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Die 10 Gebote (und ich)
Die zehn Gebote (und ich)
Das erste Gebot
An jenem regnerischen Tag, als mein Auto aus der Waschstraße rollte, läutete mein neues Handy.
Ich bekam Nachricht, dass ich endlich die gebrannten CDs bekommen sollte.
Auf dem Weg zum Fußballstadion hielt ich kurz an, und nahm sie mit.
Die Mannschaft spielte erneut hervorragend und ich feierte den Sieg mit meinen Freunden im besten Restaurant der Stadt.
Am Tisch gegenüber erstickte ein Pastor an seinem Essen.
Das zweite Gebot
Letzten Sommer trafen sich in einer gottverlassenen Gegend sechs Menschen, um ein Ufo zu empfangen.
Ich wollte eigentlich auch dabei sein.
Um einen toten Baum bildeten sie einen kleinen Kreis.
Noch bei den Beerdigungen verfluchten ihre Verwandten Gott.
Denn nur er allein konnte den tötenden Blitz zugelassen haben.
Das dritte Gebot
Volle sechzehn Tage hatte ich durchgearbeitet.
Verdientermaßen bekam ich eine volle Woche dafür frei.
Bereits am ersten freien Tag, es war ein Montag, gönnte ich mir einen ausgiebigen Badeausflug.
Die folgenden Tage vergingen nur sehr langsam und ich freute mich auf den Samstag.
Samstag Nacht fand eine großartige Party in meinem Lieblingsclub statt.
Als ich dann am Sonntag-Nachmittag aufwachte erblickte ich eine schöne fremde Frau neben mir.
Das vierte Gebot
Meine Eltern sind daran Schuld,
dass ich auf dieser grauenhaften Erde umherwandeln muß.
Ein Leben voll Hindernissen, Schmerz und Elend.
Ein Leben voller Kriege, Lügen und Hass.
Wäre ich doch nie geboren, müsste ich nicht so sehr nach dem Tod eifern.
Das fünfte Gebot
Warum eigentlich nicht?
Bestimmt sind die Grenzen unterschiedlich schwer passierbar.
Es gibt einige Menschen, die mir in meinem kurzen Leben begegnet sind, die es verdient hätten zu sterben.
Sie haben mich so sehr verletzt, dass mein Hass schon seinen Passierschein bereit hält.
Wenn nicht die peinliche Angst vor der Strafe des Volkes wäre, würde wohl mein Verstand ihn nicht mehr zurückhalten.
Das sechste Gebot
In den Wirren unseres Streits über Bord geworfen.
Von Turm hohen Wellen der Lügen unbarmherzig gegen die Felsen der Eifersucht geschleudert.
Dem Ertrinken nahe hatte sie nach meiner Liebe gerungen.
Mit letzter Kraft wollte sie meine rettenden Hände erreichen.
Sie glitt daran ab und ging für immer im Meer der Trauer verschollen.
Ich sah sie nie wieder.
Das siebte Gebot
Nur sehr selten denke ich daran zurück.
Nur sehr selten erinnere ich mich an ihre Namen.
Nur sehr selten bemerkte ich, was ich damals tat.
Nur sehr selten ließen sie mich wissen,
dass ich ihre Herzen gestohlen hatte.
Das achte Gebot
Als ich vor Jahren mit einem Freund auf einer Südseeinsel Urlaub machte, geschah das Unglaubliche.
Mit Rucksäcken wanderten wir auf den Gipfel des Berges zu.
In der zweiten Nacht schliefen wir in einem idyllischen Dorf der Einheimischen.
Am nächsten Morgen wurden wir von einer aufgebrachten Meute geweckt.
Die jüngste Tochter des Häuptling wurde geschändet und getötet.
Um mein Leben zu retten beschuldigte ich meinen Weggefährten.
Tage später flog ich alleine nach Hause zurück.
Das neunte Gebot
Drei lange Jahre lebte ich in meiner kleinen Wohnung im vierten Stock eines schönen Hauses.
Leider gab es keinen Aufzug.
Kurz nach meinem Einzug freundete ich mich mit der einsamen alten Dame aus der Parterrewohnung an.
Ihre Wohnung war beinahe doppelt so groß, wie die meinige.
Die 83-jährige Frau freute sich sehr über meine Besuche und lebte richtiggehend auf, wenn ich bei ihr war.
Ich überredete sie zu einem Testament in dem ich als Erbe ihrer Wohnung eingetragen wurde.
Von da an ließ ich sie alleine und nur wenige Wochen später verstarb sie.
Das zehnte Gebot
Ihre langen glatten Haare waren schwarz wie Ebenholz.
Ihre blauen Augen entfachten ein loderndes Feuer in mir.
Ihr freundliches Lächeln machte mich unbekümmert.
Ihre erotische Stimme erzeugte die schönsten Tagträume.
Ihr herrlicher Busen machte klares Denken unmöglich.
Ihr verführerischer Duft lockte mich stets in ihre Nähe.
Ihr wohlgeformter Hintern bot eine sündhafte Versuchung.
Ihren Ehemann kannte ich schon viele Jahre lang.
Ihre weichen Lippen schmeckten süß wie Honig.
Marcus Wallner © in einer schwachen Stunde im Oktober