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07.10.2015
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Verkündigung

(1)
Ferdinand war nicht da. Er war wieder bei dem Mädchen.
Er saß bei ihr am Bett, las ihr vor und sprach mit ihr, fast schien es, er wollte über sie wachen. Magdalena wohnte aufwärts, Rebenkofen und weiter. Ende dieses Sommers ging sie zum Bahnhof, stand und hielt den Griff ihrer Reisetasche, hob sie nicht auf, als der Zug einrollte, und sah ihm kaum nach, als er abfuhr. Jemand brachte sie wieder zu den Eltern. Es war ihr nicht mehr möglich, das Studium weiterzuführen.

„Stunden ist der Junge dort!“, sagte Berenice, warf die Arme in die Luft um anzuzeigen, dass sie sich freundlich darüber belustigte. „Er lässt ihr keine Ruhe.“
Wir warteten.
Ich saß im Korbsessel am Kachelofen, die Zeitung aufgeschlagen auf den Knien, und berichtete den Eltern meines Jugendfreunds von Sizilien. Ich war gerade aus Palermo zurück, wo ich die Mitarbeit an einem kleinen Forschungsprojekt zugesichert bekommen hatte, mit deren Hilfe ich die ersten Monate nach meinem Master zu überbrücken hoffte.

„Dann also Antonello da Messina“, sagte Gerhard. „Frührenaissance.“ Er hatte die Brille abgenommen und sprach mit der Zuversicht eines Bibliothekars, der genau wusste, wo er nachzusehen hatte.
Er brauchte beide Hände, um das Buch aus dem Regal zu ziehen, legte es auf den Tisch, schlug es in der Mitte auf. Die Seiten flossen auseinander. „Bitte: Die Annunciata“, sagte er. Berenice setzte sich an meine Seite. Sie beugte sich vor über den Tisch, schob die Hand unter den Buchdeckel, um ihn noch einmal umzuklappen, las den Titel, schlug wieder zurück. Sie reckte den Hals und hob die Augenbrauen. „Warum Venezianische Malerei, wenn er doch da Messina heißt?“, fragte sie. Das Bild gefiel ihr. Die Hand, Abwehr und Gruß zugleich, das Gesicht. Wie der Raum in die Tiefe zog. Und wo diese Augen hinschauten! Berenice deutete mit den Fingern und hüpfte dabei auf ihrem Kissen wie ein junges Mädchen.
Auch Gerhard warf einen Blick hin, sagte ein Wort, ging dann in die Küche, wo er am Backofen beschäftigt war. Ich tat die Zeitung zur Seite. Ja doch, das erinnere sie an etwas. An ein anderes Bild, an diesen Dogen mit dem weißen Pharaonenhut, so sagte sie: Pharaonenhut, das Bild hänge in London. Sie blätterte im Buch, während sie die Hand auf die Annunciata legte, damit wir die Seite nicht verloren. Immer wieder habe sie sich das angeschaut, in London hänge das, immer zuallererst stracks auf das Bild des Dogen sei sie zu. Bellini, von Bellini war das Bild, von welchem fiel ihr nicht ein, „Gentile oder - wie heißt noch der andere? Ja kuck, da ist es doch.“ Sie glättete die Seiten. „Ach“, sagte sie, und drückte die Wange auf die Hand. „Das ist ja ganz anders. Aber dieses Blau!“
Ich ging wie sie mit meinem Gesicht näher an das Bild. Der Doge Leonardo Loredan sah zur Seite.

Berenice schlug im Buch wieder die Annunciata auf und erhob sich.
Ich nahm die Zeitung. In der Küche pfiff der Wasserkessel.

(2)
Wir hörten die Haustür, als Gerhard den Kuchen auf den Esstisch stellte. Dann zog jemand im Windfang Schuhe und Jacke aus.
„Du bist hier!“, grüßte mich Ferdinand und nahm mich schon beim Arm „Komm! Ich muss dir was zeigen.“

Er sprach nicht mehr laut, als er es mir eröffnete: er habe etwas herausgefunden. Halb umgewendet sprach er von der Treppenstufe auf mich herab. Er habe etwas herausgefunden, wiederholte er, diesmal sei er ganz sicher, etwas Wichtiges, aber es sei auch gefährlich. Ich wisse ja wohl: Heidegger, Wittgenstein, Hitler. „Achtzehnhundertneunundachtzig! Alle im gleichen Jahr. Das muss etwas bedeuten.“ Er hielt wieder an, weil er nicht zugleich mich ansehen und die Wendeltreppe hinaufsteigen konnte. „Du erinnerst dich: Meßkirch, Braunau, Wien. Nahezu auf einer Linie, ich zeig’s dir gleich. Nahezu derselbe Breitengrad. Ganz kleine Abweichungen.“

Er führte mich oben in sein altes Zimmer. Es hatte sich verändert, Regale deckten die Wände. Ferdinand selbst hatte Gerhard ermutigt, ein Lesezimmer einzurichten, man müsse das Kinderzimmer nicht konservieren. „Das Bett in Luisas Zimmer genügt“, hatte Ferdinand gesagt. Sie wohnte ja nun in England, da kamen die Geschwister selten zu gleicher Zeit. Gerhard hat endlich seine Bücher aus den Kisten vom Speicher holen können.
Nur die schmalen langen Fenster von der Decke zum Boden waren wie früher. Ferdinand zog die Vorhänge zu, nach beiden Seiten hin, denn das Zimmer lag im Eck.

Es erscheine ihm schon lange merkwürdig, dass alle drei im selben Jahr geboren seien. „Achtzehnhundertneunundachtzig. Alle drei. Ich habe das dann aber - “ Er brach ab, lotste mich mit einer Kopfbewegung an die Tischkante ihm gegenüber: „Fass an, der Tisch ist zu klein.“ Wir hoben an und stellten ihn vor eines der Fenster. Ferdinand kniete sich auf den Boden, schlug den Teppich zur Seite und langte unter ein Regal. Er zog eine lange Papierrolle hervor, die er auf dem Parkett ausbreitete. Er hatte die Umrisse Europas darauf gezeichnet, die Unterschiede von Land und Meer, überhaupt das Oberflächenrelief, waren in Pastellfarben angedeutet. Es sah prächtig aus. Schon immer konnte Ferdinand alles beschämend gut. Das hatte ihn früher in der Schule in ein Abseits gestellt, aber es war ein bewundertes Abseits. Er stand immer ein Stückchen höher als die anderen. Ich lobte sein Werk.
Ferdinand strich die Wölbung glatt und beschwerte den Papierbogen an den Ecken mit Büchern. Er kniete am Rand der Landkarte, stützte die eine Hand weit in der Mitte auf. In der anderen hielt er ein Stück Aquarellkreide. Neben sich hatte er ein langes Lineal gelegt.
Eine Auffälligkeit sei diese Übereinstimmung im Geburtsjahr immer gewesen, er habe sie aber nicht weiter beachtet. „Man kann ja ohnehin nicht wissen, ob etwas dahintersteckt: So denkt man immer, nicht wahr? Man weiß nicht, man kann nicht wissen. Falsch!“ Man müsse es nur systematisch untersuchen. „Du wirst staunen, wie offen es zutage tritt, wenn man nur einmal genauer hinschaut.“
Wichtige Städte hatte er eingezeichnet. „Karthago“, sagte ich, und deutete mit den Zehenspitzen darauf. Das amüsierte mich. Er nickte. Ins hellblaue Meer im Westen schrieb er sorgfältig Namen in je verschiedenen Farben: Ludwig Wittgenstein, dazu das Geburtsdatum, Sterbedatum. Martin Heidegger, auch hier die Lebensdaten. Auch den dritten Namen, Adolf Hitler, schrieb er dazu, ebenso sachlich, ebenso sauber und ohne Zögern, als sei der nicht ungewöhnlicher als die anderen. Ich sah jetzt auch, dass er die Geburtsorte bereits eingezeichnet hatte, beschriftet in denselben Farben wie die Namen. „Meßkirch. Braunau, hier, und zwar näher an Wien als an Meßkirch. Meßkirch, viel weiter im Westen.“ Sorgfältig zog er den Stift am Lineal entlang. „Es geht um die groben Linien, ganz genau ist es nicht.“ Aber doch, ja, man sah es deutlich: Alle drei Geburtsorte lagen auf einer Geraden, waagrecht von West nach Ost.
Er pochte mit der Kreide aufs Papier. „Was sagst du dazu.“
„Achtzehnhundertneunundachtzig“, wiederholte er. Aber auch über die Jahreszahl hinaus, sagte er, waren die Beziehungen offensichtlich: Am 20. April war der Lump geboren, am 26. April Ludwig Wittgenstein, am 26. September Martin Heidegger. Zweimal April, zweimal der 26. Je zwei hatten miteinander zu tun, so dass die Dreiheit wie eine Kette ineinander verhakt war. Ferdinand sah mich schräg von unten her an, als wartete er auf meinen Beifall. Ich nickte ihm zu, dass ich verstand. Dann kniete ich mich an seine Seite.

Korrespondenzen, Übereinstimmungen. Er hatte allerdings immer etwas dafür übrig gehabt. Ein Spiel war das gewesen, in dem auch ich mich zu einem gewissen Ehrgeiz anstacheln lassen konnte. Es machte Spaß, was er alles fand, worauf er kam. Spleenig konnte es gelegentlich wirken, aber doch nicht krank. Ich kannte ihn ja.

Ferdinand zog vor meinen Augen weitere Linien auf dem Papier. Die Stätten des Wirkens, „des Wirkens und Wütens“, so sagt er: Freiburg, Cambridge, Berlin. „Es ist wirklich so.“ Natürlich nicht ganz genau parallel zum Breitenkreis sei die Linie, die Berlin und Cambridge verbinde, aber annähernd, er habe es anhand der Koordinaten überprüft. „Eine Höhe, fast auf derselben Höhe von West nach Ost liegen Berlin und Cambridge.“ Fast parallel also auch zur anderen Linie weiter unten, die die Geburtsorte verbindet. Die minimale Abweichung mochte er dabei nicht übergehen, er blieb rechtschaffen, zählen und wägen wollte er genau, nichts erschleichen. „Es ist nicht ganz aufs Komma. In der wirklichen Welt ist nie etwas genau aufs Komma, es ist organisch. Das große Ganze zählt.“

Schließlich Freiburg. Was Cambridge für Wittgenstein, das war Freiburg für Heidegger. „So ist es wirklich, man kann nichts dagegen tun.“ Ein annähend gleichschenkliges Dreieck hatte sich ergeben, oben Cambridge und Berlin, unten Freiburg als die Spitze. Freiburg wiederum lag fast auf der Verlängerung der bereits gezogenen Linie, auf der die drei Geburtsorte lagen. „Fast, fast, nicht ganz“, betonte Ferdinand. Er sah keinen Anlass, sich durch einen geringen Mangel an Symmetrie verunsichern zu lassen. Man müsse einmal überlegen: Wie wahrscheinlich sei es denn: drei Leute, drei Lebensdaten! Die Geburtsorte, die Orte des Wirkens! Alles füge sich so, alles nur ungefähr, jawohl, aber dennoch sei das Zusammentreffen insgesamt, in der Summe, unbedingt bemerkenswert. Das sei doch im Ganzen, im Ganzen betrachtet sei das doch kein Zufall mehr.

„Was hat das nur zu bedeuten?“ Ferdinand stützte die Hände auf, schaute auf das Papier und dachte nach. Es müsse etwas bedeuten.
Er sah aus wie immer.
„Nur dies noch!“ Er hielt mich am Arm, als ob ich hätte gehen wollen.
„Und wohin zeigt dieses Dreieck?“ Er habe nichts Auffälliges feststellen können. Nicht nach Rom, nicht nach Jerusalem zeige es, nicht nach Mekka. Aber das doch, es zeige nach unten. Nach unten zeigte es. In die Tiefe. „Es zeigt in den Abgrund.“
Er dachte nach.
„Wittgenstein, Heidegger, Hitler: Eine Dreifaltigkeit des Schreckens.“
Bis hierhin sei er gekommen. So lagen die Fakten.

Er rollte die Karte zusammen, schob sie unter das Regal, so dass man sie nicht mehr sah. Dann riss er die Vorhänge auf. Es wurde früh dunkel, draußen war kein Licht mehr. Er brauche Luft, schlug er vor. „Frische Luft. Ein Spaziergang!“
Im Windfang unten nahm er den Mantel von der Kleiderstange. Er zog ihn über und tastete mit einer Hand von innen über das Futter, hielt mit der andern Hand dagegen, wie ein Zöllner, der nach Schmuggelware sucht. Dann erst schloss er den Mantel.

(3)
Von Magdalena hatte ich eine unsichere Vorstellung. Ich musste sie schon gesehen haben, nicht oft, vermutlich zu der Zeit, als Luisa und ich gerade ein Paar wurden. Es gab diese Abende, an denen die beiden Geschwister Freunde einluden, Talentabende sagten wir dazu. Manche machten Musik, manche wagten es, Selbstgeschriebenes vorzutragen. Es gab da ein schlankes, großgewachsenes Mädchen, das ein oder zweimal an der Runde teilgenommen hatte. Sie trug eine Brille mit großen Gläsern, spielte Klarinette und bewegte sich zwischen uns, als sei sie schon immer dabei. Tatsächlich wunderte ich mich damals, dass sie nicht häufiger kam.
Dieses Mädchen sah ich vor mir, wenn ich mich an Magdalena zu erinnern versuchte. Ich stellte sie mir vor mit ihren Brillengläsern und den großen Augen dahinter, wie sie jetzt im Bett saß bei künstlichem Licht und nicht mehr aus ihrem Zimmer ging. Sie ließ nicht einmal zu, erzählte mir Ferdinand, dass er die Rollläden hochzog. Ich wusste nicht genau, worüber er mit ihr sprach, aber es waren nicht die Dinge, die er sich mir gegenüber ausdachte.
Ferdinand hielt sich immer länger bei der Kranken auf.
Anfangs sprachen ihre Eltern noch mit ihm, jetzt ging er an ihnen vorbei geradewegs in Magdalenas Zimmer und grüßte nicht einmal.
Angeblich sollte sie seine Besuche nicht mögen, sagten ihre Eltern. Angeblich! Aber sie schickte ihn nicht fort.
Dabei war er nicht verliebt. Er wollte ihr helfen. „Wenn ich verliebt wäre“, sagte er, „würden sie sich nicht so anstellen. Dass ich es nicht bin, das macht ihnen Angst. Was will er denn dann von ihr, denken sie. So sind sie. Die kennen nur das eine. Die verstehen nichts.“

Oft erst nach dem Abendessen kam Ferdinand zurück. Wenn er mich dann bei seinen Eltern vorfand, zog er mich gleich mit sich nach oben. Bis tief in die Nacht enthüllte und erläuterte er mir seine Entdeckungen. Das Netz auf seiner Landkarte wurde dichter. Er glühte vor Eifer.
Nur manchmal sprach er schwerfällig. „Es hat mit mir zu tun“, flüsterte er.
Da war etwas mit den Sterbedaten. Die Geburtstage, sicher, da hat er gleich erkannt, dass es Beziehungen gebe. „Aber Sterbedaten, die nimmt man doch nicht wahr.“ Der 26. Mai, Heideggers Todestag, war Luisas Geburtstag. Sechzehn Jahre später, sagte er. Ich zuckte mit den Schultern. Seinen eigenen Geburtstag fand er in Wittgensteins Todestag wieder. Im Geburtstag des Vaters entdeckte er eine Kombination aus allen dreien: „Sieh her, die Dreißig von Heidegger, zweitens der Mai, drittens das Jahr: 1951.“
Das sind Botschaften, sagte er. Er wischte sich über die Stirn.
Es hatte mit ihm zu tun.

Er verabschiedete mich spät an der Tür. Über den freigeschaufelten Wegen lag ein Flaum von frischem Schnee. An der Ecke trat jemand in den Lichtkegel der Straßenbeleuchtung. Ich sah ein Gesicht und dachte: Luisa! Es war Berenice.
„Ich möchte nicht, dass er uns hört“, flüsterte sie, und deutete mit dem Kopf auf das Haus. „Worüber spricht er mit dir?“
Wir gingen nebeneinander her, ein Stück aufs Feld hinaus und wieder zurück, auf und ab. Ich berichtete oberflächlich, welchen Spuren Ferdinand nachging. „Nichts Bedenkliches also“, fragte sie, „nichts Bedenkliches?“ Ich bestätigte ihr stumm, was sie wissen wollte. Wir gingen schweigend. Ein Stück noch bog sie schließlich mit mir ab, um mich bis zum Waldrand zu begleiten. „Er spricht kaum mehr mit uns“, sagte sie. Wir standen uns gegenüber. Sie nahm mein Gesicht zwischen die Hände und wandte den Kopf seitwärts. „Lass ihn nicht allein. Es macht mir Sorgen.“ Ihre Gestalt vor mir im Dunkeln sah zart und verletzlich aus. Ich löste vorsichtig ihre Hände.

(4)
„Botschaften. Botschaften!“ Januar 1889, immer wieder 1889: Nietzsches Zusammenbruch und geistige Umnachtung. „Nietzsche!“ rief Ferdinand flüsternd, „Nietzsche ausgerechnet, der Unheimliche, der seine letzten Briefe unterschrieb, du weißt ja, er unterschrieb so: Der Gekreuzigte!“ 1889 im Januar, da brach Nietzsche in ein bodenloses Weinen aus und verlor anschließend den Verstand. „In Turin.“ Ich nickte.
„Damit fängt alles an. Im Januar! Sieh doch, das Jahr beginnt erst, hier beginnt es, hier fängt es an.“ Nietzsche, der Künder des Neuen.
„Der letzte Brief, der letzte überhaupt, Nietzsches allerletztes Schriftstück.“ Ich hatte davon gehört. Der Brief ging am 6. Januar an den feinen Jacob Burckhardt, an Jacob Burckhardt, der ihn in seiner bescheidenen Kammer las und bei aufrichtigem Erschrecken über das Unglück des Freundes womöglich heimlich doch froh war, dass es mit dem Wirrkopf nun gottlob auf ein Ende zulief.
„Der letzte Brief am 6. Januar. Zufall? Dreikönig!“
Ferdinand schwitzte. Was er da ausgrub! Wem das nicht einleuchtete! Ich stand daneben, sah auf sein Werk hinunter und hoffte, dass es vorüberging.
„Dreikönig, so beginnt es, so kündigt es sich an. Ja, so kündigt es sich an“, sagte er langsam, während er seinen Kopf drehte und mir in die Augen schaute. Nietzsche, das sei der Täufer. Er künde von der Geburt der neuen Dreifaltigkeit.
Und! Er deutete auf sein eigenes Geburtsdatum, das jetzt bei den anderen stand. Er umkreiste mit dem Finger die Zahl: 1988. In diesem Jahr ist Ferdinand geboren. „Neunundneunzig Jahre später, neunundneunzig Jahre nach dem Ereignis in Turin, neunundneunzig Jahre später also auch als Wittgenstein, Heidegger und Hitler. Das sind 9 mal 11. Das sind 3 mal 33. Du hörst doch: Dreiunddreißig.“ Sein Triumph klang in meinen Ohren hohl.

„Eine Dreifaltigkeit“, sagte Ferdinand anderntags. In wenigen Schritten waren wir aus der Siedlung im freien Feld. „Aber mit welchem Sinn? Dreikönig. Dreimal 1889.“
Natürlich zeige das Dreieck in die Tiefe. Jetzt sei es ihm klar. Es zeigte auf den Abgrund. Wie er das habe übersehen können: „Es zeigt auf Turin. Die Spitze zeigt genau auf Turin.“ Das sei Teil der Botschaft. „Nietzsche. Du verstehst.“
Was machte aber Wittgenstein in Gesellschaft dieser beiden anderen? Das beschäftigte ihn. Wittgenstein passte doch nicht dazu. Der Reine, der sich in seinem Leben aufopferte, der ein Heiliger, ein Gott hätte sein können, dann aber alles liegen ließ und in den Bergen ein einfacher Schullehrer wurde. „Richtig, ja, er lässt sich wieder zurückrufen in eine glänzendere Welt, lässt sich wieder feiern, feiert Auferstehung in der Welt hohen Ruhms, aber es ändert doch nichts daran, dass er erst alles geopfert hat. Er war bereit dazu. Er konnte nicht ahnen, dass man ihn wieder holt, nicht wahr? Hat er nicht sein Vermögen aufgegeben, sein Geld verschenkt? Er hat es! Ein Guter. Und was drängen sich dann die anderen beiden zu einem solchen? Was wollen sie da bei ihm? Was will er mit denen?“ Ja, Heidegger, das sei wohl auch ein Philosoph, aber sonst? Eine oberflächliche Ähnlichkeit! Womit habe er das verdient, Wittgenstein, der sei doch ein Guter. Das sei das Beunruhigende. „Das umgekehrte Dreieck, das nach unten zeigt! Wenn doch nur das nicht wäre. Es zeigt eben nicht nach oben, es zeigt in die Tiefe.“ Das habe doch ein Wittgenstein nicht verdient, Wittgenstein, der habe doch mit den Tiefen nichts zu schaffen. Ferdinand griff vor sich in die Luft, als sortierte er: „Nietzsche und Turin. Das umgekehrte Dreieck. Die Todestage, die sich zu Geburtstagen wandeln.“ Er sah mich flüchtig an. „Das Grabtuch, du verstehst: der Abdruck. Ein Negativ. Es ist alles umgedreht. Das ist eine Spur. Aber was hat sie zu bedeuten.“

Unter einer Straßenlaterne stand Doktor Berger mit seinem Hund. Wir grüßten im Vorbeigehen. Während Ferdinand noch schwieg, sagte ich nun doch einmal etwas. Das Dreieck zeige ja nur dann nach unten, so machte ich geltend, wenn man annehme, dass Norden auf der Karte oben sei. Das sei ja aber nicht die Wirklichkeit, das sei eine Festlegung, es sei willkürlich. Die Extreme, die Pole, die seien, wie jeder weiß, Gegebenheiten. Wo aber oben oder unten ist, dass sei doch in der Natur nicht festgelegt.
Ja, ha!, sagt Ferdinand: das habe er sich auch überlegt. Aber das Symbolische beruhe doch eben gerade auf Konvention. Es könne nur leben, das Symbolische, wenn es eine Konvention gebe, die allen bekannt sei. „Bedenke: Es ist eine Botschaft!“ Und so viel sei klar: Ein Zeichen muss man lesen können. Das Dreieck an sich, ein paar gedachte Linien, nun, davon gehe doch keine Gefahr aus, das habe so keine Wirkung, das sei harmlos. Es sei ja nicht so, dass sich mit diesem Dreieck in der Landschaft eine Mauer erhebe, gegen die man physisch anrannte, so das man sich an ihr den Kopf aufschlüge. Nur als Zeichen, als Zeichen sei es bedrohlich.
Harsch knackte der vereiste Boden unter unseren Füßen. Aufgeworfene Erde, die nun festgefroren war. Ihre Furchen und Täler waren von dünnen Eisdecken verschlossen, die nachgaben, wenn man auf sie trat. Sie zerbrachen unter den Winterstiefeln.
Es stimmte: Mein Einwand war banausisch.

Ferdinand grübelte weiter, ohne Antworten von mir zu erwarten: Ein ernster, düsterer Mann, dieser Wittgenstein. Wusste der etwas? Wusste er mehr als wir? Seine Geschwister! Selbstmörder und Beinahe-Selbstmörder. Was steckte dahinter?
Er rang um Klarheit, rang um die Seele des guten Menschen. Er stieß die Hände zu Fäusten geballt tief in die Seitentaschen, so dass der Mantel an seinen Schultern zog, hielt den Kopf jetzt wie zum Angriff gesenkt und stürmte in weit ausgreifenden Schritten vorwärts.
Hitler, ein Ausbund des Bösen. Heidegger, dem war es auch zu gönnen, was lag schon an dem. Aber Wittgenstein! Wie war überhaupt noch Rettung möglich, wenn das stimmte? Die Welt lag am Boden, wenn ausgerechnet dieser mit dem Bösen Gemeinschaft hatte. „Und leider, sieh her: Martin, Adolf, Ludwig: MAL, das Böse. Merke wohl! Es muss nichts bedeuten, muss ja nicht. Aber im Licht der anderen Zufälle? Kann man darüber hinweggehen? Zufälle!“ Ferdinand keuchte das Wort hoch in die Luft und intonierte Verachtung.

Es war bedeutsam und nicht ohne Gefahr für das Heil. Ferdinand blickte in den Rachen der Hölle. All das begeisterte ihn, aber manchmal, wenn er darüber nachdachte, sagte er, mache es ihm Angst. Aber er sei gewappnet. „Was wäre der Sinn solcher Zeichen, wenn wir nicht mit ihnen handeln könnten?“
Es konnte doch nicht alles in die Tiefe stürzen. Vielleicht war Wittgenstein der Retter? „Ludwig, Adolf, Martin: LAM. Das Lamm?“ Ferdinand schnaufte: „Diese verfluchte Dreiunddreißig!“
Ferdinand hob entrückt seinen Blick in der Winterluft, die ihn wie aus einer andern Zeit umhüllte. Kälte, Klarheit. Es trieb ihn voran. Ich folgte mit schiefen Schritten und stolperte über die Rillen im festgefrorenen Boden.
„Die Welt ist ihre Tafel“, sagt er. „Darauf schreiben sie ihre Botschaften.“

Von einer Anhöhe sahen wir hinüber auf die beschneiten Hügel. Sie standen hell im Mondlicht. Die Wolken hatten leuchtende Ränder. Ferdinand kam zu Atem.
„Meine Mutter freut sich, dass du hier bist“, sagte er. „Sie hofft noch immer auf dich als ihren Schwiegersohn.“
Ich sog die Nachtluft ein und nickte.
„Ich müsste wissen“, sagte er, „ob sie noch eine Jungfrau ist.“
Im ersten Schrecken glaubte ich, seinen Verstand ganz verloren geben zu müssen, dann begriff ich, dass er von Magdalena sprach.
„Ich muss es wissen. Das könnte eine Rolle spielen.“
Ich dachte an Luisa.
„Das Dreieck“, sagte er, „das zur Hölle zeigt, das tragen die Frauen zwischen den Beinen.“

Ich beteuere, dass ich all das zu keinem Zeitpunkt für wahr gehalten habe. Es war mir fremd, wovon Ferdinand besessen war. Allerdings war es kein Grund, ihn für krank zu halten. Es war ja vieles möglich. Man musste keine Schlüsse ziehen, durfte aber doch Auffälliges beobachten, durfte Merkwürdigkeiten nennen, wenn man sie sah. Das war ganz in Ordnung, was sollte ich denn dagegen haben. Ferdinand zeigte mir, was er sah. Und ich kannte ihn ja.
Ich beteuere: Seine Schrullen verfingen bei mir nicht. Dennoch klopfte auch ich jetzt meine Jacke auf darin verborgene Abhörgeräte ab, bevor ich mit Ferdinand nach draußen ging, und auch mir war es lieber, wenn die Vorhänge oben im Zimmer geschlossen waren, während er das Netzwerk auf seiner Landkarte verdichtete. Die Feierlichkeit, mit der er sich umgab, hatte keine Wahrheit, aber sie wirkte. Und es könnte doch! Was gibt es nicht alles.

„Magdalena“, sagte er eines Tages. „Magdalena ist in Altötting geboren.“
Altötting. Er habe noch nichts Auffälliges in der geographischen Konstellation entdecken können. Altötting passte bisher nirgends in das Netz.
„Aber der Papst war dort, 2006“, erklärte Ferdinand. „Er war dort. Und wann war er dort, zu welchem Datum?“
Nun, das wusste ich nicht. Vielleicht in der Adventszeit, schlug ich vor.
Nein: „Am 11. September. Ausgerechnet!“ Da war der Papst in Altötting. Ferdinand hatte die Hände in den Hosentaschen und kaute auf der Unterlippe. Was hatte der Papst mit der Sache zu tun? Was wusste er? Christ oder Antichrist?
Altötting. Die Schwarze Madonna, der Papstbesuch. Magdalena. „Wer ist sie?“ Mächtiges dämmerte ihm.

(5)
Dann war Ferdinand verschwunden.
„Seit gestern ist er nicht mehr da“, erzählte mir Berenice am Telefon. Sie haben ihn nicht mehr zu Magdalena gelassen, ihre Eltern, angeblich ganz ausdrücklich im Sinn des Mädchens. Nur so viel wusste Berenice. Mehr war von Ferdinand nicht zu hören gewesen, bevor er schon wieder aus der Tür ging und seither nicht mehr zurückgekommen war. „Wo ist er nur? Er hat ja nichts mitgenommen.“
Gerhard sei vorhin losgefahren nach Bamberg um Ferdinand dort hoffentlich zu finden. Vielleicht sei er in seinem Zimmer und gehe nur nicht ans Telefon. Das würde doch gut zu seiner trotzigen Abreise passen, nicht wahr? Ob er sich vielleicht bei mir gemeldet habe? Ach, nicht. Sie mache sich Sorgen, natürlich.
Ich ging gleich zu ihr.

Es war noch von Gerhards letztem Kuchen da. Berenice schenkte mir Kaffee ein und setzte sich mir gegenüber. Sie sah an mir vorbei: „Da, die Annunciata“, sagte sie. „Da schaut sie uns an.“ Berenice lächelte schwach.
Gerhard hatte angerufen, sagte sie: Ferdinand sei nicht anzutreffen. Gerhard wolle eine Runde durch die Stadt gehen, dann noch einmal bei Ferdinand klingeln. Vielleicht begegne er ihm ja sogar irgendwo auf der Straße.
„Er hat gar nichts mitgenommen“, sagte Berenice und stand auf. Ich folgte ihr nach oben.
Unverändert lehnte Ferdinands Rucksack in Luisas früherem Zimmer an der Wand, auf dem Tisch lag sein Handy.
„Im Schrank ist alles noch drin.“
Wir öffneten keine Schubladen, verlegten nichts. Wir standen da, nebeneinander, und taten so, als sei es möglich, dass wir vielleicht doch irgendwo zufällig einen Hinweis entdecken konnten, eine Notiz, die er hinterlassen hatte. Wir standen im Zimmer, wie man dasteht, wenn man weiß, dass irgendwo zwar der Gegenstand sein muss, den man sucht, aber gewiss nicht hier. Berenice tastete nach der Bettkante und ließ sich ohne Kraft sinken.
„Hoffentlich geht es ihm gut.“
Ich setzte mich an ihre Seite, legte den Arm um sie und wünschte, dass sie jetzt nicht weinte. Sie strich mir durchs Haar. Ich legte meine Hand auf ihr Knie.
Es fühlte sich zwingend an, richtig. Es war, als wüsste ich erst jetzt, warum ich heute gekommen war.
Das Bett stand genau wie früher, ich kannte den Blick von hier aus dem Fenster. Da war der Dachfirst des Nachbarhauses. Man sah von außen nicht hinein, nur wenn die Schreibtischlampe leuchtete, achtete man besser auf die Schatten, die an die Zimmerdecke geworfen werden konnten.
„Nicht kucken“, flüsterte Berenice, hielt meinen Kopf fest und führte meine Lenden mit den Schenkeln.
Jetzt war kein Licht an, denn es war heller Tag.
„Ach ja,“ sagte sie. Es klang warm und traurig, als stiege eine Erinnerung in ihr auf. Sie hielt die Augen geschlossen.
Danach beeilte ich mich, zu duschen. Berenice wechselte die Bettwäsche. Sie war unerklärlich fröhlich. „Was wollen wir zum Abendessen haben, wenn Gerhard zurückkommt? Heute etwas ganz besonderes!“ Wie man doch immer so ängstlich sein müsse, lachte sie. „Ferdinand würde bestimmt grinsen, wenn er wüsste, wie er uns in Atem hält. Komm“, sagte sie, „unten ist alles da. Wir suchen uns was für ein Feiertagsessen aus.“
Sie hatte ja recht. Es wäre verkehrt gewesen, Gerhard aus dem Weg zu gehen.

„Ohoho!“, sagte er, stand in Strümpfen mitten im Esszimmer, den Mantel hatte er noch an. Auf den Schultern lagen Schneeflocken. Er schnupperte kräftig den Duft und atmete aus. „Was feiern wir denn?“ Berenice lächelte ihm zu. Ich zündete eine Kerze an.
„Nein,“ sagte er, als er am Tisch saß, „von Ferdinand keine Spur.“ Er zuckte die Achseln. Es sei merkwürdig. Aber so sei er manchmal, Ferdinand. „Sicher, er braucht Abstand, man kann es verstehen.“

(6)
Als ich Ferdinand zwei Tage später wieder im Haus seiner Eltern traf, hatte er bereits versucht, bei Magdalena vorzusprechen. Der Abstand einer knappen Woche hätte bei den Verbohrten dort droben doch eine Umstimmung bringen können. Vergebens, sie blieben hart.

Wo er gewesen sei? Meßkirch. Er habe sich da umgesehen, vielleicht konnte man vor Ort etwas herausfinden. Letztlich blieb es sinnlos. Es gab keinen sichtbaren Ertrag. Ein verschlafener Ort. Zwei Straßen, eine Kirche, das sei es gewesen. Womöglich könnte das noch eine Rolle spielen, womöglich war gerade das ein später noch wertvolles Ergebnis, wie verschlafen es dort war. Im Augenblick erschiene es ihm aber nicht so, er habe aus Meßkirch, aus dem Ort selbst, nichts lernen können.
Dennoch wisse er jetzt weiter. Eine Eingebung habe ihn verreisen lassen, ungestört konnte er nachdenken, jetzt habe er die Lösung. Er beugte sich hinunter zum Papierkorb und zog ein zerknittertes Blatt heraus, warf einen Blick auf die bedruckte Seite, wendete es und zeichnete flüchtig zwei liegende Dreiecke, die sich in der Spitze berührten, sich kreuzten, so dass sie dalagen wie eine Acht. Mit dem Finger deutend erklärt er: „Gottvater, der Heilige Geist, das sind hier die zwei linken äußeren Winkel. Das ist die Seite der Guten. Hitler, Heidegger, das sind die üblen Gegenstücke auf der rechten Seite. Jesus, Wittgenstein: Die Mitte, der Brennpunkt. Beide fallen in eins.“ So musste es sein. Die Rettung. Das zeige, dass Rettung möglich sei. Aber es stehe auf der Kippe, auf Messers Schneide. Ob diese oder ob jene den Sieg haben werden.
Er erklärte sachlich, zügig, ohne Aufregung. Es hatte sich bereits gesetzt. Der erste Sturm war vorüber.
„Jesus, Wittgenstein, das ist dasselbe. Das ist das Heil der Welt. Aber es droht zum Bösen umzukippen.“ Warum, das habe er noch nicht herausfinden können. Allerdings sei das ja häufig so, dass es an den Extremen umzuschlagen drohe, das sei doch nun einmal häufig so. Der Brennpunkt des Guten sozusagen, der sei hier, wo die Spitzen der Dreiecke zusammenliefen, und jenseits werde es böse, und das könne doch auch nicht anders sein, wenn es schließlich eine Welt sein soll. „Hier“, er tippte auf den Kreuzungspunkt in der Mitte, „hier entscheidet es sich. Jesus und Wittgenstein, ein und dasselbe. Aber“ - er knüllte das Blatt zusammen und warf es zurück in den Papierkorb - „Gottes Sohn, das ist streng genommen natürlich Humbug.“ Das erweise sich eben daran, dass Wittgenstein und Jesus eins sei, denn niemand könne doch ernsthaft glauben, dass Wittgenstein Gottes Sohn sei, dass der Mensch Gott sei, und so sei es eben auch Jesus nicht, denn beide seien nun einmal eins. Andrerseits gelte es doch eben so: Gottes Sohn, das sei auch nicht falsch. Aber es gelte nicht wirklich, nicht so, dass Wittgenstein wirklich der Erschaffer der Welt, der Allwissende, Allumfassende sei. Symbolisch, symbolisch sei er es. Ein Gipfel sei er, ein Höhe- und Extrempunkt, ein Umschlagpunkt. Wie der Mensch sich mit seinem Verstand die Welt bilde, das habe Wittgenstein doch erklärt, nicht wahr? Symbolisch sei er aus solchen Gründen Gottes Sohn und sei er Jesus, und das aber sei ja gerade die eigentliche Wirklichkeit, das Symbolische. So sei es zu lösen.

Ich war erleichtert. Symbolisch, das leuchtete mir dunkel ein. Das wäre natürlich möglich. Symbolisch war es doch alles zumutbar. Und das sagte ich ihm genau so: Ja, das leuchte ein, symbolisch, so könne ich das annehmen. Eine Last fiel von mir ab. Ich hatte geglaubt, dabei zusehen zu müssen, wie mein alter Schulfreund verrückt wurde. Aber nun: Symbolisch. Das konnte man sich sagen lassen. Das Symbolische, die Klammer, das Uneigentliche, das war die Rettung, in der Tat, das war sie. Darüber konnte man reden.
Auf einmal traute ich mir sogar zu, Ferdinand auf den Boden zurückzuholen. Ich wollte ihm durchaus ein Stück entgegenkommen, tatsächlich fiel mir dazu einiges ein. Ich nahm mir vor, ihn morgen zum ersten Mal behutsam mit der Vernunft unter Druck zu setzen.

(7)
Ich fand ihn bereits oben. Er lag abgewendet auf dem Bett, kauernd lag er da, zur Wand hingedreht hielt er sich die Ohren zu. Nichts hören und niemanden sehen wollte er. Dann bemerkte er, dass ich es war, der ihn ansprach. Er wendete sich um, freudig, warf die Decke zurück, stand auf. „Wie schön, dass du da bist. Los, an die Luft. Spazieren!“
Er hatte nichts dagegen, dass Gerhard und Berenice sich uns anschließen wollten. Alle vier gingen wir durch den Nebel, Gerhard und Berenice einige Schritte hinter uns. Aufgedunsen sah er heute aus, Ferdinand, als hätte er die Feuchtigkeit, die mit dem Tauwetter aufgestiegen war, in sich aufgesogen.
„Ich war bei Magdalena“, sagte er. Man habe ihm ausgerichtet, sie lasse ihn abweisen.
-Warum sie das nicht selber sage?
-Aber bitte, bei ihrer Schwäche!
-Nein, sie solle es selbst sagen. Er glaube kein Wort.
-Bitte, er solle sich doch beruhigen, das sei hier keine Tobsuchtsanstalt.
Verbrecher seien das.

Grüßend gingen wir an Doktor Berger vorbei, der gerade seinen Hund ausführte. Wir hörten, wie sich hinter uns Gerhard und Berenice offenbar mit ihm in ein Gespräch verwickelten. „Schau, jetzt beraten sie schon, wann sie mich abholen“, scherzte Ferdinand. Es war ihm willkommen, dass der Abstand zu den Eltern wuchs.

Er brauche sie nämlich, Magdalena, das Mädchen. Sie sei ihm unverzichtbar. „Wittgenstein und Jesus, du weißt.“ Er habe keinen Zweifel mehr, dass sie Maria sei. Man müsse sie befragen, man müsse sie gewinnen, dass sie sich selbst befrage, so dass man es beweisen könne.
„Sie wollen etwas verbergen, diese Leute, sie wollen mich nicht zu ihr lassen, weil sie Bescheid wissen, sie halten sie gefangen.“ Er sah vor sich auf den Weg und drückte die Fäuste in die Manteltaschen. „Sie wissen Bescheid.“ Dann erklärte er: Er wisse jetzt, wozu er hier sei. Jetzt sei die Zeit des Handelns. Es sei ihm alles klar. Dieses Europaposter, an dem er da gezeichnet hatte, habe er übrigens bereits gestern im Kachelofen verbrannt. Jetzt gehe es nicht mehr um die Theorie. Jetzt müsse man anpacken. Er sagte das ganz selbstverständlich: „Ich muss sie ficken.“
Dabei habe er gar kein Verlagen nach ihr. Aber er dürfe sich nicht entziehen. Alles hänge davon ab, dass er es tue.
Sie jedenfalls wolle das, da könne er ganz sicher sein. Sie habe ihn immerhin einige Male ganz vielsagend angelächelt, wenn er bei ihr saß. Jetzt, im Nachhinein, sei es ihm klar, dass er das als eine Aufforderung verstehen müsse. „Du hättest dabei sein sollen. Wenn du es gesehen hättest, wie sie manchmal gelächelt hat.“
Das sei die Vollendung. Gott habe gelebt und sei gestorben, als Gottesmutter habe er sogar geboren. Aber den Beischlaf kenne er nicht. Daher rühre das Übel, da sei eine Wunde offen.
Natürlich, der Gedanke, dass es so weit sei, der gefalle ihm, dass er nun endlich doch bald mit einem Mädchen schlafen werde. Es mache ihn glücklich, dass die Zeit gekommen, dass sie reif sei. Ganz kribbelig mache ihn das. „Aber Magdalena?“ Er schüttelte den Kopf. Wenn es nicht seine Aufgabe wäre, würde er es nicht tun.

Später im Wohnzimmer deutete Ferdinand auf Antonello da Messinas Annunciata. Das Buch lag noch immer aufgeschlagen dort. „Das hat mich erst auf die Lösung gestoßen, du hast mich darauf gebracht.“ Er lobte mich dafür, wie ich ihn immer wieder auf solche Dinge stieße, scheinbar zufällig. Und auch wenn ich sagte, das sei nicht beabsichtigt, so sei es, meinte Ferdinand, auf einer anderen Ebene wahrscheinlich eben doch beabsichtigt. „Ja, streite es nur ab!“ Er legte die Hand auf meine Schulter.
Als ich im Windfang die Jacke anzog, blieb Ferdinand vor dem Spiegel stehen. Magdalena, die schwarze Madonna, der Papst. Es ließ ihn nicht los. Aber wer in Gottes Namen war er selbst?


(8)
Auch am Tag vor meiner Abreise besuchte ich Ferdinand. Ich war es unserer Freundschaft schuldig. Mit schleppender Stimme sagte er mir seine hoffnungsvollen Entdeckungen auf. Er saß im Bett an die Wand gelehnt und hatte die Beine unter die Decke geschoben.
Er faselte davon, wie er sich ganz nah dran wisse, ganz nah am Geheimnis, wie er, als ihm in Meßkirch ein Licht aufging, plötzlich gar nicht mehr er selbst war, sondern er das Städtchen in seiner ganzen Verschlafenheit in ihm aufgesogen wiederfand, er war zugleich er selbst und das Städtchen, samt Kirche, Passanten, liegengebliebenem Dreck, ja gerade am Verworfenen, am Weggeworfenem, ganz speziell und im besonderen an einem wahrscheinlich schon vor Wochen nass gewordenen und jetzt trocken zusammengebackenen Zeitungspapier, das vor seinen Füßen lag und das er mit der Schuhspitze wegstoßen wollte, habe er es gemerkt, dass das alles gar nicht von ihm geschieden und getrennt sei, dass es zugleich außerhalb seiner und in ihm war, mehr noch war es unter ihm, ja wirklich: unter ihm. Er blickte auf die Welt von oben, während er mitten darin war. Zugleich die Zeit. Ob ich etwas Ähnliches nicht etwa womöglich auch schon erlebt habe. „Samuel?“, fragte er mit milder Stimme, forschend. Ich verneinte.
Er sprach heute monoton und ohne Schwung. Sichtbare Kraft fand er erst, als er gegen die Familie der Gottesmutter lästerte.
Ich blieb nicht lang. Ferdinand stand in der Tür und winkte mir nach.

Ich musste nicht vor Ort miterleben, wie Ferdinand abgeholt wurde.
Als ihm dort die Türen wieder geöffnet wurden, hatte ein Besuch bei Magdalena kein gutes Ende genommen. Man warf ihm vor, er habe sich ihr nähern wollen. Das stimmte nicht, gleichwohl hatte er sich mit ihr in ihrem Zimmer eingeschlossen. Mehr war nicht geschehen, und dass man dann von außen an der Tür rüttelte, ihn aufforderte, herauszukommen, schließlich ihn beschuldigte, zudringlich geworden zu sein, machte ihn verständlicherweise rasend. Mühevoll gelang es, ihn vor die Tür zu setzen. Zu Hause konnte er sich nicht beruhigen. Gerhard und Berenice riefen Doktor Berger, und als Ferdinand auf ihn losging, einen Teller und ein Buttermesser in seine Richtung warf, holten sie die Polizei dazu. Es war nötig, ihn mitzunehmen.

Hielt er sich für Gott? Während der Untersuchung bewies er seine Verachtung, indem er auch noch innerhalb der Mauern der Anstalt die Frage kaltblütig bejahte. Sollten sie es doch glauben, diese Nullen, sollten sie diesen Witz doch für möglich halten. Und gerade weil sie ihm glaubten, beschimpfte er sie, verfluchte er sie als Nichtskönner, als Nieten, als Quacksalber, die ihr Diplom in der Lotterie gewonnen hätten. Die Wut gegen ihre Willkür erfasste ihn am ganzen Leib, es blieb ihnen nichts übrig, als ihn zu binden. Er sollte sich bereit erklären, Medizin zu nehmen, damit sie ihn nicht zwingen mussten.
Berenice berichtete mir am Telefon alles, was sie wusste. Ob es richtig war, den Arzt zu holen, ob man Ferdinand nicht dadurch erst in Schwierigkeiten gebracht habe? „Er hätte doch sonst niemals mit Geschirr geworfen.“
Es wird schon richtig gewesen sein, urteilte ich, nur so konnte man ihm helfen. Ich sah Berenice vor mir, wie sie den Hörer hielt, mit dem Finger Kreise auf dem Telefonschränkchen zog, und um sie herum das Haus, das ich so gut kannte, und das ihr jetzt keinen Halt gab.
Noch bevor sie auflegte, schämte ich mich für die Erleichterung, die mich erfasste. Aber so war es, ich freute mich. Alle diese Beziehungen, das Geflecht, das Netz, das war nun weggeblasen. Es brauchte mich nicht mehr zu kümmern. Es stimmte alles nicht. Man konnte sich ganz sicher sein, es war verbrieft: alles falsch. Ferdinand war krank. Jetzt wurde das Richtige getan.

Mit Magdalena, hatte Berenice gesagt, gehe es im Übrigen wieder aufwärts.

 

Hallo erdbeerschorsch,

Pianistin wollte sie früher werden, Berenice, hatte schließlich Romanistik studiert aus Scheu vor dem Risiko
Dieser Satz war für mich symptomatisch für die Geschichte - jedenfalls bis dorthin. Für mich ein einziges Wirrwarr. Wieso wird man Pianistin, wenn man Romanistik studiert? Wieso studiert man Romaistik aus Scheu vor (welchem) Risiko? Nun gut, Arbeitslosigkeit ist vorherzusehen.

Als ich die Länge deiner Geschichte sah, habe ich etwas gemacht, was ich sonst vermeide: Ich habe den Schluss gelesen. Und jetzt habe ich den Eindruck, dass diese ganzen Abschnitte ein Beziehungsgeflecht darstellen sollen, das es gar nicht gibt, wie du am Ende schreibst. Da habe ich aufgegeben.

Liebe Grüße

Jobät

 
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Hallo erbeerschorsch.
was für ein gewaltiger Text! Ich habe ihn gelesen, erst abgeschreckt von der Länge, dann immer mehr im Bann der wahnhaften Verstrickung, die immer rasender wird, in der Mitte eine diabolische Note bekommt und am Schluss in dem genialen Satz gipfelt:

Er faselte davon, wie er sich ganz nah dran wisse, ganz nah am Geheimnis, wie er, als ihm in Meßkirch ein Licht aufging, plötzlich gar nicht mehr er selbst war, sondern er das Städtchen in seiner ganzen Verschlafenheit in ihm aufgesogen wiederfand, er war zugleich er selbst und das Städtchen, samt Kirche, Passanten, liegengebliebenem Dreck, ja gerade am Verworfenen, am Weggeworfenem, ganz speziell und im besonderen an einem wahrscheinlich schon vor Wochen nass gewordenen und jetzt trocken ...

Was für ein wunderbares Satzmonster! Ja, da ist kaum Handlung, aber das ist doch völlig egal. Da wird die Obsession Deiner Figur so herrlich beschrieben, sprachlich plastisch und rund und genau getaktet. Hat mir außerordentlichen Spaß gemacht, das zu lesen.
Ob das realistisch ist, dass Jugendliche in der Bildenden Kunst und in Philosophie so kundig sind, egal. Hat was Anachronistisches. Ist mir aber wurscht. Weil es unterhaltsam ist, diabolisch und einen tollen Sog entwickelt.
Schwierig finde ich den Einstieg, bis man alle Figurenkonstellationen aufgedröselt hat. Und ich muss zugeben, ich habe mich auf den Kern der Verwirrung konzentriert und habe die Figuren, die ich icht genau einordnen konnte, seitlich liegen lassen. Da muss man echt sehr aufmerksam lesen, um alles zu verstehen. Also ich zumindest.

Am Anfang kapiere ich nicht ganz, wie Ferdinand die Annunciata sieht. Am Anfang ist er noch nicht da. Aber vielleicht habe ich was überlesen. Das Dogenbild kann ich nicht einordnen, weil es für die Handlung keine Rolle spielt, außer ich hab was nicht kapiert. Schön finde ich, dass er sich an den Mantel greift und viel später wird erklärt, dass er Abhörgeräte vermutet. Schöne Fährte. Schönes Detail.
Das finde ich etwas umständlich:

um anzuzeigen, dass sie sich freundlich spöttelnd darüber belustigte
Grammatik:
in dem auch mich zu einem gewissen Ehrgeiz anstacheln lassen konnte.
Ich glaube, das müsste Plusquamperfekt sein:
Ein annähend gleichschenkliges Dreieck hat sich ergeben,
Bin ich drübergestolpert:
Er brauche Luft, schlug er vor.
Auch hier, glaube ich. Pqp
da hat er gleich erkannt, dass es Beziehungen gebe.
Auch da bin ich kurz hängengeblieben:
Sein Triumph klang in meinen Ohren hohl.
Finde ich eine sehr abrupte Einführung. Aber gut. Der spielt später noch eine Rolle.
Unter einer Straßenlaterne stand Doktor Berger mit seinem Hund.
Sehr schön beschrieben:
Er stieß die Hände zu Fäusten geballt tief in die Seitentaschen, so dass der Mantel an seinen Schultern zog, hielt den Kopf jetzt wie zum Angriff gesenkt und stürmte in weit ausgreifenden Schritten vorwärts.
Seine, glaub ich:
Seinen Schrullen verfingen bei mir nicht
Schön. Könnte aus einer Wagneroper stammen, wenns ein Stabreim wäre. Fehlt noch: Unheilvolles dräute!
Mächtiges dämmerte ihm.
Hatte, wohl:
die er hinterlassen hat.
Mit dem Abschnitt kurz vor 6 hatte ich Schwierigkeiten. Da bin ich nicht ganz mitbekommen. Erst die Lenden, dann schnell duschen. War da dazwischen was?
Samuel? Da war ich auch ratlos. Samiel? Der Teufel aus dem Freischütz?

Aber sonst, wie gesagt: ein Lesevergüngen.
Herzlich
rieger

 
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Lieber jobär,

ich weiß, dass die Geschichte eine gewisse Zumutung ist, vielleicht nicht nur wegen der Länge.
Du hast ja bald zu lesen aufgehört, und das will ich gleich mal zum Anlass nehmen, zu ungenierten Einschränkungen einzuladen: Ich habe die Abschnitte absichtlich nummeriert, damit man sich auch mal nur einen oder zwei herausgreifen kann, falls man da irgendwo hängen geblieben ist, und denn Rest ignorieren.

Du gibst mir nun also den Hinweis, dass der Anfang problematisch ist. Ja, etwas viele Personen, das habe ich schon befürchtet, das man da nicht gleich mitkommt. Länger wollte ich es nicht machen. Aber vielleicht kann es helfen, umzusortieren. Die Personen brauche ich jedenfalls alle.

Wieso studiert man Romaistik aus Scheu vor (welchem) Risiko? Nun gut, Arbeitslosigkeit ist vorherzusehen.
Genau, dann war's ja doch verständlich. ;) Die Passage ist von Anfang an übrigens ein Streichkandidat. Aber wenn ich alles wegnehme, woran man sich stoßen könnte, und nur das lasse, was unproblematisch ist, dann erfahre ich ja nicht, ob es nicht doch jemandem gefällt bzw. zum Verständnis hilft.

jetzt habe ich den Eindruck, dass diese ganzen Abschnitte ein Beziehungsgeflecht darstellen sollen, das es gar nicht gibt, wie du am Ende schreibst.
Ja, stimmt schon. Aber vielleicht geht das Geflecht in eine andere Richtung, als du vermutest..? Macht aber nichts, wenn du mit der Geschichte fertig bist, soll es so sein.

Deine Hinweise zum Beginn waren in jedem Fall wertvoll. Herzlichen Dank für's Reinschauen!
Besten Gruß
erdbeerschorsch


Hi rieger,

herzlichen Dank für deinen Kommentar.

Ich habe ihn gelesen, erst abgeschreckt von der Länge,
Ja, die Länge... Ich hätte das nicht gewagt, wenn ich nicht gesehen hätte, dass so lange Texte hier immer mal wieder auftauchen. Dafür habe ich mir aber dann gleich die Frechheit erlaubt, die Geschichte zum Thema des Monats zu posten, da werden sich vielleicht eher ein paar Leute durchkämpfen :D

Aber noch schöre natürlich, wenn du gar nicht kämpfen musstest!

Was für ein wunderbares Satzmonster!
Danke!

Ja, da ist kaum Handlung, aber das ist doch völlig egal.(...)Hat mir außerordentlichen Spaß gemacht, das zu lesen.
Freut mich sehr. Nicht nur wegen der Länge habe ich mich gefragt, ob ich mich trauen soll, so einen Text hier anzubieten. Aber ich wollte das eben wissen, ob es Leute gibt, die das gern lesen. Gerade mit der wenigen Handlung und diesem Beziehungsgeflecht, das eben nur im Kopf existiert.

Ob das realistisch ist, dass Jugendliche in der Bildenden Kunst und in Philosophie so kundig sind, egal.
Das gibt es schon immer wieder. Aber der Protagonist hat ja gerade seinen Master gemacht, so jung ist der gar nicht.

Weil es unterhaltsam ist, diabolisch und einen tollen Sog entwickelt.
Nochmals herzlichen Dank! Großartig, wenn es für dich gepasst hat.

Schwierig finde ich den Einstieg, bis man alle Figurenkonstellationen aufgedröselt hat.
Und ich muss zugeben, ich habe mich auf den Kern der Verwirrung konzentriert und habe die Figuren, die ich nicht genau einordnen konnte, seitlich liegen lassen.
Ich fand den Anfang ja selbst ziemlich gedrängt. Vielleicht fällt mir noch etwas ein oder vielleicht hat auch jemand anderes eine Idee...
Figuren auf der Seite lassen müssen ist zwar nicht ideal, muss aber auch nicht immer schlimm sein, finde ich, solange man so ungefähr weiß, wie man jede einordnen muss. Aber an sich haben schon alle ihren Platz - oder meine ich das nur?

Am Anfang kapiere ich nicht ganz, wie Ferdinand die Annunciata sieht. Am Anfang ist er noch nicht da. Aber vielleicht habe ich was überlesen.
Ja, kommt mal kurz vor: Das Buch liegt da immer noch aufgeschlagen. Ich habe mir das so vorgestellt, dass es die Tage über auf einem Tischchenen platziert wird, weil es denen so gut gefällt. Manche machen sowas ja. Sollte aber vielleicht deutlicher sein.

Das Dogenbild kann ich nicht einordnen, weil es für die Handlung keine Rolle spielt, außer ich hab was nicht kapiert.
Stimmt, es spielt eigentlich keine Rolle. komischerweise ist mir nie eingefallen, dass ich das streichen könnte. Ich habe dabei lebhaft Berenice vor Augen, wie sie das anschaut, und habe deswegen wahrscheinlich geglaubt, andere hätten sie auch lebhaft vor Augen. Dazu war das da, damit man sie etwas kennenlernt. Vielleicht klappt das nicht.
Ach, übrigens: Einen kleinen Bezug zur Handlung hat das Bild schon, nämlich durch die Ähnlichkeit, die Berenice zu der Annunciata erinnert. Anders als Ferdinand sieht sie aber gleich, dass sie sich da wohl täuscht. Und dann aber doch vielleicht zu schnell, denn die jeweiligen Künstler haben schon etwas gemeinsam. Ja, aber dieser Aspekt ist wirklich nur Spielerei, darauf kommt nichts an.

Die Fehler, die du gefunden hast, werde ich gleich stillschweigend korrigieren. Die Stolperstellen sind gemerkt.

Fehlt noch: Unheilvolles dräute!
Ja, oder: Grillen kreischen im Ginster. Das war so ein Satz, den ich kürzlich in einer anderen Geschichte stehen hatte und dann umformuliert habe, da musste ich gleich dran denken. Ich mag solche bassigen Paukenschläge manchmal, aber sie können auch leicht lustig werden...

Mit dem Abschnitt kurz vor 6 hatte ich Schwierigkeiten. Da bin ich nicht ganz mitbekommen. Erst die Lenden, dann schnell duschen. War da dazwischen was?
Ja, schon. An der Stelle wäre es mir recht, wenn ich das nicht ausführlicher sagen muss. Mal sehen.

Samuel? Da war ich auch ratlos. Samiel? Der Teufel aus dem Freischütz?
Samuel - das ist der Ich-Erzähler. Also, auch das sollte wohl klarer rauskommen. Samuel-Samiel: Auch das ist letztlich eine Spielerei. Ich finde sie zwar schon irgendwo passend, aber nicht bedeutsam und vielleicht verwirrend. Der könnte auch anders heißen.

Vielen Dank für's Vorbeischauen!
Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
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Hallo erdbeerschorsch,

zuerst, was mir sprachlich aufgefallen ist:

Bei (1)

„Achtzehnhundertneunundachzig!
- da fehlt ein "t" bei achtzig

Bei (4)

Das sei ja aber nicht die Wirklichkeit, das sei ein Festlegung, es sei willkürlich.
- eine

„Das Dreieck“, sagte er, „das zur Hölle zeigt, das tragen die Frauen zwischen den Beinen.“
- Hier schaffst du einen großartigen Wendepunkt!

(7) - diese Nummerierung der Kapitel gibt es zweimal.

Er faselte davon
- hier klingt (für mein Empfinden) zum ersten Mal etwas Herablassendes mit, als habe Samuel nun wirklich keine Lust mehr, Ferdinand noch weiter zuzuhören.

Ich habe deine Geschichte schon mehrmals angefangen zu lesen, war aber nie in der richtigen Stimmung. Heute schon. Erst einmal muss ich sagen, Hut ab. Die Verwirrungen dieses intelligenten Geistes so zu beschreiben, das ist eine Kunst für sich. Außerdem hat mir sehr gefallen, wie du Situationen, Orte und Bewegungen beschreibst, das ist sehr plastisch, ohne auffallende Standardfloskeln oder Wiederholungen.

Nach dem ersten Kapitel habe ich nichts verstanden. Völlig verwirrt war ich. Liest man die übrigen Kapitel durch, erscheint das erste aber plötzlich klar. Das fand ich faszinierend. Ich sage nicht, dass deine Geschichte leichte Kost ist, in der Tat ist sie sehr anstrengend. Aber sie ist gut! Ferdinands Theorien beschreibst du anfangs noch so, dass ich sie verstehen konnte und selbst faszinierend fand. Ich mag solche Spleens, ob nun auf Zahlen oder andere Zusammenhänge bezogen, da habe ich selbst so meine Ticks. Auffallend ist dann, wie diese Theorien immer absurder und unverständlicher werden.

Ich bin am Überlegen, ob es die Episode zwischen Berenice und Samuel braucht. Klar dachte ich kurz, was machen die zwei da denn jetzt?, aber zu der eigentlichen Geschichte trägt das nicht viel bei. Außer vielleicht, dass Samuel da immer in eine Situation rutscht, aus der er nicht rauskommt (tolles Wortspiel, höhöhö) und seine Erleichterung zum Schluss umso größer ist.

Diese Erleichterung kann ich gut nachvollziehen. Auch, dass Samuel sich dafür schämt. Aber ich verstehe ihn.

Eine eindringliche Geschichte hast du da geschrieben auf hohem Niveau, wie ich finde.
Sehr gerne gelesen!
RinaWu

 
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Hallo erdbeerschorsch,

eines ist sicher, man braucht Zeit und Ruhe, wenn man sich auf deine lange, anspruchsvolle Geschichte einlässt. Beides ist nicht leicht zu haben mitten in der Challenge, wo die Konzentration allmählich nachlässt. Zumindest ist es bei mir so.

Ich brauchte mehrere Anläufe, bis ich im Text war. Ich finde es aber nicht tragisch, wenn ich erst allmählich die Zusammenhänge begreife. Hauptsache, ich weiß am Schluss, worum es geht.

Und dies ist der Fall, hoffe ich. Genie und Wahnsinn anhand einer Krankengeschichte, die so faszinierend ist, dass der Ich-Erzähler eine ganze Weile sich mitziehen lässt in kabbalistische (?) Zahlenspiele und esoterische Verschwörungstheorien (Dan Brown lässt grüßen). Ich fand es ziemlich spannend.

Mir hat es gefallen, schon weil mir Heidegger und Freiburg vertraut sind. Ja, die Stadt ist gerade dabei, Straßennamen umzubenennen, u.a den Martin-Heidegger-Weg. Abwehr des Bösen.

Der Wunsch nach einer Welterklärung, quasi einer philosophischen Weltformel bringt den hochbegabten Ferdinand in die Psychiatrie, auch Sigmund Freud hat seinen Anteil dabei.

Sprachlich habe ich keine Kritikpunkte. Das eine oder andere Komma habe ich vermisst.

Aber, lieber erdbeeschorsch, erklär mir bitte die Funktion des Beischlafs von Samuel und Berenice. Ist das jetzt ein Essential einer modernen KG?

Gerne gelesen
wieselmaus

 

Hallo RinaWu,

Herzlichen Dank für deinen Kommentar - und auch für’s Fehlerfinden.

Er faselte davon
- hier klingt (für mein Empfinden) zum ersten Mal etwas Herablassendes mit, als habe Samuel nun wirklich keine Lust mehr, Ferdinand noch weiter zuzuhören.
Ja, das war so gedacht. Aber da muss ich doch noch mal nachfragen: passt das für dich oder hast du es als störenden Bruch empfunden?

Nach dem ersten Kapitel habe ich nichts verstanden. Völlig verwirrt war ich. Liest man die übrigen Kapitel durch, erscheint das erste aber plötzlich klar. Das fand ich faszinierend.
Das ist für mich natürlich zu erst einmal wirklich erfreulich. Aber du gibst mir auch eine Aufgabe zum Nachdenken. Den Einstieg fanden bisher alle nicht klar. Das war ehrlich gestanden gar nicht beabsichtigt. Ich habe zwar kein ganz sicheres Gefühl wegen der vielen Figuren gehabt, die so schnell nacheinander eingeführt werden, aber ich ich hätte schon gedacht, dass die Grundkonstellation verständlich ist. Gut, das denke ich jetzt nicht erst seit deinem Kommentar nicht mehr. Aber seit deinem Kommentar frage ich mich, ob es nicht sogar reizvoll sein könnte, die Verwirrung am Anfang stehen zu lassen. Irgendwie passt das doch vielleicht sogar zur Geschichte…


Ferdinands Theorien beschreibst du anfangs noch so, dass ich sie verstehen konnte und selbst faszinierend fand.
Das freut mich, so soll das sein. Diese Gedanken machen ja einen großen Teil des Textes aus, da müssen sie schon auch selbst unterhaltsam sein.

Ich bin am Überlegen, ob es die Episode zwischen Berenice und Samuel braucht. Klar dachte ich kurz, was machen die zwei da denn jetzt?, aber zu der eigentlichen Geschichte trägt das nicht viel bei.
Tja, da ist wohl was dran. Ich wollte zwar eine erkennbare Nähe zwischen Berenice und Samuel, unter anderem, weil sie ihn am Ende die weiteren Geschehnisse berichtet. Da wollte ich gerne, dass man ein vertrauensvolles Gespräch vor Augen hat. Aber dazu reichen die übrigen Andeutungen wahrscheinlich aus.
Es gibt allerdings noch einen anderen Grund für diese Episode (oder zwei?). Jetzt merke ich aber gerade, dass ich diesen Grund oder die Gründe gar nicht konkret ausformulieren kann. Ich mache erstmal weiter, vielleicht fällt mir gleich noch was dazu ein. wieselmaus hat dieselbe Frage anders gestellt, da muss ich eh noch mal drauf zurück.

Diese Erleichterung kann ich gut nachvollziehen. Auch, dass Samuel sich dafür schämt. Aber ich verstehe ihn.
Das höre ich gern, denn das habe ich ziemlich behauptend dahin gesetzt, war mir nicht ganz klar, ob das genügt.

Vielen Dank also nochmals!
Besten Gruß
erdbeerschorsch


————————


Hallo wieselmaus,

du weckst mein schlechtes Gewissen, denn das ist die zweite Geschichte, die du von mir kommentierst, während ich mich noch gar nicht revanchiert habe. Das kommt aber noch. Einstweilen nehme ich deinen Kommentar zum Anlass, dir zu sagen, dass ich immerhin im Blick habe, was du so schreibst, denn du gehörst zu denjenigen, deren Geschichten ich immer anklicke, wenn eine neue kommt. Lesen ist halt das eine, kommentieren das andere…

Ich brauchte mehrere Anläufe, bis ich im Text war. Ich finde es aber nicht tragisch, wenn ich erst allmählich die Zusammenhänge begreife. Hauptsache, ich weiß am Schluss, worum es geht.
Das nehme ich gerne als Hinweis, dass der Anfang eventuell sogar so (oder ähnlich) bleiben kann.


Und dies ist der Fall, hoffe ich.
Ganz eindeutig - jedenfalls soweit ich es webst weiß ;)


Aber, lieber erdbeeschorsch, erklär mir bitte die Funktion des Beischlafs von Samuel und Berenice.
Tja, jetzt kann ich mich wohl nicht länger darum herum drücken. Ich hab es häufig ganz gerne, wenn eine Figur in einer Geschichte etwas aufgreift, was eine andere Figur auf ganz andere Weise beschäftigt. Ferdinand war (weil er immer etwas Abseits stand und das nötige Glück gefehlt hat) mit noch keiner Frau zusammen, und das Thema beschäftigt ihn. … Ich habe den Erklärungsversuch erst noch weitergeführt, habe das aber doch wieder gelöscht. Es klang irgendwie albern; und auch zu vorgreifend. So ganz genau möchte ich das eigentlich gar nicht erklären. Aber eins noch: Es gehört auch dazu, dass Samuel früher mit Luisa, also Ferdinands Schwester, zusammen gewesen ist, vielleicht sucht er sie in dem Moment in der Mutter. (Während Ferdinand ganz besessen nach wiederkehrenden Mustern sucht, fällt Samuel einem solchen unbewusst zum Opfer, wenn man so will.) Aber ja, sicher, das erklärt ein Stück weit vielleicht, wie es dazu kommen konnte, aber doch auch nicht wirklich, warum die Episode für die Geschichte nötig sein sollte…

Ich denke darüber nach.
Erst einmal freue ich mich einfach noch ein bisschen, dass dir die Geschichte gefallen hat!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo erdbeerschorsch,

Aber da muss ich doch noch mal nachfragen: passt das für dich oder hast du es als störenden Bruch empfunden?
Das passt für mich, auf jeden Fall. Samuel hatte für mein Empfinden eine Engelsgeduld mit den wilden Theorien seines Freundes, da hat es mich sowieso gewundert, dass er die ganze Zeit so ruhig und gelassen zuhört. Ich finde die Änderung seiner Tonlage an dieser Stelle genau richtig.

Ich habe zwar kein ganz sicheres Gefühl wegen der vielen Figuren gehabt, die so schnell nacheinander eingeführt werden, aber ich ich hätte schon gedacht, dass die Grundkonstellation verständlich ist.
War sie für mich nicht, nein. Ich dachte anfangs, Samuel ist Ferdinands Bruder und sitzt in seinem ehemaligen Elternhaus. Gewundert habe ich mich dann darüber, dass er seine Eltern bei den Vornamen nennt. Später (ich weiß nicht mehr genau, bei welchem Kapitel es war), habe ich begriffen, dass es sich um Jugendfreunde handelt und dann machte alles Sinn.

Aber seit deinem Kommentar frage ich mich, ob es nicht sogar reizvoll sein könnte, die Verwirrung am Anfang stehen zu lassen. Irgendwie passt das doch vielleicht sogar zur Geschichte…
Finde ich auch. Manchmal darf man den Leser auch ein bisschen kämpfen lassen.

Ich habe mir deine Erklärung zu der Szene mit Berenice und Samuel durchgelesen. Auf diese Zusammenhänge wäre ich NIE gekommen. Ich habe ehrlich gesagt auch nicht gedacht, dass Samuel und Luisa zusammen waren, sondern habe es eher so verstanden, dass Ferdinands Eltern sich das gerne gewünscht hätten (sagt Ferdinand irgendwo). Deshalb war es für mich noch unverständlicher, warum Berenice ihn plötzlich begehrt. Ich hatte mir das so zusammengereimt, dass dieses Verhältnis zwischen den beiden schon länger läuft, vielleicht sogar ab einem Punkt, an dem dem Samuel eigentlich noch zu jung war. Mehr als Unbehagen hat diese Szene bei mir nicht ausgelöst und eben die Frage, was sie in der Geschichte zu suchen hat.

So viel noch mal von mir =)
Liebe Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

„Heute wie damals gilt der Bescheid, den Horkheimer
einer Ergriffenen erteilte, die sagte, Heidegger habe
doch wenigstens die Menschen endlich wieder vor
den Tod gestellt: Ludendorff habe das viel besser besorgt.“
Adorno, Jargon der Eigentlichkeit​

„Wittgenstein, Heidegger, Hitler: Eine Dreifaltigkeit des Schreckens.“

Was zwischen der lapidren Aussage
Ferdinand war nicht da
beginnt und indirekter Rede endet in dem Satz
Mit Magdalena, hatte Berenice gesagt, gehe es im Übrigen wieder aufwärts.
dass, ist so irre, wie es mir genial erscheinen will,

lieber erdebeerschorsch,

darum werd ich Dir nachher auch verraten, was in Altötting seinerzeit geschah, schlummert es doch hier seit Jahr und Tag in den Archiven und schreit nun, da Amerika sich selbst einem Trumple ausliefert, Harald Schmidt es ohne seinen kongenialen Partner Manuel Andrack auf keinen grünen Zweig mehr schafft, und Reichsbürger nebst Ostpreußen- (als gäbe es noch solche Mumien) und ähnlichen Landsmannschaften die Grenzen von 1914 nur anerkennen und Beziehungen zeit-räumlicher Art per Lineal entdeckt, wie auch die Kolonialmächte nach 1918 die Grenzen in der Levante zogen, Nietzsches Syphillis den Meister umhaut, als er zu Turin erleben muss, wie ein Pferd von seinem Eigentümer gezüchtigt wird und wahrscheinlich nicht mal als Sauerbraten gedacht werden kann, und Heideggers Bezug zum Naziregime ans Licht tritt und Wittgenstein meint, was man nicht sagen könne, darüber müsse geschwiegen werden, was schon hierorts ein alexei in seiner Schülerpoesie lügenstraft. Denn was man nicht sagen kann, kann keiner sagen – also auch nicht verschweigen. Denn sagte oder schriebe oder verschwiege er es nur, es wäre doch!

Wie üblich werd ich nix nacherzählen, soll diese Geschichte doch gelesen werden und die Nacherzählung auf die harte Schulbank gehört. Gut möglich, dass es eine Ergänzung zu Purersternenstaubs neuesten Geschichte bedeutet. Um einen kurzen Eindruck für Neugierige zu erzeugen, eine ziemlich irre Stelle

Er beugte sich hinunter zum Papierkorb und zog ein zerknittertes Blatt heraus, warf einen Blick auf die bedruckte Seite, wendete es und zeichnete flüchtig zwei liegende Dreiecke, die sich in der Spitze berührten, sich kreuzten, so dass sie dalagen wie eine Acht. Mit dem Finger deutend erklärt er: „Gottvater, der Heilige Geist, das sind hier die zwei linken äußeren Winkel. Das ist die Seite der Guten. Hitler, Heidegger, das sind die üblen Gegenstücke auf der rechten Seite. Jesus, Wittgenstein: Die Mitte, der Brennpunkt. Beide fallen in eins.“

Da blitzt vom Hexeneinmaleins bis zu Verschwörungstheorien einiges auf.

Paar Kleinigkeiten, vor der Aufklärung, in der Reihenfolge ihres Erscheinens (das meiste kommentarlos, ich weiß, dass Du weißt, was man wissen müsste)

Ende dieses Sommers ging sie zum Bahnhof, stand und hielt den Griff ihrer Reisetasche, hob sie nicht auf[,] als der Zug einrollte[,] und sah ihm kaum nach, als er abfuhr.
(siehze am Ende, datte dat weißt!)

Auch Gerhard warf einen Blick hin, sagte ein Wort, ging dann in der Küche, wo er am Backofen beschäftigt war.
Entweder ging er in der Küche auf und ab (oder so ähnlich) oder er ging in die Küche!

Er sprach nicht mehr laut[,] als er es mir eröffnete: Es sei ihm schon lange merkwürdig erschienen, dass alle drei im selben Jahr geboren seien.
Doppelter Konj. I zu "sein" ließe sich vermeiden, etwa „es erscheine/erschiene ihm schon lange merkwürdige, dass ...“
Es gab da ein schlankes, großbewachsenes Mädchen, …
Passt an sich zur (Verw)irrt(heit).

Das wird offensichtlich bis zur „großbewachsenen“ Statue verehrt ...

Und so[...]viel sei klar:
Besser auseinander

Alles hänge davon ab, dass er es tat.
Am Ende bitte Konjunktiv, zumindest „tue“

Natürlich, der Gedanke, dass es so[...]weit sei, der gefalle ihm, dass er nun endlich doch bald mit einem Mädchen schlafen werde.

Er saß im Bett an die Wand gelehnt und hatte die Beine unter die Decke geschoben.
Ja, ich weiß, dass wir uns über "an die Wand" oder "an der Wand" gelehnt haben, streiten können. Für mich ist im sitzen, angelehnt sein keine Dynamik ...

Wie dem sei, der Grammatikduden lässt unter der Randziffer 913 Dativ und Akkusativ zu, nachdem Randziffer 912 ziemlich eindeutig argumentiert und bestätigt mir damit eigentlich, dass da wie in der Rechtschreibung Opportunisten sitzen.

Aber unsere Sprache wird ja derart vereinfacht, dass wie alle wie Fünfjährige sprechen - und auch nur noch das verstehen brauchen, was die verstehen können. Den Rest erhalten wir von Massa Guugel ...

Nun zum Versprechen, was zu Altötting seinerzeit geschah, man beachte - nahezu wie in Deiner Geschichte - 9/11

Zitätchen:

"So kann’s geh’n, verehrtes Publikum. So ist die moderne Medienwelt.

Aber improvisieren geht über lamentieren! –
Dass die Zeit uns nicht zu lang wird bis unser Gast kommt, will ich Ihnen sagen, was man in Bayern über unser’n Papst erzählt:
Als der Papst im vorigen September nach Bayern kam, - fundamentalistische Amerikaner nennen das Datum in Anlehnung an ein anderes historisches Ereignis dieses an historischen Ereignissen schon so reichen Jahrtausends 09/11/06, an diesem elften September wurde der Papst vom Flughafen von einem Chauffeur abgeholt.
Auf dem Weg nach Altötting spricht ihn der Papst an, dass er schon lange kein Auto mehr gefahren habe, es gern aber wieder einmal täte. Kurz vor Altötting tauschen beide die Plätze und der Papst gibt Gas. Der Chauffeur bittet den Papst, langsamer zu fahren, doch es ist zu spät! –

Schluss mit lustig!
Zu Ende ist der Witz.
Der Wagen wird geblitzt.
Hinterm Starenkasten erschrickt der Polizist
und ruft die Zentrale an.
‚Du glaubst nicht, wen wir erwischt ha’n!’“

Inzwischen ist Manuel Andrack in die Halle getreten, hat den letzten Teil mitbekommen und mischt sich als Zentrale in Schmidts Vortrag ein: „Verrat uns doch, wer Wichtiges es sei. –
Ist es der Vorsitzende der Partei?“ –
Und Schmidt fährt fort: „Naa, höher noch, ganz eminent!“ –
„Ah, du meinst den Ministerpräsident!“
„Naa! Höher noch und noch bekannter!“ –
„Ich hab’s: du meinst Frau Bundeskanzler!“
„Naa, nicht doch!“, Schmidts Stimm’ wird heiser.
Andrack erst leise:
„Ich hab’s“, dann laut: „Du meinst’ den Kaiser!“
Schmidt, nun scheinbar der Verzweiflung nah, schreit die Zentrale an: „ Nein! Dreimal naa!“
„Beruhig dich doch, guter Mann! – Wer, wenn nicht die, - wer ist’s denn dann?“
„Ich weiß es nicht. Doch! Ich glaub! –
GOTT!“ –
„Zum Teufel, erzähl mir keinen Schrott! –
Was bringt dich in dies Malheur?“
„Zentrale hör:
Der Papst ist der Chauffeur!“

Das Pubikum tobt und Schmidt und Andrack verneigen sich vor ihm."
aus: Das Schweigen im Medienkarrussell

Gern gelesen vom

Friedel,
der vorsorglich ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hi erbeerschorsch!

Ich habe deine Geschichte jedenfalls angefangen zu lesen - allerdings nicht beendet. Das hat nichts mit der Länge zu tun, sowas stört mich ja logischerweise nicht. Wenn mich eine Geschichte packen kann, dann kann sie gar nicht lang genug sein.

Deine Geschichte hat mich leider nicht gepackt. Ich will da auch nichts beschönigen oder in Zuckerwatte packen. Ich finde die Story, die Figuren, ihre Handlungen, kurz und gut: alles zu wirr, verwirrend, kreuz und quer erzählt. Ich kann keine richtige Struktur erkennen und diese ganze Nummerologie-"Nummer" mit Hitler, Wittgenstein und gleichschenkligen Dreiecken hats dann endgültig rausgeschossen.

Du hast ja (ich glaube sogar überwiegend) positives Feedback bekommen, also ist die Geschichte offensichtlich nicht schlecht, sondern nur einfach nicht mein Geschmack. Ein Lob kann und will ich dir gerne für die Arbeit aussprechen, die du dir damit sicher gemacht hast. Das ist jetzt nicht irgendwie gönnerhaft gemeint, sondern das ist ein Punkt, den ich gut finde. Die Handlung allerdings wie gesagt nicht so.

Ist aber kein Grund, sich die Erdbeeren verhageln zu lassen, bloß weil die Geschichte halt nicht mein Ding ist!:)

Viele Wochenend-Grüße vom EISENMANN

 

Hallo Erdbeerschorch,

wenn du es nicht wärst, hätte ich vermutlich nach dem ersten Teil nicht weitergelesen, was sehr schade gewesen wäre. Denn danach lohnt es sich wirklich. Ich bin mir nicht sicher, ob du jetzt schon etwas verändert hast, oder ob ich nach dem dritten Lesen einfach klarer sehe, aber ich begreife jetzt wer wer ist. Ich glaube, ich habe da nicht so die Toleranz von RinaWu und wieselmaus, ich bin bei Verwirrung schnell frustriert. Interessanterweise werde ich beim Lesen umso klarer je mehr Ferdinand in den Wahn abgleitet.

Aber zu Beginn habe ich mich nur gefragt wer Berenice und Gerhard sind und was dein Protagonist mit ihnen zu tun hat. Die Orte wechseln von Satz zu Satz. Ein Ausflug in die Kunstgeschichte, wo ich nur den Dogen halbwegs vor Augen hatte und mich nochmal informieren musste über die Messina. Die Sprache, die ich im weiteren Verlauf wunderbar finde, in die ich mich aber erst einlesen musste. Das finde ich für den Anfang etwas viel.

Andererseits macht hinterher alles Sinn. Ferdinands Eltern, zwei intellektuelle Schöngeister, die Mutter sehr kindlich, die schliesslich ohne weitere Konsequenzen mit dem Freund ihres Sohnes schläft, man kann sich vorstellen, in welcher Atmosphäre der hochbegabte Ferdinand aufgewachsen ist.

In dem Moment, wo Ferdinand mit seinen Ideen beginnt, bekam das Ganze eine Richtung und ich habe mich erleichtert dem Strom der Geschichte überlassen.

Er sprach nicht mehr laut als er es mir eröffnete: er habe etwas herausgefunden. Halb umgewendet sprach er von der Treppenstufe auf mich herab.

Der erste Satz kommt mir etwas künstlich vor, so als wolltest du unbedingt eine gängige Formulierung (Er sprach leise. Er senkte die Stimme.) vermeiden. Den zweiten Satz finde ich wiederum ein Beispiel dafür, wie präzise deine Sprache ist, mich in die Situation bringt.

Den Weg in eine Psychose schilderst du ausgesprochen glaubwürdig und auch die Reaktion des Freundes, von anfänglicher Faszination, zunehmendem Unbehagen, Hoffnung, Zweifeln und am Ende Erleichterung. Ich habe so etwas mal mit einer Bekannten erlebt. Furchtbar.

Die Karte mit dem Liniennetz welches immer dichter wird, ist ein tolles Bild.

Das Verhältnis zu Magdalena. Wie er seine sexuellen Bedürfnisse abspaltet, ihre Befriedigung als Auftrag von aussen deutet.

Natürlich, der Gedanke, dass es soweit sei, der gefalle ihm, dass er nun endlich doch bald mit einem Mädchen schlafen werde. Es mache ihn glücklich, dass die Zeit gekommen, dass sie reif sei. Ganz kribbelig mache ihn das. „Aber Magdalena?“ Er schüttelte den Kopf. Wenn es nicht seine Aufgabe wäre, würde er es nicht tun.

Man kann sich vorstellen, dass er dem "Mädchen" nicht wirklich gut tut. Ich konnte ihre Eltern gut verstehen.

„Meine Mutter freut sich, dass du hier bist“, sagte er. „Sie hofft noch immer auf dich als ihren Schwiegersohn.“

Das hat mich dann zwischendurch wieder rausgehauen. Ich hatte das mit Luisa noch nicht kapiert, obwohl du es weiter oben schon beschreibst.

Von Magdalena hatte ich eine unsichere Vorstellung. Ich musste sie schon gesehen haben, nicht oft, vermutlich zu der Zeit, als Luisa und ich gerade ein Paar wurden. Es gab diese Abende, an denen die beiden Geschwister Freunde einluden,

Ich habe da nicht verstanden, dass Luisa und Ferdinand die Geschwister sind.

Das ging mir übrigens auch am Anfang schon so:

Ferdinand war nicht da. Er war wieder bei dem Mädchen.
Magdalena wohnte aufwärts,

Mir war nicht gleich klar, dass Magdalena das Mädchen ist. Wahrscheinlich sind diese ersten beiden Sätze wiedergegebene Rede von Berenice, der dritte Satz eine Erklärung des Protagonisten. Das verwirrte mich.

Unter einer Straßenlaterne stand Doktor Berger mit seinem Hund. Wir grüßten im Vorbeigehen. Während Ferdinand noch schwieg, sagte ich nun doch einmal etwas. Das Dreieck zeige ja nur dann nach unten, so machte ich geltend, wenn man annehme, dass Norden auf der Karte oben sei. Das sei ja aber nicht die Wirklichkeit, das sei eine Festlegung, es sei willkürlich. Die Extreme, die Pole, die seien, wie jeder weiß, Gegebenheiten. Wo aber oben oder unten ist, dass sei doch in der Natur nicht festgelegt.
Ja, ha!, sagt Ferdinand: das habe er sich auch überlegt.

Das finde ich zum Beispiel wieder wunderbar, wie sich der Doktor Berger schon ankündigt. Das "Ja, ha!" von Ferdinand, super! Zwischendurch haben die Beiden was von Sherlock Holmes und Dr. Watson.

Später im Wohnzimmer deutete Ferdinand auf Antonello da Messinas Annunciata. Das Buch lag noch immer aufgeschlagen dort. „Das hat mich erst auf die Lösung gestoßen, du hast mich darauf gebracht.“ Er lobte mich dafür, wie ich ihn immer wieder auf solche Dinge stieße, scheinbar zufällig. Und auch wenn ich sagte, das sei nicht beabsichtigt, so sei es, meinte Ferdinand, auf einer anderen Ebene wahrscheinlich eben doch beabsichtigt. „Ja, streite es nur ab!“ Er legte die Hand auf meine Schulter.
Als ich im Windfang die Jacke anzog, blieb Ferdinand vor dem Spiegel stehen. Magdalena, die schwarze Madonna, der Papst. Es ließ ihn nicht los. Aber wer in Gottes Namen war er selbst?

Auch wunderbar, wie er den Freund einbindet, wie er schliesslich alles auf sich bezieht.

Das sind Botschaften, sagte er. Er wischte sich über die Stirn.
Es hatte mit ihm zu tun.

Fazit: Ich hätte es zunächst lieber etwas klarer, habe mich dann aber gerne in den Sog deiner Geschichte ziehen lassen. Und ich mag deine Sprache sehr. Eine faszinierende Geschichte.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo, liebe RinaWu,

vielen Dank für deinen Nachschlag, da hat es sich ja gelohnt nachzufragen. Ich bin merkwürdigerweise gar nicht darauf gekommen, dass man den Ich-Erzähler am Anfang für Ferdinands Bruder halten könnte. Dabei merke ich jetzt, wo du es mir sagst, dass nichts nahelugender ist als das. Das sollte ich ändern. Es bleibt auch so wahrscheinlich genug zu tüfteln übrig.
Auch Samuels Verhältnis zu Luisa darf sicher gerne klarer werden.
Das sind zwei Aufgaben, die ich aus deinem Kommentar mitnehme, und - das ist ermutigend - sie dürften lösbar sein.
(Schwerer finde ich übrigens, am Anfang über Gerhard und Berenice aufzuklären. Irgendwo „der Vater“ und „die Mutter“ einzustreuen wüte möglich, klang mir aber, als ich das in früheren Versionen versucht habe, letztlich immer zu gestellt.)

————————


Hallo, lieber Friedel,

wenn das der Ferdinand wüsste, dass mitten in die Anfahrt auf Altötting sogar noch der Blitz dazwischengefahren ist - ich fürchte, das würde ihn völlig aus den Schuhen hauen!
Mich freut die Überschneidung, bist du doch einer derjenigen, denen die Geschichte *hüstel, hüstel* heimlich gewidmet ist, oder, prosaischer ausgedrückt: einer derjenigen, von denen ich mir vorgestellt habe, dass ihnen dieser Irrwitz gefallen könnte.

Fehlerchen werden stillschweigend korrigiert, ich hoffe, ich komme gleich im Anschluss dazu.


Ja, ich weiß, dass wir uns über "an die Wand" oder "an der Wand" gelehnt haben, streiten können. Für mich ist im sitzen, angelehnt sein keine Dynamik …
Ich habe da ein bisschen drüber nachgedacht, und mir schwant jetzt etwas: Das Partizip Perfekt könnte der Schlüssel sein, der dem Akkusativ die Tür öffnet. Wer „an die Wand gelehnt" sitzt, der hat sich zuvor an sie angelehnt. Dagegen sitzt er zweifellos an der Wand lehnend.
Eindeutige Parallelen fallen mir allerdings nicht ein. Alle Beispiele, die mir in den Sinn kommen, lassen im Partizip Perfekt die Aktion deutlicher anklingen („An die Leine gehängt flattert die Wäsche im Wind“; „an der Leine hängend flattert sie“)

———————————

Lieber Eisenmann[/QUOTE],

da kann man nichts machen. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich zwar lieber bei Leuten abblitzen, mit deren Geschichten ich auch nicht viel anfangen kann, aber es kommt halt wie es kommt. Ich danke herzlich für den Versuch und den Kommentar

————————————

Hallo, liebe Chutney,

wie schade, dass der erste Teil insgesamt so wenig ankommt, ich finde den nämlich gar nicht sooo schlecht… Verändert habe ich noch nichts, sollte ich aber. Ich hoffe darauf, dass ein paar kleinere Eingriffe etwas bewirken können.

In dem Moment, wo Ferdinand mit seinen Ideen beginnt, bekam das Ganze eine Richtung und ich habe mich erleichtert dem Strom der Geschichte überlassen.
Die Ideen beginnen ja zum Glück relativ bald. Interessanterweise habe ich da viel eher befürchtet, dass man aussteigt.

Der erste Satz kommt mir etwas künstlich vor, so als wolltest du unbedingt eine gängige Formulierung (Er sprach leise. Er senkte die Stimme.) vermeiden.
Das kann ich nicht ganz abstreiten. Ich dachte mir zwar auch: nicht mehr laut im Gegensatz zur vorangegangenen Begrüßung. Aber du hast wohl recht: Das Künstliche überwiegt.

Den Weg in eine Psychose schilderst du ausgesprochen glaubwürdig und auch die Reaktion des Freundes, von anfänglicher Faszination, zunehmendem Unbehagen, Hoffnung, Zweifeln und am Ende Erleichterung.
Das lasse ich mir gerne sagen, zumal ich den Verdacht habe, dass du in solchen Dingen auch von der Erfahrung mit einer Bekannten abgesehen mindestens eine gewisse oder sogar eine tiefe Kenntnis hast.

Das Verhältnis zu Magdalena. Wie er seine sexuellen Bedürfnisse abspaltet, ihre Befriedigung als Auftrag von aussen deutet.
Genau, so war’s gemeint!

Und auch das:

Auch wunderbar, wie er den Freund einbindet, wie er schliesslich alles auf sich bezieht.
Erfreulich, wie diese Dinge genau richtig bei dir ankommen.

vielen Dank auch an dich für den schönen Kommentar

und zum Abschluss herzliche Grüße an alle vier mit diesem Post Angesprochenen
erdbeerschorsch

 

Hallo Erdbeerschorsch,

ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Am besten zuerst mit dem Hauptteil der Geschichte, dem Rätsel, das mir sehr gut gefallen hat.
Ich habe mitgefiebert, obwohl ich gar nicht so viel von den beiden anderen Knaben weiß. Das machte aber nichts. Auch Antonelli Sowieso oder die Annunciata sagen mir nichts. Auch nicht schlimm. Ist ja bei den Dan Brown-Romanen manchmal auch so. Bei mir zumindest. :Pfeif:

Wie er sich da immer weiter hineingesteigert hat, finde ich gut. Immer neue Zahlen verknüpft hat. Schließlich sogar einen der Orte besucht hat. Klasse.
Ich wollte unbedingt wissen, wie das endet. Entweder hat er tatsächlich Etwas entdeckt, oder er endet in der Klapse. Also, Spannung hat die Geschichte schon. :thumbsup:

Die ganze Rahmenhandlung allerdings könnte man kürzen.
Du hast den Anfang schon geändert, seit ich heute vormittag erstmals in den Text eingestiegen bin; übrigens ist mir der Einstieg schwer gefallen. Habe nicht gerafft, wer wer ist, wo es spielt, in wessen Zimmern/Häusern die sind. Hatte es zunächst für eine WG gehalten.
Die Beziehungen der Personen untereinander habe ich auch nicht so richtig kapiert.
Das hat mich ehrlich gesagt gestört.
Ansonsten sauber und flüssig geschrieben.

Hat mir gefallen.

Schönen Abend noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

schön, dass du vorbeischaust!
Den Anfang habe ich bisher nur ganz wenig geändert, etwas umgestellt und einen Satz eingefügt oder so. Quasi als Notoperation, damit man z.B. nicht mehr den Eindruck hat, Ferdinand sei der Bruder des Ich-Erzählers. Da bleibt noch was zu tun, aber gerade komme ich nicht so richtig dazu. Für weitere schnelle Eingriffe hätte ich zwar Zeit, aber die schnellen Ideen fehlen noch.

Freut mich, dass du dich trotzdem auf den Text einlassen konntest. Vor allem auch, dass du mit

den beiden anderen Knaben
keine Probleme hattest. Ich habe es nämlich auch nicht so gedacht, dass man besondere Kenntnisse brauchen sollte, um mitzugehen. Es ist zwar nie schlecht, wenn solche Kenntnisse evtl. den Spaß noch erhöhen können, aber ich weiß nicht mal, ob das im Fall dieser Geschichte so ist.

Hat mir gefallen.
Das ist die Hauptsache!

Besten Gruß und herzlichen Dank für den Kommentar
erdbeerschorsch

 

Hej erdbeerschorsch,

ich sage es rundheraus: ich liebe diese Geschichte ganz und gar und rundherum.
Ich sehe und erkenne deine Protagonisten, gerade und obwohl du zurückhaltend "zeigst". Ich fühle mich geführt, aber auch frei, um zu spielen. Mit meiner Phantasie, mit deinem Tonfall, deinen Bildern.
Ich schätze es, wie du die Geschichte aufbaust, den einzelnen Personen zeichnest, den Schnee, die wechselnden Lokationen.

Zwischenzeitlich ärgerte ich mich über Samuels Passivität. Aber du hast mich beobachten lassen und ich fühlte wie Samuel, ich durfte den Abstand wahren, musste mich nicht einmischen, nicht werten, abwägen, ob Hilfe nötig war oder Unterstützung. Samuel wollte, konnte das wohl auch nicht.

Stunden ist der Junge dort!“, sagte Berenice, warf die Arme in die Luft um anzuzeigen, dass sie sich freundlich darüber belustigte. „Er lässt ihr keine Ruhe.“
Wir warteten.

Dieser Abschnitt ist "natürlich" irritierend, schon alleine weil er so verlassen steht. Aber mehr als die bis dahin erscheinende Zusammenhanglosigkeit kann ich mir die Geste Berenice' (wunderschöner Name) nicht deutlich vorstellen. Eine "freundliche Belustigung" ist schon ungewöhnlich, aber bei diesem Gefühl die Arme in die Luft zu werfen, also eine sehr dynamische Bewegung, verunsichert mein Verständnis der ganzen Situation. :shy:

großbewachsenes Mädchen
:eek: Womit ist die Arme nur bewachsen?

Ich bin sehr gefangen von deiner "illuminati" Story und du hast mein vollstes Vertrauen, ich hatte nicht einen Moment das Bedürfnis, nachzulesen, deine Informationen zu kontrollieren.

Zudem war die Steigerung Ferdinands so sanft und stetig, eingebettet und doch nicht überlagert von den anderen Charakteren.

Es war mir eine große Freude und erzählerische Abwechslung, dir zu folgen.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Liebe Kanji,

ganz herzlichen Dank für deinen schönen Kommentar! Du hast dich rar gemacht in letzter Zeit. Schön, dass du nicht ganz abgetaucht bist :)

Ich antworte etwas spät, habe den Kommentar aber schon gelesen, als er neu war und zwischendurch immer wieder daran gedacht um mich darüber zu freuen.

(...)kann ich mir die Geste Berenice' (wunderschöner Name) nicht deutlich vorstellen. Eine "freundliche Belustigung" ist schon ungewöhnlich, aber bei diesem Gefühl die Arme in die Luft zu werfen, also eine sehr dynamische Bewegung, verunsichert mein Verständnis der ganzen Situation.
Ja, da kann man was dran machen. Mir ist sogar auf die Anregung hin schon einmal etwa eingefallen, aber dann konnte ich es nicht gleich umsetzen und jetzt weiß ich's nicht mehr. Ich dachte an so eine ironisch übertriebene Geste. Das kann schon passen, denke ich, aber ich bin mit dir einig, dass man das besser beschreiben kann.

Ich bin sehr gefangen von deiner "illuminati" Story und du hast mein vollstes Vertrauen, ich hatte nicht einen Moment das Bedürfnis, nachzulesen, deine Informationen zu kontrollieren.
Dan Brown und so ist mir zwar ein Begriff, aber genaueres wusste ich darüber bisher nicht. Jetzt habe ich die Zusammenfassung auf Wikipedia gelesen und kann stolz behaupten: Anders als bei Dan Brown stimmen bei mir wirklich alle behaupteten Fakten! :D Nur eben nicht die erfundenen...

Ich fand es übrigens selbst auf unterhaltsame Weise überraschend, wie schnell sich letztlich die Eckpfeiler für eine Verschwörungstheorie zusammenzimmern lassen, wenn man einfach irgendwo anfängt. Es gibt halt so viele Fakten in der Welt, da steht dann immer die eine oder andere Verknüpfung zur Verfügung. Ich hätte ohne weiteres noch mehr lustige Verbindungen einflechten können, aber so ist es auch schon genug.

Es war mir eine große Freude und erzählerische Abwechslung, dir zu folgen.
Das freut mich sehr! Danke für deinen an Komplimenten reichen Kommentar!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo erdbeerschorsch,

du beschreibst eine Obsession, die zur Krankheit wird. Ein Freund, der hilflos zuschaut, Figuren mit biblischen bzw. mit Bedeutung beladenen Namen. Die verwendete Sprache wirkt auf mich nebulös und bewusst impressionistisch. Benannt wird eine Reihe von Philosophen, an deren Ende Hitler steht. (Schon die Einreihung Hitlers in die Riege der Philosophen an sich ist für Hitler, das Vieh, unangemessen. Klar, wirst du sagen, das ist Fiktion, das sagt meine Figur, aber das schwingt eben auch mit. Klar wirst du auch sagen, dass Nietzsche und Wittgenstein die Saat der Nazis ausgestreut haben und Heidegger ein Geistesgenosse war, das macht es nicht besser).Die Figuren sind scheu, intellektuell und lethargisch; besonders der Erzähler, dem anzulasten ist, dass er seinem Freund nicht hilft, dass er ihn beobachtet, als sei Ferdinand nichts als ein Objekt.

Mag sein, deine Absicht war, den Weg ins Dunkle zu beschreiben, wie eine Geisteskrankheit entsteht, das ist dir gelungen. Dennoch bleibt für mich die Frage: wozu schreibst du das so, wie du es schreibst, wozu Jesus, Maria Magdalena, die Reihung der Philosophen und eben das Vieh? Sprachlich und stilistisch ist das sauber, bis auf die Dialoge in indirekter Rede, als wärst du zu „feige“ richtige draus zu machen. Auch das bewirkt den Nebel.

Paar Textstellen:

Pianistin wollte sie früher werden, Berenice, hatte schließlich Romanistik studiert aus Scheu vor dem Risiko, eine Frau mit Feuer, was hätte sie doch aus sich machen können!
der Satz klingt irgendwie ungelenk. und warum hat sie dann nicht gleich Jura studiert. Romanistik bringt auch nicht gerade viel Sicherheit

Heidegger, Wittgenstein, Hitler. „Achtzehnhundertneunundachtzig! Alle im gleichen Jahr.
okay, jetzt kommt die fragwürdige Reihung.

Das hatte ihn früher in der Schule in ein Abseits gestellt, aber es war ein bewundertes Abseits.
ginge kürzer: das hatte ihm ein bewundertes Abseits in der Schule beschert.

Am 20. April war der Lump geboren, am 26. April Ludwig Wittgenstein, am 26. September Martin Heidegger. Zweimal April, zweimal der 26.
Lump also, statt Vieh

„Das Grabtuch, du verstehst: der Abdruck. Ein Negativ. Es ist alles umgedreht. Das ist eine Spur. Aber was hat sie zu bedeuten.“
alles wird mit allem verbunden, hier das Grabtuch von Turin

„Das Dreieck“, sagte er, „das zur Hölle zeigt, das tragen die Frauen zwischen den Beinen.“
oh my god, das hört sich dümmlich an

Wir standen im Zimmer, wie man dasteht, wenn man weiß, dass irgendwo zwar der Gegenstand sein muss, den man sucht, aber gewiss nicht hier.
:Pfeif:

„Nicht kucken“, flüsterte Berenice, hielt meinen Kopf fest und führte meine Lenden mit den Schenkeln.
Jetzt war kein Licht an, denn es war heller Tag.
das ist mir zu reduziert und Lenden und Schenkeln, die Ausdrücke sind grässlich

Ich hatte geglaubt, dabei zusehen zu müssen, wie alter Schulfreund verrückt wurde.
ein

Er wendete sich sich um,

-Warum sie das nicht selber sage?
-Aber bitte, bei ihrer Schwäche!
-Nein, sie solle es selbst sagen. Er glaube kein Wort.
hier so ein Dialog in indirekter Rede; siehe oben, lies das mal laut. :thdown:

als Gottesmutter habe er sogar geboren.
er?

. Er blickte auf die Welt von oben, während er mitten darin war. Zugleich die Zeit.
?

Er sprach heute monoton und ohne Schwung. Sichtbare Kraft fand er erst, als er gegen die Familie der Gottesmutter lästerte.
da brauche ich eine Weile, bis ich kapiere. dass Magdalenas Eltern gemeint sind

Hoffe, du kannst was mit anfangen :hmm:

viele Grüße
Isegrims

 

Hi Isegrims,

freut mich, dass du vorbeischaust. Diesmal war’s halt nichts für dich - schade zwar, aber kommt vor.


Figuren mit biblischen bzw. mit Bedeutung beladenen Namen.
Ja, die Magdalena. Ich gebe zu das müsste nicht sein. Samuel ist zwar biblisch, hat hier aber höchstens spaßeshalber eine Bedeutung.

Die verwendete Sprache wirkt auf mich nebulös und bewusst impressionistisch.
Impressionistisch kann sein, bewusst dann sicher auch: ich könnte dir wohl kaum glaubwürdig verkaufen, dass ich nicht absichtlich so geschrieben habe… Allerdings nicht in der Absicht, jemanden oder eine Epoche zu kopieren.
„Nebulös“ kann ich übrigens nicht nachvollziehen oder ich versteh’s falsch. Nebulös heißt doch „unklar“ - unklar kommt mir die Sprache ehrlich gesagt nicht vor.

Benannt wird eine Reihe von Philosophen, an deren Ende Hitler steht. (Schon die Einreihung Hitlers in die Riege der Philosophen an sich ist für Hitler, das Vieh, unangemessen.
Ich hoffe nicht, du glaubst, ich sähe das anders?!?

Klar, wirst du sagen, das ist Fiktion, das sagt meine Figur, aber das schwingt eben auch mit.
Ich hoffe nicht!!

Klar wirst du auch sagen, dass Nietzsche und Wittgenstein die Saat der Nazis ausgestreut haben
Entschieden nein! Das haben sie nicht. Wittgenstein ist vor den Nazis geflohen - bzw. er war schon weg. Nietzsche krankte teils an den Verblendungen seiner Zeit, aber ausgesät hat er da aktiv wohl eher nichts. Man hat vor allem von ihm geklaut. (Trotzdem hat er zum Teil ordentlichen Mist geschrieben, aber das ist nicht dasselbe.)

und Heidegger ein Geistesgenosse war,
Ja, das jetzt schon. Aber um das alles geht es hier überhaupt nicht. Ferdinand sieht gar keine innere Verbindung, er sieht nur die Zahlen.

Mag sein, deine Absicht war, den Weg ins Dunkle zu beschreiben, wie eine Geisteskrankheit entsteht, das ist dir gelungen.
Herzlichen Dank. Wenn das stimmt, ist das in meinen Augen gar nicht mal so wenig…

Dennoch bleibt für mich die Frage: wozu schreibst du das so, wie du es schreibst, wozu Jesus, Maria Magdalena, die Reihung der Philosophen und eben das Vieh?
Der Lump, weißt du schon ;)
Warum diese Verbindungen und keine anderen? Ich hab halt das genommen, was mir als erstes eingefallen ist… Ja sicher, es wäre bestimmt auch mit, sagen wir, van Gogh, Michael Jackson und Kennedy gegangen - oder etwas in dieser Art. Ich wollte aber in jedem Fall versuchen, den Ferdinand eine noch halbwegs nachvollziehbare Obsession entwickeln zu lassen. Es schien mir dann eben nachvollziehbarer, mit - so oder so - weltbewegenden Namen zu arbeiten statt nur mit denen der Nachbarsfamilie. Aber auch das wäre sicher möglich gewesen (ich bin da gar nicht drauf gekommen), allerdings vermutlich schwerer. Vielleicht wäre das Schwerere das Bessere gewesen, kann sein.

Sprachlich und stilistisch ist das sauber, bis auf die Dialoge in indirekter Rede, als wärst du zu „feige“ richtige draus zu machen.
Da ist was dran. Ansonsten kann ich allenfalls noch geltend machen, dass die indirekte Rede eine gewisse Raffung erlaubt, es kann also sein, dass Ferdinand diese Dinge noch ausführlicher ausbreitet. Ich kann dir letztlich aber gar nicht mal genau sagen, warum ich so viel indirekte Rede habe. Ich kann dir nur sagen, dass ich darüber nachgedacht habe, es auch als zwiespältig empfunden habe und die direkte Rede am Ende nicht so passend fand.
(Es spielt auch eine Rolle, dass man ja manchmal gerade wissen will, wie das zwiespältige ankommt.)

Auch das bewirkt den Nebel.
Aber was wird dadurch unklarer? Wie gesagt: Das verstehe ich nicht so recht.

warum hat sie dann nicht gleich Jura studiert. Romanistik bringt auch nicht gerade viel Sicherheit
Ein Kopromiss. Es hat dann aber auch Grenzen, bis wohin man sich verbiegt.

hier so ein Dialog in indirekter Rede; siehe oben, lies das mal laut. :thdown:
Ja, hm: find ich immer noch ok. :shy: Nur die Verbrecher am Schluss, die könnte ich gut als direkte Rede setzen, ja, sicher, es erscheint mir viel besser. Ich glaube ansonsten, der Knackpunkt ist einfach, ob man mit der indirekten Rede als Leser gut klar kommt oder nicht. Wenn man sie akzeptiert, klingt es eigentlich nicht besonders holperig, finde ich.

Vielen Dank für’s Durchhalten und Kommentieren. Auch für die Unbestechlichkeit: Dass du nicht meinst, nur weil du meine letzte Geschichte gelobt hast, müsstest du das jetzt immer machen. Dass du in der Geschichte eine Aufwertung von dem Vieh, äh Lump angedeutet findest, finde ich bedrückend und insofern wichtig, dass du das nicht verschweigst.


Besten Gruß
erdbeerschorsch

———————————————

Liebe maria.meerhaba

auch hier: Schön, dass du dich mal wieder zu mir verirrt hast, und schade, dass es nichts für dich war.

maria.meerhaba schrieb:
Ich komme mit dieser Einleitung nicht klar.
Da bist du leider nicht die Einzige, aber ich komme gerade nicht dazu, mir in Ruhe über Änderungen Gedanken zu machen.

maria.meerhaba schrieb:
Er ist nicht da, er ist bei dem Mädchen, also gehe ich davon aus, dass die Geschichte in einem leeren Raum fortgesetzt wird, wo irgendeine Figur irgendwas macht. Aber dann dieser dritter Satz, der macht eine Art Schauplatzwechsel, obgleich du ja noch keinen Schauplatz erwähnt, aber wie gesagt, er ist nicht da und dann erwarte ich, dass die Geschichte irgendwie ohne ihn weiter geht, aber stattdessen muss ich mir Ferdinand bei dem Mädchen vorstellen. Ich weiß jetzt nicht, ob ich das erklären konnte.
Hm, so ganz hab ich’s nicht kapiert. Es geht doch ohne Ferdinand weiter. Einen Schauplatzwechsel gibt es, ich hatte gehofft, den Leser durch die Info, dass Ferdinand nicht da sei, genügend darauf vorzubereiten, dass er (der Leser) demnach woanders ist. Und das ist der Leser ja auch. Aber es ist ja richtig, da kommt ein bisschen viel auf einmal.

maria.meerhaba schrieb:
Ich bin kein Verschwörungstheorienfanatiker.
Ich auch nicht.

maria.meerhaba schrieb:
Ganz im Gegenteil: Mich langweilen die Theorien
Ich weiß nicht genau, ob sie mich immer langweilen würden, aber ich beschäftige mich jedenfalls nicht damit.


maria.meerhaba schrieb:
und scheinbar ist hier einer drinnen, den du in die Länge ziehst und sachlich (was total unschön ist) darstellst.
Sachlich - geht so. Ich ziehe nicht mit Pauken und Trompeten darüber her, das stimmt, und man soll auch halbwegs einsehen könne, warum Ferdinand diesem Zeugs verfällt. Insofern ist es wohl schon sachlich dargestellt. In der Tat habe ich so ein bisschen befürchtet, man könnte glauben, ich wollte für diese Theorie ernsthaft werben, und da bin ich ganz froh, dass Stimmen in diese Richtung bisher ausgeblieben sind. Ob ich diene so deuten muss, weiß ich nicht sicher, denn eine sachliche Darstellung wäre ja mit einer Ablehnung ohne weiteres vereinbar.

maria.meerhaba schrieb:
Und in mir wehrt sich etwas, sagt, dass das total unschön ist, und ich nicht weiterlesen soll.
Dann ist das eben so. Ich kann nicht sagen, dass mich das freut, aber ich tröste mich damit, dass eine heftige Abwehrreaktion auch etwas wert sein kann…

maria.meerhaba schrieb:
Muss du wirklich jeden einzelnen Gedanken Ferdinands so detailliert schildern?
Natürlich nicht, wenn es irgendeine - vielleicht sogar irgendeine gute oder bessere - Geschichte sein sollte. Damit man versteht, was den Ferdinand so packt, würde vielleicht auch weniger reichen. Ich habe allerdings schon versucht, nur soviel reinzunehmen, wie mir dafür nötig erschien.
Nebenbei (oder doch nicht so nebenbei?) hat mich auch interessiert, ob so eine theorielastige Handlung spannend sein kann. Bei manchen hat das sogar funktioniert, und das finde ich schon ganz ermutigend. Das hätte ich nicht erfahren, wenn ich die Zumutung nicht gewagt hätte.

maria.meerhaba schrieb:
Vielleicht ist das für Verschwörungstheorienfanatiker interessant
Hoffentlich! Aber hoffentlich nicht nur. Das wäre ja wie wenn ein Ballettfan für Fußballenthusiasten schreiben würde.

maria.meerhaba schrieb:
Da kam endlich das Mädchen, das kranke Mädchen, das sich im Zimmer abschottet, das machte mich neugierig, aber danach wieder diese Fakten auf Fakten und so weiter.
Ja, jetzt wo du’s sagst kommt es mir auch gemein vor, da nichts weiter von dem Mädchen sehen zu lassen. Wie auch immer die Idee entstanden ist: Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich es ganz im Hintergrund lassen wollte.

Ja dann: Herzlichen Dank für’s Reinschauen. Jetzt hab ich extra für dich eine lange Geschichte geschrieben, und dann geht das so daneben :cry: Naja, vielleicht ein anderes Mal.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hi erdbeerschorsch

ich muss mich kurz fassen, sonst verpasse ich die Fahrt zum Weingut um 18.30 Uhr mit Probe und so Kram. :D:wein:

Zum Nebulösen, da habe ich mich wohl nebulös ausgedrückt. Ich meinte damit dieses Blick wie durch einen Vorhang auf die Figuren, die man bei manchen Autoren antrifft, die ich impressionistisch nenne, das aber gar nicht als Epochenbezeichnung verstehe. Hesse und dergleichen.

Und bei der Reihung von Hitler und den Philosophen, da haben womöglich viele merkwürdige Links im Hirn, Assoziationsketten, die den Blick in eine bestimmte Richtung lenken, die du vielleicht gar nicht beabsichtigt hast.

Und he: super wie du mit Kritik umgehst, das bringt dich weiter, bin ich davon überzeugt. Dein Stil ist nicht ganz so neorealistisch wie bei manchen anderen, du probierst was, das gefällt mir mitunter mehr als die Variation der Variation derselben Geschichte.

viele Grüße und jetzt bin ich weg :D:Pfeif:
Isegrims

 

Hallo erdbeerschorsch

Ich fasse mich kurz. Ich finde den Text grandios.

Ich hatte keine Mühe, mich mit dem Personal zurechtzufinden, hast du da was geändert? Und ich hatte (berufsbedingt) auch keine Mühe, mich in Ferdinands Denken zurechtzufinden, das hat mir einfach wahnsinnig Spass gemacht. Ich meine, die hat was sehr Witziges, diese Konstruktion, natürlich auch etwas Tragisches. Aber: Sie hat auch was Tiefes. Dieser Versuch, die Zusammenhänge zu sehen, das grosse Ganze zu begreifen, ist schon sehr faszinierend. Ich habe mich an Pico della Mirandola und andere erinnert gefühlt, die Christentum, antike Philosophie, Hermetik, Gnosis, Kabbala und all das Zeug zu verschmelzen versuchen, um eine Art Weltformel zu finden, in gewisser Weise das sinnstiftende Pendant zur Weltformel der Physiker. Du präsentierst da eine moderne und erweiterte Variante, die auch das Böse zu integrieren versucht. Du hast auch so nette Dinge wie die Coincidentia oppositorum drin, also, das hat mir einfach total gefallen. Die Sprache: Das ist keine moderne Erzählweise, aber passt hier perfekt.

Zwei Details:

Wie der Mensch sich mit seinem Verstand die Welt bilde, das habe Wittgenstein doch erklärt, nicht wahr?

Eine gewagte Interpretation.

dabei zusehen zu müssen, wie alter Schulfreund verrückt wurde.

da fehlt ein "(m)ein"

Ich bin noch nicht mit allen Texten durch, aber dieser hier steht fürs Erste ganz weit oben in meiner Favoritenliste.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

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