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All Hell breaks Loose

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21.11.2016
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All Hell breaks Loose

All Hell breaks Loose. The tale of Rusco part one

„Hier dritter Stollen Alpha Sektor, bitte kommen“, schrie Rusco mittlerweile genervt in sein Funkgerät. Seit über zwanzig Minuten versuchte er nun schon Funkkontakt herzustellen aber seine Rufe blieben unbeantwortet und das ausgerechnet heute, kurz vor dem Wochenende, kurz vor seinem Urlaub auf den er sich schon so lange gefreut hatte. Laut seiner Armbanduhr war es bereits Abend und er hätte schon längst Feierabend gehabt. Noch vor fünf Stunden saß er gelangweilt in der Kantine und zählte die Minuten bis zum Feierabend, träumte dabei von seinem bevorstehenden Urlaub auf dem Saturnmond Titan, stellte sich vor wie er an dessen Küste im Sand liegen würde während die Wellen des Ozeans an seinen Füßen ausliefen und die Sonne seinem alten Körper etwas Energie spendete. Einfach mal nichts machen, einfach mal entspannen und sich dabei gut fühlen, das Leben und die Arbeit ein wenig vergessen. Zwei Wochen der Erholung standen ihm bevor. Voller Ruhe, Frieden, illegalem Alkohol und illegalen Glücksspielen, so wie ein Mann seiner Zunft es nunmal brauchte. Doch dann, zehn Minuten vor Feierabend bekam er einen Funkspruch der ihn aus diesen Träumen riss. Die Roboter im dritten Stollen des Alpha Sektors hatten eine Funktionsstörung und mussten repariert werden. Leider war das sein Sektor und damit war es seine Aufgabe sie wieder zum laufen zu bringen. Rusco wusste, dass dies Überstunden bedeutete, harte, stickige Überstunden in den Tiefen des Stollens wo die Roboter Erze fördern sollten. Überstunden am Wochenende wurden gut bezahlt, aber kein Geld des Sonnensystems war es ihm Wert gewesen dafür auch nur eine Stunde später seinen Urlaub zu beginnen.
Doch es half nichts, der Profit hatte kein Interesse an den Freuden der Angestellten, ihn interessierten die Bedürfnisse und Wünsche der Arbeiter nicht, so lange sie da waren konnten sie konsumiert werden. Missmutig und wütend griff Rusco seine große Werkzeugtasche und ging in den Aufzug der ihn mehrere Kilometer ins Zentrum des Marsmondes Phobos brachte. Es wurde immer wärmer und stickiger, die Luft war fast zu dick zum atmen für einen normalen Menschen, aber Rusco störte das nicht, dies war seine Welt und sie hatte seinen Körper bereits geformt. Der Aufzug war so schnell, dass es ihm eher so vorkam als würde er fallen, dazu hörte er das laute Rattern der Aufzugtechnik die nicht so gut gewartet wurde wie es ihm lieb war. Als er endlich am Grund angekommen war und aus dem Aufzug stieg standen davor schon die ganzen Kollegen die es in die andere Richtung trieb, in ihren Feierabend.
„Na Rusco, musste noch Extrastunden leisten?“, fragte ihn Pete, ein alter Kollege mit einem hämischen Grinsen im Gesicht.
„Fahr doch zur Hölle“, sagte Rusco sauer. „Soll euch doch alle der Tod holen“.
Die Männer lachten nur und stiegen dann in den Aufzug der mit der selben Geschwindigkeit hinter Ruscos Rücken nach oben raste. Er hatte den vertikalen Aufzugsschacht verlassen und betrat eine größere Halle, deren Boden aus Beton war, aber die Decken waren das Gestein des Phobos, gestützt von aufwendigen Stahlkonstruktionen und um ihn herum surrten die verschiedensten Roboter die weiterhin ihrer Arbeit nachgingen und dabei genau darauf achteten ihm nicht zu nahe zukommen. Roboter wurden so programmiert, dass sie einen Menschen bei der Arbeit halfen, ihn aber nie dabei störten oder hinderten und außerdem waren sie bis zu einem gewissen Grad lernfähig und wenn es eines gab das jeder Roboter lernen musste, dann war es die Gefahr die von Rusco ausging wenn er schlecht gelaunt war. Es fielen ihm schon einige Roboter zum Opfer. Manchen hat er nur die Gliedmaßen beschädigt, anderen hatte er mit einem schweren Schraubenschlüssel die Positronenhirne eingeschlagen. Die Firma hatte für die dadurch entstehenden Kosten bereits ein Extrakonto eingerichtet das unter dem Namen „Ruscos Therapiefonds“ lief.
Über das Wochenende wurden die kleinen Fahrzeuge immer zur Wartung gebracht weswegen er den drei Kilometer langen Stollen zu Fuß entlang gehen musste, mitsamt der Werkzeugtasche die über seine Schulter hing. Wieder einmal war er dankbar für die neuen Arbeitsanzüge die vor wenigen Jahrzehnten eingeführt wurden, denn sie enthielten ein atombetriebenes Exoskelette das den Körper stützte und bei schweren Aufgaben unterstützte, außerdem befanden sich an Armen und Beinen kleine Düsen welche im Notfall die Gliedmaßen zusätzlich verstärken konnten, dafür nahm man es auch in Kauf mit einem winzigen Atomreaktor am Körper herum zu laufen. Fluchend und schimpfend stapfte Rusco durch den heißen Stollen der nur von wenigen, kleinen Lampen an der Decke beleuchtet wurde. Nach einer halben Stunde war er endlich an dessen Ende angekommen und fand dort die Roboter vor, wie sie einfach nur in der Gegend herumstanden und nichts machten. Sie waren noch aktiv, anhand ihrer Lampen konnte Rusco erkennen, dass sie ihre Umgebung scannten und die Informationen verarbeiteten, aber sie schienen nicht mehr arbeiten zu wollen und ein wenig konnte er mit ihnen mitfühlen. Dann warf er die Tasche auf den Boden und schaute sich den ersten Roboter genauer an.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis er endlich eine grobe Ahnung davon hatte was mit den Robotern nicht stimmte. Als er damit anfing sie zu reparieren fing plötzlich sein Funkgerät an zu krächzen, er hörte Stimmen die irgendetwas schrien und riefen, sie klangen verzweifelt. Anscheinend war etwas im Bravo Sektor passiert, aber es interessierte ihn nicht sonderlich. Dort war ein gigantischer Bohrer der dabei war die Stollen noch tiefer zu graben und dieser Bohrer litt unter ständigen Ausfällen und war äußerst Wartungsintensiv. Da er sich nicht alles anhören wollte schaltete er das Funkgerät einfach aus und widmete sich wieder den Robotern. Als er endlich die meisten mechanischen Schäden behoben hatte und dabei war das System neu zu konfigurieren fiel das Licht im Stollen aus und für einen kurzen Moment herrschte totale Dunkelheit. Rusco drückte einen Knopf an seiner Brust und die kleine Lampe die sich in seinem Anzug befand ging an.
„Schöne Scheiße“, murmelte er wütend. „Nicht, dass die mich hier unten noch vergessen“.
Dann holte er zwei stabförmige Lampen aus der Tasche, schaltete sie an und befestigte sie an der Decke. Das orangene Licht war nicht sonderlich hell aber es reichte um ihm die Arbeit weiterhin zu ermöglichen. Nach einigen Stunden war es dann endlich soweit, durch mechanisches Geschick, Programmierkunst und massiver Androhungen körperlicher Gewalt hatte Rusco es geschafft, die Roboter widmeten sich wieder ihrer Arbeit und bohrten in der Wand. Das war der Moment in dem er das Funkgerät wieder einschaltete und versuchte Kontakt zum Hauptbüro herzustellen. Er musste ihnen laut Vorschrift mitteilen, dass die Roboter wieder einsatzfähig waren und brauchte eine Bestätigung bevor er den Stollen wieder verlassen durfte, doch zu seinem Leidwesen blieb die Antwort aus. An jedem anderen Tag hätte er brav dort gewartet bis sich einer der Bürokraten im Kontrollzentrum bei ihm gemeldet hätte, aber es war Freitag, der Freitag vor seinem Urlaub und so entschied er sich dazu auf die Regeln zu pfeifen. Er packte seine Tasche, warf sie sich wieder um die Schulter und ging durch den dunklen Stollen, zurück zu dessen Eingang. Das einzige Licht war das aus seiner Lampe und die Wände bebten und dröhnten von dem Lärm den die Roboter, die er gerade repariert hatte, veranstalteten.
Das Funkgerät blieb die ganze Zeit stumm, seine Anfrage wurde nicht beantwortet aber auch sonst hörte er niemanden reden, auf keiner der verwendeten Frequenzen und das war alles andere als normal. Eigentlich herrschte dort ein Lärm wie auf einem interstellaren Flughafen. Rusco schob diese Ruhe einfach auf das Wochenende, für ihn gab es keinen Grund nervös zu sein oder gar Angst zu haben. Seit fünfunddreißig Jahren arbeitete er nun in verschiedenen Minen im Sonnensystem, seit seinem fünfzehnten Lebensjahr und er hatte schon zu viel erlebt und mitgemacht um sich wegen so etwas zu fürchten. Außerdem konnte jemand der in solchen Mengen laut fluchte nie das Gefühl haben er sei alleine, denn seine Worte hallten von den Wänden und erfüllten den Raum um ihn herum.
Wieder am Stolleneingang angekommen musste er feststellen, dass auch in der Halle das Licht ausgefallen war. Neben dem leiser gewordenen Geräuschen der arbeitenden Roboter hörte er ein neues, ihm unbekanntes Geräusch, es klang wie ein Zischen, als wenn jemand mit geschlossenen Zähnen schwer ein und ausatmen würde.
„Ist da jemand?“, fragte er und drehte den Körper, um mit dem Licht den Raum zu inspizieren.
Das Zischen wurde lauter und schneller, es kam aus mehreren Richtungen gleichzeitig. Vorsichtig griff er in seine Tasche und holte zwei Magnesiumfackeln heraus die er anzündete und dann nach Links und Rechts, in Richtung der Geräusche warf. Eine Entscheidung die er schnell bereuen sollte, denn was das rote Licht offenbarte gefiel ihm nicht sonderlich gut. Es waren Wesen die er vorher noch nie gesehen hatte. Sie hatten den Körperbau von Menschen, mageren, knochigen Menschen die sich auf allen Vieren langsam fortbewegten. Ihre Haut war haarlos und Rot-Orange, sah aus als wäre sie verbrannt und nie verheilt. Die Gesichter hatten keine Augen und statt Nasen nur zwei kleine Löcher über den großen Mündern aus welchen große, scharfe Zähne ragten. An den Seiten der Köpfe wahren große Ohren welche ganz Flach am Schädel lagen.
„Hört mal ihr, was auch immer ihr seid“, sagte Rusco energisch. „Ich habe jetzt wirklich keinen Lust auf Ärger und empfehle euch ihr solltet euch auch nicht zwischen einen alten Mann und seinen Urlaub stellen“, dabei zeigt er auf den Aufzugsschacht. „Es wäre also wirklich gesünder für euch wenn ihr euch einfach verpissen würdet“.
Doch seine Worte blieben fruchtlos. Eine der Bestien wurde erst etwas schneller und rannte dann auf ihn los, kurz darauf startete auch die zweite ihren Angriff. Geistesgegenwärtig griff Rusco mit seiner rechten Hand in die Tasche und holte eine große Zange heraus. Die erste Bestie war bereits gesprungen und war kurz vor ihm in der Luft. Im genau richtigen Moment schlug er zu, wobei sein Arm von dem Exoskelett unterstützt wurde und so konnte er hören und spüren wie er dem Wesen mit der Zange den Schädel zertrümmert hatte. Leblos fiel es einige Meter links von ihm zu Boden. Er wollte sich freuen doch erinnerte sich an dessen Artgenossen der aus dem Licht der Fackel verschwunden war und nur durch sein Zischen zu lokalisieren war. Schnell drehte er sich ein wenig nach rechts, gerade noch rechtzeitig um es in den Lichtkegel seiner Lampe zu bekommen, aber zu spät um einen präzisen Schlag anzusetzen. Mit einer rechten Rückhand schlug er die Zange in den Torso des Wesens welches nach rechts fiel und sich dort krümmte, aber es lebte noch und zischte noch lauter als zuvor. Furchtlos ging Rusco zu ihm hin und trat ihm mit seinem schweren Stiefel den Schädel ein bis dieser aufplatzte. Dann steckte er die Zange wieder in die Tasche.
„Da könnte man ja fast glauben es ist Montag“, sagte er während er sich die beiden toten Körper ansah und ging dann zu dem Aufzugsschacht. Dort angekommen musste er feststellen, dass der Aufzug auch nicht funktionierte. Rusco versuchte all sein Wissen als Mechaniker anzuwenden aber es half nichts, selbst die bei jedem Roboter so hilfreichen Beleidigungen und Schläge konnten diesen Aufzug nicht wieder starten. Es gab auch keine Treppe, dieser Aufzug war der einzige Weg nach Oben und er funktionierte nicht, also musste er warten. Eigentlich hätte er diese Zeit nutzen können um sich zu fragen was das eben für Wesen waren und ob sie etwas mit dem Stromausfall zu tun hatten, aber es war schon nach Feierabend und das ist nicht die Uhrzeit in der man noch Fragen stellt, es ist die Zeit in der man sein Werkzeug in die Tasche wirft und dann die Arbeit einfach schnell verlässt.
Plötzlich hörte er das Rattern des Aufzugs und sah wie dessen Licht sich abwärts, auf ihn zu bewegte. Ein Gefühl der Erleichterung machte sich in ihm breit, anscheinend war wieder alles in Ordnung und er könnte nun doch noch seinen Urlaub beginnen. Als der Aufzug vor ihm stand und sich die Tür öffnete sah er eine junge Frau darin stehen. Sie hatte lange blonde Haare und trug eine blaue Uniform mit einem schweren, grauen Körperpanzer am Torso. In ihren Händen hielt sie ein Lasergewehr. Rusco kannte die Uniform, sie war vom „Star Corps“, einer Eliteeinheit der Erdstreitkräfte. Sie schaute erst ihn verwundert an und sah dann die beiden Wesen im schwachen Licht der ausgehenden Fackeln.
„Vorsicht“, schrie sie und schoss auf die Leichen.
„Spar dir das, die habe ich schon kalt gemacht“, sagte Rusco und stieg in den Aufzug.
„Sie? Alleine? Wer sind Sie? Zu welcher Einheit gehören Sie?“, fragte sie verwundert und folgte ihm in den Aufzug.
„Rusco, keine Einheit. Bin hier der Mechaniker“, antwortete er und drückte auf den Knopf im Aufzug.
„Sergeant“, sagte die Soldatin in ihr Funkgerät am Armgelenk. „Habe einen Überlebenden gefunden. Wir kommen wieder hoch, wir müssen ihn evakuieren“.
„Verstanden“, krächzte es aus dem Unterarm. „Beeilen Sie sich, Private Jones, die Viecher machen uns hier die Hölle heiß“, und im Hintergrund hörte man Schüsse und wieder das laute Zischen.
„Sie haben ein Riesenglück, dass wir Sie hier gefunden haben“, sagte Jones zu Rusco während der Aufzug nach oben raste.
„Ja, ist mir schon aufgefallen, dass heute mein Glückstag ist“, erwiderte er.
Jones inspizierte sein kantiges Gesicht mit der Glatze und dem dunklen Bartschatten. Erst jetzt sah sie die große Narbe die auf seiner Stirn über der linken Augenbraue anfing und dann diagonal abwärts ging, über die Nase, durch die rechte Seite der Lippen und am Kinn endete.
„Hat eines dieser Viecher Sie verletzt? Brauchen Sie eine Behandlung?“, fragte sie und zeigte auf die Narbe.
„Alles gut, ist schon älter. Gab mal in einer Mine wo auch Stahl gegossen wurde eine Kesselexplosion, ich stand leider etwas zu nah dran“.
„Wie haben Sie das nur geschafft die zwei Biester alleine und ohne Waffe zu töten? Wir haben zu fünft gegen drei davon gekämpft und dabei zwei Männer verloren“.
„Hab ihnen eins mit der Zange verpasst. Zwei Mann verloren? Ihr seid aber echt von der Eliteeinheit, was?“, fragte Rusco und lachte laut, doch Jones fand es nicht so lustig.
Als der Aufzug oben angekommen war versuchte Jones erneut Funkkontakt zu ihrem Vorgesetzten aufzubauen doch dieser antwortete nicht und sie wurde ein wenig nervös.
„Da muss etwas passiert sein, irgendetwas schlimmes“, sagte sie ängstlich.
„Ist nicht mein Problem, ich habe bereits Feierabend“, sagte Rusco und ging aus dem Aufzug heraus.
Sie befanden sich nun in der Basisebene. Diese befand sich genau zwischen den tiefen Stollen in denen die Erze gefördert wurden und dem Flughafen an der Oberfläche des Phobos. Hier war all das was für die Aufrechterhaltung und Verwaltung der Mine notwendig war. Büros, das Kontrollzentrum, die Kantine, die ganzen Unterkünfte der Mitarbeiter, mehrere Werkstätten, Räume in denen die Arbeiter Sport treiben konnten oder andere Möglichkeiten fanden um die Freizeit zu nutzen. Hier sah es auch nicht aus wie in einer Mine, das Gestein war kaum zu sehen, es erinnerte mehr an das innere eines Raumschiffes. Enge Gänge aus Stahl und Beton führten zu den Räumen die aus den gleichen Materialien gebaut waren. Statt Türen gab es große Schleusen und das Licht war künstlich, Rusco hatte schon seit drei Monaten kein Sonnenlicht mehr gesehen.
„Private Jones, ich bin hier“, hörten sie eine Stimme rufen.
Rechts von ihnen stand ein Mann auf und kam aus seiner Deckung, bestehend aus zwei Metallkisten hervor. Er war etwas kleiner als Rusco, bedeutend jünger und dunkelhäutig. So wie Jones trug er eine blaue Uniform und ein Lasergewehr.
„Sergeant, da sind Sie ja“, sagte Jones erleichtert. „Wo ist Corporal McConnor?“.
„Sie hat es nicht geschafft. Wir wurden angegriffen und als ich das Biest das auf ihren Rücken sprang erschossen habe war es bereits zu spät. Es tut mir leid, ich weiß wie gut Sie befreundet waren“.
Jones schwieg, Rusco sah wie eine Träne ihre Wange hinunter lief.
„Wir müssen weiter“, sagte der Sergeant dann energisch. „Wir bringen den Zivilisten hier raus. Kommen sie“.
„Der Zivilist heißt übrigens Rusco“, sagte dieser und folgte den beiden gelangweilt durch den engen Gang.
Mit leisen schritten und den Gewehren im Anschlag gingen die Soldaten voran, ihre Augen fanden keine Ruhe, sie untersuchten die ganze Umgebung und wirkten nervös. Rusco stapfte hinterher und dachte an seinen Urlaub während er die ganzen toten Kollegen sah die im Gang lagen, es waren vier an der Zahl und sie alle waren furchtbar entstellt. Gliedmaßen und Köpfe wurden ihnen abgerissen und so lagen sie in gerinnenden Blutlachen. Nach einem kurzen Marsch, der überraschend ruhig verlief, standen sie in der hohen Halle mit den drei Aufzügen die zum Flughafen führten, oder führen sollten doch mit entsetzen musste der Sergeant feststellen, dass sie nicht funktionierten.
„Verdammt, scheint so als hätten die Biester den Strom abgestellt“.
„Was?“, fragte Rusco und deutete auf die Lichter um sie herum. „Die Lampen leuchten doch noch, ich kann auch die Lüftung hören“.
„Anscheinend haben sie nur die Aufzüge lahm gelegt“.
„Du willst mir also sagen, dass dieses Ungeziefer in der Lage war die Schaltanlage zu manipulieren und zwar mit einer Präzision die nur ein darauf ausgebildeter Elektroniker beherrscht? Das ist ja wohl das Dümmste was ich seit langem gehört habe“.
„Haben Sie eine andere Erklärung? Ich sehe keine“, sagte der Sergeant wütend.
„Schrei den Aufzug halt mal an, bei den Robotern funktioniert das auch und außerdem...“.
„Ruhe“, sagte Jones. „Hört ihr das?“, fragte sie flüsternd.
Wieder war dieses Zischen zu hören und dessen Ursprung schien nicht weit weg zu sein, doch durch das Echo in der Halle war es nur schwer zu lokalisieren.
„Sie greifen gleich an, Jones, machen Sie sich bereit. Rusco, gehen Sie in Deckung“, sagte der Sergeant.
„Nichts da, denen versohle ich den Arsch, wenn die Viecher so etwas überhaupt besitzen“, sagte Rusco und holte eine abgesägte Schrotflinte aus seiner Werkzeugtasche. Ein äußerst nützlicher Gegenstand den er seit den Vorfällen auf dem Uranusmond Titania immer dabei hatte. Er sollte ihn schützen, half aber auch dabei Menschen zu überzeugen die ihre Spielschulden nicht zahlen wollten.
„Ist das eine Waffe? Laut Erdengesetz §34 dürfen Zivilisten keine Waffe besitzen“.
„Ich weiß“, erwiderte Rusco und steckte zwei Patronen in die aufgeklappte Schrotflinte.
Der Sergeant wollte noch etwas sagen aber das Zischen wurde lauter und sie sahen nach oben, wo fünf von den Wesen an der Decke hingen und sich auf den Boden fallen ließen. Nach der Landung umkreisten sie ihre Beute, die Rücken an Rücken stand, in einigen Metern Entfernung.
„Das ist mir jetzt wirklich zu doof“, sagte Rusco genervt. „Los ihr Mistkerle, kommt doch her“, brüllte er sie an.
Eines der Wesen nahm Anlauf und rannte frontal auf ihn zu, gerade als es zum Sprung ansetze drückte Rusco den Abzug und das Wesen fiel in Stücken nach hinten. Von seiner Rechten kam ein Weiteres angerannt das er ebenfalls aus der Luft schoss. Dann widmete er sich dem Angreifer zu seiner Linken, indem er die Schrotflinte kurz warf und am Lauf fing, damit er mit dem Kolben zuschlagen konnte, der Treffer zeigte Wirkung, ein lautes Knacken war zu hören. Die anderen beiden Angreifer wurden bereits von den Soldaten getötet.
„Was machen wir denn jetzt?“, fragte Jones als sie fertig waren. „Hier können wir ja nicht bleiben“.
„Ich schlage vor wir gehen ins Kontrollzentrum, vielleicht kann ich die Aufzüge von dort aus wieder starten. Ansonsten sperren wir uns dort einfach ein und warten bis eure Verstärkung kommt“, er sah in die schweigsamen Gesichter der beiden Soldaten. „Es gibt doch Verstärkung, ihr seid doch nicht mit fünf Mann in dieses Höllenloch gekommen und verliert dann direkt drei davon, oder? Da kreist doch bestimmt ein großes Schlachtschiff über dem Phobos und wartet nur auf euren Funkruf“.
„Also, eigentlich nicht“, sagte der Sergeant. „Wir waren gerade auf dem Rückweg von einer Übung als uns gesagt wurde was hier passiert ist, die nächste Verstärkung ist Wochen entfernt“.
„Na Super“, sagte Rusco während er zwei weitere Patronen in die Schrotflinte steckte. „Dann wird das hier wohl ne kleine Privatparty. Los jetzt, gehen wir zum Kontrollzentrum und auf dem Weg können sie mir ja mal sagen was hier eigentlich passiert ist während ich in dem Stollen hing“.
„Es fing alles im Bravo Sektor an, da wurde gebohrt und...“, fing Jones an, doch Rusco unterbrach sie direkt.
„Und sie haben zu tief gebohrt, sind auf ein Nest von diesen Biestern gestoßen woraufhin diese angegriffen und die ganze Einrichtung ausgelöscht haben, richtig?“.
„Wo... Woher wissen Sie das?“, fragte Jones verwundert.
„Ist ja nicht so als wäre es das erste Mal“, erwiderte Rusco mit einem genervten Lachen.
Jones wollte wissen was das zu bedeuten hatte aber er meinte nur es wäre besser für sie wenn sie es nicht wüsste. In einem der Gänge blieb Rusco stehen, als er eine Leiche an der Wand liegen sah. Das Gesicht war zerfetzt und der rechte Arm fehlte, aber auf der Mechanikerkleidung war noch das Namensschild zu lesen. Er kniete sich vor die Leiche und legte seine Hand auf dessen Schulter.
„Ein Freund von Ihnen?“, fragte Jones vorsichtig.
„So etwas in der Art. Kannte den alten Hundesohn schon seit Jahrzehnten“.
Dann griff er in die Jacke des Toten und holte ein Geldbündel heraus. Er zählte die Scheine und steckte sie sich dann in die Tasche.
„Sie können doch keine Leiche beklauen“, protestierte der Sergeant.
„Ich beklaue ihn nicht. Er schuldete mir noch zweihundert Mäuse die er beim Poker verloren hat“.
„Laut Erdengesetz §56 ist Glücksspiel verboten, die Strafe darauf lautet zwanzig Jahre Zwangsarbeit“.
„Ich muss also noch weitere zwanzig Jahre hier arbeiten?“, fragte Rusco ihn und fischte dann noch etwas aus der Jacke des Toten, eine Zigarre. Er steckte sie ihn seine Brusttasche während der Sergeant ihn über die Strafen für Tabakkonsum aufklärte. Endlich hatten sie das große Kontrollzentrum erreicht und Rusco verriegelte direkt die Schleuse hinter ihnen. Der Raum war riesig und voll mit Schaltanlagen, Computern, Karten der Anlage und großen Bildschirmen an den Wänden. Es waren keine Leichen oder Spuren von Kämpfen zu sehen, aber anscheinend hatten die letzten Menschen den Ort fluchtartig verlassen.
Während die Soldaten sich mit den Waffen im Anschlag an die Schleuse stellten versuchte Rusco sich ein Bild von dem Computersystem zu machen, doch es half nichts. Er war einfach nicht dazu in der Lage die Aufzüge zum laufen zu bringen und zu seinem Missfallen musste er dem Sergeant recht geben, die Wesen hatten es wirklich geschafft nur die Aufzüge zu beschädigen, aber warum konnte er sich auch nicht erklären.
„Was machen wir denn jetzt?“, fragte Jones.
„Ich weiß es nicht“, sagte der Sergeant nachdenklich. „Aber wir sollten versuchen leise zu sein und keine Aufmerksamkeit auf uns zu lenken“.
„Hey, ihr Scheißviecher“, hörten sie in diesem Moment Ruscos Stimme durch die Lautsprecher schreien. Dieser stand an einem Mikrofon und brüllte weiter. „Ihr kommt hier her, ihr tötet meine Kollegen, ihr zerstört meinen Arbeitsplatz und versaut mit meinen Feierabend. Dafür werde ich euch die verdammten Ärsche aufreißen und dann eure Mütter abknallen wie räudige Hunde. Niemand stellt sich zwischen Rusco und seinen Urlaub“.
„Rusco“, schrie Jones wütend. „Lassen Sie das, schalten sie das Mikro aus“.
„Ich habe gesagt was ich zu sagen hatte“.
„Und anscheinend wurde es gehört“, sagte der Sergeant und deutete mit dem Kopf auf die Schleuse.
Das Zischen war wieder zu hören und zwar in großer Zahl. Die Drei standen nur da und hörten schweigend zu. Es dauerte ein paar Minuten und dann kehrte totale Stille ein, eine unangenehme Stille.
„Anscheinend sind sie wieder weg“, sagte Jones erleichtert.
„Wir können das nicht mit Sicherheit sagen. Ich werde nachsehen. Jones, Sie bleiben bei Rusco und halten die Stellung“.
„Sarge, das ist eine ziemlich dumme Idee“, sagte Rusco und lehnte sich mit verschränkten Armen an eines der Schaltpulte. „Hast du noch nie einen Horrorfilm gesehen? Bleib lieber hier“.
„Erdengesetz §421. Filme und andere Formen medialer Unterhaltung sind illegal“, sagte der Sergeant und öffnete die Schleuse, die sich hinter ihm sofort wieder schloss.
„Rusco, gibt es eigentlich irgendein Gesetz an das Sie sich halten?“, fragte ihn Jones.
„Mädchen, ich komme aus den Outskirts, das sagt doch alles“.
Die Outskirts waren alle Siedlungsgebiete der Menschheit die sich außerhalb der Erde befanden. Die Erde selber beheimatete nur noch die Reichsten und Mächtigsten Mitglieder der Menschheit. Es hatte sich ein globaler Überwachungsstaat gebildet der die Leine sehr kurz hielt, vieles war illegal und all dies sollte dem Schutze der Bevölkerung dienen. In den Outskirts auf den Monden und dem Mars herrschte das Gegenteil, hier hatte sich eine Unterschicht gebildet die in schlechten Verhältnissen lebte, sie brachen jedes Gesetz das von der Erde erlassen wurde und fürchteten keine Bestrafung. Irgendwann gab es ein inoffizielles abkommen zwischen der Erde und den Bewohnern der Outskirts. Sie konnten ihre Freiheit und ihre Gesetzlosigkeit haben aber dafür mussten sie die härtesten und undankbarsten Berufe ergreifen die das Sonnensystem zu bieten hatte, unter Anderem die schwere Arbeit in den Minen. Für die Erdenbewohner waren die Arbeiten denen die Unterschicht nachgehen mussten die pure Hölle, aber den Männern und Frauen der Outskirts war ihre Freiheit alleine genug Entschädigung. Die Erdstreitkräfte wurden in geringeren Mengen in den Outskirts stationiert, sie sollten nicht mehr für Recht und Ordnung sorgen sondern waren nur noch dort um eventuelle Revolutionen im Keim zu ersticken, was sie auch mit grausamer Präzision machten. Als jugendlicher musste Rusco einmal mitansehen wie zwanzig angebliche Revolutionäre und deren Familien brutal hingerichtet wurden.
„Aber auch die Menschen aus den Outskirts müssen dienen. Waren Sie nicht bei der Armee?“, fragte Jones.
„Natürlich, so wie alle musste ich meine zwei Jahre ableisten, aber Abschaum wie wir kommt in gesonderte Einheiten und wird auch nicht auf der Erde ausgebildet, selbst beim Militär sind wir nicht willkommen. Nur die Offiziere stammten von der Erde und das ließen sie uns auch spüren. Aber wie man hier ja sieht sind selbst die sogenannten Eliteeinheiten komplett nutzlos“.
Jones schwieg einen Moment, dann sagte sie: „Wo bleibt nur der Sarge, wieso meldet er sich nicht?“, dann ging sie an ihr Funkgerät. „Sarge, wo sind Sie? Geht es Ihnen gut?“.
Erst hörte man nichts, dann wurde es laut, man hörte Schüsse, das Zischen und den Sergeant der laut schrie: „Es sind zu viele, sie sind überall“, und dann brach der Funkkontakt wieder ab.
„Schätze jetzt gib es nur noch uns“, sagte Rusco nachdenklich, er bekam keine Antwort. Er schaute sie ruhig an bis sie sich wieder gefasst hatte und klar denken konnte.
„Ich denke wir können nichts mehr für ihn tun“, sagte sie mit trauriger Stimme. „Wir müssen versuchen hier heraus zu kommen. Gibt es noch eine andere Möglichkeit außer die Aufzüge?“.
„Die gibt es“, sagte Rusco. „Ein weiterer Flughafen für die schweren Lastschiffe. Dort finden wir mit Sicherheit ein Raumschiff das uns von hier wegbringen kann, aber es wird nicht ganz so leicht wie es jetzt klingt. Der Flughafen lässt sich nur von einem Sektor aus erreichen und du kannst ja mal raten welcher das wohl ist“.
„Der Bravo Sektor?“, schnaufte Jones.
„Ganz genau, da müssen wir durch, durch das frisch geöffnete Nest dieser Brut. Aber hey, wenn man schon die Hölle besucht sollte man sich ja auch mal das Zentrum angesehen haben, oder?“, sagte Rusco lachend.
„Das schaffen wir doch niemals“.
„Wahrscheinlich nicht, aber es gibt eine winzige Wahrscheinlichkeit, dass wir lebendig davon kommen. Wenn wir hierbleiben gibt es die nicht, dann werden wir auf jeden Fall sterben. Also, bist du dabei?“.
„Ich habe wohl keine andere Wahl“, sagte Jones entmutigt.
In dem Moment ging plötzlich das Licht aus und es war in dem Raum so dunkel wie in dem Stollen als Rusco die Roboter repariert hatte. Dann hörte man ein Surren und die Notbeleuchtung ging an, es war rotes, flackerndes Licht.
„Na toll, Notbeleuchtung“, sagte Rusco genervt. „Wieso muss die eigentlich immer aus schwachem, flackerndem Licht bestehen? Ich meine gerade ein Notfall ist doch eine Situation in der man eine gute Ausleuchtung braucht, besonders mehrere Kilometer unter der Oberfläche“.
„Die wichtigere Frage ist doch, ob wir ohne Strom in den Bravo Sektor gelangen können. Die Aufzüge werden da sicherlich nicht mehr funktionieren“.
„Doch, tun sie“, sagte Rusco und zeigte auf den einzigen Bildschirm der noch an war. „Anscheinend haben diese Viecher nur hier in der Basisebene den Strom abgedreht. Verdammt, wenn die nicht so Kampflustig wären könnte man die wirklich als Elektrotechniker einstellen, die scheinen echt eine saubere Arbeit zu leisten“.
Doch Jones war nicht nach lachen zu mute.
„Das wirkt wie eine Falle, als würden sie uns in ihr Nest locken wollen“, sagte sie.
„Wahrscheinlich ist es das auch, aber wir haben ja keine andere Wahl, also nehmen wir die Einladung doch gerne an“.
Er öffnete die Schleuse und ging, gefolgt von Jones hinaus in den schlecht beleuchteten Gang.
„Das Vorglühen ist wohl vorbei, jetzt geht die richtige Party erst los“, sagte er.
Anfangs bewegten sie sich noch langsam und vorsichtig voran aber als sie merkten, dass die Luft rein war, gingen sie normal. Sie verließen den Gang und betraten ein Netzwerk von Gängen das zu den Unterkünften und dem Aufzug für den Bravo Sektor führte. Dort lag auch die Leiche vom Sergeant die genauso entstellt war wie all die anderen.
„Es ist so furchtbar“, sagte Jones als sie ihn dort im roten Licht sah.
„Er ist für eine gute Sache gestorben“, sagte Rusco und ging weiter.
„Welche gute Sache denn?“.
„Meinen Urlaub“.
Schweigend gingen sie weiter, Rusco wollte nur raus und Jones war am nachdenken. Irgendwann war der Punkt erreicht an dem sie ihre Gedanken mit ihm teilen wollte.
„Was passiert eigentlich wenn wir es hier heraus schaffen? Was wird aus dem Phobos?“, fragte sie.
„Dann kommen die Jungs von der Achten und machen hier mal sauber, sind wahrscheinlich schon unterwegs“, erwiderte er.
„Was für eine Achte?“.
„Die achte Division natürlich“.
„Es gibt keine achte Division“, merkte Jones an.
„Nicht offiziell, deren Existenz ist streng geheim, nur die Wenigsten wissen davon. Werden auch die „Kammerjäger“ genannt. Die Soldaten sind alle aus den Outskirts, nur die Kommandanten kommen von der Erde, sie erledigen einen weiteren Drecksjob auf den ihr Erdlinge keine Lust habt. Wenn eine fremde Lebensform entdeckt wird, was sehr häufig geschieht und meistens geheim gehalten wird, dann kümmern sie sich darum“.
„Kümmern? Inwiefern?“, fragte Jones die noch nie etwas davon gehört hatte.
„Wenn die Wesen intelligent sind und etwas besitzen, wissen oder können was die Menschheit will, dann werden sie eingefangen und in Internierungslagern gesperrt“.
„Und wenn sie so sind wie diese Wesen? Aggressiv, gefährlich und ohne brauchbare Wissenschaften?“, fragte Jones die die Antwort bereits wusste.
„Was wohl, dann werden sie vernichtet“, antwortete Rusco emotionslos. „Wie ich vorhin schon gesagt habe, das hier ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert und auch nicht mein erstes Mal“.
„Aber wenn diese Einheit so geheim ist, wieso wissen Sie davon, als einfacher Mechaniker?“.
„Was glaubst du denn, wo ich meinen Militärdienst abgeleistet habe? Als vorbestrafter Mann aus den Outskirts gab es nur eine Einheit in die man mich stecken konnte. Die Achte besteht nur aus Pack und Verbrechern“.
„Da haben Sie bestimmt viel schreckliches erlebt“.
„Nein, nach meiner Grundausbildung war ich in nur einem Einsatz, der dauerte zwei Wochen, danach bin ich getürmt, habe desertiert und hielt mich versteckt“.
„Darauf steht die Todesstrafe“, sagte Jones entsetzt. „Sagen Sie, die Narbe, die stammt doch gar nicht von einer Kesselexplosion, die stammt doch aus den zwei Wochen, oder?“.
„Kluges Mädchen“, sagte Rusco.
Sie standen mittlerweile vor dem Aufzugsschacht und er drückte den Knopf, woraufhin zu hören war wie der Aufzug nach oben raste.
„Aber wieso weiß denn niemand davon, dass es so viele Fremde Lebensformen gibt?“, fragte Jones.
„Sieh es mal so, wir landen auf fremden Planeten und Monden, wir beuten sie aus und dringen in den Lebensraum anderer Wesen ein und dann töten wir sie wenn wir ihnen alles genommen haben. Kein Verhalten mit dem man in der Öffentlichkeit prahlen sollte“.
„So habe ich das nie betrachtet“, sagte Jones schockiert während sie die Fahrzeugtür vor ihnen öffnete. „Das heißt ja...“.
„Ganz genau, wir sind eigentlich die Bösen. Aber seien wir doch mal ehrlich“, sagte Rusco und lächelte sie dabei an, „fühlt sich das nicht verdammt gut an?“.
Dann standen sie im Aufzug der bereits dabei war sie nach unten zu bringen.
„Also, wie sieht Ihr Plan aus?“, fragte Jones nervös.
„Sobald der Aufzug aufgeht, ballern und prügeln wir uns dadurch bis wir den Flughafen erreicht haben“.
„Das ist der Plan?“.
„Könnte funktionieren. Hast du eine bessere Idee?“.
Doch die hatte Jones nicht und so blieb ihnen nichts anderes übrig als auf eine geringe Anzahl an Gegnern und ein schnelles vorankommen zu hoffen. Jones nahm ihr Lasergewehr in den Anschlag und Rusco griff zu seiner Schrotflinte. Dann war es soweit, die Bremsen des Aufzugs quietschten und die ganze Kabine war am wackeln bis er endlich zum stillstand kam und ein Zischen den Raum erfüllte. Die Türen des Aufzugs sprangen auf und vor sich sahen die beiden einen Raum in normaler Beleuchtung die die Anwesenheit von etwa zwölf der Wesen offenbarte. Rusco feuerte mit seiner Schrotflinte erst in die linke und dann in die rechte Richtung bevor er in seine Feinde hineinstürmte und damit anfing wild um sich zu schlagen. Jones blieb im Aufzug und feuerte präzise Lasersalven auf die Wesen die nicht zu nahe an Rusco standen. Dieser war in dem Moment äußerst froh über seinen Anzug, denn das Exoskelett verstärkte jeden seiner Schläge. Sie Sprangen ihn an aber er schaffte es jedes mal sie in der Luft zu treffen oder zu packen und weg zu schleudern. Die vor ihm schlug er, die unter ihm trat er und hin und wieder nutzte er auch die Schrotflinte als Schlagwaffe. Einen Angreifer hatte er zu spät bemerkt und konnte sich nur in letzter Sekunde retten indem er die kleinen Düsen an seinem rechten Arm aktivierte wodurch der Ellbogen, den er dem Wesen seitlich gegen den Kopf schlug, solch eine Wucht erreichte, dass er dessen Schädel spaltete.
Nach wenigen, aber sehr anstrengenden und gefährlichen Minuten, hatten sie es geschafft. Beide waren unverletzt und standen in den Eingeweiden und Blut ihrer Feinde. Rusco beugte sich vor und atmete tief ein und aus.
„Verdammt, ich werde zu alt für so etwas“, sagte er. „Gut geschossen“.
„Gut geprügelt“, erwiderte Jones. „Wieso sind Sie so gut darin Monster zu bekämpfen?“.
„Ich war drei mal verheiratet“, lachte Rusco und lud dann die Schrotflinte wieder nach.
„Der Anfang ist wohl geschafft, aber ich will nicht wirklich wissen was dahinter auf uns wartet“, sagte Jones und zeigte auf die Schleuse.
Sie holten beide tief Luft und gingen dann durch die Schleuse die sich vor ihnen öffnete. Dahinter lag eine riesige Höhle, etwa dreißig Meter hoch und acht Stahlpfeiler waren im Raum um die Decke zu stützen. Es gab keinen Beton, die Wände und der Boden waren das Gestein des Phobos. Am anderen Ende, etwa vierhundert Meter entfernt, sah man eine weitere, breite Schleuse.
„Da müssen wir hin“, sagte Rusco und ging los.
Jones folgte ihm und schaute sich die ganze Zeit um, mit dem Finger am Abzug. Keines der Wesen war zu sehen, aber sie beide wussten, dass sie beobachtet werden, der Hinterhalt war gelegt und sie mussten warten bis er losging. Aus einem der Stollen hörten sie wieder das Zischen und ein paar der Wesen näherten sich ihnen langsam.
„Da kommen sie“, sagte Jones und nahm das Gewehr in den Anschlag.
Doch Rusco schaute auf etwas anderes das sich vor ihnen befand. Einen Gabelstapler der mehrere gelbe Fässer auf seinen Gabeln trug.
„Ich habe eine Idee“, sagte er. „Das ist Sprengstoff. Ich platziere ihn am hintersten Pfeiler und dann reißen wir das Ding ein. Mit etwas Glück stürzt ein Teil der Decke herab und verhindert so, dass die Biester uns folgen. Du musst mir Deckung geben“.
„Können Sie so ein Teil fahren?“.
„Ist schon ein paar Jahre her, aber ich denke es geht“.
„Dann machen Sie das, aber beeilen Sie sich“, sagte Jones und fing an auf die Wesen zu feuern.
Rusco stieg in den Gabelstapler und fuchtelte darin herum.
„Rusco, was dauert das denn so lange?“, rief Jones ihm zu.
„Ich muss den Sitz einstellen“, rief er zurück. „Welcher Zwerg hat das Ding denn vorher bedient?“.
Dann sah er eine sehr kleine Leiche direkt neben dem Gabelstapler.
„Ich habe den Zwerg gefunden“, rief Rusco und zeigte auf den Toten.
„Rusco!“, brüllte Jones und feuerte weiter.
„Schon gut, schon gut. Also Rusco alter Junge, du kannst das. Wie war das? Erst mal anschnallen, dann die Rückspiegel einstellen“, sagte er zu sich und fing an am Spiegel zu wackeln. „Moment, was mache ich hier? Scheiß doch auf die Vorschriften“.
Er startete den Stapler und fuhr, wenn auch etwas unsauber, zu den Pfeilern. Jones folgte ihm rückwärtsgehend langsam während sie weiter feuerte und es schaffte die Wesen auf Distanz zu halten, aber aus dem Stollen kamen immer mehr davon. Vorhin, in den engen Gängen waren die Wesen im Vorteil, sie hatten Jones und ihre Kameraden von allen Seiten angegriffen bevor diese überhaupt die Waffen bereit hatten, aber hier, in der großen Halle konnte sie endlich zeigen was sie drauf hatte, hier war sie alleine tödlicher als vorher zu fünft. Sobald der Stapler neben dem Pfeiler war, drückte Rusco auf alle möglichen Knöpfe bis die Fässer endlich von der Gabel rollten. Er sprang hinaus und schleppte sie, dank Exoskelett, direkt an den Pfeiler, Jones stand bereits in seiner Nähe und hatte mit dem Schießen aufgehört.
„Anscheinend ziehen sie sich zurück“, sagte sie erfreut.
„Das kann nichts gutes bedeuten“, schnaufte Rusco.
Das Zischen war verschwunden aber stattdessen hörte man ein lautes Brüllen das die Umgebung zum beben brachte.
„Na, was habe ich gesagt?“.
Der Stollen aus dem die Wesen gekommen waren fing an aufzubrechen und hindurch kam ein weiteres Wesen, aber es war größer, bedeutend größer und sah noch unfreundlicher aus als die anderen.
„Toll, wir haben die Mama aufgeweckt. Deswegen sollte man im Haus immer leise spielen“, sagte Rusco und holte seine Schrotflinte aus der Tasche.
„Das ist jetzt wohl nicht der richtige Zeitpunkt für Sprüche“, beschwerte sich Jones.
„Wenn es nach dir geht ist dafür anscheinend nie der richtige Zeitpunkt. Aber ich habe eine Idee“, sagte Rusco.
Das große Wesen schnaufte und sein riesiger Körper hob und senkte sich mit dem schweren Atem. Dann rannte es auf die beiden zu und streckte die Arme zur Seite aus.
„Wenn ich jetzt sagte, schießt du auf das Fass“, schrie Rusco und trat eines der Fässer mit voller Kraft, unterstützt vom Exoskelett und den Düsen an den Beinen. Es flog auf das Wesen zu und als es vor dessen Beinen war, schrie er: „Jetzt“.
Jones, überrascht und unvorbereitet, legte an und schaffte es das Fass mit dem ersten Schuss zu treffen, welches sofort detonierte und dem Wesen die Beine wegriss. Dieses viel nach vorne auf den Boden und brüllte wieder, streckte die Arme aus, war aber zu weit weg um die beiden zu erreichen.
„Wir haben es geschafft“, sagte Jones erleichtert.
„Freu dich mal nicht zu früh. Gleich wird irgendetwas passieren, das Biest verändert sich und entwickelt eine neue Angriffstaktik und wir müssen es mindestens drei weitere Male besiegen bevor es wirklich tot ist. Noch nie ein Videospiel gespielt?“.
„Videospiele sind illegal“, sagte Jones.
In dem Moment stützte das Wesen sich auf seine Hände und plötzlich breiteten sich große Flügel an dessen Rücken aus. Sie schlugen immer schneller bis es sich in der Luft befand.
„Na, was habe ich gesagt?“.
„Was machen wir denn jetzt?“, fragte Jones Rusco, der bereits zur breiten Schleuse rannte die nur noch wenige Meter entfernt war.
„Komm!“, rief er dabei.
Schnell waren sie durch die Schleuse gegangen und bevor die wieder zuging drehte Jones sich um und schoss auf die Fässer am Pfeiler. Es gab eine gewaltige Explosion und sie spürten kurz die Hitze und den Druck bevor die Schleuse ganz zu war, doch deren Tür verbog sich aufgrund des Drucks. Sie hörten noch wie Gestein auf den Boden aufschlug.
„Scheint funktioniert zu haben. Komm mit“, sagte Rusco und lief weiter den Gang entlang.
Sie gingen durch noch eine Schleuse und standen dann vor einem Schienensystem auf dem sich ein großes Fahrzeug mit leeren Anhängern befand. Sobald sie den vorderen Teil, das eigentliche Fahrzeug, erreicht hatten, sprangen sie auf und Rusco drückte ein paar Knöpfe und zog an einigen Hebeln. Der Zug setzte sich sofort in Bewegung, beschleunigte aber nur langsam durch den schwach beleuchteten Stollen der aufwärts führte.
„Wieso gibt es hier keinen Aufzug? Der wäre bestimmt schneller“, sagte Jones.
„Den gibt es, aber die Viecher haben mir schon zu viele davon ausgeschaltet. Wenn die das machen während wir drin sitzen sind wir in der Falle. Das Fahrzeug hier kann man nicht fernsteuern, das ist der entscheidende Vorteil“, sagte Rusco.
Das Fahrzeug selber sah eigentlich genau so aus wie die leeren Anhänger, eine längliche, stahlgraue Fläche. Es gab keine Kabine für die Fahrer, diese Standen hinter einer Schaltkonsole über die es bedient wurde.
„Kann das verdammte Teil denn nicht schneller fahren?“, fluchte Jones wütend.
„Das ist ein Transporter, der soll schwere Ladung schleppen und keine Weltraumrennen gewinnen“.
„Weltraumrennen sind...“.
„Ja, ich weiß, die sind verboten. Kannst du mal ein anderes Holoband abspielen?“, sagte Rusco genervt.
In dem Moment hörten sie hinter sich ein Zischen. Beide drehten den Kopf und sahen eines der Wesen das auf den Anhängern entlang kletterte und sich ihnen näherte.
„Jones, kannst du das Vieh mal abknallen“.
Jones versuchte es, aber das Gewehrt gab keinen Schuss ab.
„Munition ist leer“.
„Munition ist leer?“, fragte Rusco und fing an zu lachen. „Damit ich das richtig verstehe, wir haben gerade den Oberbösewicht besiegt, sind auf dem Weg zur Rettung und denken wir hätten es geschafft, aber dann kommt doch noch eines dieser Biester, ganz unerwartet, und in diesem Moment geht dir die Munition aus? Das ist so klischeehaft“.
„Schön, dass es Sie aufheitert. Aber was machen wir jetzt?“, schrie Jones.
„Hilfe, was machen wir nur“, äffte Rusco sie nach. „Wie wäre es damit“, sagte er dann und erschoss das sie anspringende Wesen mit seiner Schrotflinte. Dann schrie er noch das Fahrzeug an: „Und wenn du Scheißteil nicht sofort schneller fährst bekommst du die nächste Ladung ab“.
„Ich denke nicht, dass das wirklich etwas bringt wenn Sie...“, sagte Jones doch das Fahrzeug wurde tatsächlich bedeutend schneller.
„Ach ja“, sagte Rusco und verschränkte die Arme. „Es hat schon Vorteile wenn Fahrzeuge mit einem ängstlichen Robotergehirn ausgestattet werden“.
Dann holte er die Zigarre wieder hervor, steckte sie sich in den Mund und zündete sie auch endlich an. Der Rest der Fahrt verlief ruhig, bis auf das gelegentliche Rumpeln das zu hören war, es kam von den einstürzenden Stollen. Beide schwiegen, Rusco rauchte und dachte einfach nur noch an seinen Urlaub, Jones brauchte die Zeit um an ihre toten Kameraden zu denken. Es war so viel passiert, dass sie bisher gar nicht dazu kam das alles zu realisieren, aber jetzt war es so weit und der Schock saß tief. Das einzige was sie aus den Gedanken reißen konnte war das Licht am Ende der Strecke. Dort befand sich der Flughafen und dieser enthielt auch mehrere Raumschiffe mit denen sie endlich fliehen konnten.
„Kannst du eins davon fliegen?“, fragte Rusco.
„Natürlich, Sie etwa nicht?“.
„Ich bin nur der Mechaniker“, sagte Rusco und folgte ihr in das kleinste Transportraumschiff das in dem großen Hangar stand.
Jones setzte sich ins Cockpit auf den Pilotensitz und startete das Raumschiff. Rusco setzte sich auf den Platz des Copiloten und sagte dabei: „Sitzen, der Sport der Könige“.
„Wir müssen direkt zur Erde und Bericht erstatten“, sagte Jones als das Raumschiff abhob und durch das Kraftfeld des Flughafens in die Leere des Weltraums flog.
„Nichts da, vorher bringst du mich noch zum Titan“.
„Zum Saturn? Das ist ein riesiger Umweg, außerdem brauche ich sie als Zeuge, sonst glauben mir meine Vorgesetzten nicht“.
„Gute Idee, nimm einen Deserteur als Zeugen und sag deinen Chefs, dass dieser auch noch überlebt hat, im Gegensatz zu einem Trupp Elitesoldaten. Aber mal im Ernst, ich will jetzt endlich in den Urlaub.“.
„Da haben Sie wahrscheinlich recht. Na gut, dann auf zum Titan“, sagte Jones und gab die Koordinaten in den Computer ein. „Schätze wir hatten ein wahnsinniges Glück“.
„Wie ich schon sagte, heute ist einfach mein Glückstag“.

 

Der Autor schreibt zu seinem Text:

Schönen guten Abend. Ich bin ganz neu hier und daher noch nicht ganz mit den Regeln und Gepflogenheiten vertraut. So wie ich das verstanden habe, kann ich hier jetzt einfach eine Kurzgeschichte von mir posten und mich auf Kritik freuen, richtig? Sollte dem nicht so sein, dann sagt es mir bitte und ich werde versuchen mich zu bessern. Dies ist der erste Teil einer kleinen Reihe von Kurzgeschichten die ich geschrieben habe. Danke für eure Aufmerksamkeit und viel Spaß mit "All hell breaks loose".

Solche Anmerkungen bitte in einen Extrapost.

Willkommen hier Bulthasar!

Ich habe mir den Text angeschaut und rate dir, ihn noch mal bezüglich der Kommata durchzugehen. Nachfolgende Leser werden es dir danken. :)

Exemplarisch:

kurz vor dem Wochenende, kurz vor seinem Urlaub [K] auf den er sich schon so lange gefreut hatte.

stellte sich vor [K] wie er an dessen Küste im Sand liegen würde [K] während die Wellen des Ozeans an seinen Füßen ausliefen und die Sonne seinem alten Körper etwas Energie spendete.

Doch dann, zehn Minuten vor Feierabend [K] bekam er einen Funkspruch [K] der ihn aus diesen Träumen riss.

Rusco wusste, dass dies Überstunden bedeutete, harte, stickige Überstunden in den Tiefen des Stollens [K]wo die Roboter Erze fördern sollten.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Vielen Dank. Ich werde mich die Tage noch mal ran setzen und die Kommata unter die Lupe nehmen! Hättest du sonst noch anmerkungen bzgl. des Inhalts?
P.S. Bultasar, ohne "h" ;)

 

Hallo Bultasar,

ich habe gerade begonnen zu lesen ... bevor ich durch bin, gebe ich kurz einen ersten Korrekturkommentar zu deinem Setting im ersten Absatz.

... träumte dabei von seinem bevorstehenden Urlaub auf dem Saturnmond Titan, stellte sich vor wie er an dessen Küste im Sand liegen würde während die Wellen des Ozeans an seinen Füßen ausliefen und die Sonne seinem alten Körper etwas Energie spendete. ...


... Tiefen des Stollens wo die Roboter Erze fördern sollten ... Marsmondes Phobos .


Du beschreibst diese beiden Welten hier frei. Aber das ist faktisch falsch.

Titan ist eine kalte Welt, im Mittel mit 94K auf der Oberfläche. Dort wärmt die Sonne nicht mehr (einen Menschen) ... Durch seine dichte Stickstoffatmosphäre sieht man den Sternhimmel auch gar nicht. Es ist immer gelber Nebel um einen.
Titan hat auch keinen Sand und kein flüssiges Wasser. Vielmehr ist Oberfläche bedeckt mit kaltem Schlamm aus Kohlenwasserstoffen und festem Wassereis. Die Seen/Ozeane dort bestehen aus kaltem Methan.

Phobos beherbergt kein Eisenerz, zumindest nicht abbaubar als "Ader" sondern bestenfalls im staubigen Regolith und besteht auch nicht aus festem Gestein. Seine Dichte ist dafür viel zu gering. Er ist eher ziemlich "porös".

Um dein Setting zu erhalten, kann man bei Phobos als Leser vielleicht ein Auge zudrücken. Aber Titan ist ja nur kurz drin, um den Urlaub zu charakterisieren. Da ist der Fehler nicht notwendig. Du kannst seine Urlaubspläne ja auch woanders ansiedeln ... vielleicht doch einfach auf der Erde, wo es warm ist und die Luft kostenlos und einfach zu atmen ist? ;)

 

Ich ging nicht davon aus, realistische Settings dieser Himmelskörper zu nutzen. Zudem wird der Titan in der nächsten Kurzgeschichte erneut erwähnt und als das Ergebnis von "Terraforming" beschrieben ;)

 

Die Freiheit hast du natürlich. Dem einen oder anderen "wissenden Leser" stößt das dann eben auf, bzw. schließt sie von der Leserschaft aus.

 

Damit hast du wahrscheinlich auch recht, aber im späteren Verlauf der Geschichte kommen auch außerirdische Wesen vor, ich vermute also ein "wissender Leser", der auf Realismus und wissenschaftliche Korrektheit aus ist, würde sich auch deswegen bereits abwenden ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

;) ... manche (notwendige) Prämissen akzeptiert man durchaus (z.B. die Existenz von Außerirdischen), wenn sie in der Geschichte dann konsistent durchgehalten werden. Die Welt der Geschichte sollte dann nur nicht gegen ihre eigenen Regeln verstoßen.

Ich bin noch nicht durch mit der Geschichte. Ich werde später noch ein paar Kommentare, Fragen oder Vorschläge hier nachliefern.

 

Hallo Bultasar,

nur ganz kurz. Deine Geschichte habe ich noch nicht ganz gelesen. Stimme aber mit "schillrich" überein, dass man versuchen sollte reale Orte, Planeten, etc. (halbwegs) korrekt darzustellen. Etwas überspitzt ausgedrückt: man verpflanzt die Stadt Berlin ja auch nicht nach Afrika, nur weil man gerade Saharaluft in die Geschichte einbauen möchte.

Außerdem denke ich, dass gerade auch naturwissenschaftlich interessierte Leser gerne Science Fiction lesen und nicht die Geschichte gleich weglegen, nur weil ein außerirdisches Wesen vorkommt.

Im Übrigen - aber das ist meine Meinung - zeichnet sich gute Science Fiction dadurch aus, dass sie sich im Rahmen des Möglichen bewegt bzw. für das momentan nicht Mögliche wissenschaftliche Erklärungen hat.

Aber das nur nebenbei.

Gruß

Geschichtenwerker

 
Zuletzt bearbeitet:

So, gelesen ... am Ende dann aber nur noch überflogen, da so nicht ernsthaft mein Genre. Aber die Leserschaft ist vielfältig ...

Das Ganze liest sich ganz flockig, locker. Dein Rusco soll eine supercoole Sau sein ... Den Stil hältst du durch. In sich passt das.

In der Summe hat die Geschichte dadurch etwas trashiges, wie ein Cartoon. Rusco ist überzeichnet. Das ist nicht schlecht, wenn man es will (scheinst du zu wollen ;)) und betont. Das Stichwort "Humor" passt dann. Das Stichwort "Spannung" passt dann nicht mehr. Spannend ist das nicht, wie er sich locker-lustig, einen One-Liner nach dem anderen raushauend, durch den Phobos metzelt. Er ist dann praktisch ein 80er-Actionheld. Man sorgt sich nicht um die Charaktere. Die kommen schon durch, sind doch supercool! ;)


In der Welt stecken aber ein paar Inkonsistenzen ...

Elite, Militär, Recht&Ordnung
Die Reichen und Mächtigen leben auf der Erde. Sie sind die Elite und nutzen die Anderen aus. Und diese Elite baut sich selbst eine Überwachungsstaat auf der Erde? Und verbietet sich selbst Filme und andere Genüsslichkeiten per Gesetz? Im Outskirt werden die Regeln ja offenbar gebrochen ... also gelten diese Regeln real nur für die Erde, für die mächtige Elite. Das ist nicht plausibel.

Die Leute im Outskirt sollen die Drecksarbeit machen und Militärdienst für die Erde leisten. Gleichzeitig ist der Outskirt ein regelloser, offenbar eher anarchischer Bereich. Das Militär ist nur mit kleinen Kräften da, die sich aber nicht um Recht und Ordnung kümmern aber Rebellionen brutal unterdrücken ... Ja wie werden dann diese Regeln der Erde dort durchgesetzt? Warum sollte jemand für die Erde arbeiten und der Aufforderung zum Militärdienst Folge leisten? Und wer bringt die Leute zur Zwangsarbeit, wenn es keine starken Exekutivkräfte gibt, die für Recht und Ordnung Sorgen? Und, wie sollen die kleinen Kräfte des Militärs Rebellionen im Outskirt unterbinden, wenn sie es schon nicht Schaffen Recht und Ordnung durchzusetzen? Rebellion ist erstmal auch nur eine Gesetzesübertretung, aber im großen Stil!

Also dieses Gesellschaftsgefüge funktinioniert nicht. Lösung: Das Militär ist stärker, omnipräsent und greift hart durch ... zum Wohl der Erdelite!


atombetriebenes Exoskelett, Atomreaktor auf dem Rücken, treibt Düse an ...

Das hast du nicht konkret durchdacht, oder? Also diese Maschine? Wie treibt ein Atomreaktor denn ein Exoskelett und Düsen an? Also das würde ich komplett streichen. Das liest sich technisch absurd. Er hat einfach ein Exoskelett! Vielleicht hat er es selbst noch "gepimpt", dass es mehr kann als der Standardarbeitsanzug.

Positronengehirn
Was genau ein Positronengehirn ist, ist technisch auch unklar. Der Begriff stammt halt aus anderer Quelle (Asimov), wird gerne unreflektiert wiederverwendet (hört sich damals wie heute "gut" an) ... ist aber nicht definiert. Was für ein Computer ist das denn?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bultasar,

eine nette Geschichte, die du geschrieben hast.
Ich bin ehrlichgesagt kein großer Fan von detailliert ausgeschriebenen Kampfszenen, da diese nur schwer mit Filmszenen mithalten können und finde es besser, wenn eine geschriebene Geschichte sich stattdessen mehr auf Emotionen stützt.
Meiner Meinung nach hast du eine ganz interessante Science-Fiction Actionszene als Kurzgeschichte wiedergegeben. Der Protagonist ist, wie bereits von Vorrednern erwähnt, ein klischeehafter Bad Boy, der doch irgendwie ganz lustig zu lesen ist, aber die restlichen Charaktere (Jones) hätte noch deutlich mehr Tiefe erhalten können. Irgendwie ist sie eine schwache Kämpferin zu Beginn (ballert auf die Leichen) und dann wird sie extrem gut, was du nur mit einer recht einfachen Erklärung plausibel machen willst:

Vorhin, in den engen Gängen waren die Wesen im Vorteil, sie hatten Jones und ihre Kameraden von allen Seiten angegriffen bevor diese überhaupt die Waffen bereit hatten, aber hier, in der großen Halle konnte sie endlich zeigen was sie drauf hatte, hier war sie alleine tödlicher als vorher zu fünft.
Die Erklärung ist an sich nicht schlecht, aber es wirkt doch sehr stark so, als ob du schnell eine Erklärung nachschiebst, um die geplante Handlung halbwegs sinnvoll zu machen. Es wäre sinnvoller gewesen, wenn du schon eingangs das Problem mit den engen Gängen erwähnt hättest und nicht erst nach dem plötzlichen Wandel der Kampffähigkeiten von Jones.

Jones wird eigentlich nur durch ihre Unwissenheit und Gesetzestreue charakterisiert, das ist vielleicht etwas dünn. Auch die einsame Träne ist doch sehr klischeehaft und verleiht ihr nicht einen interessanteren Charakter. Sie könnte deutlich spannender gestaltet werden, dem Protagonisten vielleicht etwas entgegensetzen und ihn auch mal kurz sprachlos machen, oder so verzweifelt und hilflos sein, dass sie fast die ganze Flucht ruiniert. So könntest du einen zusätzlichen Spannungsbogen in der Interaktion zwischen den Charakteren erzielen. Jetzt ist Rusco der coole, der eigentlich alles kann, nur in den Urlaub will und alles locker hinnimmt, während Jones nur eine ängstliche, weltfremde (no pun intended) Erdenbewohnerin ist. In der aktuellen Version könnte man sie eigentlich genauso gut weglassen, wenn Rusco nicht jemanden bräuchte, der ihm den Rücken an dem Gabelstapler freihält...

Trotzdem: Deine Geschichte ist nett, lässt sich gut lesen und ist für Leser geeignet, die gerne von actiongeladenen Science-Fiction Welten träumen. Das Setting hat Potential und ich bin auf weitere Kurzgeschichten gespannt. Du hast deinen Fokus auf Action gelegt und das halte ich durchaus für legitim. Es ist halt nicht jedemanns Geschmack :)

Noch kurz zu der Rechtschreibung (Ich mache selbst so viele Fehler, dass ich das selten kommentiere, aber diesmal sind mir einfach ein paar Groß-/Kleinschreibungsfehler aufgefallen):
Den Titel solltest du in "All hell breaks loose", oder "All Hell Breaks Loose" ändern, wenn ich mich nicht irre. Außerdem:

Ihre Haut war haarlos und Rot-Orange
(rotorange)

Als jugendlicher musste Rusco einmal mitansehen
(Jugendlicher)

und dann nach Links und Rechts, in Richtung der Geräusche warf
(links/rechts)

„Da haben Sie bestimmt viel schreckliches erlebt“.
(Schreckliches)

Verdammt, wenn die nicht so Kampflustig wären könnte man die wirklich als Elektrotechniker einstellen,
(kampflustig)

Mit leisen schritten und den Gewehren im Anschlag gingen die Soldaten voran, ihre Augen fanden keine Ruhe, sie untersuchten die ganze Umgebung und wirkten nervös. [...]
Nach einem kurzen Marsch, der überraschend ruhig verlief, standen sie in der hohen Halle mit den drei Aufzügen die zum Flughafen führten, oder führen sollten doch mit entsetzen musste der Sergeant feststellen, dass sie nicht funktionierten.
(Schritten ... Entsetzen)


Das sind nur ein paar Dinge, die mir so ins Auge gefallen sind, vielleicht wäre es sinnvoll den Text nochmal gewissenhaft auf Groß-/Kleinschreibung zu kontrollieren.
An Kommasetzung wage ich mich jetzt aber noch nicht, da muss ich erst noch ein paar Monate im Forum lernen ;)

Viele Grüße,
Sprachphysik

PS: Ich denke die Ungenauigkeiten mit Titan und Phobos sind durchaus in Ordnung. Von dem letzteren weiß ich so wenig, dass ich durchaus das Anlegen von Minen für plausibel halten würde. Das auf Titan ein ganz anderes Klima herrscht sollte dagegen wohl fast jedem Leser klar sein, aber gerade deshalb habe ich mir schon gedacht, dass es dafür in deiner Welt sicher eine gute Erklärung gibt. Richtig gute Science-Fiction sollte vielleicht noch besser recherchiert sein, aber für so ein bisschen Action ist das schon okay, finde ich...

 

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