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Am Anfang
Am Anfang
Am Anfang war der Tod. Nach dem Tod prallte ihr Körper mit unheimlicher Wucht gegen das Lenkrad, der Kopf traf das Amaturenbrett. Der Airbag zerplatzte an ihren Hemdknöpfen. Der Gurt riss sie fast in Stücke. Die Schmerzen waren kaum vorstellbar. Das Auto prallte dann gegen den einzelnen Baum, einem einzigen Baum auf einer Strecke von mehreren Kilometern, der so nah an der Straße stand. Sie konnte nicht mehr bremsen, dafür war es noch zu früh. Sie fuhr schnell über die Landstraße, später.
Danach schloss sie die Haustür sehr sorgfältig ab, man will sein Haus ja nicht für ein ganzes Wochenende unbeaufsichtigt lassen. Kurz darauf schlüpfte sie in ihre Schuhe, die sie sich später im Laden kaufen würde. Es würde besser sein, sie probierte die Schuhe etwas länger an, sie drückten. Das Essen, welches sie vor dem Zubereiten in der Küche zu sich nahm, schmeckte wieder mal nach Mikrowelle. Was würde sie auch immer nur Fertigessen kaufen gehen? Ihr schmeckte Frisches doch so viel besser. Sie wusch sich zügig. Ausschlafen konnte sie danach auch nicht mehr, da sie am Abend erst spät ins Bett ging. Der Tag war wieder anstrengend. Sie hatte viele Besprechungen, viele Streitereien und morgens wieder keine Zeit.
Als Jugendliche wurde das anders. In der Schule war es schön, auch wenn sie sich dessen meistens nicht bewusst war. Sie war eine gute Schülerin, jedoch keine Streberin, einigermassen beliebt, eine richtig liebes Mädchen, zumindest vom Aussehen her. Innerlich wusste sie mittlerweile, was mal aus ihr werden würde. Ein richtig freches Mädchen, eigensinnig, genau wie die Geschäftsfrau die sie vorher war. Mit ihren Mitschülern trieb sie öfters Späße, die alle solange lustig fanden, als dass sie nicht betroffen waren. Doch irgendwann erwichte es jeden, ob sie ihn nassspritzte, mit Kreidestaub einhüllte oder ihm Reiszwecken auf den Stuhl legte, keiner kam ungeschoren davon. Nur Mädchen tat sie nichts. Die wurden ihrer Meinung nach sowieso nicht ernst genug genommen, man brauchte sie gar nicht mehr lächerlich zu machen, so schlecht dachten Männer vom anderen Geschlecht.
Wie froh war sie da doch, als sie endlich ein richtiges Kind war. Frech, mit kecken Zöpfen, immer auf der Suche nach Ärger. Ihren Eltern machte sie es so schwer sie konnte, sie verschwand stundenlang irgendwo ohne Bescheid zu sagen, fastete einmal für vier Tage ohne das es einen Grund gab und beschwerte sich immerfort darüber, dass sie nur einen Teddy hatte. Als kleines Baby wurde sie sogar angenehmer. Sie schrie zwar oft, aber das war kein Vergleich zu dem, was sie früher, als Kind angestellt hatte.
Wie groß war doch die Freude bei ihrem Tod, als sie wieder von der Mutter verschlungen wurde. Sie war so klein geworden, dass die Hebamme sie ohne Probleme in den Mutterleib einführen konnte. Nach neun Monaten war nichts mehr von ihr übrig. Am Ende war der Tod.