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Jactatus, der Römer

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13.03.2013
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Jactatus, der Römer

Eines war so sicher wie der Lauf der Sonne: Jactatus hatte seinen Wagen von Triumph zu Triumph gefahren, war berühmt und unter seinen Gegnern gefürchtet. Keiner war geschickter, keiner schneller. Man nannte ihn einen geborenen Sieger. Sicher war aber auch, dass die Alemannen den Limes durchbrochen hatten.

"Justus, geh und schirre die Falben an!"
"Herr, verzeiht, aber …"
"Ja?"
"Es heißt: Bei Maiensis wurden Alemannen gesehen."
"Alemannen?"
"Ja, oben auf dem Pass."
Jactatus gähnte, schaute verdrossen und fragte: "Justus, ist das dein Ernst? Alemannen, stinkende Barbaren?"
"Herr?"
"Na höre, soll ich deswegen meiner Leidenschaft entsagen – entsagen, ich?"
"Nein, mein Herr, natürlich nicht. Nicht deswegen. Aber …"
"Justus, sei kein Narr. Geh und fahre den Wagen vor!"

Seit dem Frühjahr wohnte Jactatus auf dem Landgut eines Onkels. Dessen Wohngebäude verfügte über einen Innenhof, in dem ein Rosengarten mit Frischwasserbecken lag. Die dem Wohnräumen gegenüberliegende Seite des Innenhofes bildete eine mit Efeu überwucherte Mauer, darin eine Pforte eingelassen war. Jactatus ging in den Garten und schlurfte dem Wasserbecken entlang. Justus eilte durch die Pforte. Er rannte, die beiden Hengste einzuspannen. Bis er mit dem Wagen vorfahren würde, wollte Jactatus noch die Rosen des Hausherrn begutachten. Dass die Alemannen gerade jetzt, während der Rosenblüte, das Land verheerten, ärgerte ihn. In seinen Augen waren sie Barbaren, also rohe, dreckige und einfältige Waldmenschen, die nach Rauch und Moder stanken, wodurch der Genuss von Düften empfindlich geschmälert werden konnte. Wer duftende Rosen züchtete, musste Barbaren verachten. Außerdem tranken sie Bier statt Wein, konnten Ovid und Vergil nicht lesen, da sie überhaupt weder lesen noch schreiben konnten, verständigten sich grunzend und verkehrten mit Eseln und Schafen wie mit ihren Weibern und Töchtern. Wahrhaft schlimm war jedoch: Die Alemannen kannten keine Wagenrennen.

"Salve", grüßte hinter ihm der Onkel.
Jactatus fühlte sich gestört, wollte sich aber nichts anmerken lassen. Er grüßte zurück, als wäre er noch schläfrig. Der Hausherr achtete nicht weiter darauf und sagte: "Man hört: Die Alemannen seien bei Maiensis."
Jactatus nickte, beugte sich über einen Rosenstrauch und fächelte sich mit der Hand den Duft der Blüten zu. Sein Gönner kratzte sich am Nacken, was er oft tat, wenn er aufgeregt war. Kurz hielt er inne, dann sprudelte es aus ihm heraus: Der Gutsverwalter meine, man sei schlecht vorbereitet. Der Turm tauge nichts. Sein Halsgraben müsse vertieft werden, die Vorräte seien zu knapp, die Eingangstüre müsse mit Eisenblech beschlagen werden, das Vieh sei in den Wald zu treiben – Fortuna nehme es in ihrer Obhut! – und die Waffen seien allesamt stumpf, rostig und brüchig. Die Stimme des Hausherrn wurde schrill: "Nichts passt ihm, alles redet er schlecht. Er meint gar, man habe den Ahnen zu wenig geopfert." Er schnappte nach Luft. "Dieser Abkömmling eines Römers und einer keltischen Hündin, dieser undankbare Bastard, er behauptet doch wirklich: Ich hätte den Zorn der Götter auf uns gezogen. Nein wirklich, Jactatus, kannst du dir das vorstellen!?"
Jactatus überhörte des Onkels Gezeter. Er dachte an den Turm. Aufgestockt mit einem Obergaden und umgürtet mit einem Halsgraben verfügte er über einen Hocheingang, den man mittels einer Leiter ersteigen musste. Zog man die Leiter hoch, konnte niemand mehr in den Turm gelangen. Man war sodann halbwegs sicher, und hoffte, dass die Angreifer weiterzogen oder vertrieben wurden, ehe man ausgehungert um Gnade winseln musste. Jactatus verabscheute den Turm. Er war keltisch, nicht römisch. Nur ein Kelte konnte auf den Gedanken verfallen, in solch einen Turm zu fliehen. Der Gutsverwalter war eben nur ein halber Römer.
"Jactatus, hörst du mir noch zu?", hörte er plötzlich den Onkel fragen. "Ich sagte: Der Verwalter brauche jede Hand. – Wenn ich bloß wüsste, wo Justus wieder steckt. Hast du ihn vielleicht gesehen?"
"Er ist meinen Wagen holen gegangen."
"Was?"
"Er ist meinen Wagen holen gegangen."
"Aber Jactatus, du kannst doch jetzt nicht –. Die Barbaren, sie sind schon bei Maiensis!"

–oOo–​

Schaute man nordwärts, sah man den noch jungen Rhein. Voller Leben strömte er durch weitläufige Auen, wässerte die Wiesen der Ure, staute sich an den Dämmen der Biber und spülte den am Ufer watenden Reihern mehr Fische entgegen, als sie je fressen konnten. Beidseits dieser Wildnis erstreckten sich an leicht erhöhter Lage ausgedehnte Eichen- und Buchenwälder. Mancherorts waren diese schier undurchdringlichen Wälder gelichtet und gerodet worden. Dort breiteten sich Heuwiesen, Viehweiden und Äcker aus, lagen römische Gutshöfe und keltische Dörfer. Mitunter reichten gar Rebenhänge bis an die Felslehnen der Berge, die längsseits der Talsohle gen Himmel strebten.

Jactatus lenkte das Gespann auf eine Ebene. Sandiger Boden, karg bewachsen mit Gras, zog sich hin bis an einen in der Ferne aufragenden Wald. Jactatus zügelte den Schritt der Falben und schwenkte gegen den Wald ein. Sein Gefährt glich einem Streitwagen, war jedoch leichter. Gefahren wurde er meistens vier- oft auch zweispännig, wobei die Rösser jeweils nebeneinander statt hintereinander liefen. Der eigentliche Vorzug des Wagens steckte freilich in den Radnaben. Bestens geölt drehten sie auf neuartigen Walzenlagern, die das Gespann besonders leicht und schnell laufen ließen. Jactatus konnte sie hören. In der Tonlage fast so hoch wie das Lied einer Grille begleitete ein leises Sirren das Rumpeln der Räder. In seinen Ohren klang es wie Musik.
Jactatus hob eine Hand und beschattete die Augen, spähte nach dem Ziel. Am anderen Ende der Ebene ragte ein Pfahl zwei Meter hoch in den Himmel. Beidseits lag je ein großer Stein. Sie zeigten den äußeren Rand der Bahn an, die sich um den Pfosten herumschwang. Achtsam fasste er das Ziel ins Auge. Verfehlen konnte er es nicht. Dennoch übte er die Wende beinahe täglich, weil viele Rennen gewonnen wurden, wo die Wagen wendeten. Dort zeigte sich, wie fein aufeinander abgestimmt Fahrer und Pferd waren.
Das Knallen einer Peitsche nachahmend schnalzte er mit der Zunge. Die Falben hoben ihre Köpfe, zogen an, wechselten aus dem Trott in den Schritt , aus dem Schritt in den Trab und aus dem Trab in den Galopp. Bald schon brausten sie hin wie ein Sturmwind. Auf der Geraden ließ er die beiden Hengste ziehen, ganz wie es ihrer feurigen Natur entsprach. Erst als sie sich der Wendemarke näherten, begann er, sie zu lenken. Er trieb das Gespann so nah an den Pfahl heran, dass es ihn beinahe streifte, bog sich über den Wagenrand zur Linken, spornte mit Geißel und Zuruf das rechte Pferd an und ließ dessen Zügel fahren. Doch das linke zügelte er, hieß es dicht an den Pfosten sich drängen. Zu den Steinen am äußeren Rand wahrte er hingegen Abstand, damit die Rosse nicht verletzt und der Wagen nicht zerschmettert wurde.
Als er den Pfahl umrundet hatte und noch ein Stück weit gefahren war, hielt er an und stieg von seinem Gefährt herab. Er prüfte Naben, Felgen und Speichen. Er ging um das Gespann herum und betrachtete auch Deichsel und Geschirr. Zufrieden klopfte er sich den Staub von der Tunika. Der Wagen war ein meisterhaftes Werk. Er lag ruhig in der Kurve und lief schnell auf der Geraden. Aus einem Tragebeutel zog er einen Apfel und brach ihn entzwei. Er ging zu den Rossen und gab ihnen die Apfelhälften zu fressen, die sie mit nickenden Köpfen verschlangen.
Siegessicher dachte Jactatus an die nächsten Monate. Die Rennen von Brigantium und Cambodunum kamen zuerst. Besonders angetan hatte es ihm die Hauptstadt Augusta Vindelicum. Die dortigen Stadtwachen und Grenztruppen waren begeisterte Zuschauer. In einem Kastell außerhalb der Stadt lagerten überdies Soldaten der leichten Reiterei, die sich ihm besonders verbunden fühlten. Sie sahen in ihm einen Abgott des Sieges. Wenn er einen Gegner von der Rennbahn drängte, wenn er mit Staubwolke und Peitschenknall eine Wende fuhr, wenn er schließlich gar als Triumphator eine Ehrenrunde zog, dann gerieten sie schier außer sich, jubelten sie, stampften mit den Füssen im Takt auf den Boden und stimmten einen preisenden Sprechgesang an, skandierten wieder und wieder seinen Namen. In solchen Augenblicken fühlte Jactatus, wie ihm das Blut heiß wurde. Es wallte durch seine Brust und stieg ihm in den Kopf. Es ließ ihn erschaudern bis an den Scheitel. So fühlte sich Erfolg an, das war es, wofür er lebte. Deswegen fuhr er täglich aus und verbesserte noch immer den Wagen.
Jactatus stieg zurück auf den Wagen. Er schlang die Zügel um seinen Unterarm, straffte sie mit der einen Hand, reckte sich, hob die andere Hand in die Höhe, ballte sie zur Faust und sprach: «Augusta Vindelicum, höre! Ich weiß, was die Christen sagen. Sie sagen: Alles Schwören sei eitel. Bei meiner Ehre, ich schwöre aber doch, schwöre im Namen Victorias: Ich werde siegen, so wahr ich Jactatus heiße!»

–oOo–​

Auf dem Heimweg bummelte Jactatus. Er wollte noch einen Pächter seines Onkels besuchen. Als Wagner war ihm jener behilflich, das Gefährt weiter zu verbessern. Die lehmverputzten Hütten und rohgezimmerten Ställe der Pächter lagen in Rufweite des Gutshofes. Eine dichte und dornenreiche Wallhecke, Obst- und Gemüsegärten umgaben sie. Vielerorts konnte man von den Gebäuden nur die Strohdächer sehen. Der Rest lag verdeckt hinter Bäumen und Sträuchern. Ein eingesunkener Weg führte an den Dorfrand, wo in Wall und Hecke ein Durchgang ausgespart war, Trockenmauern stützten die Wegseiten.

Da ertönte ein Horn. Jactatus zog die Stirne kraus. Er fluchte und schnalzte. Die Falben wechselten in den Trab. Staub wirbelte auf. Der Wagen brauste hin, schoss an verängstigten Feldsklaven vorbei, flog über Schlaglöcher hinweg und raste auf eine Wegscheide zu. Dort bog der Weg ab, der auf das Gut seines Onkels führte. Erneut wurde das Horn geblasen. Mit einem tiefen, wie wehklagenden, weithin schallenden Ton erklang es mehrmals wieder und wieder. Jactatus wusste, dass der Gutsverwalter einen Wächter auf den Turm befohlen hatte, dem er ein Hüfthorn mitgegeben. Er hatte den Türmer angewiesen, nach Barbaren auszuschauen und das Horn zu blasen, sobald er welche sehen würde. Doch Jactatus widerte der Turm an, zu dem ihn der Wächter rief; er fuhr an dem Scheideweg vorbei, der nach dem Landgut seines Onkels führte.

Jäh zog Jactatus die Zügel straff. Die Rosse hielten an, wieherten, tänzelten auf der Hinterhand und bäumten sich die Vorderhufe schlagend auf. Vor ihnen stand eine alte Frau. Plötzlich war sie hinter Haselstauden hervor und auf den Weg getreten. Jactatus kannte sie.
„Weib, geh mir aus dem Weg!“, brüllte er.
„Beim Taranis, du bist es, Jactatus, der noch ins Dorf will“, antwortete sie.
„Geh mir aus dem Weg, habe ich gesagt.“
Die Alte blieb vor den schnaubenden Hengsten stehen. Trotzig entgegnete sie: „Besser du kehrst um – oder willst du die Teufel aus den Wäldern des Nordens sehen?“
„Die werde ich noch früh genug sehen. Dafür muss ich nicht ins Dorf.“
„Das stimmt, aber weißt du auch, was dein Schicksal ist? – Höre, was die Geister der Nacht sagen. Sie sagen: Dreimal wird das Zeichen erschallen, dreimal wirst du es missachten, höre!, dreimal, dann werden deine Stunden gezählt sein.“
Jactatus mochte den Schneid, den die Alte bewies. Versöhnlich, aber nicht ohne spöttischen Unterton meinte er: „Ach Merle, das ist doch Quatsch. Hör bitte auf zu orakeln. Wir alle träumen manchmal schlecht. Aber glaub mir: Deswegen stirbt niemand.“
„Ich habe dich gewarnt.“
„Ja, hast du. Du hast mich gewarnt. Bist du jetzt auch so lieb und gehst mir aus dem Weg, ja?“
Die Alte legte den Kopf schief, ging einen Schritt zur Seite, blieb noch einmal stehen und sagte: "Aber es ist wahr!", dann ging sie Jactatus aus dem Weg. Als er weiterfuhr, schaute sie ihm wehmütig nach.

Kaum, dass er angefahren war, hörte er erneut das Horn. Doch beidseits des Wagens blieben keine zwei Handspannen frei. Wenden konnte er in dem Hohlweg nicht. Außerdem musste er darauf achten, dass er die Wegmauern nicht streifte. Bei alledem nahm er das Horn wie auch eine Frau nur beiläufig wahr. Sie rannte vor dem Dorf durch einen Garten. Auf den Armen trugen sie ein schreiendes Kind. Vollauf damit beschäftigt, den Wagen zu lenken, bemerkte er kaum, dass sie quer durch ein Gemüsebeet rannte. Als dann noch ein Pferd im Dorf wieherte, verrenkten selbst die Falben ihre Hälse. Auch Jactatus stutzte einen Augenblick. Die Pächter besaßen Esel und Ochsen. Bereits ein Maultier war ihnen zu teuer. Hätte der Wagen jedoch einen Mauerstein gestreift, wären die Radnaben womöglich so schlimm beschädigt worden, dass man sie nicht mehr hätte flicken können. Er hätte dann neue Räder anfertigen lassen müssen. Speichenräder waren teuer. Gewöhnliche Wagen hatten darum Scheibenräder. Besonders achtsam, allein darauf bedacht, den Wagen zu bewahren, preschte Jactatus weiter, weiter zwischen Trockenmauern durch, an Obst- und Gemüsegärten vorbei und immerzu dem Dorf der Pächter entgegen.

Als das Horn zum dritten Mal geblasen wurde, bog Jactatus in schneller Fahrt auf den Dorfplatz ein. Wo normalerweise Hühner, Katzen und vielleicht eine Schar Kinder ihn erwarteten, begegnete er indessen einer mit Schild und Speer bewehrten Horde Alemannen. Jactatus fuhr so schnell, dass er wuchtig gegen die Schilder der Waldkrieger prallte. Der Wagen überschlug sich, der Fahrer stürzte, die Barbaren brüllten, die Rosse wieherten: Kopfvoran flog Jactatus über Speere und Schilder hinweg.
Als er aufstehen wollte, taumelte er. Ihm wurde schwindelig. Er fasste sich an die Stirn, fühlte warmes Blut, das ihm über das Gesicht rann. Heftig hatte er sich die Stirn gestoßen. Er wankte und sank zurück auf die Knie. Ein Alemanne sprang herbei, in der Hand einen Speer, und stach dem Knieenden in den Bauch. Jactatus krümmte sich, fiel zu Boden und wurde ohnmächtig. Seine Tunika verfärbte sich rot. Ein Waldmensch hatte den Abgott des Sieges und Inbegriff des Römertums schwer verletzt. Er verblutete.

–oOo–​

Zur gleichen Zeit, da Jactatus auf das Dorf zufuhr, schaute sein Onkel aus dem Turm. Hinter ihm wurden Waren verstaut. Zwei Männer trugen eine eiserne Truhe, die Geld und Urkunden enthielt, über die steile Stiege herauf. Sie fluchten, stöhnten und keuchten, so sehr mussten sie sich anstrengen. Der Gutsbesitzer zog indessen eine Leidensmiene, da ihm zutiefst missfiel, was gerade vor sich ging. Am liebsten wäre er aus dem Turm und wieder zurück ins Gutshaus gelaufen. Leider blieb ihm aber nichts anderes übrig, als auszuharren. Er, der Hausherr, musste sich fügen. Zwar oblag ihm das Patronat über ein volles Dutzend Pächter, doch im Rosengarten hatte er zufällig belauscht, was der Gutsverwalter mit dem Haussklaven besprochen hatte. Angefangen hatte die Unterredung der Verwalter:

"Justus, komm her! Ich habe etwas mit dir zu besprechen.“
"Ja?“
"Ich möchte, dass du auf den Hausherrn aufpasst.“
"Auf den!? Wieso das?“
"Das zu erklären, fehlt mir jetzt die Zeit. Wenn ihm aber etwas zustößt, dann wird sein Bruder das Gut erben. Willst du seinem Bruder dienen?“
Justus riss entsetzt die Augen auf. Er wollte antworten, verschluckte sich aber und musste stattdessen husten.
"Eben, mir geht es auch so," fuhr der Gutsverwalter weiter. "Wenn ich nur schon daran denke, bleibt mir die Luft weg, und darum musst du schauen, dass der Alte den Turm erst wieder verlässt, wenn ich es erlaube.“
"Aber das hieße ja, dass …“
"Richtig, wenn er vorher gehen will, dann schützen wir ihn, indem wir ihn ins Kellerloch sperren. Verstehst du, wir wollen ihn nur vor sich selber schützen.“
Justus rieb sich die Stirn und dachte kurz nach. "Aber was ist mit den anderen? Sind sie eingeweiht? Sie werden vielleicht dem Hausherrn beistehen, wenn wir ihn festhalten oder gar einsperren müssen.“
"Nur keine Bange, ich rede mit ihnen. Sie werden auf unserer Seite stehen.“

Er, der Herr des Hauses, war nun ein Gefangener. Er musste sich fügen oder ins Loch gehen. Im Boden des zweiten Turmgeschosses befand sich eine Falltür, durch die man ins Erdgeschoss gelangen konnte, das als Keller diente. Hätte ihn der Gutsverwalter dort eingesperrt, wären die Folgen überaus schwerwiegend gewesen. Seine Stellung als Respektsperson wäre erschüttert worden. Darauf wollte er es nicht ankommen lassen. Insgeheim gedemütigt, jedoch erhobenen Hauptes begab er sich in den Turm. Um wie viel besser hatte es da Jactatus, der frank und frei, und unverzagt draußen auf das Dorf der Pächter zufuhr. Welch ein Anblick!, dachte sein Onkel und schaute mit verklärtem Blick aus dem Fenster. Jactatus ist ein wahrer Römer. Er kennt keine Furcht, macht sich nichts aus Sorgen und hat erst recht keine kleinmütigen Bedenken. Nichts und niemand schränkt seine Freiheit ein. Ein wahrer Römer fürchtet nicht einmal den Tod. Kaum dass er dies gedacht hatte, sah er, wie Jactatus gegen die Schilder der Alemannen fuhr, wie er stürzte und getötet wurde. "Ach ja“, seufzte sein Gönner. "So stirbt ein echter Römer. Nie sahen die Götter unter der Sonne etwas schöneres, als den Freitod des Jactatus.“

Zur gleichen Zeit, da Jactatus dem Dorf entgegen fuhr und sein Onkel ihm dabei zuschaute, spähte auch der Gutsverwalter aus dem Turm. Im zweiten Geschoss waren keine Fenster sondern einzig zwei Lichtscharten. Unwillkürlich trat der Verwalter näher an die Scharte, durch die er den vor dem Dorf dahinrasenden Jactatus sah. Ungläubig schüttelte er den Kopf.
"Ist das menschenmöglich“, fragte er halblaut sich selbst. "Dieser verrückte Kerl fährt da draußen noch mit seinem Wägelchen herum. Merkt er denn nicht, was ihm droht? – Nein, das kann unmöglich sein. Aber er ist eben ein Römer, ein verwöhnter und überheblicher Mensch, ein Römer, so entartet und starrköpfig, dass sich die Welt ihm, nicht aber er sich der Welt anpassen sollte.“ Noch bevor er den Satz fertig grummeln konnte, fuhr Jactatus gegen die Schilder der Alemannen. Der Gutsverwalter bekam große Augen und hielt sich die Hand vor den Mund. Er wandte sich ab. Als er sich umgekehrt hatte, kam Justus die Treppe herabgestiegen, die das Geschoss mit dem Obergaden verband. Er schaute den Verwalter an und sagte: "Etwas Schreckliches ist geschehen. Die Barbaren haben Jactatus getötet, diese Mörderbande." Doch der Verwalter antwortet: "Ich habe es gesehen. Aber glaub mir: Er war die überreife Frucht einer sterbenden Kultur. Bald schon werden wird die neuen Herren sein. Die Toten sollten wir jedoch ehren. Jactatus ist gestorben, wie er gelebt hat. Er war nie lau. Er hat sich nie gebeugt. Er war ein wahrer Römer.“

 

Hallo teoma,

"Triumph" und Rosenblüte des klassischen Fehlstarts ... Schau besser noch mal durch, da ich eigentlich gar nicht am Bildschirm sitz, sondern zum Abmarsch bereitsteh ...

Bis bald

Friedel

 

Hallo Friedel

Hm, habe es schon einmal, zweimal, hunderttausendmal durchgelesen. Aber ja, manchmal wird man dabei nur blind. Muss jetzt auch abmarschieren, werde aber später noch einmal nach weiteren Fehlern suchen.

Gruss teoma

 

Hallo teoma

warum fügst du nicht einen "Humor"-Tag bei und überzeichnest deinen Iactatus so weit, dass er wie dieser Schwertkämpfer/Fechter in Gane of Thrones rüberkommt, der diese Nordkönigstochter (deren Namen mir nicht einfällt) unterrichtet und am Ende einen Schwerttanz aufführt=?
Daraus könnte eine Dynamik entstehen, die bisher fehlt. Das Motiv des dekadenten verweichlichten Römers, der auf die Natruburschen stößt und ihnen unterliegt, ist ein ein ganz alter Topos, den alle römischen Autoren nutzen (Cäsar, Cicero, Tacitus, Seneca, Livius, alle), wobei in deiner Geschichte der Blick auf die Germanen fehlt und die Römer schemenhaft wegkommen.
Die Geschichte ist angenehmen zu lesen, das durchaus, aber ich wünschte mir mehr...

Bisschen was zum Text:

Jactatus, der Römer
warum eigentlich Iactatus, das heißt so iungefährt: der Werfer...

Triumpf zu Triumpf
meintest du Strumpf :D oder Triumph?

während der Rosenblühte, das Land verheerten, ärgerte ihn. In seinen Augen waren sie Barbaren, also rohe, dreckige und einfältige Waldmenschen,
... in der Zeit, über die du sprichst, wird die Unterscheidung geringer, wer ist Barbar, wer nicht... Waldmenschen ist ein gutes Bild, so könnte man alle Germanen dieser Zeit nennen... Die Chronisten erzählen vom Herkynischen Wald. der bis in die Karpaten reicht :)

Er schnappte nach Luft. "Dieser Abkömmling eines Römers und einer keltischen Hündin, dieser undankbar Bastard,
Gallia Cisalpina oder Transalpina?

– Die Barbaren, sie sind schon bei Maiensis!"
meinst du dasd catrum maiensis im Land, wo Toblerone wächst?

Bestens geölt drehten sie auf neuartigen Walzenlagern, die das Gespann besonders leicht und schnell laufen ließen.
hasdt du das recherchiert? Wenn ja, sehr interessant :hmm:

Bald schon brausten sie hin wie ein Sturmwind.
das ist ein ziemlich verbrauchtes Bild...

Siegessicher dachte Jactatus an die nächsten Monate

Ich werde siegen, so wahr ich Jactatus heiße!»
vinciturus vincero

„Hexe, geh mir aus dem Weg!“ brüllte er.
Ernst oder Humor? Hexen kommen erst später ins Spiel...

höre! Dreimal, dann werden deine Stunden gezählt sein.“

: „Ach Merle, das ist doch Quatsch. Hör bitte auf zu orakeln.
seit wann gibt es diesen Kosenamen?

indessen einer mit Schild und Speer bewehrten Horde Alemannen
warum keine Schwerter?

Schildwall der Waldkrieger
eindeutig ein Fehler (Freud); das heißt WORTKRIEGER
Ein Waldmensch hatte den Abgott des Sieges und Inbegriff des Römertums schwer verletzt.
klingt mir zu pathetisch...

. Jactatus ist ein wahrer Römer. Er kennt keine Furcht, macht sich nichts aus Sorgen und hat erst recht keine kleinmütigen Bedenken.
lies mal Cäsar, Marc Aurel oder Augustus, die machen sich ständig was aus ihren Sorgen...

Aber er ist eben ein Römer, ein verwöhnter und überheblicher Mensch, ein Römer, so entartet und starrköpfig, dass sich die Welt ihm, nicht aber er der Welt anpassen sollte.“
wiederholt sich

grurmeln
grummeln?

: "Jactatus wurde getötet. Die Zeit der Römer ist vorbei. Sie haben es nicht besser verdient. Bald schon werden wir die neuen Herren sein.“
dauert paar hundert Jahre und das Römische Recih Deutscher Nation wurde glaube ich 1870 beendet... :D

viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrims, 1806 warf das Haus Habsburg die Römische Kaiserkrone ab, 1870 erhielt le petit Napoleon Prügel und kurz darauf kam's zwote Reich ... ohne ehemalige Ostmark.

Sein Gefährt glich einem Streitwagen, war jedoch leichter. Gefahren wurde er meistens vier- oft auch zweispännig, wobei die Rösser jeweils nebeneinander statt hintereinander liefen. Der eigentliche Vorzug des Wagens steckte freilich in den Radnaben. Bestens geölt drehten sie auf neuartigen Walzenlagern, die das Gespann besonders leicht und schnell laufen ließen. Jactatus konnte sie hören. In der Tonlage fast so hoch wie das Lied einer Grille begleitete ein leises Sirren das Rumpeln der Räder. In seinen Ohren klang es wie Musik.

Ja, da lässtu uns wie durch ein Schlüsselloch teilhaben, wenn die personifizierte Zeitenwende an die Türe klopft, und es ist ja kein Geheimnis, dass im ehemaligen Raetien von eindringenden Alemannen zerstörte Gehöfte nebst eingeschlagenen Schädeln gefunden wurden, ein Zeichen, dass die römische Besatzung nebst den schon lange „zivilisierten“ und angepassten Völkern von den nördlichen Nachbarn gehasst wurde,

lieber teoma,

weil den zu Bewahrern und Verwaltern gewandelten ehemaligen „Eroberern“ immer noch wie schon im Jahre 762 a. u. c. eine gewisse Überheblichkeit eigen ist, welche die Erben Roms bis heute bewahrt haben, indem sie ihre Zivilisation den anderen Kulturen als den Gipfel der Schöpfung präsentieren. Und auch der technische Fortschritt (s. Zitat) kommt nicht zu kurz. Eine vorsichtig formulierte, alte Sprachhaltung in gehobenem Ton könnt da etwa bei den „Rössern“ im Zitat – keine bange, Rösser ist schon korrekt – mit dem gehobeneren Plural „Rosse“ verfeinert werden.

Trivialeres, Überschneidungen mit Isegrims nicht ausgeschlossen

Hier fehlt m. E. ein Wort

Jactatus ging in den Garten und schlurfte dem Wasserbecken entlang.
Evtl. ein „an“ („am Wasserbecken entlang“)

Hier kommt es zu einer Doppelung

Fortuna hüte es in ihrer Obhut!
Besser „Fortuna nehme es in ihre Obhut“

Sandiger Boden, karg bewachsen mit Gras[,] zog sich hin bis an einen in der Ferne aufragenden Wald.
Der Einschub hat Anfang UND Ende!

Erst als sie sich der Wendemarke näherten, begann er[,] sie zu lenken.

Hier hältstu Dich arg an die Schulgrammatik in der Herrschaft der Hilfsverben

Jactatus wusste, dass der Gutsverwalter einen Wächter auf den Turm befohlen hatte, dem er ein Hüfthorn mitgegeben hatte. Er hatte den Türmer angewiesen, nach Barbaren auszuschauen und das Horn zu blasen, sobald er welche sehen würde. Doch Jactatus widerte der Turm an, zu dem er nun gerufen wurde; er fuhr an dem Scheideweg vorbei, der nach dem Landgut seines Onkels geführt hätte.
... befohlen hatte, ... mitgegeben hatte. Er hatte ... angewiesen, ... sehen würde. ... gerufen wurde; ... geführt hätte.
Probier mal ohne aus, die Hälfte, nicht alle, kannstu einsparen!

Flüchtigkeit

Jactatus ver[a]bscheute den Turm.

"Jactatus, hörst du mir noch zu?"[,] hörte er plötzlich den Onkel fragen.

Ein Experiment – statt des Punktes oder Ausrufezeichens einen Strich …? Dann wäre aber mit Kleinschreibung fortzufahren
"Aber Jactatus, du kannst doch jetzt nicht – Die Barbaren, sie sind schon bei Maiensis!"

Mit einem tiefen, wie wehklagenden, weithin[...]schallenden Ton erklang es mehrmals wieder und wieder.

„Hexe, geh mir aus dem Weg!“[,] brüllte er.
(Ich glaub auch nicht, dass die Hexe christianisierter germanistischer Zungen schon latinisiert zu finden wäre. Das gotische Wörterbuch hat da keinen Begriff für, wenn auch die weise Frau und die Zauberin benannt werden)

Hier ist das Komma verrutscht

„Beim Taranis, du bist es, Jactatus, der noch ins Dorf will,“ antwortete sie.
(besser „...“, ...)

Dreimal wird das Zeichen erschallen, dreimal wirst du es missachten, höre![,] dreimal, dann werden deine Stunden gezählt sein.“
..., blieb noch einmal stehen und sagte: Aber es ist wahr![,] dann ging sie Jactatus aus dem Weg. Als er weiterfuhr, schaute sie ihm wehmütig nach.

Kaum[,] dass er angefahren war, hörte er erneut das Horn ertönen.
(ertönen ist da entbehrlich, es ginge aber auch „kaum dass er angefahren war, ertönte das Horn.“)

Hier fehlt ein Wort

Seine Tunika verfärbte rot.
Mutmaßlich das Refelxivpronomen.
Der Gutsbesitzer zog indessen eine Leidensmi[e]ne, da ihm zutiefst missfiel, was gerade vor sich ging.
"Eben, mir geht es auch so, fuhr der Gutsverwalter weiter.
?

Hätte ihn der Gutverwalter dort eingesperrt, wären die Folgen überaus schwerwiegend gewesen. Seine Stellung als Respektsperson wäre erschüttert worden.
„Gewesen“ und „worden“ sind m. E. entbehrlich)
Um wie[...]viel besser hatte es da Jactatus, ...
Welch ein Anblick![,] dachte sein Onkel und schaute mit verklärtem Blick aus dem Fenster.
Zur gleichen Zeit, da Jactatus auf das Dorf zu[...]fuhr und sein Onkel ihm dabei zuschaute, ...
Noch bevor er den Satz fertig grurmeln konnte, fuhr Jactatus gegen den Schildwall.
„grurmeln“ ????
Der Gutsverwalter kriegte große Augen und hielt sich die Hand vor den Mund.
„Kriegen“ pastt nicht zum gehobenen Ton. Lass ihn große Augen bekommen!
Eigentlich entbehrlich ...

Da hastu noch einiges vor Dir!

Gruß

Friedel

 

Lieber teoma,

dein Text hat mir sehr gut gefallen! Das Thema hat mich als Vor- und Frühgeschichtler natürlich sofort angesprochen und auch die Umsetzung fand ich gelungen. Du hast die verschiedenen Perspektiven gut herausgearbeitet und den "Vorabend" des endgültigen Verlust des Dekumatenlandes mit ein paar tollen Bildern in Szene gesetzt. Der unbekümmerte, ja angesichts der Bedrohung fast schon schon naive, weil nur von sich selbst eingenommene Römer Jactatus, der romanisierte Gallier, der insgeheim dem Ende der römischen Herrschaft entgegenfiebert und der Onkel im Turm, der in der Kollision seines Neffen mit dem alemannischen Schildwall einen heroischen Freitod sehen will – das wirkt alles sehr durchdacht und aufeinander aufbauend. Man spürt: Hier geht eine Welt unter, in diesem Fall die römische. Wenn man weiß, was darauf folgt, nämlich der Rückzug der römischen Truppen und zahlreiche Massaker an den römischen Gutshofbesitzern, dann weckt deine Geschichte eine starke Ahnung von nahendem Unheil. Übrigens auch gut aufgebaut in der ersten Hälfte mit der regelmäßigen Wiederholung, dass die Alemannen schon bei Maiensis seien. Du hast nicht nur sauber recherchiert, sondern auch ernsthaft versucht, die spezifische Stimmung dieses Wendepunkts der Geschichte zu transportieren. Ein wenig erinnerte mich die ganze Machart deines Textes und der Stil an Stefan Zweigs "Sternstunden der Menschheit", falls du das kennst.

Klar, die Alemannen sind als "Barbaren aus den Wäldern des Nordens" ein wenig stereotyp dargestellt, aber da die Geschichte in weiten Teilen aus römischer Sicht geschrieben ist, passt das schon. Ganz so abgeschottet lebten Römer, Gallier und Germanen damals aber nicht mehr, wie es deine Geschichte suggeriert, gerade am Limes gab es einen regen Handel zwischen den Volksgruppen, auch dienten nicht wenige Germanen in den Auxiliareinheiten der römischen Armee.

teoma, habe ich sehr gerne gelesen, deine Geschichte. Könnte noch mehr dazu sagen, aber ich bin erkältet und jeder Satz kostet mich Mühe. Hoffe, meine Einschätzung erfreut dich trotzdem!

Besten Gruß

Der Exilfranke :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims

Danke für deinen Kommentar.

warum fügst du nicht einen "Humor"-Tag bei und überzeichnest deinen Iactatus so weit, dass er wie dieser Schwertkämpfer/Fechter in Gane of Thrones rüberkommt, der diese Nordkönigstochter (deren Namen mir nicht einfällt) unterrichtet und am Ende einen Schwerttanz aufführt=?
Daraus könnte eine Dynamik entstehen, die bisher fehlt.

Kannte ich bisher nicht, den Herrn. Aber du meinst wahrscheinlich Syrio Forel, das erste Schwert von … äh?
Ich wollte aus Jactatus keine humoristische Figur machen. Habe regelrecht dagegen angekämpft, ihn vollends zu überzeichnen. Anderseits ist er tatsächlich eine nicht mehr ganz ernst zu nehmende Figur. Ich vermute sehr, dass auch die römischen Autoren, von denen du sagst, sie hätten den verweichlichten und dekadenten Römer (Nero?) selber schon dargestellt, ihn ebenso überzeichnet haben. In einem unterscheidet sich Jactatus jedoch von der Figur des nur noch überdrehten Römers. Sobald er auf den Wagen steigt, ist er alles andere als weibisch oder verweichlicht. Dann ist er hart und fordernd zu sich und anderen, zielgerichtet, furcht- und kompromisslos. Diesen Gegensatz in seiner Person fand ich reizvoll.
Betreffend der Dynamik: Meinst du im speziellen die Dynamik der mehr und mehr lächerlich erscheinenden Figur oder findest du allgemein, dass die Geschichte schwungvoller sein sollte. Zwischendurch ist sie nämlich mit Absicht beschaulich gehalten. Solche Abschnitte bremsen natürlich den Fortgang des Geschehens.

warum eigentlich Iactatus, das heißt so iungefährt: der Werfer...

Den Namen Jactatus habe ich irgendwo gelesen. Zu bedeuten hat er nichts.

– Die Barbaren, sie sind schon bei Maiensis!"
meinst du dasd catrum maiensis im Land, wo Toblerone wächst?

Die genannte Ortschaft ist als Magia auf einer römischen Karte eingezeichnet (Tabula Peutingeriana). Sie wurde auch Statio Maiensis genannt und ist heute ein kleines Städtchen im Land der Toblerone nahe dem Fürstentum Lichtenstein.

Bestens geölt drehten sie auf neuartigen Walzenlagern, die das Gespann besonders leicht und schnell laufen ließen.

hasdt du das recherchiert? Wenn ja, sehr interessant

Man hat die Überreste eines keltischen Wagens gefunden, dessen Naben auf Widerlagern aus Buchenholz liefen. Das gab es also schon früh.

Bald schon brausten sie hin wie ein Sturmwind.

das ist ein ziemlich verbrauchtes Bild...

Stimmt. Aber mir fällt gerade kein besseres ein.

"Hexe, geh mir aus dem Weg!“ brüllte er.
Ernst oder Humor? Hexen kommen erst später ins Spiel...
An dieser Stelle dient der Begriff Hexe eigentlich dem kenntlich machen des Sprechers. Nicht sie sondern er redet da. Wahrscheinlich haben auch die Römer ein bestimmtes Wort benutzt, um alte Frauen wie die Merle zu bezeichnen. Ich erzähle meine Geschichte aber keinen Römern sondern heutigen Zeitgenossen. Darum wählte ich das Wort Hexe. Jeder weiß danach, wer da zu wem in welcher Haltung redet. Allerdings überlegte ich mir auch, ob dieses Wort nicht zu sehr an eine spätere Zeit erinnert. Habe es nun ausgewechselt.

höre! Dreimal, dann werden deine Stunden gezählt sein.“

Friedels Vorschlag entspricht mir eher. Ich möchte keinen trennenden Punkt einsetzten. Darum besser einen Beistrich und klein weiterfahren.

indessen einer mit Schild und Speer bewehrten Horde Alemannen

warum keine Schwerter?

Die meisten hatten vermutlich keine, oder? War damals sicher wie heute: Die meisten Soldaten heute ziehen auch nur mit einem einfachen Gewehr in den Krieg, nicht mit einer teuren F/A-18 oder einem technologisch hochentwickelten T-90 Kampfpanzer.

Schildwall der Waldkrieger

eindeutig ein Fehler (Freud); das heißt WORTKRIEGER

Ja, aber sag es bitte niemandem, sonst komme ich auf noch mehr schwarze Listen. :D

Ein Waldmensch hatte den Abgott des Sieges und Inbegriff des Römertums schwer verletzt.

klingt mir zu pathetisch...

Hm?, mir nicht. Will es belassen.

. Jactatus ist ein wahrer Römer. Er kennt keine Furcht, macht sich nichts aus Sorgen und hat erst recht keine kleinmütigen Bedenken.

lies mal Cäsar, Marc Aurel oder Augustus, die machen sich ständig was aus ihren Sorgen...

Glaube ich sofort. Der wahre Römer ist freilich ein idealer, kein realer Römer. Das ist wie beim echten Indianer, der angeblich keinen Schmerz kennt. Wer glaubt das schon, niemand, oder?, aber gesagt wird es doch.

: "Jactatus wurde getötet. Die Zeit der Römer ist vorbei. Sie haben es nicht besser verdient. Bald schon werden wir die neuen Herren sein.“

dauert paar hundert Jahre und das Römische Recih Deutscher Nation wurde glaube ich 1870 beendet...

Justus ist ein Kind seiner Zeit. Vom Römischen Reich Deutscher Nation wusste er nichts. Für ihn gab es Römer, Kelten, Alemannen usw. Hättest du ihm gesagt, er gehöre dem Römischen Reich Deutscher Nation an, das noch so uns so viele Jahrhunderte fortbestehe, wäre er zum Verwalter gelaufen und hätte gesagt: He, sag einmal, hast du schon einmal etwas von einem Reich deutscher Nation gehört?

Danke dir noch einmal für deinen Kommentar. Die Fehler habe ich verbessert.
Gruss teoma

 

Hallo Friedel

Danke auch dir für den Kommentar.

Ja, da lässtu uns wie durch ein Schlüsselloch teilhaben, wenn die personifizierte Zeitenwende an die Türe klopft

So ein Schlüsselloch möchte ich kennen, durch das man in vergangene Zeiten schauen kann. Das wäre dann ein Zeitschlüsselloch. Weil ich aber keines kenne, musste ich mir selber eines ausdenken.

Eine vorsichtig formulierte, alte Sprachhaltung in gehobenem Ton könnt da etwa bei den „Rössern“ im Zitat – keine bange, Rösser ist schon korrekt – mit dem gehobeneren Plural „Rosse“ verfeinert werden.

Was die Sprachhaltung ausmacht muss mir allgemein noch bewusster werden.

Die meisten deiner Hinweise und Vorschläge habe ich berücksichtigt. Bei einigen habe ich mich über mich selber geärgert. Dass man nach direkter Rede mit einem Ausrufe- oder Fragezeichen und einer nachfolgenden – wie sagt man? – Inquit-Formel gleich drei Satzzeichen hintereinander setzt, werde ich mir jetzt hoffentlich merken können. Beim folgenden Satzverlauf war ich mir unsicher.

Dreimal wird das Zeichen erschallen, dreimal wirst du es missachten, höre![,] dreimal, dann werden deine Stunden gezählt sein.“

..., blieb noch einmal stehen und sagte: Aber es ist wahr![,] dann ging sie Jactatus aus dem Weg. Als er weiterfuhr, schaute sie ihm wehmütig nach.

Aussagen nicht mit Punkten zu zerstückeln finde ich wichtig. Aber nicht alle denken so. Ich hab auch schon gelesen:


Wir. Dienen. Deutschland.​

Werbekampagne der Bundeswehr​

Ja, sie bemühen sich wirklich sehr extrem.

Ein Experiment – statt des Punktes oder Ausrufezeichens einen Strich …? Dann wäre aber mit Kleinschreibung fortzufahren

"Aber Jactatus, du kannst doch jetzt nicht – Die Barbaren, sie sind schon bei Maiensis!"

Das war so gedacht:

Der Gedankenstrich kann als Auslassungszeichen (Auslassungsstrich) eine längere Pause oder eine Ellipse darstellen: „Du willst doch wohl nicht etwa –“

Wikipedia​

Folgt jedoch eine neue Aussage, müsste man wohl hinter dem Strich noch einen Punkt setzten.

"Eben, mir geht es auch so, fuhr der Gutsverwalter weiter.

?

Da habe ich Anführungszeichen vergessen.

Hätte ihn der Gutverwalter dort eingesperrt, wären die Folgen überaus schwerwiegend gewesen. Seine Stellung als Respektsperson wäre erschüttert worden.

„Gewesen“ und „worden“ sind m. E. entbehrlich)

Der erste Satz würde dann sagen, dass die Folgen noch immer schwerwiegend wären. Aber der Gutsbesitzer ist im Grunde ein unbedeutender Mann, dessen Angelegenheiten nach seinem Tod erlöschen. Bedeutend wäre die Sache also nur vorübergehend gewesen.
Ich lasse die beiden Wörter stehen.

Hier hältstu Dich arg an die Schulgrammatik in der Herrschaft der Hilfsverben

Jactatus wusste, dass der Gutsverwalter einen Wächter auf den Turm befohlen hatte, dem er ein Hüfthorn mitgegeben hatte. Er hatte den Türmer angewiesen, nach Barbaren auszuschauen und das Horn zu blasen, sobald er welche sehen würde. Doch Jactatus widerte der Turm an, zu dem er nun gerufen wurde; er fuhr an dem Scheideweg vorbei, der nach dem Landgut seines Onkels geführt hätte.

... befohlen hatte, ... mitgegeben hatte. Er hatte ... angewiesen, ... sehen würde. ... gerufen wurde; ... geführt hätte.
Probier mal ohne aus, die Hälfte, nicht alle, kannstu einsparen!

Mach ich.

Friedel, hat mich gefreut, etwas von dir zu hören. Danke noch einmal und wünsche einen schönen Tag.
Gruß teoma

 

Hallo Exilfranke

Das Thema hat mich als Vor- und Frühgeschichtler natürlich sofort angesprochen und auch die Umsetzung fand ich gelungen.

Freut mich. Mir wurde im ersten Moment ein wenig bange, als sich sah, dass du meine Geschichte kommentierst, weil ich noch dunkel im Kopf hatte, dass du irgendetwas studiert hast, das mit den Römern zu tun hat. Hätte ja sein können, dass da irgendwo ein peinlicher Fehler drin ist, der nur schwer wieder heraus zu bekommen ist.

Ein wenig erinnerte mich die ganze Machart deines Textes und der Stil an Stefan Zweigs "Sternstunden der Menschheit", falls du das kennst.

Habe ich angelesen. Als Jugendlicher habe ich seinen biografischen Roman über das Leben des Joseph Fouche gelesen. Das war ein Buch, das mir sehr gefiel.

Klar, die Alemannen sind als "Barbaren aus den Wäldern des Nordens" ein wenig stereotyp dargestellt, aber da die Geschichte in weiten Teilen aus römischer Sicht geschrieben ist, passt das schon. Ganz so abgeschottet lebten Römer, Gallier und Germanen damals aber nicht mehr, wie es deine Geschichte suggeriert, gerade am Limes gab es einen regen Handel zwischen den Volksgruppen, auch dienten nicht wenige Germanen in den Auxiliareinheiten der römischen Armee.

Ja, man könnte die germanische Seite der Geschichte ausbauen. Man könnte einen Alemannen auftreten lassen, der seine Sicht der Zeitenwende schildert.

teoma, habe ich sehr gerne gelesen, deine Geschichte. Könnte noch mehr dazu sagen, aber ich bin erkältet und jeder Satz kostet mich Mühe. Hoffe, meine Einschätzung erfreut dich trotzdem!

Freut mich, ja, und hoffe, dass du unterdessen wieder munter und vollauf gesund bist.
Gruss teoma

 

Moin teoma,

Freut mich. Mir wurde im ersten Moment ein wenig bange, als sich sah, dass du meine Geschichte kommentierst, weil ich noch dunkel im Kopf hatte, dass du irgendetwas studiert hast, das mit den Römern zu tun hat. Hätte ja sein können, dass da irgendwo ein peinlicher Fehler drin ist, der nur schwer wieder heraus zu bekommen ist.

Nicht, dass mir da jetzt was aufgefallen wäre, ich fand es überdurchschnittlich gut recherchiert. In einem gewissen Rahmen darf man IMO auch in einem historischen Setting die Geschichte der Handlung anpassen, bzw. unterordnen. Wenn überhaupt, dann hätte ich das Attribut keltisch konsequent gegen gallisch umgetauscht, aber das ist einfach nur eine sprachliche Feinheit aus der Bezeichnung der damaligen Zeit heraus. Und ob die Alemannen im Schildwall gekämpft haben, kann ich grad nicht sicher sagen, ich gucke aber gerne nach, wenn du möchtest.

Freut mich, ja, und hoffe, dass du unterdessen wieder munter und vollauf gesund bist.

Ich bin auf dem aufsteigenden Ast, vielen Dank.^^

Servus

Exilfranke :)

 

Hallo Exilfranke

In einem gewissen Rahmen darf man IMO auch in einem historischen Setting die Geschichte der Handlung anpassen, bzw. unterordnen.

Wofür auch Stefan Zweig in seinen Sternstunden einige Beispiele gebe, habe ich gelesen.

Und ob die Alemannen im Schildwall gekämpft haben, kann ich grad nicht sicher sagen, ich gucke aber gerne nach, wenn du möchtest.

Könnte sein, dass sie es nicht taten. Wenn du zufällig irgendwo liest, dass sie es doch taten, dann kannst du mir eine Nachricht hier auf Wortkrieger.de zukommen lassen. Ich habe es indessen geändert. Du musst also nicht extra suchen gehen. Ich danke dir aber doch für das Angebot.

Gruss teoma

 

Hallo teoma,
du zeigst sehr schön die Dekadenz einer herrschenden Rasse, die für sich arbeiten lassen kann. Schon beim halbkeltischen Verwalter bekam ich den Verdacht, dass der was gegen die faulen und reichen Herrscher dreht. Und der dumme Römer geht noch mit in den Turm, in sein Gefängnis. Ja, ist möglich, dass sich unterdrückte Kelten mit den einfallenden Alemannen verbündeten. Sie kreuzten sich, was die Römer schon mit den Kelten taten. Die Haarfarben wurden braun, die Augen grün. Keltische Worte tauchen auch heute noch im Alemannischen auf. Vielleicht waren die Alemannen aber auch Asylanten bei den Römern?
Hier hab ich noch was für Dich, ich bin aber nicht sicher, ob ich immer richtig liege.

Sein Halsgraben müsse vertieft werden
Hausgraben? Ich bin mir unsicher geworden, da weiter unten noch ein Halsgraben kommt und es sowas vielleicht tatsächlich gibt.
Dieser Abkömmling eines Römers und einer keltischen Hündin, dieser undankbar[e] Bastard,
Die Rosse hielten an, wieherten, tänzelten auf der Hinterhand und bäumten sich die Vorderhufe schlagend auf.
"sich" kann doch weg?
und sagte: ["]Aber es ist wahr!["], dann ging sie Jactatus aus dem Weg.
Bei alledem nahm er das Horn wie auch eine Frau nur beiläufig wahr, die vor dem Dorf durch einen Garten rannte.
Den Relativsatz hinter "Frau".
Auf den Armen trugen sie ein schreiendes Kind.
trug
ein Römer, so entartet und starrköpfig, dass sich die Welt ihm, nicht aber er [sich] der Welt anpassen sollte.“
Hat Spass gemacht zu lesen.
Viele Grüsse
Fugu

 

Hallo teoma

mir hat deine Geschichte sehr gefallen. Ich liebe historische Romane, weil sie mich immer dazu bringen, zwei Meter zurückzutreten und durch den Abstand Wesentliches zu erkennen. Römische Siedlungen gab es auch im Markgräfler Land, für Schüler der Gymnasien war es ein Muss, wenigsten einen Schulausflug nach augusta raurica bei Basel zu machen. Du wirst es kennen.

Zur Geschichte selbst wurde ja schon einiges gesagt. Zuerst war ich etwas enttäuscht, dass die Prophezeiung für Iactatus so schnell und ohne Umwege in Erfüllung ging. Aber dann dachte ich, der Fokus liegt ja nicht auf einem Einzelschicksal, sondern auf dem Thema Zeitenwende. Und im antiken Denken ist nun mal das Fatum unerbittlich.

Ich habe, soweit ich mich in römischer Geschichte auskenne, nichts zu bemängeln. Besonders gut hat mir die Beschreibung der römischen Villa gefallen. Sehr hoher Komfort, da hatten die Alemannen zu diesem Zeitpunkt nichts dagegenzusetzen. Heute ist das natürlich ganz anders.?

Danke für deinen Ausritt in unsere Vergangenheit.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber teoma,

nochmal ich aus dem Off! Also, es gibt kaum schriftliche Quellen, die beschreiben, WIE die Alemannen kämpften, aber aufgrund ihrer Bewaffnung kann gefolgert werden, dass bis ins 7. Jhd. der Formationskampf mit Schildwall zu den bevorzugten alemannischen Kampfweisen einer offenen Feldschlacht gehörte. Im Vorfeld wurde der Gegner massenhaft mit Pfeilen beharkt, wie eine Schilderung Schlacht von Straßburg nahelegt. Da es sich bei der von dir beschriebenen Truppe aber eher um eine lose Warband handelt, die eine villa rustica attackiert, sehe ich keinen Anlass für einen Schildwall. Ist also nur richtig, dass du diesen bereits aus dem Text genommen hast.

Besten Gruß

Exilfranke :)

 

Hallo Fugusan

Hausgraben? Ich bin mir unsicher geworden, da weiter unten noch ein Halsgraben kommt und es sowas vielleicht tatsächlich gibt.

Halsgraben stimmt schon.

Daz was doch diu meiste arbeit, daz der hals durchbrochen wart, want der fels der was hart […] Dorch den hals sie gruben Zu der selben zite Graben vile wite Tiefe und werehaft

Aus dem Roman "Eineide" des Heinrich von Veldeckes​

Wahrscheinlich sehen nicht wenige Leser an dieser Stelle verschiedene Bilder. Einige denken sich den Turm wahrscheinlich neben das Wohnhaus. Von mir aus dürfen sie. Halsgraben weisst aber auf eine Spornlage hin. Der Begriff entstand, weil man sich den Zugang bei einer Burgstelle, die nur von einer Seite her zugänglich war, als Hals vorstellte.

Danke für das Aufzeigen der nun hoffentlich letzten Rechtschreibfehler.

Bei alledem nahm er das Horn wie auch eine Frau nur beiläufig wahr, die vor dem Dorf durch einen Garten rannte.
Den Relativsatz hinter "Frau".

Muss ich mir noch anschauen. Weiss nicht, wie du das siehst, aber ich denke: Werden abhängige Sätze eingeschoben statt angehängt, sollten sie eher kurz sein. Bei einem angehängten Satz ist das nicht so wichtig. Die Frage ist wohl die, ob der Hinweis, dass der Garten vor dem Dorf lag, ob der weggelassen werden kann. Würde man ihn weglassen, dann wäre der übersprungene Teil gleich kurz.
Möglich wäre auch: Bei alledem nahm er das Horn wie auch eine Frau nur beiläufig wahr. Sie rannte vor dem Dorf durch einen Garten. Auf den Armen trug sie ein […] Bin noch unsicher, setzte aber vorläufig die letztere Variante ein. Sie ist vielleicht die am einfachsten zu lesende Form.

Fugusan, wünsche dir noch einen schönen Tag.
Gruss teoma

Hallo wieselmaus

Danke für deinen Ausritt in unsere Vergangenheit.

Gern geschehen.

Zur Geschichte selbst wurde ja schon einiges gesagt. Zuerst war ich etwas enttäuscht, dass die Prophezeiung für Iactatus so schnell und ohne Umwege in Erfüllung ging. Aber dann dachte ich, der Fokus liegt ja nicht auf einem Einzelschicksal, sondern auf dem Thema Zeitenwende. Und im antiken Denken ist nun mal das Fatum unerbittlich.

Ich wollte den Tod des Jactatus lakonisch erzählen, damit durchkreuzt wird, was wahrscheinlich die meisten Leser erwarten. Die meisten erwarten vermutlich eine ziemlich gerade erzählte Geschichte, die im "genus grande" damit endet, dass Jactatus erneut triumphiert oder zum ersten Mal unterliegt. Diesen Lese- und Denktrott wollte ich durchbrechen, damit der Leser stutzt und sich noch einmal fragt, wovon die Geschichte denn eigentlich handelt. Dass Leser dabei sanft enttäuscht werden, ist, so denke ich, zumutbar und notwendig.

Danke auch dir, liebe Wieselmaus, für deinen Kommentar und wünsche noch einen schönen Tag.
Gruss teoma

PS: Exilfranke danke ich auch noch für den Nachtrag.

 

Hallo teoma,
Eine interessante Geschichte, deren Stärke ich in solchen Absätzen sehe:

Eines war so sicher wie der Lauf der Sonne: Jactatus hatte seinen Wagen von Triumph zu Triumph gefahren, war berühmt und unter seinen Gegnern gefürchtet. Keiner war geschickter, keiner schneller. Man nannte ihn einen geborenen Sieger. Sicher war aber auch, dass die Alemannen den Limes durchbrochen hatten.
Man war sodann halbwegs sicher, und hoffte, dass die Angreifer weiterzogen oder vertrieben wurden, ehe man ausgehungert um Gnade winseln musste. Jactatus verabscheute den Turm. Er war keltisch, nicht römisch.
Zwei Männer trugen eine eiserne Truhe, die Geld und Urkunden enthielt, über die steile Stiege herauf. Sie fluchten, stöhnten und keuchten, so sehr mussten sie sich anstrengen. Der Gutsbesitzer zog indessen eine Leidensmiene, da ihm zutiefst missfiel, was gerade vor sich ging.

Die Rosse hielten an, wieherten, tänzelten auf der Hinterhand und bäumten sich die Vorderhufe schlagend auf. Vor ihnen stand eine alte Frau. Plötzlich war sie hinter Haselstauden hervor und auf den Weg getreten. Jactatus kannte sie.
Kannst du streichen, das stört den zeitlichen Fluss der Geschichte

Der Wagen überschlug sich, der Fahrer stürzte, die Barbaren brüllten, die Rosse wieherten: Kopfvoran flog Jactatus über Speere und Schilder hinweg.
In Wahrheit hätte wohl der Schwung der Rosse die erste Reihe der Alemannen einfach niedergetrampelt. Ein beherzter Wagenlenker könnte die Rosse anspornen und hätte eine gute Chance, damit davon zu kommen. Hier könntest du seinen Tod spannender gestalten und den Leser für einige Zeit im unklaren lassen, ob er damit durchkommt. Vielleicht hohlt ihn, nachdem er die Alemannen nieder geritten hat erst ganz zuletzt ein gut gezielter Speer vom Wagen...
"Jactatus wurde getötet. Die Zeit der Römer ist vorbei. Sie haben es nicht besser verdient. Bald schon werden wir die neuen Herren sein.“

Das hier fällt mir doch zu plötzlich vom Himmel. Es ist ein verrückter Römer getötet worden und vielleicht ist sein Onkel nicht viel besser, aber die Dekadenz aller Römer wird in dieser Geschichte nicht gezeigt. Es dauerte dann ja auch noch ca 140 Jahre, bis um 400 die restlichen Germanen den Rhein überschritten und damit den endgültigen Untergang des röischen Westreiches einleiteten.
indessen einer mit Schild und Speer bewehrten Horde Alemannen
warum keine Schwerter?
Der gemeine Germane konnte sich tatsächlich kein Schwert leisten. Bestenfalls eines von den Römern stehlen. Später haben sie es ihm in die Hand gedrückt und den Sold gleich mit dazu...

Insgesamt gerne gelesen und spannend gefunden, aber trotzdem ist deine mutmaßliche Quintessenz, dass damit der Untergang der Römer eingeleitet wird, bei mir nicht angekommen.

lg
Bernhard

 

Hallo Bernhard

Verglichen mit deiner Geschichte, die den Titel 451 trägt, wird einem der vorliegenden Geschichte nur ein unbedeutendes Scharmützel erzählt. Ist vielleicht ein bisschen mager. Es hätte dich wahrscheinlich mehr gefreut, wenn die Geschichte epischer wäre. Das wollte ich aber nicht. Du sagst ferner:

"Jactatus wurde getötet. Die Zeit der Römer ist vorbei. Sie haben es nicht besser verdient. Bald schon werden wir die neuen Herren sein.“
Das hier fällt mir doch zu plötzlich vom Himmel. Es ist ein verrückter Römer getötet worden und vielleicht ist sein Onkel nicht viel besser, aber die Dekadenz aller Römer wird in dieser Geschichte nicht gezeigt. Es dauerte dann ja auch noch ca 140 Jahre, bis um 400 die restlichen Germanen den Rhein überschritten und damit den endgültigen Untergang des röischen Westreiches einleiteten.

Justus kann natürlich glauben, was er will. Er könnte auch behaupten, dass er bald Kaiser von Rom wird. Es wäre dann wohl nur so, dass er sich eindeutig überschätzt. Der Erzähler erwähnt dagegen kein Reich. Er wäre tatsächlich derjenige, der sagen könnte: "Das röm. Reich besteht noch über hundert Jahre, bis es aufgelöst wird." Du kannst dich jetzt, lieber Bernhard, fragen, wieso er nirgends erwähnt, dass das röm. Reich noch ein paar Jährchen bestehen bleibt. Immerhin ist er ein Erzähler, der gottgleich über den Dingen steht und genauso durch Turmdielen wie in die Köpfe verschiedener Figuren schauen kann.

Der Wagen überschlug sich, der Fahrer stürzte, die Barbaren brüllten, die Rosse wieherten: Kopfvoran flog Jactatus über Speere und Schilder hinweg.
In Wahrheit hätte wohl der Schwung der Rosse die erste Reihe der Alemannen einfach niedergetrampelt. Ein beherzter Wagenlenker könnte die Rosse anspornen und hätte eine gute Chance, damit davon zu kommen. Hier könntest du seinen Tod spannender gestalten und den Leser für einige Zeit im unklaren lassen, ob er damit durchkommt. Vielleicht hohlt ihn, nachdem er die Alemannen nieder geritten hat erst ganz zuletzt ein gut gezielter Speer vom Wagen...

Hm, du bringst mich dazu, noch genauer über das nachzudenken, was ich erzählen wollte. Da könnte man leicht einen Cliffhanger basteln. Dann wäre es aber widersinnig, wenn sein Onkel von einem Freitod redet. Jactatus war ein wahrer Römer. Sein Vorbild ist – das verrate ich hier – Cato der Jünger, der das Ende der röm. Republik nicht überleben wollte und sich in das eigene Schwert stürzte. Müsste ich etwa klarstellen, ob der Tod des jungen Helden ein Unfall oder ein Freitod war? Wollte ich eigentlich nicht, damit der Leser am Schluss zwischen den beiden erzählten Sichtweisen abwägen muss.

Insgesamt gerne gelesen und spannend gefunden, aber trotzdem ist deine mutmaßliche Quintessenz, dass damit der Untergang der Römer eingeleitet wird, bei mir nicht angekommen.

Das ist eben das Ding, dass da am Schluss keine Quintessenz sondern zwei Sichtweisen parallel erzählt werden.

Bernhard, ich danke dir für den Kommentar. Ich überlege mir noch, wie man die beiden Sichtweisen, die keltische und die römische, die idealistische und die pragmatische, besser schildern kann, sodass sie gleich begründet erscheinen. Vielleicht muss ich auch die Sichtweise des Erzählers deutlich erkennbar machen. Du siehst, da muss ich noch einiges überdenken.

Gruss teoma

 

Hallo teoma,

Ich hab nochmals nachgedacht, warum ich dem Verwalter nicht glaube:

Er schaute den Verwalter an und sagte: "Jactatus wurde getötet. Die Zeit der Römer ist vorbei. Sie haben es nicht besser verdient. Bald schon werden wir die neuen Herren sein.“
es liegt vor allem daran, dass für mich dieser Satz nicht als authentisch gesprochen rüberkommt, sondern klar erkennbar als Stimme des Autoren.
Er müsste für mich zuerst Betroffenheit zeigen und, würde wohl eher zuerst nicht daran denken, dass sie die neuen Herren sind, wenn unten die Alemannen herumstreifen.
Kelten und Alemannen sind ja nicht gute Freunde, sondern genauso Konkurrenten...

lg
Bernhard

 

Hallo Bernhard

Ich hab nochmals nachgedacht, warum ich dem Verwalter nicht glaube:
Er schaute den Verwalter an und sagte: "Jactatus wurde getötet. Die Zeit der Römer ist vorbei. Sie haben es nicht besser verdient. Bald schon werden wir die neuen Herren sein.“
es liegt vor allem daran, dass für mich dieser Satz nicht als authentisch gesprochen rüberkommt, sondern klar erkennbar als Stimme des Autoren.

Was du sagst, kann man gut so sehen. Nach dem Einstellen der Geschichte fiel mir schon auf, dass Justus vielleicht der Falsche für solch eine Aussage ist. Er erscheint zuerst als ein durch und durch unterwürfiger Sklave. Vom Hausdiener zum Hausherrn ist der Weg vielleicht etwas gar lang. Darum dachte ich, dass der letzte Satz vielleicht besser zum Verwalter passen würde. Aber ich wollte erst schauen, ob das auch anderen auffällt. Dem Verwalter nimmt man solch eine Aussage wohl eher ab, denke ich. Ich habe das jetzt geändert. Es stimmt auch, wenn du sagst: Der Stil sei nüchtern. Der Verwalter ist allerdings eher nüchtern und sachlich. Allzu betroffen, sprich emphatisch, pathetisch oder gar hysterisch wie der Onkel wird er nie sein. Die Rollen am Schluss sind nun geändert. Vielleicht fällt mir aber später noch etwas Besseres ein. Ganz zufrieden bin ich mit dem Schluss nämlich selber nicht.

Muss noch überlegen.
lg teoma

 

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