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Ein Glas Wein für Mr. Smith

Seniors
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11.07.2008
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Ein Glas Wein für Mr. Smith

Das Mädchen auf dem Foto lächelte. Sie war hinreißend schön. Vielleicht zehn Jahre alt, und schon jetzt war deutlich zu erkennen, dass sie irgendwann jedem Burschen den Kopf verdrehen würde.
„Ihre Tochter?“ Blaine deutete mit einem knappen Nicken auf das Foto.
Der Mann hinter dem riesigen Schreibtisch stutzte und sah dann auf das Bild. Ein zärtliches Lächeln erhellte seine Miene, die vor einem Augenblick noch ernst und bedrückt gewesen war.
„Ja, das ist meine kleine Prinzessin. Ihr Name ist Katelyn.“ Der sorgenvolle Gesichtsausdruck kehrte zurück. Er räusperte sich und warf einen flüchtigen Blick in seine Unterlagen.
„Es gibt ein paar Dinge, die wir probieren können. In diesem Stadium sollte man noch nicht …“
„Wie alt ist sie?“
„Mr. Blaine, ich kann mir denken, wie Sie sich gerade fühlen. Aber lassen Sie uns jetzt vielleicht besser das weitere Vorgehen besprechen.“
Blaine warf einen kurzen Blick auf die Bilder, die ausgebreitet auf dem Schreibtisch lagen, und sah dann noch mal auf das Bild des Mädchens.
„Sie sieht aus, als könnte sie mal Model werden. Ich bin Fotograf. Hab da einen Blick für.“
Dann stand er auf. Der Arzt sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
„Mr. Blaine, Sie dürfen jetzt nicht …“
Er war bereits an der Tür und drehte sich noch mal kurz um.
„Ich war mal mit nem Model zusammen. Hat sich zu Tode gekokst.“
Der Arzt richtete sich jetzt auch auf.
„Warten Sie einen Moment. Bitte bleiben Sie. Wir haben hervorragende psychologische Betreuer, die …“
„Passen Sie auf Ihre Tochter auf. Is’n Scheißspiel, das Leben.“
Dann ging er hinaus.

„Meinst du nicht, dass du langsam genug hast, Partner?“
Blaine warf einen zerknüllten Geldschein auf die Theke.
„Meine Sache. Solange ich zahle, Fresse halten und nachfüllen.“
Der Barkeeper sah zuerst Blaine und dann den Geldschein an. Schließlich fischte er den Schein vom Tresen und griff zur Bourbonflasche.
„Hör zu, Freundchen, wenn du mir hier Ärger machst, kriegst du was aufs Maul, egal wie viel Kohle du bei dir hast. Kapiert?“ Er knallte ihm das Glas vor die Nase und drehte sich brüsk um.
Blaine sah gedankenverloren in seinen Drink.
„Was immer du sagst, Kumpel“, murmelte er und nippte an dem Whiskey.
„Das bringt nicht viel.“
Blaine fuhr aus seinen Gedanken hoch. Neben ihm saß ein hagerer, unscheinbarer Mann mit Stirnglatze und einer schmalen Brille. Er hatte nicht bemerkt, dass sich der Typ neben ihn gesetzt hatte.
„Wie bitte?“
Der Mann deutete mit einem dürren, spinnenbeinartigen Finger auf den Drink.
„Alkohol wird Ihnen nicht helfen, Mr. Blaine.“
„Kennen wir uns?“
Der Anflug eines leichten Lächelns huschte über das Gesicht des Mannes.
„Nun, ich weiß, wer Sie sind.“
Blaine grunzte unwillig.
„Hören Sie, ich bin nicht in der Stimmung für rätselhaftes Gequatsche. Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?“
„Ich kenne Ihre Arbeiten. Mir haben ein paar Ihrer Bilder gut gefallen. Nicht alle. Aber einige fand ich recht … treffend.“
„Falls Sie einen Fotografen suchen, muss ich Sie enttäuschen. Ich nehme ab heute Urlaub. Suchen Sie sich einen anderen. Donny Rasczek ist gut.“
„Ich habe kein Interesse an Donald Rasczek. Ihm fehlt das gewisse Etwas, das ihn ausreichend motivieren würde. Sie hingegen haben einen sehr triftigen Grund, mir das zu liefern, was mir vorschwebt.“
Blaine sah dem Mann in die Augen.
„Und was soll das für ein Grund sein?“
„Der einzige, der jetzt noch für Sie zählt, Mr. Blaine. Zeit. Sie haben nicht mehr viel davon, wie Ihnen seit heute Mittag bekannt ist. Und glauben Sie mir, völlig egal, was Dr. Spencer Tolvin sinnloserweise noch versuchen will, im September wird Ihre Uhr ablaufen.“
Wie eine heiße Welle spülte Wut durch Blaines Kopf. Langsam stand er von seinem Barhocker auf und näherte dem Mann sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter. Seine Hände waren so hart zu Fäusten geballt, dass sich die Fingernägel in seine Handflächen bohrten.
„Was bilden Sie sich eigentlich ein, mir so etwas zu sagen? Verticken Sie irgendwelche Sterbearrangements oder windige Hinterbliebenenversorgungen? Ich habe keine Ahnung, woher Sie von mir wissen oder was Sie mir hier andrehen wollen, Sie Scheißkerl. Aber eines sage ich Ihnen: wenn Sie mich nicht sofort in Ruhe lassen, verklag ich Sie und dieses Arschloch von Arzt, das offensichtlich meine Daten an Sie weitergeleitet hat. Das gibt’s ja wohl nicht! Kriegt der Wichser Provision, wenn er Ihnen passende Patienten nennt?“
Unbeeindruckt lächelnd schüttelte der Mann den Kopf.
„Ich will Ihnen überhaupt nichts verkaufen, Mr. Blaine. Und der gute Doktor hat mir nicht ein Wort über Sie verraten. Er betrügt zwar ab und zu seine Frau mit einem seiner Meinung nach exklusiven Callgirl, das für den Preis allenfalls mittelmäßig ist, aber in Bezug auf sein Berufsethos kann er zu Recht ein absolut reines Gewissen haben.“
„Jetzt pass mal auf, du Freak. Ich will …“
„… am Leben bleiben. Das ist es, was Sie wollen, Mr. Blaine. Was Sie wirklich wollen. Und ich kann Ihnen dabei helfen.“
Blaine stutzte. Doch bevor er etwas erwidern konnte, hob der Mann seine Hand.
„Sie denken, dass ich ein Betrüger oder verrückt bin. Seien Sie versichert, keins von beiden ist der Fall. Ich bin einfach nur sehr alt. Es ist schwer, überhaupt noch etwas zu finden, was meine Aufmerksamkeit länger als ein paar Augenblicke wecken kann. Sie wären normalerweise keine Ausnahme, denn Sie sind nichts, wirklich gar nichts Besonderes. Es ist Ihnen weder gelungen, in der Ihnen gegebenen Zeit etwas Großes oder Nachhaltiges zu bewirken, noch werden Sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wenn Sie gehen. Normalerweise würde ich keine Sekunde oder Gedanken an Sie verschwenden. Aber ich sagte es bereits, mir gefallen ein paar Ihrer Bilder. Deshalb möchte ich Ihnen einen Tausch vorschlagen. Und es ist ja nicht so, dass Sie noch etwas zu verlieren hätten, nicht wahr?“
Der Mann sah ihn erwartungsvoll, aber auch leicht herablassend an. Blaine setzte sich zurück auf seinen Hocker und hob sein Glas.
„Ach Scheiße! Sie haben doch nen totalen Hau weg. Wissen Sie was, ich hör mir Ihr dämliches Gequatsche an, bis ich ausgetrunken habe. Aber danach bin ich weg. Und wenn ich dann noch einmal von Ihnen hören sollte, ruf ich die Bullen. Das können Sie übrigens auch Ihrem Kumpel, dem Doc, mit nem schönen Gruß von mir ausrichten. Also los, erzählen Sie mir von diesem Tausch, Sie Spinner.“
„Fotos gegen Ihr Leben, Mr. Blaine. Das ist wirklich ganz einfach. Ich bezahle Sie schlicht für das, was Sie ohnehin beruflich tun. Nur erhalten Sie von mir kein Geld, sondern Lebenszeit.“
Blaine schnaubte verächtlich und schüttelte schief grinsend den Kopf.
„Aha, dann ist ja alles klar. Und wieviel kriege ich pro Bild? Ne Stunde? Eine Woche? Zehn Jahre?“
„Das kommt ganz darauf an. Wenn Sie befriedigendes Material liefern, bekommen Sie entsprechend viel Zeit von mir. Und wenn Sie mir inakzeptable Sachen bringen, wird Ihr Lohn zwangsläufig dürftiger ausfallen. Nur über eine Sache müssen Sie sich im Klaren sein - über den Wert entscheide ich allein, und zwar gänzlich ohne Mitspracherecht Ihrerseits.“
„Und was soll ich für Sie fotografieren? Kleine Kinder unter der Dusche oder vielleicht Frauen, die Sex mit Tieren haben? Ich wette, sowas ist genau Ihre Kragenweite.“
Der Mann lachte. Leise und kultiviert. Ein Lachen, das in einen Golfclub oder eine Oper gehörte, und nicht in eine schmuddelige Bar. Dann griff er in die Innentasche seines Mantels und zog ein gefaltetes Schwarzweißfoto heraus. Er schob das Bild mit einem Finger zu Blaine hinüber.
Das hier ist meine Kragenweite. Ich bin sicher, Sie werden sich daran erinnern.“
Blaine klappte das Foto auf und sah es sich an. Eine Frau war darauf abgebildet. Sie trug zerfetzte, schmutzige Männerkleidung und kniete in den Ruinen eines Hauses. In den Armen hielt sie ein blutiges Bündel. Ihr Gesicht war eine einzige verzerrte Maske des Schreckens. Die Frau hatte die Augen aufgerissen und schrie einen stummen, endlosen Schrei in den Himmel.
Blaine schluckte hart und klappte das Foto wieder zu.
„Das war ’92 in Sarajevo. Ich wollte das Foto gar nicht machen. Scheiße, hätte ich gewusst, dass die Schweine auch Flüchtlingsunterkünfte beschießen, wär‘ ich nicht mal dort gewesen. Ich hab überhaupt nicht nachgedacht, sondern einfach nur den Auslöser gedrückt. Als keiner der großen Verlage das Foto wegen der miesen Qualität haben wollte, war ich froh. Verdammt froh. Es mag Jungs geben, die nur den verdammten Pulitzerpreis vor Augen haben, wenn sie eine Mutter fotografieren, die ihr totes Baby in den Armen hält. Ich gehöre nicht dazu. Auf sowas fahren Sie ab?“
„Sie müssen meinen extravaganten Geschmack weder verstehen noch diesen teilen. Es genügt, wenn Sie ihn kennen. Wie würde man in Ihrer Sprache sagen? Das ist der Deal – Sie geben mir Fotos, solche Fotos, und ich gebe Ihnen Zeit. Und damit Sie mich nicht für einen Scharlatan oder Verrückten halten, bekommen Sie auf das erste Bild einen kleinen Vorschuss. Als Beweis.“
Bevor Blaine etwas sagen konnte, hob der Mann kurz seine Hand und flüsterte etwas, das Blaine nicht verstehen konnte. Dann stand er auf und nickte ihm leicht zu.
„Lassen Sie sich morgen noch mal untersuchen. Am besten bei einem beliebigen anderen Arzt, falls Sie immer noch glauben sollten, dass Dr. Tolvin mit mir unter einer Decke steckt. Dann reden wir weiter.“
„Hey, Augenblick. Mal angenommen, ich würde diesen Blödsinn hier tatsächlich für eine Sekunde glauben, wieso soll ausgerechnet ich Ihre Fotos machen? Es gibt zig Fotografen, die besser und bekannter sind als ich.“
„Auch das habe ich Ihnen bereits gesagt, Mr. Blaine. Weil wir ein Fundament haben, das sich ausgesprochen motivierend auf unsere hoffentlich dauerhafte künftige Geschäftsbasis auswirken wird. Ihr Leben hängt von Ihren Fotos ab. Und falls Sie Interesse an der Verlängerung Ihres Lebens haben sollten, seien Sie in … sagen wir mal einer Woche wieder hier. In diesem Etablissement. Guten Tag, Mr. Blaine.“

Der Arzt spannte die Aufnahmen auf den beleuchteten Sichtschirm und hob einen Kugelschreiber, mit dem er auf die Bilder zeigte.
„Ich will ehrlich sein. Was wir hier sehen, ist ernst. Sehr ernst. Aber ich denke, dass wir zu diesem Zeitpunkt noch realistische Chancen haben. Sie hätten jedoch wirklich keinen Moment länger zögern dürfen. Ein, zwei Monate später, und man könnte allenfalls noch etwas gegen die Schmerzen tun. Gott sei Dank lässt sich das aber jetzt noch unter Kontrolle bringen, wenn wir sofort intervenieren. Ich sorge dafür, dass wir diese Woche einen OP-Termin für Sie kriegen. Wenn Sie bitte schon mal das Aufnahmeformular ausfüllen würden. Ich werde inzwischen …“
„Kennen Sie Dr. Tolvin?“
Der Arzt runzelte nachdenklich die Stirn.
„Ist das nicht ein Kollege im St. Mattew? Der Name sagt mir zwar etwas, aber persönlich ist er mir nicht bekannt. Wieso fragen Sie?“
Blaine reichte ihm ein Blatt Papier. Der Mediziner überflog den Text. Dann stockte er und las den Bericht erneut. Konzentrierter.
„Das ist merkwürdig. Wieso hat er denn …?“ Der Arzt griff zum Telefon auf seinem Schreibtisch.
„Judy, verbinden Sie mich bitte mit der Onkologie im Mattew’s. Dr. Spencer Tolvin, bitte.“
Einen Moment später war die Verbindung hergestellt.
„Dr. Tolvin? Hier spricht Dr. Russell aus dem St. Thomas. Es geht um einen Patienten von Ihnen. Michael Blaine. Ich habe hier Ihren Befund vor mir und ich kann diese Diagnose beim besten Willen nicht teilen. Wir haben Mr. Blaine heute ebenfalls untersucht. Weder wurden derart schlechte Blut- und Markerwerte bestätigt, noch sind Anzeichen für Streuungen in Leber, Nieren und Pankreas feststellbar. Sind Sie sicher, dass wir vom gleichen Patienten sprechen? Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen meinen Bericht noch heute …“
Blaine stand auf und verließ das Büro des Arztes.

„Sie haben sich entschieden, Mr. Blaine? Dann nehme ich an, der Vorschuss hat Sie überzeugt.“
Der Mann wirkte belustigt.
Blaine hob sein Whiskeyglas und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter.
„Wer zur Hölle sind Sie?“
„Nennen Sie mich einfach Mr. Smith. Alles Weitere muss Sie nicht interessieren. Das einzige, das für Sie zählen dürfte, sind die Fotos, die Sie für mich schießen werden, nicht wahr?“
„Und wenn ich Nein sage? Der Arzt glaubt, man könnte mir jetzt noch helfen. Vielleicht brauche ich Sie ja gar nicht mehr.“
Smith lachte wieder in seiner leisen, blasierten Art.
„Mr. Blaine, jetzt enttäuschen Sie mich bitte nicht. Natürlich müssen wir keine weiteren Geschäfte mehr miteinander tätigen. Ich zwinge Sie wirklich zu gar nichts. Jedoch wird das Ihnen gegebene Leben in sieben Monaten enden. Egal, ob Sie sich operieren lassen, Medikamente schlucken oder nur noch Kamillentee trinken. Stellen Sie sich unser Geschäft wie die Pausentaste an einem elektronischen Gerät vor. Und meine Bezahlung besteht darin, dass ich diese Pausentaste für eine gewisse Zeit drücke.“
„Was hat das mit den Fotos auf sich? Ich meine, Scheiße nochmal, keine Ahnung, ob Sie der Teufel sind oder was auch immer. Aber Sie haben die Macht, den verdammten Tod aufzuhalten. Wofür brauchen Sie denn dann mich, wenn Sie ja offenbar allmächtig sind?“
„Ich bin ganz sicher nicht der Teufel, Michael. Ich darf Sie doch Michael nennen? Und allmächtig bin ich auch nicht. Wie ich sagte, ich bin einfach nur alt und sehr gelangweilt. Jede Form der Abwechslung stellt für mich ein willkommenes Geschenk dar. Und um auf Ihre Fragen zu antworten, für Sie und Ihresgleichen besteht ein Foto lediglich aus einer Abbildung, die Sie mit Ihren Augen betrachten.“
Sein Blick bekam einen träumerischen, verklärten Ausdruck, als er in eine unbestimmte Ferne schaute, die nur er sehen konnte.
„Ich jedoch kann aus einer Fotografie wesentlich mehr gewinnen. Die Emotionen der Situation, den Geruch der Seelen, Schwingungen des Geistes, das Echo eines Bewusstseins. Auf so viel fundamentalerer Ebene als durch die bloße Wahrnehmung des Auges. Es liegt jedoch nicht an mir, solche Momente zu fotografieren. Es ist wie mit einem erlesenen Wein, wenn Sie so wollen. Der Connaisseur weiß ihn zu schätzen. Selber herstellen kann er den Wein jedoch nicht.“
„Aber warum dann so furchtbare Motive? Ich meine, Herrgott nochmal, eine Mutter, die ihr zerfetztes Baby in den Armen hält? Was ist denn daran schön?“
„Es geht nicht um die Schönheit, sondern um die Intensität. Und glauben Sie mir, Michael, eine Hochzeit, eine Taufe oder ein Kindergeburtstag sind nicht einmal halb so intensiv und kräftig wie eine Mutter, die ihr zerfetztes Baby in den Armen hält.“
„Das mag ja sein, aber ich …“
Schluss damit!“ Smiths Stimme verlor mit einem Schlag ihren kultivierten, gepflegten Klang. Ein Schatten legte sich über seine Miene und für einen winzigen, fast nicht messbaren Moment glaubte Blaine, er könnte hinter das Gesicht des Mannes blicken. Und was er dort sah, ließ ihn erstarren. Eine uralte, verkniffene und zerfurchte Fratze mit bösartig glühenden Augen und einem hassverzerrten Mund. Narben und Falten durchzogen fahles, verrottetes Fleisch wie Rinnsale voller Abwasser.
Doch bevor Michael noch Zeit hatte, entsetzt zurückzuweichen, sah er auch schon wieder in das unauffällige, lächelnde Gesicht, welches er von Smith gewohnt war.
„Wie gesagt, Sie müssen meinen Geschmack weder gutheißen noch teilen. Es genügt, wenn Sie ihn gut genug kennen, um mir das zu liefern, was ich haben will.“
Resigniert seufzend ließ Blaine die Schultern hängen. Er fühlte sich furchtbar müde, alt und hoffnungslos.
„Es kommt nicht nur auf die Kamera oder das Talent des Fotografen an. Egal, wie sehr mein Leben von diesen Bildern auch abhängen mag. Für jedes, wirklich jedes Bild braucht man auch diesen einen Faktor, der sich nicht kontrollieren oder erzwingen lässt. Genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort in der richtigen Sekunde abzudrücken. Wir reden hier nicht von einem Modelshooting. Die Fotos, die Sie haben wollen, kann man nicht vorbereiten, stellen oder bei Bedarf wiederholen.“
Blaine winkte dem Barkeeper zu und zeigte auf sein leeres Glas.
„Dieses Sarajevo-Bild, das Sie so toll finden. Wäre ich zu diesem Zeitpunkt nicht in Bosnien gewesen, in dieser Sekunde in diesem speziellen Flüchtlingslager, das Bild hätte es nie gegeben. Es war Zufall. Was ich damit sagen will, Mr. Smith, was mache ich, wenn ich Ihnen ganz einfach nicht die Bilder liefern kann, weil es der Zufall nicht will, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin?“
Smith drehte das Glas Wasser, welches unberührt vor ihm stand, in seinen Händen hin und her.
„Es freut mich sehr, dass Sie das fragen, Michael. Das zeigt mir, dass Sie unser kleines Arrangement offensichtlich doch nicht für den Blödsinn eines Freaks und Spinners halten. Daher werde ich Ihnen ein wenig unter die Arme greifen. Sie werden von Zeit zu Zeit eine Nachricht erhalten. Einen Anruf vielleicht. Oder ein Telegramm. Vielleicht auch eine Ansichtskarte oder einfach nur einen kleinen Notizzettel, den Sie eines Morgens auf Ihrem Küchentisch vorfinden. Darauf stehen ein Ort und ein Datum. Alles Weitere liegt dann bei Ihnen.“
Der Mann stand auf und legte einen makellosen Geldschein auf den Tresen. Die Note sah aus, als wäre sie gerade aus der Druckerei gekommen.
„Eine Sache noch. Die Fotos, die Sie machen, gehören exklusiv nur mir. Sie werden sie weder einer Zeitung noch anderen Medien zum Verkauf anbieten. Sie arbeiten nur für mich, wenn Sie in meinem Auftrag unterwegs sind. Sollten Sie jemals auf den Gedanken kommen, meine Fotos zu verkaufen oder jemandem von dieser gänzlich unglaubwürdigen Geschichte zu erzählen, dann …“
Blaine grinste humorlos.
„Schon klar, Mr. Smith. Dann lassen Sie die Pausentaste wieder los. Aber wie regeln wir das mit der Bezahlung?“
Smith reichte ihm eine schlichte Visitenkarte, auf der lediglich eine Nummer stand.
„Wenn Sie Ihren Auftrag erledigt haben, schicken Sie meine Fotografien an diese Postfachadresse. Sie werden nicht erfahren, wie viel mir die Bilder wert sind und wie viel Zeit ich Ihnen dafür gebe. Das werden Sie erst dann feststellen, wenn Sie eine erneute Nachricht von mir erhalten. Das bedeutet, um bei meinem Vergleich mit dem Wein zu bleiben, dass ich die Flasche geleert habe und es an der Zeit für Sie ist, mir eine neue Flasche zu bringen. Je besser, je befriedigender, desto mehr Zeit kriegen Sie von mir. Es ist nun mal ein Unterschied, ob Sie mir nur ein Glas Wein beschaffen oder ein ganzes Fass.“
Smith grinste still vor sich hin, als würde ihn sein Vergleich amüsieren. Dann reichte er Blaine eine Papierserviette.
„Ans Werk, Mr. Blaine. Ich habe Durst.“ Er deutete eine Verbeugung an und verließ grußlos das Lokal.
Michael Blaine betrachtete nachdenklich die zusammengefaltete Serviette, während er seinen Whiskey trank. Schließlich zog er das Stückchen Papier zu sich heran und klappte es auf.
Mit gestochen scharfer Handschrift stand darauf:
180 Greenwich St, New York, USA
11.September 2001

 

Hallo Eisenmann.

Was diese Sache mit dem Arztanruf angeht, so habe ich die Vermutung, dass wir aneinander vorbei reden bzw. schreiben oder du die Szene vielleicht missverstanden hast.
Die Szene habe ich schon verstanden. Ich sehe einfach nur etwas pessimistischer auf das dahinterliegende Gesundheitssystem... ;)

Grüße
Holger

 
Zuletzt bearbeitet:

SCFuchs

Hi SCFuchs!

Vielen Dank nochmal für dein Lob - kein Problem, ich habe deine Kritik nicht negativ aufgefasst. Und selbst wenn - falls dich etwas an der Geschichte stört oder dir nicht gefällt, dann ist das ja in Ordnung. Ich freue mich immer sehr, wenn man mir (neben Lob natürlich!:D) auch Schwachstellen aufzeigt. Von daher Danke nochmal für dein Feedback.

Viele Grüße vom EISENMANN
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The Incredible Holg

Hoi Grüner!

------------- Primadonna-Schmoll-Modus <activated> -------------------

Gelächter in der Südkurve - von wegen "gute Zwei"!! "Gute Zwei" ist dasselbe wie "Ganz gut" - und "Ganz gut" ist die kleine Schwester von "total beschissen"! Aber glaub ja nicht, ich könnte nicht zwischen den Zeilen lesen: dein Feedback war ein Veriss, weil du noch eingeschnappt bist, dass ich deine "Probezeit" zerballert hab!!:pah:

Na warte - ich kann's kaum erwarten, deine nächste Geschichte zu lesen ... genauer gesagt, kann ich es kaum erwarten, über ihr eine regelrechte Kritik-Kobaltbombe abzuwerfen!:baddevil:

------------- Primadonna-Schmoll-Modus <deactivated> -------------------


Ach Quatsch:kuss:! Vielen Dank für dein konstruktives Feedback und die detaillierten Anmerkungen, Großer! Außerdem kann ich mit ner guten Zwei ziemlich gut leben.

Das mit dem Twist und dem Überraschungseffekt am Ende ist so ne Sache. Ich hatte hin und her überlegt, was ich da einbaue. Wäre die Geschichte ne DVD, hätte ich (neben den deleted scenes) auch ein alternatives Ende draufgepackt. Wo er wirklich Tolvin knipst, wie er seine Tochter schreiend im Arm hält, nachdem sie von einem Mülltransporter plattgefahren wurde - sowas in der Art!;)
Aber wie ich es schon sagte - das wäre vielleicht "runder" gewesen, aber dafür hätte ein etwas globalerer Bezug gefehlt. Und ich wollte dem Schrecken gerne eine etwas größere Dimension verleihen.

Cool - du hast auch mal ne Teufels-Pakt-Story geschrieben? Schick mal den link - würd mich interessieren!:deal:

Was die sprachlichen Anmerkungen angeht - vielen Dank dafür. Mann, echt krass, wie viele Tipper, Schnitzer und Fehler immer wieder auftauchen!! Dabei hatte ich dieses mal wirklich versucht, mal die Schlampigkeiten rauszulassen.

Das wär natürlich der Oberklopper, wenn Blaine bei 9/11 tatsächlich selbst zum Opfer werden würde - da könnte er ja glatt nen Selfie für Mr. Smith machen. Das wär doch auch ein ganz passendes Ende.

Anyway - trotz fehlendem Twist oder Knalleffekt freut es mich, dass du mit der Geschichte etwas anfangen konntest und vielen Dank nochmal für deine Tips und Ratschläge!

Wir lesen uns!
Der EISENMANN
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HoWoA

Hallo Holger.

Stimmt - unser Gesundheitssystem lässt einen nicht unbedingt optimistisch in die Zukunft schauen.

Viele Grüße zurück
EISENMANN

 

Gelächter in der Südkurve - von wegen "gute Zwei"!! "Gute Zwei" ist dasselbe wie "Ganz gut" - und "Ganz gut" ist die kleine Schwester von "total beschissen"!
(...)
Ach Quatsch:kuss:! Vielen Dank für dein konstruktives Feedback und die detaillierten Anmerkungen, Großer! Außerdem kann ich mit ner guten Zwei ziemlich gut leben.
Wenn ich "gute Drei" gesagt hätte, wäre dein Zorn berechtigt. :D

Ich persönlich wäre mit guten Zweien für alle meine Geschichten auch ziemlich gut bedient ...

Cool - du hast auch mal ne Teufels-Pakt-Story geschrieben? Schick mal den link - würd mich interessieren!:deal:
Das war mein Beitrag zur vorigen Challenge: http://wortkrieger.de/showthread.php?57250-Zwei-Leben
Müsstest du kennen, jedenfalls hast du den Text damals (wohlwollend) kommentiert. Hat sich aber vielleicht nicht so ins Gedächtnis eingebrannt.

Und das hier ist übrigens die Story, auf die ernst offshore angespielt hat: http://www.wortkrieger.de/showthread.php?55072-Wer-zum-Teufel-ist-Uli
Auf die hat man mich damals auch verwiesen. Ist wohl tatsächlich was Archetypisches.

Das wär natürlich der Oberklopper, wenn Blaine bei 9/11 tatsächlich selbst zum Opfer werden würde - da könnte er ja glatt nen Selfie für Mr. Smith machen. Das wär doch auch ein ganz passendes Ende.
So ein Selfie gibt's ja schon: http://0.tqn.com/d/urbanlegends/1/S/m/2/missing.jpg (Man beachte die URL.)

Ich wusste nur nie, dass der Typ Michael Blaine heißt. :lol:

Grüße vom Holg ...

 

Hej Eisenmann,

dieser Geschichte glaube ich anzumerken, dass du Bilder bereits vorher im Kopf hattest. Du schaffst sehr plastische Situationen. Deine Protagonisten sind scharf gezeichnet und präzise, schlüssig. Es ist wie einen Film sehen. Magic.

Meinst du nicht, dass du langsam genug hast, Partner?“
Blaine warf einen zerknüllten Geldschein auf die Theke.
„Meine Sache. Solange ich zahle, Fresse halten und nachfüllen.“
Der Barkeeper sah zuerst Blaine und dann den Geldschein an. Schließlich fischte er den Schein vom Tresen und griff zur Bourbonflasche.

Es ist nicht allein meine Schuld, dass ich diese Passage als klischeebehaftet empfinde. Dieses Gespür wurde hier geschult. :Pfeif:

Sie denken, dass ich ein Betrüger oder verrückt bin. Seien Sie versichert, keins von beiden ist der Fall. Ich bin einfach nur sehr alt. Es ist schwer, überhaupt noch etwas zu finden, was meine Aufmerksamkeit länger als ein paar Augenblicke wecken kann. Sie wären normalerweise keine Ausnahme, denn Sie sind nichts, wirklich gar nichts Besonderes. Es ist Ihnen weder gelungen, in der Ihnen gegebenen Zeit etwas Großes oder Nachhaltiges zu bewirken, noch werden Sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wenn Sie gehen. Normalerweise würde ich keine Sekunde oder Gedanken an Sie verschwenden. Aber ich sagte es bereits, mir gefallen ein paar Ihrer Bilder. Deshalb möchte ich Ihnen einen Tausch vorschlagen. Und es ist ja nicht so, dass Sie noch etwas zu verlieren hätten, nicht wahr?“

Das ist dann wiederum spannend. Wobei der letzte Satz nicht zwingend benötigt wird. Das habe ich bereits so verstanden. :shy:

Ein Lachen, das in einen Golfclub oder eine Oper gehörte, und nicht in eine schmuddelige Bar.

Und an dieser Stelle hätte mir ein kleiner Zusatz in Bezug auf ein unmoralisches Angebot noch behagt. Irgendetwas Witzig-intelligentes, was mir nicht einfällt. :D

Der Arzt spannte die Aufnahmen auf den beleuchteten Sichtschirm und hob einen Kugelschreiber, mit dem er auf die Bilder zeigte.
„Ich will ehrlich sein. Was wir hier sehen, ist ernst. Sehr ernst. Aber ich denke, dass wir zu diesem Zeitpunkt noch realistische Chancen haben. Sie hätten jedoch wirklich keinen Moment länger zögern dürfen. Ein, zwei Monate später, und man könnte allenfalls noch etwas gegen die Schmerzen tun. Gott sei Dank lässt sich das aber jetzt noch unter Kontrolle bringen, wenn wir sofort intervenieren. Ich sorge dafür, dass wir diese Woche einen OP-Termin für Sie kriegen. Wenn Sie bitte schon mal das Aufnahmeformular ausfüllen würden. Ich werde inzwischen …“
„Kennen Sie Dr. Tolvin?“
Der Arzt runzelte nachdenklich die Stirn.
„Ist das nicht ein Kollege im St. Mattew? Der Name sagt mir zwar etwas, aber persönlich ist er mir nicht bekannt. Wieso fragen Sie?“
Blaine reichte ihm ein Blatt Papier. Der Mediziner überflog den Text. Dann stockte er und las den Bericht erneut. Konzentrierter.
„Das ist merkwürdig. Wieso hat er denn …?“ Der Arzt griff zum Telefon auf seinem Schreibtisch.
„Judy, verbinden Sie mich bitte mit der Onkologie im Mattew’s. Dr. Spencer Tolvin, bitte.“
Einen Moment später war die Verbindung hergestellt.
„Dr. Tolvin? Hier spricht Dr. Russell aus dem St. Thomas. Es geht um einen Patienten von Ihnen. Michael Blaine. Ich habe hier Ihren Befund vor mir und ich kann diese Diagnose beim besten Willen nicht teilen. Wir haben Mr. Blaine heute ebenfalls untersucht. Weder wurden derart schlechte Blut- und Markerwerte bestätigt, noch sind Anzeichen für Streuungen in Leber, Nieren und Pankreas feststellbar. Sind Sie sicher, dass wir vom gleichen Patienten sprechen? Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen meinen Bericht noch heute …“
Blaine stand auf und verließ das Büro des Arztes.

Diesen Absatz hätte ich mir durchaus subtiler und kürzer vorstellen können, hätte ich doch lediglich einen Beweis dieses abstrakten Deals benötigt.

Ein Schatten legte sich über seine Miene und für einen winzigen, fast nicht messbaren Moment glaubte Blaine, er könnte hinter das Gesicht des Mannes blicken. Und was er dort sah, ließ ihn erstarren. Eine uralte, verkniffene und zerfurchte Fratze mit bösartig glühenden Augen und einem hassverzerrten Mund. Narben und Falten durchzogen fahles, verrottetes Fleisch wie Rinnsale voller Abwasser.

Das ist cool. Einen Moment des Scheins zu zeigen, um mir das Böse zu demonstrieren. Man muss sich nicht festlegen, kann auch nicht so sein.

Leider war 9/11 nicht das Werk des Teufels - im Gegenteil. :(

Ich habe eine spannende, kurzweilige, phantastische Geschichte gelesen. Für meinen Geschmack besteht die Informationszufuhr zu viel aus Dialogen. Ich bevorzuge es mehr so durch die Blume - ich weiß schon :whocares: - Ich will es nur erwähnt haben. :shy:

Du triffst zwei Fliegen mit einer Klappe - die Fotografen an "Kriegsschauplätzen" und ihren Nutzen und was der Mensch nicht alles macht, um Zeit zu gewinnen. Dafür nutzt du Magie. Clever boy.

Danke für diese Geschichte und freundlicher Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Eiserner,

erst jetzt komme ich leider dazu, deine Geschichte zu kommentieren, die ich schon vor Tagen genossen hatte.

Sah das Horror-Stichwort und hatte mich auf eine Kaufentscheidung für den Frühling über eine neue Baureihe von Stihl-Motorkettensägen eingerichtet, gehofft, was Interessantes über das Gewicht vollgeladener Müllfahrzeuge oder die Breite deren Reifen zu lernen, von dem Einsatz von Kaffeetassen als todbringende Wurfgeschosse zu erfahren ... und war dann ein wenig enttäuscht, als es das alles nicht gab. Von daher hätte ich das Stichwort „Seltsam“ besser gefunden.

Ich habe die Kommentare nur überflogen und möchte jetzt noch meinen Senf hinzugeben, der vielleicht ähnlich schmeckt wie der meiner Vorredner.

Anfang / Ende:
Hier hatte ich gedacht, dass sich der Kreis wieder schließt, dass es wieder zurück zur Tochter des Arztes käme. Das hätte mir auch gut gefallen.

Mittelteil:
„Nicht schon wieder eine Teufel-Geschichte“, dachte ich zuerst. „Seele gegen Gesundheit.“ Gut, dass es doch anders war, nämlich eine sehr kreative Variante.

Ende:
Also, ich weiß nicht. Wenn schon der Pulitzer-Preis für Fotografie erwähnt wird, dann erwarte ich auch ein entsprechendes Foto am Ende der Geschichte.
Obwohl ich die Idee mit NineEleven sehr gut finde und ich am Ende schon kräftig auspusten musste, hätte ich ein anderes Objekt bzw. Motiv genommen. (Übrigens fand ich es schade, dass die Geschichte zu Ende war. Hätte noch seitenweise weiterlesen können.)
In der ganzen Story konnte ich gut eintauchen, in die Personen, in die Handlung – das ist dir sehr gut gelungen. Nur am Ende, da konnte ich mir gar kein Bild(!) machen von dem, was an einer Fotografie von den TwinTowers bzw. eines / mehrerer Opfer so EINMALIG sein soll. Die Bilder gab es doch zuhauf. Einfallen würd mir noch das Bild von den Leuten, die durch den Nebel über die Straße taumeln.
Mir fehlt in der Geschichte der Bezug zu dem einen, zu dem bekannten, dem berühmten Foto. Weißt, was ich meine?
Von daher hätte ich die Geschichte zeitlich weiter nach vorne gerutscht. Das erste Foto aus z.B. 1942 vom WW2, und das zweite dann auf den 8. Juni 1972 datiert: „Das Foto überhaupt“, nämlich das Foto des Jahrhunderts

Was Textliches:

An ein paar Stellen bin ich rausgerutscht, da ich nicht wusste, wer da jetzt spricht:

Der Mann deutete mit einem dürren, spinnenbeinartigen Finger auf den Drink.„Alkohol wird Ihnen nicht helfen, Mr. Blaine.“
„Kennen wir uns?“
Der Anflug eines leichten Lächelns huschte über das Gesicht des Mannes.
„Nun, ich weiß, wer Sie sind.“
Blaine grunzte unwillig.
„Hören Sie, ich bin nicht in der Stimmung für rätselhaftes Gequatsche. Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?“
Hätte es so gemacht, die Zeilen passend zusammengerückt:

Der Mann deutete mit einem dürren, spinnenbeinartigen Finger auf den Drink.„Alkohol wird Ihnen nicht helfen, Mr. Blaine.“
„Kennen wir uns?“
Der Anflug eines leichten Lächelns huschte über das Gesicht des Mannes „Nun, ich weiß, wer Sie sind.“
Blaine grunzte unwillig. „Hören Sie, ich bin nicht in der Stimmung für rätselhaftes Gequatsche. Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?“

Aber sonst:
Eine souverän geschriebene Geschichte, professioneller Stil. :thumbsup:
Danke für das Lesevergnügen (obwohl es inhaltlich ja kein Vergnügen ist).

Liebe Grüße,
GoMusic

P.S.: Alles Gute fürs Neue Jahr!

 

Lieber Eisenmann,

mir ist noch was zur Logik des Schlusses eingefallen, wo du ja eben gerade kein Foto des Jahrhunderts präsentierst. Das würde dem Exklusivvertrag widersprechen. Du kannst also nur auf spektakuläre Ereignisse hinweisen, wo das allerspektakulärste Foto dann in der Privatsammlung des Mister Smith liegt. Überhaupt bleibt für mich offen, ob Blaine die Termine einhält, vielleicht hat der Teufel doch die Pausentaste losgelassen und einen anderen Fotografen in Versuchung geführt. Für Blaine habe ich irgendwie Sympathien, der hat ja doch ein paar Skrupel.
So wie sich derzeit die schlimmen Ereignisse häufen, muss man wohl davon ausgehen, dass dieser Teufel ein Säufer ist.

Gruß wieselmaus

 

Hallo Eisenmann,

ach wie langweilig, ich habe auch nichts Neues zu sagen, denn: Die Geschichte ist schlicht genial! Sie hat mich wirklich gefesselt und ich habe nur eine Winzigkeit zu bekritteln.

„Was immer du sagst, Kumpel“, murmelte er und nippte an dem Whiskey.
„Das bringt nicht viel.“
Blaine fuhr aus seinen Gedanken hoch.
Ich finde, der letzte Satz kommt zu unvermittelt, da gehört für mein Empfinden noch eine Zeitangabe oder etwas in der Art hin. Ansonsten: Erste Sahne! Und der Anruf des Arztes bei einem Kollegen, der ist stimmig, das habe ich schon bei weniger bedrohlichen Diagnosen erlebt.
Gratulation, die Story ist einfach klasse!

Winterliche Grüße,

Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

The Incredible Holg

Yo Holg!

Stimmt ja - deine Challenge-Story hatte ja auch so nen Deal zum Inhalt! Jetzt, wo ich meinen Kommentar gelesen habe, fällts mir wieder ein - der Prot deiner Story war ja so ein richtig schön fieses Sackgesicht!!:D
Was dieses "Selfie" angeht - Fotoshop lässt grüßen, nicht wahr?

Grüße (ganz ohne Fotoshop!) vom EISENMANN
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Kanji

Huhu Kanji!

Vielen lieben Dank für deine Zeit und dein Feedback! Es freut mich wieder mal und wie immer, dass du meine Geschichte gelesen und kommentiert hast! Und noch mehr freut es mich, dass sie dir gefallen hat.

Klar, einen gewissen Wiedererkennungswert hat die Geschichte und besonders die Sache mit dem Deal zwischen Blaine und Smith ja schon, gebe ich zu. Aber ich schätze mal, bei allen solchen Geschichte finden sich Ähnlichkeiten. Versuch heutzutage mal ne Fantasy-Story zu schreiben, die nicht nach HdR oder Game of Thrones klingt!:D

Und an dieser Stelle hätte mir ein kleiner Zusatz in Bezug auf ein unmoralisches Angebot noch behagt. Irgendetwas Witzig-intelligentes, was mir nicht einfällt.:D
Sehr cool - gefällt mir total klasse! Mach's besser - keine Ahnung wie! Sagt mein Chef auch immer zu mir!:D

Leider war 9/11 nicht das Werk des Teufels - im Gegenteil.
Das stimmt leider nur allzu sehr, auch wenn es für jeden natürlich eine sehr bequeme Vorstellung wäre, dass böse Dinge vom Teufel verschuldet werden, und nicht vom Menschen! Haha - na sicher doch!!
Bei meiner Geschichte allerdings hatte ich mir das so gedacht, dass der Teufel diese Katastrophen nicht auslöst - jedenfalls nicht direkt - aber sie natürlich voraussehen kann und Blaine dann "nur" den Ort und die Zeit nennt.

Du triffst zwei Fliegen mit einer Klappe - die Fotografen an "Kriegsschauplätzen" und ihren Nutzen und was der Mensch nicht alles macht, um Zeit zu gewinnen. Dafür nutzt du Magie. Clever boy.

Danke Danke!!:) Ich hatte in der Tat beim Schreiben sehr oft diesen Gedanken im Kopf, welchen Preis man wohl bereit wäre zu zahlen, wenn's um die eigene Haut geht?

Viele liebe Grüße zurück vom EISENMANN
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GoMusic

Huhu GoMusic!

Auch dir vielen herzlichen Dank für deine Kommentare und Anmerkungen. Es freut mich sehr, dass du die Geschichte auch noch weitergelesesn hättest, wenn sie länger gewesen wäre!! Das ist ein wirklich sehr großes Lob und ein Motivationsschub, weil ich immer selber ein bisschen zurückschrecke, wenn ich mir manchmal die Längen meiner Geschichten so ansehe.

Schön, dass ich das altbekannte Thema vom guten alten Dr. Faustus ein wenig überraschender gestalten konnte. Ich hatte zunächst noch eine andere Idee gehabt, aber die Feder (bzw. Tastatur) wollte es dann doch anders haben - und was soll man da machen?!:D

Was die 9/11-Fotos bzw. die Dimension des Schreckens angeht, so hatte ich bei der Vorbereitung der Geschichte so einige Fotos im Kopf. Vietnam, Afghanistan, Auschwitz. Es haben ja auch schon mehrere angemerkt, dass es zu einem rundem Ende gepasst hätte, wenn am Ende das nächste Foto Dr.Tolvin und seine Tochter getroffen hätte.
Ich muss jedoch sagen, dass ich das ein wenig zu einschränkend empfunden hätte. Der furchtbare Rahmen des Schreckens sollte größere Kreise ziehen. Du hast recht - 9/11-Fotos gibt es nicht zuletzt dank der heutigen Handy-Generation ja schon wirklich zuhauf. Jedoch wollte ich absichtlich auf kein reales Foto eingehen - das hätte ich pietätlos gefunden. Ich will nicht realen Schrecken oder Trauer in eine fikitve Geschichte einbauen, wenn dieser Schrecken tatsächlich ein Gesicht und eine Identität hat.
Ich hätte kein Problem damit, die Titanic von einem Seeungeheuer versenken zu lassen oder irgendwelche Strahlenmutanten aus den Trümmern von Fukushima hervorzukramen. Aber z.B. die Fotos von realen Menschen (z.B. die armen, missgebildeten Kinder nach Tschernobyl) zu verwenden, sowas möchte ich nicht.
Im Grunde genommen braucht man für Horrorgeschichten echt überhaupt keine Fantasie - Tagesschau reicht als Inspiration!

Vielen Dank für deine Anmerkungen und dein Lob. Besonders freut es mich, dass dir mein Stil zugesagt hat!:)

Ein frohes, gesundes und hoffentlich nur schöne Fotos bescherendes neues Jahr wünscht dir der EISENMANN
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wieselmaus

Hallo wieselmaus!

Du hast vollkommen recht - die Fotos, die Mr. Smith "genießen" kann, bleiben uns zum Glück erspart. Wir kriegen ja auch so schon genug davon mit, nicht wahr? Insofern ist Smith ein wirklich ziemlicher Säufer - und der Nachschub dürfte wohl unerschöpflich sein, jedenfalls solange es noch Menschen gibt!

Viele liebe Grüße vom EISENMANN
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@ Eva Luise Groh

Hallihallo Eva!

Ach, das ist überhaupt nicht schlimm - bei Lob wird mir nie langweilig!!:lol:
Von daher vielen lieben Dank für dein Feedback und das Kompliment. Ich kenne das auch so, dass bei Zweifeln über eine Diagnose die Ärzte miteinander sprechen. Nicht, dass das Ergebnis der zweiten Untersuchung besonders überraschend gewesen wäre, nicht wahr?

Warnherzige Grüße trotz eisiger Kälte schickt dir der EISENMANN

 

Hallo Eisenmann

Finde das auch eine kurzweilige und unterhaltsame Geschichte. Sehr flüssig geschrieben, mir sind keine Schnitzer aufgefallen. Kurz gestockt habe ich hier:

für Sie und Ihresgleichen besteht ein Foto lediglich aus einer Abbildung, die Sie mit Ihren Augen betrachten.

Das stimmt natürlich nicht. Besonders für einen Fotografen ist ein Foto weit mehr als eine bloße Abbildung, vor allem die eigenen guten Bilder, in die viel Vorbereitung, Arbeit und Herzblut geflossen sind.

Zwei Dinge haben mich etwas gestört. Zum einen diese Stelle hier:

Eine uralte, verkniffene und zerfurchte Fratze mit bösartig glühenden Augen und einem hassverzerrten Mund. Narben und Falten durchzogen fahles, verrottetes Fleisch wie Rinnsale voller Abwasser.

Ich sehe hier keinen Mehrwert. Für den Leser ist doch eh schon lange klar, dass es sich bei diesem Mr. Smith um eine phantastische Figur handelt, und gerade weil das ja auch ein oft verwendetes Motiv ist, würde ich da aufpassen, nicht zu tief in bekannte Muster zu verfallen. Das tust du hier. Mr. Smith wäre vermutlich auch bedrohlicher, wenn er ruhig bleiben würde und sich die Bedrohlichkeit vielleicht nur in seinem Blick oder seiner Stimme äußern würde. Das Verändern des Aussehens finde ich zu viel.

Und das zweite:

180 Greenwich St, New York, USA
11.September 2001

Ich finde, hier machst du es dir etwas leicht. Klar, bei dem Datum schreckt man als Leser vielleicht kurz auf, aber ich sehe das ähnlich wie GoMusic (und vielleicht auch andere) es angesprochen haben - davon gibts doch nun wirklich zuhauf Video- und Fotomaterial. Da steht auch keine Uhrzeit und nix, und ja, was genau will er denn dort fotografieren (was es nicht eh schon gibt) und dieselbe Intensität hat wie die Mutter mit dem toten Kind?

Ich finde, genau an der Stelle verpasst du es, tiefer in den Horror-Bereich zu tauchen. Ich hab mich gefragt, was das wohl für Auswirkungen auf einen Menschen hat, wenn er ein solches Angebot bekommt. Welchen Preis zahlt Blaine wirklich? Da geht ja der echte Horror erst los. Könntest du dir nicht beispielsweise vorstellen, dass Blaine wirklich alles tun würde, um diese leidenden Menschen vor die Kamera zu bekommen? Vielleicht ihnen sogar selbst das Leid zufügen? Wenn er merkt, dass er durch fremdes Leid sich Lebenszeit erkauft, dann könnte er ja selbst das Leid auslösen und wäre dann auch sicher, im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein. Deine Geschichte bricht ja an einer spannenden Stelle ab - was geschieht jetzt mit Blaine? Wo ist der Haken? Wir wissen ja alle, dass ein Pakt mit dem Teufel selten gut ausgeht. Welchen Preis muss er bezahlen? Das beantwortest du nicht, und das hätte ich jetzt bspw. interessanter gefunden als den Dialog, warum Mr. Smith unbedingt diese Fotos haben will (obwohl der auch gut war).

Wie gesagt, mir gefällt die Geschichte, die ist unterhaltsam und macht Spaß und ist gut geschrieben, aber in meinen Augen hättest du das Thema ruhig noch etwas weitertreiben dürfen.

Grüsse,
Schwups

 
Zuletzt bearbeitet:

Eines trüben Tages, als der Wind durch die Straßen pfiff, jaulte und heulte und sich überschlug vor Lust, saßen Ete und Petete (ach nee, das war was anderes), saßen also die Gott mit ihrer besten Freundin Lotti, der Hüterin des Schönen, Edlen und Guten, im Einzimmerapartment von die Gott, im fünfzehnten Stock eines Marzahner Plattenbaus.

„Sag mal, Lotti, was denkst du über den Mr.Smith?“
„Was soll ich da schon sagen, spinnt bisschen. Satan dritten Grades, zweite Kategorie, Vorhölle, was willst du da erwarten.“
„Ja, hast ja recht. Der nervt trotzdem. Weißt du, was der sich ausgedacht hat?“
„Sag schon.“
„Sammelt neuerdings Bilder.“
„Was für Bilder?“
„Katastrophen-Zeug. Folter, Tod und so Zeug.“
„Wie blöd ist der denn? Kann er doch in seiner Behausung jeden Tag haben.“
„Und gibt dafür Lebenszeit.“
„Echt.“
„Ist eh Beschiss. Wenn das sein Boss bemerkt, kriegt er ne Abmahnung.“
„Ja, eben.“
„Wann kommt eigentlich der Eisenmann und bringt die Stückchen?“
„Sei mal bisschen geduldiger, du bist doch die Gott.“
„Ja, klar, trotzdem habe ich Hunger.“
Also ich fand es lustig und gut geschrieben. Teufel und Gott haben ja hier mittlerweile Konjunktur, da hat wohl jemand Trends gesetzt, das freut mich.

Viele Grüße
Isegrims

P.S. Das mit 9/11 fand ich nicht so inspiriert, den Rest schon.

 

Hallo Eisenmann,

Deine Geschichte hatte ich schon kurz nach Einstellen gelesen. Leider fehlt mir momentan die Zeit, eine detaillierte Kritik abzugeben, daher nur kurz:

Mir hat sie sehr gut gefallen, die Zeilen flogen glatt durch meinen Kopf, ich konnte schmunzeln, nachdenken und mitfühlen. Nur gegruselt habe ich mich nicht. Wie andere vor mir, hatte ich erwartet, dass das Mädchen noch eine Rolle spielen wird und, naja, der Hinweis auf 9/11 am Ende hat mich nicht vom Hocker gehauen. Mein Problem mit 9/11 ist die Unpersönlichkeit des Ereignisses. Das Grauen wird für mich immer dann besser greifbar, wenn es mir anhand einer oder weniger Personen vorgeführt wird, in die ich mich wirklich hineinversetzen kann.

Geschockt wäre ich zum Beispiel gewesen, wenn am Ende Datum, Zeit und Ort seiner Hochzeit auf dem Zettel stünde oder eine andere, Michael Blaine nahestehende Person betroffen wäre.

Und die Mittelmäßigkeit der Teufelsfähigkeiten von Mr. Smith hat Isegrims schon sehr amüsant auf den Punkt gebracht.

Aber mal ehrlich, diese Art von Kritik kann man auch für viele Geschichten bekannter Autoren schreiben.

Also, tolle Geschichte, gut geschrieben und hat viel Spaß gemacht zu lesen.

Gruß

Geschichtenwerker

 

Hallo Eisenmann,

deine Geschichte habe ich sehr gebannt gelesen und sie hat mich schwer beeindruckt.
Ich finde, da passt alles: Buchstabe für Buchstabe. Spannend ohne Ende, obwohl das Thema nicht neu ist.

In den Armen hielt sie ein blutiges Bündel. Ihr Gesicht war eine einzige verzerrte Maske des Schreckens. Die Frau hatte die Augen aufgerissen und schrie einen stummen, endlosen Schrei in den Himmel.
Böse. da fehlen mir die Worte...


Eine uralte, verkniffene und zerfurchte Fratze mit bösartig glühenden Augen und einem hassverzerrten Mund. Narben und Falten durchzogen fahles, verrottetes Fleisch wie Rinnsale voller Abwasser.
In seiner Hässlichkeit so schön beschrieben.

Ich bin mir sicher, dass diese Geschichte noch länger bei mir nachwirken wird.
Jetzt im Moment habe ich Al Pacino und Keanu Reeves ("The Devil’s Advocate") vor Augen. Und ein Buch kommt mir in den Sinn, welches ich vor langer, langer Zeit mal las. Hab's gefunden. "Die Fälschung" von Nicolas Born.

Vielen Dank für diese Geschichte.

Lind

 

Hallo Eisenmann,

gute Geschichte. Spannend, zügig, bis auf eine Kleinigkeit, und obendrein noch überraschendes Ende.
Der Titel ist auch gelungen.

Ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen und habe nicht vor, sie groß zu sezieren. :D

Aber am Anfang kommt sie ein wenig schleppend in Gang und dieser doch irritierend intensive Blick Blaines auf das Foto des Mädchens hat mich auf die falsche Bahn gebracht. Ich dachte, er wird ihr etwas antun oder er ist Pädophiler oder weiß der Henker.

In einer Kurzgeschichte, aber auch in einem Roman sollte man keine Baustellen anfangen, die man nicht am Ende zuende bringt. Dieser Geschichtenschnörkel ist dann im Laufe der Geschichte weder mit dem Plot verbandelt, noch bringt er neue Erkenntnisse zu Blaines Charakter.

Es reicht, wenn du ihn ein Foto betrachten lässt, bei welchem er seine Kennerschaft als Fotograf zeigen kann. Ich denke da nicht unbedingt an die Kommentierung eines Mädchenfotos. Es ginge mir mehr um das Fotomotiv, die Belichtung, Ausleuchtung etc.. Lass dir Tipps von Bernadette geben, die kennt sich mit dieser Materie sehr gut aus und macht sehr gute Fotos. Es spielt ja in Amerika, wie wäre es also mit einem Gruppenfoto auf der Jagd? Doc und andere Typen stehen hinter all den in Strecke ausgelegten Hirschen oder so.


Alles andere hat mir einfach nur gefallen und der Sog, immer weiterlesen zu müssen, war unaufhaltsam. Und genau so soll eine Geschichte ja sein.

Lieben Gruß

lakita

 

Schwups

Hi Schwups!

Vielen Dank für dein Feedback und deine Anmerkungen. Cool - keine Schnitzer mehr! Das liegt aber auch mit daran, dass ich hier schon so viele Hinweise und Korrekturanmerkungen bekommen habe - besonders mit dem "dass/das" war ich dieses Mal offenbar ziemlich auf dem Kriegsfuß!

Das stimmt natürlich nicht. Besonders für einen Fotografen ist ein Foto weit mehr als eine bloße Abbildung, vor allem die eigenen guten Bilder, in die viel Vorbereitung, Arbeit und Herzblut geflossen sind.
Klar, natürlich ist die Betrachtung eines Bildes nichts dasselbe wie das Durchlesen von einem Kochrezept, obgleich wir trotzdem beides ja "nur" über das Auge wahrnehmen. Ich nehme trotzdem mal an, du weißt, was ich dort für eine intensive Erfahrung beschreiben wollte, die Smith erlebt, wenn er Bilder regelrecht aussaugt - wie ein Vampir sozusagen. Ich wollte/konnte das in der Szene allerdings nicht noch näher beschreiben, da es sich ja um einen Dialog handelt und ich diesen Aufsaugvorgang da nur schlecht darstellen konnte.

Hm, über diesen graphischen Effekt der Visualisierung des Übernatürlich-Unheimlichen kann man gewiss geteilter Meinung sein. Ich habe beide Auffassungen schon kennengelernt - dem einen gefällts, dem anderen nicht. Wie meistens. ;)

Oh Mann, das ist natürlich trotz allen Lobes ein Rückschlag, dass du das Ende der Geschichte als Abbruch dort empfunden hast, wo's ja eigentlich erst richtig losgehen könnte. Das ist sehr schade und natürlich nicht das, was ich mit dem Ende beabsichtigt habe. Aber ich hatte es schon erwähnt - ich wollte das Ende und die darin enthaltene Tragödie größer, tiefgreifender und bedrückender gestalten. Und obwohl sich ein solcher Vergleich im wahren Leben ja nicht anbietet, finde ich den Tod von so vielen Opfern von 9/11 einfach schlimmer als "nur" (man möge mir das bitte nachsehen) den Tod von beispielsweise der Tochter des Arztes.

Dennoch danke ich dir von Herzen für deinen Kommentar und das Lob, obgleich das Ende leider nicht nach deinem Geschmack gewesen ist.

Winterliche Grüße vom EISENMANN
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Isegrims

Hey Ho, liebe Co-Autorin!!:D

Also erstmal vielen Dank für deinen sehr kreativ gestalteten Kommentar - mit ner Message von "die" Gott hab ich auch nicht gerechnet!! Wow - wer hätte gedacht, dass sich dieses kleine Geschichtchen bis zur Chef(innen)-Etage rumspricht!!

Übrigens total cool, die Gott ins Spiel zu bringen. Hab mich immer gefragt, ob man sich als Frau eigentlich auch diskriminiert fühlen kann, weil Gott im Grunde genommen ja als Mann dargestellt wird.
Wobei unser/unsere liebe Gott über solche Gedanken wahrscheinlich eher nur traurig den Kopf schüttelt!;)

Gut - was die Allmacht von Smith und seinen Deal mit Blaine angeht bzw. die Frage, ob er diesen überhaupt in dem Sinne "bräuchte", so wäre es vielleicht runder gewesen, wenn es z.B. nicht um die Fotos gegangen wäre, sondern um das Leid und die Qual von Blaine, an der er sich ergötzen würde.
Eine Möglichkeit, warum Smith ihn brauchen würde, habe ich durch den Vergleich mit dem Wein versucht. Ist halt schwierig, wenn ein göttliches Wesen mit einem einfachen, fehlerhaften und sterblichen Wesen Kontakt hat.

Was das Ende bzw. 9/11 angeht, so kann ich auf meine Antwort an Schwups verweisen.

Insgesamt freut es mich aber, dass die Gott meine Story gelesen hat - hoffentlich ist sie nicht allzu erbost darüber, dass ich die Stückchen auf dem Weg zum Mahrzahner Plattenbau leider selber weggefuttert habe. Aber erstens ist der Verkehr immer mörderisch und ich stand stundenlang im Stau, und außerdem konnte ich der Versuchung einfach nicht wiederstehen - man kriegt Paradiestorte mit Engelfreudentränen-Glasur schließlich nicht jeden Tag vor die Futterluke!!:Pfeif:

Winterliche Eis-Torten-Grüße vom EIS(EN)MANN
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Geschichtenwerker

Huhu Geschichtenwerker!

Vielen lieben Dank für deine Zeit und die Anmerkungen, die du dir mit meiner Geschichte genommen hast. Das freut mich natürlich sehr, dass sie dir gefällt und du Spaß damit hattest. Dann habe ich das wichtigste Ziel ja erreichen können.

Was die Anmerkungen bzgl 9/11 und dem Umfang der Macht von Smith angeht, da habe ich ja z.B. Schwups auch schon zu genau diesen Punkten geschrieben, was ich mir dabei so gedacht habe bzw. wo die Schwierigkeiten bei der Umsetzung lagen.
Aber du hast (leider) recht - diese Punkte sind ja nun schon mehreren Kritikern aufgefallen und angemerkt worden. Andererseits haben anderen Leser die von mir gewählte Struktur als nicht so störend bzw. fraglich empfunden. Ich denke - der Königsweg, so es denn einen gibt, liegt sicher irgendwo westlich der Hölle und östlich des Himmels!

Vielen Dank noch mal für deine Anmerkungen. Ein schnee- und winterchaos-freies Wochenende wünscht dir der EISENMANN
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Lind

Hallo Lind!

Wow - vielen lieben Dank für das sehr schöne und lobende Feedback!! Es freut mich sehr, dass ich einem zugegebenermaßen schon ziemlich "stark befahrenen" Sujet trotzdem noch einen guten Unterhaltungswert und Spannung abringen konnte. Es gibt ja seit Dr. Faust ja weiß Gott/Satan genügend Beiträge zu diesem Thema.

Wenn es einem Autor gelingt, dass seine Geschichte nicht gleich wieder in den Untiefen unserer Gehirne verschwindet, sondern tatsächlich auch noch eine gewisse Zeit nachhallen kann, dann ist das wohl mit das größte Kompliment, dass man dem Autor machen. Dafür danke ich dir sehr!
The Devil's Advocate ist ein sehr passender Film dazu, der mir auch gut gefallen hat - Pacino spielt den Teufel echt cool. Außerdem spielt Charlize Theron mit, und mit ihr würde mir auch die Verfilmung von Benjamin Blümchen gut gefallen!!:D

Cineastische und mediale Grüße und ein hoffentlich schönes Wochenende wünscht dir der EISENMANN
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lakita

Huhu lakita!

Auch dir vielen Dank für dein Feedback und die Anmerkungen! Das ist lieb von dir, das Sezierbesteck mal in der Schublade zu lassen - obwohl ich mit dem Begriff "Sezieren" direkt so stimmige Bilder à la "Hostel 1 & 2" und "Saw 1 - 7" vor Augen habe, was mein Horror-Herz direkt wieder höher schlagen lässt!:Pfeif:

Stimmt - die Befürchtung, man könnte Blaine für nen Pädo halten und ihm damit gleich mal die schlimmste Krankheit an den Hals wünschen, hatte ich auch. Ich wollte mit der Betrachtung des Mädchens eingentlich eher eine schon hoffnungslose, niedergeschlagene Stimmung erzeugen. Blaine sollte durch die Erinnerung an seine Beziehung zu einem Model, aufgrund des kindlichen Alters des Mädchens und der Fröhlichkeit auf dem Bild, die einen Kontrast zu seiner eigenen Situation darstellt, das Bewusstsein haben, dass sein Leben bald enden wird. Und wer weiß schon, was er wie sagt, wenn er eine so endgültige Diagnose erfährt.

Das ist aber alles nur BlaBla von mir - denn das einzige, dass zählt, ist die Tatsache, dass ich das nicht deutlich genug rüberbringen konnte. Und wenn der Autor hinterher seine Geschichte erklären muss, hat er was falsch gemacht -so einfach ist das! Insofern finde ich es natürlich schade, dass ich eine falsche Spur gelegt habe bzw. diese Szene schleppend ist. Umsomehr bedauere ich das, weil ich persönlich die Anfangsszene eigentlich relativ gut gelungen fand (Eigenlob-Alarm!!:sealed:)

Diese Szene sollte ja auch keinen näheren Einstieg in die Welt der Fotografie darstellen. Wenn es also nur um das Fotografieren an sich gegangen wäre, dann wäre ein klassisches US-Jagd-Foto mit lauter so grinsenden Deppen in Holzfällerhemden, Gewehren und Bierdosen in den Händen, die ihre Füße auf arme, harmlose, tote Rehe (sanftmütige Fluchttiere!!) stellen, natürlich passend gewesen. Und das nächste Bild wäre ein verwackeltes, verwaschenes Foto gewesen, auf dem man grob sehen kann, wie ein Robot-Zombie-Cyborg-Haifisch-Grizzly sich dann diese tapferen Jäger vornimmt! Aber ich schweife ab!:D

Vielen lieben Dank für deinen Kommentar und deine Zeilen!

Ein hoffentlich schönes und Jagd-freies Wochenende wünscht dir der tierliebe EISENMANN

 

Hallo Eisenmann,

jetzt hast Du mich doch nachdenklich gemacht. Erst verweist Du mich auf den Kommentar von Schwubs und ich dachte, dass ich schon langsam dämlich werde, weil ich das übersehen habe, bis ich bemerkte, dass Du auf Schwubs Kommentar nach meinem Kommentar geantwortet hattest. Puh, Glück gehabt. Konnte also Deine Reaktion auf Schwubs nicht kennen. Egal. Ich las Deine Antwort auf Schwubs Kommentar und stolperte darüber:

Und obwohl sich ein solcher Vergleich im wahren Leben ja nicht anbietet, finde ich den Tod von so vielen Opfern von 9/11 einfach schlimmer als "nur" (man möge mir das bitte nachsehen) den Tod von beispielsweise der Tochter des Arztes.

Das ist eine spannende Frage, die auch mit der Frage verwandt ist, ob es in Ordnung ist, einen oder wenige zu töten oder deren Tod in Kauf zu nehmen, um viele zu retten.

Rein zahlenmäßig kann ich Dein Statement oberflächlich betrachtet sofort und unmittelbar nachvollziehen.

Aber, Du ahnst es schon, ich hadere mit dem "schlimmer". Tod ist Tod. Tod selbst lässt sich nicht steigern. Für den Toten lässt sich der Tod auch nicht steigern. Also kann die Zahl der Toten nur für diejenigen das Schlimme steigern, die noch leben.

Aber spielt die Zahl im Empfinden der Lebenden wirklich eine (starke) Rolle?

Wenn mir jemand sagt, dass bei einem Attentat 25 Menschen gestorben sind, bin ich betroffen. Aber ich bin sicherlich nicht 40mal stärker betroffen, wenn bei einem Attentat 1000 Menschen sterben. Genauso bin ich auch nicht fünfmal weniger betroffen, wenn "nur" fünf Menschen bei dem Attentat sterben.

Ich weiß, dass beim Holocaust ca. 6 Millionen Juden starben. Wie furchtbar. Aber dieser Wahnsinn wird viel nachvollziehbarer spürbar, wenn man an das Schicksal einzelner denkt, z. B. von Anne Frank. Und auch wenn ich möchte, ich kann nicht sechsmillionenfach betroffener sein als ich es bin, wenn ich mit Anne Franks Schicksal befasse.

Daher gebe ich Dir Recht, dass die Zahl der Toten vielleicht objektiv das Grauen steigert, aber spürbarer wird es dadurch nicht, sondern ganz im Gegenteil, man kann sich nicht mit vielen identifizieren, sondern nur mit einzelnen und ich als Leser kann das Grauen anhand des Schicksals einer einzelnen Person, wie z. B. Anne Frank, viel spürbarer nachvollziehen als durch den bloßen Verweis auf eine Zahl.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hi Geschichtenwerker.

Was die Dimension des Todes anbelangt, so hat Josef Stalin einmal gesagt:
„Der Tod eines Mannes ist eine Tragödie, aber der Tod von Millionen nur eine Statistik.“

Und Mr. Spock hat zu Captain Kirk gesagt, als er sich geopfert hat, um die Enterprise zu retten:
"Trauern Sie nicht um mich, es war eine logische Entscheidung. Das Wohl von Vielen, es wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen oder eines Einzelnen. Ich war es und ich werde es immer sein, Ihr Freund. Leben Sie lange und in Frieden."

Und was Mr. Spock sagt, stimmt ausnahmslos immer!:D
Aber du hast schon recht, dass sich Verlust und Schrecken nicht proportional zur Anzahl der Opfer verändern und der Verlust von sechs Menschen nicht sechmal so schlimm wie der Tod von nur einem Menschen ist.

Wenn aber beide Opferseiten (also die Tochter des Arztes vs. die Opfer von 9/11) keinen eigenen, persönlichen Verlust umschliessen, man also gerade nicht Einzelschicksale wie das von Anne Frank betrachtet und statt dessen nur rein objektiv auf die Quantität oder die Begleitumstände abstellen kann, wiegen viele Opfer meines Empfindens nach eben tatsächlich schwerer als wenige oder einzelne.

Live long and prosper
Captain EISENMANN;)

 

Eisenmann schrieb:
Was die Dimension des Todes anbelangt, so hat Josef Stalin einmal gesagt:
„Der Tod eines Mannes ist eine Tragödie, aber der Tod von Millionen nur eine Statistik.“

Zu dem Thema gab‘s mal eine interessante Diskussion unter einem Beitrag von Dion in seinem Blog.

 

Hallo Eisenmann,

stimmt - Spock hat immer recht und Du hast damit auch recht:

Wenn aber beide Opferseiten (also die Tochter des Arztes vs. die Opfer von 9/11) keinen eigenen, persönlichen Verlust umschliessen, man also gerade nicht Einzelschicksale wie das von Anne Frank betrachtet und statt dessen nur rein objektiv auf die Quantität oder die Begleitumstände abstellen kann, wiegen viele Opfer meines Empfindens nach eben tatsächlich schwerer als wenige oder einzelne.

Deswegen war mein Vorschlag, um den Tod für den Protagonisten persönlich zu machen, auch der Folgende:

Geschockt wäre ich zum Beispiel gewesen, wenn am Ende Datum, Zeit und Ort seiner Hochzeit auf dem Zettel stünde oder eine andere, Michael Blaine nahestehende Person betroffen wäre.

Mir geht es übrigens nicht darum, dass Du Deinen Schluss änderst, sondern nur darum, zu verstehen, warum Du den Schluss so gewählt hast, wie er ist.

Aber Dank der kleinen Diskussion ist ein noch tieferes Verständnis kaum denkbar!

Danke dafür und ein schönes, sturmfreies Wochenende!
Gruß
Geschichtenwerker

 

Hoi Maria!

Wie immer ist es jedes Mal aufs Neue ein Vergnügen, sich deine warmherzigen Worte auf der Zunge zergehen zu lassen, wenn dir etwas an einer Geschichte nicht gefällt. So auch hier bei meiner Story.:D

Umso krasser (im positiven Sinne!) fand ich es, dass ausgerechnet das Ende bei dir das Stimmungsruder komplett rumreißen konnte. Es freut mich natürlich, wenn dir wenigstens dieser Teil der Geschichte gefallen hat, auch wenn der 11.September ja alles andere als ein schönes Ereignis war.

Aber ich finde es immer wieder extrem interessant und sehr anregend zu lesen, wie die unterschiedlichen Meinungen so auseinanderdriften.
Den Meisten haben die Dialoge gefallen - dir nicht. Den Meisten hat das Thema der Geschichte gefallen - dir nicht. Den Meisten hat das Ende nicht so sehr gefallen - dafür jetzt aber dir. Ich finde, genau diese Vielfalt an Geschmäckern, Ansichten und Meinungen macht unser Wortkriegerforum hier so lebendig, produktiv, kreativ und abwechslungsreich.:)

Von daher danke ich auch dir von ganzem Herzen für deine Kritik, die Anmerkungen und die Zeit, die du dir mit der Lektüre meiner Geschichte genommen hast.

Liebe Grüße zurück vom EISENMANN, der sehr froh ist, dass Maria kein Eisen biegen musste!!:Pfeif::lol:

 

Gude Eisenmann,

So, auf anonymste Empfehlungen hin, habe ich mich mal hierher verirrt. Ich habe es nicht bereut!
Tatsächlich muss ich sagen, dass mein erster Eindruck eher mau war. Aber als ich einen Moment länger darüber nachgedacht habe, hat sich allmählich das clevere und düstere der Handlung an die Oberfläche geschoben. Man merkt, dass diese Kurzgeschichte ein rundes Bild gibt.

„Ich bin ganz sicher nicht der Teufel, Michael.
-> Sicher? ;) Wie wäre es denn mit Luzifer, Beelzebub oder meinem persönlichen Liebling: Mephisto?
Aber man kann sich auch mal von der Schablone lösen, ohne die übliche Form mitzunehmen. :thumbsup:

Schluss damit!“ Smiths Stimme verlor mit einem Schlag ihren kultivierten, gepflegten Klang. Ein Schatten legte sich über seine Miene und für einen winzigen, fast nicht messbaren Moment glaubte Blaine, er könnte hinter das Gesicht des Mannes blicken. Und was er dort sah, ließ ihn erstarren. Eine uralte, verkniffene und zerfurchte Fratze mit bösartig glühenden Augen und einem hassverzerrten Mund. Narben und Falten durchzogen fahles, verrottetes Fleisch wie Rinnsale voller Abwasser.
-> Diese Stelle gefällt mir richtig gut. Insbesondere die Narben und Falten wie Rinnsale voller Abwasser. Starkes, unverbrauchtes Bild!

„Ans Werk, Mr. Blaine. Ich habe Durst.“ Er deutete eine Verbeugung an und verließ grußlos das Lokal.
-> Ich habe selten einen Titel gelesen, der so clever gewählt war wie hier. Mit diesem Schlusswort kommt das richtig gut. Super Idee!

„Es freut mich sehr, dass Sie das fragen, Michael. Das zeigt mir, dass Sie unser kleines Arrangement offensichtlich doch nicht für den Blödsinn eines Freaks und Spinners halten. Daher werde ich Ihnen ein wenig unter die Arme greifen. Sie werden von Zeit zu Zeit eine Nachricht erhalten. Einen Anruf vielleicht. Oder ein Telegramm. Vielleicht auch eine Ansichtskarte oder einfach nur einen kleinen Notizzettel, den Sie eines Morgens auf Ihrem Küchentisch vorfinden. Darauf stehen ein Ort und ein Datum. Alles Weitere liegt dann bei Ihnen.“
-> Jaa ... da war ich zuerst nicht so begeistert. Der schreckliche alte Mann weiß quasi über den Verlauf der Geschichte Bescheid und lässt den Fotografen Anteil daran haben. Das klingt zunächst nicht so spektakulär, aber wenn man an den Horror für Blaine denkt, dass er weiß, dass schreckliche Dinge passieren werden, er aber nichts dagegen machen kann ... dann entfaltet es seine Wirkung. 9/11 ist dann das passende Beispiel.

Bis zu dieser Offenbarung hatte ich tatsächlich gedacht, dass es der "Eigenverantwortlichkeit" Blaines überlassen bliebe. Irgendwie hatte dieser Anfangsdialog mit einer boshaften Anspielung auf die Tochter einen Klang, der mich daran denken ließ. Das hätte ich auch zunächst bevorzugt, aber desto länger man darüber nachdenkt, wie es dem Protagonisten nun gehen muss, desto wirksamer wird das Szenario.

Insgesamt weniger ein Schocker (vielleicht bin ich in Bezug auf 9/11 auch zu abgestumpft), aber vielmehr ein langsam wirkender Horror, der sich gleich mit dem doppelt unvermeidbaren auseinandersetzt: der eigene Tod und der Tod von anderen. Garniert mit einer morbiden, mysteriösen Gestalt, die scheinbar Kontrolle über aber auch Gefallen an beidem hat.

Auf bald,
Vulkangestein

Ha, mir ist grad noch etwas aufgefallen:

11.September 2001
--> üblicherweise ein Leerzeichen nach dem 11.!

 

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