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Der Taucher

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19.01.2017
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Der Taucher

Das dunkle Wasser schwappte glucksend am Bootsrand entlang, während Nick die Paddel mit einem ewig gleichen Platsch, Gluck ins Wasser stemmte. Vor ihm lag Steffi, die ihren Kopf auf seinem Schoß ablegte und mit geschlossenen Augen zufrieden lächelte. Ihre Dreads schienen überall in der vorderen Bootshälfte verteilt zu liegen, und ihr kurzes Top betonte ihre lieblichen Rundungen. Leise pfiff Nick einen typischen High-School-Song von Blink 182.

Daniel war schon ganz aufgeregt. Schon immer hatte er zu seinem großen Bruder aufgesehen - er war ja auch der coolste junge Mann auf der Welt - und heute war es endlich soweit. Er nahm sich ein kaltes Becks aus der Kühlbox zwischen seinen Beinen, und an der Bootskante öffnete er es. Das kühle Bier spülte seine vor Aufregung trockene Kehle und vertrieb das Gefühl der Übelkeit. Heute würde er das erste Mal Drogen nehmen.

»Bruderherz, es wird Zeit, dass du deine Jugend lebst«, hatte Nick zwei Tage zuvor zu ihm gesagt.
»Samstag Nacht wollen Steffi und ich auf den Spadener See rausfahren, und da nehmen wir dich mit! Dann zeig ich dir mal, wie man sich ne Tüte dreht.«
Nick war neunzehn, und damit drei Jahre älter als Daniel. Steffi war so alt wie Nick, und sie wohnte in Spaden, bei Bremerhaven. Die beiden Brüder kamen aus Nordholz, bei Cuxhaven. Samstagmittag waren die beiden in Nicks Golf über die A27 gerast, mit Metalcore im Radio und einer Zigarette im Mund, ein kaltes Bier im Getränkehalter.

Daniel trank noch einen Schluck Bier, dann sah er seinen Bruder an, der aber abwechselnd nach rechts und nach hinten schaute, um den Kurs zu halten. Verstohlen glitt sein Blick nach unten und blieb an Steffi hängen. Heimlich hatte Daniel schon immer für sie geschwärmt, seit Nick mit ihr zusammengekommen war. Sie war sehr freizügig, ihre Beine hatte sie gespreizt auf dem Boden vor der Kühlbox abgelegt. Er versuchte, unter ihrem bunten Hippie-Rock etwas zu erkennen, doch es war zu dunkel. Mit einem schlechten Gewissen zwang er sich, wieder auf sein Bier zu starren.
Sie ist die Freundin deines Bruders, man!
Aber es nützte nichts, die Gedanken an ihren nackten Körper konnte er nicht verdrängen. Um sich davon abzulenken, versuchte er in der sternlosen Dunkelheit das alte Haus am See zu erspähen.
»Ist es noch weit? Ich kann gar nichts erkennen«, fragte er seinen Bruder.
Nick schüttelte den Kopf. »Wir sind gleich da. Hey, Schatz!« rief er zu Steffi, die die Augen aufschlug.
»Steh schon mal auf und mach uns ne Tüte fertig.« Nachdem sie ihm einen Kuss gegeben hatte, begann sie, eine Zigarette zu zerlegen und den Tabak in ein Longpape auszubreiten. Fasziniert beobachtete Daniel, wie aus diesem dünnen Stück Papier ein Joint wurde. Verstanden hatte er den Vorgang nicht.

Spätabends hatten sie sich auf den Weg zum See gemacht, das Boot auf dem Anhänger von Steffis Vater. Am Campingplatz Spadener See waren sie vorbeigefahren, an der Westseite des Sees entlang, bis sie zu einer Stelle kamen, an der man ein Boot ins Wasser schieben konnte. Kurze Zeit später ruderte Nick sie auf die Mitte des Sees zu, das Boot schwach erleuchtete von einer Campinglampe. Und nun saßen sie in dem wackeligen Boot und rauchten Gras. Nur sehr langsam merkte Daniel, wie die Wirkung der Droge sich in seinem Kopf ausbreitete und seinen Körper veränderte. Er wurde sehr heiter, und sie lachten viel. Schließlich vertrieben sie sich die Zeit mit Geschichten.
»Der See ist scheißetief an dieser Stelle. Achtzig Meter, sagt man«, sagte Nick, der die Tüte an seine Freundin weiterreichte.
»So alt ist er ja noch gar nicht«, antwortete Steffi, nachdem sie einen tiefen Zug genommen hatte. Der Marihuanageruch breitete sich aus. »Den haben sie ausgehoben, als sie die Autobahn gebaut haben.«
»Das wusste ich ja noch gar nicht«, sagte Daniel erstaunt und trank einen Schluck Bier, obwohl er eigentlich lieber mit Steffis Brüsten gespielt hätte. Etwas außerhalb des Scheins der Lampe platschte das Wasser auf, wahrscheinlich ein Fisch.

»Habt ihr schon mal die Geschichte vom Taucher gehört?« fragte Steffi plötzlich geheimnisvoll, während die Dreads ihr ins Gesicht hingen. Als die beiden Brüder die Köpfe schüttelten, fuhr sie mit leiser, fast schon bedrohlicher Stimme fort.
»Ist sowas wie ne lokale Legende hier. Ihr kennt ja das Haus am See drüben, da wo man Essen gehen kann und so.« Der Joint war wieder bei ihr angekommen, und entspannt nahm sie zwei tiefe Züge, bevor sie ihn weiterreichte.
»Der See war noch ganz frisch, als an dem Haus so ne Art Einweihungsfeier veranstaltet wurde. Die haben wohl ganz schön was getrunken, und dann haben zwei Typen wohl so ne dämliche Abmachung getroffen, dass sie im Dunkeln tauchen gehen. Eigentlich sollte das Haus am See ja ein Tauchhaus werden, wo man Unterricht nehmen konnte und sowas. Also, jedenfalls, Anzüge zum Tauchen und so hatten sie also schon da, und die beiden sind dann auch tauchen gegangen. Wiedergekommen ist aber nur einer.«

Daniel verschluckte sich beim Ziehen und hustete stark, Nick lachte.
»Du glaubst doch nicht an den Scheiß, oder?« Aber Daniel konnte nicht antworten, noch immer hustete er sich die Seele aus dem Leib, bis Steffi ihm auf den Rücken klopfte.
»Ganz schön stark, das Zeug«, murmelte er entschuldigend, nachdem er sich beruhigt hatte. Steffi lachte, dann trank sie einen Schluck Bier.
»Nee, ich glaub da auch nicht dran, aber die Geschichte ist spannend, und der andere Taucher - der, der wieder zurückkam, meine ich - sitzt jetzt wohl in Debstedt.« Was das bedeutete, brauchte sie ihnen nicht zu erklären. Das Debstedter Krankenhaus hatte eine geschlossene Psychiatrie.
»Hat wohl wirres Zeug geredet, die ganze Zeit. Angeblich hat sein Freund plötzlich Panik bekommen und war tiefer herabgesunken, direkt über der Mitte des Sees. Als der Irre herabsah, hatte der Taucher wohl Betonklötze um die Füße, und er ist wohl elendig ertrunken. Deshalb geht hier keiner tauchen, wergen dem Irren meine ich. Naja, ich glaube eh nicht, dass ne Baugrube so interessant sein kann.« Der Joint war wieder bei ihr angelangt, und sie lehnte sich entspannt zurück, bis einige ihrer Dreads das Wasser streiften.

»Ahh!« Plötzlich schreckte sie nach vorne, die Augen panisch aufgerissen.
»Da hat was an meinen Haaren gezogen! Ich habs ganz deutlich gespürt!« schrie sie, während sie Nick umklammerte. Daniel war starr vor Entsetzen und hatte das Gefühl, dass ihm ein kalter Arm im Taucheranzug an der Schulter streifte, als Steffi anfing, sich vor Lachen zu krümmen.
»Scheiße, hahaha! Ihr solltet eure Gesichter sehen!« rief sie vergnügt. Daniel kam sich unglaublich dämlich vor. Wie sollte sie ihn jemals wieder ernst nehmen, nachdem er sich fast in die Hose gemacht hatte vor Schreck? Trotzdem fragte er sich, ob die Hand auf seiner Schulter nur Einbildung war.

Sie tranken noch ein paar Bier und rauchten drei Joints, als Daniel eine Idee hatte. Er stand plötzlich auf und zog sein Shirt aus. Seine vom Fußball trainierten Bauchmuskeln traten im Licht der Campinglampe deutlich hervor. Die Wirkung der Joints drückte merklich auf seine Stirn, und seine Sicht war seltsam verzogen, als würde die Welt seinen Augen etwas hinterher hängen. Steffi lächelte und hob die Arme, wie um zu tanzen. Ihr Top rutschte hoch und entblößte einen schwarzen, mit Spitze verzierten BH, wie Daniel begeistert bemerkte.
»Whoooo, endlich macht mal einer Stimmung!« rief sie, und aus ihrer Tasche holte sie eine kleine Bose-Musikbox, an die sie ihr Smartphone anschloss. Plötzlich ertönte laut Miss You von den Stones, und auch Steffi stand auf, um mit einem Becks in der Hand zu tanzen. Nick rauchte eine Zigarette und schaute seiner Freundin zu. Daniel hatte sie um den Finger gewickelt, das wusste er. Jetzt musste er sie nur noch beeindrucken, dann würde sie gleich ganz anders von ihm denken. Das war seine Chance, mehr zu werden als nur der kleine Bruder.
»Man ist das warm. Wird wohl Zeit für ein Bad!« rief er den beiden über Mick Jaggers Gesang hinweg zu, bevor er mit einem Köpper in den See sprang.

Das Wasser war kalt, sehr viel kälter, als er an einem Samstagabend im Sommer vermutet hätte. Im ersten Moment konnte er nicht atmen, es war zu kalt. Er schnappte nach Luft, doch es kam nur Wasser. Oh Gott, ich muss ersticken, oh Gott! Er war noch immer komplett unter Wasser, und irgendwie gelang es ihm nicht, sich umzudrehen, um an die Oberfläche zu tauchen. In diesem Moment schwor er sich, nie wieder auf Drogen schwimmen zu gehen, und ihm wurde klar, wie breit und betrunken er sein musste. Doch war da nicht auch etwas anderes? Er schlug die Augen auf, konnte in dem trüben Wasser des Baggersees aber nicht viel erkennen. Doch.. War da unten nicht ein Glitzern? Ja, fast schon könnte man meinen, da war ein alter Taucherhelm. Aber nein! Die Drogen. Das waren nur die Drogen. Reiß dich zusammen, du brauchst Luft! Und irgendwie schaffte er es, sich zu fassen und wieder an die Oberfläche zu tauchen. Das Wasser spritzte hoch, als er die Oberfläche durchbrach, und Steffi schrie, als sie von kalten Spritzern getroffen wurde. Dann aber lachte sie.

»Ganz schön kalt, was?« Ihre Stimme war wie Musik in seinen Ohren, und behaglich ließ er sich treiben, versuchte aber, so zu schwimmen, dass die beiden seine Erektion nicht sehen konnten. Ihm wurde klar, dass er gar nicht so lange unter Wasser gewesen sein konnte, denn noch immer jaulte Mick Jagger seine unverkennbare Melodie, und die Campinglampe warf einen schwachen Schein aufs Wasser.
»He, Nick! Schmeiß mir mal ein Bier rüber!« rief Daniel, und Nick griff in die Kühlbox. Er warf seinem Bruder ein geöffnetes Becks zu, doch in diesem Moment geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Steffis Musikbox gab einen lauten Knall von sich und verstummte dann, Daniel fing die Bierflasche, wobei ein wenig Schaum im See landete, und plötzlich wurde er nach unten gezogen. Ein höllischer Schmerz durchzog seinen rechten Fuß, und er schrie.
»Was ist denn?« rief Nick, sichtlich überfordert mit der Situation, während Steffi sich erschrocken auf ihren Hintern fallen ließ.
»Da zieht irgendwas an meinem Bein! Scheiße!« schrie Daniel, und Nick lachte.
»Man, da ist vielleicht n Fisch oder so!« Doch Daniel sagte nichts mehr, denn er wurde tatsächlich plötzlich nach unten gezogen.
»Scheiße!« rief Nick, dem nun klar wurde, dass da tatsächlich etwas war, und er sprang ins Wasser, um seinem Bruder zu helfen. Ein paar Sekunden später tauchte Daniel wieder auf, und mühsam zog er sich ins Boot, wo Steffi saß und sich panisch die Haare raufte. Er drehte sich direkt um und wollte seinem Bruder die Hand reichen, um ihn aus dem Wasser zu ziehen, doch Nick war fort. Eben gerade waren sie noch zusammen nach oben geschwommen, und nun war Nick weg.
»Scheiße, Nick!« brüllte Daniel in die Tiefe, doch es kam keine Antwort. Die Bierflasche trieb am Boot vorbei, dann Stille. Ein leises Wimmern von Steffi, dann nichts mehr.

Daniel wusste nicht, was passiert war. Was könnte Nick gezogen haben, und wo war er jetzt? Doch nicht tot? Sein Fuß brannte plötzlich wieder, und als er ihn ansah, stieß er einen Schrei aus. Auf dem Fuß war eine riesige Verbrennung in Form einer den Knöchel umklammernden Hand. Da kam ihm wieder der Taucherhelm in den Sinn, und ihm wurde klar, was mit Nick geschehen war. Der Taucher! Nur, wo war er jetzt? War er fort? Immerhin war alles still. Lieber Gott, vielleicht war er ja wirklich fort.
Vorsichtig nahm Daniel eines der Paddel und hielt es ins Wasser. Sofort spürte er einen gewaltigen Zug, und mit ungeheurer Kraft wurde es ihm aus der Hand gerissen und in die Tiefe gezogen. Entgeistert ließ er sich auf die Sitzbank fallen und blickte Steffi an. Sie hatte es auch gesehen und verstanden, dass sie hier nicht mehr fort konnten. Sie hatten beide keinen blassen Schimmer, was sie machen sollten, also nahm er sich zwei Bier und reichte ihr eins.

»Steffi, ich glaube, Nick ist.. Er ist..« Seine Stimme brach, er war verzweifelt.
»Er ist tot. Das weiß ich. Und wir kommen hier auch nicht weg«, antwortete sie mit einer seltsam ruhigen Stimme. Sie hatte erkannt, dass sie hier sterben würden, denn das Ufer war weit entfernt, und der Taucher war wachsam. Tatsächlich war inzwischen ein Schatten auf dem Wasser zu erkennen, der sich wachsam um das Boot bewegte. Ab und zu gluckste es, und das Wasser roch faulig. Das Schlimme war, trotz der ganzen Aufregung waren die beiden noch ganz schön high, und so unterhielten sie sich über dies und jenes, wissend, dass es das letzte Gespräch sein würde.

Nach einer Weile, mehreren Flaschen Bier und einem Joint rückte Steffi näher an ihn heran und streichelte seinen Rücken.
»Sag mal, hast du eigentlich schon mit einer Frau...?« fragte sie, die Sinne von Schock und Drogen vernebelt. Als Daniel schluckend verneinte, lächelte sie und nahm seine Hand.
»Weißt du, Sex ist das wohl schönste am bekifft sein. Er ist so wunderbar... intensiv«, hauchte sie ihm ins Ohr, während sie seine Hand auf ihrem Bein nach oben führte. Daniel gefiel überhaupt nicht, wohin sich die Situation entwickelte. Es war doch nicht in Ordnung, so kurz, nachdem Nick...
»Ich will, dass du es wenigstens ein einziges Mal erlebst«, hauchte sie in seinen Nacken, und schob seine Hand unter ihren Rock. Daniel stöhnte, sie hatte unter diesem bunten Hippie-Rock doch tatsächlich nichts an. Jetzt bemerkte er, wie erregt er war, und der Teil von ihm, der sich dachte, scheiß drauf, wir werden hier eh sterben, siegte.
Und so liebten sie sich auf dem Boot im fauligen Wasser, beide high und betrunken, die Geister sowohl von Drogen als auch von Angst vernebelt. Und Gott, es war gut für Daniel. Noch nie hatte er so etwas schönes gespürt. Ihre Brüste waren so prall, wie er schon immer gedacht hatte, und dort unten war sie wie der Himmel. Sie beide genossen es, und er kam fast zum Höhepunkt, als sie ihre Finger in seinem Rücken vergrub.

Plötzlich hörte er ein Knacken, und sie erstarrte, die Nägel tief in seinen Rücken bohrend. Vor Schmerz wollte er aufschreien, doch er sah nur ihr von Terror gezeichnetes Gesicht. Und während er sich noch fragte, was geknackt hatte, da wölbte sich ihr Hals, und hinaus stieß das an einem Stein angespitzte Ende des Paddels. Voller Grauen starrte er sie an, und ihre Muskeln verkrampfte sie so sehr, dass er das Gefühl hatte, sie würde seinen Schwanz abreißen. Doch er schrie nicht, denn die Szene war so seltsam, dass er sie gar nicht realisieren konnte. Und dann versuchte sie, etwas zu sagen. Doch statt Worten kam nur ein Schwall Blut, den sie Daniel ins Gesicht hustete. Es klebte, war warm, und doch kalt, und es roch nach Angst und Tod. Das war dann zu viel für ihn, und endlich entlud sich sein Schrei, zusammen mit dem Inhalt seiner Lenden. Er brüllte und brüllte, denn er steckte in einer Frau, die einen grauenvollen Tod starb, und ihre Fingernägel hinterließen tiefe Wunden auf seinem Rücken. Er riss sich zurück, wobei sein Penis unglaublich schmerzte, und voller Entsetzen beobachtete er, wie das Paddel wieder nach unten gezogen wurde und mit sich mit einem Schmatzen von den Muskeln und dem Gewebe löste. Eine Blutfontäne spritzte aus der offenen Wunde, doch das war nicht das Schlimmste. Denn hinter Steffi griff ein verfaulter Taucherhandschuh ein paar ihrer Dreads, und mit unglaublicher Kraft wurde die entstellte, nackte Leiche langsam über den Bootsrand gezogen.

Daniel sah, wie ihr Oberkörper an der Kante hängen blieb, doch der Taucher ließ nicht nach. Noch ein gewaltiger Ruck, dann hörte man ihr Genick brechen, und sie wurde über den Rand gerissen. Blut breitete sich um das Boot aus, dann noch ein Glucksen und Stille. Daniel konnte ich nicht bewegen, er konnte nicht sprechen, ja nicht einmal atmen konnte er. Angewidert sah er, wie letzte Tropfen aus seinem Glied kamen, dann glaubte er, ohnmächtig zu werden.

Doch der Taucher war noch nicht fertig mit ihm. Denn durch das Leck, was das Paddel geschlagen hatte, drang nun blutiges Wasser. Und plötzlich ertönte wieder die Musikbox, diesmal Gimme Shelter. Vor Schreck wäre Daniel fast aus dem Boot gefallen. Und plötzlich hob sich das Boot an der Seite , wo er saß. Er blickte nach vorne, und da, wo er eben noch mit der Freundin seines toten Bruders geschlafen hatte, kroch nun eine faulige Gestalt über den Bootsrand. Der Taucherhelm war mit Algen verschmiert und verschimmelt, doch glaubte Daniel, einen weißen Schimmer, vielleicht tote Augen, zu erkennen.
»Scheiße, das reicht!« schrie er, und Mick Jagger schrie mit.

 
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Hallo Thodd

Willkommen bei den Wortkriegern!

Dein Einstand hat mir ganz gut gefallen, auch wenn ich im Folgenden einiges kritisieren werde. Zunächst schreibst du sehr sicher, wie ich finde, der Text fliesst, das ist stilistisch angenehm. Ich denke, auf diese Weise lassen sich sehr gute Geschichten erzählen. Was mir zudem positiv aufgefallen ist, ist dein Blick fürs Detail. Du versuchst, konkret und anschaulich zu erzählen, nennst Bandnamen und Biermarken. Das macht Texte lebendig, behalte das unbedingt bei. Also, ich sehe sehr gute Grundlagen.

Jetzt zur Kritik:

Der Plot haut mich nicht vom Hocker. Ich akzeptiere den jetzt aber einfach mal.

1. Ich denke, du hast dir zuwenig Zeit gelassen. Während du den Anfang ziemlich sorgfältig erzählst, wirst du am Ende richtiggehend schludrig. Der Bruder ist tot, also trinken wir mal ein Bier und haben Sex? Nee. Es gibt eine Geschichte von King - Das Floss oder so. Da haben wir eine ähnliche Situation. Aber King dehnt das aus. Die müssen die Aussichtslosigkeit ihrer Situation zunächst erfahren, du musst das als Autor spürbar machen. Die müssen um Nick trauern, sich fragen, was mit ihm geschehen ist. Die müssen Angst haben, um Hilfe schreien usw. Du schreibst im Profil, dass du dich als Autor weiterentwickeln willst. Das fände ich einen guten Schritt: Diese Szenen ausformulieren, 1000 Worte mindestens. Das ist nämlich anspruchsvoll. Diese Jugenddialoge, die Stimmung, die hast du gut im Griff, da handelt es sich aber auch um Szenen, die man kennt, da kannst du auf deine Erfahrung zurückgreifen. Aber zu beschreiben, wie es den beiden geht, nachdem Nick tot ist, das ist schwierig. Das würde ich mal versuchen.

2. Bleib szenisch. Du hast im Text ein paar narrative Zusammenfassungen drin, die wirklich ärgerlich sind, weil sie den Leser komplet aus dem Bild raushauen, das du aufbaust. Folgendes zum Beispiel:

Nick war neunzehn, und damit drei Jahre älter als Daniel. Steffi war so alt wie Nick, und sie wohnte in Spaden, bei Bremerhaven. Die beiden Brüder kamen aus Nordholz, bei Cuxhaven.

Heimlich hatte Daniel schon immer für sie geschwärmt, seit Nick mit ihr zusammengekommen war.

Was das bedeutete, brauchte sie ihnen nicht zu erklären. Das Debstedter Krankenhaus hatte eine geschlossene Psychiatrie.

Versuche, solche Informationen eleganter einzustreuen oder wegzulassen. Muss man wissen, wo die beiden wohnen? Nein. Wenn aber doch, dann bau das in eine Erinnerung ein: "Als sie daheim wegfuhren und die Häuser von Cuxhaven hinter sich liessen ..." So was.

Die Psychiatrie kannst du in den Dialog aufnehmen. Ist nicht unplausibel, dass sie das sagt. Ich würde auf alle Fälle vermeiden, dass deine Figuren Insiderinformationen austauschen, die du dann als Autor erklären musst.

3. Sei präzise. Ich nehme mal den Anfang:

Das dunkle Wasser schwappte glucksend am Bootsrand entlang, während Nick die Paddel mit einem ewig gleichen Platsch, Gluck ins Wasser stemmte.

Ewig gleich hat negative Konnotation. Es klingt, als sei die Fahrt langweilig. Willst du diesen Effekt? Wenn du eher eine gemütliche Stimmung willst, dann besser: "mit einem gleichmässigen ..."

Vor ihm lag Steffi, die ihren Kopf auf seinem Schoß ablegte und mit geschlossenen Augen zufrieden lächelte.

Besser: legte. Und dann stimmt das grammatikalisch nicht. Auf den Schoss legen oder auf dem Schoss liegen. Und die zeitliche Folge: Das müsste ja eigentlich ins PQP. Ich würde schreiben: "Vor ihm lag Steffi, die ihren Kopf auf seinen Schoss gelegt hatte und mit geschlossenen Augen lächelte." oder: "Vor ihm lag Steffi, den Kopf auf seinen Schoss gelegt, und lächelte mit geschlossenen Augen." In allen Fällen hast du aber eine unschöne Wortwiederholung "lag - gelegt" drin.

Das "zufrieden" kannst du streichen. Das denkt sich der Leser. Auch das "lieblich" im folgenden Satz kann weg.

Ich würde also den Text Satz für Satz durchgehen und mich jeweils fragen, ob genau dasteht, was du sagen wolltest.

Ach ja, Steffi verwendet das Wort "wohl" etwas zu häufig, manchmal zweimal im selben Satz.

So, das war's mal von mir. Ich hoffe, meine Anmerkungen können weiterhelfen. Nimm, was du brauchen kannst.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
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Hallo Thodd,

ich habe deine Geschichte gerne gelesen, sie ist flüssig geschrieben, einige Stellen haben mir bsonders gefallen:

Vor ihm lag Steffi, die ihren Kopf auf seinem Schoß ablegte und mit geschlossenen Augen zufrieden lächelte. Ihre Dreads schienen überall in der vorderen Bootshälfte verteilt zu liegen, und ihr kurzes Top betonte ihre lieblichen Rundungen.
schön!

Sie war sehr freizügig, ihre Beine hatte sie gespreizt auf dem Boden vor der Kühlbox abgelegt. Er versuchte, unter ihrem bunten Hippie-Rock etwas zu erkennen, doch es war zu dunkel. Mit einem schlechten Gewissen zwang er sich, wieder auf sein Bier zu starren.
Der arme, leidende Kerl!

»Habt ihr schon mal die Geschichte vom Taucher gehört?« fragte Steffi plötzlich geheimnisvoll, während die Dreads ihr ins Gesicht hingen. Als die beiden Brüder die Köpfe schüttelten, fuhr sie mit leiser, fast schon bedrohlicher Stimme fort.
Meine Ohren waren an dieser Stelle riesengroß und ich war gespannt...

Ab dem "Auftauchen" des Tauchers teile ich allerdings maria.meerhaba Meinung, das es nicht mehr ganz zusammen passt. Situation und Verhalten. Selbst, wenn man high und betrunken ist.

Einige Kleinigkeiten sind mir beim Lesen aufgefallen:

Deshalb geht hier keiner tauchen, we(r)gen dem Irren meine ich.
und muss das nicht "wegen des Irren.." sein?
Daniel war starr vor Entsetzen und hatte das Gefühl, dass ihm (ihn) ein kalter Arm im Taucheranzug an der Schulter streifte, als Steffi anfing, sich vor Lachen zu krümmen.
Daniel konnte (s)ich nicht bewegen, er konnte nicht sprechen, ja nicht einmal atmen konnte er

Spannend geschrieben ist es auf jden Fall! Das hat mir gefallen.

Viel Spaß hier im Forum!

Gruß
Lind

 

Danke erstmal für die schnellen Kommentare.
Ich bin wirklich begeistert, so gute Kritik bekommen zu haben. Sie ist zwar hart, aber auch ehrlich und ich habe daraufhin selbst noch eine meine Geschichte ins Visier genommen. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich sitze schon fleißig daran, sie zu überarbeiten, auf dass sie im fertigen Zustand nicht mehr so leicht zerpflückt werden kann :D

Ich freue mich jedenfalls auf weitere Aktivitäten in diesem Forum, wo die Kritik einen auch wirklich weiter bringt.

Grüße
Thodd

 

Hallo Thodd

Ich habe gesehen, dass du den Text anscheinend noch nicht überarbeitet hast und möchte daher die Gelegenheit nutzen, dir noch den ein oder anderen Verbesserungsvorschlag meinerseits mitzugeben. Im Großen und Ganzen hat mir deine Geschichte gefallen, jedoch finde ich, dass die Kategorie "Jugend" noch sehr gut, wenn nicht am besten zu deiner Geschichte passen würde.

Die Geschichte erinnert mich sehr an einen typischen Teenie-Splatter Film und ich denke es war auch deine Absicht, das zu erreichen. Im Prinzip habe ich persönlich nichts dagegen einzuwenden, ich mag solche Filme/Geschichten und meine erste Geschichte war genauso, jedoch ist es auch nicht unbedingt etwas, was die Welt noch nicht gesehen hat. Damit komme ich auch direkt zum ersten Negativpunkt, denn wenn ich in diesem Forum bereits eines gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass man in Kurzgeschichten direkt von Anfang an Spannung aufbauen muss. Jedenfalls wenn diese den Tag Horror/Spannung tragen. Meiner Meinung nach geschieht dies in deiner Kurzgeschichte erst zwischen den Absätzen 5 und 6.

Etwas außerhalb des Scheins der Lampe platschte das Wasser auf, wahrscheinlich ein Fisch.

»Habt ihr schon mal die Geschichte vom Taucher gehört?« fragte Steffi plötzlich geheimnisvoll

Ab hier sind erste Anzeichen zu erkennen, dass es sich um eine Horrorgeschichte handelt. Ich finde, du hättest diese Passage früher einbauen können, jedoch hätte dann deine durchaus schöne und souveräne Beschreibung des Setting und der Protagonisten darunter gelitten. Für das Setting kann ich dir im übrigen schon einmal ein großes Kompliment geben und auch sprachlich ist alles super. Dennoch solltest du versuchen, früher Spannung aufzubauen, denn die 4 Absätze davor klingen für mich eher wie eine romantische Szene aus einem normalen Teeniefilm.

»Ahh!« Plötzlich schreckte sie nach vorne, die Augen panisch aufgerissen.

Ab hier fängst du damit an, dich den Aspekten deiner Geschichte zu widmen, die für den Horror sorgen sollen, nachdem Absatz 5 eine kleine Einleitung war. Grundsätzlich finde ich den Verlauf ab hier auch gut, jedoch sind einige Passagen dabei, die sich bei mir als echte Spannungskiller erwiesen haben.

Ein Beispiel:

Sie tranken noch ein paar Bier und rauchten drei Joints

Diese Szene bringt mich eher zum lachen als zum fürchten. Mich hat da gerade etwas berührt, aber egal, erstmal die Birne vollknallen, macht bestimmt alles besser. Generell ist es mir auch ein kleiner Dorn im Auge, dass der ältere Bruder seinen kleinen Bruder mit gutem Gewissen Drogen nehmen lässt und ihn sogar dazu animiert. Das habe ich in der Realität jedenfalls noch nicht gesehen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich nicht in der richtigen Gegend wohne ;)

Auch die Sex-Passage finde ich ein wenig übertrieben, aber das wurde ja schon von meinen Vorrednern angesprochen. Dieses ich habe zwar keine Gefühle für dich, doch lass uns trotzdem mal Sex haben, denn ich möchte ja nicht, dass du Jungfrau bleibst, passt für mich auch eher in einen Teeniefilm und angesichts der Umstände (Bruder gerade verstorben etc.) ist es sowieso völlig unangebracht.

Im Endeffekt hat es mir aber Spaß gemacht deine Geschichte zu lesen. Viel Erfolg noch und bleib dran!

Viele Grüße,
Markah

 
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Hallo Thodd,

ich mochte diesen 80er Retro-Slasher-Charme. Bekifft beim Poppen von hinten mit einem Paddel durchbohrt, das ist mehr Freitag, der 13. als manch einer der Freitag-der-13.-Filme. Gehofft hatte ich auf einen schlitzenden Zombietaucher und genau den gab es dann auch, nachdem ich zwischenzeitlich befürchtet hatte, es lauere "nur" eine abstrakte, nicht näher definierbare böse Energie unter der Oberfläche.

Problem bei diesem Genre ist natürlich: Seine Einträge zählen eigentlich durchweg zu den plattesten Geschichten, die es gibt. Bei einem 90-minütigen Film fällt das nicht weiter auf, beziehungsweise da gehört dieser Mut zu ein bisschen Blödheit zum Unterhaltungswert, aber in einer geschriebenen Story fällt einem das ganz stark auf die Füße. Einfach nur darauf zu warten, dass Statisten ohne Hintergrund gemeuchelt werden - beim Lesen ist das viel anstrengender, weil ich ja mehr investieren muss, aktiver werden muss, als wenn ich einen Film sehe, der mir alles vorkaut.

Dass der kleine Bruder die Freundin des Großen und damit seines Helden begehrt, geht gedanklich schon mal in die richtige Richtung, aber das eigentliche Drama, das da drinsteckt, das wird nicht richtig ausgelotet, finde ich.

Überhaupt, die Länge, das hatte ja schon wer angemerkt: Ab Auftauchen des Tauchers (Ha!) geht alles extrem schnell, die Figuren finden sich einfach so mit dem ab, was da passiert. Das kommt alles sehr lapidar und killt die Spannung. Ich habe gleich noch ein konkretes Beispiel.

Hauptsächlich meine ich Neues beitragen zu können, was sich doppelt kannst du ja einfach überlesen:

Das dunkle Wasser schwappte glucksend am Bootsrand entlang, während Nick die Paddel mit einem ewig gleichen Platsch, Gluck ins Wasser stemmte. Vor ihm lag Steffi, die ihren Kopf auf seinem Schoß ablegte und mit geschlossenen Augen zufrieden lächelte.

Dein Stil ist voller Ballast: dunkle, glucksend, ewig gleichen Platschgluck - streich das mal, und lies beide Versionen des Satzes laut (finde vorher noch ein Synonym für Wasser: die Paddel in den See stemmte, z.B.). Sei ehrlich: Was klingt besser?


Wenn Steffi ihren Kopf auf seinem Schoß hat, dann HATTE sie ihn darauf gelegt.


Ihre Dreads

Dreadlocks


Leise pfiff Nick einen typischen High-School-Song von Blink 182.

"Typisch" ist Anti-Erzählen: Beschreibe das Lied. Wenn es so wichtig nicht ist, dann läuft im Radio eben einfach nur Blink 182.


Daniel war schon ganz aufgeregt

Das klingt sehr kindlich. Oder mehr so wie etwas, das die Tante sagt: Na Kleine, bist du schon ganz aufgeregt?


Schon immer hatte er zu seinem großen Bruder aufgesehen - er war ja auch der coolste junge Mann auf der Welt

Auch wenn du keinen Ich-Erzähler hast, muss die gewählte Sprache zu den Figuren passen, sonst wird's unfreiwillig komisch. Würde ein Teenager das sagen: "Mein Bruder ist so
ein cooler junger Mann"?


Er nahm sich ein kaltes Becks aus der Kühlbox zwischen seinen Beinen,

Warum ist die Marke wichtig? Redundanz "kaltes" und "Kühlbox"


und an der Bootskante öffnete er es.

"und öffnete es an der Bootskante", sonst hast du Betonung an der falschen Stelle (Er öffnete es nicht einfach irgendwo, nein, an der Bootskante öffnete er es!)


Das kühle Bier

Kühl ist längst bekannt.


Heute würde er das erste Mal Drogen nehmen.

Cute.


Bruderherz

Schon mal jemanden sagen hören? Außer als nicht besonders lustige Verarsche von veralteter Sprache?


das Boot schwach erleuchtete von einer Campinglampe

erleuchtet


fragte Steffi plötzlich geheimnisvoll, während die Dreads ihr ins Gesicht hingen.

Wenn Dialoge vernünftig geschrieben sind, muss nicht dazu gesagt werden, wie etwas gesagt wird. Und ich würde einen neuen Satz machen "Die Dreads hingen ihr ins Gesicht", sonst klingt das so bewusst, als würden die Dreadlocks handeln.


fuhr sie mit leiser, fast schon bedrohlicher Stimme fort.

s.o.


»Du glaubst doch nicht an den Scheiß, oder?«

Viele deiner Dialogzeilen klingen nach Film und Fernsehen. Gerade Horrorgeschichten gehen stärker ins Mark, wenn der Leser das Gefühl hat, da reden und handeln echte Menschen, wie die Nachbarn, Arbeitskollegen, der Typ aus der Uni.


sie eine kleine Bose-Musikbox,

Warum die Marke?


Das Wasser war kalt, sehr viel kälter, als er an einem Samstagabend im Sommer vermutet hätte. Im ersten Moment konnte er nicht atmen, es war zu kalt.

Wenn du sagst, dass etwas kalt ist, dann hast du panische Angst nicht verstanden zu werden, was?


Oh Gott, ich muss ersticken, oh Gott!

In Panik denkt man nicht in Sätzen.


war wie Musik in seinen Ohren,

Floskel.


Auf dem Fuß war eine riesige Verbrennung in Form einer den Knöchel umklammernden Hand.

Wenn es spannend wird: Kurze, schnörkellose Sätze.


denn das Ufer war weit entfernt, und der Taucher war wachsam

Das haben sie sich ganz schön schnell zusammengereimt. Das meinte ich eingangs.


und hinaus stieß das an einem Stein angespitzte Ende des Paddels.

Woher wissen sie, wie er das spitz bekommen hat?


Er brüllte und brüllte, denn er steckte in einer Frau, die einen grauenvollen Tod starb, und ihre Fingernägel hinterließen tiefe Wunden auf seinem Rücken.

"Grauenvoller Tod" klingt für so eine brutale Szene sehr theatralisch. Und außerdem: Bei aller Härte, es gibt sehr viel qualvollere Wege abzutreten. Vorschlag: Er schrie, denn sein Penis steckte in einer Frau, die ihm Blut ins Gesicht spuckte.


und mit unglaublicher Kraft wurde die entstellte, nackte Leiche langsam über den Bootsrand gezogen.

Da muss man schon ein bisschen Power für haben, aber bei unglaublicher Kraft denke ich eher an Leute, die Autos durch die Gegend schmeißen. Kommt wohl von den Comics.


Und plötzlich ertönte wieder die Musikbox, diesmal Gimme Shelter. Vor Schreck wäre Daniel fast aus dem Boot gefallen.

Das klingt, als würde das Lied ihn erschrecken, nachdem er gerade der Schlachtung seines Ersten Mals beigewohnt hat.

Grüße
JC

 

Hallo Thodd

Du versuchst uns hier eine klischeeüberladene Horrorgeschichte im Stile der 90er Horrorfilme zu präsentieren. Finde ich prinzipiell nicht schlecht, denn meiner Meinung nach gehen die immer. Ich habe mich sogar ziemlich auf die Geschichte gefreut, der Horror-Tag und dann direkt der See und Kiffen ... hat mein horrormögendes Herz höher schlagen lassen.
Leider muss ich sagen, sind die einige Klischees nicht so gut gelungen. Ich fange direkt mal mit der Kifferei an:

Verstanden hatte er den Vorgang nicht.
nie wieder auf Drogen schwimmen zu gehen,
maria.meerhaba schrieb:
Das ist mit Abstand die Langweiligste Beschreibung übers High werden. Ich glaube, du weißt nicht, was die Leute dabei fühlen und sehen und riechen und so. Wenn man sich nicht auskennt, recherchieren.
Ich muss maria.meerhaba rechtgeben. Das klingt alles so ehrfurchterregend und hart was die da machen. Hier eine Frage, die du nicht beantworten musst: Hast du tatsächlich schon mal gekifft? Denn alles, was du darüber schreibst, klingt wie das, was man in der achten Klasse von Leuten erzählt bekommt, die schonmal einen halben Zug von einem Joint genommen haben. Die ganze Gemütlichkeit und Ausgelassenheit, die das Kiffen mitbringt und die auch ein ausschlaggebendes Klischee für derartige Horrorgeschichten sind, hast du ziemlich verpatzt. Das geht besser, realitätsnäher und vor allem dezenter.

Nächstes Klischee:

Seine vom Fußball trainierten Bauchmuskeln traten im Licht der Campinglampe deutlich hervor.
In den Staaten sind es die Quarterbacks und hier eben ein Fußballspieler. Ich finde, das passt auch nicht. Klingt für mich etwas zu gewollt. Mit Football funktioniert das besser, dass die Spieler Bauchmuskeln haben, die brauchen sie auch. Aber ich denke, dass junge Fußballer eher weniger dazu neigen, sich ordentliche Bauchmuskeln anzutrainieren. Meiner Meinung nach braucht Fußball hier gar nicht. Lass ihn doch einfach so durchtrainiert sein. Nur um den amerikanischen Vorbildern deiner Geschichte näher zu kommen, musst du nicht unbedingt eine Sportart dabeihaben nur um eine Sportart dabei zu haben.

Was fehlt noch?
Ficken und Biertrinken. Hast du beides, sehr gut, jedoch finde ich die Sexzene schon arg weit hergeholt. Wolltest du da eventuell besonders trashig sein? Ich glaube, dass die Szene in einem Film sogar vielleicht funktioniert hätte. Das muss dann zwar schon ein ziemlich asozialer Film sein, aber naja ;). In geschriebener Form jedoch nicht sonderlich glaubwürdig.

Und das Monster:
Ich finde, dass die "Coolness" des Monsters/des Bösen immer eine große Rolle spielt. Ein stimmiger Böser, egal ob er vom Verhalten oder vom Aussehen her stimmig ist, wertet jeden Film oder jede Geschichte auf. Und etwas mehr Geschichte über ihn, außer dass er im See ertrunken ist, wäre auch nett gewesen. Bei dir bleibt der Taucher sehr gesichtslos. Er macht was böses, okay und ich verstehe auch, dass weder Jason oder Freddy wirklich die besten Beweggründe für ihre Taten haben, aber bei dir ist der Taucher vollkommen ... ja, wie soll ich sagen? Er ist nun mal nicht ausgebaut. Weder das aussehen, noch die Art wie er redet, sich bewegt usw. Er hat nur einen algenbedeckten Taucherhelm auf und war mal jemand, der ertrunken ist. Da regt sich bei mir gar nicht ...

Und zum Schluss:

und es roch nach Angst und Tod.
Das ist over the top.

Obwohl ich deine Geschichte jetzt recht negativ bewertet habe, finde ich es trotzdem super, dass du dich für diese Art Geschichte entschieden hast. Wird viel zu selten gemacht. Hoffe, du belässt es dabei nicht :thumbsup:

lg,
zash

 

Hallo Thodd,

habe Deine Geschichte auf die Worte hin abgeklopft. Insgesamt sind sie gut gesetzt, jedoch fand ich „lieblichen Rundungen“ und „Ihre Brüste waren so prall“ etwas klischeehaft, da könntest Du noch mehr Kreativität einsetzen, um zu zeigen, welche Gefühle und Bilder ihr Körperanblick auslöst. Auch das Wort „vernebelt“ kommt zweimal kurz hintereinander, vielleicht könntest Du Dir da auch noch ein anderes Wort einfallen lassen. Dann noch „Daniel konnte sich nicht bewegen“ statt „Daniel konnte ich nicht bewegen“, ein Tippfehler. Die Figur der Steffi konnte ich mir gut vorstellen. Vielleicht könntest Du noch etwas über Eigenheiten, Aussehen und Charakter der beiden Brüder, Nick und Daniel, einfließen lassen. Das würde die Geschichte verlebendigen.
Dann noch ein Nebensatz über den ich gestolpert bin. „wo Steffi saß und sich panisch die Haare raufte.“ Verzweifelt sich die Haare raufen, ergibt bei mir ein Bild, aber wie soll panisch raufen aussehen bzw. sich anfühlen. Die Liebesszene finde ich insgesamt sehr makaber. Aber Sex und Tod sollen ja bekanntlich nah beieinander sein, was die Intensität der durch sie hervorgerufenen Emotionen betrifft.


VG
PeterMa

 

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