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Die Mörder

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06.04.2013
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Die Mörder

„Bitte, geht jetzt nach Hause, ihr habt schon mehr als genug getan!“, drängte die Bibliothekarin Frau Schmitz die Studenten dazu, ihren Posten vor der Bibliothekstür zu verlassen und nach Hause zu gehen. „Auf keinen Fall lassen wir sie jetzt allein hier!“, rief Theo erbost aus. „Diese Menschen sind zu allem bereit, bereit alles für ihren Führer zu tun, bereit Andere vor´s Schafott zu führen für ihn, sogar bereit, das Kostbarste dem Feuer zu übergeben.“ Der Gedanke daran, was die Braunen aus seinen früheren Freunden gemacht hatte, in was für cholerische, identitätslose Bestien sie verwandelt worden waren, ließ den jungen Studenten erschaudern. Warum folgten so viele Intellektuelle diesem wahnsinnigen Mann, warum ließen sie sich freiwillig entmündigen und schikanierten die Leute, die früher ihre Freunde waren? Das waren ja nicht alles Idioten, warum machten sie bei diesem Irrsinn mit? Moritz, der liebenswürdige, introvertierte und höfliche junge Geschichtsstudent hatte dem jüdischen Bäcker, zu dem er früher immer ging, auf offener Straße ins Gesicht gespuckt und geschrien: „Ekelhaftes Judenpack! Irgendwann bekommt ihr den Lohn dafür, dass wir euretwegen den Krieg verloren haben, wartet es nur ab.“ Max, sein bester Freund, war der Einzige, der auch nicht auf diesen Zug aufsprang, sondern zu Theo hielt. Theo blickte den Freund an, er starrte geradeaus, so viel Leere in seinem Gesicht, keine Spur von Emotion in diesem sommersprossigen Gesicht mit den hellblauen Augen. Er spielte mit seiner provisorischen Verteidigungswaffe, einem alten Gewehr, vor sich hin, indem es in seinen Händen hin und her wippte.

„Komisch, dass die Nazis ihre kostbarsten Schriften ins Feuer werfen, mit was sollen sie denn noch prahlen? In der Kriegsführung kann man ja derzeit nicht wirklich angeben.“ Max lachte über seinen Witz, doch es war kein volles und heiteres Lachen, es war ein spöttisches Lachen, mit einem scharfen Unterton. „Sie gehen von einer Bibliothek zur Anderen, nehmen das, was ihnen nicht passt, mit und verbrennen es. Wuuhhhschh!“ Max imitierte eine lodernde Flamme durch diesen Laut. „Das sind Mörder, Theo. Sie begehen Mord, einen scheußlicheren Mord als den Mord an einem Menschen. Sie bringen unserer Kultur um, das, was sie doch angeblich so abgöttisch lieben!“, sagte Max und biss vor Wut die Zähne zusammen. Er atmete ruckartig ein und aus, sein Gesicht wurde rot vor Wut. „Sie bringen unsere Herkunft, unsere Identität um, alles wird von ihnen umgebracht! Und niemand macht was dagegen!“, schrie der Freund plötzlich aus vollem Hals. Frau Schmitz, die am Schaufenster stand und Theo zuckten erschrocken zusammen. Max atmete tief aus und sein Blick ging wieder ins Leere. Theo versuchte die Augen offenzuhalten, den ganzen Tag schon hatten sie beide die Bibliothek bewacht, aufgepasst, dass kein wütender Mob das Gebäude stürmte, womöglich Frau Schmitz etwas antat. Doch nicht nur deswegen bewachten sie diesen Ort: Sie wollten verhindern, dass auch diese Bibliothek der „Säuberungsaktionen“ der Braunen zum Opfer fiel und wertvolle Werke zerstört wurden. Er ging sich mit der Hand durch seine lockigen Haare und sagte den Beiden, dass er nochmal draußen schaue, ob alles in Ordnung wäre. Er verließ die Bibliothek, ging zur Kreuzung und schaute um die Ecke. Sein Blick viel auf dutzende braune SS Männer, die zielstrebig mit großen Schritten die Straße entlang in seine Richtung liefen. Neben ihnen gewöhnliche Leute, die anscheinend auch mitmischen wollten bei diesem Verbrechen. Theo rannte so schnell wie möglich zurück zur Bibliothek. „Gehen sie auf der Stelle in den Keller, verstecken sie sich, sofort!“, schrie Theo mit panischer Stimme Frau Schmitz entgegen. Frau Schmitz folgte diesem Befehl auf der Stelle, die alte zierliche Frau sputete polternd die Treppe hinunter und schloss die Tür hinter sich mit einem Klicken ab. Theo stellte sich neben seinen besten Freund. „Gott steh uns bei.“


„Ihr könnt gleich wieder umdrehen, haut ab und leckt eurem Führerlein brav die Füße“, rief Max boshaft der Menge entgegen, die sich im Halbkreis um die Bibliothek versammelt hatte. Es trat ein breit gebauter älterer Mann aus der Menge, die SS Blitze auf seiner Mütze und das Hakenkreuz mit seinem aggressiven Rot funkelten die beiden Studenten bösartig an. Er hatte sich einen kurzen Oberlippenbart wachsen lassen, von wem er die Inspiration dafür bekommen hatte, war natürlich klar. „Halt bloß dein freches Maul, Sozi“, sagte der Nazi seelenruhig, doch diese Ruhe in seiner Stimme machte die Wirkung des Gesagten noch schlimmer. „Ich hab keine Angst vor so einem zurückgebliebenen, invaliden Herrentier wie du, Nazi!“, rief Max frech zurück. Der SS Mann bebte vor Wut, Theo umklammerte den Griff seines Gewehrs so fest, dass seine Haut an der Hand sich weiß färbte. Warum musste der Freund diese Leute noch mehr provozieren, er machte doch nur alles schlimmer! „Kommt, geht aus dem Weg, wir machen nur das, was notwendig ist“, sagte plötzlich jemand Anderes aus dem Mob. Die Stimme kam Theo bekannt vor, er blickte zu der Person und erschrak: Es war Moritz! Ohne Nachzudenken, ging Theo zu seinem früheren Freund und stellte sich ihm gegenüber. „Was haben sie aus dir gemacht?“, flüsterte er leise, doch trotzdem hörbar. „Warum tust du das, warum machst du da mit? Du bist so schlau, du…“ „Menschen ändern sich, Theo. Ich habe viel nachgedacht, Hitler hat mir die Augen geöffnet. Du wirst das jetzt noch nicht verstehen, aber sicher eines Tages. Dieser Mann, das schwöre ich dir, macht Deutschland wieder groß! Durch ihn erhalten wir unsere Würde zurück, die uns genommen wurde. Bitte, Theo, sei klug und lass uns rein.“ „Nein.“ Theo entfernte sich langsam im Rückwärtsgang von Moritz und starrte den früheren Freund an. Er war verloren, sie hatten Moritz den Kopf verdreht, man konnte ihn nicht mehr umstimmen.

„Das ist meine allerletzte Warnung, geht aus den Weg!“, meldete sich der breite SS Mann mit barscher Stimme wieder zu Wort. „Geht aus den Weg, ich warne euch!“, äffte Max den Braunen nach. Theo packte ihn panisch am Arm und blickte ihn mit großen Augen an. „Hör auf, sie so zu reizen, du machst es nur noch schlimmer!“ zischte er zitternd. Doch Max hörte nicht auf ihn. „Ein kleines Ratespiel für euch, wer bin ich?“ Max lief hinkend im Kreis herum und ballte seine Fäuste, die er nach oben streckte. Dazu machte er unverständliche, wütende Laute, die ein wenig an Goebbels erinnerten. Das war zu viel für den Braunen. Er stürzte sich wutentbrannt auf Max, doch der schlug ihn mit voller Wucht mit den Gewehrkolben ins Gesicht. Er fiel zu Boden, seine SS Freunde kamen ihm gleich zu Hilfe und zerrten ihn weg. Damit hatte er den Löwen geweckt, der Mob stürmte auf sie zu, bevor sie sich verteidigen konnten, waren ihnen die Waffen entrissen worden, sie waren nun wehrlos. Sie wurden gepackt, ins Gesicht geschlagen, an den Haaren gezogen, in den Bauch geboxt und schließlich von der Menge blutverschmiert und humpelnd wieder ausgespuckt. Es klirrte, man hatte das Schaufenster eingeschlagen. Max fiel zu Boden, Theo stürzte ihm hinterher. Sie sahen, wie die Braunen und die Anderen Bücherstapel raustrugen und in von ihn mitgebrachten Kisten schütteten. Moritz machte rege mit bei diesem Kulturmord, mit Abscheu schleuderte er die von ihm getragenen Bücher in die Kisten. Nach einiger Zeit hatten sie die Bibliothek gereinigt, denn sie kamen alle raus, und trugen die Kisten weg. Sie kamen an den beiden liegenden Studenten dabei, manche traten sie noch einmal und murmelten etwas wie „Vaterlandsverräter! Man sollte euch aufhängen!“ Theo und Max bemerkten die Tritte kaum. Theo drehte sich mit Schmerzen zur Seite und sah Max an. Max weinte, die Tränen flossen ihm an der Seite runter, während er zum Himmel starrte, als wäre die Nacht an seinem Elend Schuld. Theo wusste nicht, wie er ihn trösten sollte.


Irgendwann hatten sie es geschafft, aufzustehen, um die SS Männer und Zivilisten, die sich rege an diesem scheußlichen Werk beteiligten, zu suchen, um vielleicht etwas retten zu können. Eine Rauchsäule, die über der Stadt schwebte, zeigte den Freunden, wo sie die Täter finden würden mitsamt dem Tatort. Sie kamen zum Marktplatz und es war, als wären Theo und Max in einer anderen Zeit: Zivilisierte Menschen standen um ein Feuer wie die Höhlenmenschen und warfen laut schreiend und stupide Lieder singend die Sternstunden deutscher Literatur ins Feuer. Die beiden gingen näher und erkannten, was für Bücher dem Feuer übergeben wurden: Ein jüngerer SS Mann mit Schlagstock in der Hand schmiss erbost „Das kommunistische Manifest“ von Karl Marx in die Flammen. „Guck mal, das ist doch Franz!“, sagte Max plötzlich und zeigte auf einen Studenten, der das Buch „im Westen nichts Neues“ in Einzelteile zerriss und die Schnipsel verächtlich ins Feuer beförderte. Sie hatten auch ihn verloren an Hitler, keine Freundlichkeit oder Nachdenklichkeit war mehr in seinem Gesicht zu sehen, nur noch Hass. Die Flammen, die auf sein Gesicht schienen, machten diesen Anblick nur noch schlimmer, wie in einem Film. Die Krönung war, als ein kleiner Junge von vielleicht sieben Jahren mit einer Schiebermütze auf den Kopf unter Jubeln ein weiteres Buch den verzehrenden Flammen übergab. Es war „Fabian, die Geschichte eines Moralisten“, Franz früheres Lieblingsbuch. „Richtig so, Kleiner. Wirf diesen perversen, widerwärtigen Schund weg!“, ermutigte Franz begeistert den kleinen Jungen, der strahlend und stolz zusah, wie das Buch sich langsam in Ruß verwandelte. Plötzlich hörte die Menge auf mit ihrer Zerstörung und blickten in eine Richtung. Ein dickerer Mann in SS Uniform, anscheinend ein höheres Tier der Organisation, stand vor einem Pult und streckte den rechten Arm in die Höhe, die Menge tat es ihm gleich, Theo und Max verschränkten die Arme aus Protest und beobachteten das Geschehen. „Es lebe das neue Deutschland, es lebe das deutsche Volk, es lebe die arische Rasse, es lebe der Führer des deutschen Reichs! Heil Hitler!“, bellte der Dicke laut zum Himmel. „Heil Hitler!“, schrie die Menge aus vollem Hals, diese Menschen hätten verschiedener nicht sein können: Alt, jung, groß, klein, Arbeiter mit Schiebermützen, Beamte in Anzug und mit Hut, locker gekleidete Studenten, doch sie hatten alle eins: Diesen Blick in ihren Augen. Diese Bereitwilligkeit, alles zu tun, alles und jeden zu vernichten, wenn ihnen der Befehl erteilt wurde. Diese Bereitwilligkeit, sich von jeglicher Menschlichkeit zu lösen. Dieser pure, nackte Hass. Das alles zeichnete sich in ihrem Blick ab. Das waren keine Menschen mehr, nur noch Marionetten.

Theo wandte sich ab von diesem Geschehen, auch Max hatte genug von diesem Zirkus. Die zwei Freunde stützen sich gegenseitig, als sie durch die von Schreien und Heilrufen erfüllte Nacht gingen. Sie hofften inbrünstig, dass Frau Schmitz nichts passiert war, morgen würden sie ihr helfen, das Chaos aufzuräumen. Es war eine klare Märznacht, die Sterne funkelten auf sie herab. Sie kamen zu ihrem Haus, in der sie ihre kleine Wohnung hatten. „Denkst du, die werden irgendwann mit dieser Scheiße aufhören?“, fragte Max plötzlich, als sie vor der hölzernen Tür standen und eintraten. Theo atmete tief ein und wieder aus. „Ja, irgendwann. Aber dann verbrennen sie nicht mehr Bücher, dann verbrennen sie Menschen“, antwortete er seufzend. Schweigend liefen die Freunde die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf.

 

Hallo miteinander!

„Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“
Heinrich Heine

Dieses Zitat beschreibt meine Geschichte perfekt und gab mir die Idee für diese Erzählung. Ich setze mich hier mit einem Massenmord der Nazis auseinander, aber nicht mit dem Holocaust, sondern mit dem Mord an dem Wort, eines der kostbarsten Besitztümer unser Gesellschaft, prägend für unser Land, unsere Kultur und somit unsere Identität. Mehr gibt es zu meiner Geschichte nicht zu sagen, ich freue mich über rationale und hilfreiche Kritik natürlich!

LG Niklas

 

Hallo Max2000,
die mit propagandistisch inszenierten Bücherverbrennungen fanden nach der Regierungsübernahme der NSDAP statt.
Zu diesem Zeitpunkt hätte jeder, der sich wie die beiden Helden verhielt, gar mit einer Waffe auf einen SS-Mann einschlägt, sein Todesurteil unterschrieben. Zum ersten finde ich diese Form von offenem Widerstand unglaubwürdig, wegen des in verhältnismäßig großen Opfers und auch sinnlos, da sie sowieso keine Chance hatten und dann ist es unrealistisch, dass die zwei danach unbehelligt abziehen dürften.

Insgesamt ist mir das zu arg konstruiert, und sagt nicht viel mehr aus, als das Zitat von Heine.

Gruß
Kellerkind

 
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Sein Blick viel auf dutzende braune SS Männer, die zielstrebig mit großen Schritten die Straße entlang in seine Richtung liefen.

Lieber Max,

ich weiß, dass Du Dich für Geschichte i. S. von Historie sehr interessiert (übrigens harret mein Komm zu Deinem "Lauf" geduldig der Antwort), aber das hier ist eine sehr naive Darstellung der Bücherverbrennung(en), die am 10. Mai 1933 ihren Höhepunkt fanden (es gab vorher und nachher noch einige), in denen sich ein Studentenverband gegenüber dem NS-gesteuerten Konkurrenten beweisen wollte, da ist zudem eine solche Formulierung wie im einleitenden Zitat dieses Kommentares eher verwirrend, weiß man doch, dass „braun“ die Gesinnung dieser ehrbaren Teutschen war´und nicht unbedingt die "Dienstkleidung" / Uniform.

Nun gut, dass die SS-Uniform „braun“ gewesen wäre, kann man fälschlicherweise daraus schließen, dass der „Saalschutz“ ursprünglich eine Unterabteilung der SA war (sinnigerweise wurde die Uniform offiziell „Dienstkleidung“ genannt), 1932 aber mit der Umbenennung zur „Schutzstaffel“ trugen diese aufrechten teutschen Bürger schwarz, die ehemalige Schlägertruppe wandelte sich zur Mordsbande.

Aber der eigentliche Fehlgriff erfolgt viel früher in Deinem Versuch über die Bücherverbrennung, die vielleicht aus Liebe zur Literatur zu einem mich schüttelnden Fehlurteil führt, wenn es heißt

„Diese Menschen sind zu allem bereit, bereit alles für ihren Führer zu tun, bereit Andere vor´s Schafott zu führen für ihn, sogar bereit, das Kostbarste dem Feuer zu übergeben.“

Wie soll der Leser das verstehen in einer Erzählung über die Bücherverbrennung, Jahre, bevor der industriemäßige Völkermord beschlossen wurde?

Was ist denn kostbarer als das Leben selbst?

Und es war ein symbolischer und – aus meiner Sicht – äußerst dummer und Gott sei Dank inkonsequenter Akt, denn wer könnte sonst heute noch Heinrich Mann oder Erich Kästner lesen, das Kommunistische Manifest als erste Darstellung der Globalisierung kann jeder als Einzelausgabe oder in den MEW lesen, selbst wenn viele Autoren heute vergessen sind und Marx (nebst Engels) von vielen zum Teufel gewünscht werden?

Aber viel wichtiger ist:

Am 22. März 1933 wurde bereits das erste KZ zu Dachau eröffnet, wovon viele Zeitgenossen nichts gewusst haben wollen – selbst Helmut Schmidt hat dies noch in einem Gespräch mit Fritz Stern behauptet, der freilich konterte. Denn das KZ diente wie all die anderen, die in den folgenden Jahren errichtet wurden, und wie jede Strafandrohung überhaupt der Abschreckung. Und welchen Erfolg hätte/n das/die Lager vor allem was für einen Sinn gehabt, wären sie verheimlicht worden?

Auch die Verbrennung von Büchern diente vor allem der Abschreckung, stattdessen sollte man des Anstreichers stilblütenreichen literarischen Versuch („Es liegen die Eier des Kolumbus zu Hunderttausenden herum, nur die Kolumbusse sind eben seltener zu finden“, zum Beispiel, Original "Mein Kampf", Kap. 11) zumindest im Bücherschrank stehen haben.

Nun gut, alle historische Literatur kann nur eine Annäherung sein. Aber sie sollte nicht naiv sein und falsche Vergleiche in die Welt setzen. Da werden jetzt einige staunen über mich, aber der Wikipediaartikel über die Bücherverbrennung ist ganz manierlich (wenn auch ein anderer mit der Jahrszahl 1938 versehen ist. Der hat zumindest nicht unrecht, insofern die geistige Verbrennung/Verweigerung bestimmter Literatur ja nicht auf 1933 beschränkt war.)

Du solltest auf jeden Fall Deine Recherchen noch einmal machen oder Dich auf aktuelle Dinge stürzen, bevor der Anglergruß zum teutschen mutiert ...

Nix für ungut,

Friedel

Nachtrag: Auch da musstu drauf achten, den fallenden Blick im obigen Zitat mit dem "v"ielgestaltigen "viel" zu verwechseln (also einem Adverb und Präposition und Zahlwort). Gut, dass mir das noch im Korrekturlesen des eigenen Kommentares auffiel.

 

Hallo Kellerkind, grüß dich, Friedel

"Nix für ungut"

alles ok, ich weiß natürlich, dass diese Kritik nur das Beste will, erst einmal ein Dankeschön an euch beide für die rationale und hilfreiche Kritik.

Wenn ich mir die Geschichte unter den aufgezeigten Kriterien ansehe, so finde ich, dass ihr Recht habt: Es mag einen sehr konstruierten Eindruck haben und ins Unrealistische ausschweifen.

Mitnichten wollte ich das Menschliche Leben unter das Wort an Wert stellen, das habe ich hier keineswegs beabsichtigt. Das mit den Anzügen war mir neu, aber gut, vielleicht hätte ich da besser recherchieren sollen.

LG Niklas

 

Hallo Max2000/Niklas.

Du hast ja bereits die Kommentare von Kellerking (sorry - ich wollte "Kellerkind" schreiben, aber ich finde diesen Vertipper soooo cool, dass ich den ganz einfach drin lassen musste!! :D:lol:) und Friedel gelesen und beantwortet. Ich stimme den beiden voll und ganz zu - diese Geschichte ist in ihrer Ausführung jedenfalls recht unrealistisch, so sehr dich ihre Intention auch ehret. Das Zitat von Heinrich Heine hat sich ja auf tragische Weise als nur allzu wahr herausgestellt.

Ich hatte beim Lesen einen Eindruck, der vielleicht für deine Geschichte "schlecht" sein mag, jedoch als Person des 21.Jahrhunderts für dich spricht - du hast über eine Ära aus der Vergangenheit wie ein Mensch aus der Gegenwart erzählt. Und dabei hast du deine Aufgeklärtheit, dein Bewusstsein für unsere gegenwärtigen Moral-, Norm- und Wertevorstellungen und dein Empfinden für Richtig und Falsch in die Geschichte einfließen lassen. Dies hat zur Folge, dass man deinen beiden Protagonisten in ihrem sehr deutlichen Widerstand zustimmen kann, jedoch in historischer Hinsicht wohl eher mit gerunzelter Stirn den Kopf schütteln muss. Denn so eine Form des offenen Widerstandes hat es -spätestens nach der Machtergreifung - nicht noch einmal gegeben. Auch nicht unter Studenten, Sophie Scholl hin oder her - aber mit Waffengewalt (!) gegen die SS (!!!) zu protestieren - never ever ever ever!

Deine Geschichte mag zwar historisch inakurat sein, dies schmälert jedoch nicht ihren Erzählwert. Denn allein die Vorstellung der Zensur und Vernichtung von Wissen und Literatur dürfte ja wohl ganz besonders den Wortkriegern den Schaum aus den Mündern quellen lassen!:D
Insofern - Kopf hoch!!

Literarische Grüße vom EISENMANN

 

Auch dir ein schönes Dankenschön Eisenmann, Iron man https://www.youtube.com/watch?v=5s7_WbiR79E und damit hab ich einen (weitaus unlustigeren) Sprachwitz eingesetzt :D

Mit dem Teil mit der Vernichtung von Wissen, Kultur und Identität triffst du einer meiner Hauptintentionen. Ich wiederhole es nochmal: Ich will nicht das menschliche Leben unter das "Leben" der Literatur stellen, ich will nur zeigen, was diese symbolische Taten zur Folge haben.

Danke für deine Kritik!

LG Niklas

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Eisenmann, iron man, da verlier ich bei post truth/P0stfaktischem, vielleicht aufweichenden Fantasy-Phantasien, die mir in die Wiege gelegte "iron"ie. Da fänd ich schon die Behauptung, Barbarossa wäre uralt geworden, hätte er sich nicht in voller Rüstung /Eisenmann halt) gebadet, für ausgesprochen realistisch. Er war's bereits, sehr alt, wie man an seinem Nachfolger, seinem Enkel und seinen Urenkeln erkennen kann.

vridel

 

Hi Max2000,

ehrenwert, was du beschreibst, mit der SS, den Veränderungen der Jugendlichen, den Bücherverbrennungen, den Freunden, die eine Bibliothek bewachen. Du prangerst an, erinnerst und bleibst moralisch korrekt. Leider verwendest du einen pathetischen Tonfall und Dialoge, die unnatürlich klingen und es wäre viel cooler, wenn du beschriebest, was gerade jetzt passiert, die Verdrehung der Wahrheiten, die Flutung der Gesellschaft durch Nazis und Halbnazis, Hasser und Enttäuschter, die nach Gewalt schreien und die humanistischen Werte mit Füssen treten.

Was dazukommt: du bleibst sehr weit von den Figuren entfernt und nimmst dir zu viel vor. Würdest du eine „kleinere“ Episode beschreiben, Max ausleuchten, fände ich das viel Spannender. Das Entsetzen von Max, müsste sich in den Flammen spiegeln - und in deinen Worten, Dann reichte auch aus, wenn er nur die Bücherverbrennung beobachtet.

Bisschen was zum Text:

„Diese Menschen sind zu allem bereit, bereit alles für ihren Führer zu tun, bereit Andere vor´s Schafott zu führen für ihn, sogar bereit, das Kostbarste dem Feuer zu übergeben.“
das sagt keiner so, klingt nicht lebendig

„Komisch, dass die Nazis ihre kostbarsten Schriften ins Feuer werfen, mit was sollen sie denn noch prahlen?

„Sie bringen unsere Herkunft, unsere Identität um, alles wird von ihnen umgebracht!
das sehen die genau anders rum

„Ihr könnt gleich wieder umdrehen, haut ab und leckt eurem Führerlein brav die Füße“,
mm, das hätte bestimmt keiner damals mit diesen Wprten gesagt

Theo und Max bemerkten die Tritte kaum, zu sehr waren sie mit ihrem bereits vorhandenen Verletzungen beschäftig.
sehr umständlich ausgedrückt, der Anfang reicht, der Rest erklärt sich alleine.

Ein dickerer Mann in SS Uniform, anscheinend ein höheres Tier dieser Terrorgruppe, stand vor einem Pult und streckte den rechten Arm in die Höhe,
Terrorgruppe, seit wann gibt es diesen Begriff?


viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Max2000,
hier nochmal ich, Kellerking!
Habe gerade gesehen, dass mein Kommentar etwas ... un-nett rüberkommt. Will noch hinzufügen, dass ich das Thema an sich und die Aussage, schon anerkennenswert finde. Die Zensur und Unterdrückung von Kunst steht, nicht nur im 3. Reich in engem Zusammenhang mit der Abschaffung von Freiheit und dem Verlust menschlicher Werte. Das kann man gar nicht oft und deutlich genug betonen - auch in Bezug auf das Wirken heutiger Gesinnungspàdadogen.
Nur in Deiner Geschichte wirkt es leider nicht authentisch. Und so kommt die eigentliche Botschaft nicht gut rüber.
Generell kann ich bei historischen Texten nur empfehlen: Recherche, Recherche, Recherche ...

Nette Grüße
Kellerking

 
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Hallo Isegrims,

danke für deine Kritik, ich habe einen Überblick erhalten, was ich noch zu verbessern habe und halte mich das nächste Mal dran! (Déja vu, hab ich glaub ich schonmal gesagt :D)

LG Nikas


Nochmal Hallo Kellerking ;)

Habe nichts unnettes gemerkt, find´s aber schön, dass du nochmal antwortest. Danke für die Tipps.

LG Niklas

 

Hallo Niklas!

Diesmal hast du ein Thema gewählt, mit dem ich mich auch beschäftigt habe.
Ich sehe das sehr kritisch, was du hier machst. (Die anderen haben es schon angemerkt, aber ich bin mir nicht sicher, ob diese Kritik wirklich bei dir angekommen ist.) Du bewegst dich an der Grenze zur Geschichtsklitterung.
Um historische Geschichten zu schreiben, muss man sehr viel wissen. Dieses Wissen hast du dir ganz offensichtlich noch nicht erarbeitet. (Wenn dir die Moral wichtig ist, die historischen Tatsachen aber gleichgültig, dann gehe in die Fantasy.)

"ich habe einen Überblick erhalten, was ich noch zu verbessern habe und halte mich das nächste Mal dran! (Déja vu, hab ich glaub ich schonmal gesagt"
=> Wenn du wirklich besser werden willst, dann verweise nicht immer aufs nächste Mal. Diese Geschichte benötigt Verbesserung. Hier und Jetzt.

Grüße,
Chris

 
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„Ich hab keine Angst vor so einem zurückgebliebenen, invaliden Herrentier wie du, Nazi!“, rief Max frech zurück.

Ich noch mal,

lieber Niklas,

es ist ja nicht nur die Geschichtsklitterung, die zu bemäkeln ist, sondern auch das symbolischste was wir hierorts anwenden: Die Sprache, wie sie Dir zB im obigen Zitat entgleitet, wenn entweder vorm abschließenden Nazi der Akkusativ "dich" stehen sollte oder die vergleichende Konjunktione "wie" einen vollständigen Satz einleiten müsste, um das keienswegs vertrauliche, sondern abwertende "du" zu erhalten, etwa der Form

„Ich hab keine Angst vor so einem zurückgebliebenen, invaliden Herrentier[, wie du eines bist, Nazi!“,] rief Max frech zurück.

Für Asterix hab ich mal einen Beitrag geschrieben, was der/die historische Roman/Erzählung leisten muss, um "historisch" genannt zu werden, hier das Wesentliche:

"Für alle Formen „historischen“ Erzählens gilt, selbst für die (Auto-)Biografie, dass es eine Annäherung bleibt, ein Bild, dass sich der Autor von der/den Person/en, dem/den Ereignis/sen macht.
Aber zwischen Belletristen und Wissenschaftler besteht ein entscheidender Unterschied: Müht sich der Belletrist gemeinhin allzu selten, Archive aufzusuchen, um Handschriften zu lesen, die er vielleicht gar nicht entziffern und/oder erst recht nicht verstehen kann oder will, selbst wenn sie in einer alten Fassung seiner Muttersprache verfasst sind, verlässt er sich auf Spezialisten, und wär's der eigene Großvater, die ihm das aufwändige Studium abnehmen (im anderen Falle wär er buchstäblich von allen guten Geistern verlassen). Und obwohl er nicht unbedingt sein Wissen erweitert, schmückt er Vorgekautes aus und deutet es nach seiner Interessenlage. Die Mühe des dokumentarischen Puzzles überlässt er dem/den Spezialisten – und je begrenzter die Datenlage, umso größer der freie Raum der belletristischen Fantasie.

Zum Problem ausführlicher:

http://www.wortkrieger.de/showthread.php?54797-War-Karl-der-Große-ein-Selfmade-Man"

Deine Geschichte wirkt auf mich wie die Behauptung, wenn ein junger Mensch in einer naturwissenschaftlichen Arbeit die verkehrstechnisch in den 1950er Jahren eingeführten Zebrastreifen (halt ein Verkehrs-Symbol) für eine natürliche Erscheinung hielte, weil sie immer schon für ihn da waren. Aberglaube und bestenfalls Fantasy halt, Naturgeschichte auf keinen Fall.

Also ran an die Daten und weg von post truth!

Friedel

 

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