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Liebe?

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08.01.2002
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Liebe?

Es war der denkbar ungünstigste Zeitpunkt, als sich Peter und Lilo 1986 ineinander verliebten.
Peter befand sich in den Vorbereitungen, um nach Amerika auszuwandern. Er hatte eine der seltenen Greencards in der Lotterie gewonnen. Lilo wollte nicht mit. Aber schließlich ließ sie sich von Peters Amerikafieber anstecken und gemeinsam richteten sie eine Wohnung in San Francisco ein.
Lilo wurde in den Staaten schwanger.

Je weiter die Schwangerschaft voranschritt, desto unruhiger wurde sie.
"Ich möchte nicht hier entbinden. Ich fühle mich wohler, wenn ich in der Nähe meiner Mutter bin. Ich fliege zurück."
"Wie stellst du dir das vor? Ich hab doch grad den neuen Job. Ich versteh dich ja, lass mich erst Mal hier Fuß fassen."
"Aber zur Entbindung kommst du nach, oder?"
"Klar. Wehe, ihr beide kommt zu früh", lachte Peter und streichelte Lilos Bauch.

Der anfänglich noch intensive Kontakt über den großen Teich ebbte nach ein paar Wochen deutlich zwischen Lilo und Peter ab. Lilo, die bei ihrer Mutter weder einen PC nutzen, noch sich die damals teuren Telefonate nach Amerika leisten konnte, schickte Peter eine Postkarte: "Lieber Peter, es ist aus zwischen uns."

Peter unternahm unzählige Versuche, Lilo zu erreichen, schrieb Briefe, schickte Päckchen, rief an, wandte sich an ihre Verwandten und Freunde, blieb aber erfolglos und seine Verzweiflung wuchs.

Zum ausgerechneten Geburtstermin flog er nach Hamburg. Auf der Entbindungsstation teilte man ihm mit, dass Lilo jeglichen Kontakt zu ihm ablehne. Auf sein Drängen hin erfuhr er durch Lilos Mutter, dass er Vater einer gesunden Abigail geworden war. Das seltsame Verhalten ihrer Tochter konnte sie ihm nicht erklären. Oder sie wollte nicht; Peter war ratlos. Er hatte sich in den Staaten weder mit Lilo gestritten, noch sonstwie Meinungsverschiedenheiten gehabt. Und nun diese Abwehr.


"Ich werde behandelt wie ein Schwerverbrecher", sagte er seiner Anwältin.
Ein guter Freund, der selbst so ratlos wie Peter war, hatte ihm vorgeschlagen, einen Anwalt aufzusuchen.

"Ich verstehe das alles nicht. Ich durfte bei der Geburt nicht dabei sein, dabei hatten wir das geplant. Ich darf Lilo und mein Töchterchen nicht einmal sehen. Wir haben uns so auf das Kind gefreut und nun weigert sie sich. Ich weiß nicht, was sie gegen mich hat. Wir wollten doch gleich nach der Geburt in den Staaten heiraten und hatten schon mit den Hochzeitsplanungen begonnen. Da stimmt was nicht."
"Wir können, da Sie nur der nichteheliche Vater sind, auf Umgang klagen. Das wird eine ganze Zeit dauern. Selbst, wenn wir es im Wege der einstweiligen Verfügung zu beschleunigen versuchen, müssen Sie mit etlichen Monaten bis zum ersten Gerichtstermin rechnen."
"Und bis dahin kann ich beide nicht ein einziges Mal sehen?"
"Leider. Sie sind auf das Einverständnis der Mutter angewiesen."
"Das heißt, dass ich monatelang hier festhänge. Wovon soll ich leben und den Unterhalt für mein Töchterchen zahlen?"
"Man geht davon aus, dass Sie sich eine Arbeit suchen, damit sie bezahlen können."
"In San Francisco wartet auf mich ein guter Job. Aber wenn ich den mache, dann müsste ich laufend hin- und herfliegen und das kann ich mir nicht leisten."
"Zur Arbeit zwingen kann man Sie nicht, aber Sie würden, wenn Sie nicht irgendwie Geld heranschaffen, so behandelt werden, als seien Sie in der finanziellen Lage, den Kindesunterhalt zu zahlen."

Der Ort, an dem Peter seiner Tochter zum ersten Mal begegnete, war vor Gericht. Abigail war da schon fünf Monate alt. Die Mutter, die an Peter vorbei sah, hielt eine dick gewindelte Babymade wie ein Schild vor ihr Gesicht. Von Abigail war nur ein kleiner Gesichtsausschnitt zu sehen.
Der Säugling strampelte, man sah kleine Tritte, die sich durch die wattierte Hülle beulten, während der Familienrichter die Namen der Anwesenden in sein Diktiergerät sprach.

"Es werden die Anträge gestellt", sagte er konzentriert über das Mikrofon gebeugt und zwei Anwältinnen nickten grimmig.
"Ihnen ist schon klar, dass ein Säugling nicht ohne die Mutter stundenlang in Ihre Obhut gegeben werden kann?", tadelte der Richter den Vater.
"Das verlange ich auch nicht, aber ich habe bisher meine Tochter noch nicht ein einziges Mal sehen dürfen. So kann das nicht weitergehen."
"Sie sehen sie ja jetzt", fuhr der Richter dazwischen, "und außerdem bekommt so ein Säugling noch gar nicht mit, wer Sie sind."
"Meine Mandantin möchte auf keinen Fall, dass der Vater allein mit dem Kind ist. Sie hat große Befürchtungen", kündigte die Anwältin energisch an.
"Und weshalb möchte sie das nicht, Frau Kollegin?", funkelte Peters Anwältin.
"In Ihrem Schriftsatz steht keine Begründung, mein Mandant tappt bis heute im Dunkeln. Was ist überhaupt passiert?"

"Wenn einer hier Fragen stellt, bin ich das", bellte der Richter, "ich leite diese Verhandlung und ich ordne begleiteten Umgang zwischen Abigail und ihrem Vater an. Alle vier Wochen jeweils montags von 10-12 Uhr wird jemand vom Jugendamt dabei sein."
"Wozu begleiteten Umgang? Mein Mandant hat nichts getan. Was soll diese Bewachung?"
"Die Mutter hat doch gerade eben mitgeteilt, dass sie den Vater nicht mit dem Kind allein lassen möchte, weil sie Angst hat. Diesen Wunsch werde ich nicht übergehen", sagte der Richter und blickte auf seine Uhr.
"Das macht man doch nur, wenn die Gefahr besteht, dass der Kontakt dem Kind schaden könnte. Ich sehe hier nicht den geringsten Anlass. Was für Gründe liegen denn vor? Und einmal im Monat ist zu wenig. Wie soll da eine Beziehung zwischen Vater und Tochter entstehen?" , sagte die Anwältin.
"Meine Mandantin kann das Kind, nicht in der Zeit von 10-12 Uhr bringen, weil sie es dann gerade stillt.
"Dann eben von 12-14 Uhr", sagte der Richter.
"Könnte der Kontakt nicht lieber am Wochenende stattfinden?", fragte der Peter mit zaghafter Stimme. "Oder wenigstens nachmittags ab 17 Uhr, ich arbeite bis 16.30 Uhr und könnte dann."

Genervt klappte der Richter die Akte zu.
"Ich höre hier immer nur Forderungen und Wünsche von Ihrer Seite, Ich, Ich, Ich. Wo bleibt Ihre Liebe zu dem Kind? Wenn Ihnen die Begegnung wirklich wichtig ist, würden Sie sich frei nehmen."
"Ich bin noch in der Probezeit, da könnte das unangenehm auffallen, wenn ich einmal im Monat einen Urlaubstag nehmen muss."
"Ihre Anwältin hat gerade vor zehn Minuten den Antrag auf Umgangsrecht gestellt, wollen Sie keinen Umgang mehr?"
"Doch, selbstverständlich will mein Mandant seine Tochter unbedingt und regelmäßig sehen, um endlich eine innige Beziehung zu ihr aufbauen zu können. Da die Mutter nicht berufstätig ist, wäre es doch möglich, dass das Kind erst um 17 Uhr gebracht wird?"
"Das geht nicht, meine Mandantin teilt mit, dass Abigail dann schon schläft."
"Entweder 12-14 Uhr oder gar nicht.", sagte der Richter, "ich kann den Antrag auf Umgang auch abweisen."
"Dann eben 12-14 Uhr", antwortete Peter resigniert. Der Richter nickte mit einem "warum denn nicht gleich"-Gesichtsausdruck.

"Und teilen Sie bitte Ihrem Mandanten mit, dass er gefälligst den Kindesunterhalt zu zahlen hat. Im Voraus! Sonst klagen wir", teilte Lilos Anwältin mit, während sie ihre Robe auszog und in den Aktenkoffer stopfte.
"Hat sich Ihre Mandantin schon mal Gedanken darüber gemacht", sagte Peters Anwältin,"dass mein Mandant normalerweise in den Staaten sein Geld verdienen würde. Er hat hier gerade erst im letzten Monat eine Arbeit gefunden. Er wird zahlen, keine Sorge."

Zum 1. vom Gericht festgelegten Kontakt erschien Lilo mit einer wie am Spieß schreienden Abigail.
Eigentlich waren für die Begegnung zwischen Vater und Tochter zwei Stunden eingeplant gewesen. Da aber weder Peter, noch die Begleitung vom Jugendamt das herzzerreissende Weinen Abigails aufhalten konnten, wurde der Säugling Lilo vorzeitig zurückgegeben. In den Armen der Mutter beruhigte sich Abigail sofort.

Im nächsten Monat ging der Vater in angespannter Erwartung, wieder ein schreiendes Kind vorzufinden, zum Treffen. Die Mutter erschien nicht. Statt dessen rief ihre Anwältin das Jugendamt an und teilte mit, dass Abigail erkältet sei. Auf die Frage, wieso man erst unmittelbar vor dem Termin informiere, wurde fadenscheinig begründet.

"Ich bin sehr beunruhigt", sagte der Vater seiner Anwältin. "Letztens rief mich eine Bekannte von Lilo an. Sie hat kürzlich Abigail mit Pflastern verklebten Ohren gesehen und mit kahlrasiertem Kopf. Abigail soll keine abstehenden Ohren bekommen und die Haare sollen angeblich durch häufiges Kahlrasieren kräftiger nachwachsen. Da stimmt doch mit der Mutter etwas nicht."
"Das ist schon seltsames Verhalten", sagte die Anwältin, "es stellt sich die Frage, wie wir das verhindern können, dass die Mutter das Kind quält. Ich schlage vor, dass wir uns an das Jugendamt wenden und davon Mitteilung machen."

Die Dame vom Jugendamt hörte sich den Bericht des Vaters gewissenhaft an. Ob sie wegen Arbeitsüberlastung nichts unternahm oder aber, weil ihr die geschilderten Vorfälle nicht wichtig erschienen, erfuhr Peter nicht.

Zum dritten Kontakttermin erschien die Mutter mit einer tief schlafenden Abigail. Weder Peter, noch die Begleiterin vom Jugendamt getrauten sich, das Kind aus dem Schlaf zu holen. Das klägliche Weinen bei der 1. Begegnung war ihnen noch in deutlicher Erinnerung. So schoben sie während der gerichtlich bewilligten zwei Stunden den Kinderwagen durch die Häuserschluchten und gaben den Säugling an die Mutter zurück, ohne dass Abigail die Augen aufgeschlagen hatte.

"Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll", sagte der Vater zu seiner Anwältin, "dieses Mal hat Abigail wenigstens nicht geschrien. Das tat beim ersten Mal furchtbar weh, die Lütte so aufgebracht erleben zu müssen. Da fragt man sich: was tue ich dem Kind bloß an? Dabei will ich sie doch nur endlich kennenlernen und erleben und sie mit mir vertraut machen. Sie ist mir immer noch so fremd. Und Lilo, die redet nach wie vor keine Silbe mit mir. Ich versteh es nicht. Was ist bloß los mit ihr?"

Ein paar Tage später entdeckte Peter zufällig Lilo in einem Eiscafé. Sie saß dort mit zwei Freundinnen und schaukelte eine glatzköpfige Abigail auf dem Arm. Als Peter freudestrahlend alle begrüßte, verstaute Lilo den Säugling rasch in den Kinderwagen und legte einen Sichtschutz darüber. Sie forderte ihn auf, wegzugehen.

Kurz vor dem vierten Umgangstermin erhielt das Gericht ein Schreiben von Lilos Anwältin, in welchem sie mitteilte, dass es keine Kontakte mehr geben werde. Abigail müsse vor dem Vater geschützt werden. Man habe bei ihr festgestellt, dass sie im Genitalbereich wund gescheuert sei.

"Mit der Mutter stimmt etwas nicht", teilte der Vater seiner Anwältin mit. "Ich habe das Kind nicht angerührt. Ganz im Gegenteil. Die Dame vom Jugendamt und ich, wir sind extra leise gewesen, damit Abigail nicht geweckt wird. Wir haben sie nicht einmal aus dem Kinderwagen genommen. Was die Mutter da behauptet, ist ungeheuerlich und zugleich lächerlich. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll."
"Wir brauchen so schnell wie möglich die Stellungnahme der Jugendamtsdame und gleichzeitig werden wir dem Gericht mitteilen, dass wir Zweifel an den Fähigkeiten der Mutter haben, Abigail zu betreuen. Das Schlimme ist nur, dass Sie in der Zwischenzeit ihr Töchterchen wiederum nicht sehen werden."

Vier Monate später erschienen die Parteien erneut vor einem missgelaunten Richter, der kopfschüttelnd die Akte aufschlug und sagte:
"Ich war davon ausgegangen, dass ich Sie hier nie wieder sehe. Aber gut, wenn Sie es nicht anders wollen, dann muss eben ein Sachverständigengutachten klären, ob der Umgang zwischen Vater und Abigail künftig zu unterbleiben hat."
"Mein Mandant und auch die Dame des Jugendamtes versichern, dass die Vorwürfe der Mutter völlig haltlos sind", sagte die Anwältin, "wir brauchen keinen Sachverständigen dafür."
"Das werden Sie schon noch mir überlassen, was wir brauchen und was nicht", erwiderte der Richter eisig.

Die Sachverständige benötigte für ihr Gutachten sieben Monate. In dieser Zeit sah Peter seine Tochter kein einziges Mal und erfuhr auch sonst nichts von ihr.

"Wissen Sie, ich grübele Tag und Nacht, was die Ursache dafür ist, dass Lilo nichts mehr von mir wissen will", sagte Peter seiner Anwältin.
"Und wie soll mein künftiges Leben eigentlich aussehen? Ich will mir doch meine Existenz in Amerika aufbauen. Meine Eltern und Geschwister leben schon dort und warten auf mich. Aber soll ich meine Tochter hier einfach zurücklassen? Lilos Freunde sagen, sie habe sich nach der Geburt auch von ihnen zurückgezogen. Die wenigen, die noch Kontakt zu ihr haben, wissen nichts. Oder sagen nichts. Ich weiß nicht weiter. Ob das Gutachten Erkenntnisse bringen wird?"


Das tat es. Die Sachverständige hatte ermittelt, dass Lilo psychisch erkrankt war. Einem Trauma ähnlich sei sie nicht in der Lage, sich und das Töchterchen getrennt zu betrachten. Sie leide unter Ängsten, die vermutlich bereits in frühester Kindheit entstanden waren. Aus Furcht handele sie wie eine Übermutter, um sich und das Kind vor allen Übeln zu schützen. Weshalb ausgerechnet Peter bei Lilo eine derartige Reaktion auslöse, konnte die Sachverständige nicht ermitteln, vermutete jedoch, dass jeder andere männliche Partner auch zum Feindbild geworden wäre.

Zur Frage, ob der Kontakt zum Vater für Abigail schädlich sei, verwies die Sachverständige auf die Ängste der Mutter, die sie auf das Kind unweigerlich übertrage. Sie beurteile daher den Kontakt zwischen Vater und Kind sehr kritisch, obwohl er dem Grunde nach sehr wünschenswert sei. Die frei von der Mutter erfundenen Vorwürfe, der Vater habe das Kind sexuell belästigt, seien Ausdruck dieser Ängste. Lilo wurde dringend geraten, eine therapeutische Behandlung zu beginnen. Jedoch bescheinigte die Sachverständige ihr auch, dass sie in der Lage sei, sich um Abigail ausreichend zu kümmern und dass keine erzieherischen Defizite vorlägen.
Ob der Kontakt zwischen Vater und Tochter künftig stattfinden solle, sei am Ende nicht entscheidbar bzw. setze voraus, dass die Mutter ihre Ängste abzubauen lerne.

"Heißt das nun", fragte Peter seine Anwältin, "dass Lilo starke psychische Probleme hat, aber trotzdem als Mutter uneingeschränkt geeignet ist?"
"Das heißt es. Das Hauptproblem ist aber, dass die Sachverständige sich nicht klar für einen regelmäßigen Kontakt zwischen Ihnen und Abigail ausgesprochen hat. Wir sind also auf den Richterspruch angewiesen."
"Aber wenn Lilo, wie ihr geraten wurde, sich in die Therapie begibt, dann kann ich doch hoffen, dass alles besser wird."
"Sie vergessen, dass niemand gezwungen werden kann, sich therapieren zu lassen. Wenn Lilo nichts unternimmt, haben wir keine Macht, es zu ändern."
Peter sackte in sich zusammen.

Der Richter entschied auf seine schon bekannte unwirsche Art, dass Peter weiterhin das Recht erhalte, im Beisein der Dame des Jugendamtes, Abigail einmal im Monat für 2 Stunden zu begegnen.

"Und was passiert", fragte Peters Anwältin, "wenn die Mutter sich wiederum weigert, das Töchterchen zu übergeben?"
"Was dann passiert, Frau Rechtsanwältin, muss ich Ihnen ja wohl nicht erklären. Ich mache hier keine Rechtsberatung für Anwälte. Sie wissen selbst, dass das Kind nur mit Hilfe des Gerichtsvollziehers und zur Not mit Hilfe der Polizei rausgeholt werden kann."

Wie befürchtet, erschien Lilo nicht mit Abigail.

"Ich gehe zurück in die Staaten", sagte Peter seiner Anwältin. "Sie haben mir ja erklärt, dass es keinen Sinn macht, das Kind mit dem Gerichtsvollzieher von der Mutter wegzuholen. Es wäre unmenschlich, sie so wegzuzerren. Ich bin dazu nicht bereit. Es ist ja schon schlimm genug, dass Abigail mit dieser Mutter geschlagen ist, da muss ich nicht noch zu ihrer zusätzlichen Traumatisierung beitragen. Ich habe lange darüber nachgedacht. Aber ich gebe auf. Ich werde versuchen, das alles zu vergessen."
"Ganz vergessen werden Sie Ihre Tochter aber nicht können", sagte seine Anwältin, "Sie müssen jeden Monat für Abigail den Unterhalt bezahlen. Vielleicht möchte Ihre Tochter irgendwann einmal Kontakt zu Ihnen aufnehmen. Bewahren Sie die ganzen Gerichtsunterlagen gut auf. Kann sein, dass Sie ihr dann erklären müssen, weshalb Sie sich all die Jahre nicht gemeldet haben."

Peter flog in die Staaten zurück, heiratete später dort eine Amerikanerin und bekam mit ihr zwei Söhne. Von Abigail erfuhr er nichts mehr.

 
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Der Titel trägt berechtigt ein Fragezeichen,

liebe lakita,

und spätestens, wenn mit den Mitteln bürgerlichen Rechts um Besitzstände gerungen wird, sind Liebe und Freundschaft dahin – wenn selbst psychische Probleme und therapeutische Chancen durch juristische Formeln eingeschränkt, gar unterdrückt werden. Puh, an sich ein Fall für Wolfgang Schmidbauer, statt für einen groben Klotz wie mich.

Aber doch die Frage: Könnte dem geschilderten Geschehen ein aktenkundiges, reales zugrunde liegen? Die kühle Sprache tut da das Ihre ... Ich mach mal das, was ich kann, wie die Anfrage stellen, warum Du Lilos Genitiv mit angloamerikanischem Apostroph versiehst, wenn der Apostroph doch muttersprachlich eine ganz andere Funktion erfüllt. Hier der Beleg, dass es auch anders ginge

"Klar. Wehe, ihr beide kommt zu früh", lachte Peter und streichelte Lilos Bauch
und hier ist es dann so weit
. Auf sein Drängen hin erfuhr er durch Lilo's Mutter,

Hier ist ein Komma entbehrlich
"Ihnen ist schon klar, dass ein Säugling[...] nicht ohne die Mutter stundenlang in Ihre Obhut gegeben werden kann?", tadelte der Richter den Vater.

.Gelegentlich kommt dass ß abhanden,
.., "und ausserdem bekommt so …
wiewohl es vorhanden ist
Sie hat große Befürchtungen",

..., ich arbeite bis 16.30 Uhr und könnte dann[...]…"

Hier wird nicht so sehr ans ß erinnert, als darauf hingewiesen, dass "zurückgeben" hier eher zusammengeschrieben wird
... das herzzerreissende Weinen Abigails weiter provozieren wollten, wurde der Säugling der Mutter nach 45 Minuten zurück gegeben.

Hier ist das zwote Komma
Da weder Peter, noch die Begleiterin vom Jugendamt[...] das Kind gezielt wecken wollten, vergingen …
entbehrlich
Ein paar Tage später entdeckte Peter zufällig Lilo in einem Eiscaf[é].

Vier Monate später erschienen die Parteien erneut vor einem missgelaunte[n] Richter, der …

Ich weiß, Grammatik/Rechtschreibung ist da keine Hilfe (nicht mal ne winzige), aber es lenkt zunächst mal ab, ohne die geistige Verdauung zu behindern ...

Wird nicht der einzige Besuch bleiben ...

Tschüss und ein gutes Neues, bevor's wieder rum ist!

Friedel

 
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Hallo lakita,
Dein Text liest sich streckenweise wie ein Protokoll. Sachlich und abgeklärt und die wesentlichen Dinge benennend. Ich bleibe an dem Text dran, weil mich interessiert, was die Ursache der abrupten Trennung und der Abschottung ist. Ab der Mitte ist das in den mehrmaligen Schleifen der Gerichtstreffen ein wenig eine Ausdauersache. Am Schluss finde ich die Auflösung und Klärung zu normal, zu abrupt auch, weil die Hinführung ja doch lange ist, auch vom Zeitrahmen her. Und dann einfach eine psychische Störung in den Raum zu stellen , empfinde ich in der Form nicht schlüssig. Ich hätte, glaube ich, da mehr Anzeichen benötigt und im Kontrast zum nüchternen Sprachduktus etwas Konkreteres, auch Überraschenderes erwartet.
Ich finde die Grundiee, so protokollarisch an die Geschichte heranzugehen, überzeugend. Eine Handlung auf den kalten Seziertisch zu legen und ganz nüchtern zu schauen: Da haben wir das, da haben wir jenes. Jetzt kommt das zum Vorschein, jetzt, hier, da verbirgt sich das. Aber da entscheidet sich der Text nicht klar, wie ich finde, für eine Seite. Die Ausbrüche des Gerichtspersonals sind eher drastisch. Peters Panik. Nach meinem Empfinden müsste das einheitlicher in einer Distanz sein, wenn man sich für diese Art der Darstellung entscheidet.
Den Anfang empfinde ich recht informativ. Als müssten bestimmte Dinge erst abgearbeitet werden, bevor man mit der Erzählung beginnen kann. Auch der erste Dialog mit der Anwältin ist recht technisch. Die Angabe der Uhrzeiten, bis in die Minutenangaben hinein. Aber, wie gesagt, da geht es für mich um den Grundzug der Erzählweise. Das könnte schon weiter so technisch sein, aber durchgehender.

Man finde ich da zu unpersönlich:

Da man sich in den Staaten weder gestritten
Auch zu technisch:
anwaltlichen Rat einzuholen
Klarere Darstellung, wer spricht.
"Hat sich Ihre Mandantin schon mal Gedanken darüber gemacht, dass mein Mandant normalerweise in den Staaten sein Geld verdienen würde. Er hat hier gerade erst im letzten Monat eine Arbeit gefunden. Er wird zahlen, keine Sorge."
Unklar. Ist ja schon da.
Nur der dazu geholten Mutter
Zu technisch:
nach 45 Minuten
wieso man erst 10 Minuten
auf diese oder andere Weise quält.
Lapidare Äußerung.
tat dann aber nichts.
Technisch:
die beiden Stunden damit
Für mich nicht passende Bewegungsart in dem Moment. Zu höfisch:
hinzu trat
Da sind mittlerweile etliche Monate vergangen.
"Und wie soll mein künftiges Leben eigentlich aussehen? Ich bin doch gerade dabei, mir meine Existenz in Amerika aufzubauen.

Herzliche Grüße
rieger

 
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In jeder Geschichte steckt ein Stück Wahrheit, der uns etwas lehrt. Mit neuem Wissen könnten wir die neuen Gefahren/Herausforderungen besser einschätzen und bewältigen.

Meine Frage lautet, wo lag in dieser Geschichte der Rubikon, der nicht überschritten werden durfte? In der Schwangerschaft selbst, in der räumlichen Trennung durch Rückreise der Frau nach HH, im Verlauf der Schwangerschaft, in der psychischen "Erkrankung" der Frau? etc.

UND WEM SOLL DER LESER IN DIESER GESCHICHTE DEN GLAUBEN SCHENKEN?

Der Erzähler, sowie die zentrale handelnde Person, die allein vom Erzähler zum Wort zugelassen wird, finden in der Geschichte keine eindeutige Antwort auf diese Frage. Die Mutter des Kindes, das Kind, die Freunde, die Mutter sind "stumm", wortlos. Es existieren nur der Richter und der Gutachter - als letzte und einzige Autoritäten. Richter als eine etwas unterstrichen fragliche Autorität, aber trotzdem... eine Person, der man als Leser auch etwas GLauben schenken muss. Dafür muss man all die Indizien, die der Erzähler so schön vor dem Leser schreut, "übersehen".

Die Geschichte ist an sich spannend geschrieben, da mit einer höchstspannenden - da unbeantworteten - Frage bis zum Schluß aufgeladen. Diese Frage zu kreieren und dem verhundertem Leser die ganze Zeit vor die Nase zu halten, wie in einem Krimi, ist schon eine gute schriftstellerische Leistung.

Nur die letzten vier oder sechs Sätze enttäuschen mich, überraschend, und machen diese fett geschriebene Frage zunicht. Dahin stelle ich fest, dass die ERzählerinstanz die Perspektive der Vaters angenommen hat und deswegen aus meiner Sicht voreingenommen und aus meiner Sicht nicht mehr "glaubendwürdig" ist...

Der Titel "Liebe", ob mit Fragezeichen oder ohne, deutet auf bestimmte Verhältnisse, die gar nicht zur Debatte stehen. Der Leser beschäftigt sich nicht damit, ob der Mann zu der Frau oder die Frau zu dem Mann noch gewisse Gefühle der Sympathie oder Zuneigung empfindet. Ich sehe in dem Titel auch keine Hinweise heraus, auf die fragwürdige Lieber der Mutter zum Kind. Kurz gesagt, ich vermisse im Titel den entscheidenen Hinweis zur Lösung meiner Frage: Wem soll ich in dieser geheimnisvollen Geschichte den Glauben schenken...

 
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Entweder 12-14 Uhr

Zum 1. vom Gericht festgelegten Kontakt

Ich stelle die Zitate jetzt ganz bewusst an den Anfang, lakita, weil mir diese so seelenlos funktional wirkende Schreibweise darin beinahe sinnbildlich für den ganzen Text erscheint.
Für mich liest sich der nämlich weniger wie eine (dramaturgisch mitreißende, stilistisch ausgefeilte, belletristische, literarische usw.) Geschichte, sondern eher wie ein für ein Jura-Lehrbuch konstruiertes Fallbeispiel, bzw. wie ein (übergenaues) Protokoll.

Oder lass mich anders anfangen: Kaltgelassen hat mich die Geschichte nicht. Schon deshalb nicht, weil ich mich über kaum etwas so sehr aufregen kann, wie über erwachsene(!) Menschen, die ihre Beziehungsprobleme auf dem Rücken von Kindern austragen, und wenn dann im blödesten Fall das Ganze noch von der Willkür irgendwelcher bornierter Autoritäten verschlimmert wird.

Ich mag mich täuschen, aber irgendwie hab ich den Verdacht, du verarbeitest hier Erfahrungen und reale Erlebnisse aus deinem Berufsleben. Das wäre allemal legitim, gerade bei Sorgerechtsstreitigkeiten tun sich ja bisweilen wirklich menschliche Abgründe auf, und die Absicht, genau diesen Aberwitz zu thematisieren und anzuprangern, kann man eigentlich nur gutheißen.
Nur mit der Art und Weise, wie du das tust, kann ich halt überhaupt nichts anfangen. Die Figuren - alle eigentlich, die Eltern, die Anwälte, vor allem natürlich diesen offenbar so empathielosen, arroganten Richter - empfinde ich als maßlos überzeichnet, nicht als Abbilder leibhaftiger Menschen, sondern eher wie holzschnittartige Schablonen. Und dementsprechend wirken die Dialoge, ja, eigentlich der ganze Handlungsaufbau. In der Sache vermutlich alles hieb und stichfest, möglicherweise auch realistisch und tatsächlich so geschehen, aber trotzdem so weit weg von echtem Leben für mein Gefühl, zu offenkundig und ausschließlich einer mir nicht wirklich nachvollziehbaren Erzählintention untergeordnet. Und genauso empfinde ich auch die Erzählsprache, die ist mir einfach zu nüchtern, zu funktional, ich vermisse da den Willen zu raffinierter Gestaltung, mich erinnert sie beinahe an Beamtendeutsch. Funktional, alles korrekt formuliert, das schon, aber stilistisch halt nicht wirklich beeindruckend.

Tja, lakita, was soll ich sagen? Außer: Sorry, war nix für mich.

offshore

 

Abend, Offshore,

ich möchte Dir in einem Punkt widersprechen. Ich finde genau diesen Stil einzig richtig für diese KG.

Wenn Du schon mal bei einem Amts-, Landesgericht warst und all die Richter-Genossen mitgekriegt hast, dann wirst mir in dieser Frage sofort zustimmen. Das ist keine Lyrik und keine Prosa.

Wenn ich daran denke, wie all die gebrochene Leben/Menschen mit ihren unglaublichen Schicksalen auf dem Fließband in den Gerichtssaalen abgefertigt werden, dann wäre es verkehrt, dies in Dostojevskijs pathetischen Stil zu wiedergeben. Es muss trocken sein, dass man trockenen Husten allein vom Lesen bekommt.

Mir hat dieser "Schlagabtausch" gut gefallen, zwischen Panik, Angst, Verzweifelung des Vater und der trockenen Stimme der Anwälte und des Richters.

Die "Schablonen", die Dich nicht ansprechen, fand ich sehr authentisch und mit Realitätsnähe geladen! Diese Stimmung aus einem Gericht, sie schwabbte quasi direkt aus dem Bildschirm!

Hier empfieht sich nur der Besuch beim nächsten Amtgericht, zum Vergleich!

 

Hallo lakita,

bei dieser Geschichte ist etwas Unerklärliches mit mir passiert: Normalerweise hasse ich diese Protokoll-Sprache. Bei manchen berühmten Autoren wird das als ein origineller Stil gesehen, aber ich habe schon lange den Verdacht, dass diese aus der Not (die Unfähigkeit, ansprechende Stilmittel zu verwenden) eine Tugend gemacht haben.
Bei "Liebe?" erlebe ich es das erste Mal, dass ein aufwühlender Inhalt genügt, um mich zu fesseln.
Nun ist dieses auch ein dankbares Thema, bei dem in fast jedem erwachsenen Leser eigene Erfahrungen aufblitzen und die emotionale Wirkung verstärken.
Inhaltlich entspricht der Vorgang in ganzer Linie der Realität und die Ohnmacht gegenüber der Mutter und dem mächtigen Richterwort wird mit jedem weiteren Schritt des Vaters deutlicher. Die Erklärung mit dem krankhaften Mutterinstinkt erscheint mir ein bisschen zu Verständnis-heischend. Hier sollte vielleicht die Ambivalenz der Mutter betont werden und ihre eigene tragische Rolle in der Geschichte. Blanker Egoismus wäre vielleicht zu eindimensional gewesen, ist aber leider zu oft die tatsächliche Motivation in solchen Fällen. Sehr gut wird auch das Grundproblem der Rechtsprechung eingestreut: Nämlich, dass in Bezug auf Sorgerecht tatsächlich noch der Status des ehelich geborenen Nachwuchses als ausschlaggebender Punkt betrachtet wird. Da hinkt die Justiz der gesellschaftlichen Realität weit hinterher.
Die Jugendamt-Penner hätten noch einen Seitenhieb verdient. Aber das wäre dann meine Geschichte.

Sehr interessant, vor allem durch die Verwendung des konsequent umgesetzten Behörden Stils, den ich eigentlich gar nicht mag. Das allein gibt mir Stoff zum Nachdenken. Nicht so sehr über die Geschichte, aber über Literatur im Allgemeinen.

Grüße
Kellerkind

 
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Liebe lakita,

ich habe diesmal noch gar keine Kommentare gelesen, sondern will dir meine spontane Reaktion mitteilen.
Ich bin beim Lesen immer wütender geworden, obwohl ich meine Gefühle sonst wohldosiert äußere.

Warum?

Da haben wir ein ausgearbeitetes Familienrecht, in dem das Wohl des Kindes ganz oben steht. Alle Beteiligten halten sich an die Paragraphen und trotzdem bleibt der Vater ohnmächtig und das Kind letztendlich auf der Strecke.

Wie ist das möglich? Sind die Rechtsgrundlagen doch unzulänglich, die Richter selbstherrlich und/oder stur, die Anwälte nur am Gewinnen interessiert?

Ich weiß es nicht. Ich nehme an, du hast als Juristin reale Einzelfälle im Fokus, möglicherweise ist es bei einem genauso abgelaufen. Aus meinem engeren Umfeld weiß ich, dass gerade das Umgangsrecht immer wieder zu schweren Konflikten zwischen den Parteien führt.

Du berichtest wie aus einer Fallstudie, die Jurastudenten zur Bewertung vorgelegt werden, an den Fakten orientiert und auf den ersten Blick neutral. Aber natürlich ist der Protokollant alles andere als neutral. Wie könnte er auch, wenn er Gerechtigkeit als oberste Maxime ernstnimmt?

Dürfte nun deiner Meinung nach der "gesunde Menschenverstand" regieren und der Vater sein gefährdetes Kind in die USA entführen?
Es gibt bestimmt Menschen, deren Gerechtigkeitssinn so eine Lösung gutheißen würden. Aber was ist dann mit dem Rechtsstaat? Diesbezüglich stehen wir in den nächsten Jahren vor einigen Herausforderungen, hier und woanders.

Schwere Kost zu Beginn des Jahres. Aber es ist gut, sich darüber auszutauschen.

Danke und herzliche Grüße
wieselmaus

 

Hej lakita,

die Thematik und der Verlauf dieser Geschichte macht es für mich uninteressant, welcher Stilmittel du dich dabei bedienst. Ich habe sie verschlungen, aber nur, weil ich auf das Ende gespannt war, welches nicht überraschend kam.

Es scheint nicht relevant zu sein, ob der Leser Zugang zu deinen Charakteren bekommt. Und ich hatte eben tatsächlich keinen. Mir ging es wie Peter: Ratlosigkeit. Aber leider auch kein Mitgefühl. Leni bleibt mit ihren Ängsten im Schatten und Peter wiederholt sich fortlaufend und ohne Rückgrat, wird Opfer der Justiz.

Ich fürchte, du hast eine schlechte Seite in mir geweckt. Ich blicke auf einen (Einzel-)Fall, empöre mich und schließe die Geschichte mit einem Gefühl von: so kann's laufen. :shy: Nicht so schön für mich.

Den Titel, bei dessen Betrachtung ich von dir gelernt habe, hätte ich mir anders gewünscht. Liebe spielt hier eine eher untergeordnete Rolle. Ich erfahre davon nichts innerhalb der kurzen Partnerschaft und auch dem Kindsvater kann es nicht um dieses Gefühl gehen, denn ich denke, dass er das Kind lediglich lieben möchte.

Im Grunde geht es doch um etwas, was nicht aus gerichtlicher Seite betrachtet und beurteilt werden kann und wohl doch muss.

Ich bin reichlicher verwirrt und danke dir für diesen Einblick und freundlicher Gruß, Kanji

 
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Ich, außerplanmäßig noch mal - komm also garantiert noch mal wieder - weil die Gechichte/Akte aufzeigt, was das Dilemma der "Nacherzählung", ob kurz oder lang, ist - und käme sie als SFdaher: Authentizität gehört in Juristerei und Polizeibericht, nicht in die Belletristik. Von Schirach kriegt dergleichen scheiße gut hin im Strafrecht (unter der Prämisse: Verbrechen geschehen nicht, um aufgeklärt zu werden!, für mich der Standard: "Der Fall Collini")

Und was ist Mutterliebe?
Keine freie Entscheidung - vor allem fürs Kind. Wer hätte je ein Kind befragt? Da sind wir Nesthocker und selbst die Kunst der Befruchtung ohne "leiblichen" Vater wird da nix dran ändern [Nachtrag: Da wird dann Mitscherlichs "vaterlose Gesellschaft" eher noch auf unerwartete Weise auf den Kopf gestellt. Peter ist da eher ein "Ausläufer" des Nachkriegsmodells.]

Kann Liebe zwanghaft sein - und wäre sie nicht grundsätzlich mit Fragezeichen zu versehn?

Ältern sollte man verbieten!

Nee, nicht ganz so - kann das seit Mai 1968 anders sein, wenn zu verbieten verboten ist? Aber doch autoritäres Gehabe ...

Gerade sind mir die eiligen drei Könige als laienhafte Berufsbettler übern Weg gelaufen. Als Wei/aise aus dem Morgenland hätten sie momentan größere Chancen bei mir.

Schaffen wir mit der Wirtschaft (schon Piaget hat den Kindergarten dem Sytem der Wirtschaft zu geordnet!) die Kindheit ab ..., die gibt's ja näherungsweise erst mit der Schulpflicht ...

Musste ich jetzt zum Besten/Schkechtesten geben,

Friedel

 

Liebe Kritiker,
hallo Friedrichard,
rieger,
Herr Schuster,
ernst offshore,
Kellerkind,
wieselmaus,
Bea Milana,
Kanji,

euch allen lieben, lieben Dank für das Feedback und die Mühe, die ihr euch mit mir gebt.
Ich weiß das sehr zu schätzen und es freut mich, so viele Rückmeldungen zu erhalten.

Am liebsten hätte ich, nachdem ich diese Geschichte hier reingesetzt hatte, eine Anleitung geschrieben, weshalb ich es getan habe. Aber ich befürchtete, es hätte zu sehr beeinflusst.

Ich hoffe, ich beeinflusse jetzt nicht noch weitere Kritiker, wenn ich schreibe, dass diese Art der Umsetzung, also die fast schon eher als Reportage wirkenden Handlungen und der furchtbar kalte Gerichtsstil, ein Versuch für mich ist, Sachverhalte aus meiner Kanzlei darzustellen.

Damit nicht jemand auf dumme Gedanken kommt, erkläre ich gleich hier, dass ich selbstverständlich von meinem Mandanten das Einverständnis erhalten habe, über seinen Fall zu berichten und ich selbstverständlich die Namen etc. dazu erfunden habe.

Mein Versuch, es auf diese nüchterne, wie ihr so richtig feststellt, protokollartige Weise darzustellen, soll ausloten, ob man es so machen kann oder besser nicht so machen soll. Würde ich ernst offshore folgen, dann sicher nicht. Übrigens kann ich dich verdammt gut verstehen, ernst.

Bisher sehe ich, bitte korrigiert mich, wenn ich das falsch interpretiere, aber nur weitere Stimmen, die es so nüchtern ansich in Ordnung finden, allerdings kommt jetzt Bea Milanas Kritik hinzu, die mir so eine Art Zwischending zu sein scheint. Nüchtern ja, aber die Figuren müssen mehr Leben haben, um Empathie auszulösen.

Genau da hadere ich aber mit der Umsetzung, weil ich glaube, es ist im Grunde genommen egal, ob der Peter diesen oder jenen Charakter hat oder wie Lilo sonst noch gestrickt ist, weil genau dieser Fall damals jedem hätte passieren können. Das einzige, was sicherlich recht individuell ist, ist Lilos psychische Erkrankung, die ja eher selten ist.

Das Problem, das sich mir bei exakt diesem damaligen Fall stellte, ist diese völlige Hilflosigkeit, die vernichtend untauglichen Mittel, die allesamt nur zu dem Ergebnis führen, dass das Kind auf der Strecke bleibt. Abigail erleidet von allen Verlierern in dieser Geschichte den größten Verlust.

Ich wollte aufzeigen, was für seelisch grausame Dinge in einer Welt passieren, die doch so human sein möchte.
Das gesamte Rechtssystem ist mit all seinem Bestreben nach Gerechtigkeit nicht in der Lage etwas wieder in Ordnung zu bringen, was dringend der Rettung bedarf. Und das liegt nicht daran, dass wir das falsche Rechtssystem haben, wir alles umkrempeln müssen, ich Gesetze und deren Vollstrecker niedermachen möchte, sondern das liegt an uns.

Wir alle schaffen es nicht, hinter der korrekten Fassade der Regeln und Gesetze, auf die Bühne zu treten und zuzupacken. Im Grunde genommen ist so ein Fall, wie er damals passiert ist, eine Bankrotterklärung der Gesellschaft.
Keiner tut hier nämlich etwas Böses in der Geschichte. Die Mutter ist erkrankt und damit schuldlos, vermutlich sogar darin schuldlos, dass sie noch nicht einmal erkennt, dass sie Hilfe benötigt. Der Vater hat vielleicht zu spät erkannt, was sich da anbahnt, aber kann man ihm wirklich das vorhalten? Der Richter versucht ebenfalls nur systemimmanent zu richten, er hält sich an das Gesetz, das damals einem unehelichen Vater noch gar keine umfangreichen Rechte zusprach. Er räumt dem Vater ja auch die Möglichkeit ein, Umgang mit dem Kind zu haben.

Das ist heute zum Glück schon deutlich besser geworden. Aber genau dieser Fall würde heute mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wirklich sehr viel besser für Abigail ablaufen. Es bleibt auch heute noch das riesige Problem, dass ein Kind, dann den anderen Elternteil nicht zu sehen bekommt, wenn es derjenige Elternteil, bei dem es aufwächst, nicht will.

Es gibt derartig fiese, miese, perfide Methoden, das Besuchsrecht zu unterlaufen, so dass man fast schon brutal sagen muss: Egal, was das Gesetz sagt und wem es das Recht einräumt, am Ende ist immer derjenige, bei dem das Kind lebt, der Gesetzgeber.

Wir lebten 1986 in einer höchst kinderfeindlichen Gesellschaft und das hat sich bis heute nicht entscheidend geändert. So wie Abigail in meiner Fallschilderung völlig im Hintergrund der Agierenden ist, so ist es auch leider heute noch und das trotz deutlich verbesserten Gesetzen und darauf basierenden Gerichtsentscheidungen, der Möglichkeit einen Anwalt (Verfahrenspfleger) für das Kind und sogar einen Umgangspfleger für Kind und Eltern einzusetzen.

Aber auch heute werden Kinder nur korrekt verwaltet und nicht, wie es doch eigentlich sein sollte, unverhohlen geliebt.
Mir war wichtig, die Kälte durch die Sprache zu vermitteln und ich lese, dass es bei einigen von euch auch so angekommen ist. Genau in diesem Punkt bin ich aber höchst unsicher, weshalb ich diese Geschichte als Versuch bezeichne.

Ich weiß nicht, ob eine andere Form, wie sie ernst offshore verlangt, zu demselben Ergebnis führen würde. Bleibt da am Ende wirklich diese übergreifende Grausamkeit hängen? Kann man wirklich anhand dieses einen Falles erkennen, wenn er deutlich literarischer umgesetzt wurde, dass er Stellvertreter für all diese ungeliebten Kinder sein soll?
Und es gibt wirklich viele von ihnen.

Eure Antworten helfen mir schon sehr, wenn auch ich noch Restunsicherheit habe, aber das ist in Ordnung.

Friedrichard,

danke für deine intensive Fehlersuche. Ich habe mich daran gemacht und alles in Ordnung gebracht.
Ich interpretiere deine Worte so, dass dies so eine Geschichte ist, zu der dir nichts einfällt. Das gibt es und es ist ok für mich. Ich kenne es ja selbst auch bei manchen Geschichten. Später hast du dich dann doch an die Geschichte rangewagt, sozusagen parallel, während ich meine Antworten schrieb.
rieger,

auch dir Dank für deine Kritik. Die textlichen Stellen habe ich ausnahmslos alle geglättet. Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann bemängelst du nicht nur das zu abrupte und unpassende Ende, sondern auch, dass ich an einigen Stellen zu sehr aus dem Protokollstil herausgerate.

Viele deiner Textkritiken befassen sich mit der Kritik, dass ich zu technisch formuliert habe, zu abstrakt. Ich lese daraus, dass mir die Balance zwischen nüchtern und trotzdem spannend nicht gelungen ist.

Zur Kritik, dass dir das Ende nicht gefallen hat, das kann ich wohl nachvollziehen. Vielleicht wäre dir lieber gewesen, wenn Lilo einer dieser Frauen gewesen wäre, die von vorne herein nur das Kind für sich haben wollten und eigentlich den Vater von Anfang an nur getäuscht haben.
Und mir fällt der altbekannte Spruch ein, dass die Realität, wollte man sie aufschreiben, meist nicht glaubhaft genug ist. :D So vermutlich auch hier.

Deine Kritik macht mir klar, dass ich vermutlich die Finger davon lassen sollte, in diesem Stil zu schreiben, wenn man denn überhaupt so vermessen sein darf, das Stil zu nennen, was ich da gemacht habe. Du löst in mir recht hilfreiche Gedankengänge aus.

Herr Schuster,

lieben Dank für ebenfalls sehr hilfreiche Kritik und dein weiteres sehr konstruktives Erklären im 2. Post.

Ja, wem soll man glauben? Genau das ist auch eine Frage, die unbeantwortet bleiben muss. Alle tun, was sie tun müssen.
Auch dir gefällt das Ende nicht, wobei ich versucht habe, die Anwältin ein wenig aus der Emotionsschusslinie zu nehmen. Sie bleibt bis zum Ende hin kühl. Ich habe da eine kleine textliche Glättung vorgenommen. Vermutlich kommst du damit besser klar, aber ein anderes Ende geht irgendwie nicht.
Vielleicht brauche ich auch noch mehr Abstand zur Geschichte.

Der Titel, ich interpretiere es so, dass er dir nicht zusagt, steht im Grunde genommen für das, was ich vermisse. Vielleicht habe ich zu sehr um Ecken gedacht und ich kann meine Aussagen nicht vermitteln. Ich fand "Wo bleibt die Liebe?" zu sehr mit der Keule auf den Leser.
Richtig glücklich bin ich nicht mit dem Titel. Arbeitstitel hieß "Der Entsorgte", aber es geht in dieser Geschichte nicht darum, dass Peter entsorgt wird, Lilo legt es ja nicht darauf an.
Es geht ja darum, dass dem Kind die Liebe fehlt.
Es ist geschlagen mit einer psychisch kranken Mutter, die es vermutlich über Gebühr und krankhaft festhalten wird und ihr vermutlich sämtliche Ablösungsversuche vereiteln wird. Es ist geschlagen mit einem Vater, der aufgibt und es ist mit der vielleicht erst später gewonnenen Erkenntnis geschlagen, dass es eigentlich weder der Mutter, noch dem Vater Vorwürfe machen kann. Beide wollten ja, aber konnten nicht. Aber lieben sie das Kind?

An späterer Stelle antwortest du ernst offshore:

Wenn ich daran denke, wie all die gebrochene Leben/Menschen mit ihren unglaublichen Schicksalen auf dem Fließband in den Gerichtssaalen abgefertigt werden, dann wäre es verkehrt, dies in Dostojevskijs pathetischen Stil zu wiedergeben. Es muss trocken sein, dass man trockenen Husten allein vom Lesen bekommt.

Und genau das kann ich sofort unterschreiben. Ja, genau so meine ich es. Danke dafür, aufatme.


Kellerkind,

dir lieben Dank für die lobenden Worte.
Gefreut habe ich mich besonders hierüber:

Bei "Liebe?" erlebe ich es das erste Mal, dass ein aufwühlender Inhalt genügt, um mich zu fesseln.

Ich verstehe dich richtig, dass du die Erkrankung Lilos als letztendlich zu freundlich der Mutter gegenüber empfindest? Das ist ja ein Phänomen, dass man oft genug denkt, jemand solle sich gefälligst zusammenreißen, wenn er "nur" psychisch erkrankt ist und wir alle vergessen dabei gern, dass eine Erkrankung eben gerade dem Erkrankten nicht diese Möglichkeit einräumt, einen anderen Weg zu gehen. Das gilt für den Beinbruch genauso wie für die psychische Erkrankung.

Den Fall, dass eine Mutter gezielt sich einen Vater sucht, um ihn danach dann letztendlich auszubooten, hätte ich auch noch im Köcher, aber da müsste man viel tiefer in die Figuren einsteigen, um das Perfide daran aufzuzeigen.

wieselmaus,


danke für dein freundliches Feedback. Ich lese daraus, dass bei dir die Geschichte richtig angekommen ist und so etwas freut mich sehr.
Dürfte der Vater das Kind entführen? Sehr gute Frage. Juristisch betrachtet natürlich nicht, aber danach fragst du ja auch nicht. Viele Familiensachen haben etwas von dem Brecht'schen "Kaukasischem Kreidekreis". Ein Vater und eine Mutter streiten sich um ihr Kind. Jeder will es für sich und bei sich haben und nicht hergeben. Der Richter lässt einen Kreis auf den Boden zeichnen, ordnet an, dass das Kind sich in die Mitte stellen soll und jeder Elternteil es an die Hand nimmt. Dann befiehlt er den Eltern, das Kind gleichzeitig aus dem Kreis zu ziehen und, so jedenfalls meine Erinnerung, kündigt an, dass derjenige, der das Kind auf seine Seite gezogen hat, es auch erhält. Ich weiß nicht mehr, ob Vater oder Mutter losließ. Aber der Richter änderte seine Ankündigung und gab demjenigen das Kind, der es freigelassen hatte, weil sich die wahre Zuneigung nur darin zeige, dass man aus Furcht, dem Kind weh zu tun, es lieber freilasse.
Sicherlich kennst du diese Geschichte. Überproportional viele Fälle in Familiensachen, in denen um die Kinder gestritten wird, laufen deutlich anders als die Geschichte vom Kreidekreis. Derjenige, der das Kind freilässt, weil er nicht miterleben will, wie es hin und her gezerrt und zerrieben wird, ist oftmals der, der dann auch den Kontakt zum Kind verliert. Eine abartige Welt, nicht wahr?! Wenn Peter seine Tochter entführt hätte, hätte er Abigail seiner Mutter beraubt. Abigail wäre so oder so immer die Verlierin gewesen.

Die Lösung meines Falles liegt so einfach auf der Hand, aber es gibt dafür nicht die Gesetze. Die Mutter müsste gezwungen werden können, sich psychiatrisch behandeln zu lassen, mit dem Ziel, ein gutes Vater-Mutter-Verhältnis für Abigail zu schaffen. Dass dann trotzdem noch das Problem besteht, dass man zwischen Deutschland und den Staaten nicht mal eben 5 Kilometer Strecke hat, ist das nächste Problem, das gelöst werden müsste. Aber es wäre damals schon viel gewonnen gewesen, wenn die Mutter hier hätte gezwungen werden können, sich therapieren zu lassen.
Aber so etwas gibt es bis heute nicht.
Nun will ich jedoch um Himmels Willen keine Diskussion darüber lostreten, ob man zwangsweise Menschen zu medizinischen Maßnahmen bringen kann.

Bea Milana,

auch dir lieben Dank für deine kritischen Anmerkungen, die ich allesamt gut nachvollziehen kann. Ich selbst bin auch ein absoluter Schirach-Fan und finde die Umsetzung seiner Geschichten gelungen.
Ich werde mir nochmals anschauen, was genau er anders macht.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es bei ihm um Straffälle geht, da sind die Abläufe irgendwie klarer, aufgeräumter. Ich möchte mich natürlich nicht herausreden mit dem blöden Argument, dass es bei mir deswegen anders sein muss, weil es ein Zivilfall ist. Ich werde ihn nochmals studieren, habe noch was von ihm im Haus und vielleicht bringt er ja die Lösung. Denn, wie schon gesagt, ich kann deine Einwände absolut nachvollziehen.

Die Sache mit dem Titel, bei dem ich mir offensichtlich zu viel vorgenommen habe, ist bereits weiter oben erklärt. Es geht mir um das Kind, dass auf der Strecke bleibt.
Was mit Lilo los ist, habe ich aber schon erklärt. Sie hat vermutlich ein bereits in der Kindheit angelegtes Trauma erlitten, welches ihr nun derartig den Kopf verdreht, so dass sie fest denkt, jeder Mann will ihrem Baby schaden. Aber vermutlich meinst du mit deiner Frage, woher sie dieses Trauma hat? Und damit wären wir wieder bei deinem Wunsch anbelangt, den Figuren mehr Gehalt zu geben.
Ich denke darüber nach.

Kanji,

lieben Dank für deine Kritik, die ich hoffentlich richtig so verstehe, dass du letztendlich den Text verschlungen hast. Darüber freu ich mich sehr.

Dass du keinen Zugang zu den Figuren hattest, liegt schlichtweg daran, dass du auch von mir keine Möglichkeiten aufgezeigt bekommen hast, sie kennenzulernen. Das ist mein Part, den ich hier nicht geleistet habe und ich frage mich die ganze Zeit, ob ich das noch tun muss oder ob ich nicht doch die Finger von solchen Sachverhaltsdarstellungen lassen soll.
Bitte gib dir nicht die Schuld, eine schlechte Seite zu haben. Naja, eine schlechte Seite hat jeder. :D
Also behalt sie. :D
Ja, der Titel ist nicht so wie er sein sollte. Das sehe ich auch so. Aber ich verfüge momentan über keinerlei Alternative. Gut finde ich, dass meine Aktion stets den Titel mit in den Fokus der Geschichte zu nehmen, hier bei uns Wortkriegern fruchtet. Das finde ich hatte Erfolg und wenn ich dafür dann meine eigenen Forderungen in Bezug auf einen gelungenen Titel um die Ohren gebügelt bekomme, zeigt das nur, wie gut das schon von allen verinnerlicht wurde. Ich freu mich darüber. :)

Dass du verwirrt bist, finde ich passend zu dieser Geschichte, denn sie hat keine Lösung, jedenfalls keine, die das eigene Gerechtigkeitsgefühl befriedigt. Es ist, wie ich es oben schon ausgeführt habe, so dass niemand der Beteiligten irgendwie etwas vorzuwerfen ist, keiner hat es darauf angelegt, dem anderen zu schaden und doch ist die Katastrophe für das Kind nun da.

und am Ende nochmal Friedrichard,
ich sehe, dieser Text beschäftigt dich noch. Und ich habe den Eindruck, du hast den etwas sibyllinischen Titel durchaus erfasst.
Schirach hat das wirklich gut hinbekommen mit seinen Berichten aus den Straffällen. Ich schau ihn mir nochmals an, vielleicht finde ich bei ihm Hinweise für mich, es besser zu machen.

"Ältern sollte man verbieten! "

Wie wahr! :D
Oder vielleicht vorher wenigstens so ein Elternabitur.


Herzlichen Dank für dein nochmaliges Erscheinen sozusagen. ;)


Euch allen danke ich nochmals sehr für eure Mühe und die große Mithilfe bei meinem Versuch, etwas mal ganz anders zu machen. Wortkrieger ist doch wirklich eine feine und feinsinnige Textwerkstatt, auf die ich stolz bin.

Da fällt mir ein, dass ich am Sonntag, den 8. tatsächlich schon 15 lange Jahre hier bin. :jump:
Was für eine spannende Zeit bisher!


Liebe Grüße

lakita

 

Hallo lakita

die Geschichte habe ich gelesen und ungefähr so aufgefasst wie die anderen Kritiker: zu kühl erzählt und dergleichen. Deine Erläuterungen habe ich gerade überflogen.

Wenn ich mir das so recht überlege, könnte auch ein purer Reportagestil funktionieren und Wirkung erzielen, dann müsstest du aber meiner Meinung nach konsequenter sein. Zum Beispiel interviewartige Gespräche, Protokolle, Briefe usw. einbauen. Das wäre dann quasi show don't tell auf feinste Art und gäbe die Möglichkeit, sich den Figuren zu nähern.

Lieben Gruß
Isegrims

 

Hej lakita noch mal,

so kühl du deine Geschichte verpackt hast, so emotional scheinst du in der Nachbereitung zu sein. Ich kann und möchte deine Entscheidung, weiterhin deine Fällein Kurzgeschichten zu verarbeiten, nicht beeinflussen, aber mir würdest du einen Gefallen tun. Und vielleicht ist es ein angemessenes Ventil und guter Abstand für dich, diese Fälle auf dieser Art noch einmal zu betrachten.

Es kann ja auch sein, dass im Laufe der nachfolgenden Geschichten, du genau die passende Sprache und den Stil etablieren wirst - Erfahrung genug hast du ja. (Respekt vor deiner Ausdauer nach so vielen Jahren hier, so viel Engagement zu zeigen).

Gute Nacht, Kanji

 

Hallo lakita,
so extrem wollte ich meinen Kommentar nicht verstanden wissen. Drum nochmalige Meldung: Dem Verdikt einer Ausdrucksästhetik, dass sich der Leser emotional und empathisch an den beschriebenenen Figuren orientieren muss, muss man sich ja nicht immer beugen. Deine Stilebene kann ganz sicher genau so faszinierend sein in der Kühle, die ich in meinem Kommentar beschrieben habe. Nur fand ich sie in Deinem Text nicht durchgehend so gehalten. Ich würde dieses Experiment, wie Du es nennst, auf jeden Fall weiterverfolgen, weil es spannend ist. Ja, von Schirach im Strafrecht, wie Friedrichard es erwähnt. Aber eine Verlorenheit und Brüchigkeit im Text zu spiegeln im bürgerlichen Drama, wie weit man da gehen kann, dass es noch narrativ wirkt, wie man das drehen und wenden muss, disponieren und setzen. Das ist doch spannend. Gerade, wenn man aus der Profession heraus so kundig ist.
Herzlich
rieger

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe lakita


Iiiiiiiihhhh, das ist einfach großartig.

Ein ganz, ganz großes Kompliment von mir. Ich hab immer mehr Zorn in mir gefühlt, als ich das las. Und ich finde, deine Entscheidung, die Geschichte so protokollartig zu schreiben - in diesem nüchternen, sachlich verhaltenen Stil, die ist genau richtig. Du erinnerst mich mit dieser Nüchternheit sogar ein klein wenig an gewisse schriftstellernde Berufskollegen, die überall gelobt werden. :)
Ich hab die anderen Kommentare nicht gelesen, weiß nicht, was die anderen schreiben, das werde ich aber gleich mal nachholen, ich wollte dir einfach meinen ganz unverfälschten Eindruck mitteilen.

Ein paar Stilkrackler oder Vertipper habe ich zwischendrin wahrgenommen, da kann ich ja noch mal durchgucken beim zweiten Lesen. Ich hab einfach beim Lesen den Fokus auf solch analytischen Kram verloren und bin von dieser Nüchternheit, dieser kafkaesken Atmosphäre mitgezerrt worden, dass ich keinen Bock mehr hatte, irgendwas Schreiberisches zu merken oder zu sehen.
Ich finde einfach, die Geschichte um diesen Mann und seinen Versuch, Kontakt zur ehemaligen Gefährtin und zur Tochter aufzubauen, die entwickelt einen ganz starken Sog. Man spürt die Atmosphäre des Ausgeliefertseins gerade durch diese eherne Sachlichkeit, gegen die man nichts, aber auch gar nichts tun kann.

Wirklich ganz toll.
Viele Grüße von Novak

Nachträgliches Edit:
Oh Gott, hab grad mal bissel in den Kommentaren geguckt, also ich schreib bestimmt noch mal was dazu, aber ich bin schon sehr überrascht von den Reaktionen. Naja, dem einen sein Wurschtebrot mit ohne Wurscht drauf ist dem andern sein Paradieszipfel.

Und vielleicht ein Lesetipp, wer das noch nicht kennt, Ferdinand von Schirach: Tabu oder Verbrechen. Egal.
Ich will lakita nicht damit vergleichen, das wäre ihr, wie ich sie kenne, selbst nicht recht, aber ich wollte es einfach mal in die Diskussion werfen, dass ein solch nüchterner, unterkühlter und klarer Stil, der jegliches Pathos verweigert, durchaus seine Berechtigung hat. Und für viele Leute ist das gerade berührender und eindringlicher als ein auf Rührung zielender Stil. Ich bin ein großer Fan von ihm und verschlinge seine Bücher.

Ich will hier niemanden überzeugen oder in die Meinung quatschen, ich will es einfach nur in die Runde werfen, weil ich grad echt ein bisschen erschrocken war und dachte, buahh, am Ende lässt die lakita das, so zu schreiben, nur weil es auch Kritik gibt. Und das fände ich halt ausgesprochen schade und darf einfach nicht sein. Nee.
Und naja, sorry für meine Leidenschaftlichkeit, manchmal gehts einfach mit mir durch.

Lieben Gruß an alle.

 

Liebe lakita,

ich habe die Geschichte gleich an dem Tag gelesen, als du sie hochgeladen hast. Ich wollte sie auch kommentieren, weil ich dir gerne einen Kommentar mitgeben wollte. Ich konnte nicht, weil es mir vor Wut schlecht geworden ist und so eine Reaktion habe ich mein Leben lang an mir noch nicht entdeckt gehabt. Dazu muss ich gleich hinterherschieben, dass es einem unserer besten Freunde in 90% des Erzähltem so ging. Nun ja, Kindesmißbrauch musste er sich noch nicht anhören, aber ansonsten erlebt er die ganze Bandbreite inklusive unfähiges bis blindes Jugendamtspersonal, da gibt es echt keine Worte. Die Hilflosigkeit, die man hat, macht uns alle fertig. Daher kann ich Ungläubigen nur bezeugen, dass es tatsächlich genau so ablaufen kann.

Wie gerne hätte ich dir, lakita, als erstes geschrieben:

Liebe lakita, du hast die falsche Rubrik erwischt. Satire gehört doch darüber, aber doch kein Alltag!

Pustekuchen. Leider stimmt die Rubrik.

So wie mir geht es sicher auch vielen anderen Lesern, weil man ja in seinem Freundes- oder Bekanntenkreis eine ähnliche Story erzählen kann. Nicht immer muss die Mutter die Böse sein, das wechselt sicher; jedenfalls ist es ganz oft unsäglich, wie die Kinder Spielball von Beziehungsproblemen werden.

Ich möchte mir diesen Text im Moment einfach nicht nochmal antun, lakita. Deshalb kann ich inhaltlich auch nichts beisteuern. Einzig meine Betroffenheit kann ich dir mitteilen. Diesen kalten Berichtstil finde ich genau das Richtige, da soll nicht durch diplomatisches Geschreibe noch mehr Emotionen in irgendeine Richtung reinkommen. Jeder Leser soll sich mit der sachlichen Darlegung (wenn halt auch nur von der einen Seite) nicht manipuliert fühlen.

Und du schaffst es trotzdem, mich mit diesem Text derartig aufzuwühlen wie kaum bei was anderem, was ich je gelesen habe.

Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Noch ein paar Gedanken von mir, lakita.

lakita schrieb:
Ich weiß nicht, ob eine andere Form, wie sie ernst offshore verlangt, zu demselben Ergebnis führen würde. Bleibt da am Ende wirklich diese übergreifende Grausamkeit hängen? Kann man wirklich anhand dieses einen Falles erkennen, wenn er deutlich literarischer umgesetzt wurde, dass er Stellvertreter für all diese ungeliebten Kinder sein soll?

Ich fühle mich jetzt fast ein bisschen in Erklärungsnotstand, weil ich offenbar der einzige bin, dem die Geschichte (als literarischer Text) überhaupt nicht gefällt. Der Großteil der anderen empfindet den Text ja als gut. Gut im Sinne von aufwühlend, spannend, anklagend, berührend, gesellschaftskritisch, wütend machend usw., und vor allem auch die Erzählsprache erscheint den meisten in ihrer funktionalen Sachlichkeit dem Sujet vollkommen und perfekt angemessen.

Und selbst ich hab ja gleich zu Beginn meines Erstkommentares eingeräumt, dass mich die Geschichte „nicht kaltgelassen“ hat.

Nur: Genügt mir das bei einer (literarischen) Geschichte? Dass sie mich emotional erreicht? Oder, anders gefragt: Was leistet diese Geschichte über das hinaus, was nicht auch jeder authentische Zeitungsartikel, jede TV-Doku, jedes Prozessprotokoll zu leisten imstande wäre? Oder meinetwegen die wahrheitsgetreue mündliche Erzählung irgendeines Betroffenen?
Wird der Text durch seine vermeintliche Fiktionalität beklemmender?
Es ist ja nicht so, dass du hier von einer nur wenigen Menschen bekannten Problematik schreibst, sondern von Phänomenen, über die jeder Mensch, sofern er nur halbwegs wachen Sinnes durch die Welt geht, Bescheid weiß. Sorgerechtsstreitigkeiten, Behördenwillkür, buchstabengetreue Gesetzesauslegung ohne jegliches menschliche Augenmaß usw., ich mein, das kennt doch jeder von uns in irgendeiner Form. So wie man im Grunde um alle zum Himmel schreienden Ungerechtigkeiten, Abscheulichkeiten, Grausamkeiten usw., die sich tagtäglich und ununterbrochen und überall auf unserer wunderbaren Welt abspielen, Bescheid weiß (oder wissen kann.)

Klingt jetzt vielleicht ganz blöd, aber:
Ich will mich durch einen „belletristischen“ Text (in einem „Literaturforum“!) auf andere Art und Weise betroffen machen lassen, als z.B. durch Nachrichtensendungen, Zeitungsartikel, Reportagen usw. Eine reine Faktenaufzählung reicht mir dazu nicht. Da muss einfach auf der sprachlichen, auf der stilistischen Ebene noch irgend eine Art von Mehrwert dazukommen, damit ich von einem wahrhaftigen, verstörenden Leseerlebnis reden kann. Und das hat jetzt um Himmels Willen nichts mit „Pathos“ oder „pathetischem Stil“ zu tun.
Oder, anders gesagt, ich will hier nicht einfach nur quasi Bestätigungslektüre wider den Wahnsinn des Alltags lesen, ohne dass mir darüber hinaus so was wie – okay, blödes Wort – Literarizität geboten wird.
Aber möglicherweise stehe ich da wirklich allein da, gerade den so sachlichen, kalten Tonfall verstehen die meisten anderen ja ganz offenbar als gelungenen stilistischen Kunstgriff.


Das wollte ich dir jetzt einfach noch sagen, lakita.

offshore


Ach ja: Ganz liebe Glückwünsche zu deinem fünfzehnjährigen(!) Jubiläum hier. :)

 

Hallo lakita,

Ich verstehe dich richtig, dass du die Erkrankung Lilos als letztendlich zu freundlich der Mutter gegenüber empfindest? Das ist ja ein Phänomen, dass man oft genug denkt, jemand solle sich gefälligst zusammenreißen, wenn er "nur" psychisch erkrankt ist und wir alle vergessen dabei gern, dass eine Erkrankung eben gerade dem Erkrankten nicht diese Möglichkeit einräumt, einen anderen Weg zu gehen. Das gilt für den Beinbruch genauso wie für die psychische Erkrankung.

Nein. Ich fürchte, wir denken aneinander vorbei. Als Laie kann ich kaum einschätzen, wie weit solch Erkrankung vom Betroffenen selbst zu beeinflussen sind und in wie fern sie selbst darunter leiden. Zur moralischen Relativierung ihres Verhaltens, vor mir als Leser, taugt die psychische Störung allemal.
Ich versuche den Text als fiktionales Werk zu betrachten und zu analysieren.
Mein Kommentar bezog sich auf die Entscheidung der Autorin, dieses Motiv zu verwenden, um das Verhalten der Mutter zu erklären. Das ist ja keine Reportage. Die Autorin allein kann und muss entscheiden, welche Zutaten sie verwendet. Und ich unterstelle grundsätzlich erst mal eine absichtsvolle Konstruktion hinter der Geschichte. So vermutete ich zum Beispiel, dass die relativ emotionsarme Sprache dazu dient, eine Neutralität des Erzählers vorzugaukeln, was bei mir ganz gut ankam.
Und so dachte ich, dass die Autorin der Mutter diese Krankheit verschafft, einerseits die Figur nicht zu unsympathisch werden zu lassen, und um den Lesern eine Art Erleichterung zu verschaffen. Eine Krankheit ist leichter zu akzeptieren, als die Anwesenheit des Bösen. Im Nachhinein, durch die Diskussion, weiß ich nun, dass die Erkrankung einfach den Tatsachen entspricht.
Wenn das unbedingt so sein soll, dann fände ich es etwas geschickter, wenn mit einem Kunstgriff schon früher im Text angedeutet würde, dass die Mutter nicht ganz dicht ist. Dass der Vater so überrascht von dem Verhalten ist, kommt für mich nicht glaubhaft rüber.

So weit, so gut -
Grüße!
Kellerkind

 

Hallo lakita,

1. Begegnung
erste Begegnung

Ja, also ich fand die Sprache jetzt nicht so schlimm und defizitär wie einige meiner Vorkommentatoren. Ich weiß auch, wer Schirach ist, allerdings hab ich noch nie was von ihm gelesen. Ich würde mich auch nicht immer an Vorbilder und deren Stil klammern, sondern versuchen, eine eigene Sprache zu finden, eine eigene Erzählstimme. Und letztendlich muss die einfach funktionieren. Ja, ich finde die Sprache nicht furchtbar, aber sie ist so ... funktionell. Sie erfüllt genau ihren Zweck, und zwar, den Plot zu erzählen. (Zum Plot sage ich gleich noch was.) Sie reißt nicht mit, stellt keine qualitative, eigene Instanz in der Geschichte dar, auch wenn das ein hoher Anspruch ist.
Also, man kann das machen, wie man will, wie gesagt: Aus der Geschichte könnte man natürlich auch gut einen ganzen Roman stricken.

Peter unternahm unzählige Versuche, Lilo zu erreichen, schrieb Briefe, schickte Päckchen, rief an, wandte sich an ihre Verwandten und Freunde, blieb aber erfolglos und seine Verzweiflung wuchs.
Das ist z.B. so eine Szene, da wird einfach mal ein riesiger Zeitraum und eine Menge Emotionen zusammengedampft und relativ wert- und gefühlsfrei vom Erzähler wiedergegeben. Ich finde, da kannst du noch jede Menge rausholen. Gefühle und wirkliche, packende Empathie kriegst du bloß, wenn du zeigst, wenn du den Leser dabei sein lässt, wie der Vater verrückt wird, seiner Freundin Briefe schreibt, keine Antwort kriegt, im Wohnzimmer auf und ab läuft, ihm die Haare ausfallen. So verschenkst du Potential.

Also soviel zur Sprache und deinem Erzähler. Zum Plot: Den finde ich gut. Ich habe den Text in einem Zug zuende gelesen, hauptsächlich deswegen, weil ich wissen wollte, was jetzt mit der Frau ist und was aus der Tochter wird. Und mich hat das auch streckenweise so wütend gemacht, wie da mit einem Vater umgegangen wird. Frauenrechte, Mütterrechte, da legt man in dieser Gesellschaft extrem viel Wert darauf, aber wie es so einem Vater dabei geht, wenn ihm die Tochter vorenthalten wird, das ist scheißegal. Finde ich richtig eklig, ich bekomme da echt einen Hals auf die Justiz und solche Frauen, die das abziehen.
Also der Stoff ist gut, die Sprache benutzt du hier meiner Meinung nach auch einfach nur, um den Stoff möglichst schnell zu erzählen, da könnte man durch Szenenzeigen und eine ausgefeilte Erzählstimme noch jede Menge rausholen. Ist halt Arbeit.

Noch ein Gedanke, weil das Fälle aus deiner Kanzlei sind: Optimiere die doch ein wenig? Wieso nicht? Ich würde, wenn ich du wäre, auf ein Ideal à la Schirach erst einmal pfeifen, und mir den Grundstoff und Grundkonflikt aus den spannenden Fällen nehmen, aber dann, der Dramaturgie wegen, die Handlung optimieren, spannender schleifen und so richtig gute Plots entstehen lassen. Wieso gibt der Vater z.B. hier zum Schluss auf? Und wieso ist die Mutter "nur" ein bisschen psychisch krank? Dramaturgisch gesehen lässt du da viel Konfliktpotential verpuffen. Bea hat etwas über Sekten geschrieben, Mann, das wäre doch was, wenn die Mutter heimlich in Deutschland in eine Sekte abgedriftet ist, oder? Und was würde der Mann dann machen? Aufgeben ist doch langweilig. Wieso nimmt er sich keine Kettensäge und versucht, das ganze Sektenhaus über den Haufen zu sägen? :D Okay, das war jetzt ein bisschen over the top. Aber du weißt, was ich meine. Lass sie organisch handeln und lass es krachen, lass sie leiden, dann holst du viel aus dem guten Grundstoff raus.

Grüße
zigga

 

Noch ein Gedanke, weil das Fälle aus deiner Kanzlei sind: Optimiere die doch ein wenig? Wieso nicht? Ich würde, wenn ich du wäre, auf ein Ideal à la Schirach erst einmal pfeifen, und mir den Grundstoff und Grundkonflikt aus den spannenden Fällen nehmen, aber dann, der Dramaturgie wegen, die Handlung optimieren, spannender schleifen und so richtig gute Plots entstehen lassen.

Genau das, zigga, fände ich verkehrt. Weil der Leser dann sagen könnte: Ist ja alles nicht so, wie es geschrieben ist. Ich denke - blöd, ich rede ja jetzt ein Stück im Sinne lakitas - dass es ihr eben wichtig ist, zu zeigen, wie beschissen dieses System manchmal agiert bzw. reagiert. Diese Kurzgeschichte soll nicht unterhalten, so wie offshore es fordert, sie soll tatsächlich etwas bewirken. Da haben wir eine Autorin, die weiß, wovon sie schreibt. Was für ein Glücksfall. Da brauche ich keine Dramaturgie, da bin ich froh um Lebenserfahrungen. Ich jedenfalls. Literatur soll ja nicht nur unterhalten, sie soll auch informieren.

 

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