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Camposanto

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10.07.2015
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Camposanto

Du fühlst schon länger dieses Kribbeln. Seit einigen Monaten merkst du es mal etwas mehr, mal etwas weniger. Diese kaum spürbaren Vibrationen machen dich ganz verrückt. Du fährst oft ziellos durch die Gegend und hoffst, den Ursprung dieses Gefühls zu finden.

Heute bist du wieder unterwegs, plötzlich bist du ganz sicher – Volltreffer! Du merkst, wie die Vibrationen deinen Körper durchströmen und immer stärker werden., Du bist erregt und verwirrt zugleich, alles kribbelt und juckt, Du bist ganz nah dran. Du kommst in ein kleines Städtchen, lässt das Auto stehen und gehst langsam an den alten, teils renovierten, teils bröselnden Fassaden entlang. Am Rande der Altstadt siehst du ein Tor. Du bist sicher, den richtigen Ort gefunden zu haben. Du willst endlich wissen, was dich in den Wahnsinn treibt. Das Tor ist verschlossen. Du liest ungeduldig die Hinweistafeln: "Camposanto Friedhof ... 1591 ... Schlüssel beim Verwalter abholen ...“ Dir ist nicht klar, was du dort drin vorfinden wirst und ob du der Einzige bist, den dieser Ort ruft, aber du willst es endlich herausfinden. Du holst den Schlüssel beim Verwalter, machst das Tor auf und schaust dich erst mal um. Überall alte Grabsteine, die mit Flechten bedeckten Gesichter der Engel, der Kinder und der Toten schauen dich an. Da es langsam dunkel wird, merkst du, dass die steinernen Totenschädel immer gruseliger aussehen. Aber es sind nicht die Grabsteine, nicht die Skulpturen, nicht die Kreuze. An den Wänden der Seitengänge sind Grabsteinplatten angelehnt, einige dieser Nischen sind frei. Eine dieser freien Nischen scheint dich zu rufen, Du verspürst immer stärker werdende Vibrationen in Deinem Kopf. Du schaust dir die dunkelgraue Mauer an, dir ist klar – du hast die Stelle gefunden.*

Du streckst die Handflächen nach vorne und berührst die steinerne Wand – das Kribbeln ist unerträglich. Du hast es endlich gefunden, ohne zu wissen was du gefunden hast. Instinktiv schaust du dich um und brichst ein kleines weißes Stückchen Putz aus der Wand heraus. Du streckst wie ein Schlafwandler deine Hand aus und ziehst einige weiße Linien. Du machst einen Schritt rückwärts und schaust dir die Wand noch mal an. Du siehst eine Tür, eine unbeholfene Kreidezeichnung. Dir ist klar, dass die Zeichnung noch nicht vollkommen ist. Da fehlt etwas. Nun bist du sicher, es ist ein Übergang, ein Tor in eine andere Zeit, gar Parallelwelt. Du schreibst instinktiv und willenlos eine Jahreszahl mitten auf die Tür, erst eine eins, dann eine fünf, dann zwei weitere Ziffern.*

Du schaust dir die Mauer nochmal an und dir wird klar, dass nun alles vollkommen ist. Der Ort, du, die Tür, die Zahl. Alles perfekt. Alles einmalig. Es ist dein Ort, deine Tür, dein Weg aus dieser Realität heraus. Du berührst noch mal die Mauer mit beiden Handflächen und fühlst nun, dass sie zu leben scheint. Sie fühlt sich zäh und pulsierend an, sie zieht dich in sich hinein und du hoffst, dass du auf der anderen Seite eine andere, vielleicht bessere Welt finden wirst. Dir ist nicht mal klar, ob es nur dein Bewusstsein ist, das sich auf die Reise ins Ungewisse begibt, oder ob dein Körper dich begleiten kann. Es fühlt sich so schön an, dass auf einmal alles unwichtig scheint. Du vergisst alles um dich herum und lässt dich fallen.

Wo – und wann - auch immer du nun bist, du kannst nicht mehr sehen, wie der Friedhofsverwalter einige Stunden später deinen leblosen Körper findet, an der Wand angelehnt, mit dem riesigen, gusseisernen Schlüssel in der Brusttasche. Das Licht seiner Taschenlampe ist auf deinen Körper gerichtet, so dass er deine Kreidezeichnung im Dunkeln nicht sehen kann. Vielleicht ist sie schon wieder verschwunden, aber das kannst du ja nicht wissen. Du bist jetzt auf der anderen Seite.

 

So, ich traue mich mal.
Ich war im Jahr 2015 dienstlich in Büttstädt/Thüringen unterwegs, wurde dort dank Geocaching zum Camposanto Friedhof geführt. Ich besuchte den Ort zwei mal, einmal nachmittags und einmal am späten Abend, damit die Fotos etwas düsterer ausfallen. Natürlich müsste der Friedhofsverwalter irgendwie überzeugt werden, mir den Schlüssel am späten Abend auszuhändigen... Die Fotos gucke ich mir gelegentlich an, der Ort war wirklich schön schaurig. Die aktuelle Challenge habe ich mitbekommen, aber erst mal nicht weiter beachtet, da ich aktuell gar keine Idee hätte. Beim aufräumen der Bilder am PC schaute ich mir heute den Camposanto Ordner nochmal an, nun machte es PLING und ich schrieb blitzschnell die Geschichte auf. Blitzschnell ist nicht immer gut, das ist mir klar. Aber ich mag diese Geschichte irgendwie, auch wenn sie nicht perfekt sein sollte. Für Verbesserungsvorschläge aller Art bin ich trotzdem offen - und dankbar...

Gruß.

Marc Bischof.

 

Hallo Marc,

ich habe grundsätzlich ein Problem mit Geschichten, in denen ich immer angesprochen werde. Da fühle ich mich überrumpelt und bevormundet. Von daher hast du mich als Leser schon ziemlich schnell verloren.

Ich habe die Geschichte natürlich trotzdem zu Ende gelesen. Angenehm wären ein paar Absätze für die bessere Lesbarkeit. Zudem gibt es keinen Grund für die mehrfach auftauchenden Auslassungspunkte, die würde ich löschen.

Inhaltlich, nun ja. Das liest sich wie ein Absatz einer größeren Story, aber nicht wie eine abgeschlossene Geschichte. Wer tut da was wieso? Ich jedenfalls bin nicht auf dem Friedhof, wenn der Autor das auch den ganzen Text durch mir versucht einzureden ;).

und ich schrieb blitzschnell die Geschichte auf.

:drool: - mehr fällt mir zu so Aussagen nicht mehr ein.

Viele Grüße
bernadette

 

Du hast es endlich gefunden, ohne zu wissen was Du gefunden hast.

Ja, Marc,

finde ich stark, dass du dich traust, aber ich finde leider, das ist nichts. Also abgesehen von diesem Block an Text (ich würde auf jeden Fall einige Absätze reinbauen, so ist das ein ziemlicher Klotz) und dieser palahniukschen "Du"-Anrede, erkenne ich in deinem Text weder Figur, Motivationen noch sonst irgendetwas. Deine Figur fühlt sich (ohne dem Leser ersichtlichen Grund) von etwas angezogen, was er eigentlich selbst nicht weiß, was es ist, und als er vor einer Steinwand an einem alten Friedhof steht, malt er ein Kreidetor, fällt tot um und ist womöglich wo anders, wann anders.
Nee. Das ist viel zu kurz? Was willst du hier erzählen? Als Leser erwarte ich schon, dass sich der Autor Gedanken gemacht hat, was hier passiert und wieso und welche Konsequenzen das hat. Wer ist der Prot? Was macht ihn aus? Was sucht er? Das sind alles unbeantwortete Fragen, die mich absolut unbefriedigt zurückstehen lassen, sorry. Ich will dir hier nicht aus Bosheit deinen Text zerreißen, aber ich finde leider, das ist nichts - ich lerne weder deine Figur kennen, noch passiert hier etwas, wofür ich Motivationen o.ä. sehe.

Stelle dir doch mal Folgendes vor: Ein Kumpel steht vor deiner Tür und sagt: Mann, Marc, ich muss dir was Verrücktes erzählen, diese Geschichte, habe ich gerade gehört. Dann sagst du: Okay, was denn? und bist gespannt. Dann beginnt dein Kollege: Also, da war dieser Typ, der wusste nicht genau, was er sucht, aber als er es dann im Gang von einem Friedhof gefunden hat, hat er ein Kreidetor draufgemalt und ist tot umgefallen, und kann sein, dass er jetzt in einer anderen Dimension oder Zeit ist. Krass oder?

Da fehlen doch sämtliche Elemente für eine gute Geschichte, das musst du doch sehen. Du solltest auf jeden Fall mehr auserzählen, szenischer schreiben, Motivationen reinpacken, deiner Figur ein Gesicht geben. So packt mich das leider nicht.

Nichts für ungut.

Grüße,
zigga

 

Hallo marcbischof
Ich bin ratlos, weil ich bei dem Sauwetter nach Appolda fahren soll, mich dabei vom Kribbeln und von Vibrationen leiten lassen soll. Dann soll ich irgendwo einen Schlüssel für den einen alten Friedhof (gibt es den=?) abholen und nach einer Art Lücke suchen, die ich mit einer Zeichnung ausfülle (oder so), nen Code eingeben und mich auf Zeitreise begeben. Soll ich machen, schriebt mir da einer, spricht mich direkt an. Ich denke mir: echt jetzt? Was will der Typ, der Autor, von mir, warum soll ich das machen, was bringt mir das? Ja, okay, nee, lass mal.

Man merkt der Geschichte an, dass sie wenig durchdacht und schnell runter geschrieben ist. Jetzt würde ich gerne erleben, ob es DIR gelingt eine Geschichte draus zu machen, zu erklären, was und warum das alles passiert. Eh: und lass das „Du“ raus, das taugt nicht.

Paar Textstellen:

Kribbeln. Seit dem Umzug in die thüringische Provinz merkst Du es mal etwas mehr, mal etwas weniger. Diese unterschwellige Vibrationen
kribbeln und Vibrationen zuhauf, solltest du variieren: he: ich wohne echt nicht in der thüringischen Provinz:hmm:

in eine andere Zeit, gar Parallelwelt...
beschreib lieber diese Welt, anstatt Pünktchen zu machen...

So viel von mir, vielleicht arbeitest du ja dran :confused:
viele Grüße
Isegrims

 

bernadette

vielen Dank für Deinen Beitrag ;-)

Angenehm wären ein paar Absätze für die bessere Lesbarkeit. Zudem gibt es keinen Grund für die mehrfach auftauchenden Auslassungspunkte, die würde ich löschen.

Habe es versucht, teilweise umzusetzen, da wo es ging bzw. es mir sinnvoll erschien.

und ich schrieb blitzschnell die Geschichte auf.
- mehr fällt mir zu so Aussagen nicht mehr ein.

So schnell wie die Idee auch kam, so habe ich sie auch niedergeschrieben. Frei nach dem Motto: der erste Gedanke ist immer der beste. Ich wollte einfach den Faden nicht verlieren. Ich glaube auch nicht, dass ich irgendetwas literarisch wertvolles erschaffen habe. Aber nun ist sie da, die Kurzgeschichte. Es ist aber nicht so, dass ich sie nicht etwas verbessern will ;-)

ich habe grundsätzlich ein Problem mit Geschichten, in denen ich immer angesprochen werde. Da fühle ich mich überrumpelt und bevormundet. Von daher hast du mich als Leser schon ziemlich schnell verloren.

Hier mal vielleicht die Erklärung, warum ich die KG so schrieb: ich las heute morgen einige Kapitel aus Stephen Kings The Stand und ein Absatz hing mir irgendwo im Kurzzeitgedächtnis:

Harold gab das literarische Magazin der High School von Ogunquit heraus und schrieb seltsame Kurzgeschichten, die im Präsens oder vom Standpunkt der zweiten Person aus geschrieben waren, oder beides.
Du kommst den Korridor des Deliriums entlang, zwängst dich mit der Schulter durch die gesplitterte Tür und siehst dir die Stars der Rennbahn an - das war Harolds Stil.

Und da beschloss ich spontan, die KG genauso zu schreiben, auch wenn es wirklich seltsam und unangenehm zu lesen ist.

 

Hallo marcbischof,

am Anfang hat mich deine Geschichte an eine Passage aus einem Buch erinnert, das ich vor ein paar Wochen gelesen habe. In ihr ging es um den Ferienaufenthalt auf irgendeiner namenlosen Südseeinsel und die dortige Unterhaltung der Kurgäste. Stichwort: ..."Sie hören den Auerhahn und das feinfühlige Zwitschern des Aras, das sich im Säuseln der Muscheln und dem bezaubernden Duft der Bananen in den Lichtgarben der Sonne verliert... usw..."
Damals habe ich keinen Auerhahn und auch keinen Ara gehört. Sondern mich nur gefragt, wer um Himmelswillen so etwas als Ferien oder gar Kur bezeichnen kann. für mich gäbe es da, glaube ich, wenig Uninteressanteres (außer vielleicht eine vierwöchige Kreuzfahrt auf irgendeinem Dampfer, den man spätestens nach drei Tagen in- und auswendig kennt und der einen im weiteren Verlauf zeigt, was bezahlte Langeweile ist...).
Nun hat dein Thema natürlich nichts mit Palmen und Kokosnüssen zu tun, soweit ich das erfassen konnte. Sondern mit einem Friedhof, auf dem anscheinend gelegentlich merkwürdige Dinge geschehen. Für mich an sich ein sehr guter Ausgangspunkt. Und stimmt schon, auf Friedhöfen herrscht immer irgendwie ein anderes Klima. Da gibt es Friedhöfe, die im Laufe der Jahrhunderte durch ihren Ort fast schon zu stadtinternen Parkanlagen und Pilgerstätten geworden sind. Auf der anderen Seite gibt es welche, die von Menschen aus der Umgebung aus den sonderbarsten Gründen seit Jahren gemieden werden und sich dann in der Zeit verlieren, dem neutralen Beobachter wie ein verlassenes Freilandmuseum im Niemandsland vorkommen - mit Familientragödien gesättigte Hügel, über den sich die Schatten der Vergangenheit wie mahnende Monumente gelegt hatten, mit zahlreichen Mausoleen und Grabsteinen übersät, deren Baufälligkeit und Zerfall näher scheinen als... *soähnlichebensmiley*
Worauf ich hinaus will? Auf die Atmosphäre in deiner Geschichte, den Sound von allem Drumherum, denn den habe ich mehr oder weniger während der ganzen Zeit vermisst. Durch deine 'vorwegnehmenden' (was für ein Wort.. 's klingt ja grässlich/: ) Formulierungen scheinst du dem Leser eher etwas einreden zu wollen - so jedenfalls kam es bei mir an. Das Mantra mit dem Geschrei des Aras ist jedenfalls nicht verschwunden :shy:


Ein bisschen Textkram:

Diese unterschwelligen Vibrationen machen dich ganz verrückt.
Bei 'unterschwellige' hat sich ein 'n' verkrümelt.

Du bist erregt und high zugleich
Zwei Sachen:
"Du" und "Deine" würde ich allgemein eher kleinschreiben, macht man sonst, glaube ich, nur in Briefen bei der persönlichen Anrede; gut, persönlich an jemanden gerichtet ist deine Geschichte ja auch... Hmm, denk' mal drüber nach.
Bei "high" dachte ich erst, die Person (Du = also in diesem Falle ja ich selbst) stünde auf Drogen. Klingt für mich aber allgemein eher unpassend in einem Text über alte Friedhöfe und seltsame Stories... Vielleicht auch weil's English ist und ich in den meisten Fällen nichts mit fremdsprachigen Wörtern in Texten anfangen kann, die nach 'tolle weite Welt, Amerika und Connections' klingen sollen (und das soll nicht böse klingen!) Ist aber Geschmack.

Camposanto Friedhof... 1591... usw... Schlüssel
Okay, die Auslangspunkte passen hier, finde ich. "usw" kommt mir aber zu umgangssprachlich.

Überall alte Grabsteine, die mit Flechten bedeckten Gesichter der Engel, der Kinder und der Toten schauen Dich an. Da es langsam dunkel wird, merkst Du, dass die steinernen Totenschädel immer gruseliger aussehen.
Ja! Das ist für mich ein Ansatz! Aber was ist mit den Grabsteinen allgemein, dem Meer aus Engeln und Kruzifixen? Da könntest du meiner Meinung nach noch nachlegen ;)


Die Idee hat mir gefallen, Friedhof, dunkel, seltsame Dinge, abstruses Zeugs eben. Hat aber für mich insgesamt noch viel Potenzial nach oben.

Viele Grüße,
SCFuchs

 
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Man merkt der Geschichte an, dass sie wenig durchdacht und schnell runter geschrieben ist.

Ja, es war eine schnell umgesetzte und spontane Idee, da hätte ich doch etwas mehr Zeit investiert.

und lass das „Du“ raus, das taugt nicht.

Da dieses von allen erwähnt wurde, scheint es ja tatsächlich Käse zu sein ;.-(

Nun gut, muss mir erst mal Gedanken machen, ob man da noch was retten im Sinne von nachbessern kann - oder gleich ganz verwerfen.

Danke für Eure ehrlichen Kommentare.

SCFuchs: danke, auch nach Deinem Beitrag habe ich etwas Kleinkram korrigiert.

Nun bleibt die Frage, wie ich mit dem "Du-Problem" umgehen soll.

Ggf. komplett ändern. Mal sehen.

 

Nun bleibt die Frage, wie ich mit dem "Du-Problem" umgehen soll.

Ganz ehrlich? marcbischof, die KG ist es allemal wert, generalüberholt zu werden, da wirst du doch das DU killen können.
Für mich ist es immer befremdlich, dieses DU zu lesen. Keineswegs fühle ich mich als Leser direkt angesprochen (es ist ja nicht so wie: der verehrte Leser wird sich nun wundern …), sondern der Erzähler führt ein stilles Zwiegespräch mit sich, richtet seine Gedanken an sich selber. Sicher eine mögliche Erzählform, aber doch irritierend.

Du schreibst in deinem Post, wenn ich es richtig verstanden habe, dass du als Fotograf in Thüringen unterwegs warst.
Was hälst du von der Idee, diesen Fotografen als Figur auszuarbeiten?
Zeig uns seine Leidenschaft für seinen Job, seine Faszination für alte Friedhöfe. Vielleicht hat er Probleme mit anderen Menschen zu kommunizieren, fühlt sich in Gesellschaft toter Steine wohler. Vielleicht hat er Visionen und hat diese Mauer schon öfter gesehen und ist ganz besessen davon, sie zu finden. Er ist zerrissen, unglücklich und spürt diese Sehnsucht in sich.
Da könntest du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Diese unheimliche, gruselige Atmosphäre von Friedhöfen transportieren und deinem Prot Leben geben.

Es ist dein Ort, deine Tür, dein Weg aus dieser Realität heraus.
Warum will er weg?

... dass du auf der anderen Seite eine andere, bessere Welt finden wirst.
Ist er unglücklich?
Solche Passagen meine ich. Dieses Verlangen kann ich nicht nachvollziehen, weil deine Figur nur ein Schatten bleibt.

Also, lange Rede, kurzer Sinn: Ich mag deine Idee, finde deinen Ansatz gut. Sehe das Ganze als ersten Entwurf und sehr viel Raum (und Zeit) zum Auserzählen.
Noch eine Kleinigkeit:

Dir ist nicht mal bewusst, ob es nur dein Bewusstsein ist, der sich auf die Reise ins Ungewisse begibt
das sich

Viel Freude beim Überarbeiten wünscht
peregrina

 

peregrina
Ich überlege gerade wir und ob ich das DU in ICH ändern kann. ER wäre mir irgendwie zu unpersönlich.

Ich war dort nur als Hobbyfotograf unterwegs, ich besuche gerne alte, verlassene Orte. Mal sehen, ob ich die Hauptperson trotzdem etwas erweitern kann.

Der Bewusstsein... Auweia :-(

 

Hi marcbischof,

ich würde dir raten, dass ganze mal auszuprobieren. Viel wichtiger (beim derzeitigen Stand deiner Geschichte) als die Erzählperspektive wäre meiner Meinung aber, dass du dir eine Person überlegst und sie uns näher bringst. Mit Wünschen, Stärken, Ängsten, Problemen, Eigenheiten. Mit einer Geschichte und mit einem Antrieb. Denn obwohl du "du" schreibst, finde ich deine Geschichte sehr unpersönlich. Ich kann mich mit niemand identifizieren, ich kann dir zwar folgen, aber gepackt hat mich deine Geschichte nicht.

PS: Die Du-Form ist meines erachtens auch eher dafür geeignet ein Zwiegespräch zu verfassen, oder vielleicht einen Brief o.ä. Les dir mal folgende Geschichte durch, welche in der Du-Form verfasst wurde, aber sicher niemand abschreckt. Ich meine diese Geschichte http://wortkrieger.de/showthread.php?31225-Ich-habe-die-Welt-gerettet von gnoebel

Beste Grüße,

Sonne

 
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Hallo @marcbischof

mMn eignet sich deine Geschichte sehr gut dazu, sie in der Ich-Perspektive zu schreiben. Wenn du dazu noch den Vorschlag von @peregrina aufgreifst und den Protagonisten mit einem Fotoapparat ausstattest, dann hättest du schon die Möglichkeit der Geschichte etwas mehr Leben einzuhauchen.

Ich habe mir erlaubt, deine Anfangsszene diesbezüglich umzuschreiben:

Schon länger fühle ich dieses Kribbeln. Eigentlich seit dem Umzug nach Thüringen. Ich spüre es mal mehr, mal weniger. Diese unterschwelligen Vibrationen machen mich ganz verrückt.

Es ist meiner Leidenschaft, dem Fotografieren alter Friedhöfe zu verdanken, die mich eines Tages zu dem Camposanto Friedhof führt. Bereits beim Abstellen des Autos stelle ich fest, dass ich hier die Ursache meiner seltsamen Gefühle finden werde: Mein Herz schlägt wild. Mir wird abwechselnd heiß und kalt, der Autoschlüssel fällt zu Boden, da meine Hände zittern ….

Du könntest den Protagonisten, um das Ganze etwas Aufzulockern, ein Gespräch mit dem Verwalter führen lassen. Vielleicht könnte er etwas verlegen rumstottern, während er um den Schlüssel fürs Friedhofstor bittet – schließlich sind es jetzt ja weniger die Fotoaufnahmen, die ihn zu dieser Stätte führen. Schmücke deinen Text noch etwas aus. Jetzt hast du einen Protagonisten, der Sinne besitzt. Lass ihn sein "Erleben" mit dem Leser teilen.

Aufpassen musst du aber am Schluss. Wenn du aus der Sicht des Protagonisten erzählst kannst, du es nicht so enden lassen, wie in der aktuellen Version. Da musst du wissen, was du möchtest.

Ist nur eine Anregung - bist ja für Vorschläge aller Art offen. Aber du entscheidest natürlich.

Schönen Sonntag und

Lieber Gruß
Tintenfass

Nachtrag:

Um auch wirklichen einen Bezug zum Thema des Monats herzustellen, würde ich empfehlen die Kreidezeichnungen mehr herauszuarbeiten.

 
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Ich überlege gerade wir und ob ich das DU in ICH ändern kann. ER wäre mir irgendwie zu unpersönlich.
Das ist die hunderttausend-Euro-Frage.

Lieber marcbischof,
genau genommen verwendest du schon die Ich-Form, nur das dein Erzähler auf penetrante Weise andauernd selber auf sich einredet.

Ich tue mich generell schwer mit Erzählern, die munter vor sich hin plaudern, obwohl sie zum Zeitpunkt der Handlung schon verstorben sind, das ist mir zu unlogisch. Und genau das ist ein weiteres Problem deiner KG: das nicht plausible Ende für eine Ich-Erzählinstanz.
Insofern wäre das Wechseln vom DU zum ICH die denkbar schlechteste Wahl. Es sei denn, der Prot berichtet von diesem anderen Ort, von der anderen Seite aus.

In meinen Augen wäre die sicherste und glaubwürdigste Erzählperspektive die auktoriale EP, um diesen Schluss beizubehalten. Aber vielleicht bin ich da zu engstirnig und verbohrt, bin ich nicht genug künstlerischer Freigeist.

Immer wieder erfrischend und überraschend, die graue Theorie:
www.Buecher-wiki.de/index.php/BuecherWiki/Erzaehlperspektive

Vielleicht steht dir der Sinn danach, noch mal nachzulesen. Und vielleicht magst du auch über die von mir angesprochene Unlogik nachdenken.

Liebe Grüße,
peregrina

 

Hallo marcbischof,

ich nochmal ;)

ein Teufelskreis...
Auweia, nimm's doch nicht so verzagt :D

Nun bleibt die Frage, wie ich mit dem "Du-Problem" umgehen soll.

Ich habe mir gerade die anderen Kommentare, die noch eingetrudelt sind, durchgelesen und mir gefällt peregrinas Idee am Besten: Mach aus dem "Du" einen Fotografen, der beispielsweise auf der Suche nach Geheimnissen auf diesen Friedhof stößt. Vielleicht findet man ihn ja normalerweise fast nicht, oder wenn man jemanden nach seinem Ort fragt, weiß es niemand... *wasweißichsmiley*
Du schreibst ja, dass du gerne alte, verlassene Orte aufsuchst und das finde ich allemal interessant und kann meiner Meinung nach auf jeden Fall reichlich Inspiration für deine Geschichte sein. Und he: Kopf hoch!

Viele Grüße,
SCFuchs

 
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Hallo marcbischof,
ich weiß jetzt auch nicht, ob es nicht zuviel wird, wenn dir jetzt nochmal jemand schreibt, aber vielleicht kannst du mit meinen Ideen ja doch was anfangen.

Mich hat weniger das "Du" gestört, nicht ich werde ja angesprochen als Leserin, sondern der Protagonist wird von einem auktorialen Du-Erzähler beschrieben, der über seine Situation weiß und ihn auch nach dem Tod sehen kann. Dadurch entsteht eine vermeintliche zweite Person, die in beständigem Kontakt mit dem Protagonisten ist und seine Handlungen und Stationen beschreibt. Eine eigenartige Mischung aus Nähe und Depersonalisierung wird erzeugt. Passt eigentlich ganz gut zu dem Gefühl des Getriebenseins, was hier diesen Text ausmacht.
Ich meine halt, der Text hat ein anderes Problem, und möglicherweise wirkt das auf die Du-Form und ihre Akzeptanz zurück. Das sind aber nur Ideen und Gedankengänge. Dazu später gleich noch, erstmal noch was zu der Du-Form.

Jetzt werden die anderen sicherlich sagen, die spinnt ja, - aber ich kann mit der grundsätzlichen Verdammung der Du-Anrede nicht so viel anfangen. Mir ist das zu prinzipiell. Allerdings wird es schon seine Gründe haben, wenn viele Schreibratgeber etc. von der generellen Verwendung abraten oder sie zumindest infragesstellen. Man muss das wohl sehr dosiert betreiben, schließe ich daraus, und diese Perspektive nicht einfach so benutzen, sondern sehr überlegt. Also nur für bestimmte Erzählsituationen vielleicht oder nur in Teilen einer Geschichte.
Ich erinnere immer ganz gerne an eine Kurzgeschichte von I. Aichinger, in der über eine junge Frau vom Tod bis zur Geburt, "Spiegelgeschichte" heißt die Geschichte denn auch, erzählt wird. Es ist eine sehr merkwürdige, aber wunderschöne Geschichte. In der Du-Form geschrieben, und das macht auch genau den Reiz dieser Geschichte aus. Wenn ich mich recht erinnere, ist es auch ein auktorialer Du-Erzähler wie bei dir. Ich will einfach damit sagen, man muss diese Erzählform gut überlegen, prüfen, ob es zur Erzählsituation passt.
Und ich finde, dass das hier der Fall ist. Wobei ich aber wahrscheinlich, ich kenne mich ja, ebenso wie vielleicht du, vor der geballten Du-Antipathie in die Knie gehen würde. :) Man will seine Leser ja nicht nerven.
Aber eine spannende Aufgabe, das Du "richtig" zu verwenden, finde ich es allemal. Ein Beispiel hat schwarze Sonne genannt mit Gnoebels wunderbarer Geschichte. Ein anderes ist diese Aichinger-Geschichte. Und prinzipiell finde ich es auch hier okay, wenn es besser eingebettet wäre.

Dazu müsstest du nicht nur stilistisch ein bisschen überarbeiten, also mal gucken, ob du nicht in manchen Sätzen sehr viel "du" geschrieben hast, gerade das Beispiel, das Maria oben aufgeführt hat, da könnte man das eine oder andere "Du" durchaus streichen und die Beschreibung und Benennung der Dinge selbst wirken lassen.

Und: Du müsstest inhaltlich überarbeiten, denn vielleicht liegt es auch daran, dass hier so wenig passiert, dass das "Du" hier für viele so nervig wirkt. Und es folgt halt auch nichts weiter, es ist nicht Teil einer Geschichte, in der ein Mensch sich mit seinen Wünschen und den Widerständen, die dagegen stehen, auseinandersetzen muss. Hier wird einfach jemand zum Friedhof getrieben, malt wie in Trance die Jahreszahl hin und dann geht er halt hinüber und der Friedhofsangestellte findet ihn am nächsten Tag tot auf.

Es gibt nun mal eine Wahrheit für Geschichten, an der man nichts ändern kann, und das ist, dass es einen Konflikt geben muss. Ich weiß jetzt nicht, wir kennen uns ja nicht, vielleicht schwall ich dir die Ohren voll, dann sorry dafür, aber für mich krankt die Geschichte hier nicht daran, dass zu viel "Du" gesagt wird, sondern daran, dass sie nur vom Getriebensein handelt, aber weder einen Konflikt enthält, damit auch keinen Widerstand, der dem Protagonisten entgegensteht, noch ein erkennbares Motiv, was oder wer oder welche Anteile seiner selbst sich hier denn seiner bemächtigen. Nur einfach Todessehnsucht? Kommt dann nicht auch ein Augenblick der Erkenntnis und ein Zurückschrecken, Wundert sich der Protagonist denn nicht mal, was ihn da so treibt? Hört er nicht auch Stimmen in sich, die ihn davon abhalten wollen, einfach nachts auf den Friedhof zu latschen? Was ist denn überhaupt sein Motiv dazu, sich einfach mal so von irgendetwas auf den Friedhof lotsen zu lassen?

Die Getriebenheit ist etwas sehr Abstraktes. Im Horror zum Beispiel ergreift irgendeine innere oder äußere Macht einen Menschen und verleitet ihn dazu, gegen sein normales Gebaren etwas zu tun. Aber was wäre denn diese innere oder äußere Macht?
Ich würde an diesen Stellen weiterdenken. Also entweder diesen Prozess des Getriebenseins viel stärker aufs Korn nehmen und ihn mit seinen Motiven und innerpsychischen Prozessen und seinen Widerständen zeigen. Dazu musst du die Person des Protagonisten aber auch ausgestalten. Oder du fängst so ähnlich an, wie es jetzt ist, an, aber dann lass ihn aber auch durch das Tor hindurchtreten und dort, auf der anderen Seite Dinge erleben.
Das zweite finde ich persönlich jetzt schwieriger, weil es mit deinem bisherigen Vorhaben nicht so viel zu tun hat.

Gut, das erste finde ich auch schwierig, aber du schreibst doch gut, da kann ich mir schon vorstellen, dass dir da ein paar Einfälle kommen. Das Thema ist ja eigentlich Todessehnsucht/Sehnsucht nach einer anderen Welt eines Protagonisten. Aber da muss dann auch eine Geschichte dazu kommen.
Ob du das in der Du-Form schaffst, was sicherlich schwieriger ist, weil es so viel gegen sich aufbringt, den Mut muss man dann erst mal haben, das trotzdem zu machen, oder in der Ichform, das kann beides reizvoll sein.
Wie auch immer, ich wünsche dir viel Glück und Erfolg und tolle Einfälle und genügend Lust und Zeit zum Überarbeiten. ich kann nur sagen, ich fänds spannend.
Viele Grüße von Novak

 

Hallo marcbischof,

wirf dich doch noch einmal ins Getümmel! Ein Fotograf und ein Friedhof, das schreit ja geradezu nach einer Geschichte. Wie wär's mit ein wenig "Blow up" bei der Friedhofswand?

Ich finde, einen guten Einfall sollte man nicht auf der Straße liegen lassen.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo marcbischof,

auch ich habe leider ein Problem mit Geschichten, in denen ich angesprochen werde. Oder aber, wenn das "du" eigentlich für "man" steht. Beides packt mich einfach nicht. Ich habe die Kommentare nur überflogen, meine aber, du hast irgendwo geschrieben, dass du diesen Stil beibehalten möchtest. Das ist natürlich dein gutes Recht, ist ja schließlich dein Text. Ich würde an deiner Stelle dennoch einmal ausprobieren, was du aus der Geschichte machen könntest, wenn du sie in der dritten Person oder meinetwegen aus der Ich-Perspektive erzählst. Warum fühlt sich dein Protagonist zu dem Friedhof hingezogen? Was ist seine Vorgeschichte? Wie kommt er darauf, diese Tür an die Mauer zu malen?

Was ich sagen will: deine Idee finde ich gut. Wirklich, da könnte man eine schön schaurige Geschichte à la Ruiz Zafón draus machen mit ganz viel Atmosphäre. Aber so wie im Moment klingt sie eher wie ein Lehrstück für mich.

Hier ist mir ein kleiner Doppler aufgefallen: Dir ist nicht mal bewusst, ob es nur dein Bewusstsein ist, das sich auf die Reise ins Ungewisse begibt, oder ob dein Körper dich begleiten kann.

So sehr will ich auf das Sprachliche aber gar nicht eingehen, denn aus der gewählten Perspektive heraus (Du), kommt bei mir leider so oder so keine Spannung oder Grusel auf. Vielleicht probierst du ja einfach mal eine andere Art, die Geschichte zu erzählen, das bleibt natürlich dir überlassen.

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo Marc,

ich habe die Kommentare überflogen und festgestellt, dass ich nicht der einzige bin, der mir der „Du“-Ansprache nichts anfangen kann.

Und dann auch noch fast jeden Satz mit „Du“ zu beginnen, ist nicht gerade kreativ. :confused:
Da hättest du ruhig was variieren können. ;)
Z.B.:
„Du hast es endlich gefunden“ – Endlich hast du …
„Du berührst noch mal die Mauer“ – Nochmal berührst …
„Du bist jetzt auf der anderen Seite.“ – Jetzt bist du …

Einiges ist mir noch aufgefallen:

durchströmen, Du bist erregt und verwirrt zugleich,
durchströmen, du bist erregt und verwirrt zugleich,
Kommt öfter vor (mal hast du klein – „was du dort drin vorfinden wirst“ – mal groß).

"Camposanto Friedhof( )… 1591( )… Schlüssel beim Verwalter abholen( )…“
Ohne Leerzeichen nur, wenn das Wort nicht komplett ist.

Ich finde, aus der Idee ließe sich viel mehr machen.
Warum ist er da? Wer ist es? Was spürt, denkt er usw. …?

So in der Form finde ich persönlich keine große Freude daran.
Würde mich über eine Überarbeitung freuen.

Liebe Grüße,
GoMusic

 
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„du merks der du wilst possen schreiben
und lerne bei dem zweck zu bleiben Simpliciss.
...“​

„Schau hier des Simplex Wappen-Bild,
Sein und der Seinigen Gestalten,
Und lerne (wenn du wissen wilt,
Was hier in diesem Werck enthalten)
...“​
beginnt das bekannteste Werk des German Schleifheim von Sulsfort, hinter dessen Namen sich Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen verbirgt und er wendet sich direkt an seinen Leser in der zwoten Person des Personalpronomens (du, dein/deiner, dir dich), ohne dass es in schweren Zeiten eines näheren und vertraulichen Verhältnisses zwischen dem Sender (Sprecher, Autor) und Empfänger (Hörer, Leser) bedurfte. Und er ist ja nicht der einzige Autor, der sein Publikum direkt anspricht vom ersten, namentlich bekannten europäischen Autor Homer bis eben etwa dem unbekannten Autors des Hildebrandliedes oder Oskar von Wolkenstein, der selbst den Heiligen Vater duzte, wie man Gott, den Herrn, und seinen Sohn duzte. Selbst Unbekannte – wie eben bei Grimmelshausen – werden vertraulich angesprochen. Die Poeten duzen gar natürliche Erscheinungen und sprechen ihnen Persönlichkeit und Belebung zu, bis hin zu Goethen
„Knabe sprach: ‚Ich breche dich,
Röslein auf der Heiden.‘
Röslein sprach: ‚Ich steche dich,
Daß du ewig denkst an mich,
Und ich will's nicht leiden.‘"
Heidenröslein​

Du setzt da noch eins drauf,

lieber marcbischof - und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!,

jndem Du den Leser zum handelnden Subejkt, zum Protagonisten machst, der ein Leser eh schon ist, als er eine Geschichte - gleich von wem und woher - schon tut, wenn er sich identifizieren kann oder auf Distanz geht. Und da kannstu mich gar nicht meinen und schließt mich aus, spätestens wenn es heißt

Du kommst in ein kleines Städtchen, lässt das Auto stehen und gehst langsam an
Ich, also ein der ganz spezielle angesprochene und geduzte Leser/Prot hat gar kein Auto, braucht auch keines, hat nicht mal einen Führerschein, weil er schon als junger Mensch der Auffassung war, Deutschland habe schon genug Führer gehabt, da brauchte es seiner nicht mehr. Selbst als Beifahrer kann ich nicht gemeint sein, denn ich empfinde kein Kribbeln, find Autofahrten langweilig und halt in aller Regel ein Nickerchen. Kurz: Das "du" als Protagonist kann nicht "funktionieren" und kann schon an einer Dreckschleuder oder der Individualität jedes einzelnen Lesers scheitern.

Trivialeres, wie hier

Du fährst oft ziellos durch die thüringische Provinz und hoffst, dass das Gefühl stärker wird.
wo ich fürs Gefühl den Konjunktiv fürs werden einfordere.

VOLLTREFFER!
Für konsequente Kleinschreibung einer gedachten Passage in einem älteren Text von mir, wurde ich seinerzeit zur Disziplinierung (als wäre ein Anarchist per se nicht gelebte Selbst-Disziplin) ins Korrekturzentrum versetzt - setzte eins drauf, indem ich den beanstandeten Text in Lautschrift übersetzte. Warum werden solche kindlich-comichaften Regelverstöße gegen gültige Regeln nicht geahndet? Weil sie nix bewirken, denn niemand fordert zur Vereinfachung der deutschen Sprache die Großschreibung.
Du liest ungeduldig die Hinweistafeln: "Camposanto Friedhof... 1591... Schlüssel beim Verwalter abholen...“
Die Auslassungspunkte, wie sie da stehen, behaupten, dass am vorhergehenden Wort wenigstens ein Buchstabe fehle - ich find die fehlenden mindestens drei Buchstaben jedoch nicht. Besser also ein Leerzeichen zwischen letztem Buchstaben (oder der letzten Ziffer) und dem ersten Auslassungspunkt.


Dir ist nicht klar, was du dort drin vorfinden wirst und ob du der Einzige bist, den dieser Ort ruft, aber du willst es endlich herausfinden. Du holst den Schlüssel beim Verwalter, machst das Tor auf und schaust dich erst mal um. Überall alte Grabsteine, die mit Flechten bedeckten Gesichter der Engel, der Kinder und der Toten schauen dich an. Da es langsam dunkel wird, merkst du, dass die steinernen Totenschädel immer gruseliger aussehen. Aber es sind nicht die Grabsteine, nicht die Skulpturen, nicht die Kreuze. An den Wänden der Seitengänge sind Grabsteinplatten angelehnt, einige dieser Nischen sind frei. Eine dieser freien Nischen scheint dich zu rufen, Du verspürst immer stärker werdende Vibrationen in Deinem Kopf. Du schaust dir die dunkelgraue Mauer an, dir ist klar – du hast die Stelle gefunden.

Du streckst die Handflächen nach vorne und berührst die steinerne Wand – das Kribbeln ist unerträglich.
Sollte das Prot-Du unter Elektrolytemangel leiden?

Gruß und vorsorglich ein schönes Wochenende vom

Friedel

 

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