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Ein Glas Wein für Mr. Smith

Seniors
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11.07.2008
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Ein Glas Wein für Mr. Smith

Das Mädchen auf dem Foto lächelte. Sie war hinreißend schön. Vielleicht zehn Jahre alt, und schon jetzt war deutlich zu erkennen, dass sie irgendwann jedem Burschen den Kopf verdrehen würde.
„Ihre Tochter?“ Blaine deutete mit einem knappen Nicken auf das Foto.
Der Mann hinter dem riesigen Schreibtisch stutzte und sah dann auf das Bild. Ein zärtliches Lächeln erhellte seine Miene, die vor einem Augenblick noch ernst und bedrückt gewesen war.
„Ja, das ist meine kleine Prinzessin. Ihr Name ist Katelyn.“ Der sorgenvolle Gesichtsausdruck kehrte zurück. Er räusperte sich und warf einen flüchtigen Blick in seine Unterlagen.
„Es gibt ein paar Dinge, die wir probieren können. In diesem Stadium sollte man noch nicht …“
„Wie alt ist sie?“
„Mr. Blaine, ich kann mir denken, wie Sie sich gerade fühlen. Aber lassen Sie uns jetzt vielleicht besser das weitere Vorgehen besprechen.“
Blaine warf einen kurzen Blick auf die Bilder, die ausgebreitet auf dem Schreibtisch lagen, und sah dann noch mal auf das Bild des Mädchens.
„Sie sieht aus, als könnte sie mal Model werden. Ich bin Fotograf. Hab da einen Blick für.“
Dann stand er auf. Der Arzt sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
„Mr. Blaine, Sie dürfen jetzt nicht …“
Er war bereits an der Tür und drehte sich noch mal kurz um.
„Ich war mal mit nem Model zusammen. Hat sich zu Tode gekokst.“
Der Arzt richtete sich jetzt auch auf.
„Warten Sie einen Moment. Bitte bleiben Sie. Wir haben hervorragende psychologische Betreuer, die …“
„Passen Sie auf Ihre Tochter auf. Is’n Scheißspiel, das Leben.“
Dann ging er hinaus.

„Meinst du nicht, dass du langsam genug hast, Partner?“
Blaine warf einen zerknüllten Geldschein auf die Theke.
„Meine Sache. Solange ich zahle, Fresse halten und nachfüllen.“
Der Barkeeper sah zuerst Blaine und dann den Geldschein an. Schließlich fischte er den Schein vom Tresen und griff zur Bourbonflasche.
„Hör zu, Freundchen, wenn du mir hier Ärger machst, kriegst du was aufs Maul, egal wie viel Kohle du bei dir hast. Kapiert?“ Er knallte ihm das Glas vor die Nase und drehte sich brüsk um.
Blaine sah gedankenverloren in seinen Drink.
„Was immer du sagst, Kumpel“, murmelte er und nippte an dem Whiskey.
„Das bringt nicht viel.“
Blaine fuhr aus seinen Gedanken hoch. Neben ihm saß ein hagerer, unscheinbarer Mann mit Stirnglatze und einer schmalen Brille. Er hatte nicht bemerkt, dass sich der Typ neben ihn gesetzt hatte.
„Wie bitte?“
Der Mann deutete mit einem dürren, spinnenbeinartigen Finger auf den Drink.
„Alkohol wird Ihnen nicht helfen, Mr. Blaine.“
„Kennen wir uns?“
Der Anflug eines leichten Lächelns huschte über das Gesicht des Mannes.
„Nun, ich weiß, wer Sie sind.“
Blaine grunzte unwillig.
„Hören Sie, ich bin nicht in der Stimmung für rätselhaftes Gequatsche. Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?“
„Ich kenne Ihre Arbeiten. Mir haben ein paar Ihrer Bilder gut gefallen. Nicht alle. Aber einige fand ich recht … treffend.“
„Falls Sie einen Fotografen suchen, muss ich Sie enttäuschen. Ich nehme ab heute Urlaub. Suchen Sie sich einen anderen. Donny Rasczek ist gut.“
„Ich habe kein Interesse an Donald Rasczek. Ihm fehlt das gewisse Etwas, das ihn ausreichend motivieren würde. Sie hingegen haben einen sehr triftigen Grund, mir das zu liefern, was mir vorschwebt.“
Blaine sah dem Mann in die Augen.
„Und was soll das für ein Grund sein?“
„Der einzige, der jetzt noch für Sie zählt, Mr. Blaine. Zeit. Sie haben nicht mehr viel davon, wie Ihnen seit heute Mittag bekannt ist. Und glauben Sie mir, völlig egal, was Dr. Spencer Tolvin sinnloserweise noch versuchen will, im September wird Ihre Uhr ablaufen.“
Wie eine heiße Welle spülte Wut durch Blaines Kopf. Langsam stand er von seinem Barhocker auf und näherte dem Mann sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter. Seine Hände waren so hart zu Fäusten geballt, dass sich die Fingernägel in seine Handflächen bohrten.
„Was bilden Sie sich eigentlich ein, mir so etwas zu sagen? Verticken Sie irgendwelche Sterbearrangements oder windige Hinterbliebenenversorgungen? Ich habe keine Ahnung, woher Sie von mir wissen oder was Sie mir hier andrehen wollen, Sie Scheißkerl. Aber eines sage ich Ihnen: wenn Sie mich nicht sofort in Ruhe lassen, verklag ich Sie und dieses Arschloch von Arzt, das offensichtlich meine Daten an Sie weitergeleitet hat. Das gibt’s ja wohl nicht! Kriegt der Wichser Provision, wenn er Ihnen passende Patienten nennt?“
Unbeeindruckt lächelnd schüttelte der Mann den Kopf.
„Ich will Ihnen überhaupt nichts verkaufen, Mr. Blaine. Und der gute Doktor hat mir nicht ein Wort über Sie verraten. Er betrügt zwar ab und zu seine Frau mit einem seiner Meinung nach exklusiven Callgirl, das für den Preis allenfalls mittelmäßig ist, aber in Bezug auf sein Berufsethos kann er zu Recht ein absolut reines Gewissen haben.“
„Jetzt pass mal auf, du Freak. Ich will …“
„… am Leben bleiben. Das ist es, was Sie wollen, Mr. Blaine. Was Sie wirklich wollen. Und ich kann Ihnen dabei helfen.“
Blaine stutzte. Doch bevor er etwas erwidern konnte, hob der Mann seine Hand.
„Sie denken, dass ich ein Betrüger oder verrückt bin. Seien Sie versichert, keins von beiden ist der Fall. Ich bin einfach nur sehr alt. Es ist schwer, überhaupt noch etwas zu finden, was meine Aufmerksamkeit länger als ein paar Augenblicke wecken kann. Sie wären normalerweise keine Ausnahme, denn Sie sind nichts, wirklich gar nichts Besonderes. Es ist Ihnen weder gelungen, in der Ihnen gegebenen Zeit etwas Großes oder Nachhaltiges zu bewirken, noch werden Sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wenn Sie gehen. Normalerweise würde ich keine Sekunde oder Gedanken an Sie verschwenden. Aber ich sagte es bereits, mir gefallen ein paar Ihrer Bilder. Deshalb möchte ich Ihnen einen Tausch vorschlagen. Und es ist ja nicht so, dass Sie noch etwas zu verlieren hätten, nicht wahr?“
Der Mann sah ihn erwartungsvoll, aber auch leicht herablassend an. Blaine setzte sich zurück auf seinen Hocker und hob sein Glas.
„Ach Scheiße! Sie haben doch nen totalen Hau weg. Wissen Sie was, ich hör mir Ihr dämliches Gequatsche an, bis ich ausgetrunken habe. Aber danach bin ich weg. Und wenn ich dann noch einmal von Ihnen hören sollte, ruf ich die Bullen. Das können Sie übrigens auch Ihrem Kumpel, dem Doc, mit nem schönen Gruß von mir ausrichten. Also los, erzählen Sie mir von diesem Tausch, Sie Spinner.“
„Fotos gegen Ihr Leben, Mr. Blaine. Das ist wirklich ganz einfach. Ich bezahle Sie schlicht für das, was Sie ohnehin beruflich tun. Nur erhalten Sie von mir kein Geld, sondern Lebenszeit.“
Blaine schnaubte verächtlich und schüttelte schief grinsend den Kopf.
„Aha, dann ist ja alles klar. Und wieviel kriege ich pro Bild? Ne Stunde? Eine Woche? Zehn Jahre?“
„Das kommt ganz darauf an. Wenn Sie befriedigendes Material liefern, bekommen Sie entsprechend viel Zeit von mir. Und wenn Sie mir inakzeptable Sachen bringen, wird Ihr Lohn zwangsläufig dürftiger ausfallen. Nur über eine Sache müssen Sie sich im Klaren sein - über den Wert entscheide ich allein, und zwar gänzlich ohne Mitspracherecht Ihrerseits.“
„Und was soll ich für Sie fotografieren? Kleine Kinder unter der Dusche oder vielleicht Frauen, die Sex mit Tieren haben? Ich wette, sowas ist genau Ihre Kragenweite.“
Der Mann lachte. Leise und kultiviert. Ein Lachen, das in einen Golfclub oder eine Oper gehörte, und nicht in eine schmuddelige Bar. Dann griff er in die Innentasche seines Mantels und zog ein gefaltetes Schwarzweißfoto heraus. Er schob das Bild mit einem Finger zu Blaine hinüber.
Das hier ist meine Kragenweite. Ich bin sicher, Sie werden sich daran erinnern.“
Blaine klappte das Foto auf und sah es sich an. Eine Frau war darauf abgebildet. Sie trug zerfetzte, schmutzige Männerkleidung und kniete in den Ruinen eines Hauses. In den Armen hielt sie ein blutiges Bündel. Ihr Gesicht war eine einzige verzerrte Maske des Schreckens. Die Frau hatte die Augen aufgerissen und schrie einen stummen, endlosen Schrei in den Himmel.
Blaine schluckte hart und klappte das Foto wieder zu.
„Das war ’92 in Sarajevo. Ich wollte das Foto gar nicht machen. Scheiße, hätte ich gewusst, dass die Schweine auch Flüchtlingsunterkünfte beschießen, wär‘ ich nicht mal dort gewesen. Ich hab überhaupt nicht nachgedacht, sondern einfach nur den Auslöser gedrückt. Als keiner der großen Verlage das Foto wegen der miesen Qualität haben wollte, war ich froh. Verdammt froh. Es mag Jungs geben, die nur den verdammten Pulitzerpreis vor Augen haben, wenn sie eine Mutter fotografieren, die ihr totes Baby in den Armen hält. Ich gehöre nicht dazu. Auf sowas fahren Sie ab?“
„Sie müssen meinen extravaganten Geschmack weder verstehen noch diesen teilen. Es genügt, wenn Sie ihn kennen. Wie würde man in Ihrer Sprache sagen? Das ist der Deal – Sie geben mir Fotos, solche Fotos, und ich gebe Ihnen Zeit. Und damit Sie mich nicht für einen Scharlatan oder Verrückten halten, bekommen Sie auf das erste Bild einen kleinen Vorschuss. Als Beweis.“
Bevor Blaine etwas sagen konnte, hob der Mann kurz seine Hand und flüsterte etwas, das Blaine nicht verstehen konnte. Dann stand er auf und nickte ihm leicht zu.
„Lassen Sie sich morgen noch mal untersuchen. Am besten bei einem beliebigen anderen Arzt, falls Sie immer noch glauben sollten, dass Dr. Tolvin mit mir unter einer Decke steckt. Dann reden wir weiter.“
„Hey, Augenblick. Mal angenommen, ich würde diesen Blödsinn hier tatsächlich für eine Sekunde glauben, wieso soll ausgerechnet ich Ihre Fotos machen? Es gibt zig Fotografen, die besser und bekannter sind als ich.“
„Auch das habe ich Ihnen bereits gesagt, Mr. Blaine. Weil wir ein Fundament haben, das sich ausgesprochen motivierend auf unsere hoffentlich dauerhafte künftige Geschäftsbasis auswirken wird. Ihr Leben hängt von Ihren Fotos ab. Und falls Sie Interesse an der Verlängerung Ihres Lebens haben sollten, seien Sie in … sagen wir mal einer Woche wieder hier. In diesem Etablissement. Guten Tag, Mr. Blaine.“

Der Arzt spannte die Aufnahmen auf den beleuchteten Sichtschirm und hob einen Kugelschreiber, mit dem er auf die Bilder zeigte.
„Ich will ehrlich sein. Was wir hier sehen, ist ernst. Sehr ernst. Aber ich denke, dass wir zu diesem Zeitpunkt noch realistische Chancen haben. Sie hätten jedoch wirklich keinen Moment länger zögern dürfen. Ein, zwei Monate später, und man könnte allenfalls noch etwas gegen die Schmerzen tun. Gott sei Dank lässt sich das aber jetzt noch unter Kontrolle bringen, wenn wir sofort intervenieren. Ich sorge dafür, dass wir diese Woche einen OP-Termin für Sie kriegen. Wenn Sie bitte schon mal das Aufnahmeformular ausfüllen würden. Ich werde inzwischen …“
„Kennen Sie Dr. Tolvin?“
Der Arzt runzelte nachdenklich die Stirn.
„Ist das nicht ein Kollege im St. Mattew? Der Name sagt mir zwar etwas, aber persönlich ist er mir nicht bekannt. Wieso fragen Sie?“
Blaine reichte ihm ein Blatt Papier. Der Mediziner überflog den Text. Dann stockte er und las den Bericht erneut. Konzentrierter.
„Das ist merkwürdig. Wieso hat er denn …?“ Der Arzt griff zum Telefon auf seinem Schreibtisch.
„Judy, verbinden Sie mich bitte mit der Onkologie im Mattew’s. Dr. Spencer Tolvin, bitte.“
Einen Moment später war die Verbindung hergestellt.
„Dr. Tolvin? Hier spricht Dr. Russell aus dem St. Thomas. Es geht um einen Patienten von Ihnen. Michael Blaine. Ich habe hier Ihren Befund vor mir und ich kann diese Diagnose beim besten Willen nicht teilen. Wir haben Mr. Blaine heute ebenfalls untersucht. Weder wurden derart schlechte Blut- und Markerwerte bestätigt, noch sind Anzeichen für Streuungen in Leber, Nieren und Pankreas feststellbar. Sind Sie sicher, dass wir vom gleichen Patienten sprechen? Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen meinen Bericht noch heute …“
Blaine stand auf und verließ das Büro des Arztes.

„Sie haben sich entschieden, Mr. Blaine? Dann nehme ich an, der Vorschuss hat Sie überzeugt.“
Der Mann wirkte belustigt.
Blaine hob sein Whiskeyglas und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter.
„Wer zur Hölle sind Sie?“
„Nennen Sie mich einfach Mr. Smith. Alles Weitere muss Sie nicht interessieren. Das einzige, das für Sie zählen dürfte, sind die Fotos, die Sie für mich schießen werden, nicht wahr?“
„Und wenn ich Nein sage? Der Arzt glaubt, man könnte mir jetzt noch helfen. Vielleicht brauche ich Sie ja gar nicht mehr.“
Smith lachte wieder in seiner leisen, blasierten Art.
„Mr. Blaine, jetzt enttäuschen Sie mich bitte nicht. Natürlich müssen wir keine weiteren Geschäfte mehr miteinander tätigen. Ich zwinge Sie wirklich zu gar nichts. Jedoch wird das Ihnen gegebene Leben in sieben Monaten enden. Egal, ob Sie sich operieren lassen, Medikamente schlucken oder nur noch Kamillentee trinken. Stellen Sie sich unser Geschäft wie die Pausentaste an einem elektronischen Gerät vor. Und meine Bezahlung besteht darin, dass ich diese Pausentaste für eine gewisse Zeit drücke.“
„Was hat das mit den Fotos auf sich? Ich meine, Scheiße nochmal, keine Ahnung, ob Sie der Teufel sind oder was auch immer. Aber Sie haben die Macht, den verdammten Tod aufzuhalten. Wofür brauchen Sie denn dann mich, wenn Sie ja offenbar allmächtig sind?“
„Ich bin ganz sicher nicht der Teufel, Michael. Ich darf Sie doch Michael nennen? Und allmächtig bin ich auch nicht. Wie ich sagte, ich bin einfach nur alt und sehr gelangweilt. Jede Form der Abwechslung stellt für mich ein willkommenes Geschenk dar. Und um auf Ihre Fragen zu antworten, für Sie und Ihresgleichen besteht ein Foto lediglich aus einer Abbildung, die Sie mit Ihren Augen betrachten.“
Sein Blick bekam einen träumerischen, verklärten Ausdruck, als er in eine unbestimmte Ferne schaute, die nur er sehen konnte.
„Ich jedoch kann aus einer Fotografie wesentlich mehr gewinnen. Die Emotionen der Situation, den Geruch der Seelen, Schwingungen des Geistes, das Echo eines Bewusstseins. Auf so viel fundamentalerer Ebene als durch die bloße Wahrnehmung des Auges. Es liegt jedoch nicht an mir, solche Momente zu fotografieren. Es ist wie mit einem erlesenen Wein, wenn Sie so wollen. Der Connaisseur weiß ihn zu schätzen. Selber herstellen kann er den Wein jedoch nicht.“
„Aber warum dann so furchtbare Motive? Ich meine, Herrgott nochmal, eine Mutter, die ihr zerfetztes Baby in den Armen hält? Was ist denn daran schön?“
„Es geht nicht um die Schönheit, sondern um die Intensität. Und glauben Sie mir, Michael, eine Hochzeit, eine Taufe oder ein Kindergeburtstag sind nicht einmal halb so intensiv und kräftig wie eine Mutter, die ihr zerfetztes Baby in den Armen hält.“
„Das mag ja sein, aber ich …“
Schluss damit!“ Smiths Stimme verlor mit einem Schlag ihren kultivierten, gepflegten Klang. Ein Schatten legte sich über seine Miene und für einen winzigen, fast nicht messbaren Moment glaubte Blaine, er könnte hinter das Gesicht des Mannes blicken. Und was er dort sah, ließ ihn erstarren. Eine uralte, verkniffene und zerfurchte Fratze mit bösartig glühenden Augen und einem hassverzerrten Mund. Narben und Falten durchzogen fahles, verrottetes Fleisch wie Rinnsale voller Abwasser.
Doch bevor Michael noch Zeit hatte, entsetzt zurückzuweichen, sah er auch schon wieder in das unauffällige, lächelnde Gesicht, welches er von Smith gewohnt war.
„Wie gesagt, Sie müssen meinen Geschmack weder gutheißen noch teilen. Es genügt, wenn Sie ihn gut genug kennen, um mir das zu liefern, was ich haben will.“
Resigniert seufzend ließ Blaine die Schultern hängen. Er fühlte sich furchtbar müde, alt und hoffnungslos.
„Es kommt nicht nur auf die Kamera oder das Talent des Fotografen an. Egal, wie sehr mein Leben von diesen Bildern auch abhängen mag. Für jedes, wirklich jedes Bild braucht man auch diesen einen Faktor, der sich nicht kontrollieren oder erzwingen lässt. Genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort in der richtigen Sekunde abzudrücken. Wir reden hier nicht von einem Modelshooting. Die Fotos, die Sie haben wollen, kann man nicht vorbereiten, stellen oder bei Bedarf wiederholen.“
Blaine winkte dem Barkeeper zu und zeigte auf sein leeres Glas.
„Dieses Sarajevo-Bild, das Sie so toll finden. Wäre ich zu diesem Zeitpunkt nicht in Bosnien gewesen, in dieser Sekunde in diesem speziellen Flüchtlingslager, das Bild hätte es nie gegeben. Es war Zufall. Was ich damit sagen will, Mr. Smith, was mache ich, wenn ich Ihnen ganz einfach nicht die Bilder liefern kann, weil es der Zufall nicht will, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin?“
Smith drehte das Glas Wasser, welches unberührt vor ihm stand, in seinen Händen hin und her.
„Es freut mich sehr, dass Sie das fragen, Michael. Das zeigt mir, dass Sie unser kleines Arrangement offensichtlich doch nicht für den Blödsinn eines Freaks und Spinners halten. Daher werde ich Ihnen ein wenig unter die Arme greifen. Sie werden von Zeit zu Zeit eine Nachricht erhalten. Einen Anruf vielleicht. Oder ein Telegramm. Vielleicht auch eine Ansichtskarte oder einfach nur einen kleinen Notizzettel, den Sie eines Morgens auf Ihrem Küchentisch vorfinden. Darauf stehen ein Ort und ein Datum. Alles Weitere liegt dann bei Ihnen.“
Der Mann stand auf und legte einen makellosen Geldschein auf den Tresen. Die Note sah aus, als wäre sie gerade aus der Druckerei gekommen.
„Eine Sache noch. Die Fotos, die Sie machen, gehören exklusiv nur mir. Sie werden sie weder einer Zeitung noch anderen Medien zum Verkauf anbieten. Sie arbeiten nur für mich, wenn Sie in meinem Auftrag unterwegs sind. Sollten Sie jemals auf den Gedanken kommen, meine Fotos zu verkaufen oder jemandem von dieser gänzlich unglaubwürdigen Geschichte zu erzählen, dann …“
Blaine grinste humorlos.
„Schon klar, Mr. Smith. Dann lassen Sie die Pausentaste wieder los. Aber wie regeln wir das mit der Bezahlung?“
Smith reichte ihm eine schlichte Visitenkarte, auf der lediglich eine Nummer stand.
„Wenn Sie Ihren Auftrag erledigt haben, schicken Sie meine Fotografien an diese Postfachadresse. Sie werden nicht erfahren, wie viel mir die Bilder wert sind und wie viel Zeit ich Ihnen dafür gebe. Das werden Sie erst dann feststellen, wenn Sie eine erneute Nachricht von mir erhalten. Das bedeutet, um bei meinem Vergleich mit dem Wein zu bleiben, dass ich die Flasche geleert habe und es an der Zeit für Sie ist, mir eine neue Flasche zu bringen. Je besser, je befriedigender, desto mehr Zeit kriegen Sie von mir. Es ist nun mal ein Unterschied, ob Sie mir nur ein Glas Wein beschaffen oder ein ganzes Fass.“
Smith grinste still vor sich hin, als würde ihn sein Vergleich amüsieren. Dann reichte er Blaine eine Papierserviette.
„Ans Werk, Mr. Blaine. Ich habe Durst.“ Er deutete eine Verbeugung an und verließ grußlos das Lokal.
Michael Blaine betrachtete nachdenklich die zusammengefaltete Serviette, während er seinen Whiskey trank. Schließlich zog er das Stückchen Papier zu sich heran und klappte es auf.
Mit gestochen scharfer Handschrift stand darauf:
180 Greenwich St, New York, USA
11.September 2001

 
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Hola Eisenmann,

Du hast mich mit Deiner neuen Geschichte schwer beeindruckt.
Die liest sich wie ein Klassiker, deshalb: klasse!!
Ich fand alles sehr gelungen – vom Titel bis zum letzten Wort.

Tja, was soll ich noch sagen? Außer, dass Du die Latte wieder ein wenig angehoben hast.
Das wird die Ehrgeizigen unter uns wahnsinnig anstacheln, aber an dieser Deiner Vorlage werden einige scheitern.
Da bin ich für meinen Teil recht froh, die kämpferische Phase hinter mir zu haben. Werd’s wie Mister Smith machen und über den Rand des Rotweinglases zuschauen. Vielleicht erkenne ich auch ein paar Neider – denn eine solch gute Geschichte möchten wir alle gern schreiben können.

Eisenmann, meinen allerherzlichsten Glückwunsch zu diesem brillanten Stück!

José

Anbei noch ganze zwei Stellen, die mir auffielen:

Narben und Falten durchzogen fahles, verrottetes Fleisch wie Klärgruben und Abwasserkanäle.
Das Fette erscheint mir zu groß für eine Gesichts-/Fratzenbeschreibung. Statt ‚Kanäle’ vielleicht Rinnsale usw.

Ansichtskarte oder einfach nur einen kleinen Notizzettel, den Sie eines Morgens auf Ihrem Küchentisch vorfinden. Darin stehen ein Ort und ein Datum.
Karte oder Zettel mit Ort und Datum, oder darauf ...

 

Hallo Eisenmann!

Ich bin quasi nur kurz auf der Durchreise, aber möchte trotzdem einen kleinen Komm zu dieser Geschichte dalassen.
Mir hat sie ziemlich gut (im Sinne von "sehr gut") gefallen. Zum Einen, weil mich das Thema, beziehungsweise eigentlich einfach an sich die Idee interessiert hast. Und zum Anderen weil ich finde, dass du die ganze Geschichte ziemlich gerade und ohne große Schnörkel "runtergeschrieben" hast (im positiven Sinne). Ich habe deinen Text jedenfalls einfach durchlesen können, ohne dass ich an irgendeiner Stelle näher hängen geblieben bin, was ich bei KGs immer sehr wichtig finde. Wenn ich ihn rezensieren, bzw. kritisieren müsste, hätte ich vielleicht noch das hier herausgekitzelt:

Das Mädchen auf dem Foto lächelte. Sie war hinreißend schön. Vielleicht zehn Jahre alt, und schon jetzt war deutlich zu erkennen, dass sie irgendwann jedem Burschen den Kopf verdrehen würde.
„Ihre Tochter?“ Blaine deutete mit einem knappen Nicken auf das Foto.
Der Mann hinter dem riesigen Schreibtisch stutze kurz und sah dann auf das Bild. Ein zärtliches Lächeln erhellte seine Miene, die vor einem Augenblick noch ernst und bedrückt gewesen war.
„Ja, das ist meine kleine Prinzessin. Ihr Name ist Katelyn.“ Der sorgenvolle Gesichtsausdruck kehrte zurück. Er räusperte sich und warf einen flüchtigen Blick in seine Unterlagen.
„Es gibt ein paar Dinge, die wir probieren können. In diesem Stadium sollte man noch nicht …“
„Wie alt ist sie?“
„Mr. Blaine, ich kann mir denken, wie Sie sich gerade fühlen. Aber lassen Sie uns jetzt vielleicht besser das weitere Vorgehen besprechen.“
Dieser Abschnitt hat mir richtig gut gefallen, weshalb ich danach eine ziemlich hohe Erwartung an das hatte, was erst noch kommt (ätsch! :D)

„Sie sieht aus, als könnte sie mal Model werden. Ich bin Fotograf. Hab‘ da einen Blick für.“
Dann stand er auf. Der Arzt sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
Ab hier bekommt deine Story für mich irgendwie eine kleine Delle. Vielleicht liegt es daran, dass ich als Leser jetzt weiß, in welche Richtung es geht und die Anfangszene lansgam verschwindet. Ist aber natürlich nicht schlimm, sondern ist mir nur aufgefallen. Ich würde vielleicht nur die beiden Sätze mit "Ich bin Fotograf. Hab' da einen Blick für..." minimal umändern oder vielleicht einfach den Apostroph rausnehmen. Das sähe dann meiner Meinung nach optisch schöner aus :) Aber das darfst du natürlich vollkommen selber entscheiden ;)

Viele Grüße,
SCfuchs

 

Hallo Eisenmann,
wow! Ich bin schwer begeistet. Deine Geschichte ist interessant und stimmig vom ersten bis zum letzten Satz. Dir gelingt es, diese abgefahrene Idee glaubwürdig und mit dem genau richtigen gruseligen Unterton durchzuziehen. Gefällt mir ausnehmend gut.
Zusätzlich zu den Anmerkungen meiner Vorredner sind mir nur winzige Kleinigkeiten aufgefallen:

Ein Lachen, dass in einen Golfclub oder eine Oper gehörte, und nicht in eine schmuddelige Bar.
Ein Lachen, das...

Ich jedoch kann aus einer Fotographie wesentlich mehr gewinnen.
Fotografie (oder Photographie)

Der Mann stand auf und legte einen spiegelglatten Geldschein auf den Tresen. Die Note sah aus, als wäre sie gerade aus der Druckerei gekommen.
Ist doppelt gemoppelt. Vielleicht könnte man im ersten Satz das spiegelglatt einfach weglassen? Falls nicht: "spiegelglatt" klingt für meinen Geschmack merkwürdig in dem Zusammenhang, vielleicht lieber "makellos"?

Rein optisch stören mich die Anführungszeichen in den Anführungszeichen, wie hier z. B.:

„Ich bin ganz sicher nicht der „Teufel“, Michael.
Vielleicht konsequenterweise auch für solche Betonungen kursiv verwenden?

Ansonsten sehr gerne und mit wachsender Bewunderung gelesen
vom Blaustrumpf

 
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Liebes blinkendes Metallkerlchen, ich schließ mich mal an - mit einer leider ziemlich hirn- und haltlosen Eloge, heut kannste dich einfach mal in dir selber spiegeln. Ich halt dir auch den Lobspiegel hin.
Feine story, Eisenmann, die weniger von ausgefeilten Charakterstudien lebt, die braucht es hier ja auch nicht, als von der klassischen Ideenzutat, dem souveränen Stil und dem gewitzten Ende. Ein klassischer Cocktail neu zusammengestellt.

„Ihre Tochter?“ Blaine deutete mit einem knappen Nicken auf das Foto.
Der Mann hinter dem riesigen Schreibtisch stutze kurz und sah dann auf das Bild. Ein zärtliches Lächeln erhellte seine Miene, die vor einem Augenblick noch ernst und bedrückt gewesen war.
„Ja, das ist meine kleine Prinzessin. Ihr Name ist Katelyn.“ Der sorgenvolle Gesichtsausdruck kehrte zurück. Er räusperte sich und warf einen flüchtigen Blick in seine Unterlagen.
Hier dachte ich zunächst, der Blick auf das Foto ist eine geheime Drohung, ich dachte, die Geschichte geht völlig anders weiter, Aber nach dem Blick in die Unterlagen wird die Situation klarer. Mir gefiel das, weil die Konstellation damit nicht gleich klar war, und deine Geschichte lebt ja schon sehr von der klassischen Konstellation einerseits und dem Überraschungsmoment andererseits, da fand ich es gut, dass einem nicht gleich klar war, was es mit dem Erzähler auf sich hat.
Das Bedrohungsmoment war dann auch am Ende des Abschnittes noch einmal da, als Blaine das mit dem Model sagt, das sich totgekokst habe. Das mochte ich, wie Blaine das hingerotzt hat.

Was die Figurenzeichnung betrifft, dachte ich, es wäre noch fieser und dem Sinne der story angemessen, wenn du Blaines Widerwillen, solche Fotos zu machen, noch stärker herausarbeiten würdest. Der Preis, den er zahlen muss, der muss höher werden. Weißt du, was ich meine?
Aber ist jetzt nur eine Idee am Rande, trotzdem erzähl ich sie dir, das Schöne ist ja, dass die Geschichten der anderen ja sofort immer kleine Fortsetzungen ins Leserhirn reinfräsen.


Der Barkeeper sah zuerst Blaine und dann den Geldschein an. Er überlegte kurz, ob er ihn rausschmeißen oder das Geld nehmen sollte. Schließlich fischte er jedoch den Schein vom Tresen und griff zur Bourbonflasche.
Da bist du kurz in den Kellnerkopf geschlüpft. Gewollt? Stört nicht, nur so Wklern wie uns fällt das auf. Aber ich dachte eh, unabhängig von der Persepktive könntest du den Satz gradsogut weglassen. Dass der Kellner das denken muss, wird schon aus den Blicken klar und dem nachfolgenden Satz. Wenn du also noch minimalistischer werden wolltest, da wäre Streichungsmöglichkeit. "Jedoch" würde ich wegen Satzrhythmus weghauen.
Gibt noch mal sone Perspektivstelle, finde sie aber grad nicht mehr.

„Hör zu, Freundchen, wenn du mir hier Ärger machst, kriegst du was aufs Maul, egal wie viel Kohle du bei dir hast. Kapiert?“ Energisch knallte er ihm das Glas vor die Nase und drehte sich brüsk um.
Blaine sah gedankenverloren in seinen Drink.
"Energisch" ist auch so ein Streicherchen. Wird aus dem "knallen" ja schon deutlich.
Also - du weißt ja, müssen muss man gar nicht, ist nur, weil ich grad in den WK-Modus gegangen bin, ich les die Geschichte ja auch schon das zweite Mal, da rutscht dann das dritte Auge an die Stirn, und ich persönlich hab das manchmal ganz gerne, wenn mir Leute mir sagen, wo man ruhigen Gewissens noch was hätte weglassen können, das würde zu deinem Stil passen. Aber ist wie so oft auf dieser Ebene Geschmackssache, sonst nichts.


„Ich habe kein Interesse an Donald Rasczek. Ihm fehlt das gewisse Etwas, das ihn ausreichend motivieren würde. Sie hingegen haben einen sehr triftigen Grund, mir das zu liefern, was mir vorschwebt.“
Ja. Der Teufel oder ein ähnlich fieses Wesen ist der große Ausnutzer für das, was die Kehrseite angerichtet hat. Das hab ich schon oft gedacht.


„Was bilden Sie sich eigentlich ein, mir so etwas zu sagen? Verticken Sie irgendwelche Sterbearrangements oder windige Hinterbliebenenversorgungen? Ich habe keine Ahnung, woher Sie von mir wissen oder was Sie mir hier andrehen wollen, Sie Scheißkerl. Aber eines sage ich Ihnen: wenn Sie mich nicht sofort in Ruhe lassen, verklag ich Sie und dieses Arschloch von Arzt, das offensichtlich meine Daten an Sie weitergeleitet hat. Das gibt’s ja wohl nicht! Kriegt der Wichser Provision, wenn er Ihnen passende Patienten nennt?“
Hier würde ich das Schwarze eher weglassen, weil es mir zu sehr an den Leser hingesprochen wirkt. Dass Blaine davon ausgeht, dass der Stirnglatzenherr mit dem Arzt unter einer Decke steckt, wird schon klar.
Gut finde ich, dass Blaine an einen ganz normalen Ausnutzer denkt.


„Ich will Ihnen überhaupt nichts verkaufen, Mr. Blaine. Und der gute Doktor hat mir nicht ein Wort über Sie verraten. Er betrügt zwar ab und zu seine Frau mit einem seiner Meinung nach exklusiven Callgirl, das für ihren Preis übrigens allenfalls mittelmäßig ist, aber in Bezug auf sein Berufsethos kann er zu Recht ein absolut reines Gewissen haben.“
„Jetzt pass mal auf, du Freak. Ich will …“
seiner Meinung nach ... - könnte man weglassen
ihren - bezieht sich ja auf girl, das girl, also seinen. Man kann auch ihren schreiben, wie man das ja auch bei Mädchen mittlerweile macht, aber hier ist es mir noch zu nah am girl.
übrigens - das würd ich echt kicken, das stört total den Satzrhythmus.


Doch bevor er etwas erwidern konnte, hob der Mann leicht seine Hand.
Mittleerweile merke ich schon, dass du ganz gerne mit sehr vielen Adverbien die Handlung garnierst. ich würde mirt das bei diesem Stil gut überlegen. "leicht" könntest du ohne jeden Verlust weglassen, und wenn du noch eine Spezialisierung dieser Handbewegung willst, dann würde ich die nicht nur mit "leicht" beschreiben, sondern zeigen, wohin der Finger weist, oder wie die Haut aussieht, irgendsowas. "Leicht" ist so allgemein.


„Sie denken, dass ich ein Betrüger oder verrückt bin. Seien Sie versichert, keins von beiden ist der Fall. Ich bin einfach nur sehr alt. Es ist schwer, überhaupt noch etwas zu finden, dass meine Aufmerksamkeit länger als ein paar Augenblicke wecken kann.
das


Der Mann lachte. Leise und kultiviert. Ein Lachen, dass in einen Golfclub oder eine Oper gehörte, und nicht in eine schmuddelige Bar.
das
Sonst - schön beschrieben, dieses Lachen.


Eine Frau war darauf abgebildet. Sie trug zerfetzte, schmutzige Männerkleidung und kniete in den Ruinen eines Hauses. In den Armen hielt sie ein blutiges Bündel. Ihr Gesicht war eine einzige verzerrte Maske des Schreckens und Wahnsinns.
kannst mal überlegen, ob du das nicht kürzten willst: eine verzerrte Masek des Wahnsinns. Das Schlimme wird nicht schlimmer dadurch, dass man noch mehr Wörter für das Schlimme dazuschreibt.


Blaine schluckte hart und klappte das Foto wieder zu.
Das fand ich gut, da merkt man, dass ihm die Erinnerung an die Situation zu schaffen macht.


Als keiner der großen Verlage das Foto wegen der miesen Qualität haben wollte, war ich froh. Verdammt froh. Es mag Jungs geben, die nur den verdammten Pulitzerpreis vor Augen haben, wenn sie eine Mutter fotografieren, die ihr totes Baby in den Armen hält. Ich gehöre nicht dazu. Auf sowas fahren Sie ab?“
Das auch. Und genau da könnte ich mir vorstellen, dass so ein bisschen körperliches Unwohlsein nicht schlecht käme, wenn man das Leser sieht. Nicht hier, später vielleicht.


Bevor Blaine etwas sagen konnte, hob der Mann kurz seine Hand und flüsterte etwas, dass er nicht verstehen konnte. Dann stand er auf und nickte ihm leicht zu.
Da ist schon wieder das leicht. Lass ihn doch einfach nicken. Ich glaub das "leicht" steihlt sich völlig unbewusst in deinen Text.

„Nennen Sie mich einfach Mr. Smith. Alles Weitere muss Sie nicht interessieren. Das einzige, dass für Sie zählen dürfte, sind die Fotos, die Sie für mich schießen werden, nicht wahr?“
das
Wenn du so einen Fall hast: nach Komma das oder dass, setz doch einfach mal dieses, was oder welches ein, wenn das sinnerhaltend geht, musst du "das" schreiben. nur wenn es nicht geht, schreibst du dass. Im Mometn neigst du dazu, in jedem Fall dass schreiben zu wollen.


„Was hat das mit den Fotos auf sich. Ich meine, Scheiße nochmal, keine Ahnung, ob Sie der Teufel sind oder was auch immer. Aber Sie haben die Macht, den verdammten Tod aufzuhalten. Wofür brauchen Sie denn dann mich, wenn Sie ja offenbar allmächtig sind?“
Das frag ich mich auch immer.


Es liegt jedoch nicht an mir, solche Momente zu fotografieren. Es ist wie mit einem erlesenen Wein, wenn Sie so wollen. Der Connaisseur weiß ihn zu schätzen. Selber herstellen kann er den Wein jedoch nicht.“
Ihh, das ist gut. Verdammt gut sogar. Smith ist echt pervers.
Die Fügung mit dem Bedienen der Sensationslust durch die Fotos, die hier durchschimmert, ist eine geniale Idee.


Narben und Falten durchzogen fahles, verrottetes Fleisch wie Klärgruben und Abwasserkanäle.
Nur eins. Klärgruben oder Abwässerdinger, ich würd die Abwässerkanäle nehmen. Weil die Klärgruben nicht so rummäandern.


Doch bevor Michael noch Zeit hatte, entsetzt zurückzuweichen, sah er auch schon wieder in das unauffällige, lächelnde Gesicht, dass er von Smith gewohnt war.
Gesicht, welches er von ... also das


Der Mann stand auf und legte einen spiegelglatten Geldschein auf den Tresen. Die Note sah aus, als wäre sie gerade aus der Druckerei gekommen.
Streichkandidat. Oder wenn doch, lieber anderes Wort.


Tolles Ende, tolle Geschichte.
Und dass das viel mehr Gebamsel geworden ist, als ich vorhatte, ist auch nicht so wichtig, ist nur Kleinkram.

Lieben Gruß an dich von Novak

 

Lieber Eisenmann,

da hast du ja was Schönes angerichtet. Eine klassische Geschichte vom Pakt mit dem Teufel ins Moderne transportiert. Es sind einige Dinge, die mir besonders gut gefallen haben.

Zum einen, dass es noch viel bösere Dämonen gibt als unseren christlichen armseligen Teufel mit dem Pferdefuß. Ja, im deep Space gibt's uralte Gestalten, die ganz schön furchterregend sind und nach Emotionen lechzen wie Vampire nach Blut. Die werden im www. derzeit gut gefüttert.

Zum anderen ist da ein Berufsbild Fotograf. Die Besessenen unter ihnen sind auf der Jagd nach dem einen besonderen Bild, das ihnen weltweite Anerkennung bringt, koste es, was es wolle. Kriegsberichterstatter sind häufig darunter. Die Kombination jagt mir Schauer über den Rücken, insofern ist der Tag Horror mehr als berechtigt und geht weit über das Lesevergnügen hinaus.

Eine kleine Anmerkung noch

Smith grinste still vor sich hin, als er über seinen Vergleich nachdachte.

Den unterstrichenen Nebensatz würde ich streichen. Ein Wechsel der Erzählperspektive? Oder ist das Absicht?

Tolle Geschichte mit Tiefgang.

Herzlichst wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Eisenmann,

Tolle Dialoge, super guter Spannungsbogen und eine interessante Thematik haben mich diese Geschichte in einem Rutsch lesen lassen. Doch bei aller Begeisterung, war ich vom Ende dann sehr, entschuldige bitte das Wort, enttäuscht.

Ja, du baust mordsmäßige Spannung auf, um den Protagonisten letztendlich Fotos von 9/11 schießen zu lassen? Bei allem Respekt vor den vielen unschuldig zu Tode gekommenen Menschen, doch das kam zu plötzlich und war mir zu fade.
Da hätte ich mir mehr gewünscht: Ich wollte sehen, wie der Prot. zu der Adresse fährt, miterleben, was dort passiert. Zweifel spüren, die er doch sicherlich haben wird.

Auch betonst Du am Anfang für mein Empfinden zu sehr die kleine Arzttochter, um dann nicht mehr auf sie zurückzukommen. Das empfand ich am Ende der Lektüre als unbefriedigend. Ich erwartete beim Lesen ständig, dass da noch etwas käme. Ich habe mir das Ende so vorgestellt, dass der Prot einen Zettel mit den Daten erhält, zum beschriebenen Ort fährt und Zeuge eines Unglücks wird, in dem das Mädchen ums Leben kommt. Ich hätte dann vermutlich das Ende offen und den Leser sich fragen lassen: "Macht er nun ein Foto, oder nicht?" Mir gefallen die Geschichten, deren Ende sich auf den Anfang beziehen, wenn sich der Kreis schließt.

Aber Du bist der Autor und das ist nur meine Erwartung, die ich an Deine Geschichte hatte. Große Klasse und hoch spannend fand ich sie allemal. Das wars fürs Erste, muss wieder ins Bett. Im Text gab es noch ein, zwei Sachen zu denen ich mir Gedanken gemacht habe. Wenn ich bisschen fitter bin, werd ich mich noch mal melden.

Lieber Gruß
Tintenfass

Nachtrag: Im Titel fehlt ein Leerzeichen nach dem Punkt und vor dem "S" von Smith.

 

Hallo Eisenmann,

ich muss zugeben, ich habe begeistert deine Geschichte verschlungen. Jede Menge Bilder sind in meinem Kopf aufgetaucht, die Charaktere plastisch vor mir. Beim ersten Mal musste ich mich doch etwas in Zaum halten, um nicht zu schnell zu lesen und dabei etwas zu übersehen.

Trotzdem habe ich da noch ein paar Knoten im Hirn...

Der sorgenvolle Gesichtsausdruck kehrte zurück. Er räusperte sich und warf einen flüchtigen Blick in seine Unterlagen.
Darüber bin ich gleich beim ersten Lesen gestolpert, nachdem im nächsten Absatz klar wird, dass es ein Gespräch zwischen Arzt und Patient ist. Das Adjektiv "flüchtig" stört mich hier irgendwie. Entweder kennt der Arzt die Unterlagen, oder es braucht hier mehr als nur einen flüchtigen Blick. Eine reine Verlegenheitshandlung kann ich mir hier nicht vorstellen.

„Passen Sie auf Ihre Tochter auf. Is’n Scheißspiel, das Leben.“
„Meine Sache. Solange ich zahle, Fresse halten und nachfüllen.“
Beim Arzt kommt mir Blaine besorgt um die Tochter, ja fast liebevoll vor. Wann kam die radikale Verwandlung ins Arschloch? Ist das wirklich nur dem Alkohol geschuldet? Eigentlich wirkt Blaine im Pub noch nicht so besoffen, dass das der Grund sein kann. Wenn es die Diagnose ist, müsste er nicht schon beim Arzt patziger sein? Ich bekomme die beiden Blaines noch nicht ganz zusammen.

„Ich bin ganz sicher nicht der „Teufel“, Michael.
Eine uralte, verkniffene und zerfurchte Fratze mit bösartig glühenden Augen und einem hassverzerrten Mund. Narben und Falten durchzogen fahles, verrottetes Fleisch wie Klärgruben und Abwasserkanäle.
Verdammt! Wenn es nicht der Teufel ist, wer dann? Meine Neugierde brennt immer noch...

„Das ist merkwürdig. Wieso hat er denn …?“ Der Arzt griff zum Telefon auf seinem Schreibtisch.
„Judy, verbinden Sie mich bitte mit der Onkologie im Mattew’s. Dr. Spencer Tolvin, bitte.“
Einen Moment später war die Verbindung hergestellt.
Liest sich für mich unrealistisch. Warum sollte der Arzt seinen Kollegen anrufen?

Sie werden von Zeit zu Zeit eine Nachricht erhalten. Einen Anruf vielleicht. Oder ein Telegramm. Vielleicht auch eine Ansichtskarte oder einfach nur einen kleinen Notizzettel, den Sie eines Morgens auf Ihrem Küchentisch vorfinden. Darin stehen ein Ort und ein Datum.
Wenn Smith Ort und Zeit von Katastrophen kennt, wieso geht er nicht persönlich hin, um das Leid "live" aufzusaugen. Müsste das nicht noch intensiver sein? Nein, das wird im Foto konserviert und nach und nach konsumiert. Sehr schön...

Dann lassen Sie die Pausentaste wieder los.
Schönes Bild...

180 Greenwich St, New York, USA
11.September 2001
Ich war schon drauf und dran, die Adresse in die Suchmaschine meiner Wahl einzugeben, da ist mir doch noch die Bedeutung des Datums klar geworden. Ich bin etwas zerrissen, ob ich das Ende stark oder "zu einfach gemacht" finden soll.

Insgesamt aber eine feine Geschichte, die mich gefesselt und begeistert hat.

Grüße,
Holger

 

Hallo liebe Wortkrieger!

Vielen lieben Dank für eure Feedbacks und die schönen Anmerkungen! Wow, also bei so einer (überwiegend) positiven Resonanz kann das neue Jahr kommen!!:)

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josefelipe

Hola Josè und feliz año nuevo, amigo!:)

Wow, vielen Dank für dein Lob und das große Kompliment. Das freut mich natürlich extrem, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Ich hoffe, dass die anderen Leser/Kritiker deine Einschätung teilen!;)

Es hat mir viel Spaß gemacht, die Geschichte so laufen zu lassen, wie sie am Ende geworden ist. Ich hatte ursprünglich eine andere Idee, aber angesichts deiner Anmerkungen bin ich mehr als froh, dass ich mich dann doch für diese Variante entschieden habe.

Vielen Dank auch für deine Korrekturanmerkungen - werden umgesetzt.

Also auf dieses Lob von dir gönn ich mir jetzt gleich nen schönen Cognac und trinke auf dein Wohl!!!

Viele Grüße und ¡Salud vom EISENMANN
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SCFuchs

Hi SCFuchs!

Vielen Dank für deine Anmerkungen und dein Lob - trotz Dellen und Blechschaden!;)

Es freut mich, dass dich die Geschichte (jedenfalls unterm Strich) unterhalten konnte. Ich finde die erste Szene mit Dr. Tolvin auch ganz stimmig. Vor allem, wie Blain da schon in seine eigene Welt abdriftet und quasi mit der eigenen Realität schon abzuschließen beginnt.

Es ist natürlich schade, dass dir der weitere Verlauf dann nicht mehr unbedingt so gut gefällt, aber für die Erzählstruktur war es (jedenfalls meiner Einschätzung nach) nun einmal notwenig, die Karten bzgl. Blains Zustand auf den Tisch zu legen, damit ich die Leser nicht verwirre.
Dennoch wie gesagt ein großes Dankeschön für deine Zeit und deine Anmerkungen

Viele Grüße vom verbeulten und eingedellten EISENMANN
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Blaustrumpf

Hello Blaustrumpf!

Vielen herzlichen Dank für dein Lob und die prodktiven Anmerkungen. Klasse, dass dir die Geschichte gefallen hat und du dich mit der Handlung anfreunden konntest. Ganz besonders freut es mich, dass du die Idee gut fandest, die dahinter steht.
Ich wollte dieses Mal eine Art hintergründigen Horror schaffen, das jetzt weniger mit plakativen Splatter- oder Gore-Effekten arbeitet, sondern sich eher an das "stille Monster" hält. Schön, wenn mir das gelungen ist. Und wenn es dann auch noch gelungen ist, dich gut zu unterhalten und dir das Lesen der Geschichte gefallen hat, dann haben Mr. Blaine und Mr. Smith ja genau ihren Zweck erfüllt!

Viele Grüße und einen schönen Abend wünscht der EISENMANN
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Novak

Huhu Novak!

Aaah - ein Blick in den Lobesspiegel, der von dir gereicht wird, ist ja schon allein für sich ein riesen großen Dankeschön vom freudestrahlenden EISENMANN wert!:)

Und vielen Dank für deine ausführliche, detaillierte Kritik. Wie ich das auch schon SCFuchs geschrieben hatte, fand ich die Anfangsszene in der Tat ebenfalls sehr stimmig und passend. (Äh - das soll jetzt kein Eigenlob sein, mich hat das Schreiben dieser Szene nur ziemlich gefesselt.) Ich hatte gehofft, dass ich damit die hoffnungslose Ausgangssituation von Blaine schon ein wenig einläuten konnte.

Ich weiß genau, was du mit dem Widerwillen meinst, der Blaine packt, wenn er solche Sensationsfotos machen soll, um sich seine Lebenszeit zu erkaufen. Ich hatte mir sogar überlegt, dass Blaine vielleicht durch das Sarajevo-Foto z.B. alkoholkrank geworden und genau durch das todkrank geworden, das er jetzt das machen muss,und um sein Leben zu retten. Das wäre eine grausame Ironie, die Mr. Smith bestimmt gefallen würde, nicht wahr?
Übrigens Danke für deine treffende Bemerkung der Perversion von Mr. Smith - er lässt dir seinen Dank ausrichten!:baddevil:
Vielen Dank auch für die handwerklichen Anmerkungen - Oh Mann, dieses Mal habe ich mich mit dem "dass" vs. "das" aber oft verhauen, nicht wahr?
Und was die Streichungen angeht, hast du völlig recht - es ist mehr als hilfreich, aus einer anderen Perspektive auf Redundanzen und Schwachstellen hingewiesen zu werden. Da steht mir oft die eigene Betriebsblindheit im Weg! Mir gefallen deine Anmerkungen äußerst gut. Besonders das Streichen der überflüssigen Erklärungen wird den Text dynamischer machen.

Blinkende Grüße vom METALLKERLCHEN:)
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wieselmaus

Hallo liebe wieselmaus!

Vielen Dank für deine Anmerkungen und die Kritik. Wie immer freut es mich sehr, wenn du meine Geschichten liest und ihnen etwas abgewinnen kannst, selbst wenn sie ja meistens nicht so angenehme Themen behandeln!

Mir gefällt es sehr gut, wie du dür dich den Vergleich zu unserer Medienlandschaft und der Einstellung von Reportern/Fotografen herstellen konntest. Mir persönlich wird bei der rücksichtslosen Sensationsgier und dem aasgeierhaften Verhalten der Presse regelmäßig fast schon schlecht vor Wut. Ich bin durchaus der Meinung, dass man ein Recht auf die Wahrheit hat, aber nicht auf reisserische Mediengeilheit.
Es gibt einen sehr guten Film, der ein solches Thema behandelt (hat nichts mit meiner Geschichte zu tun und mich auch nicht inspiriert) - der Film heißte "Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis". Sehr empfehlenswert.

Vielen Dank für deine Anmerkungen und dein Lob, liebes wieselchen!

Der EISENMANN
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Tintenfass

Hallo Tintenfass!

Vielen lieben Dank für deine Anmerkungen und deine Kritik.

Das ist natürlich sehr schade und tut mir leid, dass dich das Ende der Geschichte enttäuscht hat. Insbesondere der platte, fade Ausgang, den du so empfunden hast.

Einerseits finde ich deine Idee mit dem Zirkelschluss, dass Blaine vielleicht einen Verkehrsunfall mit Dr. Tolvin und seiner Tochter fotografiert, stimmig für die "klassische" Horrorgeschichte.
Andererseits jedoch gefällt es mir besser, wenn die Dimension des Schreckens, in die Blaine ja nun zwangsläufig hineingezogen wird, um einiges größer, globaler ist als "nur" ein tragisches Ereignis aus dem persönlichen Umfeld. Dadurch, dass ich 9/11 gewählt habe, wollte ich den Effekt des Grauens verstärken. Sehr schade, dass dir das nicht gefällt und deine Erwartungen nicht erfüllt.
Dennoch freut es mich natürlich, dass dir immerhin die Dialoge und der Spannungsbogen gefallen haben. Das ist doch schon mal was!:)

Vielen Dank für dein Feedback und viele liebe Grüße sendet dir der EISENMANN

 

HoWoA

Hi Holger! (Bist du aufgrund deines Nicks schon das ein oder andere Mal auf Wacken gewesen?:D)

Vielen Dank für deine Anmerkungen und die Zeit, die du dir mit meiner Geschichte genommen hast. Zunächst einmal freut es mich sehr, dass sie dir gefallen hat und ich dich damit unterhalten konnte.

Ich finde es prima, dass du neben deinen Anmerkungen auch direkte Fragen zu der Geschichte stellst, weil ich dadurch gut reflektieren kann, wie verständlich sie für die Welt außerhalb meines Schädels rüberkommt. Es ist mir ein Vergnügen, dir deine Fragen zu beantworten!

Der "flüchtige" Blick sollte dazu dienen, den Arzt nach der kleinen Abschweifung zu seiner Tochter zurück zu seinem Patienten zu bringen. Du hast das vielleicht selbst auch schon erlebt, wenn du in einem Thema drin bist und dann rauskommst. Dieser "flüchtige" Blick ist sowas wie die rhetorische Frage, die man sich stellt: "Wo war ich? Ach ja, wir waren ..."

Das Verhalten von Blaine im Sprechzimmer des Arztes - sehr schön von dir fromuliert mit dem Wort "liebevoll" - bezog sich auf das Mädchen, aber auch auf das, was er mit dem Bild von ihr verbinden kann. Eine Erinnerung an das Model, mit dem er mal zusammenwar, das Leben, das er verlieren wird. Der Barkeeper, der sich ja im Grunde genommen "nur" um seinen Gast kümmern will, geht ihm halt einfach nur auf die Nerven, auch wenn es keinen Grund dafür gibt.
Doof, wenn der Autor das erklären muss - dann stimmt etwas an der Handlungslogik nicht!:D

Wer weiß, vielleicht ist Mr. Smith ja der Teufel? Vielleicht auch nicht? Ist das wichtig ...;)

Warum Dr. Russell bei Dr. Tolvin anruft? Weil da zwei sehr unterschiedliche Diagnosen im Raum stehen. Und bei der Krankheitsgeschichte geht man auf Nummer sicher. Also das finde ich jetzt wiederum sehr einleuchtend und nachvollziehbar, denn nichts anderes würde ich mir von meinem Arzt wünschen, wenn mein Leben auf des Messers Schneide stehen würde.

Du bist hin- und hergerissen, ob du das Ende stark oder schwach findest?! Yuhuuuu!!! Ich finde, wenn sich ein Leser nicht entscheiden kann, ob er etwas gut oder schlecht findet, dann ist das (jedenfalls in meinen kranken Hirnwindungen!) ein ziemlich großes Lob, weil es dem Autor dann gelungen ist, den Leser zum Nachdenken und Abwägen zu bringen. Und selbst wenn das Urteil "schwach/schlecht" ausfallen sollte, ist das immer noch ergiebiger gewesen, als wenn man etwas einfach nur achselzuckend hinnimmt, nicht wahr?

Viele Grüße vom EISENMANN

 
Zuletzt bearbeitet:

Eisenmann schrieb:
„Kennen wir uns?“
Der Anflug eines leichten Lächelns huschte über das Gesicht des Mannes.
„Nun, ich weiß, wer Sie sind.“
Blaine grunzte unwillig.
„Hören Sie, ich bin nicht in der Stimmung für rätselhaftes Gequatsche. Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?“

Luis schrieb:
„Müsste ich dich kennen?“ Ich hielt ihm mein Päckchen hin.
„Kommt drauf an. Rutsch mal rüber.“
„Vergiss es. Ich hab echt keine Lust zum Quatschen. Und woher du meinen Namen weißt, ist mir eigentlich auch egal. Ehrlich. Lass mich einfach in Ruhe.“ Ich nahm einen kräftigen Schluck.
„Na komm, Luis, reg‘ dich nicht auf. Ich mein’s gut mit dir.“

:D

Scheint fast, als gäbe es so was wie eine stille Übereinkunft darüber, wie sich eine erste Begegnung mit dem Herrseibeiuns abspielt. Oder tragen wir Menschlein gar so was wie eine archetypische Vorstellung davon im kollektiven Unterbewusstsein?

Wie auch immer, Eisenmann, ab dieser Szene war eigentlich klar, wohin der Hase läuft und trotzdem hat das der Spannung kein bisschen Abbruch getan, im Gegenteil, ich war wahnsinnig neugierig, wie gerade du mit diesem Thema „Teufelspakt“ umgehst. Das ist ja wirklich schier unerschöpflich und offenbar kann man immer und immer wieder was Neues draus machen. (by the way: Hallo Isegrims :))
Tja, was soll ich sagen? Gut ausgedacht, souverän geschrieben. Unterhaltungslektüre im allerbesten Sinn.


Ich bin ehrlich beeindruckt, Eisenmann.

offshore


Bisschen Kleinscheiß hab ich trotzdem:

Der Mann hinter dem riesigen Schreibtisch stutze kurz und sah dann auf das Bild.
Ist für mich ein klassisches Beispiel für Redundanz, weil zeitliche Kürze dem Begriff „stutzen“ (im Sinne von überrascht sein, erstaunt innehalten) ja sowieso innewohnt. Abgesehen davon finde ich ihn hier etwas ungeschickt gewählt, weil bisher von keinerlei Tätigkeit die Rede war, in der der Arzt innehalten könnte. Wenn du weißt, was ich meine.

„Und was soll das für ein Grund sein?“
„Der Einzige, der jetzt noch für Sie zählt, Mr. Blaine.
Der einzige, weil es sich adjektivisch auf den Grund bezieht.

Okay, das ist jetzt wirklich Korinthen geschissen, weil’s ja wörtliche Rede des Teufels ist:

„… noch haben oder werden Sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wenn Sie gehen.“
Strenggenommen steckt da ein Tempusfehler drin. Aber bevor ich jetzt anfang, dir zu erklären zu versuchen, wie und warum, will ich dir einfach vorschlagen, das Fette einfach zu streichen. (Der Teufel quasselt ohnehin genug.)


„Es freut mich […] doch nicht für den „Blödsinn eines Freaks und Spinners halten“. Daher werde ich […] Alles Weitere liegt dann bei Ihnen.“
Also das geht so nicht. Du kannst nicht Anführungszeichen innerhalb von Anführungszeichen verwenden. Ist so ähnlich, als würdest du eine mathematische Formel z.B. so schreiben ((a + b)² - (a + c)²)² anstatt so: [(a + b)² - (a + c)²]² Wenn du weißt, was ich meine. :Pfeif:
Also Hervorhebungen besser kursiv setzen.

Und noch einmal wörtliche Rede vom Teufel:

„… Sie werden sie keiner Zeitung oder den Medien zum Verkauf anbieten.“
Der Satz funktioniert so nicht, weil sich die Negation "keiner" rein grammatikalisch nicht gleichzeitig auf die Zeitung (Singular) und die Medien (Plural) beziehen kann.
Vorschlag: Sie werden sie weder einer Zeitung noch den Medien zum Verkauf anbieten.
Wobei du ja strenggenommen eins von den beiden sowieso weglassen könntest, weil die Zeitungen ja eine Teilmenge der Gesamtmenge Medien sind, oder? („Die Kinder dürfen weder auf die Eichen noch auf die Bäume klettern.“ Wenn du weißt was ich meine. :D)

 

Hallo Eisenmann,
das haste fein gemacht! Die Story wirkt, wie locker aus der Hand geschüttelt und macht Spaß beim Lesen. Vor allem gefällt mir der abwechslungsreiche Sprachrhythmus und der ganze Aufbau. Sehr gekonnt inszeniert.
Ein leichter, unangenehmer Nachgeschmack blieb nach dem Genuss. Ich brauchte etwas Zeit, um zu erkennen, was meinen Eindruck trübte. Der Smith ist es: Sein Motiv ist nicht verständlich. Dass er sich am Unglück und Leid der Menschen erfreut, ist logisch. Aber wofür braucht er einen Fotographen? Wir wissen doch, um wen es sich handelt: Luzifer aka der Beelzebub, Höllenfürst etc. Was macht der denn mit den Fotos? In seinen Spind hângen? Auf Facebook posten? Der könnte sich doch die passenden Bilder zaubern, wenn er unbedingt Andenken braucht.
Gehe ich zu logisch ran?


Grüße
Kellerkind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Eisenmann.

Hi Holger! (Bist du aufgrund deines Nicks schon das ein oder andere Mal auf Wacken gewesen?:D)
Ähm, nö. Mein Nick ist einfach ein Akronym meines vollen Namens. Bei Wacken spielt für meinen Geschmack aber schon die ein oder andere gute Band. (Und ich meine nicht den Opener!)

Warum Dr. Russell bei Dr. Tolvin anruft? Weil da zwei sehr unterschiedliche Diagnosen im Raum stehen. Und bei der Krankheitsgeschichte geht man auf Nummer sicher. Also das finde ich jetzt wiederum sehr einleuchtend und nachvollziehbar, denn nichts anderes würde ich mir von meinem Arzt wünschen, wenn mein Leben auf des Messers Schneide stehen würde.
Aus Sicht von Tolvin aber nicht so unmittelbar auf Messers Schneide, dass man bei einem Kollegen anruft, der wahrscheinlich sowieso gerade keine Zeit hat. Und die Krankheitsgeschichte kennt Tolvin nicht, Blaine ist zum ersten Mal da, oder? Vielleicht bin ich bei der falschen Kasse, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Arzt das machen würde, auch wenn es vielleicht wünschenswert wäre. Rein, Raus. Und ich meine nicht schlechten Sex...

dann ist das (jedenfalls in meinen kranken Hirnwindungen!) ein ziemlich großes Lob, weil es dem Autor dann gelungen ist, den Leser zum Nachdenken und Abwägen zu bringen.
Gern geschehen...

Grüße
Holger

 

Hallo Eisenmann ,

Wow, also deine Geschichte hat mich richtig gepackt. Ich wette, dass Mr. Smith Satan oder wenigsten ein Dämon ist, mit dem der Prot einen faustartigen Pakt eingegangen ist. Total cool!
Mir gefällt es, dass der Prot mal was richtig böses tut zur Abwechslung zu vielen anderen KGs hier.

Ja, ich weiß, um ehrlich zu sein, nicht, was ich noch anmerken kann, was nicht schon Andere angemerkt haben.
Ich wollte die nur sagen, dass mir die KG gefallen hat. <3

LG,
alexei

 

Hallo Eisenmann,
die geheimnisvoll-gruselige Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Dass die Figur diabolisch erscheint, aber nicht als solche genau beschrieben wird, eher als moderen Ausgabe des kühl lenkenden Bösen im Hintergrund, macht sie glaubwürdig, abseits von aufgesetzem Gruseltrallala. Ja, klar, der Bund mit der dunklen Macht als aufgeklärtes Böses, das gibt es im Doktor Faustus schon. Und da muss der Komponist ein wirkliches Opfer bringen für das Bündnis, indem er auf Liebe verzichtet. Diese Dimension gibt es in Deiner Geschichte nicht. Da muss der Fotograph kein Opfer bringen, im Gegenteil, eine, wie es so grauslich heißt, "Win-win"-Situation. Aber klar, bei Thomas Mann bekommt der Künstler ja etwas, nämlich Ruhm, hier bekommt der Diabolus Fotos und gibt im Gegenzug Gesundheit. Eine umgekehrte Situation. Von daher stimmt das Verhältnis schon.
Beim Lesen der Story bin ich dem Dialogaufbau ohne Einschränkung gefolgt und hab mit Spannung die Entfaltung der schlimmen Beziehung beobachtet.
Sprachlich empfinde ich den Text ziemlich routiniert geschrieben, treffend und stimmungsreich.

Das ist ein drastischer Blick hinter die Kulisse. Der verlässt die abgeklärte, geschäftsmäßige Kühle des bösen Onkels und das kann man wahrscheinlich so oder so sehen, ob das den Effekt nimmt oder gibt. Ob es nicht interessanter ist, das Böse nicht aus der Contenance zu bringen. Es in die andere Richtung, nämlich in die noch eiskältere, gnadenlosere, berechnendere zu bringen, statt eine Schreckensfigur aus der Geisterbahn einzublenden.

Und was er dort sah, ließ ihn erstarren. Eine uralte, verkniffene und zerfurchte Fratze mit bösartig glühenden Augen und einem hassverzerrten Mund. Narben und Falten durchzogen fahles, verrottetes Fleisch wie Rinnsale voller Abwasser.
Ein schöner Grusel zum Neujahr jedenfalls.
Herzlich
rieger

 

Hallo Eisenmann,

ich fand deine Geschichte super. Vom Anfang bis zum Ende hat sie mir richtig gut gefallen.

Hätte nur was zu der Situation zu sagen, als er das zweite Mal beim Arzt war. In der Realität würde man nie so schnell einen Termin beim Arzt haben und schon gar nicht auch noch die Ergebnisse. Aber das mich das ein Wenig gestört hat, liegt wohl nur daran, dass ich selbst als Zahnarzthelferin gearbeitet habe und daher ein wenig Bescheid weiß.
(das ist meine allereste Kritik hier überhaupt, daher ist es noch wenig)

Ansonsten gefällt mir dein Schreibstil total gut. Würde mir sofort ein Buch von dir kaufen.

Grüße,
Christine

 

Bea Milana

Vielen lieben Dank für dein Feedback, das Lob und deine Anmerkungen. Es freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat und ich dich damit unterhalten konnte. Das ist ja immer das Wichtigste und Schönste, dass der Autor beim Leser erreichen kann.

Schade finde ich es natürlich, wenn ich dich "anfüttere, aber nicht satt bekommen!";) Deshalb gehe ich auf deine Einwände gerne genauer ein:

1.Absatz: Also da kenne ich genug Gegenbeispiele, dass Fotos auf einem Schreibtisch oder in einem Büro weiß Gott nicht immer "nur" für die Person sichtbar ist, die sich hinter dem Schreibtisch befindet. Angefangen von Bildern, die an Wänden hängen über gerahmte Fotos, die sich auf Aktenschränken entlang der Wände befinden bis hin zu Bildern, die schräg versetzt stehen, damit jeder sie sehen kann (keine Ahnung, ob die Leute mit ihrer buckligen Verwandtschaft angeben wollen?!:D).
Was die Bilder auf dem Schreibtisch des Arztes angeht, dabei sollte es sich nicht um Fotografien handeln, sondern um Untersuchungsbilder, Röntgen, MRT, sowas halt. Ich wollte aber nicht in diesem Satz schon mit der Tür ins Haus fallen und habe deshalb dieses Bild bewusst vage gehalten.

Was die Wortwahl bzw. deine Vorschläge anbelangt, so finde ich die keineswegs puristisch oder kleinkariert, sonder sie spiegeln deinen individuellen Geschmack wieder, was ja auch völlig ok ist. Mir gefallen meine Formulierungen in diesem Kontext allerdings ganz gut.

Was das Ende angeht - Smith sagt Blaine, wo er die Orte finden kann, an denen er so dermaßen schlimme Fotos machen kann wie das Sarajevo-Bild. Und warum er das macht, liegt daran, dass er aus diesen Bildern eine übernatürliche, tiefgreifende Befriedigung und persönliche "Freude" ziehen kann. Und wenn er sich an diesem Bild genügend gesättigt und es quasi ausgesaugt hat, muss eben das nächste Bild her. Und solange Blaine ihm das liefert, erhält Smith ihn am Leben.

Vielen Dank nochmal für dein Lob und viele liebe Grüße schickt dir der diabolische EISENMANN:)
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ernst offshore

Hi Ernst!

Yeah, dass freut mich natürlich besonders, dass diese Geschichte deinen Geschmack getroffen hat und (anders als der gute alte Jack O'Grady;)) dieses Mal kein Schuss in den Ofen gewesen ist! Vielen Dank für dein Lob und schön, dass du mit Smith was anfangen konntest.

Ist ja witzig, wie ähnlich sich manche Themen sind - mir waren diese Parallelen von "Luis" nicht bekannt, weil ich diese Geschichte nicht kenne oder mich nicht mehr an sie erinnern kann.
Ich finde es auch immer sehr spannend, wenn man in einer Geschichte auch für sich persönlich ganz eigene Seiten, Facetten und Aspekte entdecken kann. Schön, wenn mir das auch hier gelungen ist.

Was deine Korrekturanmerkungen angeht - wow, ich hatte bis jetzt eigentlich gedacht, ich wäre des Deutschen so halbwegs mächtig. Aber wenn ich mir so ansehen, was dir aufgefallen ist ... Respekt!:)

Viele Grüße vom EISENKEKS ... EISENMANN
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Kellerkind

Hi Kellerking:D

Danke für dein Feedback und deine ANmerkungen. Freut mich, dass dich die Geschichte unterhalten konnte und auch in sprachlicher/handwerklicher Hinsicht deinen Geschmack getroffen hat.

Was Smith und die Fotos angeht, hatte auch Bea Milana dort Fragen. Ich war eigentlich der Meinung, dass das relativ eindeutig war - Smith "konsumiert" die Fotos. Wie einen Cheesburger oder ne BlueRay. Er zieht sich die Dinger rein. Nur macht er das auf einer wesentlich spirituelleren Ebene als ein Mensch.

Und warum er das nicht selber macht? Ach komm schon, das ist doch nicht sein Stil, einfach mit den Fingern schnippen und etwas durch Zauberei lösen. Es ist doch viel fieser, zynischer und irgendwo auch stimmiger, wenn man dazu gebracht wird, etwas ganz von alleine zu tun. Smith "zwingt" Blaine ja zu nix. Er kontrolliert nicht seinen Geist oder zwingt ihm seinen Willen auf, er schlägt ihm einfach nur einen Handel vor. Und wohlgemerkt, von Blaines Seele war nie die Rede.
Der Teufel ist am Ende des Tages halt einfach nur ein verdammt guter Gebrauchtwagenhändler.

Grüße vom EISENMANN
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HoWoA

Hi HoWoA!

Danke für die Erinnerung an die Quelle der Zeit - Kommentar kommt gleich im Anschluss.

Was diese Sache mit dem Arztanruf angeht, so habe ich die Vermutung, dass wir aneinander vorbei reden bzw. schreiben oder du die Szene vielleicht missverstanden hast.

Blaine war zunächst bei Dr.Tolvin. Dieser hat eine tödliche Krebserkrankung bei ihm festgestellt und ihm eine entsprechende Diagnose eröffnet.
Im Anschluss daran war Blaine -nach der Barszene- bei Dr. Russell, um die Geschichte von Smith nachzuprüfen anhand einer Differentialdiagnose.
Dr. Russel hat bei Blaine jedoch keine tödliche, sondern eine heilbare Erkrankung festgestellt.
Wenn ein Arzt, nachdem er einen Patienten untersucht hat, von diesem erfährt, dass ein anderer Arzt eine abweichende Diagnose gestellt hat, die einen tödlichen (!) Ausgang prognostiziert, dann wird dieser Arzt das schon allein deshalb abklären, weil er sonst mit einem Bein im Knast steht, wenn er die falsche Diagnose stellt und seinen Patienten dadurch schädigt.

Also ich kann nur inständig hoffen, dass auch dein Arzt das macht, lieber Holger. Nicht nur, weil das schlussendlich dem Wohl des Patienten dient, sondern auch und gerade deshalb, weil Ärzte zusammen mit Rechtsanwälten zu der am meisten verklagten Berufsgruppe gehören.

Gruß, EISENMANN
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alexei

Hallo alexei!

Schön, dass du meine Geschichte gemocht hast und sie dir gefallen hat. Vielen Dank für das Lob und die Lorbeeren!
Ich finde es -gerade bei solchen klassischen Themen wie dem berühmt-berüchtigten Pakt mit dem Teufel - auch immer wieder gut, wenn das Böse an der ganzen Sache deutlich wird und man erkennen kann, dass es bei so einem Pakt eigentlich nie für denjenigen gut ausgeht, der sich darauf einlässt.

Vielleicht mag Blaine ja länger leben, solange er schreckliche Fotos für Smith schießt. Aber ob er "glücklich" mit diesem Leben ist?

Viele liebe Grüße zurück vom EISENMANN
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christianheynk

Hallo Christian!

Vielen Dank für dein Lob und deine Anmerkungen. Das freut mich sehr, dass du in der Geschichte genügend Potential siehst, um ein Buch daraus zu machen. Ich glaube, der gute alte Goethe könnte da ruhig ein Auge zudrücken, nicht wahr?

Guter Gedanke mit der Vereinfachung - werd ich mir mal durch den Kopf gehen lassen.
Was deine Anmerkung bzgl. der Rede von Blaine zur Erklärung des Fotos angeht, hast du natürlich recht damit, dass dies der Information für den Leser dient. Blaine kennt ja die Hintergrundgeschichte seines eigenen Fotos und Smith ja offensichtlich auch.
Ich habe mir jedoch gedacht, dass die Bedenken und Gefühle von Blaine in Bezug auf die Entstehungsgeschichte des Fotos druchaus etwas sind, dass er Smith (und damit natürlich auch dem Leser) ruhig erzählen kann, ohne dass das zu sehr in Richtung Telling geht.

Viele herzliche Grüße vom EISENMANN
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rieger

Hi rieger!

Herzlichen Dank für deine Kritik und das Lob, dass du mir gibst. Das geht immer wieder runter wie Öl - und das kann eine Eisenmann immer gut gebrauchen!;)
Gut gefällt mir, wie du Smith siehst und ihn dir vorstellst. Ich habe ihn mir auch als jemanden vorgestellt, der nicht macht, sondern machen lässt. Dies hatte ja auch Kellerkind angemerkt, warum er sich denn nicht einfach Bilder herbeizaubert. Das hätte meiner Ansicht nach aber die ganze Atmosphäre der Geschichte zunichte gemacht.
Ein wenig Grusel-Tralala wollte ich aber schon noch einbauen, deshalb möge man mir den kleinen Schlenker ins Monsterreich mit der Beschreibung des Gesichts entschuldigen. So ganz drauf verzichten kann ich nicht – ist wie mit nem Kind und nem Bonbon!;)

Grüße aus der Geisterbahn
sendet dir der EISENMANN

 

Tinima

Hallo Christine!

Wow, vielen lieben Dank für dein Lob! Das ehrt mich, dass dir mein Stil gefällt. Sollte ich jemals ein Buch schreiben (und auch veröffentlichen!) kriegst du eine persönliche Widmung von mir, versprochen!:)

Das stimmt natürlich (leider!), was die Terminvergabe bzw. die Geschwindigkeit beim Patientenmanagement angeht. Meistens jedenfalls. Zwar kenne ich glücklicherweise auch Gegenbeispiele, wo bei ernsthaften Erkrankungen binnen ein, zwei Tagen schon OP-Termine gemacht wurden, aber auch das genaue Gegenteil, nämlich Wartezeit von Monaten, bis man einen Facharzttermin kriegt. Na ja - bei Blaine geht's ja um Leben und Tod, da war'n die Jungs halt einfach ein bisschen fixer.:Pfeif:;)

Danke nochmal für dein großes Kompliment und viele liebe Grüße
EISENMANN

P.S. Und es freut mich sehr, dass deine erste Kritik direkt so positiv ausfällt. So kann's ruhig weitergehen - jedenfalls bei mir!:D

 

Hej Eisenmann!

oje... Da wollte ich dich zu so später Zeit noch schnell loben, nachdem ich deine Geschichte ja quasi ganz druckfrisch gelesen hatte, und raus kommt ein mehr oder weniger verschlafener Komm :shy::D

Dafür jetzt nochmal: Mir hat es sehr Spaß gemacht, deine Geschichte zu lesen!!

Ich finde die erste Szene mit Dr. Tolvin auch ganz stimmig. Vor allem, wie Blain da schon in seine eigene Welt abdriftet und quasi mit der eigenen Realität schon abzuschließen beginnt.
Yep, den Gedanken hatte ich beim Lesen auch! Wahrscheinlich hätte ich mir nach dieser Stelle einfach noch mehr von dieser Atmosphäre gewünscht, aber man kann eben nüscht alles haben :)
Außerdem hast du das, finde ich, richtig gut gelöst.

Viele Grüße,
SCfuchs

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Eiserner,

dann will ich mal auch noch deine Geschichte begutachten. Ich habe die anderen Komms nicht gelesen, also rechne mit Wiederholungen. Dafür habe ich wohl eine brandaktuell geänderte Version gelesen (04.01.2017, 19:21 Uhr).

Nachdem ich selbst schon einmal über so einen mysteriösen Typen geschrieben habe, der anderen für einen gewissen Preis "Hilfe" anbietet, bin ich ja quasi vom Fach. Deine Beschreibung gefällt mir, ist schön undramatisch, damit das Grauen auf leisen Sohlen kommen kann; irgendwie fehlt mir aber das gewisse Etwas. (Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass meine Beschreibung (= Vorstellung) damals ganz ähnlich war.)

Ein bisschen gilt das für die Story als Ganzes. Stilistisch makellos, das liest sich super runter, auch die Handlung hat keine Hänger oder Macken - aber ich vermisse das Besondere, irgendeinen Twist. Das Ende überrascht nur geringfügig mit der Wahl des Ereignisses, zu dem Mr Smith den Blaine schickt: aber das ist "nur" eine Steigerung des bereits Erwarteten und keine Wendung in eine andere Richtung. Nicht, dass ich jetzt irgendeine Superidee hätte, wie man es noch besser machen könnte.

Also, in Schulnoten 'ne gute Zwei, aber für die Eins bräuchte es noch irgendeinen Knaller, sorry.

Textstellen:

Das Mädchen auf dem Foto lächelte. Sie war hinreißend schön.
Pet peeve, wie wir Amis sagen: das Mädchen ist "es", nicht "sie".

Der Mann hinter dem riesigen Schreibtisch stutze und sah dann auf das Bild.
stutzte

Wissen Sie was, ich hör mir Ihr dämliches Gequatsche an, bis ich ausgetrunken habe.
Okay, du brauchst irgendeinen Grund, warum Blaine ihm zuhört. Dieser ist wohl so gut wie jeder andere ... ;)

Bevor Blaine etwas sagen konnte, hob der Mann kurz seine Hand und flüsterte etwas, dass er nicht verstehen konnte. Dann stand er auf und nickte ihm leicht zu.
das

Außerdem "er" und "ihm" mit etwas unklarem Bezug. (Blaine oder Smith?) Klar, man kann es sich denken, aber grammatisch ist das uneindeutig. Vielleicht einmal mehr den jeweiligen Namen nennen.

„Lassen Sie sich morgen nochmal untersuchen. Am besten bei einem beliebigen anderen Arzt, falls Sie immer noch glauben sollten, dass Dr. Tolvin mit mir unter einer Decke steckt. Dann reden wir weiter.“
Der Duden empfiehlt "noch mal" in zwei Worten. Das kommt irgendwo noch mal vor.

Ansonsten: Wenn Blaine hinreichend skeptisch (oder paranoid?) ist, kann er auch nach dem Besuch bei einem anderen Arzt noch glauben, dass Tolvin mit Smith gemeinsame Sache macht. Tolvin könnte ihn ja künstlich kränker diagnostiziert haben, als er wirklich ist (und ihn der zweite Arzt dann einschätzt).

„Ist das nicht ein Kollege im St. Mattew?
(...)
„Judy, verbinden Sie mich bitte mit der Onkologie im Mattew’s.
Ich möchte wetten, das Krankenhaus heißt St. Matthew's.

„Was hat das mit den Fotos auf sich.
Fragezeichen?

Smith Stimme verlor mit einem Schlag ihren kultivierten, gepflegten Klang.
Smiths

Sie werden einer Zeitung noch anderen Medien zum Verkauf anbieten.
Der Satz ist irgendwie kaputt.

180 Greenwich St, New York, USA
11.September 2001
Na, da hoffen wir mal, dass Blaine nicht zu früh am Morgen dort aufkreuzt und selber eher zum Fotomotiv wird ... (Huch, oder ist das genau der Twist, den ich vermisst habe? Nee, das wäre zu sehr um die Ecke gedacht ... Oder ...?)

Hoffe, das hilft dir was.

Grüße vom Holg ...


Nachtrag: Nachdem ich jetzt doch die anderen Komms gelesen habe, fällt mir ein, was ich vergaß zu erwähnen: Ich hatte nämlich auch nach der ersten Szene erwartet, dass die Handlung am Ende wieder auf die Tochter von Dr. Tolvin zurückkommt. Und ich schwanke, ob ich das toll finde, dass du da meine Leseerwartung so durchbrochen hast (also doch eine Überraschung, nur leider eine, die ich am Ende der Geschichte schon wieder vergessen hatte), oder ob es eine verpasste Chance für eine zwar ein wenig konventionelle, aber doch (auch eingedenk der Tatsache, dass zumindest ich ja am Textende schon nicht mehr an das Mädchen gedacht habe) ganz nette Wendung ist. Immerhin hatte Blaine ja zuerst Tolvin als "Mitverschwörer" im Verdacht und müsste sich dann am Ende gewissermaßen selber an ihm schuldig machen - das hätte schon eine Ironie.

Also: ich weiß nicht. Was immer dir das nützt ... :D

 

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