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Sepsis

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02.09.2015
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Sepsis

Ich weiß nicht, ob jemals jemand, Mensch oder Vampir, diese Worte lesen wird. Gleich auf welcher Seite Du stehst, lieber Leser, vergesse nicht, dass Du jeden Tag um Dein Überleben kämpfen musst. So wie ich es heute getan habe. Ich weiß nicht mehr, ob ich auf der richtigen Seite stehe oder stand. Vielleicht vermagst Du das zu beurteilen, der nun meine Zeilen liest, die ich hier auf einem Baum sitzend und wartend niederschreibe für die Nachwelt, wie auch immer diese aussehen wird.

Ich bin Elsa und meine Eltern haben den dritten Weltkrieg überlebt. Ich wurde in eine Welt geboren, in der es kalt und stürmisch ist, der Himmel grau und die Sonne ein Flimmern hinter Nebelschwaden. Meine Familie und ich kämpfen täglich um Wasser, Nahrung und gegen die Übergriffe von Überlebenden und Vampiren. Früher glaubten die Menschen, die Blutsauger seien Figuren aus Schauermärchen. Aber sie lebten im Verborgenen und ihr Morden fiel in den Großstädten nicht weiter auf. Nun verstecken sie sich nicht mehr und sind in der Nacht auf der Jagd nach den wenigen überlebenden Menschen, um ihre Existenz zu sichern. Sie können der todbringenden Strahlung trotzen, sind stark und nicht abhängig von sauberem Wasser. Niemals hatten wir auf der Erde einen größeren Feind, außer uns selbst.

Ich weiß wenig über den Krieg, der die Menschheit nahezu ausrottete. Meine Eltern reden kaum über ihn und die Zeit davor. Einst gab es wohl Länder, in denen viele Menschen lebten. Sie konnten über Drähte miteinander kommunizieren und mit Maschinen auf der Erde, in der Luft und im Wasser weite Strecken zurücklegen. So eine alte Maschine steht beim Simon, unserem Ältesten, im Schuppen rum. Sie ist völlig durchgerostet. Als Kinder haben meine Schwester Maya und ich darin gespielt. Wir setzten uns hinter das Steuerrad und dachten uns Geschichten aus, wie wir zu den fremden Ländern hinter den Bergen fahren würden. Dort schien in unserer Fantasie noch die Sonne, es gab genug zu essen und die Menschen trugen lange, bunte Kleider. Simon war ein netter, geselliger Kerl, der uns Kinder gewähren ließ.
Nach einem Überfall eines vorbeiziehenden Clans, hat der Simon jedoch angefangen, die Maschine zu zerlegen. Die Sitze stellte er in seine Stube und aus dem Motor bastelte er eine Heizung. Maya und ich hörten auf in dem rostigen Ding zu spielen.
Maya trat letztes Jahr nach ihrem achtzehnten Geburtstag der »Wehr« bei. Die »Wehr« bewacht unser Dorf vor den raubenden Nomaden, die von Siedlung zu Siedlung ziehen und vor den Vampiren, die irgendwo in den Trümmern der naheliegenden Stadt hausen.
Ich half meiner Mutter. Sie hat Ahnung davon, wie man Wunden versorgt, vor allem die tiefen Bisswunden der Vampire. Sie besitzt allerlei Schachteln und Gläser mit Medikamenten, die nur sie kennt und auseinanderhalten kann. Ich habe versucht, von ihr zu lernen, aber meine Konzentration ließ so schnell nach. Ich war schon lange nicht mehr gesund. Die Strahlung schwächte mich seit einigen Jahren mehr als andere. Früher hatte ich genug Kraft mit meinem Vater am Abend, sein Tagebuch zu schreiben. Mein Vater wollte, dass die Nachwelt nie vergessen würde, wie hart das Leben nach dem Krieg war.
»Vielleicht geht es der Menschheit irgendwann einmal besser«, sagte er einmal zu mir, »und dann vergisst sie, was Kriege anrichten. Du musst dieses Tagebuch weiterführen, wenn ich es irgendwann nicht mehr kann.«
Aber ich wurde immer schwächer und selbst das abendliche Schreiben mit meinem Vater wurde mir zu anstrengend. Manchmal konnte ich tagelang nicht mein Lager verlassen. Ich wäre gerne wie Maya gewesen, eine stolze Kriegerin, aber es ging nicht. Ich würde nicht einmal meinen sechzehnten Geburtstag erleben, wenn nicht …

Verzeihe mir, lieber Leser, wenn ich etwas ausschweife. Aber vielleicht verstehst Du dann, warum ich diesen Brief schreibe und weshalb ich heute etwas tun werde, wofür meine Familie mich hassen wird.

Es ist nur wenige Tage her. Es war die Nacht in der mein kleiner Bruder Jakob von meinem Vater und Simon blutüberströmt in unsere Hütte gebracht wurde. Er war neun und voller Tatendrang. Er bewunderte Maya und die »Wehr«. Er wollte ein Teil von ihnen sein und schnitzte sich Pflöcke aus Holz, an deren Enden er kleine Metallspitzen befestigte, die er irgendwo fand. Er schlug damit auf Bäume ein und rief dabei: »Du elender Vampir, dir werde ich es zeigen!«
In dieser Nacht war er wohl Maya heimlich gefolgt, bewaffnet mit seinen Kinderwaffen.
Die Dorfgrenze bei Nacht zu überschreiten ist gefährlich. Die »Wehr« stellt ständig neue Fallen auf, Netze an Bäumen und tiefe Gruben mit Speeren am Boden. Jakob musste diese Grenze irgendwie passiert haben, um Richtung Stadt zu ziehen. Die »Stadt« war menschenleer. Sie bestand nur noch aus Trümmern. In ihr war die Strahlung um ein Vielfaches höher als in unserem Bergdorf. Niemand von uns ging freiwillig dort hin, wenn nicht der Hunger so groß wurde, um in den Trümmern Konservendosen zu suchen.
Mein Vater und Simon fanden Jakob kurz nach Mitternacht an der Dorfgrenze. Er war bewusstlos und aus den Bisswunden an seinem Hals floss das Blut in Strömen. Mein Vater zerriss sein Hemd, um die Blutung zu stoppen.
»Elsa, bringe mir heißes Wasser und die verschweißten Handtücher aus der Truhe!«, rief meine Mutter, als Simon Jakob auf den Küchentisch legte. »Schnell!« Ihre Stimme war zittrig. Für einen Moment konnte ich mich nicht bewegen, meine Augen nicht von Jakob abwenden, dessen Kopf unnatürlich zur Seite hing, so als würde er gar nicht mehr richtig zu ihm gehören.
»Elsa! Schnell!« Die Stimme meiner Mutter wurde energisch.
Ich erwachte aus meiner Erstarrung und rannte in das Nachbarzimmer. Ich durchwühlte die Truhe, in der allerhand »Schätze« meiner Mutter lagen, mitunter in Folie eingeschweißte, weiße Handtücher.
»Die gab es früher auf unserer Arbeit«, hatte meine Mutter mir einmal erzählt. Als ich sie fragte, was das für eine Arbeit gewesen sei, hat sie nur traurig gelächelt. »Ich konnte vielen Menschen helfen.« Mehr habe ich von ihr über ihr früheres Leben nie erfahren.
Die Handtücher unter meinem Arm geklemmt, lief ich zum Ofen, auf welchen ein Topf mit Wasser stets leicht köchelte. Für Notfälle. Ich warf ein paar Scheite Holz in die Flammen und reichte die Handtücher meinem Vater, der neben meiner Mutter stand und weinte.
Die Tür ging mit einem lauten Knall auf und Maya stand im Raum. Sie sah mit ihren roten Haaren, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten, und dem Tarnanzug aus wie eine Furie.
»Wird er es überleben?«, rief sie laut. »Mutter?«
»Das Wasser …«, sagte meine Mutter. Ich drehte mich zum Topf um. Es kochte noch nicht. Ich nahm trotzdem mit einem Kochlöffel ein wenig heraus und füllte es in einen Metalltopf, den ich vorsichtig zu meiner Mutter trug. Sie tränkte ein Ende des Tuches mit Wasser und tupfte ein paar der Wunden am Hals ab. Ganz vorsichtig, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen.
»Es war wohl dieser blonde Vampir, den sie Beck nennen. Er geisterte bei den Fallen herum. Ich bin ihm gefolgt bis zur Waldgrenze. Er war zu schnell für mich und dann kamen andere hinzu«, erzählte Maya und ließ sich auf einen Stuhl sinken.
»Er hat viel Blut verloren«, sagte meine Mutter mit fester Stimme. »Ich kann den Druckverband nicht lösen, ohne dass er sofort verblutet.«
Mein Vater nahm Jakobs Hand. »So wird er langsam verbluten, Schatz.«
»Ich weiß«, antwortete meine Mutter, »ich kann es aber nicht tun.«
Und so war es mein Vater, der den Druckverband löste und das letzte bisschen Blut in den Adern meines Bruders herausfließen ließ.

»Ich werde diesen Beck erledigen!«, rief meine Schwester, während die Männer aus dem Dorf den Scheiterhaufen mit dem Leichnam meines Bruders entzündeten.
»Ich will dir helfen«, sagte ich.
»Du?« Meine Schwester lachte mitleidig auf. »Du schaffst es doch kaum vor die Haustür. Bleib du bei Mutter. Ich werde diesen Beck und seine Sippe finden und dann werde ich sie auslöschen. Der Simon hat aus dem Krieg noch Sprengsätze. Wenn wir herausfinden, wo in der Stadt sie ihr Nest haben, dann können wir sie ausräuchern. Ein für allemal.«
»Ihr wollt in die Stadt?«
»Ja, Simon, seine beiden Söhne und ich werden morgen bei Sonnenaufgang in die Stadt gehen.«
»Es ist gefährlich in der Stadt.«
»Nicht bei Tag.«
»Aber die Strahlung«, gab ich zu Bedenken. »Sie wird euch schaden.«
»Was ist schon ein bisschen Strahlung? Jakob ist tot. Wir werden alle sterben, wenn wir nicht endlich etwas unternehmen gegen diese scheiß Blutsauger.«

Ich schwieg und starrte auf die Flammen, die hoch in den Himmel schossen. Die Luft wurde schwer und warm und der Geruch brennenden Fleisches machte sich breit. Es sollte jemand in die Stadt gehen, dem die Strahlung nicht mehr viel schaden könnte. Ich sollte gehen. Vielleicht wäre mein Leben dann nicht vollkommen sinnlos.
Es wurde Nacht. Maya schlief im Lager über mir. Ich hörte, wie im Nachbarzimmer meine Eltern flüsterten, das leise Wimmern meiner Mutter.
Ich spürte mein Herz kräftig schlagen, als ich vorsichtig aufstand und mir meine graue Hose und einen dicken Pullover überzog. Ich band einen Schal um meinen Hals und stülpte mir den Poncho über, den meine Mutter aus einer alten Decke geschneidert hatte. Ich schlich zur Tür unserer kleinen Hütte hinaus ins Freie. Ich atmete angestrengt und glaubte noch immer den schweren Geruch der Rauchschwaden von der Verbrennung meines Bruders zu riechen. Ich hatte keine Waffen. Die Waffen meiner Schwester und meines Vaters waren in einem Schuppen untergebracht, der verschlossen war. Den Schlüssel trug mein Vater Tag und Nacht um seinen Hals. Ich suchte daher nach einem langen Stock. Selbst Jakob war wahrscheinlich mit seinen Spielzeugwaffen besser bewaffnet gewesen und dennoch, ich war kein Kind. Ich würde es schon schaffen, mich vor den Vampiren zu verstecken. Ich griff in meine Tasche und holte die Röhre hervor, die Licht gab. Ich hatte sie aus Mutters Truhe genommen. Es waren Zylinder in ihr, die Strom machten, aber sie wurden im Laufe der Zeit immer schwächer. Ich hatte den Namen von diesem Ding vergessen, vielleicht haben meine Eltern ihn auch nie erwähnt.
So schlich ich von einem gelblichen Licht geführt zur Dorfgrenze. Jetzt wurde es gefährlich. Hier irgendwo mussten die Fallen sein. Ich nahm den Stock und stocherte im Gras. Da, eine Vertiefung. Mein Stock griff ins Leere. Ich beugte mich nach unten und leuchtete auf den Boden. Nur schwer erkannte ich eine Schlinge. Zwischen der Grube und der Netzfalle konnten nur wenige Zentimeter sein.

»Hey! Ho!«, rief eine Stimme durch die Nacht. »Ist da wer?«
Ich zuckte zusammen. Die »Wehr«! Sie patrouillierte auch bei Nacht. Ich knipste das Licht aus und stellte meinen Fuß neben die Schlinge. In der rechten Hand hielt ich den Stock und stocherte nach dem Rand der Grube.
»Wer ist da?«
Die Stimme kam näher, klang aggressiv. Ich hörte Schritte hinter mir. Ich musste mich beeilen. Ich nahm noch ein Schritt und spürte plötzlich, dass unter meinem rechten Fuß das Gras nachgab. Ich verlor mein Gleichgewicht und ließ mich zur Seite fallen. Hoffentlich nicht in die Grube hinein mit ihren spitzen Speeren.
»Hey!«, schrie die Stimme nun, »Ich zähle bis drei. Eins, zwei …«
Ich rappelte mich auf, ich musste die Grube knapp verfehlt haben. Mein Herz schlug bis zu meinem Hals.
»Drei!«
Ein Pfeil zischte über mich hinweg. Ich traute mich nicht aufzustehen. Die Schritte kamen näher und ich fürchtete, dass meine Mission scheitern könnte. Dann fasste ich Mut, biss mir auf die Lippen bis es schmerzte und kroch mit der Leuchtröhre und dem Stock in den Händen Richtung Böschung. Zwei weitere Pfeile zischten über mich hinweg.
»Verdammte Blutsauger«, hörte ich eine weitere Stimme, »hast du ihn getroffen?«
»Keine Ahnung, vielleicht war es auch nur ein Tier«, antwortete der Schütze. Ich hatte die Böschung erreicht und verweilte dort kurz.
»Lass uns gehen. Da ist nichts«, sagte der zweite Mann. Schließlich hörte ich Schritte im Gras. Erleichtert atmete ich auf und machte mich über die steile Böschung auf den Weg hinab ins Tal. Schon nach einer Stunde schmerzten meine Füße und Lungen. Ich müsste mich nur ein wenig ausruhen. So lehnte ich mich an einem Baum und nahm die Flasche mit dem Wasser aus meiner Tasche. Ich trank gierig, als ich plötzlich ein leises Rascheln auf dem Waldboden vernahm. Ich presste mich näher an den Baum. Ein paar Meter unter mir erschien eine hünenhafte Gestalt. Im blassen Mondlicht erkannte ich die langen, blonden Haare und die kräftige Statur. Die Augen glühten rot in der Nacht. Ein Vampir! Ob dieses Beck war? Der Mörder meines Bruders? Der Vampir drehte sich in meine Richtung, legte seinen Kopf in den Nacken, als wollte er die Witterung aufnehmen. Mir blieb fast das Herz stehen, als er erst ein, dann zwei und drei Schritte näher in meine Richtung ging. Jetzt hörte ich sogar seinen tiefen Atemzug. Doch dann drehte er sich abrupt um und stieg die Böschung Richtung Tal hinab.
Ich wagte es wieder, mich zu rühren. Das war meine Chance. Ich musste ihm folgen. Vielleicht würde er mich zum Nest der Vampire führen.
Ich versuchte mit ihm mitzuhalten. Er ging nicht schnell, aber für mich auch nicht wirklich langsam. Manchmal blieb er plötzlich stehen und schaute durch die Gegend, so dass ich Mühe hatte, mir rasch ein Versteck in den Büschen zu suchen, bevor seine roten Augen mich erfassen konnten. Es war ein langer und mühsamer Marsch ins Tal. Schließlich erreichten wir eine alte Straße. Auf dieser musste früher auch einmal Simons Maschine gefahren sein. Vielleicht in die Stadt, um dort Konservendosen und Kleider zu holen. Ich merkte, wie verschwindend wenig ich über die Zeit vor dem Krieg wusste. Wie hatten die Menschen damals gelebt? Vollkommen in dem Unwissen, dass diese Blutsauger ihr Leben bedrohten?
Ich folgte dem Vampir, auch wenn meine Kräfte mich langsam verließen. Für Jakob, dachte ich.
Die Straße war lang und bot kaum Verstecke, doch wie ein Wunder drehte sich der Hüne nicht mehr um, sondern lief schnellen Schrittes Richtung »Stadt«, deren Trümmern ich bereits in der Dunkelheit als tiefschwarze Silhouette am Horizont erkennen konnte.
Als wir die Stadt erreichten war es kurz vor Sonnenaufgang. Es konnte nicht mehr weit sein. Dieser Vampir musste so langsam ein Versteck für den Tag finden. Ich stieg über einige Trümmer in die Richtung, in welcher ich ihn habe gehen sehen. Vor meinen Füßen tauchten große Buchstaben auf, die halb zerschmettert am Boden lagen. »GALERIE«, entzifferte ich diese. Der Himmel zeigte rot-graue Schlieren. Die Sonne ging auf und ich sah mich um. Wohin war bloß dieser Blutsauger verschwunden? Vor mir war ein großes Gebäude, das zum Teil eingefallen war. Es schien einst Glastüren gehabt zu haben, von denen nur noch zersplitterte Reste übrig waren. Er muss in diese Ruine gegangen sein. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Ich fasste abermals Mut und betrat das Gebäude. Es war dunkel, so dunkel, dass ich wieder nach meiner Leuchtröhre griff. Sie flackerte nur noch, stellte ich enttäuscht fest. Auf dem Boden lagen Stofffetzen. Glassplitter, metallene Gegenstände. Irgendwo sah ich wieder Buchstaben an der Wand. »KASSE« stand dort in roter Schrift. Ich ging tiefer in das Gebäude und schließlich stand ich an einer Wand vor einem schwarzen Loch mit dicken Drahtseilen, welches in die Tiefe ging.

Ich versuchte mit meiner schwachen Leuchtröhre hineinzuscheinen. Ich trat eine Schritt vor, um besser sehen zu können. Doch dann packte mich etwas und riss mich in die Tiefe. Ich schrie, bevor ich mein Bewusstsein in der Schwärze verlor.

Mein Kopf schmerzte, als ich erwachte. Ich tastete mit meiner Hand meinen Hals ab, spürte aber keine Verletzungen. Erst jetzt nahm ich wahr, dass ich in einem kleinen, fensterlosen Raum lag, der durch eine kleine Öllampe beleuchtet war. Öl, so etwas gab es in unserem Dorf schon lange nicht mehr. Ich rappelte mich auf und ging zu der stählernen Tür. Sie war verschlossen. Das hätte ich mir denken können. Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es war viel zu einfach gewesen, dem Vampir zu folgen. Er hat mich hierher gelockt und nun saß ich in der Falle. Vielleicht war dieses hier ja eine Art Vorratskammer? Wie spät war es eigentlich? Maya und die »Wehr« waren sicher längst auf dem Weg hierher. Aber warum sollte Maya mich hier suchen? Sie würde ihre Sprengsätze montieren und ich würde zusammen mit den Vampiren sterben. Panik brach in mir aus. Meine Mission zur Rettung des Dorfes war gescheitert.
Dann öffnete sich die Tür mit einem Ruck. Der große, blonde Vampir stand mit zwei weiblichen Vampiren in meinem Gefängnis. Ohne ein Wort, packte er mich und warf mich über seine Schulter. Ich schrie, während er mich durch eine große Halle trug. Sie war mit Öllampen beleuchtet und an einigen Stellen standen Maschinen herum, die wie Simons aussahen. Sie waren allerdings nicht so verrostet, sondern glänzten zum Teil noch im Flackern der Lampen. Der Hüne stieß eine weitere Tür auf. Mein Gewicht schien ihn gar nicht zu stören. In der nächsten Halle warteten Hunderte von Vampiren. Auf jeden Fall nahm ich das an. Ich hatte noch nie so viele Wesen auf einmal gesehen. Es war laut. Sie grölten, sprachen, lachten, als der Blonde mich durch die Reihen trug und mit mir und den beiden weiblichen Vampiren auf eine der Maschinen sprang, die auch hier herumstanden. Er setzte mich ab, hielt aber seinen Arm um meinen Hals, so dass ich kaum Luft bekam. Ich merkte wie meine Beine schwach wurden und unter mir nachließen. Ich hing mehr in seinem Arm, als dass ich stand. Ich hörte die Stimmen aus der Menge: »Ich habe Hunger!«, »Tötet sie!«, »Sie wird unser Versteck verraten!«, »Blutkonserve!«!
»Ruhe!«, herrschte der Hüne die Masse an und sie verstummte wirklich. Es war nur noch gelegentlich ein leises Tuscheln zu hören.
»Sie gehört zu dem Rudel von dem Knaben, den Loni letzte Nacht gefangen hat«, rief der Hüne. Es folgten Pfiffe.
»Ruhe!«
Dieses Mal wurde es mucksmäuschenstill.
»Loni, hat in den Morgenstunden ihre Strafe erhalten«, sagte nun eine der weiblichen Vampire, die ihre schwarzen Haare zu einem komplizierten Dutt gesteckt hatte und einen hautengen, schwarzen Anzug trug.
»Niemand tötet die Jungtiere der Blutkonserven. Es herrscht Nahrungsknappheit. Es werden nur solche getötet, die sich bereits fortgepflanzt haben. Wer gegen die Regelung verstößt, wird dem Tageslicht ausgesetzt«, fuhr sie fort und streute schwarze Asche aus einer alten Konservendose demonstrativ vor die Füße derjenigen Vampire, die sich direkt um uns reihten.
Die Menge wurde wieder unruhig.
»Was machen wir mit ihr?«, rief jemand und zeigte mit seinem Finger auf mich.
»Ja, Beck, wir können sie nicht leben lassen!«, ermahnte ein anderer den Hünen hinter mir.
Becks Griff um meinen Hals wurde fester. Ich japste nach Luft.
»Doch wir können«, sagte er schließlich. »In der Siedlung im Südosten sind die Konserven unruhig geworden. Sie werden uns suchen. Diese hier wird uns als Spionin dienen.«
Ich schluckte. Sie würden mich freilassen? Aber weshalb sollte ich sie nicht verraten? Ich ahnte, dass die Sache einen großen Haken haben musste.
»Wir brauchen einen Freiwilligen«, rief die Dunkelhaarige, »dessen Blut sie trinken soll , damit sie ihm durch das Vampirgift hörig wird.«
Nein, niemals! Mir wurde schlecht und ich versuchte mich aus dem Arm von Beck zu befreien. Doch mein Widerstand verebbte im Ansatz. Er war zu stark.
»Ich mache es«, hörte ich eine Stimme aus der Menge und es trat ein Vampir mit schulterlangen, tiefschwarzen Locken und einem Vollbart hervor, der ihm fast bis zur Brust reichte.
»Nero, du weißt, welche Verantwortung du trägst, wenn du dieses Jungtier anfütterst?«, fragte Beck.
»Ja, Herr«, antwortete Nero, »überlasst sie mir.«
Ich schloss die Augen. Was immer diese Vampire vorhatten, ich wollte nicht dabei sein und schon gar nicht wollte ich diesem Neandertaler »hörig« sein. Ich wünschte mir einfach tot umzufallen. Warum konnten sie mich nicht einfach aussaugen wie sie es bei Jakob getan hatten? Als ich die Augen wieder öffnete, reichte die Dunkelhaarige Nero ein Glas und ein langes, scharfes Messer. Er nahm beides entgegen und ritzte sich ohne mit der Wimper zu zucken die linke Pulsader auf. Sein Blut sprudelte aus der Wunde in das Glas hinein. Es sah anders aus als menschliches Blut. Es war irgendwie dunkler und dicker. Bei dem Anblick und dem Gedanken, was mit ihm geschehen sollte, musste ich würgen.
Beck lockerte den Griff um meinen Hals, so dass ich endlich wieder Luft bekam. Er packte mich nun so, dass ich meine Arme nicht bewegen konnte und stieß mich vor, von der Maschine herunter zu Nero, der das Glas in den Händen hielt. Von seiner Wunde war indessen kaum noch etwas zu sehen. Sie heilte vor meinen Augen in einer rasenden Geschwindigkeit. Nero packte mir mit seiner linken Hand grob unter das Kinn und drückte meine Kopf leicht nach hinten an die Brust von Beck. Ein Stöhnen entglitt meinen Lippen.
»Wie heißt du?«, wollte Nero wissen.
Ich wimmerte.
»Sag mir deinen Namen!«
Er drückte mir nun fast mit seiner Hand die Luft ab.
»El…sa«, kam es mir kläglich über die Lippen.
»Trink!«, befahl er mir und setzte das Glas an meine Lippen an. Ich presste diese zusammen und machte vergeblich Anstalten, meinen Kopf zu schütteln.
»Es wird angenehmer für dich sein, wenn du es freiwillig trinkst.« Mit diesen Worten schob er mir das Glas zwischen die Zähne und ich spürte die ersten Tropfen des warmen Blutes auf meiner Zunge. Es war salzig und samtig. Nun griff Nero mein Kinn so, dass ich den Mund leicht öffnen musste und er ließ die Flüssigkeit hinein fließen. Ich musste husten, doch er gab nicht nach. Ich spürte, wie das Blut meine Mundwinkel hinunterlief und wie es anfing in meinem Körper immer heißer zu werden. Ich spürte, wie es durch meinen Magen und meine Adern ging. Schließlich ließen Beck und Nero mich los. Ich stürzte nach vorne auf den Boden direkt vor Neros Füße und griff mir an den Hals. Ich atmete schwer und mir wurde furchtbar schwindelig. Ich kämpfte innerlich gegen die wohlige Wärme, die sich nun in meinem Körper ausbreitete, ich fing an mich gut zu fühlen und ich begann mir einzureden, dass ich, sobald ich frei wäre, nach Hause laufen und Maya vom Versteck der Vampire erzählen würde. Ich würde der »Wehr« alles verraten, um diese elendigen Blutsauger auszurotten. Ich würde …

Nero packte mich und zog mich vom Boden zu sich hoch. Meine Blicke wanderten von seinen schwarzen Stiefeln, über die zerschlissene Lederhose, hoch zu seinem dunklen Hemd und seinem langen, schwarzen Bart. Schließlich trafen meine Augen seine, die im flackernden Licht der Öllampen nicht rot waren, sondern tiefschwarz. Ich erstarrte für einen Moment und dann drückte er mich an sich, flüsterte mir meinen Namen fast zärtlich ins Ohr. Ich vergrub mein Gesicht in seine Haare, deren Duft mir auf einmal unendlich vertraut vorkam.
»Mist«, dachte ich noch mit einem letzten bisschen Verstand und um uns herum jubelten die anderen Vampire.

Die Vampire schickten mich nicht sofort zurück in das Dorf. Ich blieb einige Tage bei ihnen. Nero brachte mich in der Nacht in eine der höheren Etagen der Ruine. Dort gab in einem Lager viele in Folie eingeschweißte Kleider. Bunte Kleider mit Blumen und anderen Mustern. Ich durfte mir welche aussuchen und fühlte mich für einen Moment wie in den Kindergeschichten, die Maya und ich uns erzählt hatten. Die Vampire haben Bücher zum Lesen und Kästen, mit denen sie Musik abspielen können. »Plattenspieler« nennt Nero sie. Die Vampire sind sogar in der Lage, ein wenig Strom zu produzieren mit Gerätschaften, die ich nicht kenne. Sie haben sich mit allen möglichen, zusammengetragenen Gegenständen eine sehr wohnliche Umgebung in den Kellern des alten Kaufhauses eingerichtet. Sie gaben mir Nahrung, die ich nie zuvor gesehen habe, die aber köstlich schmeckte.
Ich weiß nicht, ob es Neros Blut war oder ich mich veränderte, aber die Vampire kamen mir immer vertrauter und keinesfalls bestialisch, sondern zivilisierter als unsere Dorfgemeinschaft vor. Sie versuchten, ihre Opfer nicht sofort zu töten, sondern sich so lange von ihnen zu nähren, wie es möglich war.
Nero wich mir aber dennoch nicht von der Seite und beäugte die anderen Vampire argwöhnisch, wenn mir diese zu nahe kamen und ihre spitzen Zähne zeigten. Nur mit Beck ließ er mich gelegentlich alleine, wenn er selbst auf der Jagd war.
Beck wies mich an, was ich zu sagen hätte, wenn ich in das Dorf zurückkäme. Ich fühlte mich seltsam dabei. In mir kam der Gedanke auf, dass ich sie einfach verraten könnte, Beck, Nero, die anderen, um Jakob zu rächen, doch gleichzeitig verwarf ich diesen Gedanken wieder. Ich spürte, dass ich die Vampire niemals verraten könnte. Und ich wusste, dass ich Nero vermissen würde in der Menschenwelt. In seiner Nähe war mir wohlig und warm. Ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben beschützt. Ich fragte mich, ob Maya und die »Wehr« überhaupt nach mir suchten. Nero und Beck schwiegen dazu und in den Kellern des alten Kaufhauses bekam ich von der Außenwelt nichts mit.

Ich war daher sehr aufgeregt, als ich meine alten Kleider, die jemand noch mit Rissen und Flecken bearbeitet hatte, wieder anziehen musste und Nero mich zur Stadtgrenze brachte. Es war kurz vor Sonnenaufgang und ich sollte gegen Mittag im Dorf ankommen. Ich müsste mich zusammenreißen, damit nicht auffiel, dass es mir nun viel besser ging als vor meinem Verschwinden. Nero drückte mir einen Kuss auf meine Stirn und strich mir durch meine Haare, die mir die Dunkelhaarige mehr schlecht als recht geflochten hatte.
»Wenn es vorbei ist, dann werde ich dich holen«, versprach er mir und ich nickte traurig. Mir wäre es lieber, ich hätte einfach bei ihm bleiben können. Meine Familie würde mich irgendwann für tot halten und einfach weiterleben. Doch das ging nicht. Ich durfte mir hier nichts wünschen. Deshalb verabschiedete ich mich und ging Richtung Wald, zurück zu unserem Bergdorf.

Es war bereits Nachmittag als ich das Dorf erreichte. Ich hatte eine Pause eingelegt und mein Gesicht und meine Hände mit Erde eingerieben. Ich kroch nun das letzte Stück die Böschung hoch und rief mit zittriger Stimme: »Hilfe! Hört mich jemand?«
Keine Antwort, ich kroch die Böschung noch ein Stück weiter hoch und versuchte es ein weiteres Mal: »Ist da wer?«
Ich hörte auf einmal Schritte und eine Stimme. »Hey! Ho!«, rief sie.
Die »Wehr«, dachte ich und rief nochmals, nicht zu kräftig:
»Helft mir, ich …«
»Wer ist da?«
»Ich bin es. Simon?«
Plötzlich wurden die Schritte schneller und vor mir tauchte Simon mit seinen grauen Haaren in einem Tarnanzug der »Wehr« auf.
»Elsa!«, hörte ich ihn rufen, »Elsa, du lebst!«
»Ich, ich habe mich verlaufen«, flüsterte ich die Worte nach, die mir Beck eingebleut hatte.
»Komm her Elsa«, sagte Simon und hob mich hoch. Zum ersten Mal nahm ich wahr, wie schmutzig und alt er roch. Sein Atem war schlecht und seine verbliebenen Zähne gelb.
Er trug mich zur Hütte meiner Eltern. Mein Herz begann zu schlagen.
»Wo warst du so lange, Elsa«, fragte Simon.
»In der Stadt, ich, ich glaube, ich habe das Nest der Vampire gefunden.«
»Hast du? Wir sind dort hingezogen, haben aber weder sie noch dich finden können.«
»Es, es ist eine Fabrik hinter der Stadt, ganz im Norden«, log ich.
»Eine Fabrik hinter der Stadt, deshalb also …«, flüsterte Simon und klopfte an die Türe meiner Eltern. Diese sprang auf und meine Mutter erschien. Für einen Moment sah sie ungläubig aus, dann riss sie mich fast aus Simons Armen und drückte mich an sich. Ich spürte ihre feuchten Tränen auf meiner Haut.
»Elsa, Elsa«, wimmerte sie, »ich dachte, wir hätten dich auch verloren. Komm rein. Du wirst müde und hungrig sein.«
Die Hütte meiner Eltern roch muffig. Meine Mutter stellte mir einen Brei und Wasser auf den Küchentisch. Beides schmeckte fad. Ich gab mir Mühe nicht zu schnell und nicht zu langsam zu essen, zwischendurch zu hüsteln. Ich wünschte mir wieder bei Nero zu sein. Ich wünschte mir, dass ich das alles schon hinter mich gebracht hätte.
»Ich bin müde«, sagte ich schließlich.
»Ist gut«, antwortete Simon, »schlafe dich aus und dann musst du uns alles über diese Fabrik erzählen.«

In der Küche war es eng. Simon, seine Söhne, mein Vater, meine Mutter, Maya und zwei weitere Männer von der »Wehr« drängten sich um mich und stellten mir Fragen. Beck musste geradezu hellseherische Fähigkeiten haben, so gut hatte er mich präpariert. Wo ich gewesen war, wie ich dem Vampir habe folgen können, wovon ich gelebt hätte, wie ich es mit meiner Krankheit zurück zum Dorf schaffen konnte, wollten sie wissen. Wie ich mich in der Nacht vor den Vampiren habe verstecken können. ich beantwortete brav die Fragen und vergaß nicht dabei, ein paar Mal vor Schwäche fast vom Stuhl zu fallen. Meine Mutter stützte mich und bat die anderen, Rücksicht auf meinen Zustand zu nehmen.
»Das war mutig von dir«, sagte Maya abends auf dem Lager.
»Ich weiß nicht«, antwortete ich, »ich bin mir nicht sicher, ob es nicht einfach unheimlich dumm war.«
Das meinte ich sogar ehrlich.
»Keiner von uns wäre auf die Idee gekommen, so weit in den Norden zu gehen. Das ist fast ein Tagesmarsch. Ohne dich Elsa, hätten wir das Nest nie gefunden.«
»Was werdet ihr jetzt tun?«
»Wir werden gleich morgen früh unsere Sachen packen. Simon hat schon alles fertig. Wir werden sie auslöschen, diese verdammten Mörder.«
Alles verlief nach Becks Plan, dachte ich.
»Maya, ihr müsst aufpassen. Sie hätten mich fast gefunden. Vielleicht sollten wir es dabei belassen und sie töten, wenn sie zu nah an unser Dorf kommen.«
»Wir sind nicht sicher, solange diese Brut dort lebt. Wenn wir uns beeilen, erreichen wir das Fabrikgelände kurz vor Sonnenuntergang. So lange keine Nacht ist, sind sie vollkommen wehrlos.«
Und wenn die Nacht einbrechen würde, nachdem die »Wehr« das Feuer entzündet hätte, würden die Vampire aus ihren Verstecken kommen und sie abfangen. Sie würden sie sofort töten oder gefangen nehmen, um Becks Idee von einer eigenen Konservenfarm zu verwirklichen.
»Ja, du hast wahrscheinlich recht«, flüsterte ich und tat so als würde ich einschlafen. Ich hörte die Atemzüge meiner Schwester und der Gedanke, dass sie morgen sterben würde, quälte mich. Doch mein Blut glühte in meinen Adern und verschloss meine Lippen.

Am nächsten Morgen war es unruhig im Dorf. Die »Wehr« machte sich fertig für den Gang in die Stadt. Ich hatte die genaue Lage der Fabrik aufzeichnen müssen. Das restliche Papier und die Stifte steckte ich in meine Tasche.

»Du hast uns sehr geholfen«, verabschiedete sich Simon und drückte mir einen Kuss mit seinen wulstigen Lippen auf die Stirn. Ich könnte sie noch warnen, sie an einen anderen Ort führen. Ich würde meine Schwester und meinen Vater in den sicheren Tod laufen lassen. Mir wurde heiß und ich nickte nur.
»Wir gehen!«, forderte Simon nun die versammelte Mannschaft auf.
»Maya und ich holen noch unsere Waffen!«, rief mein Vater. »Geht schon einmal vor, wir holen euch ein!«
Vater und Maya stapften zu dem abgelegenen Geräteschuppen und verschwanden dort drinnen. Ich schlich ihnen eilig hinterher. Das war meine Chance für eine letzte menschliche Tat. Beck und Nero hatten mir befohlen, ihnen die »Wehr« auszuliefern, aber nicht meine Familie und schließlich hatte Maya sich noch nicht fortgepflanzt. Ich würde mich also nicht ihren Anweisungen widersetzen.
Ich kam beim Geräteschuppen an und hörte Maya mit meinem Vater diskutieren, was sie bräuchten. Der Schlüssel steckte außen im Schloss. Mit einem Ruck stieß ich die Tür zu und schloss schnell ab. Ich lief Richtung Haus. Mein Vater und Maya brauchten eine Weile bis sie verstanden, dass sie eingeschlossen waren. Sie hämmerten an der Tür und traten davor, aber sie waren zu weit vom Haus weg, als dass meine Mutter sie hätte hören können. Ich betrat die Hütte und huschte zum Lager. In meiner Tasche hatte ich eines der geblümten Kleider aus dem Kaufhaus. Ich legte es unter Mayas Decke. Vielleicht könnte sie sich darüber freuen, auch wenn sie mich für den Rest ihres Lebens hassen würde.
Ich verließ das Lager und sah, wie meine Mutter in der Küche das Wasser aufsetzte, weiße Tücher und einige ihre Medikamente bereitlegte. Sie sah mich erschrocken an, als ich mit meiner Tasche im Zimmer stand.
»Ich gehe nur etwas nach draußen«, log ich. Meine Mutter sah alt aus mit den tiefen Rändern unter den Augen. Ihre Haut war gezeichnet vom Krieg und der Strahlung. Sie roch wie diese alte Hütte, dachte ich auf einmal. Sie nickte nur.
»Pass auf dich auf und sei vor der Dunkelheit zurück. Vielleicht brauche ich deine Hilfe.«
Da war etwas Mutloses in ihrer Stimme. Ich fragte mich, ob sie ahnte, dass ich niemals zurückkehren würde.
»Mache ich!« Mit diesen Worten verließ ich die Hütte und das Dorf. Ich rannte die Böschung hinab, leicht seitlich von dem Weg, den die »Wehr« genommen hatte. Ich kletterte auf einen hohen Baum und sah Richtung Stadt. Hier sollte ich auf Nero warten.

Lieber Leser, ich schreibe nun diese Worte, während ich hinter der Stadt die Flammen in den Himmel steigen sehe. Die »Wehr« ist bei der alten Fabrik, das Flimmern der Sonne verschwindet bald am Horizont und die Nacht wird einbrechen. Mein Vater und meine Schwester sitzen hoffentlich noch im Schuppen. Wer weiß, vielleicht werde ich sie eines Tages aus Hunger oder Freude am Töten jagen und wenn nicht sie, dann ihre Kinder oder Enkelkinder. Das Tagebuch meines Vaters werde ich nicht weiterführen können, vielleicht werde ich morgen ein eigenes beginnen mit einer ganz neuen Geschichte.
Jetzt für den Moment muss dieses gestohlene Papier reichen für diese letzte Episode meines menschlichen Lebens. Ich werde diesen Brief im Baumloch verstecken, in dem wohl einst Vögel gelebt haben. Nero hat mir erzählt, dass sie fliegen konnten und Lieder gesungen haben. Ich fragte ihn, ob es Lieder waren wie auf den Platten, die wir hörten. Er lachte nur und strich mir über den Kopf.

Nun ist es dunkel und ich kann kaum noch die Buchstaben sehen. Das Feuer flackert am Horizont und irgendwo hinter mir liegt das Dorf. Mein Blut wird warm und ich spüre, dass Nero nicht mehr weit weg ist. Er hat mir versprochen, dass er mich heute Nacht zum Vampir machen wird. Ich weiß nicht mehr, ob ich mein Dorf für die Unsterblichkeit opferte oder, ob es einfach nur das Gift in meinem Blut war, das mich zu diesem Verrat antrieb. Ich weiß nur, lieber Leser, ich werde überleben und ich bin dankbar dafür.

 

Hallo baba schura ,

vielen Dank für Deinen Kommentar. Schade, dass Dich die Geschichte nicht überzeugen konnte, aber ich habe es mir tatsächlich mit dem Stil zwischen "Brief" und "Kurzgeschichte" nicht einfach gemacht. Ich wollte durch den Brief dem Leser die Elsa etwas näher bringen und sie durch ihren "Sinneswandel" nicht völlig unmenschlich wirken lassen.

Es gab hier schon einmal eine Kurzgeschichte, die sehr authentisch mit Sprachfehlern gearbeitet hat. Ich weiß leider nicht mehr welche, aber ich erinnere mich an die Diskussion darüber. Als Autorin muss ich mich entscheiden, ob ich die Geschichte lesbar halte oder sie im Sinne der Authentik "verkrüppele". Ich habe mich für die erste Version entschieden. Ich hatte im ersten Entwurf übrigens noch einen Abschnitt eingefügt, in dem erzählt wurde, dass die (hoffentlich erkennbar intelligente Mutter) Wert darauf legte, dass Elsa das Schreiben und Lesen lernt, damit das Wissen - vor allem das medizinische - nicht verloren geht. Im Gegensatz zur Maya, war Elsa ja nicht zur Kämpferin geeignet. Ich dachte dann, dass das zu erklärend ist, aber vielleicht füge ich diesen Abschnitt wieder ein.

Insoweit stimme ich Dir nicht ganz zu:

Lesen und Schreiben ist "normalerweise" out in der zerstörten Nachkriegswelt.

Die Welt hat immerhin schon zwei Weltkriege hinter sich und trotzdem sind Lesen und Schreiben zu keinem Zeitpunkt "out" gewesen. Jetzt mag man entgegenhalten, dass der hoffentlich nie kommende dritte Krieg mehr Zerstörungskraft haben wird, allerdings wurden bereits die letzten beiden Kriege auf den damals verfügbaren, höchsten Stand der Technik geführt und wurden durch die Bevölkerung als verheerend empfunden. Heute erscheinen uns Maschinengewehre im Angesicht der Atomwaffen als lächerlich, aber einst waren sie "Teufelszeug" (und sind es eigentlich noch immer).

Das Papier und die Stifte kamen von Simon. Vielleicht habe ich das zu beiläufig geschrieben. Sie hat sie einfach eingesteckt, nachdem sie den Lageplan von der Fabrik gezeichnet hat. Ich werde bei der nächsten Überarbeitung darauf achten, an dieser Stelle nochmals nachzulegen.

Das Mädchen muss mindestens 1.0 Abitur haben.

Das ist ja fast wieder ein Kompliment. Die Autorin hatte nämlich keine 1.0 im Abitur :D

Ich lese diese KG und muss zwangsläufig an ein gelangweiligtes adoleszendierendes Mädchen denken, das gerade Romeo und Julia oder Twilights verschlungen hat.

Ja, das sollte auch so ungefähr meine Zielgruppe sein. Insoweit ist Deine Kritik nicht ganz abwegig. :shy:

Vielen Dank für Deinen Eindruck. Ich überlege natürlich, wie ich die Geschichte noch glaubwürdiger gestalten kann, insoweit dieses Genre es zulässt.

Viele Grüße
Mädy

 

Hi,

ich finde du hast viele spannende Ideen in deinem dystopischen Zukunftsentwurf gebündelt. Nur finde ich die Erzählart irgendwie nicht ganz passend. Dass das Mädel an einen unbekannten Leser in der Zukunft schreibt um ihm ihre Geschichte zu erzählen... warum sollte sie das tun? Ist das so ein bisschen an Hildegunst von Mythenmetz angelegt? Aber in ihrer Situation... das Dorf in Flammen, die Familie in Gefahr, sie selbst vor der größten Wende, die es im Leben geben kann (Mensch zu Vampir). Und alles, was sie tut, ist an einen Fremden einen Brief schreiben? Finde ich unglaubwürdig. Sie könnte ja z.B. an ihr Vampir-Selbst schreiben. Vllt. braucht sie nach der Transition ja eine Gedächtnisstütze damit sie ihre eigene Familie nicht umbringt oder ihr wieder einfällt, woher sie eigentlich kommt. Und warum schreibt sie einen Dialog dann tatsächlich als Dialog?

Ansonsten liest es sich flüssig.

Viele Grüße,

Marissa

 

Hallo Marissa ,

vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich überlege auch noch, ob ich die Briefform aufgebe oder noch etwas einfüge, was die Intention von Elsa besser verdeutlicht.

Sie steht durch das Blut von Nero gerade zwischen den Welten. Sie fühlt sich bereits den Vampiren verbunden und ihr fallen abstoßende Dinge an den Menschen auf, die sie zuvor nicht bemerkte, weiß aber noch, dass das eigentlich ihr Dorf und ihre Familie ist. Vielleicht muss ich diesen Konflikt noch etwas besser ausbauen.

Die Idee mit der Gedächtnisstütze gefällt mir im Übrigen aber auch sehr gut.

Viele Grüße
Mädy

 

Maedy Ich wundere mich teilweise, über was sich die Leser so alles Gedanken machen.

Dass das Mädel an einen unbekannten Leser in der Zukunft schreibt um ihm ihre Geschichte zu erzählen... warum sollte sie das tun?
Ich frage mich, warum solle sie es nicht tun!?! Menschen zünden die Atombombe, bringen sich gegenseitig um, ruiniren ihre Gesundheit und die Umwelt für Geld, leben ihr Leben online, statt in der realen Welt, kaufen einen SUV, obwohl sie ihn nur für stadtfahrten nutzen, schreiben Tagebuch oder schicken eine Flaschenpost auf die Reise. Menschliches Handeln ist für den Ausführenden, sprich für die Person die handelt, häufig ganz logisch(es steckt immer eine Idee dahinter). Für den Außenstehenden hingegen meistens eher weniger. "Warum ist der Mann so dick und isst trotzdem noch Fastfood? Warum ist die Familie hoch verschuldet und achtet trotzdem nicht auf ihre Finanzen? Warum bekommt die Familie soviele Kinder und dann kümmert sich keiner um sie?......da fallen mir tausende Fragen ein, die man sich jeden Tag im Zusammenhang mit den Handlungen Dritter stellen könnte. Lange Rede, kurzer Sinn...menschliches Handeln ist wohl in den seltensten Fällen als logisch zu bezeichnen.

 

Hallo Maedy!

Ein paar Anmerkungen zu Formulierungen, die mir nicht ganz sauber scheinen:

"weite Strecken ablegen."
=> zurücklegen, nicht ablegen

"mein kleiner Bruder Jakob durch meinen Vater und Simon blutüberströmt in unsere Hütte gebracht wurde."
=> von, nicht durch

"Die Dorfgrenze bei Nacht zu verlassen ist gefährlich."
Ein Dorf kann man verlassen, eine Grenze überschreitet man eher.

»Elsa! Schnell!«, drangen die ermahnenden Worte meiner Mutter an mein Ohr.
=> Die Redebegleitung ist nicht sauber.

»Du?«, meine Schwester lachte mitleidig auf.
=> Kein Komma, groß weiter.

"unter meinem rechten Fuss" => Fuß

Die Wortwahl an sich, hm. Die Wörter für eingeschweißt, Medikament und Motor sind bekannt, die für Autos, Taschenlampe und Batterien nicht, obwohl ja die Taschenlampe sogar im Haushalt vorhanden ist und noch funktioniert. Da scheint mir nicht hundertprozentig durchdacht.

"Sie patrouillierte bei Nacht mit wenigen Mann."
=> Müssten sie nicht gerade nachts mit vielen Mann patroullieren? (Oder sind deine Vampire sonnenlichttauglich?)

»GALERIE«, entzifferte ich diese.
=> Was mir gerade aufällt (ja, erst hier, obwohl von Anfang an klar ist, dass die Protagonistin das alles niederschreibt): Wie und wozu hat deine Protagonistin lesen und schreiben gelernt? Wo sie doch nützlichere Dinge, wie Heilkunst, niemals kapiert hat?

Übrigens, wiederspricht sich das hier nicht:
"Sie besitzt allerlei Schachteln und Gläser mit Medikamenten, die nur sie kennt und auseinanderhalten kann. Ich habe versucht, von ihr zu lernen, aber meine Konzentration ließ so schnell nach."
mit dem:
"Als ich sie fragte, was das für eine Arbeit gewesen sei, hat sie nur traurig gelächelt. »Ich konnte vielen Menschen helfen.« Mehr habe ich nie von ihr erfahren."
=> Wie hätte sie lernen können, wenn die Mutter kaum mehr als ein trauriges Lächeln von sich gibt?

"damit sie ihm durch das Vampirgift hörig wird.«
Nein, niemals! Mir wurde schlecht und ich versuchte mich aus dem Arm von Beck zu befreien."
=> Hm. Ich dachte, genau das wäre ihr Plan gewesen. Ich habe nämlich am Anfang diesen Satz vervollständigt: "Ich würde nicht einmal meinen sechzehnten Geburtstag erleben, wenn nicht ..." => Wenn ich nicht ein Vampir werde. Wie sollte der Satz denn weitergehen?
=> Ja, dadurch ist mir wohl ein wenig der Fokus auf die tatsächlichen Ereignisse verlorengegangen. Sie folgt dem Vampir, um sein Versteck ausfindig zu machen, oder bei dem Versuch zu sterben, richtig? Hervorragendes zentrales Motiv.

"Die Vampire schickten mich nicht sofort zurück in das Dorf."
=> Was ist mit der Wehr? Die wollten doch die Stadt plattmachen? Da könntest du noch was einbauen, dass die Vampire mitkriegen, dass über ihren Köpfen wer rumschnüffelt. Oder habe ich da was überlesen?

»ich dachte, wir hätten dich auch verloren. Komm rein. Du wirst müde und hungrig sein.
=> Anführungszeichen fehlen.

"waren wie auf den Platten, die wir hörten."
=> Wann haben die Platten gehört? Okay, da war irgendwas mit Kästen, die Musik abspielen, aber den geistigen Sprung von Kasten zu Platte mache ich nicht einfach so.

"zum Vampir machen wird. I
ch weiß nicht mehr, ob ich mein Dorf dafür opferte oder,"
=> Falscher Zeilenumbruch.

Und im Endeeffekt frage ich mich auch genau das: "Dass das Mädel an einen unbekannten Leser in der Zukunft schreibt um ihm ihre Geschichte zu erzählen... warum sollte sie das tun?" => Es ist ja nicht irgendwas, sondern der Rahmen dieser Geschichte. Du, Maedy, hättest diese Geschichte ja auch ohne diesen Rahmen erzählen können. Das tust du nicht, und mir ist dieses Aufschreiben halt nicht genug begründet in deiner Geschichte.

Okay, die Geschichte war recht lang und möglicherweise habe ich relevante Details überlesen. Das kannst du am besten beurteilen.

Die Geschichte ließ sich flüssig lesen, aber ich teile baba schuras Kritik am Sprachstil (der liest sich eher ein wenig nach mittelalterlicher Romantik). Baba schuras Rat unterschreibe ich nicht, ganz im Gegenteil, aber das kannst du dir sicher denken, Mädy.

So viel von mir.

Grüße,
Chris

 

Liebe Chris Stone ,

vielen Dank für Deine Kommentare.

Die Schreibfehler und Umbruchfehler habe ich korrigiert. Leider habe ich noch immer nicht ganz verstanden, warum das CMS meine Umbrüche manchmal nicht ordentlich verarbeitet. Kurios war, dass in der Bearbeitungsansicht alles ganz normal aussah. Ich hoffe, es klappt jetzt.

Zu Deinen Anmerkungen noch das Folgende:

Die Wortwahl an sich, hm. Die Wörter für eingeschweißt, Medikament und Motor sind bekannt, die für Autos, Taschenlampe und Batterien nicht, obwohl ja die Taschenlampe sogar im Haushalt vorhanden ist und noch funktioniert. Da scheint mir nicht hundertprozentig durchdacht.

Prinzipiell habe ich es schon durchdacht. Ich habe mir vorgestellt, dass die Namen für die Dinge, die nicht mehr alltäglich genutzt werden langsam verloren gehen. Einige Begriffe sollten daher noch bekannt sein, andere bereits vergessen. Ob es nun logischer ist »eingeschweißt« noch zu kennen, aber »Auto« nicht mehr, weiß ich auch nicht. Ich bin davon ausgegangen, dass es eher ein zufälliger Prozess ist. Bezüglich der Taschenlampe habe ich es dann versucht, ein wenig klarer darzustellen. Ich hoffe, dass es im Text jetzt besser rüberkommt. Seinen eigenen Text kommentieren zu müssen, ist ja nie gut :(

"Sie patrouillierte bei Nacht mit wenigen Mann."
=> Müssten sie nicht gerade nachts mit vielen Mann patroullieren? (Oder sind deine Vampire sonnenlichttauglich?)

Stimmt! Geändert!

»GALERIE«, entzifferte ich diese.
=> Was mir gerade aufällt (ja, erst hier, obwohl von Anfang an klar ist, dass die Protagonistin das alles niederschreibt): Wie und wozu hat deine Protagonistin lesen und schreiben gelernt? Wo sie doch nützlichere Dinge, wie Heilkunst, niemals kapiert hat?

Ich habe versucht, das nun am Anfang zu erläutern. Ich denke nicht, dass die Menschheit wegen eines atomaren Krieges im Anschluss gleich komplett verblödet. Das war ja auch nach den anderen Kriegen nicht so und trotz Wegräumen von Trümmern, haben unsere Eltern/Großeltern ja auch noch die Schulbank drücken müssen. Hier habe ich mich nun dazu entschieden, dass Maya es von ihrem Vater lernte, als es ihr noch besser ging.

Übrigens, wiederspricht sich das hier nicht:
"Sie besitzt allerlei Schachteln und Gläser mit Medikamenten, die nur sie kennt und auseinanderhalten kann. Ich habe versucht, von ihr zu lernen, aber meine Konzentration ließ so schnell nach."
mit dem:
"Als ich sie fragte, was das für eine Arbeit gewesen sei, hat sie nur traurig gelächelt. »Ich konnte vielen Menschen helfen.« Mehr habe ich nie von ihr erfahren."
=> Wie hätte sie lernen können, wenn die Mutter kaum mehr als ein trauriges Lächeln von sich gibt?

Ich habe hier gedanklich unterschieden zwischen dem Erlernen der Heilkünste und der Lebensgeschichte der Mutter. Das Verbinden von Wunden kann die Mutter ja auch beibringen ohne zu erzählen, dass sie einmal in einem Krankenhaus gearbeitet hat. Ich habe auch versucht, das mit ein, zwei Sätzen etwas deutlicher zu gestalten.

"damit sie ihm durch das Vampirgift hörig wird.«
Nein, niemals! Mir wurde schlecht und ich versuchte mich aus dem Arm von Beck zu befreien."
=> Hm. Ich dachte, genau das wäre ihr Plan gewesen. Ich habe nämlich am Anfang diesen Satz vervollständigt: "Ich würde nicht einmal meinen sechzehnten Geburtstag erleben, wenn nicht ..." => Wenn ich nicht ein Vampir werde. Wie sollte der Satz denn weitergehen?

Ja, genau :thumbsup: so sollte der Satz weitergehen. Den denkt Elsa zu einem Zeitpunkt, indem sie ja bereits durch das Blut von Nero »vergiftet« ist. Ich habe den ersten Absatz noch etwas ausgeschmückt, damit das deutlicher wird.

=> Ja, dadurch ist mir wohl ein wenig der Fokus auf die tatsächlichen Ereignisse verlorengegangen. Sie folgt dem Vampir, um sein Versteck ausfindig zu machen, oder bei dem Versuch zu sterben, richtig? Hervorragendes zentrales Motiv.

Genau, so war der ursprüngliche Plan von Elsa. Sie wollte etwas sinnvolles für ihr Dorf machen, was dann ziemlich nach hinten losgegangen ist.

"Die Vampire schickten mich nicht sofort zurück in das Dorf."
=> Was ist mit der Wehr? Die wollten doch die Stadt plattmachen? Da könntest du noch was einbauen, dass die Vampire mitkriegen, dass über ihren Köpfen wer rumschnüffelt. Oder habe ich da was überlesen?

Ich wollte die Geschichte an der Stelle nicht länger werden lassen. Am Ende erzählt Simon ja, dass sie nichts gefunden haben in der Stadt. Ich habe daher nun an dieser Stelle nur eingefügt, dass Elsa im Keller nicht mitbekommen hat, ob die Wehr schnüffelte oder nicht. Ich hoffe, das funktioniert so.

"waren wie auf den Platten, die wir hörten."
=> Wann haben die Platten gehört? Okay, da war irgendwas mit Kästen, die Musik abspielen, aber den geistigen Sprung von Kasten zu Platte mache ich nicht einfach so.

Hier habe ich nun dem Plattenspieler einen Namen gegeben.

Und im Endeeffekt frage ich mich auch genau das: "Dass das Mädel an einen unbekannten Leser in der Zukunft schreibt um ihm ihre Geschichte zu erzählen... warum sollte sie das tun?" => Es ist ja nicht irgendwas, sondern der Rahmen dieser Geschichte. Du, Maedy, hättest diese Geschichte ja auch ohne diesen Rahmen erzählen können. Das tust du nicht, und mir ist dieses Aufschreiben halt nicht genug begründet in deiner Geschichte.

Ich hoffe, das kommt jetzt besser rüber.

Die Geschichte ließ sich flüssig lesen, aber ich teile baba schuras Kritik am Sprachstil (der liest sich eher ein wenig nach mittelalterlicher Romantik). Baba schuras Rat unterschreibe ich nicht, ganz im Gegenteil, aber das kannst du dir sicher denken, Mädy.

Habe ich mir tatsächlich gedacht :) . Aber deswegen bin ich ja auch hier. Ich möchte natürlich wissen, wie meine Geschichten beim Leser ankommen und was ich noch besser machen kann.
Sprachstil: Ja stimmt. Ein Versehen war die mittelalterliche Romantik allerdings nicht; ich dachte, dass ich damit ein wenig besser den Rückschritt der Menschheit durch den Krieg transportiert kriege. Zudem gefällt mir auch im Fantasy ein wenig diese verklärte Romantik.
Toffi34 : Danke für Deine unterstützenden Worte. Allerdings glaube ich nach den anderen Kritiken schon, dass ich die Intention noch etwas deutlicher machen musste, die Elsa verfolgt.

Liebe Grüße und eine guten Rutsch in das neue Jahr
Mädy

 

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