Erzähler, der die ganze Geschichte in wiedergegebener Rede berichtet, als sei ihm das nur zugetragen worden - weil er dann den Hauptteil (mit ggfs. einem Intro & Extro im Präsens, die außerhalb der Haupthandlung liegen) in einer Vergangenheitsform berichten / wiedergeben müsste.
Das würde imA allerdings auch nur Sinn ergeben, wenn du einen Icherzähler oder einen (stärker) personalen Erzähler hast, denn ein auktorialer Erzähler in dieser Form ist nicht physisch in der Erzählung anwesend und hat dann selbst auch keine Position im Jetzt der Erzählzeit, aus der er rückblickend im Konj. I etwas wiedergeben könnte. -> Der auktoriale Erzähler weiß Dinge qua seiner Funktion, ihm muss nix zugetragen werden, daher ist bei ihm Konj. I sinnlos.
Der auktoriale Erzähler, der im Präsens berichtet, läuft ja quasi mit der Handlung mit - mehr oder minder zeitgleich zum Lesen des Rezipienten.

So, wie der Text - in beiden Varianten - angelegt ist, brauchtest du einen Erzähler, der sich physisch auf der Erzählebene (= im Geschehen) verorten kann, also: Icherzähler oder (stärker) personalen in der 3. Person und dann zwei Zeitebenen. Indirekte Rede wäre aber selbst dann nicht nötig (sie wird ja in Prosa so kaum angewandt, da schon impliziert wird, dass ein Erzähler beim Erzählen etwas wiedergibt - und selbst Erlebtes benötigt wie gesagt ohnehin keinen Konj. I).

Ich hab keinen Plan, ob sich dein 'Experiment' auf diese Unterschiede bezieht, aber der Konj. I ist trotzdem dann in beiden inkorrekt verwendet. Ich denke rückblickend, dass dies beim Lesen den Eindruck von zwei defekten Zahnrädern hatte, wobei die Zähne nicht mehr greifen und immer wieder ein Stück zurückspringen, bevor sie wieder einrasten - also mein Hirn, das durch den Konj. I auf Erzählebene im Präsens ständig aus der Handlung fliegt.

Würde dir durchaus raten, nicht noch 2 Wochen zu warten, bis du deinen Plan aufdeckst. Ein Team hat darüber bereits diskutiert und offenbar nichts in deinem Sinne gefunden, und jetzt hätten die Kommentierenden den Text / die Texte noch in Erinnerung. Deine Entscheidung, klar.

Mein Tipp jedenfalls: Zwei Zeitebenen, keine indirekte Rede. Erzählstimme überdenken.

Nur kurz P.S. zu deiner ersten Antwort:

Ich hätt vermutlich den 'tag' Humor reinnehmen und den 'tag' Alltag weglassen müssen.
Nein, gerade nicht. Mein Punkt war, dass 'Seltsam' eine Kategorie der Phantastik ist, spekulativer Realismus genauer gesagt (als es auf KG.de noch Rubriken und Beschreibungen gab, was da rein passt, stand es auch so dort), und das ist bei keinem der beiden Texte gegeben. Also: Alltag und Humor.

Mich als Kommentierende interessiert nicht, ob das auf der Bühne funktioniert oder wieviele von jemands anderen Betalesern das aber mega fanden. Der Text steht ja hier als KG.
Es gibt auch die Kategorie "Für die Bühne" - wie wär's, den Text dorthin verschieben zu lassen und vielleicht ins Infofeld zu setzen, dass es eine Art Stand-Up-Comedy mit absichtlich so konzipierten Schablonenfiguren ist. Unter all diesen Umständen hätte ich den Text nie kommentiert und vermutlich sind meine Anmerkungen auch gar keine Hilfe.
Die Tags kannst du übrigens ändern (nur, weil du sagst "hätte wohl sollen").

Falls du allerdings nach einem 'inneren Sound' gehst und der dir solche Unsauberkeiten und falsche Grammatik erlaubt, rate ich dir, den mal bissl zu tunen. :baddevil:;)

Liebe Grüße in der Hoffnung, mich halbwegs verständlich ausgedrückt zu haben,
Katla

 
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Hallo @FlicFlac

Tatsächlich hab ich das überlegt, kam aber zu dem Schluss, dass es hier keinen Unterschied geben muss. Bin aber neugierig auf dein Argument, warum es weg sollte.
Doch noch schnell ein Versuch. Die erste Geschichte hätte ich gerne so gelesen, dass er am Ende einen Auftragsmörder anruft. Da stört aber das Herzchen-Smiley. Bei der zweiten Version dann einen Liebhaber für ein Date. Weil die Verletzung in der ersten Variante echt, bzw. gravierend ist, lese ich den Schluss anders als bei der zweiten Geschichte. Keine Ahnung, ob das deine Absicht war, aber ich finde das irgendwie schon noch gelungen.

Dass ich mich in literarischer Hinsicht nicht mit dem Text auseinandersetzen möchte, war mir bereits hier klar:

Horst Dorftrögl aus Bründel an der Mofel
Der Experimentcharakter hat mich dann aber doch neugierig gemacht.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
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Hallo Katla,


danke dir für deine ausführlichen Kommentare; ich antworte dir nur auf deinen ersten, weil mir grad die Zeit fehlt, deinen zweiten mit Aufmerksamkeit zu lesen.

Filme wie der grandiose Convergence, mit einem echt winzigen Budget extrem souverän realisiert, machen mir echt Spaß.
Oh, den kenne ich nicht, werde ich mal nachschauen gehen, danke für den Tipp! Ja, so was mag ich auch.

Der flapsige Stil. Das hindert mich daran, den Text, die Figuren ernst zu nehmen und dann sehe ich keinen Grund, mir Gedanken darüber zu machen.
Wie auch bei den anderen beiden 'Horst und Helga'-Texten, die hier reingestellt habe: Es sind keine Figuren, sie sind mehr wie 'Schablonen'; im Zentrum steht, was und wie sie miteinander reden, die Muster und die Sichverfehlungen und Unschärfen, resultierend auch aus schablonenhafter Wahrnehmung. (Ohne mich mit Loriot vergleichen zu dürfen, mir fällt zur Veranschaulichung Cartoonfilmchen ein, wo er im Sessel sitzt und nichts tut und tun will, während sie herumläuft und ihm Vorschläge macht, was er tun könnte oder sollte -- auch die zwei sind Schablonen, es gibt keine 'realen Personen' oder so was wie Charakterentwicklung; und das ist so, weil der Hörer alles selbst zu befüllen hat -- auch da steht das Geschehen im Mittelpunkt; dort haben sie gar keine Namen, bei mir haben sie Comicfigurnamen; es geht um die Kommunikation und das was sie impliziert).


Verwirrung, was für ein Genre du anstrebst, wie realistisch das zu nehmen ist und daher, wie ich den Text eigentlich aufzufassen habe. Alltag heißt halt normaler Alltag, Seltsam ist Phantastik - entsprechend dem englischen Weird, also Spekulativer Realismus; alles, was nicht deutlich SF, Horror, Fantasy ist. Das geht ja gar nicht zusammen. Dann ist der Tonfall zu un-ernst, sodass ich eher Humor für angebracht halte. (Satire?)
Ja, ich sehe den Punkt auch, es ist ja nicht nur eine Frage des Geschmacks (sicher, wie ich an einem anderen Ort schrieb, es gibt viele viele Sachen/Texte, die gefeiert werden -- und sie interessieren oder fesseln mich nicht die Bohne), es ist auch eine der Erwartungshaltung. Ich hätt vermutlich den 'tag' Humor reinnehmen und den 'tag' Alltag weglassen müssen. Die Erwartung ist vermutlich, hier zwei bestimmte Menschen in ihrem Alltag präsentiert zu bekommen -- und das soll es nun mal gar nicht sein.
Es geht um die Muster von Wahrnehmung und Kommunikation bzw. die Konstruktion von Wirklichkeit, die darauf fußt einerseits und sich ableitet zweitens.
Und das sollte humoristisch überspitzt werden, comic-haft.
Deshalb auch die gestelzte, distanzierte indirekte Wiedergabe.

Ich habe einen der Horst und Helga-Texte 2mal öffentlich vorgelesen und gerade das, die umständliche, distanzierte Darstellung brachte die Leute zum Lachen, zum sich drin finden -- wie bei einem Witz schadet Nähe diesem Effekt. Der Hörer muss weit weg sein dürfen.
Mit direkter Rede wären die beiden viel zu echt gewesen, das Geschehen zu wirklich.
Ich sprech da jetzt aus Erfahrung :)
Wörtliche Rede würde diesen Text tatsächlich schreddern.

Füllwörter (auch solche, die offensichtlich nicht für einen humorigen Effekt = bewusste Geschwätzigkeit verwendet wurden).
Das werde ich prüfen, normalerweise schau ich da schon hin, dass die nicht vom Autor kommen, muss ich nachschauen gehen!

Die indirekte Rede. Das war für mich der größte Abturner hier. Ich sehe dafür keinen Grund, das wäre auch alles durch wörtliche Rede / gewöhnliche Dialoge wiederzugeben
Siehe oben, das erzeugt den Effekt. Das mach ich deshalb fast ausschließlich bei diesen 'Kommunikations- und Wahrnehmungsfehler'-Sachen.

Er fragt Helga, wie ihr Tag war.
Sie sagt, sie habe einen beschissenen Tag gehabt.
Ja, du hast Recht. Ich verwende den Konjunktiv nicht korrrekt, sondern auf Effekt und Verwirrung, wegen der Unschärfe und maximalen Distanz (Horst interessiert sich nicht die Bohne, wie Helgas Tag war). Ich muss zugeben ich schreib viel auf Klang bei so was; hab im Ohr, wie sich das anhört, wenn ich es vorlese, wie das betont gehört. Und ich habe schon oft gehört, von einigen Leuten, dass sie Texte von mir häufig weniger gut fanden, wenn sie sie selbst gelesen hatten als als Zuhörer (und erstaunt waren, was im Unterschied rauskommt, wenn ich es vorlese); das ist auch bei Texten anderer Autoren so (ich lese manchmal auch Sachen anderer, die mir gefallen, natürlich mit Erlaubnis); meine Antwort ist aber stets, dass ich nicht lesen kann, was nicht drinsteht.


vor allem, nachdem sie sich im Büro schon hatte über ihren Chef ärgern müssen, der wieder nur die Meier (die Schlampe, die ständig Helgas Locher wegnehme und nicht zurückbringe) für ihre Arbeit gelobt habe.
Hier stimmt das mMn auch nicht.
Wie gesagt.

Du kannst sagen, Jahaa, aber der Prota gibt ja wieder, dass die Helga das behauptet hat.
Ja stimmt, das könnte ich (auch noch dazu). Ist aber in echt so, dass es dieses Unreale, Unscharfe, Uneindeutige ist, was ich drin haben will.
Ich versuche eben zu erklären, warum ich das so mache; ich hab aber schon auch damit gerechnet, hier einige Ohrfeigen einzustecken (grad auch weil in dem Schablonenunechtem jede Menge Klischee- und Inkorrektheitsvorwurf, formal und inhaltlich, erlalubt ist.

Wenn du andeuten willst, dass einiges oder alles davon unwahr sein sollte, nimm einfach einen unzuverlässigen Erzähler, das geht in der 1. Person, aber auch in der 3. sowohl auktorial, wie auch personal und auch auktorial-personal. Was wäre damit?
Ja, da liegst du jetzt sehr richtig. Es geht um Darstellung von Realität und Rezipienz-- und die Konstruktion von Wirklichkeit. Die Frage, was wirklich passiert ist, darauf gibt es in den Versionen unterschiedliche Antworten, aber ist überhaupt eine wahr?

Wie du die Lösung mit einem unzuverlässigen Erzähler in der ersten Person siehst, nebenbei, würde mich interessieren, da hab ich jetzt keinerlei Idee dazu.......

Kurzum: In der (gestaffelten / geschichteten) indirekten Rede ist der Text für mein Leseempfinden schlichtweg unlesbar, sorry.
Okay, ich verstehe dich. Ich hatte zwar und allerdings auch (immerhin) zwei Leser, die mit der Geschichte ihren Spaß hatten (obwohl sie es nicht vorgelesen bekamen sondern selber lasen), aber ich sehe schon, dass das nicht bequem zu lesen ist. Wie gesagt, so mach ich das selten, hier hatte ich einen Grund.


gleich.
Natürlich essen, sagt sie. Mit Frank vom Salsa-Tanzen. Es gebe auch noch Männer, die sich nicht im Büro verstümmelt hätten. Sie wirft ihm eine Kusshand zu. Dann ist sie aus der Tür.
Das fand ich überraschend witzig, allerdings so auf einer Kolumnen-/Glossen-Ebene. Auch, weil du da vom Fokus auf den Mann plötzlich abrückst (es wird fast alles auktorial-personal mit Fokus auf den Mann erzählt, dann brichst du hier aber fast die Perspektive - oder eher den Fokus, es ist ja indirekt aus Sicht des Protas erzählt -; hier als Retour witzig/überraschend gemacht).
Danke für das fast, denn das ist ja was, was er tatsächlich sieht, endlich, im Unterschied zum Salsa-Tänzer, den er nicht sieht.


Horst Dorftrögl aus Bründel an der Mofel
Das ist sehr, sehr grob auf witzig gebürstet - brauchst du das?
Ja ;) ich mach damit klar, dass es keine wirkliche Figur ist, dass es nicht um eine realistische Person gehen soll -- und die Reaktionen nach dem ersten Satz zeigen dann auch dass das der Effekt ist -- es klingt einfach zu bescheuert, als dass hier jemand Bestimmtes gemeint sein könnte. Die meisten lachen da schon und wissen, jetzt kommt ein 'Strip'. Hab ich als Feedback auch so gesagt bekommen.


sitzt allein im Büro an seinem Schreibtisch, – alle anderen sind schon weg –
Ein Beispiel von vielen, wo ich den Text als un-/unter-editiert wahrnehme: er sitzt allein im Büro.
Tatsächlich habe ich das erst nachträglich eingefügt, weil ich dachte, okay, aber er verlässt ja sein Büro, das kann auch ein Zimmer sein, aber ist nicht jemand noch draußen in einem anderen Zimmer? oder in der Küche? da darf ja niemand sein, es darf keine Zeugen geben.

Vielleicht hab ich ja massiv was übersehen, und es tut mir leid, dass ich nur nöle. Vielleicht können andere mehr damit anfangen und vielleicht hast du ja auch Lust, da noch mal mit etwas straffender Hand drüberzugehen.
Das würde ich machen. Kannst mir gern Korrekturvorschläge liefern, ich bin sehr interessiert. Allerdings habe ich auch den Satz für mich: "Du kannst alles machen, solange du einen Grund hast". Es kann also sein, dass manche 'Fehlerhafte' drinbleiben soll, weil ich einen Grund habe (und anderes halt nicht, weil ich es übersehen habe). Ich muss dann auch damit leben, dass es vielen missfällt. Gerade am Sonntag sasgte mir jemand, er könne mit den meisten meiner Sachen nichts anfangen, weil zu viel 'Irreales' drin vorkomme.
Das 'Irreale' ist aber für mich oft ein belliebtes Vehikel, um eine Situation zu konstellieren, die nötig ist, um eine Idee auf den Punkt zu bringen (und nein, kein Selbstzweck).
Führte immerhin zu der spannenden Diskussion, wie ich und wie er (ja, der schreibt auch und ist einer von den beiden, die diesen Text hier GUT fanden, und er ausnahmsweise mal einen von mir und ausgerechnet den) vorgehen beim Entwickeln eines Plots. Ich gehe von oft einer Idee aus, er von einer Erfahrung.

(Nölen ist das ja nicht, hat alles Hand und Fuß, aus deiner Sicht)

p.s. Eine Bekannte von mir hat sich auch fast den Daumen abgeschnitten, als sie den Hausmüll runtergedrückt hat, damit noch was reinpasst. Im Müll war eine kaputte Tasse, die hat ihr Fleisch und Sehnen durchgeschnitten, trotz OP (die Sehne wurde einmal um den Daumen gelegt und festgenäht, damit der nicht immer schlaff runterhängt) konnte sie mit der Hand - die im Ruhezustand ganz normal aussah - nie wieder was greifen. Ich glaube, das geht schneller als man denkt.
Ja, das war auch bei mir ein ziemliches Blutbad ... tut mir Leid für deine Bekannte! bei mir ging es besser aus, ich kann die Hand wieder normal benutzen ...


Gruß von Flac

ps: für deinen 2. Kommentar fehlt mir jetzt die Zeit und ich sehe auch, das muss ich wirklich konzentriert lesen, das geht nicht nebenbei....

 
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Hallo @Peeperkorn, vielen Dank für deinen Kommentar, zu dem ich gern was sage ;)

@FlicFlac
Tatsächlich hab ich das überlegt, kam aber zu dem Schluss, dass es hier keinen Unterschied geben muss. Bin aber neugierig auf dein Argument, warum es weg sollte.
Doch noch schnell ein Versuch. Die erste Geschichte hätte ich gerne so gelesen, dass er am Ende einen Auftragsmörder anruft. Da stört aber das Herzchen-Smiley. Bei der zweiten Version dann einen Liebhaber für ein Date. Weil die Verletzung in der ersten Variante echt, bzw. gravierend ist, lese ich den Schluss anders als bei der zweiten Geschichte. Keine Ahnung, ob das deine Absicht war, aber ich finde das irgendwie schon noch gelungen.
Da liegst du richtig, der Schluss der zweiten Version ist anders aufzufassen als der Schluss der ersten. Bis zu einem Auftragsmörder bin ich allerdings nicht gekommen ;) -- finde die Idee sehr amüsant. Witzig, welche Interpretationen da kommen können, die mir selbst nicht eingefallen wären ...

Dass ich mich in literarischer Hinsicht nicht mit dem Text auseinandersetzen möchte, war mir bereits hier klar:
Horst Dorftrögl aus Bründel an der Mofel
Ja, den Effekt sollte das auch haben... dass hier keine realistische/reale/ernste Geschichte zu erwarten ist.

Gruß von Flac

 

Hi Katla,

auch dir kurz eine Antwort, allerdings möchte ich mich mit deinen sehr wohl interessanten Anmerkungen zu Erzählperspektiven und Konjunktiven erst noch intensiver auseinandersetzen, bevor ich antworte. Nur soviel, die Story sollte in Konjunktiven 'schwimmen' wenn nicht sogar 'ertrinken'.

Nur kurz P.S. zu deiner ersten Antwort:
Ich hätt vermutlich den 'tag' Humor reinnehmen und den 'tag' Alltag weglassen müssen.
Nein, gerade nicht. Mein Punkt war, dass 'Seltsam' eine Kategorie der Phantastik ist, spekulativer Realismus genauer gesagt (als es auf KG.de noch Rubriken und Beschreibungen gab, was da rein passt, stand es auch so dort), und das ist bei keinem der beiden Texte gegeben. Also: Alltag und Humor. Mich als Kommentierende interessiert nicht, ob das auf der Bühne funktioniert oder wieviele von jemands anderen Betalesern das aber mega fanden. Der Text steht ja hier als KG.
Es gibt auch die Kategorie "Für die Bühne" - wie wär's, den Text dorthin verschieben zu lassen und vielleicht ins Infofeld zu setzen, dass es eine Art Stand-Up-Comedy mit absichtlich so konzipierten Schablonenfiguren ist. Unter all diesen Umständen hätte ich den Text nie kommentiert und vermutlich sind meine Anmerkungen auch gar keine Hilfe.
Die Tags kannst du übrigens ändern (nur, weil du sagst "hätte wohl sollen"). Falls du allerdings nach einem 'inneren Sound' gehst und der dir solche Unsauberkeiten und falsche Grammatik erlaubt, rate ich dir, den mal bissl zu tunen. :baddevil:;)
Okay, verstanden, also nicht 'seltsam', deine Begründung leuchtet mir ein; tatsächlich wollte ich die 'tags' ändern, hab das einfach nicht auf die Schnelle entdecken können, wie das geht (inzwischen erledigt).

Ich folge dir auch, wenn du sagst, dass es für dieses Forum irrelevant ist, wie das dann vorgelesen klingen mag; klar ist der Text hier als KG.

Das 'tunen' erfolgt meist, wenn ich was dann vorlese, danach gibt es meistens noch einige Änderungen. Gern Hinweise von dir!

Aber natürlich empfinde ich deine Kommentare als Hilfe! Sie sind allesamt konstruktiv gemeint, ich brauch allerdings die Ruhe, mich damit zu befassen. Ich könnte dich auf den ersten 'Horst und Helga' aufmerksam machen, wenn du willst, denn den hab ich schon präsentiert.

Vielleicht bis später!

 

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