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Eine Verabredung

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12.08.2004
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Eine Verabredung

Nehmen wir mal an:
Ein Mann und eine Frau gehen auf dem Fußweg spazieren.

Oberflächliche, eher männliche, Beobachter würden behaupten, dieser Mann hat die Nähe einer solchen Frau nicht verdient. Sie ist einfach zu schön für sein – sagen wir – bodenständiges Wesen. Das sagen die Oberflächlichen, die den Mann nicht kennen, die selbst gern neben der Frau gehen und liegen würden.
Was aber sagt die Frau?
Warum läßt sie sich von ihm durch die Straßen führen, warum lässt sie sich überhaupt auf ihn ein, wo sie doch an jedem Finger einen jüngeren, attraktiveren haben könnte .
Nun, wir werden das nicht erfahren, vielleicht ist sie ja nicht interessiert an kurzer Oberflächlichkeit. Möglicherweise ist die Jugend eine Zeit, die sie am liebsten überspringen würde und sich darum zu älteren Männern hingezogen fühlt. Vielleicht ist es, weil sie nie einen richtigen Vater hatte. Es ist müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Bekannt ist nur, dass der Mann sie gestern im Supermarkt ansprach, als sie gerade dabei war, die Einkäufe in die Tüte zu verfrachten, und wohl in der Stimmung, sich zu verabreden.

Beobachten wir also die beiden ein wenig aus der Ferne, die einen mit Interesse, die anderen mit Neid. Sie lässt sich bereitwillig unterhaken und er scheint sich wohl zu fühlen, sie so durch die Gassen zu lenken. Er unterhält sie mit Anekdoten aus seinem Leben und es herrscht bereits eine Vertraulichkeit, die den einen das Herz erweitert, den anderen eher zusammenzieht.
Und nun passiert etwas Überraschendes. Vor den beiden taucht ein nicht zu übersehender Haufen Hundekot auf. Nichts Ungewöhnliches in dieser Gegend, ja man könnte sogar sagen alltäglich, aber dieser sitzt so zentral auf dem Gehweg, dass er schon fast eine Identität annimmt. Statt aber nun die Frau an sich zu ziehen und sie um dieses Hindernis herumzumanövrieren, dies eventuell sogar zu nutzen, um ein erstes Mal intensiver auf Tuchfühlung zu gehen, ihre Hüfte zu spüren, passiert nichts dergleichen. Der Mann bleibt plötzlich stehen. Mit der Frau im Arm, vor dem Hundehaufen.
Wären sie ein altes Ehepaar wäre dies nichts Außergewöhnliches. Er würde dies vielleicht zum Anlass nehmen, um auf den Verfall der guten Sitten zu sprechen zu kommen, vom Hundehaufen zu seinem Nachbarn und zu dessen Kindern und dann zur Lage der Nation im Allgemeinen und dem Rentenproblem im Speziellen. Und sie würde dies stoisch hinnehmen, da sie wüßte, dass er das ab und zu braucht. So als Ventil, weil er dann auch viel ausgeglichener ist und nachts weniger schnarcht. Aber hier, beim ersten Date, scheint sich etwas anzubahnen. Einige werden frohlocken und sagen, sie hätten es doch gewusst. Solch ein Wicht und diese Frau ...
Nun der Mann scheint sich nicht beirren zu lassen, er beugt sich hinunter, zieht die untergehakte Frau notgedrungen mit und sagt: “Nun schauen Sie sich das einmal an. Ich möchte nur wissen, wer hier der Hundehalter ist.“
Also doch, werden die meisten sagen. Er kann es nicht lassen, er kann nicht über seinen Schatten und diesen Haufen springen. Er ist scheinbar schon in diesem Alter und er muß hier und jetzt beginnen, auch wenn die beiden kein Ehepaar, sondern nur ein Pärchen beim ersten Date sind.
Doch statt zu schweigen und sich so seine Gedanken zu machen, sagt das Mädchen: “Das bin wohl ich.“
So, nun ist die Bombe geplatzt. Die Neidischen reiben sich die Hände. Das ist ein tiefer, tiefer Schlamassel, da hilft ihm selbst die göttliche Halbglatze nicht mehr raus. Und während die anderen noch staunen über die Offenheit des Mädchens, übersehen sie leicht das Lächeln, das über das Gesicht des Mannes huscht. Denn dieser ist hierüber weder bestürzt noch peinlich berührt, seine Begleiterin in solch eine Lage gebracht zu haben.
Er hat es offenbar gewusst. Er hat vielleicht gesehen, wie sie am Vortag mit dem Hund unterwegs war, wie dieser sich urplötzlich hinhockte und sie nach allen Seiten blickend, dann wieder auf den Hund, dann wieder wegblickend, da dieser immer noch angestreckt hockend an jenem Orte sich erleichterte. Anscheinend weiß sie aber nicht, was er schon weiß.
„Es ist der Hund meiner Nachbarin“, flüstert sie. Es ist ihr nicht angenehm, so zu beichten, einem Mann, den sie noch gar nicht kennt, aber sie bricht nicht ab. „Sie ist schwer krank. Sie hat Krebs und ich helfe ihr mit dem Haushalt. Dass der Hund an dieser Stelle ... ist mir unangenehm.“
Sie sucht nicht nach weiteren Ausflüchten, versucht keine Argumente zu bringen, was man trotzdem hätte unternehmen können. Sie hält seinem Blick stand und die meisten werden denken, dass sie sich nun umdreht und weinend die Straße hinunterläuft. Ihr ist auch danach, denn es ist ihr sehr peinlich.
„Ich weiß“, sagt er, „ich wohne hier. Ich habe Sie gestern vom Fenster aus gesehen.“
Na fein. So blöd kann man gar nicht sein! Jeden Augenblick werden ihr die Tränen in die Augen schießen. Wie sie ihn anschaut, erst erstaunt, dann mit einer tiefen Traurigkeit und nun beginnen ihre Augen zu blitzen.
Ah. Jetzt wird sie es ihm geben. Die Neidischen freuen sich, darauf haben sie gewartet. Sie haben es ja schon die ganze Zeit geahnt. So ein Mistkerl, er hat es mit Absicht getan, er hat sie mit Absicht diese Straße entlanggeführt, in diese Situation, beim ersten Date schon zum Weinen gebracht. Aber diese Frau ist Dynamit. Das wird sie sich nicht bieten lassen. Sowas hat sie doch gar nicht nötig! Gleich wird sie ihm eine Ohrfeige verpassen und dann fünf anderen Männern die Herzen brechen.
Noch während sich alle in ihrer Schadenfreude wälzen, beginnt er wieder zu sprechen, noch bevor sie an dem Punkt ist, wo es aus ihr herausbricht, sie ihr Dynamit entzünden kann.
“Ich bin Tierarzt“, sagt er. „Ich muß Ihnen sagen, dass der Hund sehr krank ist. Wenn er weiter falsch ernährt wird, stirbt er in ein bis zwei Wochen.“
Wieder ändert sich ihr Gesicht. Die ganze Entschlossenheit wandelt sich in Hilflosigkeit. „Aber ich nehme doch immer dieses Dosenfutter, wie sie es mir aufgeschrieben hat.“
„Ja“, sagt er mit Blick nach unten, „das kann man sehen. Der Hund, er braucht Trockenfutter. In den nächsten Tagen muß er eine sehr strenge Diät halten. Es ist sehr wichtig, dass diese eingehalten wird, sonst kommt jede Hilfe zu spät.“
Sie schluckt, kann aber die Tränen nicht zurückhalten.
„Es ist meine Schuld. Sie hängt so an ihm, wenn sie aus dem Krankenhaus kommt und der Hund... Es wird ihr das Herz brechen.“
Er legt seinen Arm um sie.
„Das kriegen wir schon wieder hin. Lassen Sie uns nach oben gehen und dann koch ich uns erst mal einen Kaffee. Dann schreibe Ihnen genau auf, was er bekommen muß und morgen bringen Sie ihn mal her.“
Er öffnet die Tür, während sich das Mädchen dankbar an ihn schmiegt. Dann schließt sich die Tür vor unseren neugierigen und neidischen Blicken.

 

Hallo macsoja,

okay, das Experiment habe ich nicht erkannt, vielleicht haue ich dir mit meinen Anmerkungen also immer mitten rein.
Es könnte sein, dass es in der Perspektive des mitteilenden Beobachters liegt, der eher mit der Vorstellung einer Geschichte arbeitet, sie also über weite Strecken aus der dritten Person im Konjunktiv erzählt: Nehmen wir mal an.
Nicht ganz eine Schlüssellochgeschichte, aber so einen leichten Touch hat es dadurch, wenn auch nicht thematisch.
Hunde sind gut für die Kommunikation, als ich einen hatte, wurde ich jedenfalls häufig von Fremden angesprochen, insofern kann ich deinen Plot gut nachvollziehen.
Wie gesagt, bei meinen Details weiß ich nicht, ob ich damit auf Flusigkeiten aufmerksam mache oder experimentelles übersehen habe:

Oberflächliche, eher männlichen, Beobachter würden behaupten
Sonst hast du einen Casusfehler
Warum geht sie neben ihm her und lässt sich auf ihn ein, wo sie doch zehn andere, jüngere, muskelösere Oberflächliche haben könnte
es sind ja keine anderen jüngeren, sondern sie könnte zehn andere, z.B. jüngere und/oder muskelösere Oberflächliche haben.
Bekannt ist nur, dass der Mann sie gestern im Supermarkt ansprach, als sie gerade dabei war, die Einkäufe in die Tüte zu verfrachten, und sie in der Stimmung war, sich mit ihm zu verabreden
Vielleicht verhaue ich dir mit diesen Änderungen dein Experiment, das täte mir natürlich leid, aber im Satzbau liest sich sich so mE richtiger. "mit ihm" habe ich gestrichen, weil sie, als sie die Einkäufe in Tüten verfrachtete, noch nicht wissen konnte, dass gerade dieser Mann sie ansprechen würde.
Beobachten wir also die beiden ein wenig von der Ferne
aus der Ferne?
die den einen das Herz erweitern, den anderen es eher zusammenziehen lässt.
hier würde ich nicht in die Passivbeschreibung gehen: die den einen das Herz erweitert, den anderen eher zusammenzieht.
Und sie würde dies stoisch hinnehmen, da sie weiß, dass er das ab und zu braucht
Im Konjunktiv bleiben: da sie wüsste
Solch ein Wicht und diese Frau...
Frau ...
sagt:“ Nun schauen sie sich das einmal an.
Leerzeichen bei Anführungszeichen falsch; Nun schauen Sie (Diesen Fehler in der Anredeform in wörtlicher Rede hast du noch sehr häufig)
sagt das Mädchen:“ Das war ich.“
Wieder das Leerzeichen. Im Zusammenhang mit dem folgenden Zitat ist die Aussage bezüglich des Haufens natürlich falsch. Er möchte wissen, wer der Halter ist, sie sagt, das war sie. Entweder ist der Hund gestorben oder aber sie hat sich selbst hingesetzt und den Haufen gemacht. Das aber kann nicht sein.
Er hat vielleicht gesehen, wie sie am Vortag mit dem Hund unterwegs war
Dass der Hund an dieser Stelle ist mir unangenehm.
Hir müsste, wenn sie den Satz schon nicht vollständig spricht, eine Zäsur erfolgen.
denn es ist ihr peinlich und wüsste sie, dass er...
Leerzeichen: dass er ...
Man sieht, wie ihr die Tränen in die Augen schießen.
Verdichtung: Man sieht ihr die Tränen in die Augen schießen. erspart das falsche Wie und ein Komma.

Lieben Gruß, sim

 

Hi mac

Ja, ich bin mir auch nicht sicher, ob ich nun das experimentelle an dieser GEschichte erkannt habe, aber ich denke da genau wie sim. Du wolltest einwenig mit der ERzählerperspektive experimentieren. Und ich gehe da einen Schritt weiter und meine, dass du die 'Gefühle' der Leser miteinfließen lassen wolltest. Dass wir also die Beobachter sind. An einer Stelle wird es ganz deutlich, weil ich mich dabei ertappt habe, genau das zu fühlen, was du dann in den nächsten Sätzen beschrieben hast:

So, nun ist die Bombe geplatzt. Die Neidischen reiben sich die Hände. Das ist ein tiefer, tiefer Schlammassel, da hilft ihm selbst die göttliche Halbglatze nicht mehr raus. Und während die anderen noch staunen über die Offenheit des Mädchens, übersehen sie leicht das Lächeln, das über das Gesicht des Mannes huscht. Denn dieser ist hierüber weder bestürzt noch peinlich berührt, seine Begleiterin in solch eine Lage gebracht zu haben.
Wenn es so ist, wie ich denke, dann müsstest du an ein paar Stellen etwas detaillierter beschreiben. Zum Beispiel das Aussehen dieser jungen Frau. Warum sollten die männlichen Beobachter (Leser) neidisch sein, wenn du die Frau nicht etwas sexyer beschreibst. ;) Immerhin scheinen die meisten Beobachter neidisch zu sein, das wäre also ein sehr wichtiger Punkt.

Ansonsten hat mir deine Geschichte gefallen - mal was anderes. :thumbsup:


cu JoBlack

 

So merci für Eure beiden Statements, ich habe erst mal sims gefundene Peinlichkeiten bestmöglich versucht zu vertuschen. Sagen möchte ich aber noch nix.

bis später
mac

 

Hallo,
ich finde die Geschichte sehr schön :) Was ich wohl etwas unklar finde ist, woran der Mann die Krankheit des Hundes erkannt hat. An dem Hundekot, als er sich über diesen gebeugt hat? Oder wusste er es vorher schon? Finde es, naja, unrealistisch, eine so genaue Diagnose + Ratschläge von so wenig Informationen ausgehend abgeben zu können. Aber das ist ja im Grunde nur ein Detail. Das Prinzip gefällt mir sehr.
Gruß, Deichkinn

 

Hallo macsoja,

für mich hat sie funktioniert, der Wechsel der Perspektive, das Aufzeigen, wieviele verschiedene Geschichten erzählt werden könnten, wenn sich die eigentliche Geschichte nicht so wie sie sich entwickelt entwickeln würde. Und das Spiel mit den Gefühlen des Lesers, ein quasi Über-Auktorialer Erzähler, der nicht nur alle Perspektiven der Prots, sondern auch die des Lesers kennt.
Und die Geschichte, die es am Ende dann geworden ist gefällt mir durch das Moment des Unerwartbaren, als Autor hat man es halt doch in der Hand, den Leser zu zu führen, daß man ihn jederzeit völlig überraschen kann, und das gelingt Dir spätestens mit dem analytischen Blick des Veterinärs.

Es liest sich dabei sehr angenehm flüssig, ist stilistisch erfrischend anders, ohne gewollt oder quälend zu werden, wahrlich, hat mir gefallen.

Grüße,
C. Seltsem

 

Hallo macsoja,

muss ich auch nach einem Experiment suchen, oder darf ich auch einfach nur so kommentieren? :Pfeif:

Ich musste beim Lesen spontan an Thomas Mann denken. Es gibt beinahe keinen anderen Autor, bei dem ich diese scheinbar belanglose Geschwätzigkeit so genießen kann.

Dein Text spricht nicht nur, er erzählt und erzeugt Gefühle. Ich war drin! :thumbsup:

Liebe Grüße
melisane

 

Hallo macsoja,

prädikat wertvoll, experimentell ja oder nein, ist für mich bei diesem Text sekundär. Gefallen hat´s gerade deshalb, weil ich diese Art von Literatur bevorzuge. Alles andere ist von den Vorpostern schon erwähnt.:thumbsup:

Ich hoffe, noch mehr dieser Art von dir lesen zu können.

liebe grüße Weltflucht

 

Hallo Leute,

merci für das Feedback.
Ja das Experiment war mehr oder minder, wie der Leser reagiert, wenn er offen an der Hand herumgeführt wird und ebenso offen einen Spiegel vorgehalten bekommt (das mag man ja normalerweise nicht so).

Hintergrund:
Ich habe ja in letzter Zeit einige Beiträge eingebracht, wo es oft um die Rolle des Autoren ging (Thema: Intention bzw. Aussage des Autoren).
Malt er ein Bild und stellt sich dann daneben, um zu beobachten wie die geneigten Leser dieses oder jenes draus entnehmen, während andere sich wieder abwenden.
Oder nimmt er den Leser an die Hand bzw. führt seinen Blick an die Punkte, die ihm wichtig sind, wobei es seiner Fähigkeit überlassen, wieviele Leser er beim Rundblick über das Bild verliert.
Oft kamen dann auch die Argumente, daß man als Autor auch verschiedene Sichten zulassen sollte und nicht mit dem Zaunpfahl winken etc.
Für mich ist das Schreiben ein möglichst unsichtbares Führen. Je unsichtbarer und natürlicher, desto zufriedener bin ich mit dem Ergebnis.

Diese Geschichte ist wahrscheinlich durch meine Beschäftigung mit dem Thema entstanden. Sie ist deutlich anders als meine "normalen Geschichten", denn sie übertreibt es mit dem Führen. Allerdings versuche ich es etwas anders, indem ich sehr bewußt und offen führe und dann sogar den Spiegel raushole, um den Leser vergleichen zu lassen, ob er jetzt genau an der Stelle ist, wo ich ihn haben will.

Das also war der Versuch und es freut mich, daß er recht positiv aufgenommen wird. Ich habe auch überlegt, ob diese Geschichte anders erzählt auch funktionieren würde - ich glaube nicht. Diese Geschichte mit den Effekten kann man nur so erzählen.
Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dies zu meinem Stil werden lassen.

Man braucht irgendwie eine Selbstsicherheit und Lockerheit zugleich, die ich einfach noch zu selten habe. Auch steht man als Autor komplett deckungsfrei, weil fast alles offen gelegt wird und darum auch stimmen muß.

Interessanter Diskussionspunkt ist das Statement von Deichkinn

Deichkinn schrieb:
Was ich wohl etwas unklar finde ist, woran der Mann die Krankheit des Hundes erkannt hat. An dem Hundekot, als er sich über diesen gebeugt hat? Oder wusste er es vorher schon? Finde es, naja, unrealistisch, eine so genaue Diagnose + Ratschläge von so wenig Informationen ausgehend abgeben zu können.
Wer sagt denn, daß er wirklich ein Tierarzt ist? Wer sagt eigentlich, daß der Hund krank ist?
Es ist die Figur und der Leser entscheidet, ob er ihr traut.

Ich möchte nicht behaupten, daß ich das so geplant habe. Aber an der Stelle wo er die "Diagnose stellt" habe ich tatsächlich kurz überlegt zu recherchieren, ob es das geben kann. Meine persönliche Laienmeinung ist, daß man dem Hundkot einiges entnehmen kann, aber die Schwere einer Krankheit nicht, vor allem, wenn der Hund noch normal Gassi gehen kann und Häufchen macht.
Insofern sieht es jetzt so aus, als würde ich meine eigene Figur verleumden.
Aber dann habe ich es eben von der anderen Seite betrachtet. Ist es überhaupt wichtig?

Ja, es wäre wichtig, wenn ich mit der Geschichte eine bestimmte Message rüberbringen hätte wollen (plump ausgedrückt)
a) auch Alte haben ihren Nutzen
b) so legt man kleine Mädchen rein

a) war mein Hauptmotiv, weil es das war, was ich mit dem Experiment probieren wollte - dem Leser zu einigen Sinneswandlungen zu verhelfen, u.a. auch indem ich bewußt den Kontrast zwischen den beiden betont habe, ohne aber detaillierter zu werden (warum ist sie so schön und warum würden wir ihm solche eine Frau nicht gönnen)

b) ist a) auf den ersten Blick eigentlich entgegengesetzt, auf den zweiten Blick dann aber nicht mehr

Es ging mir um den Leser und seine Eigenbetrachtung und mal nicht um "die Welt und ihre interessanten Facetten"
Den Leser wird das jetzt schon mehr interessieren und wenn ich mich entscheiden müßte, würde ich sagen
- an optimistischen Tagen ist es ein talentierter Tierarzt auf dem Weg zu einer sehr glücklichen, weil offenen Beziehung
- an eher dunklen Tagen wäre es ein raffinierter Playboy mit sehr ausgefallener Masche

Aber wie gesagt, eigentlich hatte ich selbst den Tierarzt vor Augen, beim Schreiben fiel mir auf, daß es auch anders sein könnte und ich meine auch geprüft zu haben, daß es so sein könnte.

Denn eines habe ich versucht durchzuhalten:
Der Erzähler weiß zwar vieles, was über den Rahmen der Erzählhandlung hinausgeht. ABER er kann nicht in die Köpfe schauen. Genauso wie der Leser mutmaßt er und ist am Ende einfach ein längerer und geduldigerer Beobachter der beiden.
Darum aus meiner Sicht kein auktorialer sondern ein personaler Erzähler, aber wahrscheinlich auch kein richtiger entsprechend der Definition.
Aber am Ende wurscht, denn es geht zwar um die Perspektive, aber nur, was durch sie erreicht wird und nicht um irgendeine Definitionsfindung.

Darum noch mal Dank für das aufschlußreiche und positive Feedback

mac

 

Hallo Macsoja!

Die Strategie des Textes ist es, den Leser in die Irre zu führen. Er wird in die Ironie mit einbezogen, die den ganzen Text auszeichnet. Die Geschichte kann aber nur funktionieren, weil sie verdammt konstruiert ist! Der Pointe wegen werden die sehr guten Alltagsbeobachtungen, das Interesse, die diese Art der Beziehung weckt, leider nicht weitergeführt. Am Beginn wird so vieles angesprochen, was in einer derart ungleichen Beziehung von Belang sein könnte, da wird ein richtig großes Spektrum angedeutet, das verpufft dann aber leider am Ende, nur damit die Geschichte möglichst viel überraschende Wendungen hat.

Trotzdem hab ich es aber auch mit Vergnügen gelesen, gerade wegen dieser distanzierten Haltung des Erzählers - in gleicher Weise seinen Protagonisten wie auch seinen Lesern gegenüber. Und wegen der heiteren Art des Erählens. Das hast du gut gemacht!

Fehler:

Möglicherweise ist die Jugend eine Zeit, die sie am liebsten überspringen würde und sich darum zu älteren Männern hingezogen fühlt.
Der Satz stimmt nicht: Es müsste heißen: ...eine Zeit, die sie am liebsten überspringen würde, und deswegen fühlt sie sich zu älteren Männern hingezogen.
Es ist mühsig
Kommt nicht von mühselig, sondern vom Muße: also „müßig“
Beobachten wir also die beiden ein wenig aus der Ferne, die einen mit Interesse, die anderen mit Neid.
Wo Neid ist, ist auch Interesse, das heißt, du müsstest das Interesse auch noch spezifizieren: also „mit wohlmeinendem Interesse“ oder so, da es sich sonst zu wenig vom neidvollen Interesse abhebt.
zur Lage der Nation im allgemeinen
groß: im Allgemeinen
da sie wüßte,
wüsste
sagt:“Nun
Space vor dem Anführungszeichen
nur ein Pärchen beim ersten Data sind
Date
Das ist ein tiefer, tiefer Schlammassel
Schlamassel
weinend die Straße hinunter läuft.
zusammen: hinunterläuft
Ich habe Sie gestern aus dem Fenster gesehen
Kann man nicht sagen - es müsste heißen: Ich hab Sie gestern vom Fenster aus gesehen.
Sowas hat so doch gar nicht nötig!
„sie“ statt „so“

Gruß
Andrea

 

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