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In der Scheune

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17.09.2002
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In der Scheune

Die vorgegebenen Worte waren: Hühnerstall,´Zivilisation, Plastikschlaufe, tauchen und grün


Mit zitternden Finger prüfte er die Plastikschlaufe. Würde sie halten? Sein Blick glitt nach oben. Er hatte die alte, grüne Wäscheleine mit viel Mühe an dem mittleren Dachbalken der Scheune befestigt. Dreimal hatte er das Plastikband um die Eichenbohlen gewunden. Mit beiden Händen packte er die frei schwingenden Enden der Leine und zog mit aller Kraft. Das Gebälk knackte - es war doch nicht etwa morsch? Sein Herz zog sich schmerzhaft bei diesem Gedanken zusammen. Eine grauenhafte Vorstellung, daß die Leine im entscheidenden Moment zwar halten, das alte Holz jedoch ruckartig nachgeben würde. Die Wäscheleine schnitt heiß in seine Handflächen. Er fühlte das Blut warm und klebrig. Einige Tropfen verschmutzten seine Hose. Ohne sich um die Flecken zu kümmern, ließ er die Wäscheleine fahren und sah sich prüfend um. Es war noch so viel, was vorbereitet werden mußte. Alles sollte perfekt sein. Perfekt und vorbildlich organisiert. Seine Augen wanderten vom Scheunentor über die Rückwand des Hühnerstalles bis zu dem alten Traktor, der in der Nähe des Sicherungskasten abgestellt worden war. Das Fahrzeug stand direkt vor den Steckdosen. Er würde das Verlängerungskabel zwischen den Rädern hindurch bis unter den leinenverzierten Scheunendachbalken ziehen. Elektrizität würde seiner Aktion einen Hauch von Zivilisation verleihen. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen holte er die Kabeltrommel hervor und verlegte die provisorische Leitung. Für seine Zwecke, für dies eine Mal würde die alte Verlängerungsschnur ihren Zweck erfüllen. Der Strom könnte, im Notfall gute Dienste leisten und das Ganze womöglich beschleunigen. Auf diese Weise hatte er sich doppelt abgesichert: die grüne Wäscheleine und das Stromkabel.
Er wischte sich die Hände an der ohnehin ruinierten Hose sauber und atmete tief durch. Das Schlimmste war überstanden, nun mußten nur noch die Lampions mit den Kerzen an der Wäscheleine aufgehängt und die elektrischen Lichterketten angeschlossen werden. Danach durfte er geduldig und voller Vorfreude warten, bis sie alle kamen und er endlich in den wohlverdienten Partytrubel tauchen konnte.

 

Ich weiß, daß die Geschichte zu meinen eigenen Vorgaben entstanden ist, auf die ich gestern stieß und die ich bereits vergessen hatte. Diese Geschichte ist mir dazu eingefallen. Sollte es verboten sein, Geschichten zu eigenen Vorgaben zu schreiben, dann würde ich die Geschichte gerne in die Rubrik "Alltag" verschieben.

:) Barbara

 

Hallo Barbara!

Mal sehen, ob ich richtig interpretieren kann, was Du mit Deiner Geschichte auszudrücken versuchtest.

In mir als Leser erweckte die Geschichte zuerst den Eindruck, als handelte es sich um einen Selbstmörder, der seinen eigenen Tod vorbereitet. Dieser Eindruck entstand durch zwei Sätze:

Eine grauenhafte Vorstellung, daß die Leine im entscheidenden Moment zwar halten, das alte Holz jedoch ruckartig nachgeben würde. Die Wäscheleine schnitt heiß in seine Handflächen

und

Der Strom könnte, im Notfall gute Dienste leisten und das Ganze womöglich beschleunigen. Auf diese Weise hatte er sich doppelt abgesichert: die grüne Wäscheleine und das Stromkabel.

Doch das Ende überraschte mich dann doch ein wenig, als man erfährt, um welche Vorbereitungen es sich eigentlich handelt.

Liebe Grüße
Anja

 

Hi Anja,

Du hast die Geschichte genauso verstanden, wie sie von mir gemeint war. Danke fürs Lesen!

Liebe Grüße
Barbara

 

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