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Das ganymedische Loch

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17.07.2016
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Das ganymedische Loch

Ich befinde mich nun bereits in der neunundsechzigsten Rekursion und weiß nicht, ob ich jemals wieder in meine Heimat zurückfinden kann oder ob das hier jemals von irgendeiner Seele gelesen wird. Neunundsechzigmal bin ich nun schon vorwärts gegangen, befinde mich in einer Welt, innerhalb einer Welt, innerhalb einer Welt, und so weiter, neunundsechzigmal. Das Fortschreiten von einem Raum zum nächsten innerhalb dieser Verschachtelung ist zwar durchaus mit Genuss verbunden. Allerdings vermisse ich mittlerweile mein früheres Leben sehr. Hauptsächlich die Alltäglichkeiten, von denen ich hier wirklich abgeschnitten bin. Und ich habe Angst davor, was geschieht, wenn mich meine Kräfte verlassen und ich meine Gegenspielerin nicht mehr zufriedenstellen kann.

Alles fing während meines Aufenthalts auf Ganymed an. Ich hatte dort gerade meinen ersten Auftrag außerhalb Marsreichweite erledigt und wartete auf den Shuttlezug, zurück zum Raumhafen.
Über meinem Kopf der ganze Himmel, eine gute Portion, vielleicht gut ein Drittel ausgefüllt von orange-braun-violett verquirlten Farbtönen. Jupiterstürme, die sich in Zeitlupe über Jahrhunderte austobten. Unwirklich, unglaublich. Ich hatte das Gefühl, jetzt endlich im großen Kosmos angekommen zu sein.

Wie ein Echo dessen, was ich über mir sah, zischte neben mir auf der Plattform dichter, blauer Dampf aus einem Druckventil im Rohrgeflecht der zum Stillstand kommenden Kraftmaschine. Das Gas suchte sich freien Raum, traf dabei auf die kalte ganymedische Luft und wurde durch sie, so erschien es mir fast, eingeengt und beisammengehalten. Es sah fast aus, als befände es sich in festem Aggregatzustand, wären da nicht die ganzen Strömungsbewegungen innerhalb der Gaswolke gewesen.

Der Bahnsteig wimmelte von Menschen, sowohl Terranern als auch Proxern, und Zwischen-Menschen oder "Berührten", wie sie genannt wurden. Die meisten waren Pilger auf dem Hin- oder Rückweg vom ganymedischen Loch, von dem es hieß, man könne dort tieferes Verständnis erlangen. Gott sei dort greifbarer, fassbarer, etc.

Nicht meine Sache. Ich war nur auf Montage (und nun auf dem Rückweg), hatte eine Raumkrümmungs-Drüse auf einer der Stationen am Rand des Lochs reparieren müssen.

Die Krümmungs-Drüsen waren künstlich-organische Maschinen, die als Gewächs heranreiften und vom Aussehen her etwas an eine Orchideenblüte erinnerten. Sie waren notwendig, um Zugang zum ganymedischen Loch zu bekommen. Einem Intraversum. Einer nicht ganz kleinen, in sich geschlossenen Raumtasche, dem Garten Eden, wie viele Religiöse das Loch nannten, weil sie glaubten, dort ihrem Gott näher sein zu können, und weil im Loch ein tropischer Urwald eingebettet war.

Die Drüse war ein altes Honda-Fabrikatgewächs gewesen, das aufgrund eines defekten Pulsverteilers sehr enervierende Kapriolen geschlagen hatte. Eine Gruppe älterer Pilger war aufgrund dessen in einer mehrfachen Ineinanderverschachtelung öder Raumblasen verschollen, und als ich die finale Blase wiedergefunden und angezapft hatte und ich die Pilger endlich aus dem Ödloch befreit hatte - sie waren sehr zerzaust und ungehalten zum Vorschein gekommen -, wollten die meisten von ihnen geradewegs zurück zum Raumhafen, ohne überhaupt noch ins eigentliche Loch abzusteigen. Sie waren einfach froh, wieder zurück in ihren Heimatraum gelangt zu sein. Das war jedenfalls schweißtreibende Arbeit gewesen.

Ich hatte nun aber die Freiheit, auf der Plattform sitzen zu können, und die Reisenden zu beobachten.

Da war ein irdischer Terraner, ein Türke, der mir auffiel, weil er im Gegensatz zum Gehusche und Gepacke ganz ruhig auf einen Stehtisch gelehnt eine Zigarette drehte. Sein konzentrierter Blick, wie er den letzten Rest Tabak aus der Tüte fischte und auf dem Papier verteilte. Er trug eine Brille und schwere Stiefel und war mittleren Alters, ein Arbeiter. Neben ihm auf dem Tisch lag ein altmodisches Buch aus Papier. Er zündete die Zigarette an und hielt sie auf osteuropäische Art zwischen Daumen und Zeigefinger, sodass beim Ziehen die Glut durch seine Hand geschützt war. Er legte den Kopf zurück und stieß den Qualm aus. Definierter, fast harter, blauer Qualm, der langsam quirlend aufwärts driftete.

Mit einem Zischen öffneten sich die Türen des Shuttlezugs. Ich stand auf, denn es war Zeit. Ich schaute noch mal zu dem Türken hinüber, aber er war verschwunden, wieder in der Hektik untergetaucht. Zurückgeblieben war nur die leere, zu einer Schnecke aufgerollte Tabaktüte auf dem Stehtisch.

Ich schloss mich dem Tross der Reisenden an und wir bestiegen den Zug durch die Wärmeschleuse. Hinter der Schleuse kamen wir in den gemeinschaftlichen Umkleidewaggon. Nichts war hier nach Herkunft getrennt, alle Geschlechter und Arten teilten sich dieselbe Umkleide, dieselben Waggons. Mich persönlich störte das nicht allzu sehr, wie manche Terraner, die Wert auf alte Sitten legten. Das hier war schließlich Ganymed. Ein Mond am Rande der Besiedlungszone des Sonnensystems, oder bereits Teil des Zwischenstücks, wo Proxer, Berührte und Terraner gleichermaßen leben und auskommen mussten. Und die Pilger selbst waren allesamt friedliebend. Solange jeder seine Blicke bei sich behielt war mir egal wer alles in der Umkleide zugange war.

Ich sah zu, dass ich mich meiner schweren Arbeitsmontur aus Leder und Plüschüberzug entledigte, und schnallte meinen Kreuzgurt von der Brust ab. Er kam, von den Werkzeugen beschwert, mit metallischem Geklirr auf dem Spindboden zum Liegen.

„Kann jemand mal diese lila GenMod-Großkatze aus dem Weg schaffen? Ich habe Allergie!“, tönte es vom hinteren Ende des Umkleidewagens.

Dort lag tatsächlich, Krallen leckend, eine lila Großkatze zwischen Koffern und Reisekörben.
„Der macht nichts!“, sagte jemand mit beruhigender Stimme, der Besitzer wohl. Er trug einen Spitzhut und hautenge Hose mit Schachbrettmuster, wodurch er sich als Digitalingenieur-Meister zu erkennen gab. Er schaffte seinen tigergroßen Gefährten aus dem Weg, sodass wir an dem Gepäck vorbei zum Passagierabteil gelangen konnten.

Von meiner plüschigen Arbeitskleidung mit Isol-Schicht befreit, gab es an mir nur noch die Unterkleidung. Ich hatte also nicht viel an und kam mir etwas unschicklich vor. Aber da das Klima, dem kleinsten gemeinsamen Nenner gemäß, um für alle Arten ausreichenden Komfort zu bieten, entsprechend tropisch temperiert war, wäre mir in meiner vollen Montur einfach zu heiß geworden. Mit einigem Chagrin stellte ich fest, dass die allermeisten Passagiere zwar auch leicht aber durchaus förmlicher eingekleidet waren als ich. Es half nichts. Ich suchte mir einen Platz am Fenster, der von überhängendem Gepäck ganz gut vor Blicken geschützt war, und setzte mich hin.

Um meine Verlegenheit zu überwinden nahm ich sofort meinen Leser zur Hand, und stellte ihn auf Schlagzeilen im Sonnensystem ein, Wissenschaft und Forschung. Es gab wieder einen Artikel über die Rassen:

„Herkunft der Berührten könnte außerhalb Sols und Proximas liegen.

Die sogenannten Berührten könnten aufgrund eines externen Virus oder eines Umweltfaktors aus der Population der Menschen und Proxer hervorgegangen sein. Eine Studie des Masters-of-the-Universe-Instituts, das vom illustren Gravitationsbrennstoff-Magnaten Jebedin Palmyroff III gegründet worden ist, erörtert die Möglichkeit, dass der entscheidende Faktor aus den Tiefen des Alls kommen könnte. Proxer Autoritäten hatten die Befürchtung geäußert, dass es sich bei dem Virus um eine Biowaffe der Terraner handeln könnte, die mit dem Ziel entwickelt worden sein könnte, die Menschheit mit den Proxern zu einer einzigen Spezies zu verschmelzen. Es ist bekannt, dass sowohl Terraner, als auch Proxer von dem Virus oder Faktor betroffen sind, der zu geringfügigen Mutationen führen kann.
Unklar bleibt, ob die sogenannten Berührten proxischer und terranischer Herkunft eine gemeinsame Evolution durchlaufen, sodass am Ende eine Amalgamrasse aus Terranern und Proxern hervorgeht, oder ob die Berührten beider Arten geschlechtlich inkompatibel sind. Bisher ist keine auf sexueller Basis entstandene Nachkommenschaft beider Lager bekannt geworden. Das schließt jedoch keine Angleichung auf lange Sicht im Sinne eines evolutionsbiologischen Zeitraums aus.
Die Masters-of-the-Universe-Studie wird von der terranischen Reinheitspartei als Mischlingspropaganda abgetan.“

Das Porträt von Jebedin Palmyroff III war auf dem Leser abgebildet. Das Bild eines erstaunlich jung-gebliebenen, grinsenden Mannes mit Doppelkinn, einem goldenen Schneidezahn und fleckiger Haut. Seine Frisur war im Grunde ein Topfschnitt, der über die Ohren reichte, allerdings vorne in einen Pony überging. Möglich, dass er ein Berührter war.

Neben mir hatte in der Zwischenzeit eine Frau Platz genommen. Ich nickte ihr zu, und sah sie dabei kurz an, um einen Eindruck zu gewinnen. Überirdisch hübsch. Sie hatte den blauen Hautton einer Ganymed-Terranerin. Die schneeweißen, geglätteten Haare konnten gebleicht sein, aber das zusätzliche Auge an ihrer Schulter ließ keinen Zweifel, dass sie eine Berührte war. Auch ging ihre Haut an manchen Stellen deutlich ins proxische Lila über. Ihr zusätzliches Auge aber war, wie ihre herkömmlichen zwei, mit Wimperntusche und Lidschatten geschmückt.

Eine berührte Schöne als Nachbarin also. Machte ja nichts. Vor allem schien es meiner Schrittgegend nichts auszumachen. Ich versuchte vergeblich, die neu entstandene Wölbung mit meinem kleinen Leser abzudecken. Auf Montage hatte ich nicht viel Gelegenheit gehabt, mich zu erleichtern, und hatte nun schon seit zwei Wochen nicht mehr das Glück gehabt. Kurz gesagt, ich war jung, dumm und der Saft stand mir bis oben hin. Es war mir etwas peinlich gegenüber meiner Nachbarin, dass ich so aufgeregt war.

Sie lehnte sich herüber, da sie irgendetwas zu ihren Füßen in ihrer Tasche suchte, und ihr Arm streifte meine Schulter, ich fühlte kurz die Wimpern ihres Schulterauges an meiner Haut, als es sich schloss.

Eine ältere Dame, eine Proxerin mit Fischbein Korsett, suchte nach der Platznummer für ihr Billett und steuerte den Gang entlang auf mich zu.

Ich holte mein Billett hervor, das mir von GraviKomp, meiner Gilde, gebucht worden war und suchte nach meiner Platznummer. Nichts.

Die Dame sprach mich auf Randsprak mit schwerem proxischem Akzent an. Ich verstand kein Wort, aber es war klar, was sie wollte. Ich hielt mein Billett vor mich und da schaltete sich meine Nachbarin in den Konflikt ein. Sie beugte sich über mein Ticket und suchte nach meiner Platznummer. Ihre Haare dufteten gut. Nach Vanille? Ich selbst musste wohl nach Schweiß riechen, das war mir klar. Sie berührte mit ihrer Hand meine und ihr Arm streifte meinen. Mehr Nähe, als für das Lesen nötig gewesen wäre.
Irgendwie klärte sie mit der Dame ab, dass mein Billett ohne Platzzuweisung war und da noch viele Plätze frei waren, ging die Dame weiter in den hinteren Zugteil.

Ich dankte meiner Nachbarin mit einem wohl etwas unbeholfenen Lächeln, das sie liebenswürdig erwiderte und sie holte ihren Leser hervor und fing an eine Nachricht zu tippen. Ich blätterte auch weiter und wieder berührten sich unsere Arme. Ich schaute hoch zur Waggondecke und spürte unten die Wölbung in meinem Schlüpfer.

Ich tat so, als ob ich von meinem Zeitungsartikel eingenommen war, aber an Lesen war nicht zu denken, nicht genug Blut im Hirn. Ich dachte an ihr drittes Auge und wandte mich noch mal ihrer Schulter zu. Ich fragte mich, ob dieses Auge Information an ihr Gehirn übertrug, oder ob es blind war. Oder vielleicht lieferte es nur unterbewusste Botschaften an sie, oder sah mehr als ihre zwei normalen Augen. Bei Berührten wusste man nie so recht, wo man dran war. Ihr Schulterauge jedenfalls wich meinem Blick nicht aus, und schaute mich geradewegs an. Es hatte etwas leicht beunruhigendes. Ich lehnte mich wieder zurück und schaute auf meinen Leser.

Meine Nachbarin legte nun ihrerseits den Leser beiseite, lehnte sich ebenfalls zurück und schloss die Augen ihres Gesichts. Das an ihrer Schulter aber blieb offen. Es musterte mich mit unverhohlenem Interesse. Den offenbar irdischen Terraner, der hier spärlich angekleidet saß und nicht mal Randsprak oder einen lokalen Dialekt sprach. Das Auge tastete mich von oben bis unten ab. Und kam dann auf der Wölbung meines Schlüpfers zum Ruhen. Natürlich. Ich schluckte unwillkürlich. Die Wölbung wuchs, und jetzt spannte der Stoff auch noch, sodass noch mehr Kontur sichtbar wurde. Das Auge kannte offensichtlich keine Verlegenheit. Wenn es mir in den Schritt gucken wollte, gab es nichts von dem es sich aufhalten ließ. Insofern war es ganz anders als ihre ganz normalen Augen, die offener kommunizierten, und auch mal den Blick abwandten.

Als sich das Auge satt gesehen hatte, schloss es sich, und die Frau kippte ihren Oberkörper scheinbar schläfrig in meine Richtung, sodass sich ihr Arm mit einigem Gewicht an meinen lehnte. Wieder mehr Berührung als eigentlich nötig.

Ich wurde nicht schlau daraus. Genoss sie die Berührung genauso wie ich, oder war sie einfach eingeschlafen und hatte keine Absicht?
Analyse. Was sah ich von ihr in meinem Gesichtsfeld, ohne allzu sehr den Kopf zu verdrehen. Ihre Beine waren schlank, sie trug elastische Zebra-Leggings und war barfüßig mit schwarz lackierten Zehennägeln. Auch die Fingernägel waren schwarz lackiert. Und spitz zugefeilt. Außerdem trug sie einen schlichten Armreif aus silbrigem Metall und ein Pleder-Bustier in pinkem Leo-Muster. Und jetzt?

Jetzt verschränkte sie, ohne die Augen zu öffnen die Arme, und ich glaubte zu spüren, wie ihre Finger unter ihrem Arm hervor, abwechselnd leicht gegen meinen Arm strichen. Als spielte sie eine Melodie nach. Sicher war ich mir nicht, aber ich stellte nun die Arbeitshypothese auf, dass sie mich berühren wollte. Und ich wollte sie mehr als berühren. Verdammt dünnes Eis. Wenn ich falsch lag und mich zu aufdringlich verhielt?

Der Zug fuhr an und ihr Gewicht drückte auf mich, etwas mehr als vom Trägheitsmoment verursacht. Vielleicht wirkte da etwas Muskelkraft mit. War da eine Verbindung zwischen mir und ihr? Zwei völlig Fremde, die im Zug zufällig nebeneinandersaßen und sich sexuell anzogen? Ich fasste den Entschluss langsam und vorsichtig mit in das Spiel, wenn es denn eins gab, einzusteigen. Sie würde mir schon zeigen, wenn ich zu weit ging.

Ich platzierte also meine Hand halb unter meinen Schenkel, gerade vor meiner Kniebeuge, und halb auf dem Rand ihres Sitzplatzes, so dass mein kleiner Finger gerade noch den Stoff ihrer Leggings berührte. Wenn ich ihn ausstreckte - und ich streckte ihn aus -, dann spürte ich den weichen, dünnen Baumwollstoff und ihren warmen Schenkel. Ich stellte mich übrigens schlafend, denn falls das alles ein Missverständnis war und sie gleich empört aufsprang, dann musste ich noch diese eine Karte auf der Hand haben:

„Tut mir leid, ich muss eingeschlafen sein und habe mich wohl im Schlaf unpassend bewegt.“, so die Theorie.

In tiefem Scheinschlaf fasste ich nun den Beschluss: Bei jedem Zittern der Fahrt, bei jeder Kurve, die der Zug machte, bei jedem tiefen Ein- uns Ausatmen sollten meine Finger weiter unter ihren Schenkel krabbeln. Aufregend. Sie schlug nun die Beine übereinander, sodass da jetzt sogar eine Öffnung entstand, eine Öffnung zum Ziel. Ein Ziel, gab es das?

Sie feucht zu bekommen und etwas von der Feuchtigkeit auf meiner Hand zu spüren, dachte ich mir. Das war das Ziel.

Mädchen, wenn das alles ein Missverständnis ist, dann tust du mir jetzt leid!

Mein kleiner Finger und der Ringfinger waren jetzt deutlich unterhalb ihres Schenkels vergraben. Allerdings natürlich Handfläche nach unten, das hätte auch noch aus Versehen sein können. Oh Entschuldigung, ich muss wohl eingeschlafen sein. Meine Hand muss ausgerutscht sein. Um Gottes willen, das tut mir leid. So in etwa, falls jetzt gleich die Hölle losging. Aber sie ging nicht los. Ich spürte nur ihre Wärme an meiner Hand.

Verflixt! Und jetzt? Es fühlte sich jedenfalls großartig an, von meiner Seite.
Nachdenken! Wenn ich jetzt weiter mache (in Richtung Ziel gehe quasi), dann muss vorher sichergestellt sein, dass ich ihr Einverständnis habe. Denn jedes weitere Vorrücken ist nun in mehr als verbindlichem Terrain. Kann doch nicht die ganze Hand aus Versehen unter ihren Schritt gerutscht sein.

Wie aber hole ich ihr Einverständnis? Entschuldigung ist es in Ordnung, wenn ich nach deiner Vagina greife? Hier sind meine Anmeldungsunterlagen dafür? Wohl kaum.

Also drehte ich den Kopf und schaute sie an. Ihr Schulterauge musterte mich mit, wie mir schien einem Funkeln. Hatte es mir gerade zugeblinzelt? Konnte man das jetzt als Einverständnis zählen lassen? Ratlosigkeit.
Dann aber wandte sie sich höchstselbst zu mir, und wir schauten uns beide an. Unter vier Augen. Ich musste lächeln und da war dann auch ihr Lächeln. Die Unterlagen waren abgestempelt! Mein Körper fühlte sich an, wie schwerelos.

Meine Hand rückte also weiter vor. Und ich war am Ziel. Die Baumwolle war feucht und warm, und wunderbar. Ich war am Tor zum Paradies angekommen. Plötzlich fühlte ich allerdings ein seltsames Kribbeln und ihr Organ stülpte sich unerwartet über meine Hand. Hatte sie dort unten etwa eine zweite Mutation? Jetzt fiel mir ein, woher ich das Kribbeln kannte. Es war ganz ähnlich dem Gefühl, das einen überkam, wenn man eine per Raumkrümmungs-Drüse erstellte Öffnung betrat. Man wurde eingesogen. Schwupps.

Plötzlich war ich ganz in einer von ihr erstellten Raumblase. Es war ein Strand mit vom Meer geschliffenen, lila schimmernden Steinen, an silbriger Brandung. Jupiter lag oben am Himmel, schwer, mit schlierig ineinander verwobenen Stürmen. Und sie stand mir gegenüber, ihre weiße Mähne wehte in der Brise.

 

Hallo,

mir hat die Geschichte gut gefallen. Der doppeldeutige Titel, die futuristische Beschreibung, das "schlüpfrige" - ja, ich fand das Wort "Schlüpfer" auch schön unpassend - wirklich toll.

Die Nachbar-Szene ist allerdings etwas lang. Zumindest geht das futuristische zu weit unter und man denkt, hey, wieso bin ich denn jetzt in so einem Teenie-soft-Erotik-Plot gelandet. Ich denke als Montage-Arbeiter kann er da ruhig schneller zum Ziel gehen.

gern gelesen
pantoholli

 

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