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Donkey Business

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21.11.2016
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Donkey Business

„Er ist weg“, rief Lord Oaksworth und rannte panisch in sein Anwesen. „Einfach verschwunden“.
„Wer ist weg, Sir?“, fragte Basil der Butler.
„Der Herzog. Er ist verschwunden! Ich wollte ihn eben besuchen, doch er war nicht da“.
Der Lord eilte im Kreis um Basil herum, der das Schauspiel mit ruhiger Miene betrachtete.
„War seine Unterkunft nicht abgeschlossen, Sir?“.
„Natürlich war Sie das, zumindest als ich eben da war“.
„Dann wird er wohl kaum selber entkommen sein“.
„Denken Sie etwa jemand hat ihm geholfen?“, fragte der Lord entsetzt.
„Sir, ich möchte keine Unruhe schüren“, sagte Basil vorsichtig, „doch es erscheint mir als sehr unwahrscheinlich, dass der Herzog aus freien Stücken verschwunden ist“.
„Basil, was wollen Sie denn damit sagen?“, fragte der Lord außer sich.
„Nun ja, Sir, man soll ja nicht den Teufel an die Wand malen, aber es besteht doch durchaus das Risiko, dass der Herzog entführt wurde“.
„Um Himmels Willen, Basil mein guter, sagen Sie doch so etwas nicht. Wer würde sich erdreisten, den Herzog als Geisel zu nehmen? Allein bei dem Gedanken graut es mir, da schnürt sich mir die Kehle zu“, sagte der Lord und zupfte nervös an seiner Kleidung herum.
„Mit Verlaub, Sir. Der Herzog genießt ein hohes Maß an Ansehen und ist durchaus von Wert. Zudem sind Sie ein wohlhabender Mann und es ist allgemein bekannt wie viel er ihnen bedeutet“.
„Entführt, der Herzog. Ich kann und will es nicht glauben, werde es aber wohl müssen. Und nun, Basil? Welches Vorgehen empfehlen Sie mir in solch einer schaurigen Situation?“.
„Was Entführungen angeht bin auch ich nicht vom Fach, Sir, aber ich vermute es wäre ein guter erster Ansatz wenn wir die Autoritäten informieren würden“.
„Die Polizei? Blendende Idee, mein Bester. Ja, es erscheint mir als sinnvoller erster Schritt, was bliebe mir auch sonst übrig. Ich muss zum Telefon“.
„Sir, wenn Sie sich nicht wohl fühlen bin ich gerne bereit den Anruf für Sie zu tätigen“.
„Unfug“, sagte der Lord vehement. „Ich bin durchaus noch dazu imstande das Telefon zu bedienen. Informieren Sie alle Angestellten, sie sollen die Augen offen halten!“.
„Sehr wohl, Sir“, sagte Basil und knallte die Hacken zusammen.
Lord Oaksworth eilte aus dem großen Foyer und in den Salon um von dort aus telefonieren zu können.
„Was ist denn hier los?“, fragte das Zimmermädchen Marge, das von dem ganzen Lärm angelockt wurde.
„Nun, es gibt Grund zur Vermutung, dass der Herzog entführt worden ist“, sagte Basil ruhig.
„Nein, der Herzog?“.
„Eben der“.
„Der Herzog von Schwarzenberg?“.
„Jawohl, der Herzog von Schwarzenberg. Des Lords geliebter Zuchtesel“.
Der Lord, immer noch außer sich, schaffte es mit Mühe und Not die Nummer des örtlichen Polizeireviers zu wählen.
„Lieutenant Miles, wie kann ich Ihnen helfen?“, erklang es am anderen Ende der Leitung.
„Hier ist Lord Oaksworth, ich brauche dringend Ihre Hilfe“.
„Euer Lordschaft, was kann ich für Sie tun?“.
„Mir helfen. Der Herzog von Schwarzenberg ist von meinem Grundstück verschwunden. Man mag es kaum glauben, aber ich befürchte er wurde entführt“, sagte er hektisch.
„Nun mal langsam. Wer wurde bei Ihnen entführt?“.
„Der Herzog von Schwarzenberg“.
„Das klingt deutsch“, merkte Miles an.
„Es ist ja auch deutsch. Ein Herzog ist ein Duke“.
„Bei Ihnen wurde ein Duke das Opfer einer Entführung? Das ist ja ein Skandal“.
„Ja, das will ich Ihnen doch die ganze Zeit schon sagen. Kommen Sie so schnell es geht, immerhin ist dies ein äußerst prekärer Notfall“.
„Wir sind schon auf dem Weg“, sagte Miles und legte auf. „Constable McIllroy, kommen Sie mit, wir müssen zum Anwesen von Lord Oaksworth fahren“.
„Was ist denn los?“, fragte McIllroy gelangweilt.
„Dort wurde irgendein deutscher Adeliger entführt. Herzog von Dingenskirchen“.
„Dann nichts wie los“, sagte McIllroy energisch. „ Wobei, das Opfer ist doch nur ein Deutscher, können wir uns auf dem Weg noch Kaffee und was zum Essen holen?“.
„Klar, so viel Zeit muss sein“.
Während sie vor der großen Tür des Anwesens standen, putzte Miles sich die letzten Reste des Puderzuckers aus seinem Bart, McIllroy betätigte die Klingel.
„Sie wünschen?“, fragte Basil nachdem er die schwere Tür ein Stück geöffnet hatte.
„Polizei. Ich bin Lieutenant Miles, das ist Constable McIllroy, Lord Oaksworth hat uns gerufen“.
„Sehr wohl, dann treten Sie doch ein“, sagte Basil und öffnete die Tür ganz.
Schon beim eintreten bewunderten die beiden Beamten das große Foyer mit dem glänzenden Kronleuchter, den Ritterstatuen, den beiden verzierten Treppen deren Geländer aus edlem Holz waren. Dazu die prächtigen Malereien an der Decke sowie die wertvollen Wappen und Wandteppiche.
„Nett haben Sie es hier“, sagte Miles beeindruckt.
„Ja, als dieses Gebäude vor Jahrhunderten errichtet wurde, war es beim entwerfen der Pläne dieses Wort das die Erbauer im Kopf hatten. Nett“, sagte Basil nüchtern und führte sie dann schweigend in den Salon, wo Lord Oaksworth nachdenklich in einem der alten Sessel saß, umgeben von hohen, dunklen Bücherregalen und neben ihm ein alter, von Ruß gefärbter Kamin in dem nur die Asche des letzten Feuers zu sehen war.
„Das sind Sie ja“, sagte er als die Polizisten den Raum betraten. Er sprang auf um ihnen die Hände zu schütteln, „Und keine Minute zu früh, Basil, holen Sie den Männern einen Tee“.
„Sehr wohl“, sagte Basil und ging weg.
„Also, verlieren wir keine Zeit“, sagte der Lord aufgeregt.
„Gut, also, was ist denn genau vorgefallen?“, fragte Miles während McIllroy einen Notizblock zückte und anfing mitzuschreiben.
„Es begann heute Morgen vor ungefähr einer Stunde. Wie an jedem Morgen ging ich zum Herzog um nach dem Rechten zu sehen, doch er war nicht da“.
„Holen wir vielleicht etwas weiter aus. Seit wann hält sich der Herzog schon bei Ihnen auf?“.
„Seit 15 Jahren“.
„Seit 15 Jahren?“, fragte Miles überrascht. „Das ist durchaus eine lange Zeit für einen Gast“.
„Gast? Na, meinetwegen, wenn Sie ihn so nennen wollen, aber er ist ja eigentlich mein...“.
In dem Moment kam Basil mit dem Tablett ins Zimmer und reichte den Beamten die Tassen mit Tee. Dankbar nahmen sie ihn an und tranken einen Schluck.
„Mundet er Ihnen?“, fragte Basil.
„Danke, ist O.K.“, sagte Miles.
„Nur O.K.? Wir beziehen diesen Tee von einer privaten Plantage in Indien und Sie sagen mir ins Gesicht er ist nur O.K.? Welch eine Schmach für alle Beteiligten. Sir, auf Ihren Befehl werde ich dafür sorgen, dass die dafür verantwortlichen Teebauern hingerichtet werden“.
„Äh, was?“, fragte Miles. „Nein nein, das ist nicht notwendig. Er schmeckt ganz ausgezeichnet“.
„Das freut mich sehr zu hören, und ich bin mir sicher die Frauen und Kinder dieser Bauern sind nun auch äußerst erleichtert“.
„Ja... sehr schön. Lord Oaksworth, am besten zeigen Sie uns mal die Unterkünfte des Herzogs“.
„Famose Idee, wenn Sie mir bitte folgen wollen“, sagte der Lord und ging voran.
Die Polizisten folgten ihm, leicht verwundert darüber, dass sie nicht tiefer in das Gebäude vordrangen, sondern stattdessen nach draußen gingen.
„Wahrscheinlich hat er noch ein Gästehaus“, flüstete Miles. „Für die ganz besonderen Gäste“.
„Klar, weil die eigentliche Bude selber ja noch nicht groß genug ist“, erwiderte McIllroy ebenso leise.
Doch statt einem Gästehaus kamen sie zu einer weiteren Wiese mit einer eingezäunten Koppel an der sich ein kleiner Stall befand. Sie betraten den Stall in dem ein junger, finster drein blickender Mann saß und gelangweilt ein Erotikmagazin las.
„Das ist Keith. Stallbursche und für den Herzog verantwortlich“, sagte der Lord.
Die Beamten grüßten ihn und schauten sich verwundert um. Es war wirklich nur eine kleine Hütte aus Holz, mit einem dünnen Dach und Stroh am Boden. In einer Ecke war ein kleiner Schreibtisch und ein Stuhl auf dem Keith saß, doch der Rest war eindeutig nicht für die Beherbergung eines Menschen ausgelegt. Es gab kein elektrisches Licht sondern nur eine alte Petroleumleuchte die schwach brannte.
„Und hier hat der Herzog residiert?“, fragte Miles verwundert.
„Residiert“, wiederholte Keith verächtlich und lachte dabei in sich hinein.
Miles überhörte den Kommentar einfach und sagte: „Ziemlich klein die Hütte“.
„Klein?“, fragte der Lord entsetzt. „Es ist doppelt so groß wie die von der Vorschrift verlangte Größe“.
„Diese Deutschen“, sagte McIllroy und machte weitere Notizen, „haben Vorschriften für einfach alles“.
„Und wieso glauben Sie er wurde entführt?“, fragte Miles. „Es sieht hier nicht gerade nach einem Tatort aus. Er könnte doch auch einfach spazieren gegangen sein“.
„Unfug“, protestierte der Lord. „Dann wäre er ja noch im Gehege“.
„Vielleicht hat er das Gehege verlassen“.
„Niemals, das darf er nur in Begleitung, ansonsten ist es abgeschlossen“.
Als sie das hörten schauten sich die Polizisten verwundert an, wollten aber keine voreiligen Schlüsse ziehen.
„Na gut, wer könnte denn den Herzog entführt haben?“, wollte Miles wissen.
„Die bessere Frage ist doch wohl, wer nicht? Ich wette jeder würde ihn gerne in seine gierigen Finger bekommen. Sie müssen wissen, er ist sehr wertvoll“.
„Inwiefern?“.
„Ein absolutes Prachtexemplar mit tadellosem Stammbaum, und unwahrscheinlich fruchtbar“.
„Fruchtbar, wie meinen Sie das denn?“, fragte Miles.
„Fruchtbar halt, Sie werden doch wohl wissen was das bedeutet. Damit verdiene ich sehr viel Geld“.
In den beiden Polizisten machte sich Verwunderung breit, sie wurden hellhörig.
„Wie verdienen Sie denn bitte Geld mit seiner Fruchtbarkeit?“.
„Stellen Sie sich gerade unwissend oder muss ich es Ihnen wirklich erklären?“, fragte der Lord empört.
„Ich bitte darum“.
„Also, na gut, aber ich warne Sie, ich muss zu Worten greifen die ein wenig pikant sind. Wie ich schon sagte, verfügt der Herzog über einen tadellosen Stammbaum, deswegen ist sein Samen auch von höchster, geradezu einzigartiger Qualität?“.
„Und mit Samen meinen Sie?“
„Himmel Herrgott nochmal, ich meine sein Ejakulat“, sagte der Lord gereizt, konnte sein Gemüt aber schnell wieder unter Kontrolle bringen. „Es gibt viele Herren im Lande die wollen, dass er ihre Stuten bespringt und bereit sind mir dafür viel Geld zu zahlen“.
„Von was für Stuten reden Sie hier?“, fragte Miles der langsam nicht mehr wusste was hier eigentlich genau passierte.
„Eselstuten natürlich“.
Diese Information mussten die beiden Polizisten erst mal Schlucken, McIllroy hatte vor Schreck vergessen weitere Notizen zu machen.
„Das ist ja krank“, sagte Miles entsetzt.
„Diese scheiß Deutschen“, fügte McIllroy hinzu. „Wir hätten sie doch alle wegbomben sollen“.
„Meine Herren, wen soll der Herzog denn sonst besteigen? Elefanten? Das wäre doch absurd!“.
„Dafür bräuchte er auch eine Leiter“, fügte McIllroy hinzu.
„Also nochmal“, sagte Miles der immer noch um Fassung rang und hoffte er hätte sich nur verhört. „Männer zahlen Ihnen Geld dafür, dass der Herzog von Schwarzenberg mit deren Eselstuten den Akt der Liebe ausführt?“.
„Von Liebe kann da wohl keine Rede sein“, meldete sich Keith zu Wort. „Aber gefallen hat es dem Dreckskerl immer, das kann ich Ihnen sagen“.
„Lord Oaksworth, können Sie das bestätigen?“, wollte Miles wissen.
„Keith Wortwahl lehne ich ab, aber in der Sache muss ich ihm natürlich recht geben, der Herzog war immer mit sehr viel Freude dabei“.
„Bekam er denn etwas von dem Geld das sie eingenommen haben ab?“.
„Selbstverständlich nicht, was soll der Herzog denn mit Geld? Aber er bekam immer nur das beste Stroh und Futter“.
Als Miles das hörte musste er tief Luft holen und sein Herzschlag verlangte nach ein wenig Ruhe.
„Ich muss mich kurz draußen mit meinem Kollegen unterhalten“, sagte er und nahm den bleichen McIllroy mit.
„Wir werden hier auf Sie warten“, sagte der Lord freundlich.
„Verdammt“, sagte Miles nachdem sie sich ein paar Schritte vom Stall entfernt hatten. „Was passiert hier nur?“.
„Ich wusste ja schon immer, dass die Deutschen eine perverse Bande sind, aber mit so etwas hätte ich nie gerechnet. Und der Lord, der ist ja noch verdorbener als alle Deutschen zusammen“, sagte McIllroy und zündete sich mit zittrigen Händen eine Zigarette an. „Würde mich nicht wundern, wenn der Herzog einfach getürmt ist. Wir sollten Oaksworth festnehmen!“.
„Und mit welcher Anklage?“.
„Zuhälterei?“.
„Ich denke nicht, dass das zutrifft“, sagte Miles nachdenklich.
„Verleitung zur Sodomie?“.
„Schon besser. Für so etwas gibt es keinen Präzedenzfall, zumindest hoffe ich das aus tiefstem Herzen“.
„Wir könnten ihn doch schon dran kriegen, weil er den Herzog festgehalten hat. So ein Leben ist doch menschenunwürdig“.
„Und das schon seit fünfzehn Jahren“, murmelte Miles angewidert.
„Meine Herren“, sagte der Lord der gerade aus dem Stall kam, „Ich muss wieder zurück zum Anwesen. Wenn Sie noch Fragen haben wenden Sie sich damit gerne an Keith“.
„Das werden wir“, sagte Miles.
Als der Lord außer Hörweite war kam Keith aus dem stall und schnorrte sich eine Zigarette von McIllroy.
„Wie lange arbeiten Sie hier schon?“, fragte Miles.
„Seit fast sieben Jahren“.
„Da wissen Sie bestimmt einiges über den Herzog“.
„Mehr als mir lieb ist“, sagte Keith und spuckte auf den Boden.
„Wie ist er so?“.
„Ein echtes Arschloch, das kann ich Ihnen sagen“.
McIllroy nickte zustimmend, nach dem was er bisher gehört hatte war er auch schon zu der Ansicht gelangt, dass der Herzog niemand war dessen Gesellschaft er sonderlich genießen würde.
„Inwiefern?“, fragte Miles.
„Zum Beispiel wenn ich ihm sein Futter bringe. Der wartet nicht mal bis ich den Hafer abgestellt habe sondern kommt direkt angerannt und steckt seinen Kopf in den Eimer“, dabei spuckte er wieder auf den Boden.
„In den Eimer? Wollen Sie mir etwa sagen der Herzog muss aus einem Eimer essen?“.
„Wie denn sonst? Soll ich dem Saukerl etwa Teller und Besteck hinlegen?“.
„Das würde wohl der Anstand verlangen“.
„Na, soweit kommts noch, dass ich dem verfluchten Esel den Diener mache. Schauen Sie sich doch nur mal die Narben an meinen Fingern an. Wenn ich dem ne Möhre geben will beißt der mir gleich in die verfluchte Hand“.
„Er beißt Sie?“, fragte Miles verwundert.
„Er beißt, er gibt mir Kopfnüsse und ab und an tritt er mich. Hat mir schon zwei Rippen gebrochen, der Bastard“, sagte Keith sauer.
„Und das lassen Sie sich gefallen? Wieso reden Sie nicht mit ihm?“
„Mit dem reden?“, fragte Keith irritiert. „Wie soll das denn gehen? Aber machen Sie sich mal keine Sorgen, ich krieg schon meine Rache. Wenn der Lord nicht zugegen ist, dann watsche ich dem Herzog hin und wieder eine, damit der nicht vergisst wer hier der Boss ist“.
„Sie schlagen den Herzog?“.
„Nur Ohrfeigen, wobei, einmal hab ich dem Mistkerl nen rechten Haken verpasst und er ging K.O., aber sagen Sie das nicht dem Lord. Am liebsten würde ich dem Herzog ja in seine scheiß Eier treten, aber nicht, dass der dann impotent wird, dann dreht mir der Lord den Hals um, das kann ich Ihnen aber sagen“.
„Wird der Herzog noch von anderen Bediensteten drangsaliert, oder ist das Ihr Privileg?“, fragte Miles abwertend.
„Schön wärs. Alle hassen ihn. Ich kann es nicht beweisen, aber ich wette alle verpassen dem hin und wieder eine. Nur bei Thomas, dem Koch, weiß ich es mit Gewissheit“.
„Aha, und woher haben Sie diese Gewissheit?“.
„Hab mal nachts gesehen wie er den Herzog eine mit der Gerte verpasst hat“.
„Mit der Gerte? Was für ein Monster“, sagte McIllroy.
„Und wie haben Sie reagiert?“, fragte Miles.
„Ich sagte: Hey, Thomas, gib mir zehn Pfund oder ich sags dem Alten. Daraufhin gab er mir direkt zwanzig Pfund und hat dann nochmal zugeschlagen“.
Miles und McIllroy atmeten langsam ein und aus, dabei versuchten sie ihre Gemüter zu beruhigen.
„Eine Frage noch. Besteht nicht die Wahrscheinlichkeit, dass der Herzog aus sehr verständlichen Gründen geflohen ist?“.
„Also ich sage Ihnen jetzt was, aber das dürfen Sie dem Alten niemals erzählen, O.K.?“.
Die beiden Beamten nickten neugierig.
„Na gut. Also, wenn ich abends den Stall und das Gatter abschließe bin ich dabei selten sehr konzentriert, meist auch betrunken und da können Fehler passieren. Ich hoffe immer das Glück ist dann mit mir und er haut endlich ab“.
„Gut, dann hätten wir alles“, sagte Miles, der Keith am liebsten ein paar mit dem Schlagstock verpasst hätte, McIllroy ging es ebenso und hätten beide von den Gedanken des anderen gewusst wäre die Situation für Keith deutlich unangenehmer geworden.
Die Beiden gingen wieder zurück zum Anwesen. Auf dem Weg schauten sie noch McIllroys Notizen durch und diskutierten darüber wie sie vorgehen sollten. Die Möglichkeit einer Entführung zogen sie schon lange nicht mehr in Betracht. Für sie war es eindeutig, dass der Herzog nach jahrelangem Drangsal und Missbrauch geflohen war. Am Ende ihres Gesprächs gab es nur noch eine Antwort, nur noch eine Art um auf diese Situation richtig zu reagieren. Sie würden den Lord festnehmen und dafür sorgen, dass man ihn anklagen würde. Mehrere Verbrechen gegen die Menschlichkeit sollten dafür genügen.
„Sie wünschen?“, fragte Basil als er die Tür öffnete.
„Wir müssen zu Lord Oaksworth“.
„Ich befürchtete schon Sie wollen mir wieder sagen wie nett unsere Einrichtung ist“.
Der Lord saß wieder im Salon und sprang auf als er die beiden sah.
„Und? Konnten Sie etwas herausfinden? Wer hat meinen geliebten Herzog?“.
„Lord Oaksworth, Sie sind festgenommen wegen dringendem Tatverdachts. Freiheitsberaubung, Zuhälterei, Folter und Verletzung menschlicher Würde“.
„Was? Das ist doch ein Witz, und kein sonderlich guter muss ich dazu sagen!“.
„Kommen Sie freiwillig mit oder müssen wir grob werden? Wir haben kein Problem damit Sie in Handschellen zu stecken“, sagte Miles bösartig.
„Soweit kommt es noch, dass ich Handschellen trage wie ein Gauner“, eine Antwort die McIllroy sehr traurig machte, er hätte dem Lord gerne ein paar verpasst. „Meine Herren, ich komme mit. Basil, es wird sich um ein Irrtum handeln. Kümmern Sie sich um alles bis ich wieder da bin“.
„Sehr wohl, Sir“
„Das kann aber ein paar Jahre dauern“, sagte Miles mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht.
Basil folgte ihnen nach draußen und gerade als die beiden Beamten den Lord in den Dienstwagen schieben wollten, kam ein alter Land Rover angefahren.
„Wer ist das denn?“, fragte Miles.
„Das ist Bertram ein Schafhirte aus der Gegend. Keine Ahung was der will. Schicken Sie ihn bitte weg, ich bin beschäftigt“.
„Mensch, was ist denn hier los?“, fragte Bertram verwundert.
„Euer Lordschaft macht einen kurzen Ausflug ins Polizeirevier“, sagte Basil. „Er würde den Herren gerne mal zeigen wie das ist, wenn man ihre Einrichtung als nett bezeichnet“.
„Da komme ich ja grade noch richtig“, sagte Bertram und öffnete den Kofferraum des Land Rovers. „Hab heute morgen den Herzog gefunden, hatte sich bei mir im Stacheldraht verfangen. Hätte ihn gerne früher zu Ihnen gebracht, aber war mit ihm direkt beim Tierarzt um die Wunde zu versorgen“.
„Beim Tierarzt?“, fragten beide Polizisten synchron.
In dem Moment trabte der Herzog von Schwarzenberg aus dem Kofferraum und direkt zu seinem Lord. Dieser betrachtete die Wunde und umarmte dann seinen Liebling, der damit beschäftigt war gelangweilt auf den Lederschuhen des Lords herum zu kaue“.
„Herzog, da bist du ja wieder“, sagte der Lord hocherfreut.
„Moment“, sagte Miles. „Der Herzog ist nur ein dummer Esel?“.
„Nein, und ich verbitte mir solche Ausdrücke. Er ist ein preisgekrönter Zuchtesel. Was haben Sie denn gedacht?“.
„Na ja“, stammelte Miles, „wir dachten es wäre ein deutscher Adeliger der bei Ihnen zu Gast ist“.
„Was? Was für ein absurder Gedanke. Und selbst wenn ich einen Adeligen aus Deutschland zu Besuch hätte, so würde ich ihn doch nicht im Stall beherbergen. Er bekäme natürlich den Gästeflügel so wie jeder andere Gast auch, nicht wahr, Basil?“.
„Natürlich, Sir“, sagte Basil energisch, „jeder Gast bekommt ein Gästezimmer. Es sei denn er ist ein Ire, dann wird er vom Gelände verbannt, bevor er uns die Kartoffeln klaut“.

 

Hallo Bultasar,

eine nette und recht lustige kleine Geschichte, die mit dem Klischee des englischen Adligen spielt. Du hast dir wirklich eine Menge Missverständnisse ausgedacht, die du im Gespräch mit den Polizisten unterbringen konntest. Ich habe nur wenige Anmerkungen:

Wer würde sich erdreistenKomma den Herzog als Geißel zu nehmen?
Geisel. Eine Geißel ist was anderes ...

„Jawohl, der Herzog von Schwarzenberg. Des Lords geliebter Zuchtesel“.
Falls du den Leser bis hierhin im Unklaren darüber lassen wolltest, dass der Herzog ein Esel ist, dann muss ich leider sagen, dass der Titel es mir schon vorab verraten hat.

Im Übrigen gehört der Punkt am Satzende mit in die Anführungszeichen. Und wenn du ein anderes Satzzeichen hast wie z.B. hier:

„Euer Lordschaft, was kann ich für Sie tun?“.
dann entfällt der Punkt ganz. Das kommt in deinem Text laufend vor.

Euer Lordschaft macht einen kurzen Ausflug ins Polizeirevier“, sagte Basil.
Da Basil hier in der dritten Person vom Lord spricht, müsste es "Seine Lordschaft" heißen.

In dem Moment trabte der Herzog von Schwarzenberg aus dem Kofferraum und direkt zu seinem Lord.
Ein Land Rover ist zwar groß, aber ich glaube nicht, dass ein ausgewachsener Esel in seinen Kofferraum passt. Und selbst wenn, dann müsste er wohl aus selbigem springen, weil die Ladekante ein ganzes Stück über dem Boden ist. Vielleicht lieber ein geeigneter Anhänger ...?

Darüber hinaus habe ich nichts Weltbewegendes zu kritisieren gefunden. Ein paar Kommas scheinen zu fehlen, und gelegentlich ist die Groß-/Kleinschreibung nicht korrekt. Mit fehlt jetzt leider die Zeit, das alles aufzulisten.

Grüße vom Holg ...

 

Hola Bultasar,

sicherlich steckt Dir der Frust tief in den Knochen und noch tiefer im Gemüt. Ja, es ist eine Schande. Ich verstehe es nur allzu gut.
Keine Ahnung, wie das passieren konnte. An Dir liegt es nicht. An der Challenge vielleicht?
Aber das ist doch kein Grund, dass die Leserschaft eine solche Prachtgeschichte unkommentiert lässt!
Nun je, lass Dich von mir wieder aufrichten! Das ist eine großartige Geschichte, ganz nach meinem Geschmack. Viel Arbeit und Grips steckt drin – und ein prima Humor, british flavoured.

Deine Geschichte gefällt mir sehr. Der Ton passt zum Thema, zur Örtlichkeit. Mir hat das Lesen großen Spaß gemacht, und ohne, dass Du die auftretenden Herren genau beschreiben musstest, konnte ich mir die Szenen gut vorstellen (Durch Inspector Barnaby verfüge ich über Grundkenntnisse der Materie;)).

In unserem KG-Gewusel bewahrt Deine Geschichte ihre Souveränität durch ihre Klasse.
Sprich: Große Klasse!

José

 

Vielen Dank für die vielen Anregungen! Das mit den Satzzeichen IN den Anführungszeichen hatte ich Anfangs auch so gemacht, aber ein Freund meinte dann, man würde diese danach setzen, jetzt bin ich etwas verwirrt. Das mit den Kommata und Groß-/Kleinschreibung ist leider immer noch ein Problem mit dem ich oft zu kämpfen habe, aber ich verspreche Besserung.
Du hast natürlich recht, der Titel verrät es dem Leser, aber der Leser soll es wissen und dabei beobachten, wie sich die Gespräche entwickeln, weil die Polizisten nicht über dieses Wissen verfügen.
Der Anhänger ist eine sehr gute Idee, wieso bin ich da nicht selber drauf gekommen?
Hoffe die Geschichte konnte ansonsten Unterhalten.
Gruß, Bultasar
und auch danke an josefelipe. Es tut immer sehr gut so viel Lob zu hören :)

 

Das mit den Satzzeichen IN den Anführungszeichen hatte ich Anfangs auch so gemacht, aber ein Freund meinte dann, man würde diese danach setzen
Der beste und einzig wahre Freund des Autors ist eben der Duden. ;)

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Bultasar,

ich bin durch Zufall auf Deine Geschichte gestoßen und der Titel zwang mich geradezu zum Lesen (ich mag Esel :D ). Toll geschrieben und für mich auch technisch interessant, da die Story nahezu ausschließlich als Dialog daherkommt. Der abgehobene, leicht zerstreute Lord ist absolut gelungen. Den Preis für den besten Nebendarsteller bekommt ganz klar der Butler!

„Na, soweit kommts noch, dass ich dem verfluchten Esel den Diener mache.

Hier habe ich mich aber dann doch gewundert, dass die Polizisten es nicht kapieren. Um dieses Missverständnis weiterhin halbwegs glaubwürdig aufrecht zu erhalten, würde ich das Wort Esel durch eine beliebige Umschreibung ersetzen.

Ich erspare es mir, die diversen Fehler, auch bei der Zeichensetzung, aufzulisten, da ich festgestellt habe, dass die im ersten Kommentar angemerkten bisher nicht korrigiert wurden.

VG Kassiopeia

 

Hallo Bultasar!

Das ist ja eine tolle Geschichte! Liest sich flüssig und ohne Verständnisprobleme.
Eine gute Steigerung der Missverständnisse, von denen ich mit einem Dauergrinsen lesen durfte.
Bei dem Part um die Fruchtbarkeit kam ich aus dem Lachen nicht mehr heraus. Sehr gelungen!
Absolut cool finde ich den Butler und seine feinen Seitenhiebe.
Die Sprache der jeweiligen Figuren erscheint mir angemessen.

Gern gelesen!

 

"The indians are coming!
Put your scalp in your pocket!"
Marx Brothers, Monkey Business​

Hallo und herzlich willkommen hierorts,

Bultasar!,

ich bin als Marx-Verehrer beim Titel hängengebieben und kann mich mit einer Einschränkung den Vorrednern anschließen - und da solltestu dann auch was gegen tun, wenn es heißt

Sie betraten den Stall in dem ein junger, finster drein blickender Mann saß und gelangweilt ein Erotikmagazin laß.
Ein akustisch gelungener Reim, der auch in korrekter Schreibung erhalten bliebe. Meistens kommt so was bei Verwechselungen von Verben vor, aber hier hab ich nicht mal den blassesten Schimmer, mit welchem Verb Du "lesen" verwechselt haben könntest ...

Gruß

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Kassiopeia
Erstmal vielen Dank für die netten Worte! Das mit dem Esel war absicht, es sollte ein Moment sein, in dem den Polizisten das Offensichtliche vorgehalten wird, sie es aber dennoch nicht erkennen. Zudem benutzt Keith ja soviele Schimpfworte, dass ich es als unwahrscheinlich empfand, wenn die Polizisten diesem plötzlich besondere Aufmerksamkeit schenken würden. Das mit den Korrekturen stimmt und es tut mir leid, aber aufgrund meines Studiums und der Nebenjobs kam ich noch nicht dazu.
Asterix
Auch dir möchte ich für die aufbauenden Worte danken. Da ich eigentlich nur Komödien schreibe, ist es mir natürlich wichtig, dass die Leser auch lachen. Wenn jemand beim Lesen mindestens einmal kurz das Lesen unterbricht, weil er laut lachen muss, dann bin ich zufrieden.
Friedrichard
Danke für den Hinweis! Ich weiß es grade selber nicht, auf welches Wort ich mich da beziehen wollte...

 

Danke für den Hinweis! Ich weiß es grade selber nicht, auf welches Wort ich mich da beziehen wollte...

Jetzt ist es mir eingefallen,

lieber Bultasar,

denn so schnell geht es, dass man die Vorreformatorische Schreibweise des Imperativs zum Verb "lassen" vergisst (alte Schreibweise vor 1996 "vergißt")

lassen - ließ - gelaßen, Konj. laße/ließe, Imp. laß

Natürlich ist dann der Reim ein wenig verfremdet ...

Tschüss

Friedel

 

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