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Die Falsche

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28.01.2013
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Die Falsche

Die Falsche

Frido Krömmelbein, der Frauen hasste, hatte eines schönen Tages einen Spaziergang in den Wald unternommen, als ihm, er hatte den Aussichtspunkt fast erreicht, eine Joggerin begegnete. Frido wurde weiß, Frido erglühte, dann kehrte allmählich seine gewöhnliche Gesichtsfarbe, eine Art von feucht glänzendem Grau, zurück, wobei seine Augen, die zum Schielen neigten, einen stechenden Ausdruck gewannen, und sein Mund sich auf eine schiefe Weise verzog, eine Weise, die seine langen, ebenfalls in feuchtem Grau glänzenden Zähne teilweise freilegte. Frido Krömmelbein hatte einen großen, länglichen, an ein Nagetier, eine Ratte erinnernden Kopf, aus dessen Stirn die Haare, vor allem in den Ecken, weit zurücktraten, Haare, die er mit einem kleinen schwarzen Kamm, dessen Zacken besonders eng standen, zurückkämmte, so, dass es zog, ein wenig schmerzte, welches selbe ihm aber eine eigenartige Genugtuung bereitete. Er schnob, durch die Nase, kurz, worauf er ein ebenso kurzes, abgehacktes Räuspern vernehmen ließ. Er hatte einen Plan gefasst. Und während die Anspannung, die dies ihn gekostet, und die sich jeder Faser seines Wesens mitgeteilt hatte, langsam nachließ, arbeitete es in seiner Faust dennoch fort, einer Faust, zu der sich seine dürren, aber langen Finger krampfig, zitternd, zuckend zusammenzogen...

Dämmerung, Frido wartet. Er hatte eine Eule aufgeschreckt, die Eule hatte ihn mit großen, bösen Augen angesehen, er hatte geflucht, in ihre Richtung. Dann warten, er rauchte, warten. Aaarrr, machte er. Dann griff er in die Innentasche seines Mantels, und zog ein Fläschchen hervor, Schnaps. Er trank, verschluckte sich fast, wischte sich den Mund ab, und schob das Fläschchen zurück. Er lauschte, wobei er die Augen verdrehte, steil nach oben, das heißt: seitlich nach oben, in einem regelrechten 45 Grad-Winkel, hätte er nicht geschielt. Da! Taptaptaptap... Es war wie Musik in seinen Ohren, dieses Taptap. Eine Art von Knistern, Rascheln mischte sich rein; das war der Trainingsanzug, das Polyester. Da! Er sprang. Und war mit dem Strick so schnell bei der Hand, dass nur ein heiseres Röcheln blieb, das, weil er kräftig zuzog, schnell verstummte. Es machte ihm sogar Spaß, ab und an noch ein wenig locker zu lassen. Aber da war sie schon zu erschöpft, um zu schreien. Jetzt ist Schluuuß..., mumelte Krömmelbein, wobei das Schluuuß wie ein Würgen aus seiner Kehle drang, und nicht zuletzt der letzten, anhaltenden, sein Gesicht grässlich verzerrenden Anspannung geschuldet war, die dieser Schluss ihm abverlangte.

Mondschein, Friede, Befriedigung. Du hast deine Ruhe, sagte Frido, und seine Stimme knarrte gespenstisch, und ich auch. Er hatte sie verbuddelt, unweit des Weges, und dabei geschwitzt. Von der Toten war ein Geruch ausgegangen, der sich mit seinem Schweißgeruch zu einem merkwürdigen Arom verband, vermischte. Frido war bewegt, beinahe glücklich. Welche Ruhe, welch tiefer Friede, und wie schön, hell und groß und voll, stand dort droben der Mond! Er ging nach Hause. Er war frei.

Und wie frei fühlte er sich den nächsten Tag, wie freudig begrüßte der ihn! Frido fütterte seine Tiere, was er nicht immer tat. Er besaß eine ganze Reihe, aber er fütterte sie nicht immer. Heute aber sollten sie fressen, allesamt, klein und groß, fressen, fressen. Glücklich sah er ihnen dabei zu, und fraß dann selbst, mampfte, stopfte, trank einen Schnaps. Ich will mich bewegen, dachte er. Und ihm stand das ja frei. Der Weg, der Wald, der Weg in den Wald. Es stand ihm frei, alles stand ihm frei, alles...

Er rannte, fluchte, schrie. Er grub, mit den Händen, zitternd, schwitzend, auch im Gesicht, hechelnd... Es kann, stieß er jaulend hervor, es kann... Fiel dann zurück, knieend, den Oberkörper weit zurückbiegend, die Fäuste geballt. Was war geschehen? Er war einer Joggerin begegnet. Und sie war es, sie! Er hatte die falsche getötet. Und dabei war er sich doch so sicher gewesen! Er wand sich im Schmerz, bestreute sein Haupt mit Erde. Es war die falsche gewesen, die falsche!

Frido Krömmelbein kam in die Klapse, die geschlossene, wo er sich erstaunlich schnell beruhigte. In späteren Jahren überraschte er gar die Pflegerinnen dadurch, dass er ihnen kleine Blumensträußchen band, etwas magere zwar, da der Anstaltspark nicht viel hergab, aber gut gemeinte. Sogar den Kater, den man ihm zubilligte, quälte er nicht mehr, indem er ihn beim Schwanz packte und ihn, zwischen den Gitterstäben hindurch, zum Fenster hinaus hielt. Sein Gesicht wurde ruhig mit den Jahren, und seine Haare ergrauten schnell. Nur das Zucken seines Mundwinkels, des linken, das manchmal in einen regelrechten Krampf ausartete, dem er dadurch zu steuern versuchte, dass er sich kräftig mit der flachen Hand auf die Backe schlug – nur dies ließ erkennen, dass er sich noch immer nicht verzeihen konnte, dass es die falsche gewesen war.

 

Hallo Makksi,


Ich habe deine Geschichte gelesen.

Die Physiognomie seines Helden: Sehr gut, da sehr unsympatisch und nicht schön. Also, da habe ich gleich die Abneigung nach dem ersten Absatz gegen deinen Helden. Gut!

Dann dieser Trick mit der Eule. Wobei muss ich sagen, in der Wirklichkeit, wenn ich einer Eule begegne, das einzige, woran ich mich danach erinnern werde, wird ihre atemberaubende Flügelbreite sein, und nciht die Augen. Der Trick mit den Augen ist aber sehr geschickt implantiert.

Alles soweit gut aufgebaut! und dann zum Schluß...

Für mich war es nciht so ganz ersichtlich, der schneidende Punkt der Geschichte. Woran erkennt der gute Mann, dass es die Falsche war? War es wirklich die Falsche? Oder handelt es sich nur um einen weiteren postsexuellen Anfall vom guten Mann. Andere Männer gehen nach dem sex eine rauchen und fragen sich, wie es für sie war, schön, zu schnell, nicht so dolle und schluß! und dein Typ, anstatt sich mit dieser Frage zu beschäftigen, fragt sich, ob es die Richtige sei... Ich verstehe nicht ganz, was ihn zu diesem Gedanken verleitet?

Viele Grüße
Herr Schuster

 

Hallo Herr Schuster, hallo Maria,
Herr Schuster: Es freut mich, dass du die „Geschichte“ (es ist ja eher eine Skizze) „gut aufgebaut“ findest! Schade allerdings, dass die Pointe bei dir nicht ankam:

„Woran erkennt der gute Mann, dass es die Falsche war?“

Na ja, irgendwie sollte das ja der Witz sein: Ein Psychopath, der glaubt, mit dem Mord an EINER Frau, die ihm zufällig begegnet, das Weibliche ÜBERHAUPT ausgelöscht zu haben: Das Hirngespinst eines Geisteskranken eben. Dass das nicht rüberkam, liegt wohl an dem Telegramm-Stil dieser Skizze, und ist daher meine Schuld – was mich direkt zu Marias Kommentar führt.
maria.meerhaba: Erstmal vielen Dank für deine ausführliche Antwort, Maria, die lehrreich für mich war. Tenor derselben ist ja ungefähr: Das ist mager, dünn, lässt mich kalt, es gibt zu viele Leerstellen, vieles ist schlecht motiviert, unglaubhaft (z.B. die Sache mit der Schaufel, die du ansprichst). Dein Fazit:

„Ich habe bislang sehr viele unschöne Geschichten gelesen, aber die meisten davon haben immer noch versucht, etwas Schönes zu haben, hier ist nichts schön.“

Ein solches Kompliment hat mir noch keiner gemacht, eine ABSOLUT NICHT SCHÖNE Geschichte verfasst zu haben! Denn das ist ja auch eine Leistung, nicht wahr?, das muss man erstmal hinkriegen!;-)

Spaß beiseite: Ich habe bei dir rausgehört, dass du mir vorwirfst, mich gegenüber der Kritik in diesem Forum nicht so wirklich aufgeschlossen zu verhalten. Das stimmt einerseits, andererseits stimmt es nicht: Durch die Kritik in diesem Forum – deine hat es mir wieder bestätigt – ist mir allererst klar geworden, woran meine Texte kranken: Ich sagte es oben ja schon dem Herr Schuster: Es sind SKIZZEN, keine wirklichen Texte, Schattenrisse bestenfalls von potenziellen Texten. Mit anderen Worten: Mir ist klar geworden, dass ich jahrelang nur skizziert, nicht eigentlich GESCHRIEBEN habe. Und diese Erkenntnis verdanke ich der Kritik in diesem Forum, nicht zuletzt deiner klugen Stellungnahme zu „Die Falsche“.

Ich will dich nicht vollabern, Maria, nur das Eine noch: Oben genannten „Text“ habe ich in anderthalb Stunden bei einer Flasche Wein und etlichen Zigaretten einfach runtergeschrieben, ohne wirkliche Konzipierung, anschließendes Überarbeiten etc. Damals habe ich gedacht, das müsste so sein: Stimmung, Einfall, Runterschreiben – fertig. Inzwischen weiß ich: So läuft die Sache nicht. Ich habe immer gedacht: Korrektur, Überarbeitung, basteln, bosseln – das verdirbt einen Text nur. War ein Fehler, sehe ich jetzt ein. Und will versuchen, es in Zukunft besser zu machen.

Viele Grüße

makksi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola makksi,

es scheint, dass du dieses Forum mit einem Kasperletheater verwechselst.
Ich brauchte eine Stunde für den Komm zu 'G’duck', dann gefallen dir die Kommentare nicht und die Geschichte verschwindet.
Doppelt verarscht hätte ich mich gefühlt, wenn ich den Komm zu ‚Die Falsche’ zu Ende geschrieben hätte – du sagst dann April, April:

Oben genannten „Text“ habe ich in anderthalb Stunden bei einer Flasche Wein und etlichen Zigaretten einfach runtergeschrieben, ohne wirkliche Konzipierung, anschließendes Überarbeiten etc.

Na prima! Das ist genau das, was eine Schreibwerkstatt braucht – iss ja eh alles wurscht. Scheiß drauf. Noch mehr Verarsche kommt hier:

Mir ist klar geworden, dass ich jahrelang nur skizziert, nicht eigentlich GESCHRIEBEN habe.

Na so etwas aber auch! Wer hat denn deine Texte 2o13 geschrieben? Davon haben mir drei ganz gut gefallen. Aber jetzt habe ich von dir genug gelesen.

José
PS: Wie sehr du deine Leser wertschätzt, zeigst du ganz unverblümt:

Oben genannten „Text“ habe ich in anderthalb Stunden ...
Das ist wirklich stark.

 

Ich brauchte eine Stunde für den Komm zu 'G’duck', dann gefallen dir die Kommentare nicht und die Geschichte verschwindet.
Zur Info: den habe ich gelöscht, aber nicht auf Wunsch des Autors.

 

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