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Fremde Federn

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17.08.2016
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Fremde Federn

Severin Winter blätterte sich im Licht der Schreibtischlampe durch die eng beschriebenen Seiten. Verdammt, dachte er und seine Augen verengten sich, der blöde Japse hatte es doch tatsächlich geschafft.
Er überflog die Formeln und Anweisungen zum Mischen der Reagenzien lediglich, die eingeklebten Ausdrucke waren Beweis genug. Dieser Verlierer Naruto Asakura hatte in nicht einmal zwölf Monaten geschafft, woran Severin selbst seit fünf Jahren forschte, bisher jedoch ohne ernstzunehmenden Erfolg: Das Erbgut bestimmter Krebszellen so zu programmieren, dass sie sich nicht weiter unkontrolliert vermehrten. Das konnte doch nicht wahr sein! Aber da stand es, in zittriger blauer Schrift auf den linierten Seiten von Asakuras Laborbuch. Der Trottel hatte es nicht einmal weggeschlossen.
Severin knallte das Buch zu, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und massierte sich die Stirn. Wie an fast jedem Tag war er der Letzte am Institut, es musste nach zehn Uhr am Abend sein. Vor einer halben Stunde war der Wachmann an seiner Bürotür vorbeigeschlurft und hatte nur wissend genickt. Seitdem er mit seinem überragenden track record und einem Stoß Empfehlungsschreiben der renommiertesten Experten an das neu gegründete Institute for Genome Editing gekommen war, ging das so, hatte er so gut wie kein Privatleben mehr. Nicht, dass es vorher anders gewesen wäre, aber der Wind, der hier wehte, war noch mal einige Grad eisiger.
Dieser Naruto! Übersetzt hieß es scheinbar verborgene Kraft, das hatte er gegoogelt, und Severin musste zerknirscht zugeben, dass er den blassen, verpickelten Wissenschaftler unterschätzt hatte.
Er stieß die Luft aus und erinnerte sich an den Tag, an dem ihn der Big Boss, Professor Chandler, in sein Büro zitiert hatte. Asakura hatte neben Chandlers Tisch gestanden, der wie immer übervoll gewesen war mit Papierstapeln und wissenschaftlichen Magazinen, und zu Boden gesehen, als Severin eingetreten war.
„Ah, Severin, da sind Sie ja“, hatte Chandler gesagt und kaum vom Computerbildschirm aufgesehen. „Das ist Naruto Asakura. Kommt frisch aus Harvard. Ich habe ihn zur Unterstützung auf Ihr Projekt gesetzt.“
Severin hatte nicht glauben können, was er da hörte. Auf sein Projekt gesetzt hieß so viel wie, dass es Chandler nicht schnell genug ging mit den Ergebnissen und er die Konkurrenzsituation noch mehr befeuern wollte. Dieser Arsch, als ob nicht schon drei Wissenschaftler an der Sache arbeiten würden. Jetzt also noch dieses Schlitzauge. Asakura hatte sich nur devot verbeugt, irgendetwas von guter Zusammenarbeit gemurmelt, und war dann aus dem Raum geschlichen.
„Ist noch was?“ Chandler war schon wieder in seine Arbeit vertieft gewesen. Na ja, hatte Severin auf dem Weg in das Labor gedacht, der Neue sah eher harmlos aus, Harvard hin oder her. Von dem würde bestimmt keine Gefahr ausgehen. Aber um sicherzugehen, hatte er auch mit Asakura sein übliches Sabotageprogramm durchgezogen, hatte Pufferlösungen vertauscht, Pipettenspitzen verunreinigt, Arbeitszeit an den immer auf Wochen hinaus ausgebuchten Großgeräten reserviert, ohne sie zu nutzen.
Offensichtlich ohne Erfolg, das blaue Laborbuch lag wie ein Wundmal auf seinem Schreibtisch. Er musste unbedingt etwas unternehmen. Severin sah sich die Notizen noch einmal genauer an. Schien soweit alles plausibel zu sein, auch wenn einige Abschnitte entgegen der ausdrücklichen Anweisung, alle Einträge auf Englisch zu verfassen, in japanischen Schriftzeichen geschrieben waren. Anhand der Notizen schätzte Severin, dass Asakura kurz vor dem Abschluss einer wichtigen Versuchsreihe stand, sicherlich würde er danach die Ergebnisse Chandler präsentieren. Das musste er unbedingt verhindern, er musste ihm zuvorkommen.
Aus der untersten Schublade des Schreibtisches zog Severin sein eigenes Laborbuch heraus und musste erschrocken feststellen, dass der letzte Eintrag bereits vier Monate zurücklag. Noch dazu irgendein unwichtiger Versuch, der natürlich schief gegangen war. Verdammt, was hatte er eigentlich in der Zwischenzeit getan? Er konnte sich nicht erinnern.
Sein anfänglicher Enthusiasmus hier am Institut war fünf Jahre und unendlich viele fehlgeschlagene Experimente später einer zynischen Gleichgültigkeit und hoffnungslosen Inaktivität gewichen, die er Chandler gegenüber zwar meist noch irgendwie überspielen konnte, aber sollte er ehrlich zu sich sein, so war die Luft raus. Aber so was von raus. Dazu kam, dass Severin ziemlich bald gemerkt hatte, dass er sich mit seinem wissenschaftlichen Ansatz verrannt hatte. Ach was verrannt, seine Methode war schlicht und einfach Blödsinn. Aber er war immerhin das Wunderkind, oder nicht? Und Wunderkinder irrten sich nicht.
Denn damals, nach einer Reihe herausragender Publikationen, waren die Anfragen aus der ganzen Welt gekommen. Jede verdammte Uni, jedes Forschungsinstitut hätte ihn genommen, mit Kusshand und ausgerolltem roten Teppich. Auch Chandler hatte sich um ihn bemüht, dieses alte Schlitzohr war mit einem Vertrag ans MIT gekommen, stand auf einmal an seinem Tisch in der Cafeteria, während Severin sein Essen herunterschlang, und lächelte sein wohlwollendes Chandler-Lächeln. Ja, er war der Star damals, und ein Star machte verdammt noch mal keine Fehler.
Aber jetzt musste er handeln. Severin beschloss, Chandler eine E-Mail zu schreiben und ihm anzudeuten, dass er kurz vor einem Durchbruch stünde. Für den folgenden Tag war das monatliche Group-Meeting angesetzt, die perfekte Gelegenheit, die Ergebnisse von Asakura zu präsentieren. Was würde der Japaner schon in der Hand haben? Lediglich ein Laborbuch, dass sich aber seltsamerweise nicht mehr anfinden lassen würde. Severin lächelte, während er die Nachricht an Chandler tippte. Bin gespannt, war die knappe Antwort nur wenige Minuten später. Schlief der eigentlich nie?
Er ging mit Asakuras Laborbuch zum Kopierer auf dem Gang und machte sich Kopien der wichtigsten Seiten. Anschließend holte er sich einen Kaffee und mehrere Schokoriegel aus dem Automaten im Foyer und setzte sich wieder in sein Büro. Es würde eine lange Nacht werden, dachte Severin und begann, die Seiten seines Laborbuchs entsprechend Asakuras Vorgaben zu beschreiben.

Das Meeting war für neun Uhr angesetzt, Severin hatte es gerade noch geschafft, eine Präsentation zusammenzuschustern. Größtenteils Text und ein paar oberflächliche Flow Charts, die seine Ausführungen unterstreichen sollten. Er hatte Asakuras Arbeiten nicht bis ins letzte Detail nachvollziehen können, aber die Grundrichtung war klar und nur darum würde es in diesem Meeting gehen, anschließend konnte er sich immer noch richtig einarbeiten. Zwei Abbildungen aus dem Laborbuch, die seiner Meinung nach die Methode sehr gut veranschaulichten, hatte er direkt in die Präsentation übernommen. Insgesamt sicherlich nicht sein bester Vortrag, aber eine halbwegs runde Sache, und das Wichtigste war ohnehin, das Ganze mit seinem Namen zu verknüpfen und Chandler zu überzeugen.
Wie immer hatte es niemand gewagt, dem Meeting fernzubleiben, die Stuhlreihen waren vollständig besetzt, ganz vorne saß Chandler mit übereinandergeschlagenen Beinen und vor dem Oberkörper verschränkten Armen und sah Severin mit einer Mischung aus Interesse und Skepsis an.
„Liebe Kollegen, ihr habt lange nichts über meine Arbeiten gehört. Aber das hatte einen Grund. Ich war da einer höchst spannenden Sache auf der Spur, auf die ich durch Zufall bei meinen Experimenten gestoßen bin“, sagte Severin und startete die Präsentation. „Daran habe ich die letzten, na ja, zehn Monate gearbeitet und jetzt bin ich so weit, erste Ergebnisse zu präsentieren. Ganz unbescheiden, ich denke, das könnte der Durchbruch sein.“
Ein guter Start, fand Severin, damit hatte er erst einmal die volle Aufmerksamkeit. Er warf Chandler einen Blick zu, der ungerührt zur Leinwand schaute, auf der Severins Präsentation flimmerte. Naruto saß in der letzten Reihe, wie Severin bemerkte, die Stirn gerunzelt. Ahnte er etwas?
Er klickte sich durch die ersten Folien, holte bei seinen Erklärungen weit aus und widmete sich lange den Flow Charts, um die molekularen Vorgänge zu beschreiben, die seiner Methode zugrundeliegen würden. Zufrieden nahm Severin das Gemurmel im Raum zur Kenntnis, das nur bedeuten konnte, dass seinen Kollegen die Tragweite der präsentierten Ergebnisse bewusst war. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich Chandler mit zusammengekniffenen Augen das Kinn rieb.
Das hättest du mir nicht mehr zugetraut, was? Severin konnte es sich nicht verkneifen, kurz in seine Richtung zu nicken.
Zum Schluss präsentierte er noch die beiden Abbildungen aus dem Laborbuch, Mikroskopaufnahmen, die die Veränderungen menschlicher Zellen zeigten, die entsprechend der Methode behandelt worden waren. Dann bemerkte Severin die Unruhe im Raum. Hatte er zuvor nur das eine oder andere Flüstern gehört, Stühlerücken, das Klacken von Laptoptastaturen, so sprachen jetzt alle durcheinander. Er schien seine Kollegen verblüfft zu haben. Severin lehnte sich lässig gegen das Pult und genoss das Durcheinander. Das Wunderkind ist wieder da, dachte er.
Plötzlich erhob sich Chandler mit hochrotem Kopf. „Ist das Ihr Ernst?“
„Wie bitte?“, fragte Severin und musste schlucken.
„Severin, wollen Sie uns verarschen?“ Chandler schrie jetzt und zeigte mit einem Finger auf ihn.
„Ich, äh ...“
„Die Abbildungen sind doch original aus dem Artikel von John Winfield.“
„Winfield? Sie meinen, den aus dem Smith Lab?“
„Wen denn sonst? Vor sechs Monaten publiziert. Also, noch mal, was soll das?“
Severin hörte vereinzeltes Lachen in der Menge.
„Nun ...“ Schweiß trat ihm auf die Stirn und seine Hand zitterte, als er auf die Leinwand deutete.
„Ach, vergessen Sie es.“ Chandler machte eine wegwerfende Handbewegung und ging mit energischen Schritten zur Tür. Er drehte sich noch einmal um und sah Severin mit kalten Augen an: „Das war’s für Sie an diesem Institut.“ Damit verließ er den Raum.
Severin glotzte mit offenem Mund in die Wand aus Augen und grinsenden Mündern. Ganz hinten hatte sich Asakura erhoben, legte mit einem Lächeln die Handflächen vor der Brust aneinander und verbeugte sich leicht. Dann nahm er ein dickes schwarzes Buch vom Stuhl auf und hielt es in die Luft. Ein Laborbuch, dachte Severin und schüttelte langsam den Kopf. Asakura, dieser Mistkerl!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fraser

Ich habe den Text gern gelesen, aber so ganz gepackt hat er mich nicht. An zwei Punkten könnte man m.E. noch arbeiten, so dass die Sache runder wird.

Erstens:

Es gibt zwei Dinge, neben vielen anderen, die du in diesem Text leisten musst: Einerseits musst du den Leser an die persönliche Situation des Protagonisten heranführen, das hat mit Emotion zu tun, der Leser soll das Handeln des Prot nachvollziehen können. Zum anderen musst du erläutern, in welcher Situation der Prot genau steckt, den Leser also informieren.

Beide Aufgaben löst du grundsätzlich gut, Severins Verhalten wird plausibel und der Plot wird deutlich. Aber - ich weiss nicht, ob ich mich da verständlich machen kann - die beiden Aufgaben werden eher getrennt gelöst. Du ziehst den Leser in die Handlung rein, dann aber folgen so erläuternde Passagen, die mit: "Also, es ist drum so" beginnen könnten. Ich hatte insgesamt das Gefühl, dass die Perspektive zwischen personal und aukorial wechselt, und zwar auf ungünstige Weise.

Zwei Beispiele:

1

Severin knallte das Buch zu, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und massierte sich die Stirn. Wie an fast jedem Tag war er der Letzte am Institut, es musste nach zehn Uhr am Abend sein. [...] Seitdem er mit seinem überragenden track record und einem Stoß Empfehlungsschreiben der renommiertesten Experten an das neu gegründete Institute for Genome Editing gekommen war, ging das so, hatte er so gut wie kein Privatleben mehr.

Erster Satz nahe bei Severin. Der folgende Abschnitt erläutert den Kontext. Die Schwierigkeit ist, dass Severin in diesem Moment nicht an seine grundsätzliche Arbeitssituation denken würde, er hat da soeben ein ganz anderes Problem. Das heisst, die folgenden Sätze lesen sich auktorial, an den Leser gerichtet.

2

Noch dazu irgendein unwichtiger Versuch, der natürlich schief gegangen war. Verdammt, was hatte er eigentlich in der Zwischenzeit getan? Er konnte sich nicht erinnern.
Sein anfänglicher Enthusiasmus hier am Institut war fünf Jahre und unendlich viele fehlgeschlagene Experimente später einer zynischen Gleichgültigkeit und hoffnungslosen Inaktivität gewichen, die er Chandler gegenüber zwar meist noch irgendwie überspielen konnte, aber sollte er ehrlich zu sich sein, so war die Luft raus.

Erste drei Sätze nahe bei Severin. Dann - meiner Meinung nach - Wechsel zu aukorialer Erzählweise. Denn zunächst ist er erschrocken und fragt sich, was verdammt er in den letzten Monaten getan hat. Darauf folgt eine abgeklärte Antwort auf diese Frage, die Begriffe wie "zynische Gleichgültigkeit" und "hoffnungslose Inaktivität" enthält. Das passt nicht zusammen. Das liest sich für mich dann so wie eine nachgeschobene Erklärung an den Leser: "Also, es ist drum so, dass ..."

Es ist auffällig, dass der Text am Ende, wo der Leser alle Informationen hat und du einfach erzählen kannst, wie die Sache ausgeht, sehr viel flüssiger, dynamischer wird.

Meine Anregung wäre, den Text daraufhin zu prüfen, welche Informationen der Leser unbedingt braucht (kann sein, dass sich da auch was weglassen lässt), und dann sich zu überlegen, wie die aktuelle Situation, in der Severin steckt, auch seine emotionale Errregung, stärker mit den Hintergrundinfos (Rückblenden) verknüpft werden könnte. Also im Stil: "Dieser verdammte Japse. Als er ihn das erste Mal gesehen hatte, damals in Chandlers Büro, hatte er noch gedacht, der sei harmlos. Lächelte devot vor sich hin. Murmelte was von guter Zusammenarbeit. Dabei war klar, dass Chandler ihn nur deshalb geholt hatte, weil ihm das Projekt nicht schnell genug voranging."
So wäre die Rückblende emotionaler und die Infos in Severins aktueller Problematik besser eingebettet. Aber das ist nur mein Empfinden, nimm es einfach als Anregung.

Zweitens:

Es gibt Passagen, wo du einzelne Wendungen und Wörter rausstreichen könntest, die eine unterstützende Funktion haben sollten, m.E. aber unnötig sind und den Text sperriger machen. Auch Dringlichkeit lässt sich häufig nicht dadurch vermittlen, dass man sie ausspricht. Ich habe das im Folgenden fett markiert.

Dieser Verlierer Naruto Asakura hatte in nicht einmal zwölf Monaten geschafft

Übersetzt hieß es scheinbar verborgene Kraft, das hatte er gegoogelt, und Severin musste zerknirscht zugeben, dass er den blassen, verpickelten Wissenschaftler unterschätzt hatte.

Aber um sicherzugehen, hatte er auch mit Asakura sein übliches Sabotageprogramm durchgezogen

Offensichtlich ohne Erfolg, das blaue Laborbuch lag wie ein Wundmal auf seinem Schreibtisch. Er musste unbedingt etwas unternehmen. Severin sah sich die Notizen noch einmal genauer an. Schien soweit alles plausibel zu sein, auch wenn einige Abschnitte entgegen der ausdrücklichen Anweisung, alle Einträge auf Englisch zu verfassen, in japanischen Schriftzeichen geschrieben waren. Anhand der Notizen schätzte Severin, dass Asakura kurz vor dem Abschluss einer wichtigen Versuchsreihe stand, sicherlich würde er danach die Ergebnisse Chandler präsentieren. Das musste er unbedingt verhindern, er musste ihm zuvorkommen.

Sein anfänglicher Enthusiasmus hier am Institut war fünf Jahre und unendlich viele fehlgeschlagene Experimente später einer zynischen Gleichgültigkeit und hoffnungslosen Inaktivität gewichen, die er Chandler gegenüber zwar meist noch irgendwie überspielen konnte, aber sollte er ehrlich zu sich sein, so war die Luft raus.

Hier gefällt mir auch die Formulierung "aber sollte er ehrlich zu sich sein" nicht. vielleicht: "Aber wenn er ehrlich zu sich war, so musste er eingestehen, dass die Luft raus war."

Ich hoffe, du kannst damit was anfangen. Sprache, Plotkonstruktion, Figurentzeichnung funktioniert insgesamt gut, ich denke einfach, dass man da noch mehr rausholen kann.

[Edit: Nachdem ich den gleichzeitigen Kommentar von Jimmy gelesen habe, noch ein Lesetipp: Perlmanns Schweigen von Pascal Mercier. Fetter Roman. Prot fährt an einen Kongress, hat nichts zu präsentieren, kriegt ein geniales Manuskript in die Hände ... Da wird das, was Jimmy anspricht, gemacht, was aber nicht heisst, dass da nicht Platz wäre für einen weiteren längeren Text zu diesem Thema.]

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej Fraser,

mit diesem Stück hast du meine fiese Seite zum Ausbruch gebracht und ich fieberte förmlich auf das Ende zu, um den Betrüger kompromittiert zu sehen.
Das wurde auch bedient und ich habe mich wieder in die liebe, gute Kanji rücktransponiert. Vielen Dank dafür.

Verdammt, dachte er und seine Augen verengten sich, der blöde Japse hatte es doch tatsächlich geschafft.

Da schoss mir spontan ein "entschuldigen Sie" durchs Hirn. :hmm:

Aber um sicherzugehen, hatte er auch mit Asakura sein übliches Sabotageprogramm durchgezogen, hatte Pufferlösungen vertauscht, Pipettenspitzen verunreinigt, Arbeitszeit an den immer auf Wochen hinaus ausgebuchten Großgeräten reserviert, ohne sie zu nutzen.

Das möchte ich nicht. :(

Diese kurze Story hatte Pfeffer und Tempo, du hast es nicht übertrieben mit Fachbegriffen und dennoch hatte ich den Eindruck, eines fundierten Textes von einem Autor, der wusste, was er schrieb.

Vielen Dank, auch oder gerade für das Ende und alles Gute für das "Schlitzohr" Asakura. ;)

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo rieger,
Dir auch ein herzliches Dankeschön für den Kommentar, hatte ich doch glatt übersehen. Sorry.
Es freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat, und ja, das Ende kommt nicht unerwartet, aber wie schon geschrieben, wollte ich vor allem eine Geschichte schreiben, die ohne große Schnörkel, in einem (hoffentlich) flotten Erzähltempo und -stil, gradlinig auf den Schluss zusteuert.
Den kleinen Schöheitsfehler mit der Unwissenheit Severins über sein eigenes Forschungsgebiet hast du ja auch benannt und auch gleich eine mögliche Erklärung mitgeliefert, die ich für mich auch so im Kopf hatte. Das freut mich.

Also, rieger, vielen Dank noch einmal und beste Grüße,
Fraser

 

Hallo Bea,


Hallo Fraser, höchste Zeit zu Dir zu kommen! Deinen Text habe ich vor Ewigkeiten gelesen, so kommt es mir zumindest vor.
Zeit ist doch relativ, oder? ;)

Mir gefiel das Thema: Verletzung des Patent- oder Urheberrechts (nennt man das so?),
Keine Patentverletzung (obwohl das auch ein interessanter Stoff wäre), eher Diebstahl geistigen Eigentums. Irgendwie ja auch im doppelten Sinne, Severin klaut von Asakura, der streng genommen von Winfield kopiert, aber sei es drum...

Ich nehme sie nicht besonders ernst
Die Geschichte?

Sie gefällt mir, weil sie rund, leicht, lässig, gradlinig, kurz und unterhaltsam ist.
Das kann ich gern gelten lassen ;)

Dass ein Pharmawissenschaftler so reden würde, bezweifle ich allerdings, aber gut, ist halt eine fiktive Figur. Aufgrund der Überzeichnung liegt deine Geschichte für mich an der Grenze zur Satire, obwohl Neid, Konkurrenzdruck, Patentdiebstahl und Mobbing in den Großindustrien gang und gäbe ist.
Severin Winter ist eigentlich kein Pharmawissenschaftler (falls du darunter jemanden verstehst, der in der Forschungsabteilung eines Pharmaunternehmens arbeitet), sondern macht Grundlagenforschung an einem Forschungsinstitut. Sicher, die Figur ist etwas überzeichnet, aber als Satire wollte ich es nicht verstanden wissen. Muss mal sehen, ob ich in der Tonart eventuell einen Gang zurückschalte, obwohl die nach außen ach so liberale und weltoffene Wissenschaftsgemeinde keineswegs frei ist von den Niederungen der menschlichen Gefühle. Du hast sie genannt: Neid, Mobbing etc.

Mir hätte es gefallen, wenn der Chef ein hochkorrupter Typ wäre und Severin das wüsste. Das würde nicht nur seine Überheblichkeit, sondern auch deine Kenntnis unterstreichen,
Interessanter Gedanke, der der Geschichte sicherlich mehr Komplexität verleihen würde. Ich stelle mir den Chandler auch als so einen arroganten, irgendwie kalten Machtmenschen vor, der so sein spezielles Netzwerk aufgebaut hat (aufbauen musste), um an diese Position zu kommen. Vielleicht hat er ja ordentlich Dreck am Stecken?

Mit Schmunzeln gelesen,
Dann habe ich mein Ziel erreicht.

Vielen Dank, Bea, und beste Grüße,
Fraser

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Hallo Jimmy,

ich finde das gut, der Plot gibt sicher einiges her, aber du könntest da mMn mehr rausholen, wenn du es szenischer machst. Vielleicht klinge ich hier wie der alte Leierkasten
Nee überhaupt nicht. Du hast ja Recht, auch mit der Feststellung, dass ich da "durchrase". Wie gesagt, ich wollte eine Geschichte mit Zug schreiben. Nun gut, vielleicht widerspricht sich das ja gar nicht? Wahrscheinlich wollte ich diese Informationen so "unkompliziert" wie möglich geben (also der Wachmann, lange Arbeitszeiten, das Klima am Institut, Konkurrenz, seinen Frust), dass ich es einfach nur "gesagt" habe. Aber ja, ich vergleiche gerade in meinem Kopf eine ausgebaute Szene mit dem Wachmann mit dem, was ich geschrieben habe. Würde schon bedeutend mehr transportieren.
Also nichts mit Leierkasten. ;)

Also, Stoff gut, so wie er da steht, der Text, ist das auch gut, verstehe mich nicht falsch, aber hier steckt einfach zu viel drin, viel mehr drin, und dann musst du auch mal den langen Weg gehen und 30, 40 Normseiten packen, da brauchst du sicher mehr Raum.
Ich werde ernsthaft darüber nachdenken. Danke für die Anregung. Ist halt leider auch eine Frage der Zeit. Billige Ausrede, ich weiß. Stimmt aber trotzdem...

Hey, Jimmy, ich danke dir sehr für diesen motivierenden Kommentar.

Beste Grüße,
Fraser

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Fortsetzung folgt

 

Beste Maria,

Werden wir jemals Freunde werden?
Na aber, ich hoffe doch schon, oder stehen die Zeichen dafür wirklich sooo schlecht? ;)

Du hast doch nicht eiskalt den Naruto aus dem Manga genommen?
Das mit dem Manga höre ich zum zweiten Mal. Ich mag keine Mangas, überhaupt nicht, und deswegen war mir Naruto auch kein Begriff. Habe einfach nach japanischen Namen geschaut und der hat mir gefallen. Schlecht recherchiert? Vielleicht. Aber ich denke nicht, dass ich dir den Gefallen tun werde und den Namen ändere, hab ja eh noch einiges gut bei dir ;)

Ich habe alle deine drei Geschichten gelesen, eines nicht kritisiert, aber ich finde, das hier ist deine bisher beste Arbeit.
Hoppla, ist das ein Lob? Gern angenommen.

Es ist keine Geschichte, die ich ein zweites Mal lesen würde, aber für den Moment hat es Spaß gemacht. Da hast du eine saubere Arbeit hinterlegt.
Weißt du was? Das verstehe ich sogar, und mehr noch, im Prinzip habe ich die Geschichte mit einer ähnlichen Intention geschrieben. Eine gut zu lesende Story, die Spaß macht, ein wenig Einblick in die Arbeitswelt eines Forschungsinstituts bietet und einen netten Effekt am (nicht ganz unerwarteten, ich gebe es zu) Schluss hat, c'est ca! In dem Sinne hast du gut mitgearbeitet :)

Was ich vielleicht nicht ganz verstehe, ist die Böswilligkeit von Naruto. Obwohl es die Geschichte nicht braucht, wäre es doch irgendwie runder gewesen, wenn es zwischen ihm und Naruto gewisse Streitereien oder so gegeben hätte.
Hatte gehofft, dass das Motiv von Naruto (sorry, muss den Namen noch einmal schreiben) durch die Beschreibung von Severins "Sabotageprogramm" deutlich wird. Er hat natürlich irgendwann gemerkt, dass Severin seine Arbeit behindert und dadurch reift in ihm der Plan sich mit der Laborbuch-Köder-Aktion zu rächen. Streitereien gab es möglicherweise auch, andererseits passt es wahrscheinlich besser zu Asakuras Naturell, dass er seine Rache heimlich, still und leise einfädelt und auf genau dieselbe Art auch genießt.

Ist halt gut geworden. Sicherlich nicht eine Geschichte, die die Challenge gewinnen wird, aber eine gelungene Geschichte.
Wenn DU die Geschichte gelungen findest, dann habe ich die Challenge gefühlt schon gewonnen.

Danke, liebe Maria, und beste Grüße,
Fraser

 

HalloPeeperkorn,
Endlich möchte ich auf deinen wirklich guten und hilfreichen Kommentar reagieren. Tut mir leid, dass es ein wenig länger gedauert hat.

Beide Aufgaben löst du grundsätzlich gut, Severins Verhalten wird plausibel und der Plot wird deutlich. Aber - ich weiss nicht, ob ich mich da verständlich machen kann - die beiden Aufgaben werden eher getrennt gelöst. Du ziehst den Leser in die Handlung rein, dann aber folgen so erläuternde Passagen, die mit: "Also, es ist drum so" beginnen könnten. Ich hatte insgesamt das Gefühl, dass die Perspektive zwischen personal und aukorial wechselt, und zwar auf ungünstige Weise.

Du hast mich auf eine grundsätzliche Sache aufmerksam gemacht, die ich so für mich gar nicht richtig erkannt habe, nämlich die von dir beschriebene "getrennte Lösung der Aufgaben" und damit einhergehendem Perspektivwechsel. Ich denke, in eine ähnliche Richtung ging auch Jimmys Kommentar.
Ich glaube ich weiß, worauf du hinauswillst, und der Grund ist wahrscheinlich, dass ich diesen Teil "Hintergrundinformationen" einfach schnell erzählen wollte. Nach dem Motto "so isses halt", oder wie du schreibst "Also, es ist drum so". Die von dir gebrachten Beispiele erschließen sich mir.

Ich sollte also einen Weg finden, auch in solchen, rein "informativen" Passagen näher an der Person zu bleiben. Im Folgenden gibst du dafür ein klasse Beispiel:

Meine Anregung wäre, den Text daraufhin zu prüfen, welche Informationen der Leser unbedingt braucht (kann sein, dass sich da auch was weglassen lässt), und dann sich zu überlegen, wie die aktuelle Situation, in der Severin steckt, auch seine emotionale Errregung, stärker mit den Hintergrundinfos (Rückblenden) verknüpft werden könnte. Also im Stil: "Dieser verdammte Japse. Als er ihn das erste Mal gesehen hatte, damals in Chandlers Büro, hatte er noch gedacht, der sei harmlos. Lächelte devot vor sich hin. Murmelte was von guter Zusammenarbeit. Dabei war klar, dass Chandler ihn nur deshalb geholt hatte, weil ihm das Projekt nicht schnell genug voranging."

So wäre die Rückblende emotionaler
Stimmt, kam bei mir an.

Aber das ist nur mein Empfinden, nimm es einfach als Anregung.
Sehr gern.

Es ist auffällig, dass der Text am Ende, wo der Leser alle Informationen hat und du einfach erzählen kannst, wie die Sache ausgeht, sehr viel flüssiger, dynamischer wird.
Hier war der Spaß am Schreiben auch am Größten.


Es gibt Passagen, wo du einzelne Wendungen und Wörter rausstreichen könntest, die eine unterstützende Funktion haben sollten, m.E. aber unnötig sind und den Text sperriger machen. Auch Dringlichkeit lässt sich häufig nicht dadurch vermittlen, dass man sie ausspricht. Ich habe das im Folgenden fett markiert.
Danke, Peeperkorn. Ja, ich neige leider dazu, genau das zu machen. Zu viele Füllwörter, wenn ich auf etwas hinweisen, oder etwas betonen möchte. Dringlichkeit eben. Ich werde den Text daraufhin noch einmal abklopfen und entsprechend "verschlanken".

[Edit: Nachdem ich den gleichzeitigen Kommentar von Jimmy gelesen habe, noch ein Lesetipp: Perlmanns Schweigen von Pascal Mercier. Fetter Roman. Prot fährt an einen Kongress, hat nichts zu präsentieren, kriegt ein geniales Manuskript in die Hände ... Da wird das, was Jimmy anspricht, gemacht, was aber nicht heisst, dass da nicht Platz wäre für einen weiteren längeren Text zu diesem Thema.]
Hmm, hat eher durchwachsene Kritiken bei A...zon. Lohnt sich das Buch wirklich?

Nochmals danke, Pepperkorn, für diesen Kommentar und die vielen Anregungen.

Beste Grüße,
Fraser

 

Hallo Kanji,
Dir schulde ich auch noch eine Reaktion.
(Und ich entschuldige mich bei den Mods dafür, dass ich die Antwort nicht zusammen mit der auf Peeperkorns Kommentar schreibe. Hab das mit dem Zitat-Auswählen vergessen und dann hatte ich schon geschrieben und wollte den Text nicht verlieren.)
Jetzt aber.

mit diesem Stück hast du meine fiese Seite zum Ausbruch gebracht
Das darf von Zeit zu Zeit ruhig mal sein.

und ich habe mich wieder in die liebe, gute Kanji rücktransponiert. Vielen Dank dafür.
Da bin ich aber froh. :D

Da schoss mir spontan ein "entschuldigen Sie" durchs Hirn.
Du meinst den Begriff "Japse", nehme ich an. Persönlich rede ich nicht so, aber Severin ist halt so ein Charakter, der braucht das wahrscheinlich als Ventil. Obwohl ich ihn auch nicht als Rassisten sehe.

Das möchte ich nicht. :(
Da weiß ich leider nicht so Recht, was du meinst. :confused:

Diese kurze Story hatte Pfeffer und Tempo, du hast es nicht übertrieben mit Fachbegriffen und dennoch hatte ich den Eindruck, eines fundierten Textes von einem Autor, der wusste, was er schrieb.
Schön, wenn es in der Mischung funktioniert hat. Und ja, ich komme tatsächlich aus dem Bereich.

Vielen Dank, auch oder gerade für das Ende und alles Gute für das "Schlitzohr" Asakura. ;)
Da musste ich schmunzeln, nicht schlecht! ;)

Ich danke dir, Kanji.

Beste Grüße,
Fraser


PS: Falls jemand einmal Expertise im Bereich Biotech, Molekularbiologie etc. benötigt, kann er sich gern an mich wenden.

 

Hallo Fraser

Hmm, hat eher durchwachsene Kritiken bei A...zon. Lohnt sich das Buch wirklich?

Na ja, mir hat es sehr gut gefallen, aber ich komme auch aus den Geisteswissenschaften und steckte damals gerade mittendrin in diesem akademischen Zirkus, konnte mich also sehr gut identifizieren. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass man das Buch nach zwanzig Seiten gelangweilt weglegt.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Fraser,
Geschichten aus dem Bereich Forschung und Wissenschaft interessieren mich jederzeit und Dir ist mit der Deinen eine sehr glaubwürdige Darstellung der dort leider üblichen Zänkereien, Eifersüchteleien und des bitteren Konkurrenzkampfs gelungen.
Dennoch bleibt für mich ein Wunsch offen: wenn Du Dich hättest entschließen können in Severin Winters Haut zu schlüpfen - soll heißen, die personale Ichform zu wählen - wäre ich restlos begeistert gewesen. Aber das ist wohl hauptsächlich Geschmackssache, die Geschichte funktioniert auch in der von Dir gewählten Erzählform gut, mit einigen wenigen Ausnahmen. Es hakt immer dann ein wenig im Lesefluss, wenn Dein Protagonist Winter sich persönlich äußert:

Verdammt, dachte er und seine Augen verengten sich, der blöde Japse hatte es doch tatsächlich geschafft.
Hier erfährt der Leser Winters "direkte" Gedanken, deshalb stört mich hier die Zeitform. Würde Winter nicht eher "der blöde Japse hat es doch tatsächlich geschafft" denken? Ebenso hier
Es würde eine lange Nacht werden, dachte Severin
(Das wird eine lange Nacht) und hier
Ein guter Start, fand Severin, damit hatte er erst einmal die volle Aufmerksamkeit.
- das ließe sich einfach lösen durch einen Punkt und neuem Satzbeginn. (fand Severin. Damit...). Grundsätzlich machst Du es den Lesern leichter, wenn Du die "direkten" Gedanken Deines Protagonisten durch Kennzeichnung hervorhebst, also beispielsweise Kursiv wie beim Satz "Das hättest Du mir nicht mehr zugetraut". Oder, da Winter schon so abgehalftert und fertig ist: lass ihn mit sich selbst reden, das nimmt man ihm in seinem Zustand ohne weiteres ab :D
Ansonsten habe ich nur noch zwei Kleinigkeiten zu meckern:
Dieser Naruto! Übersetzt hieß es scheinbar verborgene Kraft, das hatte er gegoogelt
Ist für mich eine der wenigen Stelle, an der Winter unglaubwürdig wirkt. Er würde an den verhassten Kollegen nicht als Naruto, also unter dem Vornamen, denken. Und würde er die Bedeutung des Namens wirklich googeln? Eher googelt er nach Fehlleistungen seiner Konkurrenten als nach Übersetzungen ihrer Namen. Ebenso stört mich der etwas inflationäre Gebrauch der Ausdrücke "Japse" und "Schlitzauge". Nicht mal die Amerikaner hängen diesem Feindbild noch an, das wirkt total altmodisch und lässt mich überlegen, ob Winter nicht sowieso schon längst in Rente sein müsste.
Trotz meiner Dir vielleicht ausufernd vorkommenden Kritik habe ich die Geschichte gerne gelesen, vielen Dank dafür :).
Herzliche Grüße vom Blaustrumpf

 

Hallo Blaustrumpf,
Vielen Dank für deinen Kommentar. Leider komme ich erst jetzt dazu, darauf zu reagieren.

Hallo Fraser,
Geschichten aus dem Bereich Forschung und Wissenschaft interessieren mich jederzeit und Dir ist mit der Deinen eine sehr glaubwürdige Darstellung der dort leider üblichen Zänkereien, Eifersüchteleien und des bitteren Konkurrenzkampfs gelungen.
Spricht da jemand aus der Szene? Natürlich ist das Ganze etwas überspitzt, andererseits, so weit weg von der Realität (leider) auch nicht.

wenn Du Dich hättest entschließen können in Severin Winters Haut zu schlüpfen - soll heißen, die personale Ichform zu wählen - wäre ich restlos begeistert gewesen.
Klar, eine Möglichkeit, aber ich fand, umgekehrt, für diese Geschichte eine gewisse Distannz zum Protagonisten wichtig. Dieses "Über-die-Schulter-schauen", und zu wissen oder ahnen, oje, da bahnt sich etwas an. War das verständlich?

Grundsätzlich machst Du es den Lesern leichter, wenn Du die "direkten" Gedanken Deines Protagonisten durch Kennzeichnung hervorhebst, also beispielsweise Kursiv
Ja, ändere ich noch.

Ebenso stört mich der etwas inflationäre Gebrauch der Ausdrücke "Japse" und "Schlitzauge". Nicht mal die Amerikaner hängen diesem Feindbild noch an, das wirkt total altmodisch und lässt mich überlegen, ob Winter nicht sowieso schon längst in Rente sein müsste.
Da werde ich auch noch einmal in mich gehen, da du nicht der erste bist, der sich in der Richtung äußert.

Trotz meiner Dir vielleicht ausufernd vorkommenden Kritik habe ich die Geschichte gerne gelesen, vielen Dank dafür :).
Ach was, wieso ausufernd. Ich finde es schön und wichtig, Reaktionen zu bekommen und interessanterweise gibt es bei dieser Geschichte zwei, drei Aspekte, die einigen Lesern aufgefallen sind und dementsprechend nicht so ganz funktionieren. Das ist doch sehr wichtig!

Danke dir, Blaustrumpf!

Beste Grüße,
Fraser

 

Hallo Fraser,

auch von mir ein kleiner Kommentar zu Deiner Geschichte (ich kämpfe mich durch alle Challengegeschichten).

Grundsätzlich finde ich die Geschichte gut zu lesen und unterhaltsam.

Aus meiner Sicht ist sie aber unrealistisch. Ich kann jetzt aus Datenschutzgründen nicht zu sehr auf Forschungsumfelder eingehen und auf dem speziellen Deiner Geschichte bin ich auch nicht tätig, aber:

Forschung ist normalerweise Teamarbeit. Es kommt praktisch nicht vor, dass nur ein einzelner Mann vor sich alleine hinforscht.

Dann folgendes:

Aber um sicherzugehen, hatte er auch mit Asakura sein übliches Sabotageprogramm durchgezogen, hatte Pufferlösungen vertauscht, Pipettenspitzen verunreinigt, Arbeitszeit an den immer auf Wochen hinaus ausgebuchten Großgeräten reserviert, ohne sie zu nutzen.

In dem Umfeld, das Du beschreibst, wird er nicht selber mit Pipetten hantieren, das machen wahrscheinlich eher Laborassistenten. Dann ist mir unklar, welches Großgerät Du meinst, wenn es um Krebsforschung geht.

Zum Schluss präsentierte er noch die beiden Abbildungen aus dem Laborbuch, Mikroskopaufnahmen, die die Veränderungen menschlicher Zellen zeigten,

Ich vermute stark, dass es zwar auch in dem von Dir beschriebenen Umfeld Laborbücher gibt, doch werden Abbildungen auch digital vorhanden sein. Dass er nun aus dem Laborbuch Abbildungen "kopiert" und für den Vortrag verwendet, klingt unrealistisch. Wenn, dann wird er die kompletten experimentellen Daten klauen und selbst Abbildungen erstellen.

„Die Abbildungen sind doch original aus dem Artikel von John Winfield.“

Im Forschungsumfeld wird ständig auch über Forschung gesprochen. Beim Mittagessen, beim Kaffeetrinken, auf dem Parkplatz, auf der Toilette... ;-)

Selbst wenn Dein Protagonist den Artikel nicht gelesen hat, so hätte er es in irgendeinem Gespräch aufgeschnappt, noch dazu, wenn es ein Durchbruch ist. Typischerweise werden solche großen Neuigkeiten auch im Team besprochen, das Paper wird diskutiert und es wird nachgedacht, ob man selbst die Ergebnisse reproduzieren kann, etc. Es ist also quasi ausgeschlossen, dass Dein Protagonist das nicht mitbekommen hat.

Und dann noch ein kleiner Tippfehler:

Lediglich ein Laborbuch, dass sich aber seltsamerweise nicht mehr anfinden lassen würde.

Aber, Deine Geschichte ist trotzdem gut und ich mag sie und die obigen Punkte fallen sicherlich vielen Lesern gar nicht auf. Falls Du sie "realistischer" gestalten möchtest, helfen Dir vielleicht die obigen Kommentare.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo Blaustrumpf,
Vielen Dank für deinen Kommentar. Leider komme ich erst jetzt dazu, darauf zu reagieren.
Nicht doch. Ich wundere mich ohnehin schon die ganze Zeit, wie ihr Challenge-Autoren es schafft, diese Fülle an Kommentaren zu verarbeiten und auch noch zu beantworten. Darum liegt der Dank ganz auf meiner Seite :)
Ganz kurz noch dazu:
Klar, eine Möglichkeit, aber ich fand, umgekehrt, für diese Geschichte eine gewisse Distannz zum Protagonisten wichtig. Dieses "Über-die-Schulter-schauen", und zu wissen oder ahnen, oje, da bahnt sich etwas an. War das verständlich?
Ja, natürlich, man hat es kommen sehen. So ein Unsympath wie Dein Prot muss einfach eine aufs Dach kriegen. Nur wäre ich vermutlich pervers genug gewesen, es genau deshalb aus der Sicht des Prot zu schreiben - in herrlicher Ahnungslosigkeit und Selbstüberschätzung macht er sich an die Durchführung seines perfiden Planes und weder er noch die Leser ahnen, dass er dabei ist in eine Falle zu tappen.
Aber natürlich wärest Du dabei Gefahr gelaufen, Leser zu verlieren, weil der Prot dann vermutlich zu unsympathisch rübergekommen wäre. Also alles richtig gemacht. Und das ich es mir anders gewünscht hätte, damit können wir sicher alle beide leben ;).
Nochmals viele Grüße und ein neuerliches Dankeschön, Blaustrumpf

 

Hallo Geschichtenwerker,
Endlich mal einen Moment Zeit, tja, die Weihnachtszeit... Vielen Dank für deinen Kommentar.

Grundsätzlich finde ich die Geschichte gut zu lesen und unterhaltsam.
Das ist doch schon mal schön.

Aus meiner Sicht ist sie aber unrealistisch.
Ach, schade, doch ein fettes ABER ;)
Ich würde nicht soweit gehen und die Geschichte unrealistisch nennen, aber natürlich auch nicht 100% an dem, was wirklich in den Laboren dieser Welt geschieht.
Aber: es handelt sich natürlich um Fiktion, so dass ich gar nicht den Anspruch erhebe (und erheben will), in jedem Detail einer gründlichen Überprüfung standzuhalten. Das wäre dann möglicherweise doch etwas dröge. Ich möchte aber auf deine Anmerkungen eingehen.

Forschung ist normalerweise Teamarbeit. Es kommt praktisch nicht vor, dass nur ein einzelner Mann vor sich alleine hinforscht.
Na ja, ist gar nicht so selten. Da, wo der Konkurrenzkampf gezielt befeuert wird, gibt es klare Tendenzen zur Isolation und Paranoia, und wenn sich dann noch die entsprechenden Charaktere in ein solches Institut verirren, wird es lustig.

In dem Umfeld, das Du beschreibst, wird er nicht selber mit Pipetten hantieren, das machen wahrscheinlich eher Laborassistenten.
Ja, sicher, auch. Aber viele, wenn nicht sogar die Mehrzahl der Postdocs, stehen selbst im Labor und haben nicht den Luxus einer helfenden Hand.

Dann ist mir unklar, welches Großgerät Du meinst, wenn es um Krebsforschung geht.
Spontan würden mir Cell-Sorter, diverse Mikroskope und Pipettierroboter einfallen. Aber im Prinzip geht es ja vor allem darum, dass Severin mit den nicht genutzten Reservierungen für Geräte, die nicht zur normalen Laborausstattung gehören, die Arbeit der anderen behindert.

Ich vermute stark, dass es zwar auch in dem von Dir beschriebenen Umfeld Laborbücher gibt, doch werden Abbildungen auch digital vorhanden sein. Dass er nun aus dem Laborbuch Abbildungen "kopiert" und für den Vortrag verwendet, klingt unrealistisch. Wenn, dann wird er die kompletten experimentellen Daten klauen und selbst Abbildungen erstellen.
Puh, jetzt wird es aber genau. Könnte schon so sein, wie von dir vorgeschlagen, andererseits frage ich mich, wie er auf die Schnelle (über Nacht) Mikroskopaufnahmen erstellen sollte.

Im Forschungsumfeld wird ständig auch über Forschung gesprochen. Beim Mittagessen, beim Kaffeetrinken, auf dem Parkplatz, auf der Toilette... ;-)
Selbst wenn Dein Protagonist den Artikel nicht gelesen hat, so hätte er es in irgendeinem Gespräch aufgeschnappt, noch dazu, wenn es ein Durchbruch ist.
Yo, das wurde schon mehrfach besprochen.

Aber, Deine Geschichte ist trotzdem gut und ich mag sie und die obigen Punkte fallen sicherlich vielen Lesern gar nicht auf.
Danke, und genau. Es ist ja, wie gesagt, Fiktion, basierend auf Vorgängen, die so oder so ähnlich durchaus auch im realen Leben stattfinden.

Ich danke dir, Geschichtenwerker.

Beste Grüße,
Fraser

 

Hallo Fraser,


da ist dir eine nette kleine Geschichte gelungen, die mich prima unterhalten konnte.

Gelungen ist dir besonders, diese Atmosphäre eines Laborbetriebes zu erschaffen. Ich kenne mich überhaupt nicht mit solchen Örtlichkeiten und Arbeitsbedingungen aus, hatte aber den Eindruck, dass alles glaubwürdig und stimmig war, was du in deiner Geschichte erschaffen hast.
Und genau das reicht mir völlig aus.

Das waren zwar etliche Fachausdrücke dazwischen, bei denen mir der Finger zuckte, sie mal eben zu googeln, aber dann ließ ich es und dachte mir, dass ich das nicht benötige, es ist Lokalkolorit und staffiert das Labor aus und dient der Glaubwürdigkeit der Handlung. Alles gut.


Der Typ wird von dir zwar recht einbahnig dargestellt, aber es gelingt dir trotzdem, obwohl man weiß, dass da gleich noch ein spannendes Ende folgen wird, mich als Leser in den Sog zu bringen.

Am Ende ist man mit einem netten Unterhaltungshäppchen von dir bedient worden.

Mir kam der Gedanke, dass diese Figur mit samt dem Japaner vielleicht ein Sprengselchen aus einem größeren Roman darstellen könnte. Ich will nicht behaupten, dass du diese Geschichte einem Romanteil entnommen hast, sondern dich anregen, eventuell einen solchen Roman mit solchen Figuren zu erschaffen. Dann wäre deine Geschichte eines der vielen sog. Abenteuer, die dein Antiheld durchstehen müsste.

Der Titel ist fast schon zu offenherzig gewählt, aber absolut passend und auch nicht so alltäglich, wie wenn du "Der Betrug" oder "Institute for Genome" gewählt hättest, um mal ein paar Nogo-Beispiele aufzuzählen. :D

Challengethema ist auch erfüllt und spielt sogar in Form des Laborbuchs eine Hauptrolle.


Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Fraser,

der Text hat Potential. Auf jeden Fall. Und wenn jmd, das sagt, ist es immer ein Lob mit aber :)

Wurde in den Kommentaren auch schon gesagt, in welche Richtung sich das entfalten könnte. Muss man vielleicht nicht bei dieser Geschichte mehr ausarbeiten, aber so für den Gedankengang vor dem Schreiben, da lohnt es sich immer mal drüber nachzudenken, wo denn jetzt genau der Knackpunkt ist, und nicht selten landet man dann bei einer Figur oder bei Zweien und deren Interaktion. Jedenfalls sollte man da landen, sonst gleich noch mal über die Figuren nachdenken ;).

Deine Geschichte ist natürlich auf den ersten Blick ein äußerer Konflikt, zumindest ziehst Du die Geschichte darüber auf. Ist nicht schlecht, kann man machen, aber das spielt dann eben auch immer alles an der Oberfläche und man schlüpft nur selten in die Figur hinein, man guckt ihr eher zu. Und das mein ich mit Potential. In die Figur, mit ihr leiden, fühlen, freuen - dann ist der Leser im Text und nicht nur dran, dann knallen die richtigen Synapsen und große Geschichten entstehen. Klingt sehr theoretisch, aber von der Sache her läuft das genau so.

Zweites Ding, die Glaubwürdigkeit. Wurde auch schon angesprochen. Und ja es ist Fiktion. Natürlich ist es das. Jede Art von Belletristik ist Fiktion. Auch das Familienepos über fünf Generationen. Aber zu sagen: Es ist Fiktion ist eine ganz schlechte und faule Ausrede. Man kann einem Leser nicht sagen, der Apfel ist eine birne, das hier ist Fiktion, ich darf das. Der Leser wird immer noch denken - das ist ein Apfel. Wenn der Autor aber möchte, dass der Leser ihm glaubt, der Apfel sei eine Birne, dann muss er sich was einfallen lassen und ja, man kann das, dafür gibt es Mittelchen. Entweder lässt der Autor bestimmte Informationen weg, so dass man den Apfel aufgrund der genannten Merkmal auch für eine Birne halten könnte (keine Formangabe z.B.), oder er erklärt dem Leser haargenau, warum das nun doch eine Birne ist, die nur wie ein Apfel aussieht oder er führt eine Person ein, die bestimmen darf, der Apfel ist ab heute eine Birne. Am Ende muss dem Leser den Apfel also als Birne annehmen. Für sich annehmen.
Und wenn da eben gesagt wird, so läuft das nicht, dann hast Du all die Leser schon mal nicht überzeugen können, sie zucken mit den Schultern, sie kaufen diesen Text nicht, sie schlucken nicht. Sie sagen einfach: So nicht! Und da haste keine Chance mehr auf Punkte von denen. Auf dem Markt würden sie auch kein weiteres Buch von Dir kaufen. Durchgefallen. Klingt hart, ist hart, aber wir haben es hier glücklicherweise etwas kuschliger.

Deshalb sage ich Dir nämlich, dass ich trotzdem auf weitere Texte von Dir gespannt bin und sie auch lesen werde. Und das mach ich, weil ich deine Geschichte nicht ungern gelesen hab (die hat auch was), weil sie eine Menge Konfliktpotential auffährt und ich wissen will, was Du mit der Zeit und Erfahrungen damit anstellen wirst. Spätestens nächstes Jahr bin ich schlauer :).

Ich wünsche Dir ein tolles 2017!
Fliege

 

Hallo lakita,
Tut mir schrecklich Leid, dass ich so lange brauche, um zu antworten. Ziemlich viel um die Ohren in letzter Zeit. Danke für deinen Kommentar natürlich.

da ist dir eine nette kleine Geschichte gelungen, die mich prima unterhalten konnte.
Das freut mich und noch mehr freut mich, dass nicht sofort ein Aber... hintergeschoben wurde ;)

Der Typ wird von dir zwar recht einbahnig dargestellt, aber es gelingt dir trotzdem, obwohl man weiß, dass da gleich noch ein spannendes Ende folgen wird, mich als Leser in den Sog zu bringen.
Ja, die fehlende Tiefe des Protagonisten... Ich fand es für diese kurze Geschichte von Lug und Trug einfach nicht so wichtig. Er baut Scheiße und bekommt die Rechnung dafür, vielleicht nicht so direkt, wie man erwarten würde, sondern von längerer Hand geplant, aber dennoch...

Am Ende ist man mit einem netten Unterhaltungshäppchen von dir bedient worden.
Danke dafür!

Mir kam der Gedanke, dass diese Figur mit samt dem Japaner vielleicht ein Sprengselchen aus einem größeren Roman darstellen könnte. Ich will nicht behaupten, dass du diese Geschichte einem Romanteil entnommen hast, sondern dich anregen, eventuell einen solchen Roman mit solchen Figuren zu erschaffen. Dann wäre deine Geschichte eines der vielen sog. Abenteuer, die dein Antiheld durchstehen müsste.
Ist keinem Roman entnommen, aber warum nicht?

Lieben Gruß zurück und nochmal Danke,
Fraser

---------
Hallo christianheynk,
Auch dir einen Dank für den Kommentar.

ordentlich geschrieben und der Lesefluss hält einen dann auch bei der Stange. Auch baust du recht geschickt Spannung auf, der von Neid zerfressene Forscher und sein japanischer Antipode machen die Sache interessant
Da habe ich mich noch gefreut.

Skeptisch wurde ich aber bei diesem Abschnitt:
War ja klar ;)

Einerseits ist Severin mit Empfehlungsschreiben der renommiertesten Experten ans Institut gekommen, jetzt aber durchschaut er eine wissenschaftliche Methode nicht ganz und will sie trotzdem als seine eigene verkaufen. Das erscheint mir unglaubwürdig.
Da hat mir Fliege ja auch noch was ins Stammbuch geschrieben zum Thema Glaubwürdigkeit. Aber zu deinen Bedenken, die Empfehlungsschreiben usw. müssen nicht zangläufig bedeuten, dass der Wissenschaftler auch wirklich richtig gut ist und alles sofort versteht. Aber gut, wenn man das erst erklären muss, ist der Teil wohl nicht so ganz überzeugend und ich verstehe deine Skepsis.

Obwohl es sich gut lesen läßt, finde ich auch, dass bis zur Präsentation zu viel erzählt wird, die Handlung (soweit vorhanden), könnte man auch kürzer fassen.
Hast du da Vorschläge?

Nochmals danke und beste Grüße,
Fraser

----

Fliege, du bist nicht vergessen!

 

So, Fliege,
Jetzt endlich zu dir. Vielen Dank für deinen kritischen Kommentar. Und danke, dass du mir so detailliert dargestellt hast, wo für dich bei dem Text (und damit möglicherwiese ja auch in meinen schriftstellerischen "Veranlagungen") die Schwächen sind.

Deine Geschichte ist natürlich auf den ersten Blick ein äußerer Konflikt, zumindest ziehst Du die Geschichte darüber auf. Ist nicht schlecht, kann man machen, aber das spielt dann eben auch immer alles an der Oberfläche und man schlüpft nur selten in die Figur hinein, man guckt ihr eher zu. Und das mein ich mit Potential. In die Figur, mit ihr leiden, fühlen, freuen - dann ist der Leser im Text und nicht nur dran, dann knallen die richtigen Synapsen und große Geschichten entstehen. Klingt sehr theoretisch, aber von der Sache her läuft das genau so.
Du hast Recht, der erste Blick ist der auf die Konkurrenzsituation mit Naruto, bzw. dem Institutsleiter. Aber natürlich ist Severin zerrissen von widersprüchlichen Gefühlen: Der Rest des Ehrgeizes der früheren Tage vs. Antriebslosigkeit, Eitelkeit, nicht eingestandene Versagensängste, widersprüchliche Gefühle gegenüber seinem Boss etc. Und wenn ich das so schreibe, wird er vor meinem geistigen Auge immer "lebendiger". Da haben wohl die richtigen Synapsen geknallt, hm, vielleicht keine schlechte Idee, die Geschichte/Figur weiterzuentwicklen für etwas Längeres.

Zweites Ding, die Glaubwürdigkeit. Wurde auch schon angesprochen. Und ja es ist Fiktion. Natürlich ist es das. Jede Art von Belletristik ist Fiktion. Auch das Familienepos über fünf Generationen. Aber zu sagen: Es ist Fiktion ist eine ganz schlechte und faule Ausrede.
Da gebe ich dir Recht. Ich glaube, das mit der Fiktion war auf den Kommentar von Geschichtenwerker gerichtet, der es unglaubwürdig fand, dass ein Wissenschaftler für sich allein forscht. Abgesehen davon, dass es diese Forscher sehr wohl gibt (aus welchen Gründen auch immer), ist die selbstgewollte Isolation von Severin die Basis für die Geschichte, die das Vorhaben von Naruto erst möglich macht. Aber gut, es geht ja noch weiter...

Man kann einem Leser nicht sagen, der Apfel ist eine birne, das hier ist Fiktion, ich darf das. [...] Am Ende muss dem Leser den Apfel also als Birne annehmen. Für sich annehmen. Und wenn da eben gesagt wird, so läuft das nicht, dann hast Du all die Leser schon mal nicht überzeugen können, sie zucken mit den Schultern, sie kaufen diesen Text nicht, sie schlucken nicht. Sie sagen einfach: So nicht!
Im Prinzip gebe ich dir Recht, Fliege. Aufgrund der Kommentare zu der Geschichte schätze ich mal, dass etwa die Hälfte ein Glaubwürdigkeitsproblem erkannt hat. Ist das schon zu viel? Vielleicht.
Andererseits frage ich mich generell, inwieweit wir nicht alle eine Erwartungshaltung haben - ob die letztendlich der Realität entspricht, vor allem in hochspeziellen Bereichen, können wir ja oft gar nicht wissen. Will sagen, ich habe keine Ahnung, was z.B. ein Kernphysiker so macht, aber eine gewisse Vorstellung. Wenn jetzt jemand daherkommt, ein Insider, der sich aber als "normaler" Autor ausgibt, und mir eine Geschichte erzählt, die sich sehr von meiner Vorstellung unterscheidet, aber letztendlich wahr ist, was dann? Dann sage ich, nee, kann gar nicht sein, weil ich mir das so und so vorstelle, du Blödmann? Ich hoffe, ich habe meinen Gedankengang einigermaßen verständlich formuliert.
Und ehrlich gesagt, wenn ich manchmal lese, was in Büchern so geschrieben wird über irgendwelche Viruslabore o.ä., dann kann ich nur müde lächeln, aber ich sage mir, na gut, das ist jetzt nicht die Hauptsache, um die es geht (falls es so ist).

Und da haste keine Chance mehr auf Punkte von denen. Auf dem Markt würden sie auch kein weiteres Buch von Dir kaufen.
Soweit bin ich ja zum Glück noch nicht ;) Aber ich werde das im Hinterkopf behalten.

Deshalb sage ich Dir nämlich, dass ich trotzdem auf weitere Texte von Dir gespannt bin und sie auch lesen werde.
Das freut mich!

Ich wünsche Dir ein tolles 2017!
Das wünsche ich dir auch, und vielen Dank noch einmal, dass du dir die Zeit genommen hast, um mir deine Gedanken mit auf den Weg zu geben.

Beste Grüße,
Fraser

 

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