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Ein oder zwei Sätze zu Beginn des Programms [2 Sätze]

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28.01.2006
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Ein oder zwei Sätze zu Beginn des Programms [2 Sätze]

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebe Kinder,

willkommen im Leben kann ich nur sagen, denn es freut mich sehr, dass sie alle gekommen sind in unsere wunderschöne Welt und bevor wir mit unserem Programm beginnen, möchte ich noch kurz ein oder zwei Sätze loswerden.

Als erstes muss ich Sie leider bitten, ruhig zu bleiben, Mobiltelefone und Denkprozesse auszuschalten, damit unser Programm nicht gestört wird, denn nur so können wir Ihnen gewährleisten, dass Sie bestens unterhalten werden und das nicht zu knapp, warten immerhin sämtliche Höhepunkte des menschlichen Lebens auf Sie und von einer glücklichen Kindheit bis zum jahrelangem einsamen Dahinvegetieren mit sich hinschleichendem Tod ist alles dabei, was Sie, sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebe Kinder, sich so vorstellen können, das Miterleben eines Luftangriffs im Krieg, die Qual, nicht genügend zu essen zu haben einschließlich dem bitteren Hungergefühl im Magen, lebensbedrohliche Krankheiten noch und nöcher, fallende Kurse der Aktien aus dem eigenen Depot oder eine Niederlage Ihrer Lieblingsfußballmanschafft, nur um einige sich in unserem Reportoire befindlichen Schaudermärchen zu nennen, doch ich hoffe Ihnen ist davon nicht bange geworden, denn es gibt auch wirklich herzergreifende und warme Momente bei uns zu erleben, Menschen, die anderen helfen, spenden, teilen und auch ihre Fußballmannschaft - ich hoffe, die Damen nicht zu langweilen, aber für die Herren ist Fußball nunmal das A und O - wird dann wieder einmal gewinnen, da bin ich mir sicher, ganz abgesehen von steigenden Aktienkursen oder vielleicht haben sie gerade einen Verkaufs-Optionsschein erworben und Terroristen sprengen zum selben Zeitpunkt zufällig Gebäude, Städte und Menschen in die Luft und schon haben Sie einen Grund, sich über Ihre Börsengewinne zu freuen, können diese vielleicht sogar gewinnbringend anlegen, Drogengeschäfte, Waffengeschäfte, all das ist möglich in dem Programm, das wir Ihnen bieten und nichts gibt es, was es bei uns noch nicht gegeben hat, sogar Weltkriege hatten wir schon und Völkermorde, aber auch technische Errungenschaften konnte man bei uns schon feiern, vom Rad über die Glühbirne bis hin zu automatischen Schnellfeuerwaffen und der Miniatombombe, die ihr Ziel zu neunzig Prozent exakt trifft und so die Zahl der unschuldigen Zivilisten, die bei alldem draufgehen, auf ein Minimum reduziert, was sichtlich eine Leistung ist, wie Sie verstehen werden, sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren und liebe Kinder, ja, Euch spreche ich jetzt besonders an, liebe Kinder, denn Ihr könntet die nächsten Opfer sein, sei es Ölkrieg oder Hungersnot, Ihr habt die größten Chancen alles hautnah mitzuerleben, deshalb solltet ihr gut aufpassen, wenn ihr später gezeigt bekommt, auf Fotos internationaler Spendenkampagnen möglichst mitleidig zu gucken, damit die im Wohlstand lebenden Fettsäcke Euch einen Teil ihres nach Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen geschröpften Einkommens abdrücken werden, aber nun gut, mit den Steuern und Sozialversicherungen ist es auch so eine Sache, aber da werden Sie sich schon dran gewöhnen, sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebe Kinder, ich spreche jetzt wieder Sie alle an, Sie, wie Sie bald unsere Welt zu sehen bekommen, gar miterleben müss ... , Pardon, dürfen, stellen auch die Zukunft dieses einmaligen Programms dar, bei dem wir ganz und gar auf Ihr Improvisationstalent und ihre Eigeninitiative bauen, nein, nur ein kleiner Scherz, seien Sie unbesorgt, natürlich müssen Sie nicht wirklich selbst denken, dafür sind Sie doch auch gar nicht hier, Sie werden schnell feststellen, dass diese lästige Aufgabe andere für Sie übernehmen, womit wir auch wieder beim Thema wären oder auch nicht, aber ich möchte diese Einführungsrede auch gar nicht zu lange strecken und ich sehe auch, dass meine Redezeit dem Ende zu geht und unser kunterbuntes Unterhaltungsprogramm „Leben“ nun langsam losgehen kann, ich wünsche Ihnen viel Vergnügen, denn, ehe Sie sich versehen ist's schon vorbei, die Vorhänge schließen sich und Sie sind wieder draußen aus dem Leben, hihi, aber nun gut, sehen Sie selbst, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kinder, ich habe Ihnen sicher nicht zu viel versprochen und sollte es Ihnen dann doch zu extrem werden, stehen Ihnen die Notausgänge jederzeit offen, allerdings müssen Sie dort mit großem Andrang und damit verbunden einer langen Schlange rechnen.

 

Hallo Sebastian :)

Zu so später Stunde hab ich mir gedacht, wag ich mich auch mal wieder an eine Kritik.

,dass sie alle gekommen sind in unsere wunderschöne Welt
Ich würde hier das "gekommen sind" hintenan stellen, ich bin beim lesen da etwas gestolpert, andersrum klingt es flüssiger.

nicht zu knapp, warten immerhin
Hier würde ich vielleicht "es warten immerhin" daraus machen, muss aber nicht sein.

und ist von einer glücklichen Kindheit bis zum jahrelangem einsamen Dahinvegetieren mit sich hinschleichendem Tod alles dabei,
Das war wieder so eine Stelle die ich nochmals lesen musste. Ich fänd "und es ist" besser oder du streichst vorne das ist und machst "ist alles dabei" daraus, ließt sich einfach flüssiger und wird wahrscheinlich auch in normalen Sprachgebrauch häufiger verwendet, weils einfach leichter konstruiert ist.

ich breche jetzt wieder Sie alle an
Soll wohl spreche heißen ;)

stellen auch die Zukunft dieses einmaligen Programms da
DARstellen

Eine sehr schöne, wenn auch abschreckende Einführung in das Leben. Den negativen Teil hast du wirklich hübsch hervorgearbeitet, schreibst du auch noch eine über die netten Dinge des Lebens ;)? Am Anfang hat es mich stark an einen Zirkus erinnert mit diesem berühmten: "Hereinspaziert, hereinspaziert, hier sehen sie blabla..."
Ich konnt mir auch den Redner sehr schön vorstellen, wie er immer in sich hineinkichert bei seinen eigenen, kleinen Witzchen, auch wenn es ein reiner Monolog ist.

Auf bald,
Vara

 

Hallo Vara,

danke, dass du dich so mitten in der Nacht an meine Geschichte gemacht hast. Und schön, dass sie dir dann wenigstens gefallen hat ;)

schreibst du auch noch eine über die netten Dinge des Lebens ?
Ich glaube, diesen Part überlasse ich anderen, ich bin eher fürs Nörgeln zuständig ;)

Danke auch für die Fehlerkorrekturen, hab sie gleich mal oben ergänzt. Ich hab die Geschichte ja auch mitten in der Nacht geschrieben, da ist es doch sogar mal verzeihlich, wenn man "brechen" statt "sprechen" schreibt :D

Viele liebe Grüße,
Sebastian

 

Hi Sebastian,

erst mal bekommst du von mir ein Anschiss. Wo bleibt meine Widmung *lol*

Aber jetzt zur Geschichte, also die Grundidee fand ich super. Besser hätte es mir noch gefallen, wenn die ganze Geschichte nur aus einem Satz bestanden hätte.

Vom Schreibstil her, war alles einwandfrei und man verlor, trotz der längen Sätze nicht den Bezug. Was mir nicht so gefallen hat, war der Titel. Wahrscheinlich wolltest du noch nicht zu viel verraten, also um was es in der Vorstellung (dem Leben) gehen wird, aber ich weiß auch nicht. Ich würde einen schlichteren Titel, wie z.B "Willkommen" oder so bevorzugen. Aber da ist wahrscheinlich jeder anderer Meinung.

Ansonsten fand ich deine satirschen Seitenhiebe (Wertpapiergewinnne - Anschläge usw.) sehr gelungen.

Hat mir wirlich sehr gut gefallen, deine kleines Experiment.

lg neukerchemer

 

Hallo Sebastian

Also vom Hocker gehauen hat mich das zwar nicht, aber es war auch nicht wirklich schlecht. Erstaunlich finde ich, dass trotz der beiden Bandwurm Sätze, die Geschichte sehr flüssig zu lesen ist und mir der Schreibstil gefallen hat, ich bin nämlich sonst eher ein Anhänger der kurzen Sätze, aber bei dir funktioniert das prima. Im Gegensatz zu neukerchemer hat mir der Titel gut gefallen. Ansonsten kann man nicht mehr dazu sagen. Experiment gelungen.

Lg, Ph:gelb:

 

Sorry, aber das ist doch ziemlich billig. Geht es nicht etwas hintergruendiger, als diese belanglose Aufzaehlung?
Ehrlich gesagt, diese "Alles ist Scheisse"-Texte sind langweilig, weil unispiriert, kaum erhellend und nicht sonderlich intelligent (Stammtisch eben). Als Gegenbeispiel kann ich das "Manifest gegen die Arbeit" der Gruppe Krisis empfehlen - so kann/sollte/muss Gesellschaftskritik aussehen.
Proxi

 

Hallo Sebastian,
viva la Revanche. Aber nur so und nicht wirklich. Jetzt bist du dran. Ich finde du hast eine Experiment geschrieben, das wie alle Experimente schwer zu bewerten ist. Sie können kaum vor dem Hintergrund einer richtigen "Kurzgeschichtenkritik" gesehen werden. So empfinde auf jeden Fall ich.

Ich werde mich jetzt also nicht darauf festbeißen, ob mir das Thema gefällt, sondern einmal versuchen eine aus meiner Sicht formale und versucht objektive Kritik abzugeben.

Ich finde, du hast dir mit der Gestaltung des Textes Mühe gegeben. Du hast die einzelnen großen und kleinen Katastrophen des Alltags aufgezeigt und versucht es sinnvoll und stilistisch sauber in ein Experiment zu verpacken. Das finde ich gelungen und gut gemacht.

Fakt ist auch, dass ich bei der ganzen Geschichte nicht ein einziges Mal nach unten gescrollt habe, um zu sehen, wann die Geschichte zu Ende ist. Das ist auch gut.

Auch sind, auch wenn du lange Sätze benutzt, diese nicht verquirlt und wenigstens für mich immer noch nachvollziehbar, trotz ihrer Länge.

Vom stilitischen und technischen her, find ich die Geschichte okay und gut hergestellt.

Jetzt kommt der Punkt:

diese "Alles ist Scheisse"-Texte sind langweilig
Man muss solche Formen, die das Experiment annimmt, halt mögen. Wenn es dein Ziel war die schlechten Seiten des Lebens vordergründig darzustellen, dann ist dir das gelungen.

Es ist zwar nicht mein Geschmack, aber daran solltest du dich auf keinen Fall stören und es von der Warte betrachten, dass halt ein Thema dem einem mal schmeckt und dem anderen nicht.

Grüße,
vom Prinzipienritter

"Fehlerliste":

willkommen im Leben kann ich nur sagen, denn es freut mich sehr, dass sie alle gekommen sind in unsere wunderschöne Welt und bevor wir mit unserem Programm beginnen, möchte ich noch kurz ein oder zwei Sätze loswerden.
Klingt nicht besser, "willkommen im Leben kann ich nur sagen, denn es freut mich sehr, dass sie in unsere wunderschöne Welt gekommen sind..."?

nicht genügend zu essen zu haben einschließlich dem bitteren
haben, einschließlich (Oder? Ich weiß es auch nicht genau.)

Schaudermärchen
Heißt das nicht Schauermärchen? Kann aber auch in anderen Regionen Deutschlands so heißen. Weiß ich nicht.

Verkaufs-Optionsschein
Ich kann natürlich auch total daneben liegen, aber man setzt doch keinen Trennstrich beim Fugen-S. Oder?
(Ich will nicht klugscheißern, aber ich denke, dass es das Fugen-S-Ding einfach gebraucht hat, um glaubhaft zu machen, dass es diese Regel gibt.)

 

Hallo Sebastian!

Also mir hat dieser Text, der auch gar keine Geschichte ist, nicht gefallen.
Ich fand ihn langweilig zu lesen, habe dann begonnen, zu überfliegen und mehr darauf zu achten, ob Du tatsächlich in dem großen Block keinen Satz beendest, denn das sollte ja wohl Dein Experiment sein, wie schon der Titel verrät. Und Du hast tatsächlich alles aneinandergereiht - leider eben nur aneinandergereiht, und wenn ein Satz nur deshalb lang ist, weil der Autor eben keinen Punkt macht, wo eigentlich einer sein sollte - einer Technik, mit der sich mühelos bücherlange Sätze konstruieren ließen -, dann ist das auch keine Kunst.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo ihr alle,
da ich die letzten Tage nicht da war, komme ich erst heute zu einer Antwort auf eure Kommentare. Entschuldigt bitte.

Ich werde mich auch etwas kürzer halten und eure Meinungen einfach auf mich wirken lassen, denn wie Prinzipienritter schon festgestellt hat, sind Experimente eben Experimente und diese Geschichte war für mich nicht nur stilistisch/sprachlich ein Experiment, sondern auch inhaltlich.

Auf die Idee gekommen bin ich, weswegen er auch eine Widmung verlangte ;); durch neukerchemer, der mich auf ein Buch Dürrenmatts aufmerksam gemacht hat, dass nur aus 24 Sätzen besteht. Und da ich dann in der Nacht nicht schlafen konnte, habe ich mich selbst hingesetzt und mir Gedacht, dass ich ohnehin ein Fan von Bandwurmsätzen bin und mich doch mal an einem kleinen Experiment versuchen könnte.

Dass ich teilweise im Satzbau etwas gemogelt habe und auch dort, wo der Punkt vielleicht besser wäre, ein Komma gesetzt habe, ist doch selbstverständnlich, man könnte sonst zwar auch eine Endlosgeschichte schreiben, die dann aber sicher nicht mehr zu überschauen ist und wohl auch recht wenig Sinn beinhaltet.

Ob jetzt jemand "Alles ist Scheiße"-Texte mag oder nicht, liegt dann wohl eher an der persönlichen Lebenseinstellung und ist auch sonst Geschmackssache. Ich danke euch jedenfalls allen fürs Lesen und Kommentieren und Prinzipienritter auch nochmal für die kleine Fehlerliste.

Schöne Grüße,
Sebastian

 

Schönes Ding.
Es ist etwas Besonderes, wenn schon die Idee des Experimentes lustig ist. Außerdem könnte man in der Realität tatsächlich eine solche Rede bringen, aber dann muss deutlicher werden, dass es wirklich nur ein Satz ist.
Hier liegt der Hund begraben, bzw. der Hase im Pfeffer, je nach Vor- bzw Tierliebe. Äh, gut. :) Ich finde jedenfalls, dass, wie du auch mittlerweile selbst eingeräumt hast, teilweise ein eigentlicher Punkt durch ein Komma ersetzt wurde. Ich finde, man hätte den Satz noch deutlich besser strukturieren können, ohne groß an Übersichtlichkeit zu verlieren (es gibt deutsche Autoren, die schreiben im Normalfall schon komplizierter). Relativ einfach wäre dies durch Relativsätze (man beachte den Wortwitz :teach:) gewesen, aufgelockert durch Einschübe. Die deutsche Sprache bietet da schon etwas.
Nichtsdestotrotz ein gutes Experiment, mir fehlt aber der Schliff mit der feineren Raspel.

 

Dass ich teilweise im Satzbau etwas gemogelt habe und auch dort, wo der Punkt vielleicht besser wäre, ein Komma gesetzt habe, ist doch selbstverständnlich, man könnte sonst zwar auch eine Endlosgeschichte schreiben, die dann aber sicher nicht mehr zu überschauen ist und wohl auch recht wenig Sinn beinhaltet.
Da muß ich Dir widersprechen. Ich finde das gar nicht selbstverständlich, zumal ich selbst auch schon eine Geschichte aus einem Satz geschrieben habe, der zwar nicht so lang ist wie Deiner, dafür aber Sinn ergibt. Ich habe sogar darauf verzichtet, übertrieben viele Adjektive etc. einzubauen - um eben nicht zu "schummeln", was Du für selbstverständlich hältst.
Ich hab mich aber auch nicht erdreistet, es als Experiment hinzustellen, sondern mich auf die gesellschaftliche Aussage konzentriert.
Was Du abgeliefert hast, erwarte ich mir von Volksschülern, wenn ich sie vor die Aufgabe stelle, einen möglichst langen Satz zu schreiben.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

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