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Das Loch in der Wand oder: Da kommt Luft raus!

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17.11.2016
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Das Loch in der Wand oder: Da kommt Luft raus!

Die Leute, die mir die Küche liefern sollen, kommen pünktlich. Es ist 9:00 Uhr. Dritter Stock, höher ging’s wohl nicht? Die sind ziemlich sauer, aber sie bleiben tapfer und schleppen mir die Kartons ohne zu murren hoch. Es sind viele Kartons und einige dürften schwer sein. Warum auch nicht? Schließlich ist es eine Küche, die in meine neue Wohnung getragen werden muss.
Als der letzte Träger gegangen ist und sämtliche Kartons in meiner – noch leeren – Küche stehen, bin ich fürs Erste zufrieden. Bleibt nur eine Frage, wo sind die Leute, die mir die Küche aufbauen sollen?
Das wollte ich vorher geklärt haben. In der IKEA-Filiale. Dort, wo ich die Küche am Computer entworfen, zusammengestellt und gekauft habe. Die Dame, die meine Bestellung entgegengenommen und abgewickelt hat, ließ mich wissen, dass ich den Montagetermin mit den Leuten von der Spedition klären sollte – und zwar bei Lieferung der Küche. Nun ist die Lieferung erfolgt, aber auf meine Frage, wann ich mit den Monteuren zu rechnen hätte, erntete ich ein Schulterzucken. Keine Ahnung. Sie wären nur die Schlepper.
Also muss ich tun, was ich auf gar keinen Fall tun wollte - die IKEA-Service Hotline anrufen. Mit der hatte ich schon meine Erfahrungen gemacht. Um da einen leibhaftigen Menschen an die Strippe zu kriegen, musste man sich durch ein langes Menü von automatischen Ansagen hindurch quatschen, nur um dann zu erfahren, dass noch mehr als 30 Anrufer vor einem in der Leitung waren. Was bedeutete das, mehr als 30?
300? 3000?
Umso ärgerlicher, dass ich gezwungen war, mich abermals in die Gesellschaft von mindestens 30 oder mehr Anrufern begeben zu müssen.

Ich wählte die Nummer der IKEA-Hotline und wieder das gleiche Spiel: Bitte nennen Sie eine IKEA Filiale!
„Filiale XY.“
Wenn Sie Fragen zu einer Bestellung haben, anworten Sie mit: JA!
„Ja!“
Bitte wiederholen Sie!
„Ja“!
Bitte wiederholen Sie!
„Ja verdammt, du blöde Ziege!“
Bitte wiederholen Sie!
Spreche ich so undeutlich?
Nach fünf Minuten Quatschen und Zahlendrücken werde ich zum Service durchgestellt – nur um zu erfahren, dass noch mehr als 30 Anrufer vor mir in der Leitung sind. Überraschung! Da sind wir wieder. Die Party kann losgehen!
Oberstes Gebot in solchen Fällen – Wartezeiten kreativ nutzen! Mit dem Telefon am Ohr fange ich an, Dinge wegzuräumen, mir die Zähne zu putzen, aufs Klo zu gehen, den Boden zu kehren, leise Flüche auszustoßen. Plötzlich kommt Bewegung in die Sache. Die automatische Ansage ändert ihren Text. Es sind noch 29 Anrufer vor Ihnen in der Leitung. Mein Pulsschlag geht hoch. Gibt es einen Gott und die Hoffnung auf Erlösung? Sollte ich in diesem Leben tatsächlich zu einem Servicemitarbeiter von IKEA durchgestellt werden?
Meine Aufregung steigt von Minute zu Minute – synchron zum Countdown der nun einsetzt. Noch 24 sind vor mir dran, noch 21, 17, 14, 9. Ich hätte Lust, die Sektkorken knallen zu lassen.
Als ganze sieben Anrufer vor mir in der Leitung sind, fange ich vor Vorfreude an, im Flur zu tanzen.
Und genau in diesem Moment klingelt das Handy.
Schock. Das Handy. Klingelt.
Wer kann das sein? Panik! Ist es wichtig? Größere Panik! Noch fünf Anrufer. Ich schnappe mir das klingelnde Ding, schaue aufs Display. Eine fremde Nummer. Schock! Noch vier Anrufer. Hilfe! Wer ist das?
Ich gehe dran.
Und stehe nun da. Mit dem einen Ohr kurz vor dem Durchbruch bei IKEA. Noch vier Anrufer.
Und auf dem anderen Ohr?
Auf dem anderen Ohr ist das Montageteam. „Wir würden dann gleich kommen und ihre Küche aufbauen.“
„Hä?“ Machen die Scherze? War das ein Fake?
Noch drei Anrufer!
Ich kann’s kaum glauben. Wenn ich jetzt auflege und die verarschen mich, werde ich nie wieder zum IKEA Service durchgestellt. Nicht heute und auch in Zukunft nicht. Das ist meine letzte und einzige Chance.
Noch zwei Anrufer.
Ich befinde mich mitten im Küchenchaos, halte mir links das Telefon, rechts das Handy an den Kopf und stehe vor der wichtigsten Entscheidung meines Lebens. Für welche Seite soll ich mich nun entschieden?
Ich: „Und Sie sind ganz bestimmt das Montageteam und nicht von den Zeugen Jehovas?“
Noch ein Anrufer...
Klick! Ich lege IKEA auf. Ich hab’s wirklich getan.
Es ist die richtige Entscheidung.
20 Minuten später rückt das Montageteam an. Zwei Leute. Mehr braucht es nicht, um mich glücklich zu machen. Nach einer kurzen Besprechung und der Aussicht, auf heißes Essen am Abend, verabschiede ich mich. Ich bin zum Frühstücken verabredet. Falsche Entscheidung.
Was haben die Küchenmonteure mir beim Rausgehen gesagt? Wir rufen Sie an, wenn es Probleme gibt.
Meine Antwort: „Kein Problem.“
Falsch, ganz falsch!

Ich treffe einen Freund in der Stadt. Wir begrüßen uns. Ich schnappe mir die Frühstückkarte, will gerade bestellen, da klingelt auch schon das Handy. Zum zweiten Mal an diesem Tag. Und es ist dieselbe Nummer. Das Montageteam ist dran. Und man hört, dass eine gewisse Unruhe auf der anderen Seite der Leitung herrscht.
Er (nervös): „Also, ich habe zur Fixierung der Arbeitsplatte ein Loch in die Wand gebohrt – und jetzt kommt da Luft raus.“
Mein erster Gedanke: Luft? Was heißt hier Luft?
Kalte Luft, heiße Luft? Viel oder wenig?
Ich (verwundert): „Luft?“
Das Montage-Team wird konkreter.
Er (sehr nervös): „Ich befürchte, ich habe die Gasleitung erwischt.“
Ich (verwundert bis beunruhigt): „Die Gasleitung?“
Und gleichzeitig sehe ich vor meinem inneren Auge das Haus, in das ich vor zwei Tagen eingezogen bin. Und das in den nächsten Sekunden in die Luft fliegen wird.
Ich: „Wie? Die Gasleitung?“
Die Stimme am anderen Ende verliert ein wenig die Contenance.
Er: „Ich brauche die Nummer des Hausmeisters. Irgendwo hier im Haus muss ein Hahn sein, um das Gas abzustellen.“
Die Nummer des Hausmeisters! Ja ja, die habe ich bei mir, genauso wie die Nummer von Helene Fischer und dem Papst.
Ich (jetzt sehr beunruhigt bis völlig aufgebracht): „Ach du liebe Scheiße, der Gashahn, keine Ahnung, da müsste ich mal bei der Wohnungsgenossenschaft nachfragen.“
Er (kurz vor dem Weinen): „Ja, tun Sie das. Und rufen Sie mich so schnell wie möglich an. Es ist wirklich dringend. Wir können hier nicht weitermachen.“
Weitermachen! Weitermachen? Meine Wohnung fliegt denen gleich um die Ohren, die dürfen nicht weitermachen.
Ich lege auf. Bin fassungslos. Und ich kriege ein richtig ungutes Gefühl. Angebohrte Leitung, Gasalarm, Polizei, Straßensperrung, ein Spezialteam stürm ins Treppenhaus, in meine Wohnung, zu spät, die Explosion reißt ein riesiges Loch in die Frontwand, ach was, nicht in die Frontwand, das ganze Hause ist futsch, die Trümmer und Leichenteile werden über das Viertel verstreut. Ein Sachschaden von mehreren Millionen. Und dann auch noch die Toten.
Ich bin am Ende. Bald werde ich kein Zuhause mehr haben. Und außerdem bin ich für den Rest meines Lebens verschuldet.
Ich spüre, wie meine Beine zu Pudding werden.
Mein Freund schaut mich beunruhigt an.
Er: „Ist was?“
Ich: „Alles ist. Ich muss sofort wieder weg. Meine Wohnung fliegt gleich in die Luft. Die haben die Gasleitung getroffen.“
Und dann bin ich weg. Lasse den Freund zurück, der mir alles Gute wünscht. Versuche im Gehen, die Wohnungsgenossenschaft zu erreichen. Besetzt.
Besetzt? Was zum Teufel! Wie kann da besetzt sein? Es geht um mein Leben! Und das meiner Mitbewohner. Verdammter Hurendreck!
Ich laufe zur nächsten U-Bahnstation. Das Handy klingelt. Das Montageteam. Die rufen an, um mir zu sagen, dass alles zu spät ist. Mit zitternden Händen gehe ich dran, bin auf das Schlimmste gefasst.
Er: „Haben sie die Genossenschaft schon erreicht?“
Ich: „Nein, da ist besetzt.“
Er: „Es ist wirklich dringend. Da kommt immer mehr Luft raus.“
Ja ja , ich weiß. Alles Scheiße.
Ich: „Bin schon auf dem Weg.“
Ich lege auf. Rufe die Genossenschaft an. Immer noch besetzt. Fuck! Fuck! Fuck! Wir haben 11:15 Uhr. In 45 Minuten machen die alles dicht und gehen ins Wochenende. Wenn ich Glück habe, schaffe ich es mit der Bahn gerade noch, vor 12 Uhr dort zu sein. Fuck!
Mir kommt ein Gedanke. Ich rufe das Montageteam an.
Ich: „Machen Sie die Balkontüre auf. Sofort. Beide Türen. Und alle Fenster.“
Er: „Habe ich schon gemacht.“
Ich: „Gut. Und rauchen Sie nicht in der Küche.“
Anschließend rufe ich die Genossenschaft an. Immer noch besetzt. Kackescheißeverfluchterhurendreckmist!
Was ist eigentlich die Steigerung von „Total am Ende sein“?
Schließlich erreiche ich die U-Bahn-Haltestelle. In acht Minuten kommt die Bahn. In acht Minuten? Verdammte KVB! Was ist denn das für eine Taktung? Verreckt doch alle! In Paris kommen die Bahnen alle drei Minuten. Das muss schneller gehen.
Das Handy klingelt. Das Serviceteam.
Er: „Und? Jemanden erreicht?“
Man kann hören, dass hier auf beiden Seiten der Leitung die Nerven blank liegen.
Ich: „Nichts zu machen. Ich bin auf dem Weg zur Genossenschaft.“
Und wieder wähle ich die Nummer.
Dieses Mal habe ich Glück. Ein Freizeichen.
Es vergehen einige Sekunden – und dann nimmt tatsächlich jemand ab.
Die Dame von der Genossenschaft. Mein Herz macht einen Hüpfer. Rettung naht. Oder die Verdammnis.
Ich: „Sie erinnern sich vielleicht, Nr. 264, ich bin vor zwei Tagen eingezogen. Wir haben da ein kleines Problem mit der Gasleitung.“
Ich berichte. Die Dame bleibt erstaunlich gelassen. Sie klingt sogar fröhlich.
Sie: „Ich kümmere mich darum. Die verantwortliche Firma kommt gleich. Und öffnen Sie die Fenster. Schönes Wochenende!“
Kein Drama. Keine Vorwürfe. Bin nur ich so bekloppt?
Das Handy klingelt. Das Montageteam.
Er: „Wir haben den Hausmeister erreicht. Seine Nummer hing unten neben der Haustür. Das Gas ist abgestellt.“
Jesusherrimhimmelseidank! Große Erleichterung. Ich bin gerettet. Vorerst.
Ich: „Da kommt gleich jemand, der sich das anschaut.“
Er: „Gut, wir machen inzwischen weiter. Müssen jetzt nur ein wenig um das Loch in der Wand herumarbeiten. Könnte sein, dass das alles hier länger dauert.“

Ich komme gleichzeitig mit der verantwortlichen Firma in meiner Wohnung an. Drei Männer. Einer von ihnen ist einigermaßen hübsch anzuschauen. Immerhin. Für irgendwas muss sich die Sache ja lohnen. Das Loch in der Wand ist winzig. Ein kleines Loch, aber genau da, wo es nicht sein sollte.
Das Montageteam baut weiter ungerührt Schränke auf.
Ich: „Schöne Scheiße!“
Er: „Das ist mir bisher erst zweimal passiert.“
Ich: „Und musste das ausgerechnet bei mir passieren?“
Nein, ich bin nicht sauer. Shit happens. Hauptsache, die Wohnung steht noch. Aber ich könnte trotzdem kotzen.
Ich: „Da können Sie nichts dafür. Wer ahnt denn, dass ausgerechnet hier (und ich deute auf das Loch in der Wand) die Gasleitung verläuft.“
Er: „Ich wollte nur die Arbeitsplatte fixieren. Die Arbeitsplatte muss fixiert werden, verstehen Sie? Wirklich, ich mache das fünf Tage die Woche. Schon seit Jahren. Das ist das zweite Mal.“
Ich: „Was für ein Glück.“
Die Leute von der Firma, die das in Ordnung bringen sollen, sind teilweise im Keller verschwunden. Der Hübsche bleibt bei mir in der Küche. Der Moment könnte magisch sein. Aber dann strömt mit einem Mal wieder Luft aus der Wand. Es zischt ganz ordentlich. Die Magie verfliegt wie das Gas, das aus der Wand kommt. Ich schaue mich verdutzt nach dem Küchenaufsteller um.
Ich: „Das nennen Sie „Da kommt Luft aus der Wand“? Das ist der reinste Gasangriff.“
Der hübsche Mann von der Firma, die das in Ordnung bringen soll, nickt zustimmend.
Er: „Ganze Arbeit geleistet.“
Schweigen. Irgendwie sind alle betroffen.
Ein Kollege kommt aus dem Keller zurück.
Er: „Und?“
Der Hübsche: „Volltreffer!“
Nun machen sich beide daran, mit Hammer und Meißel ein schönes, großes Loch in die Küchenwand zu schlagen. Das Loch ist so groß wie meine Hand. Ein schlimmer Anblick. Die schöne Küche. Alles frisch gestrichen und jetzt das. Wo backe ich heute Abend nur meine Pizza? Ich versuche, die Situation mit schlechten Witzen und nervösem Gekicher aufzulockern. Alle Anwesenden schauen sich an.
Na gut, ich halte besser die Klappe.

Schließlich rückt noch die Frau von der Wohnungsgenossenschaft an.
Sie: „Ich wollte mir das mal anschauen.“
Ich: „Ja, schauen Sie sich das bloß mal an.“
Sie schaut sich das an und ist ziemlich beeindruckt.
Sie: „Tolle Leistung.“
Ich: „Sie sagen es.“
Der Hübsche: „So was habe ich noch nicht erlebt.“
Ich: „Mit mir kann man einiges erleben.“
Sie: „Also da muss mindestens eine Kachel ersetzt werden. Wenn sie Glück haben. Und jemand, der die Wand wieder in Ordnung bringt. Nachdem die Gasleitung repariert wurde.“
Ich: „Das klingt nach Geld.“
Sie: „Viel Geld. Aber das bezahlen ja nicht Sie, sondern die Firma, die Sie mit der Montage beauftragt haben.“
Da mischt sich der Mann vom Montageteam in unser Gespräch ein.
Er: „Wenn ich mich kurz in das Gespräch einmischen dürfte. IKEA kommt in solchen Fällen nicht für den Schaden auf.“
Ich: „In solchen Fällen? Ich dachte, das ist Ihnen erst zweimal passiert.“
Er: „Ja.“
Sie: Bitte?
Ich: Was?
Er: „Steht im Vertrag. IKEA übernimmt keine Verantwortung für Schäden, die bei der Montage an den Leitungen entstehen. Es ist die Pflicht des Auftraggebers, uns unaufgefordert darauf hinzuweisen, wo in der Wand etwaige Leitungen verlaufen.“
Ich: „Wo steht das?“
Er: „Im Kleingedruckten.“
Ich: „Na toll!“
Sie: „Dann setzen Sie sich besser mal mit ihre Haftpflichtversicherung in Verbindung. Dann rechnen wir den Schaden mit denen ab.“
Und jetzt die Überraschung. Ich habe ja eigentlich nichts, keine Lebensversicherung, keine Hausratversicherung, einfach nichts. Aber ich habe eine Haftpflichtversicherung! Manchmal bin ich doch nicht so blöd. Ob die für den Schaden aufkommen? Schließlich habe nicht ich sondern IKEA die Scheiße verbockt. Und jetzt winden die sich aus der Verantwortung. Drecksladen! Schwedische Elchficker!
Ich: „Und da sind Sie sich ganz sicher?“
Sie: „Ich würde es versuchen. Und vergessen Sie nicht, Fotos vom Schaden zu machen.“

Hurra! Mein erster Versicherungsfall. Und ich habe keine Ahnung, wie so was funktioniert. Schreibt man die einfach an und erzählt eine tränenreiche Geschichte?

Wie auch immer. Ich habe jetzt Zeit. Und werde wohl nicht mehr gebraucht. Während in der Küche weiter gebohrt und gehämmert wird, verziehe ich mich in mein Zimmer. Und auf mein Bett. Der einzige sichere Ort in meiner Wohnung. Dann werfe ich den Computer an. Ich klicke auf die Seite meiner Versicherung und beginne, zu schreiben.


Sehr geehrte Damen und Herrn,

anbei erhalten Sie Informationen zu o.g. Schadenfall sowie einige Dokumente und Fotos im Anhang.

Bei der Montage meiner Küche wurde versehentlich eine Gasleitung in der Wand beschäftigt. Gas trat aus. Große Katastrophe. Momentan ist man damit beschäftigt, die Schäden zu beseitigen. Die Bohrarbeiten wurden von dem Montageteam durchgeführt, das von IKEA mit dem Aufbau der Küche beauftragt wurde. Ich hätte das besser selber gemacht, also das Loch in die Gasleitung gebohrt, dann wäre der Schadenfall eindeutig gewesen.

Ich möchte Ihnen nicht die Aufregung schildern, immerhin ist es uns schnell gelungen, den Schaden vorerst zu beheben. Von Anfang an stand für mich fest, dass IKEA für den finanziellen Schaden, den das beauftragte Montageteam verursacht hatte, aufkommen würde. Bis ich lapidar davon in Kenntnis gesetzt wurde, dass IKEA in seinen Geschäftsbedingungen ausdrücklich darauf hinweist, dass der Kunde (!) die Handwerker vor Beginn der Arbeit unaufgefordert (!!) über den Verlauf eventueller Strom-, Wasser- oder Gasleitungen (!!!) zu informieren habe.

Diese Vertragspraxis hat mich – vorsichtig ausgedrückt – sehr überrascht.

Leider schützt Unwissenheit nicht vor Strafe – und der Verantwortung, die ich jetzt für den entstandenen Schaden tragen muss. Im Nachhinein ist man schlauer (leider zu spät).

Können Sie mir weiterhelfen?

Mit freundlichen Grüßen

Frank Stuckardt-Feierabend


Nachtrag: Nach einigem Hin und Her wurden die Kosten für den Schaden an und um die Gasleitung tatsächlich von meiner Haftpflichtversicherung getragen (wer wissen möchte, welche Haftpflichtversicherung das ist, darf sich vertrauensvoll an mich wenden).

 

Hallo stfeierabend,

ich habe gesehen, dass du seit dem 20.11. nicht mehr online warst und vermute, du bist entweder im Urlaubs-, Advents- oder Feiertagsstress oder gar nicht mehr aktiv auf dieser Seite. Nun gut, wenn ich ALLE Geschichten mit meinem Feedback bedenke, so dann auch deine.

Der Titel ist spannend, obgleich und dies ist zugleich meine Kritik, ich immer finde, dass dein doppelter Titel eher Rückschlüsse auf die Unentschlossenheit des Autors wirft. Da ich beide Titelmöglichkeiten sehr spannend finde, aber "Da kommt Luft raus" eher passender zum Thema, schlage ich vor, dass du den ersten Titel eliminierst.
Das Challengethema finde ich so recht nicht in dieser Geschichte, aber vielleicht habe ich da was übersehen?

Der Geschichtenplot ist eigentlich das, was man höchstens als Anekdote bezeichnen würde oder dasjenige, was man so bei einem Glas Bier oder Wein im Freundeskreis zum Besten geben würde.
Derlei Geschichten schreibt der Alltag in jeder Familie zu Hauf. Von daher ist mein Problem, dass ich mich nicht so glücklich beim Lesen fühlte, weil ich mich gefragt habe, wozu mir das erzählt wird.

Während ich nämlich im Verwandten- oder Freundeskreis solchen Geschichtchen gerne und aufmerksam zuhören mag, was schlicht daran liegt, dass ich gerne miterleben möchte, was meinen Nächsten so alles geschieht, sehe ich diesem Bericht über eine Beinahekatastrophe eher unbeteiligt zu. Es geht mir nicht nahe und unterhalten fühle ich mich ebenfalls nicht so arg, denn da ist ja niemand von meinen Nächsten betroffen mit dem ich Mitleiden könnte.
Ich hoffe, du kannst meine Kritik nachvollziehen?

Dein Schreibstil ist gar nicht mal schlecht, du weißt zügig zu erzählen und auch anschaulich genug darzustellen.
Wie wäre es, wenn du einen deutlich intensiveren Bezug zwischen Leser und Protagonisten herstellst?
Wenn es dir gelingt, dem Leser Empathie für den Protagonisten zu aktivieren, fängt die Geschichte an, ihn auch zu fesseln. Das ist das Geheimnis von Geschichten, die Handlungen behandeln, die jedem passieren könnten.
Wenn du im Alltagsbereich mit dieser Geschichte bleiben möchtest, geht der Weg also über die Empathie für den Protagonisten. Gib deinem Hauptakteur einen nachvollziehbaren Charakter, statte ihn aus mit guten und vielleicht sogar nicht so guten Eigenschaften und mache ihn für den Leser lebendig.

Eine andere Variante, solch einen ja im Grunde genommen nicht uninteressanten Stoff zu verarbeiten, besteht in der Satire. Mir fiele der Blaumilchkanal ein (Kishon), der die alte Schule der Satire verkörpert. Ein irgendwie alltäglicher harmloser Sachverhalt wird zur Riesengeschichte des Absurden.

Dieses Loch in der Wand, das vom Handwerker nur als, "da kommt Luft raus" lapidar umschrieben wird, das empfinde ich bereits als satirisches Element, daraus könnte man einfach mehr machen. Das Loch mit dem ausströmenden Gas könnte sich zu einer wirklichen Katastrophe formen, während dein Protagonist in der Warteschleife der rettenden Firma steckt. Du könntest übertreiben, ins völlig Absurde driften und dennoch deine Aussage rüberbringen. Nur mit dem Unterschied, dass dann aus diesem schlichten Plot, eine feine lesbare Satire würde.
Nur Mut!

Lieben Gruß

lakita

 

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