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Copywrite Der Schleicher

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02.02.2004
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Der Schleicher

Sein Körper steckte in einem Overall aus Silikonkautschuk. Beim Seiteneingang zur Villa Heinrich zog er sich das gleiche Material über Hände und Sneakers. Schon der zweite Versuch liess die alte Holztür dem Brecheisen nachgeben und er schlüpfte ins Treppenhaus. Sein Auftraggeber hatte den Grundriss der Villa exakt beschrieben. Zwei, drei Stufen und er stand in der kleinen Bibliothek. Das Licht der Taschenlampe wanderte über einen Kaminsims, streifte einen mächtigen Ohrensessel und fand die Glasvitrine, die prominent im Raum platziert worden war. Ohne zu zögern schlug er mit dem Brecheisen zu. Das Glas barst und die kunstvolle Figur im Innern wurde übersät mit tausend kleinen Splittern. Er verstaute das Eisen im Rucksack, nahm die Bronzestatue aus der Verankerung und pustete letzte Splitter weg. Dann zog er einen Handschuh aus und liess seine blossen Finger über die filigranen Konturen des zarten Gewandes fahren, das den weiblichen Bronzekörper umschmeichelte. Er war hin und weg. Diese Helena war noch schöner als auf dem Bild des Auftraggebers. Er gab sich einen Ruck, wickelte die Figur in ein Tuch und steckte sie zum Brecheisen. Dann hastete er zurück ins Freie, denn der stille Alarm liess ihm nur wenige Minuten, um rechtzeitig wieder abzuhauen. Und tatsächlich, als er das kurze Rasenstück hinter sich gelassen hatte, zuckte bereits blaues Licht durch die Nacht. Ein Streifenwagen rollte lautlos in die Einfahrt. Hinter einen Fliederbusch geduckt, zog er die Silikonhaut von den Schuhen und wartete, bis die Beamten den Eingang erreicht hatten. Ausser Sichtweite setzte er seine Flucht fort, spurtete durch den angrenzenden Park, bog in eine verlassene Seitenstrasse und stieg in den bereitgestellten Alfa Romeo.

Nicht gerade professionell, dachte er. Beinahe hätten sie ihn geschnappt. Er schlug aufs Armaturenbrett, drehte den Zündschlüssel und fuhr zurück auf die Hauptstrasse. Eine Hand auf der Tasche mit der Beute, steuerte er den Alfa Richtung Regionalflughafen, wo bereits eine Chartermaschine auf die schöne Helena wartete. Während der kurzen Fahrt streifte das Licht der Strassenbeleuchtung immer wieder das Portrait im kleinen Silberrahmen am Armaturenbrett. Der Junge, für den er das Ding überhaupt durchzog ...

***​

Hauptkommissar Frank Wieland fand noch einen Platz im Aschenbecher. Kollege Max Klein biss herzhaft in einen Apfel und öffnete das Beifahrerfenster. Kühle Nachtluft flutete den Innenraum des altersschwachen Volvos. Ausser Wieland und sein Kollege Max Klein benutzte kein anderer Beamter mehr diesen Wagen, da Wieland das Rauchverbot konsequent missachtete, was im Dezernat bereits die eine oder andere Dienstaufsichtsbeschwerde ausgelöst hatte.
„Apfel? Nicht dein Ernst jetzt, oder? Kriegste doch nur noch mehr Hunger …“
„Hat mir Regina zugesteckt, sie meinte, wenigstens einer von uns sollte was Gesundes …“
„Da kommt wer.“
Vor dem schmiedeeisernen Tor zur Villa Heinrich zeichnete sich eine gedrungene Gestalt ab. Max Klein warf die Frucht ins Handschuhfach und spähte durchs Fernglas.
„Etwa eins siebzig, männlich und - er trägt einen Rucksack.“
„Unser Kunde?“ Frank Wieland kniff die Augen zusammen. „Jedenfalls wird er uns diesmal nicht durch die Lappen gehen. Der Informant war sich sicher, die Villa Heinrich.“
„Oh, dein Kunde geht an Krücken - hier.“ Klein streckte Wieland das Fernglas hin.
„Tatsächlich, aber wie will er …“
„Jetzt schaut er sich die Villa an.“
„Vielleicht nur der Kundschafter?“
„Möglich, aber – ach du Scheisse.“ Wieland drehte an der Schärfe des Fernglases. „Diese Nase, eindeutig der Schleicher.“
„Wer?“
„Paul Vetter, auch 'Der Schleicher' genannt. Ein gerissener Kunsträuber. Seit Jahren bin ich hinter dem her."
„Ja, klar …“
„Wenn ich's dir sage."
Im nächsten Augenblick hatte Wieland die Fahrertür geöffnet.
„Ich red‘ mal mit ihm.“
„Spinnst du?“, zischte Max Klein. „Wir wollten doch – also inflagranti geht anders.“
„Max, der Kerl geht an Krücken, der wird heute nirgendwo mehr einsteigen. Bleib du beim Wagen, ich red‘ mal mit ihm. Alleine.“

Obwohl das Zuknallen der Wagentür nicht zu überhören war, betrachtete die Gestalt weiter ungerührt die viktorianische Fassade des alten Herrenhauses.
Es roch nach gemähtem Gras und unter Frank Wielands Füssen strahlte der Asphalt die Restwärme eines heissen Augusttages ab. Entfernt spielte eine einsame Grille ihr Abendkonzert.
Mit der einen Hand auf der Waffe, den Schutzriemen geöffnet, ging Frank Wieland Richtung Villa. Wachsam registrierte er kleinste Bewegungen des Mannes, der den Blick über die Fassade der Villa Heinrich streifen liess. Wieland musste auf der Hut sein, auch wenn die Person an Krücken ging, es könnte sich um eine Falle handeln.
Er hatte den gegenüberliegenden Gehsteig erreicht und näherte sich dem Schleicher langsam von der Seite.
„Paul Vester?“
„Ah, der Herr Kommissar, was für ein Zufall“, sagte der Mann ohne den Blick von der Villa abzuwenden.
„Zufall? Ich würde eher sagen, Schicksal. Ein stadtbekannter Einbrecher streift nachts um eine dunkle Herrschaftsvilla und beobachtet seelenruhig den Eingang. Ich bin gespannt auf Ihre Erklärung, Vester."
„Andere sammeln Briefmarken, ich schaue mir gerne alte Häuser an. Das ist in unserem Land doch nicht verboten?“
„Sagen Sie mir einen Grund, warum ich Sie nicht auf der Stelle verhaften soll, Vester.“
„Warum so feindselig, Kommissar?“
„Na ja, schliesslich dringen Sie in fremde Häuser ein.“
„Könnte sein – oder auch nicht. Beweise?“ Vester grinste und Frank Wieland verzog das Gesicht. „Eben. Und diesmal, Kommissar, waren Sie ja rechtzeitig da und haben verhindert, dass ich mich hier rüberschwinge.“ Vester klopfte mit der Krücke gegen das Eisentor.
"Ja klar, warum habe ich nur das Gefühl, Sie wussten genau, dass wir kommen?"
"Na, Ihr Informant spielt in der gleichen Liga, ich meine Fussball, Sie verstehen?"
Klasse, jetzt haben wir auch noch einen Maulwurf im Dezernat, dachte Frank Wieland.
„Ich habe Sie gesehen, Kommissar. Letzte Woche mit Ihrer Familie, auf dem Friedhof.“
Frank Wieland schluckte und seine Wangen wurden heiss. Sie waren letzten Sonntag tatsächlich alle gemeinsam auf dem Friedhof, aber warum war Vester da?
„Meine Frau liegt auch dort.“ Als hätte er Wielands Gedanken erraten.
„Wie alt wäre Justus heute?“
„Neun.“ Frank Wielands Stimme war mehr ein Räuspern. Mit einem Schlag brachen Bilder durch, die er sonst sorgsam unter Verschluss hielt.

***​

Bei Kindern wären die Heilungschancen über achtzig Prozent, hatten die Ärzte sie zu beruhigen versucht, doch die Hoffnung starb als erstes. Ein Jahr Chemo, Bestrahlung und diverse Spezialisten liessen Geld- und Kraftreserven schmelzen wie Eis in der Mikrowelle. Zudem verschlechterte sich der Zustand des siebenjährigen zunehmend und Familie Wieland war kurz davor, auseinanderzufallen.
„Diese Ungewissheit, ich halt das nicht mehr aus“, schrie Karin und warf Geschirr durch die Gegend.
Frank versteckte sich tagelang hinter seiner alten Harley, bei der er hoffte, den Kummer wegschrauben zu können. Defekte Schlauchsysteme an Motorräder konnte man auswechseln, das menschliche Lymphdrüsensystem war leider etwas komplizierter.
Aber am meisten litt Justus' ältere Schwester Ronja, was beide leider zu spät erkannten. „Ronja Räuberdochter“, nannte sie Justus immer, er liebte die Geschichten von den Rumpelwichten, die Frank ihnen vorlas. Dann kuschelte sich Ronja zu ihrem Bruder unter die Decke und streichelte ihm über den kahlen Kopf. Einmal rasierte sie sich alle Haare ab und sah genauso aus wie Justus. Sie liebte ihren Bruder, doch das hiess nicht, dass sie nicht auch Bedürfnisse hatte.
„Nie habt ihr Zeit für mich, bloss Justus hier, Justus da.“
Ronjas Worte trafen, Frank rutschte die Hand aus. Noch heute jagte es ihm einen Stich in die Brust, wenn er daran dachte. Ronja schwieg mit offenem Mund, ihre Backe lief rot an und die Augen füllten sich mit Wasser. Sie rannte in ihr Zimmer und schloss sich ein.

Mit zunehmender Krankheit wurde Justus immer aggressiver. Immer öfter musste er im Krankenhaus bleiben, nannte sie Lügner, dachte, sie mochten ihn nicht mehr, weil er krank sei. Es kostete viel Kraft, den kleinen Mann so leiden zu sehen. Frank fing wieder an zu rauchen und zog nach Feierabend durch die Kneipen. Auch Karin hielt Abstand, verplante ihren Alltag und war abends erschöpft, im Bett lief schon lange nichts mehr. In dieser schwierigen Zeit behielt Ronjas Grossvater Alfons zum Glück den Durchblick. Er bewohnte die Dachmansarde im Hause Wieland und jeden Morgen frühstückte er gemeinsam mit der Familie. Zu Ronja hatte er immer einen guten Draht, machte oft Ausflüge mit ihr, wenn die Eltern bei Justus waren. Ihre kindlich naiven Bilder hingen überall an den Wänden seiner Dachmansarde. Ronja mit Justus im Park, Ronja mit Justus vor einem See. Mama und Papa mit Justus vor ihrem Haus. Justus mit Opa Alfons am Ententeich. Und immer zierte ein Ast mit einem Vogel, Justus' Lieblingstier, die obere rechte Ecke. Opa Alfons nannte Ronja eine kleine Künstlerin.
Justus Zustand verschlechterte sich zunehmend und nach zwei Jahren hatte der Krebs gewonnen.

Es war an einem schwülen Sommertag, ein Jahr nach Ausbruch der Krankheit, als Ronja eine Bildcollage zum Frühstückstisch mitbrachte.
„Das habe ich zum Geburtstag von Justus gemacht.“
„Schön“, brummte Frank, schaufelte gezuckerte Cornflakes in sich rein und starrte auf die Tischdecke. Da platze Opa Alfons der Kragen.
„Schau es dir doch richtig an, deine Tochter hat sich echt Mühe gegeben.“
Frank war zuerst perplex, dann verstand er und nahm das Bild in die Hände.
„Das ist aus den letzten Sommerferien mit Justus, richtig?“
Ronja nickte und brachte ein Lächeln zustande.
Die Sonne brannte damals vom Himmel und sie plantschten im Wasser des angenehm kühlen Baggersees. Justus hatte seine „Bob der Baumeister“-Hose an, die sie immer erst noch suchen mussten, da Justus ohne sie nicht aus dem Haus ging. Sein Quengeln war oft anstrengend, aber er war halt ihr kleiner Sonnenschein. Frank kaufte beiden Eis, dann fotografierte er sie. Dieses Foto klebte in der Mitte von Ronjas Collage, die er in den Händen hielt.
„Wisst Ihr was? Wir machen alle so ein Bild, nehmen es mit zum Friedhof, zu Justus neuntem Geburtstag.“
Ronja strahlte und Karin zeigte sogar ein Lächeln. Es war schön, Familie zu haben, dachte Frank.

***​

„Herr Kommissar? Alles in Ordnung?“ Paul Vester schaute jetzt direkt in Frank Wielands Gesicht.
„Äh, ja - Sie wollten mir etwas erzählen.“
„Ich habe auch einen Sohn. Mike. Er ist etwa gleich alt, wie Ihr Justus.“
„Justus ist tot.“
„Klar, tut mir leid. Mikes Mutter starb bei der Geburt, Blutsturz, irgend so was. Also zog ich den kleinen Racker auf. Meine Schwester half mir, obwohl die eigentlich genug mit sich – egal. Als Mike acht Jahre alt war, fand man raus, dass seine Nieren im Arsch sind, vergiftete sich langsam von innen. Also – eine neue Niere musste her. “
„Aha, und da wollten Sie sich eine kaufen, womöglich auf dem Schwarzmarkt.“
„Ich habe mich testen lassen, Herr Kommissar. Und wissen Sie was?“
Paul Vester lehnte die Krücken an das Eisentor und schob sein Hemd hoch. Eine frische Narbe zierte seine Hüfte.
„Alles legal, na fast, denn ich kann mir das eigentlich gar nicht leisten. Mit Sozialhilfe reicht's gerade mal für Hustensaft. Aber der Junge lebt, kann vielleicht schon bald aus dem Krankenhaus. Möglicherweise kann Mike dann endlich mit den anderen Jungs Fussballspielen, verstehen Sie?“
Frank Wieland nickte. Deshalb hatte der Schleicher seine Aktivitäten wieder aufgenommen.
Letztes Jahr klaute er den Giacometti. Und im Frühling war's die schöne Helena. Alles nur für seinen kranken Jungen ...

Frank Wieland zog eine zerknautschte Packung Camel aus der Lederjacke und zündete sich eine Kippe an.
Nachdenklich schaute er auf die Villa, dann streckte er die Packung Vester entgegen.
„Danke, ich habe aufgehört, ist gesünder.“
„Warum erzählen Sie mir das alles?“
„Ich habe Ihren Schmerz am Grab gesehen und wie Sie die ganzen Geschenke platziert haben. Sie hätten doch sicher für Justus auch alles gegeben, oder nicht?“
„Ja, aber ich wäre sicher nicht in fremde Häuser eingestiegen.“
„Jeder nach seinen Möglichkeiten, Herr Kommissar.“
„Und was meinen Sie, werde ich nun tun?“
„Das überlasse ich Ihnen. Mein Sohn liegt momentan auf der Intensiv, aber wenn er raus kommt, braucht er seinen Vater.“
Frank Wieland tat einen tiefen Zug, blies den Rauch durch die Nase und schaute zum Sternenhimmel hoch, als stünde dort die Antwort.

„Ich hoffe, Ihr Sohn wird schnell gesund.“ Wieland liess die halb gerauchte Zigarette fallen und löschte die Glut unter seiner Schuhsohle.
„Danke, Herr Kommissar, mehr will ich gar nicht.“ Mit diesen Worten schnappte sich Vester die Krücken, drehte sich um und humpelte zurück in die dunkle Nacht.
Frank Wieland sah ihm noch einen Moment nach, dann schlenderte er zum Wagen zurück.

„Was war das denn eben?“, fragte Max Klein, als Wieland sich wieder hinters Steuer klemmte.
„Ich hab‘s gewusst. Er war‘s. Vom vermissten letzten Giacometti bis zur schönen Helena, er war's.“
„Und du lässt ihn laufen?“
„Na, ja – er war halt zu schnell für mich.“
Frank Wieland streckte den Kopf aus dem Fenster und rief in die Nacht: „Apfeldieb du Bösewicht, dieses Jahr bist du mir entwischt. Doch nächstes Jahr, sei dir gewiss, da krieg ich dich!“
Max Klein schaute seinen Kollegen ungläubig an.
„Was denn? - Ist aus einem Märchen, hab ich Justus und Ronja immer vorgelesen.“
„Du solltest dich untersuchen lassen, Frank. Echt jetzt.“

 
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Aber am meisten litt Justus' ältere Schwester Ronja, was beide leider zu spät erkannten. „Ronja Räuberdochter“, nannte sie Justus immer, er liebte die Geschichten von den Rumpelwichten, die Frank ihnen vorlas. Dann kuschelte sich Ronja zu ihrem Bruder unter die Decke und streichelte ihm über den kahlen Kopf. Einmal

Als würde ein alter Freund zu Besuch kommen

Er bewohnte die Dachmansarde im Hause Wieland und jeden Morgen frühstückte er gemeinsam mit der Familie. Zu Ronja hatte er immer einen guten Draht, machte oft Ausflüge mit ihr, wenn die Eltern bei Justus waren. Ihre kindlich naiven Bilder hingen überall an den Wänden seiner Dachmansarde. Ronja mit Justus im Park, Ronja mit Justus vor einem See. Mama und Papa mit Justus vor ihrem Haus. Justus mit Opa Alfons am Ententeich. Und immer zierte ein Ast mit einem Vogel, Justus' Lieblingstier die obere rechte Ecke. Opa Alfons nannte Ronja eine kleine Künstlerin.

und Schokolade mitbringen.


Vielen Dank!

Ich finde das Copywrite sehr gelungen. Einige Stellen werden dir sicherlich andere aufzeigen, die können das sowieso besser. Für den Apfeldieb hast du mir zu denken mitgegeben. Ständig glaube ich, ich muss dort in einem kleinen Satz erklären, dass dem Apfeldieb die Äpfel auf dem Markt zu teuer sind und er sich keine leisten kann. Gleichsam glaube ich bei dir, hättest du die Erklärung weglassen können.

und wie Sie die ganzen Geschenke platziert haben. Sie hätten doch sicher für Justus auch alles gegeben, oder nicht?“
„Ja, aber sicher wäre ich nicht in fremde Häuser eingestiegen.“
„Jeder nach seinen Möglichkeiten, Herr Kommissar.“
„Und was meinen Sie, werde ich nun tun?“
„Das überlasse ich Ihnen. Mein Sohn liegt momentan auf der Intensiv, aber wenn er raus kommt, braucht er seinen Vater.“
Frank Vester tat einen tiefen Zug, blies den Rauch durch die Nase und schaute zum Sternenhimmel hoch, als stünde dort die Antwort.
„Also Waffenstillstand?“
Vester zuckte nur mit den Achseln.
„Ist das zu viel verlangt?“
Frank Wieland zog das Smartphone aus der Tasche und stoppte die Aufnahme.
„Ich hoffe, Ihr Sohn wird schnell gesund“, sagte Frank und drückte auf Löschen.
„Danke, Herr Kommissar, mehr wollte ich gar nicht.“ Mit diesen Worten schnappte sich Vester die Krücken, drehte sich um und humpelte zurück in die dunkle Nacht.
Frank sah im noch einen Moment nach, dann liess er die halb gerauchte Zigarette fallen, löschte die Glut unter seiner Schuhsohle und schlenderte zum Wagen zurück.

Das würde ich streichen, den Kommisar weglaufen lassen, das würde stärker wirken. Ohne Smartphone, ohne Übereinkunft, ohne Verabschiedung. Einfach gehen.

„Letztes Jahr klauten Sie den Giacometti. Und im Frühling war's die schöne Helena. Alles für ihren Jungen, damit Sie ihm eine Niere spenden konnten.“
.. sagte der Kommisar, während er sich eine neue Zigarette anzündete. Dann nickte er, drehte sich um und ging zum Auto zurück ... < irgendwie so, kriegst du besser hin :)

Beste Grüße

Sonne

 
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Hallo Sonne

schwarze sonne schrieb:
Als würde ein alter Freund zu Besuch kommen
...
und Schokolade mitbringen.
Also, das ist doch schon mal ... puh!
Freut mich, wenn's dem Autor der Originale gefällt, das war meine grösste Sorge, ob ev. zuwenig Schmetterling drinsteckt oder das ganze am Ende sogar bloss Apfelmus geworden ist.

schwarze sonne schrieb:
Ohne Smartphone, ohne Übereinkunft, ohne Verabschiedung. Einfach gehen.
Hat was, siehste, man will einfach immer zu viel erklären, dabei wird man immer wieder von der Klugheit des Lesers überrascht. Ich lass mir das auf alle Fälle durch den Kopf gehen.

Danke dir für deine Rückmeldung,
Gruss dot

 
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Hallo dotslash,

eine anspruchsvolle Vorlage zwingt einen Autor dazu, etwas Eigenes dagegenzuhalten, um bestehen zu können. Du hast es mit der Einführung eines Prot von außen versucht. Neue Figur, ähnliches Schicksal. Die Verknüpfung geschieht durch Dialoge, in denen die Überschneidungen verbalisiert werden.

Plausibel ist das schon, aber ist es spannend? Irgendwie war absehbar, dass die zwei Gutmensch-Väter sich einigen würden. Ich hätte mir hier wirklich einen offeneren Schluss gewünscht. So einfach einen Täter davongekommen zu lassen, scheint mir unrealistisch, eher eine utopische Lösung. Was macht der Kommissar, wenn er wieder auf denselben Kunstdieb trifft? Denn der muss ja weiterhin stehlen, nicht nur wegen seines Kindes, sondern

Seine Finger wanderten über die filigranen Konturen ... Er war hin und weg.

Da sind also noch andere Motive im Spiel. Dasselbe gilt für den Kommissar. Immerhin ist er Teil der staatlichen Exekutive und nicht ein privater Versicherungsvertreter;).

Das sind nur ein paar Überlegungen, weil ich auch gerade das Copywrite von Peeperkorn gelesen habe.
Und natürlich mich sehr gern an "Fleischvögel" erinnere.

Liebe Grüße
wieselmaus

 
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Ein Jahr Chemo, Bestrahlung und diverse Spezialisten liessen Geld- und Kraftreserven schmelzen wie Eis in der Mikrowelle.

Zuerst dachte ich, das wird nix,

lieber dot,

bedingt durch die Einleitung und eine dumme, selbstgestellte Frage

Sein Körper steckte in einem Overall aus strapazierfähigem, nicht färbendem Silikonkautschuk. Beim Seiteneingang zur Villa Heinrich zog er sich das gleiche Material über seine Sneakers. Die Hände steckten in Latexhandschuhen.
Der Kunstgummimensch, fürchtete ich zunächst, oder – schlimmer noch - ein Wesen aus dem 3-D-Drucker, warum auch nicht, wenn bald unser täglich Brot daherkommt und selbst der Apfel, was mit dem Eingangszitat oben aufgehoben wird, das den Kulturwandel des Gesundheitswesens vom Patienten- zum Kundenstatus und mittels Diagnoseschlüssel zur Geldmaschine wunderbar auf den Punkt bringt. Und richtig gefallen hat's mir dann, als die konkurrierenden Lebensmodelle aufeinanderprallen und ein buchstäblich ver“söhnliches“ Ende nehmen.

Triviales

Hier flutscht ein Genitiv-s unbefugt rein

, streifte einen mächtigen Ohrensessel[...] und fand die Glasvitrine, die prominent im Raum platziert worden war.
Aber auch das gedoppelte werden ließe sich vermeiden bei der prominent platzierten Glasvitrine ...

Das Glas splitterte und die kunstvolle Figur im Innern wurde übersät mit tausend kleinen Glasperlen.
Echt, da splittert Glas zu Perlen?

Hier nun ist's Komma entbehrlich

Diese Helena war noch schöner[...] als auf dem Bild des Auftraggebers.
Tu's hier hin
„Zufall? Ich würde eher sagen[,] Schicksal.

Auf dem gleichen Weg hastete er zurück ins Freie, denn …
(klingt, als fehlte was, selbst wenn man weiß, dass der gleiche Weg genommen wird, den er gekommen ist)

Ausser Wieland und sein Kollege Max Klein benutzten keine anderen Beamten mehr diesen Wagen, …
(genügte da nicht Einzahl „kein anderer Beamter“?)

Hier hastu wahrscheinlich auch die Konstruktion „Diese Nase gehört dem Schleicher“ im Kopf

„Diese Nase, eindeutig der Schleicher.“
„Wem?“
Aber so vielleicht besser „wer?“

Seit Jahren bin ich hinter dem her, konnte Ihm aber nie etwas nachweisen.“
(Viel Respekt, darum Höflichkeitsform?, wie auch danach noch.)Passiert öfters, solltestu noch mal durchschauen. Hier geht die Höflichkeitsform dafür flöten
„Ich wüsste nicht, was ich mit ihnen gemein hätte.

Hier zumindest Verwechselung von müssen und dürfen, aber warum überhaupt so kompliziert, wenn es doch einfach nur „… nicht zu überhören war“?
Obwohl das Zuknallen der Fahrertür nicht zu überhören gewesen sein musste, betrachtete die Gestalt weiter ungerührt die viktorianische Fassade des alten Herrenhauses.

..., fing wieder an zu [r]auchen

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo wieselmaus

Ich spüre aus deiner Einleitung, dass dich meine Geschichte leider entäuscht hat, das tut mir leid, aber ist nun mal so, damit muss ich leben. Es sind halt wirklich starkte Vorlagen.

Plausibel ist das schon, aber ist es spannend?
Touché.
Ich war drauf fixiert, mäglichst "nur" den Geist von schwarze sonnes Texten umzusetzen, ohne dass es einfach eine Nacherzählung wird. (Wurde mir beim letzten CR als Kritikpunkt um die Ohren gehauen.) Allerdings soll man eben möglichst nahe an der Vorlage bleiben, ansonsten ist es ja keine Kopie mehr, die den Plagiataufkleber verdient. :D

ch hätte mir hier wirklich einen offeneren Schluss gewünscht. So einfach einen Täter davongekommen zu lassen, scheint mir unrealistisch, eher eine utopische Lösung.
Das Problem ist natürlich die Märchenvorlage, schwarze sonne hat ja im Original den Apfeldieb verschont (- hier lässt Wieland Vester laufen -) und ihn sogar mit einem Korb Äpfeln beschenkt (- hier löscht Wieland die belastende Tonaufnahme.)

Was macht der Kommissar, wenn er wieder auf denselben Kunstdieb trifft?
Das Spiel beginnt von neuem, wie in der Vorlage.
(„Apfeldieb du Bösewicht, dieses Jahr bist du mir entwischt. Doch nächstes Jahr, sei dir gewiss, da krieg ich dich!“)

Für einen offeneren Ausgang kann ich mich (noch) nicht so recht erwärmen, der Wieland hat seit Justus Tod halt schon einen an der Waffel. (Raucht in geschlossenen Räumen trotz Verbot und Aufsichtsbeschwerden, verhört den Verdächtigen in Kurt-Walander-Manier ohne Rückendeckung und lässt ihn dann auch noch Laufen. Kein Wunder redet Max Klein ihm ins Gewissen, was sicher auch ein Nachspiel hat. Das finde ich eigentlich offen genug, aber ich bin momentan auch noch viel zu nahe dran ...)

Seine Finger wanderten über die filigranen Konturen ... Er war hin und weg.
Da sind also noch andere Motive im Spiel.
Richtig, der Vester war ja mal eine Grösse im Kunstraub-Millieu, hat dann aufgehört und nur wegen der Krankheit seines Sohnes wieder angefangen, Geld zu beschaffen. Bei der Szene mit der Helena empfand er wieder dieses Glücksgefühl von damals, das am Ziel auf ihn wartet, nur vergisst er dadurch einen kurzen Moment seine Professionalität, er ist alt geworden.

Danke dir fürs Lesen und deine Überlegungen.

***

Hallo Friedrichard

Ich bin froh, dass aus dem "zuerst dachte ich, das wird nix," ein "richtig gefallen hat's mir dann, als" und ich dir somit ein buchstäblich ver“söhnliches“ Ende" bescheren konnte.

Das Glas barst in tausend Splitter, die Kommas sind verschoben, auf dem kürzesten Weg hastete er nach draussen, kein anderer Beamter (bei dem mir mein Hirn immer erst das engliche Wort für Lichtprojektor vorschiebt :D) nimmt nun den Wagen mehr.

Dann, fein beobachtet: "Diese Nase, eindeutig der Schleicher."
"Wer?"
Passt natürlich besser!
(Der Satz stand übrigens ursprünglich tatsächlich so da: „Diese Nase gehört eindeutig dem Schleicher.“ und da passte das "Wem?" noch, hehe.)

Die Ihms wurden zu ihms, Höflichkeit hin oder her. :D

... und last but not least, "gewesen sein musste" wird zu "war" und Wieland fing wieder zu rauchen an.

Danke dir für deine wohlwollende Rückmeldung und die berühmten Flusen,


Liebe Grüsse an euch beide,
dot

 

Hallo dotslash,

gerade habe ich nochmals meinen Komm gelesen und bin böse auf mich, weil der viel negativer rübergekommen ist als beabsichtigt. Da sieht man mal, wie konditioniert man ist, sobald man das Wort "Kommissar" liest. Du hast ja gar nicht den Tag Krimi benutzt, also ist die Frage nach Spannung hier zweitrangig.
Du verweist auf das Vorbild Wallander. Der wäre in der Tat so ein Kommissar, der mitunter seinen eigenen Regeln folgt. Nur kam mir dein Kommissar wesentlich jünger vor, oder der Tod seines Kindes müsste noch ein paar Jährchen zurückliegen. Friedrichard sieht hier zwei Lebensentwürfe aufeinanderprallen, die ein "versöhnliches"Ende finden, eben wegen der Söhne.

Das Wiederholungselement aus dem "Apfeldieb" kann ich jetzt als Gestaltungselement besser verstehen, aber gerade dies ist ja auch besonders dem Märchenhaften zuzuordnen.

Lieber dotslash, mir geht es wie einigen hier im Copywrite, ich bin schon sehr unsicher, wie nah man an der Vorlage bleiben darf oder muss. Die Vorgaben dazu sind sehr vage gehalten. Sequel oder Prequel oder ganz was Neues: Man möchte halt nicht nur den Titel "bester Plagiator" bekommen.

Hier nochmals ganz unmissverständlich: Beim zweitenmal Lesen habe ich deine Absichten viel besser kapiert.
Nur die Beweismittelvernichtung würde ich nach hinten verschieben. Das muss er halt seinem Kollegen irgendwie klar machen:D

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo Dot,


ich mochte deine Geschichte. Du steigst mit Spannung und Action ein, packst also den Leser gleich und schaffst es, ihn bis zum Ende zu halten, obwohl es nach dem Einstieg ja sehr ruhig vor sich geht.
Den angesetzten Konflikt finde ich gut. Auf die Kürze jedoch ist mir das ein bisschen sehr ... aufgesetzt. Weiß nicht, ob das jetzt das richtige Wort ist. Aber es geht halt schon sehr glatt über die Bühne. Also dass die beiden das gleiche Schicksal teilen und sich dann einig werden. Ich denke, man bräuchte dafür schon mindestens die doppelte Länge, wenn nicht mehr, um dem Leser die Schicksale der beiden näher zu bringen, sodass es zu einem etwas mehr knisternden Showdown kommen kann. Diese Rückblende. Hm. Das ist eben das notwendige Element, was eingefügt wird, um die Geschichte funktionieren zu lassen. Auf die komprimierte Länge für mich einen Ticken zu konstruiert.
In der Regel ist ja weniger immer mehr, aber hier habe ich das Gefühl den Stoff für einen Kurzroman vor mir zu haben.
Aber ich bin ja eingestiegen mit dem Satz ich mochte die Geschichte. Und das ist auch trotz meines Gemeckers so, weil es mich thematisch berührt und du einige sehr unter die Haut gehenden Szenen zum Besten gibst. Ich denke da an das Frühstück zB.
Der Junge des Diebes lässt mich hingegen deutlich kälter, weil du da eben keine Szenen anbietest

Ein paar Gedanken:


Frank versteckte sich tagelang hinter seiner alten Harley, bei der er hoffte, den Kummer wegschrauben zu können. Defekte Schlauchsysteme an Motorräder konnte man auswechseln, das menschliche Lymphdrüsensystem war leider etwas komplizierter.
das geht unter die Haut


Letztes Jahr klauten Sie den Giacometti. Und im Frühling war's die schöne Helena. Alles für ihren Jungen, damit Sie ihm eine Niere spenden konnten.“
Das sagt er? Fände das als Gedanken glaubhafter. Info ist ja eh für den Leser


Ja, aber sicher wäre ich nicht in fremde Häuser eingestiegen.“
Satzbau:
Ja, aber ich wäre sicher ...
klingt besser, Bezug sofort klar

Paul Vetter, auch 'Der Schleicher' genannt. Einer der grössten Kunsträuber. Seit Jahren bin ich hinter dem her, konnte ihm aber nie etwas nachweisen.“
so ein unnötiger Einschub, der an den Leser gerichtet ist und dem Dialog seine Glaubhaftigkeit nimmt
„Du kennst ihn, konntest ihm aber nie auch nur das Geringste nachweisen? Ach komm …“
„Wenn ich's die sage. Weder Spuren, noch Zeugen, der Schleicher ist zu gerissen.

mja, auch das ist jetzt nicht sonderlich elegant. Wenigstens den kursiven teil raus


Ich wüsste nicht, was ich mit [i]hnen gemein hätte. Sie dringen in fremde Häuser ein, ich dagegen verhafte Leute, die das tun. Ausser, der Dieb entwischt uns, so wie kürzlich im Frühjahr, und leugnen Sie nicht: Der Helenaraub geht eindeutig auf Ihre Kappe.“
naja, das finde ich jetzt schon arg aufgesetzt, diesen Dialog. Schon klar, was die Unterschiede zwischen den beiden sind, muss man das noch mal so deutlich ausformulieren?

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey dot,

wurde ja schon bisschen was gesagt, vor allem was den absehbaren Verlauf angeht. Aber weißte was, ich habe mich trotzdem gut unterhalten. Ich finde sowieso, dass die Runde echt schöne Texte hervorbringt.

Während der kurzen Fahrt fiel sein Blick immer wieder auf das Portrait im kleinen Silberrahmen. Der Junge, für den er die ganze Scheisse überhaupt noch durchzog ...

Da gibt es hier doch auch so eine Geschichte ... ich bin jetzt allerdings zu faul den Titel rauszusuchen, wo Papa kriminell ist, um Kohle fürs Kind zu organisieren. Musste ich sofort dran denken. Allerdings gibt es sicher zu jeder Geschichte eine Geschichte ... :).

„Wenn ich's die sage. Weder Spuren, noch Zeugen, der Schleicher ist zu gerissen.“

die=dir

Mit der einen Hand auf der Waffe, den Schutzriemen geöffnet, ging Frank Wieland Richtung Villa. Wachsam registrierte er kleinste Bewegungen des Mannes, der auf seine Krücken gestützt den Blick über die Fassade der Villa Heinrich streifen liess. Wieland musste auf der Hut sein, auch wenn die Person an Krücken ging, es könnte sich um eine Falle handeln.

Ich würde die erste Erwähnung der Krücken streichen.

„Andere sammeln Briefmarken, ich schaue mir gerne alte Häuser an. Das ist in unserem Land doch nicht verboten?“
„Sagen Sie mir einen Grund, warum ich Sie nicht auf der Stelle verhaften soll, Vester?“
„Warum so feindselig, Kommissar? Schliesslich haben wir gewisse Gemeinsamkeiten.“

Da mochte ich den Schleicher doch gleich. Allerdings kam mir das mit den "Gemeinsamkeiten" ein wenig zu flott.

„Ich pflege dort das Grab meiner Frau.“ Als hätte er Franks Gedanken erraten.

Meine Frau liegt auch dort. - Klingt für mich echter irgendwie. Kann Dir aber nicht sagen, warum.

Und immer zierte ein Ast mit einem Vogel, Justus' LieblingstierKOMMA die obere rechte Ecke. Opa Alfons nannte Ronja eine kleine Künstlerin.

„Ich gebe zu, mein erster Gedanke. Aber ich habe mich testen lassen und wissen Sie was?“

Ist das nicht eigentlich andersrum? Dass der erste Gedanke ist, sich selbst testen zu lassen?

Frank sah im/ihm noch einen Moment nach, dann liess er die halb gerauchte Zigarette fallen, löschte die Glut unter seiner Schuhsohle und schlenderte zum Wagen zurück.

„Und du lässt ihn laufen?“
„Na, ja – er war halt zu schnell für mich.“

Nice.

Frank streckte den Kopf aus dem Fenster und rief in die Nacht: „Apfeldieb du Bösewicht, dieses Jahr bist du mir entwischt. Doch nächstes Jahr, sei dir gewiss, da krieg ich dich!“
Max Klein schaute seinen Kollegen ungläubig an.
„Was denn? - Ist aus einem Märchen, hab ich Justus und Ronja immer vorgelesen.“
„Du solltest dich untersuchen lassen, Frank. Echt jetzt.“

Und das auch!

Sehr gerade, sehr kompakt erzählt. Bisschen kitschig, wenn ich es mir genau überlege ;). Soll aber durchaus auch Fans davon geben. Ich habe mich gut unterhalten, musste zum Ende hin auch echt Schmunzeln. Ist eine gute Copy in meinen Augen. Und das kitschige Moment, das bringt der Plot halt so mit sich, ich glaub, da kommt man bei der Idee gar nicht drum rum. Weil sie so herzensgut ist, weil sie den Leser mit den armen kranken Kindern rührt, und weil aus moralischer Sicht, der Kommissar ja gar nicht anders kann, ist es eben so.
Ich hab es gern gelesen!

Beste Grüße, Fliege

 

Hallo dotslash,

ich habe deine Geschichte gerne gelesen. :read:

Man merkt, dass du dir bei den Formulierungen viele Gedanken gemacht hast.
Da heißt es nicht einfach „zog es an“, sondern „steckte seinen Körper“. Andere Beispiele:
schlüpfe ins Treppenhaus
der Strahl wanderte … streifte … und fand die
Ich finde, das macht den Text interessant, flüssig und gut.

Leider hast du aber auch einige, wie ich finde, unschöne Dopplungen drin:

Sein Körper steckte in einem Overall aus strapazierfähigem, nicht färbendem Silikonkautschuk. Beim Seiteneingang zur Villa Heinrich zog er sich das gleiche Material über seine Sneakers. Die Hände steckten

Vorsichtig wischte er mit den Gummihandschuhen letzte Splitter weg. Dann liess er alle Vorsicht fahren,
(Vorsichtig walten?)

Er gab sich einen Ruck, wickelte die Figur in ein Tuch und steckte sie zum Brecheisen in den Rucksack.
"in den Rucksack" kann man ganz streichen.

Er schlug mit der flachen Hand aufs Armaturenbrett, drehte den Zündschlüssel und fuhr zurück auf die Hauptstrasse. Eine Hand auf der Tasche

Villa Heinrich zeichnete sich eine gedrungene Gestalt ab. Max Klein warf den Apfel ins Handschuhfach, hob das Fernglas und spähte in Richtung Villa. (ANWESEN?)

der auf seine Krücken gestützt den Blick über die Fassade der Villa Heinrich streifen liess. Wieland musste auf der Hut sein, auch wenn die Person an Krücken ging,

Er versorgte das Eisen im Rucksack
Hier musste ich beim Lesen stoppen (versorgte?). Einfacher wäre doch „Er legte das Eisen in den Rucksack“

Hauptkommissar Frank Wieland fand noch einen Platz im Aschenbecher. Kollege Max Klein biss herzhaft in einen Apfel
Da musste ich schmunzeln, dachte ich doch, der Bulle setzt sich in den (Stand-)Aschenbecher :lol:

„Hat mir Regina zugesteckt, Sie meinte, wenigstens einer von uns sollte was Gesundes …“
, sie meinte

Max Klein warf den Apfel ins Handschuhfach,
3 x Apfel in 10 Zeilen. Am Ende könntest du ruhig mal Frucht sagen :)

„Möglich, aber – ach du Scheisse.“ Wieland drehte an der Schärfe des Fernglases.
„Diese Nase, eindeutig der Schleicher.“
Kein Zeilenwechsel, da kein Sprecherwechsel, oder spricht hier Max weiter? Das geht nicht ganz hervor.

„Wenn ich's die sage. Weder Spuren, noch Zeugen, der Schleicher ist zu gerissen.“
„Wenn ich's dir sage. Weder Spuren, noch Zeugen; (ODER PUNKT) der Schleicher ist zu gerissen.“

Bei den wörtlichen Reden kommen mir persönlich zu viele … vor.

Obwohl das Zuknallen der Fahrertür nicht zu überhören war, betrachtete die Gestalt weiter ungerührt die viktorianische Fassade des alten Herrenhauses.
Aus der Sicht der Gestalt geschrieben (so soll es doch sein, oder?), kann diese doch das Geräusch nicht unterscheiden zwischen Fahrer- oder Beifahrertür. Ich würde „Autotür“ sagen.

„Ah, der Herr Kommissar, was für ein Zufall“,
Erinnert mich zu sehr an die Bezeichnung „Kommissar Zufall“ :Pfeif:

„Sagen Sie mir einen Grund, warum ich Sie nicht auf der Stelle verhaften soll, Vester?“
Ich meine, das würde ohne Fragezeichen besser klingen.

Vester grinste und Frank verzog das Gesicht.
Habe die ganze Zeit darauf gewartet, wann du das erste Mal nur noch den Vornamen nennst, anstatt Vor- und Zuname oder nur den Zunamen.
Ich würde es einheitlich machen, also nicht nur den Vornamen.

"Ja klar, warum habe ich nur das Gefühl, Sie wussten genau, das wir kommen?“
, dass wir kommen

Frank Wieland schluckte leer und seine Wangen wurden heiss.
Schluckte leer? Merkwürdige Formulierung. Bin ich dran hängen geblieben.

Bei Kindern wären die Heilungschancen über achtzig Prozent, versuchten die Ärzte sie zu beruhigen, doch die Hoffnung starb als erstes.
Hoer beginnt der Rückblick und ich hätte mit einem hatte gestartet (PQP).
Bei Kindern wären die Heilungschancen über achtzig Prozent, hatten die Ärzte sie zu beruhigen versucht, doch die Hoffnung starb als erstes.

Defekte Schlauchsysteme an Motorräder konnte man auswechseln, das menschliche Lymphdrüsensystem war leider etwas komplizierter.
Sehr schön. :thumbsup:

Und immer zierte ein Ast mit einem Vogel, Justus' Lieblingstier (KOMMA)die obere rechte Ecke.
Bin jetzt nicht der absolute Komma-Experte, wie ich schon öfter in meinen eigenen Texten beweisen habe, aber hier würde ich ein Komma sehen.:confused:

schaufelte gezuckerte Kornflakes
Schreibt man das nicht Cornflakes?

Also eine Niere musste her. Subito.“
Wieso spricht der Einbrecher plötzlich Latein?

Ich finde das Ende auch etwas unglaubwürdig. Habe im Kommentar irgendwo gelesen, dass das wegen des Originals so ist. Von daher okay, da müsste ich dem Original die Schuld geben. :D

Dennoch: Hat mir gut gefallen.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi Dot,

ich bins nochmal. Ich habe den Vergleich zwischen Technik und Lunge mal in meine Geschichte eingebaut, so ganz knapp. Ich hoffe das geht in Ordnung? Eine Kopie von der Kopie sozusagen.

Ich habe deine Geschichte nochmals gelesen, auch die Antworten. Ich fände es sehr gut, wenn der Dieb bei dir keine gebrochenen Beine hätte. Stand jetzt muss er ja nicht mehr einbrechen, anders als der Apfeldieb, welcher sich keine Äpfel leisten kann. Also sind die gebrochenen Beine unnötig und machen die Geschichte unglaubwürdig. Eine Verfolgungsjagd, bei dem der Kommisar den Einbrecher absichtlich entkommen lässt, das würde dem ganzen mehr Glaubwürdigkeit verleihen. Weil wer will es ihm den nachweisen? Niemand. Aber so?

Ich kann außerdem, wie beim ersten Posting, nur nochmals bekräftigen: klopfe den Dialog ab! Auch im Sinne des Originales, da gibt es kaum Dialog zwischen den Beiden. Das sind keine Freunde, Seelenverwandte und haben auch nichts gemeinsam.

Mir gefällt das Copy aber immer noch sehr gut, keine Frage! =)

Beste Grüße,

sonne

Ich finde das Ende auch etwas unglaubwürdig. Habe im Kommentar irgendwo gelesen, dass das wegen des Originals so ist. Von daher okay, da müsste ich dem Original die Schuld geben.

GoMusic pff :D ;)

 

Hallo dotslash

klug gemachtes Ding: du machst ne Klammer um die Geschichte, baust eine zweite Ebene ein. Ist natürlich unterm dem Strich ziemlich fiktiv, aber ich nehm es dir ab. Warum sollte der Vester, der Apfeldieb, nicht auch einen kranken Sohn haben (okay: warum muss es eigentlich immer ein Sohn sein? Erhöht das die Anzahl der Tränen?). Spannend geschrieben ist es auf jeden Fall.
Etwas kühler als die Originale, aber das muss kein Nachteil sein, schließlich ist es dann nicht so übermäßig auf Tränenwirkung ausgerichtet.

Bisschen was zum Text:

Der Strahl der Taschenlampe wanderte über einen Kaminsims, streifte einen mächtigen Ohrensessel
so ein Nachtsichtgerät wäre vielleicht passender...

Alpha Romeo.
Alfa

„Du kennst ihn, konntest ihm aber nie auch nur das Geringste nachweisen? Ach komm …“
„Wenn ich's dir sage. Weder Spuren, noch Zeugen, der Schleicher ist zu gerissen.“
der erste Satz klingt etwas unnatürlich: du kennst ihn, sch komm... würde evtl reichen...

"Na, Ihr Informant spielt in der gleichen Liga, ich meine Fussball, Sie verstehen?"
:)

Frank versteckte sich tagelang hinter seiner alten Harley, bei der er hoffte, den Kummer wegschrauben zu können. Defekte Schlauchsysteme an Motorräder konnte man auswechseln, das menschliche Lymphdrüsensystem war leider etwas komplizierter.
schöner Vergleich...

Frank streckte den Kopf aus dem Fenster und rief in die Nacht: „Apfeldieb du Bösewicht, dieses Jahr bist du mir entwischt. Doch nächstes Jahr, sei dir gewiss, da krieg ich dich!“
Max Klein schaute seinen Kollegen ungläubig an.
„Was denn? - Ist aus einem Märchen, hab ich Justus und Ronja immer vorgelesen.“
schönes, rundes Ende :thumbsup:

Gute Geschichte :Pfeif:
viele Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo wieselmaus

Danke für deine erneute Rückmeldung. Auf keine Fall abschwächen, erste Eindrücke sagen meistens die Wahrheit und das ist hilfreich und zeigt dem Autoren, wie ein Text wirkt.

Mit Wallander-Manier meinte ich natürlich nur die Ermittlungsart, nicht sein Alter. Den Wieland sehe ich eher so Ende Dreissig.

Schön, dass du dich noch einmal mit der Geschichte auseinandergesetzt hast, ist natürlich toll, wenn die Intention dann sogar verstanden wird.

***

Hallo weltenläufer

ich mochte deine Geschichte. Du steigst mit Spannung und Action ein, packst also den Leser gleich und schaffst es, ihn bis zum Ende zu halten, obwohl es nach dem Einstieg ja sehr ruhig vor sich geht.
Was wünscht man sich mehr, als den Leser zu packen und ihn bis zum Ende zu halten.
Danke für das Lob, geht runter wie Islay Single Malt.

In der Regel ist ja weniger immer mehr, aber hier habe ich das Gefühl den Stoff für einen Kurzroman vor mir zu haben.
[...]
Der Junge des Diebes lässt mich hingegen deutlich kälter, weil du da eben keine Szenen anbietest
Du triffst einen wunden Punkt: Die Kürze. Da ist tatsächlich noch Luft gegen oben, zumindest die Beziehung Vester/Sohn könnte man noch ausbauen, da fehlt wirklich eine Szene, die das beleuchtet. Werd ich mal drauf rumkauen...

"Letztes Jahr klauten Sie den Giacometti... "
Das sagt er? Fände das als Gedanken glaubhafter. Info ist ja eh für den Leser
Das ist eine gute Idee, gekauft, danke.

Ja, aber ich wäre sicher ...
klingt besser, Bezug sofort klar
Nehm ich.

so ein unnötiger Einschub, der an den Leser gerichtet ist und dem Dialog seine Glaubhaftigkeit nimmt
„Du kennst ihn, konntest ihm aber nie auch nur das Geringste nachweisen? Ach komm …“
„Wenn ich's die sage. Weder Spuren, noch Zeugen, der Schleicher ist zu gerissen.“
mja, auch das ist jetzt nicht sonderlich elegant. Wenigstens den kursiven teil raus
Da wünschst du dir mehr Stoff - und nun soll ich mehr eindampfen. :D
Nee, ist klar was du meinst, danke.

Schon klar, was die Unterschiede zwischen den beiden sind, muss man das noch mal so deutlich ausformulieren?
Stimmt, kann weg.

Ich danke dir für deinen kritische Auseinandersetzung mit meinem Text, weltenläufer.
Bezüglich weiteren Szenen denke ich noch nach ...

Lieben Danke euch Beiden.
Gruss dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege

... Aber weißte was, ich habe mich trotzdem gut unterhalten. Ich finde sowieso, dass die Runde echt schöne Texte hervorbringt.
Das stimmt. Ist ne Klasse Runde, tolle Texte, tolle Autoren.

Da gibt es hier doch auch so eine Geschichte ... ich bin jetzt allerdings zu faul den Titel rauszusuchen, wo Papa kriminell ist, um Kohle fürs Kind zu organisieren. Allerdings gibt es sicher zu jeder Geschichte eine Geschichte
Ich hoffe natürlich nicht, dass ich jetzt unfreiwillig tatsächlich ein Plagiat geschaffen habe. :eek:

Ich würde die erste Erwähnung der Krücken streichen.
Gekauft.

Da mochte ich den Schleicher doch gleich. Allerdings kam mir das mit den "Gemeinsamkeiten" ein wenig zu flott.
Ich habs jetzt nochmal unter diesem Aspekt gelesen und du hast recht, das ist konstruiert. Ich kürze diese Stelle raus.
„Sagen Sie mir einen Grund, warum ich Sie nicht auf der Stelle verhaften soll, Vester?“
„Warum so feindselig, Kommissar?“
„Na ja, schliesslich dringen Sie in fremde Häuser ein.“​

Meine Frau liegt auch dort. - Klingt für mich echter irgendwie. Kann Dir aber nicht sagen, warum.
Wunderbar, danke. Das sind so Sachen, die einem ärgern, weil man selber nicht drauf gekommen - blabla ...
Gekauft.

„Ich gebe zu, mein erster Gedanke. Aber ich habe mich testen lassen und wissen Sie was?“
Ist das nicht eigentlich andersrum? Dass der erste Gedanke ist, sich selbst testen zu lassen?
Stimmt, ich streiche den Gedanken ganz. Passt besser.

Sehr gerade, sehr kompakt erzählt. Bisschen kitschig, wenn ich es mir genau überlege ;). Soll aber durchaus auch Fans davon geben. Ich habe mich gut unterhalten, musste zum Ende hin auch echt Schmunzeln. Ist eine gute Copy in meinen Augen. Und das kitschige Moment, das bringt der Plot halt so mit sich, ich glaub, da kommt man bei der Idee gar nicht drum rum. Weil sie so herzensgut ist, weil sie den Leser mit den armen kranken Kindern rührt, und weil aus moralischer Sicht, der Kommissar ja gar nicht anders kann, ist es eben so.
Das hast du wirklich schön gesagt, das schneid ich mir aus und hängs übers Bett.
Vielen Danke, Fliege. :herz:
Gruss dot

***

Hallo GoMusic

Man merkt, dass du dir bei den Formulierungen viele Gedanken gemacht hast. [...]
Ich finde, das macht den Text interessant, flüssig und gut.
Danke fürs Lob, und ja stimmt, ich feile manchmal zu lange rum, dass mir dann eben:
Leider hast du aber auch einige, wie ich finde, unschöne Dopplungen drin:
Argh, ich hasse Wortdoppelungen, und bei deinen nächsten Anmerkungen hätte ich mich in den Arsch beissen können.
Betriebsblind nennt man das glaube ich.
Danke für das Rauskramen, peinlich aber auch ...

3 x Apfel in 10 Zeilen. Am Ende könntest du ruhig mal Frucht sagen
Gekauft. :D

Bei den wörtlichen Reden kommen mir persönlich zu viele … vor.
2x ... gestrichen.

Aus der Sicht der Gestalt geschrieben (so soll es doch sein, oder?), kann diese doch das Geräusch nicht unterscheiden zwischen Fahrer- oder Beifahrertür. Ich würde „Autotür“ sagen.
Sehr fein beobachtet, danke.

„Ah, der Herr Kommissar, was für ein Zufall“,
Erinnert mich zu sehr an die Bezeichnung „Kommissar Zufall“
Ich mag's, und winde mich noch ... :Pfeif:

„Sagen Sie mir einen Grund, warum ich Sie nicht auf der Stelle verhaften soll, Vester?“
Ich meine, das würde ohne Fragezeichen besser klingen.
Kommt weg, passt.

Vester grinste und Frank verzog das Gesicht.
Habe die ganze Zeit darauf gewartet, wann du das erste Mal nur noch den Vornamen nennst, anstatt Vor- und Zuname oder nur den Zunamen.
Ich würde es einheitlich machen, also nicht nur den Vornamen.
Oha, aber du hast recht. Ich habe die Namen ergänzt - ausser beim Rückblick, da bin ich nah bei Frank und nenne ihn beim Vornamen.

Ok, jetzt aber kurz: bei schluckte das leer weg, PQP, noch'n Komma hin, und Subito kommt weg, mit den Corngflakes wars das dann, glaub ich. ;)

... und das Ende ist dem Original geschuldet, ich schwör'. :D

Danke dir, lieber GoMusic, für deine ausführliche Rückmeldung.
Gruss dot

 

Hallo dot,

... und das Ende ist dem Original geschuldet, ich schwör'.
:thumbsup:

Zitat von Fliege:

Da gibt es hier doch auch so eine Geschichte ... ich bin jetzt allerdings zu faul den Titel rauszusuchen, wo Papa kriminell ist, um Kohle fürs Kind zu organisieren. Allerdings gibt es sicher zu jeder Geschichte eine Geschichte
Ja, Fliege, scheint es öfter zu geben. :lol:
Das passt auch auf „Der Fall der Fall“ von GoMusic :Pfeif:

Schönen Tag noch.

Liebe Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo schwarze sonne

Ich fände es sehr gut, wenn der Dieb bei dir keine gebrochenen Beine hätte. Stand jetzt muss er ja nicht mehr einbrechen, anders als der Apfeldieb, welcher sich keine Äpfel leisten kann.
Was glaubst du, was so eine Nachbehandlung kostet, Vester und sein Sohn werden auf Medikamente angewiesen sein. Und hast du seinen faszinierten Blick bei der Helena gesehen? Ich sag dir, Vester hat wieder Blut geleckt. :D

Ich kann außerdem, wie beim ersten Posting, nur nochmals bekräftigen: klopfe den Dialog ab! Auch im Sinne des Originales, da gibt es kaum Dialog zwischen den Beiden. Das sind keine Freunde, Seelenverwandte und haben auch nichts gemeinsam.
Ok, ich habe den Dialog sanft frisiert, wenigstens das Aufnahmegerät ist weg, dafür ergibt sich nun eine leicht andere Aussage:
„Ich hoffe, Ihr Sohn wird schnell gesund.“ Wieland liess die halb gerauchte Zigarette fallen und löschte die Glut unter seiner Schuhsohle.
„Danke, Herr Kommissar, mehr will ich gar nicht.“ Mit diesen Worten schnappte sich Vester die Krücken, drehte sich um und humpelte zurück in die dunkle Nacht.
Frank Wieland sah ihm noch einen Moment nach, dann schlenderte er zum Wagen zurück.​

Möglicherweise ist es dir immer noch zu Dialoglastig, aber da musst du durch. :D

Danke fürs erneute Vorbeischauen,
Gruss dot

***

Hallo Isegrims

Der Strahl der Taschenlampe wanderte über einen Kaminsims, streifte einen mächtigen Ohrensessel
so ein Nachtsichtgerät wäre vielleicht passender...
aber auch ziemlich teuer, Vester ist da eher old school. ;)

Alpha Romeo.
Alfa
... und der stand da tagelang so falsch rum, peinlich. :bonk:

Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat und du sie trotz sichtbar fiktivem Anstrich als rund bezeichnest.
Danke für deine Rückmeldung,
Gruss dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber dot

Mir hat deine Geschichte vor allem auch als Copywrite gefallen, ich finde, du hast äusserst kreativ zwei ganz verschiedene Geschichten zusammengefügt, das hat mich schon beeindruckt. Der Genuss ist, denke ich, auf alle Fälle grösser, wenn man die Originale kennt. Denn mir ging es ähnlich wie weltenläufer, insofern die Geschichte - wenn man sie als eigenständigen Text liest - doch arg konstruiert wirkt. Es gab einen Moment, als ich dachte, so was würde dot doch niemals schreiben, wenn es nicht ein Copy wäre.
Aber dennoch hat die Story für mich funktioniert, ich fand’s auch nicht allzu vorhersehbar und kitschig, ich finde z.B. dass du gut dieses Spektrum ausgelotet hast, das von beiden Männern je einzeln abgedeckt wird und an dessen Ende der harte Mann steht und am anderen der liebevolle Vater. Das gab der Geschichte für mich diese zusätzliche Dimension, diesen Aspekt, der sie hat interessant werden lassen. Die stimmungsvollen Details haben diese Lesart gut unterstützt. Für mich eine gelungene Copy.

Textkram:

Sein Körper steckte in einem Overall aus strapazierfähigem, nicht färbendem Silikonkautschuk.

Suboptimaler Einstieg. Der Satz liest sich so technisch, als stamme er aus einer Bedienungsanleitung. Ich dachte zuerst, das sei mit Absicht so, aber danach wird ja alles flüssig erzählt. Vielleicht das Fettmarkierte weg?

Beim Seiteneingang zur Villa Heinrich zog er sich das gleiche Material über Hände und Sneakers. Beim zweiten Versuch gab die alte Holztür dem Brecheisen nach und er schlüpfte ins Treppenhaus.

Würde ich variieren.

Der Strahl der Taschenlampe wanderte über einen Kaminsims, streifte einen mächtigen Ohrensessel und fand die Glasvitrine, die prominent im Raum platziert worden war. Ohne zu zögern schlug er mit dem Brecheisen zu. Das Glas barst und die kunstvolle Figur im Innern wurde übersät mit tausend kleinen Splittern.

Hier hat der Text seinen Rhythmus gefunden und ich war drin.

Er versorgte das Eisen im Rucksack

Schweizerisch. Ich würde „verstaute“ schreiben.

Auf dem kürzesten Weg hastete er zurück ins Freie, denn der stille Alarm liess ihm nur wenige Minuten, um rechtzeitig wieder abzuhauen.

Der Dieb nimmt den kürzesten Weg, der Satz aber nicht. :) Ich würde das Fettmarkierte der Dynamik wegen streichen.

Ausser Sichtweite setzte er seine Flucht fort, spurtete durch den angrenzenden Park, bog in eine verlassene Seitenstrasse und stieg in den bereitgestellten Alfa Romeo.

Als Beispiel dafür zitiert, dass deine Sätze sehr elegant formuliert sind, wie ich finde, dem Geschehen angemessen und mit gutem Rhythmus

Der Junge, für den er die ganze Scheisse überhaupt noch durchzog ...

Ich würde das „noch“ streichen. Und ich weiss nicht. In die Scheisse geraten und das Ding durchziehen, aber die Scheisse durchziehen?

„Jedenfalls wird er uns diesmal nicht durch die Lappen gehen, wie letztes Mal bei der schönen Helena.

Für den Leser geschrieben. Vielleicht fällt dir noch was Eleganteres ein.

Es roch nach gemähtem Gras und unter Frank Wielands Füssen strahlte der Asphalt mit der Restwärme des heissen Augusttages.

Gefällt mir nicht so ganz. Vielleicht: „strahlte die Restwärme eines heissen Augusttages ab“?

Der siebenjährige Justus hatte die Arschkarte gezogen.

Das soll hart klingen, aber zerstört für mich die Ernsthaftigkeit des Erzählten. Ich kenn das Wort halt vor allem von meinen Schülern, wenn sie darüber sprechen, wer die Wandtafel putzen soll, oder so was. :) Das Eis in der Mikrowelle geht in eine ähnliche Richtung.

Defekte Schlauchsysteme an Motorräder konnte man auswechseln, das menschliche Lymphdrüsensystem war leider etwas komplizierter.

Das hingegen finde ich klasse, das ist lakonisch, drückt die Hilflosigkeit des Mannes aus, ohne aber als Formulierung gewollt zu wirken. Toller Satz!

Frank fiel in eine tiefe Depression, fing wieder an zu rauchen und zog nach Feierabend durch die Kneipen.

Würde ich streichen, der zweite Satzteil sagt schon genug, zusammen mit dem, was die Leser erfahren haben.

Deshalb hat der Schleicher seine Aktivitäten wieder aufgenommen.

hatte

Gern gelesen

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Peeperkorn

Sorry für die verspätete Antwort, ich komme im Moment zu nichts, das RL hat mich fest im Griff.
Vielen Dank für deine Rückmeldung, ich habe mich sehr gefreut, dass du die Copy als gelungen betrachtest, denn anfänglich dachte ich ja, das wird einfach, sonnes Apfeldieb-Märchen mit der Familientragödie zu verschmelzen. Na ja, so kann man sich täuschen ...

Zum Textkram:

Suboptimaler Einstieg. Der Satz liest sich so technisch, als stamme er aus einer Bedienungsanleitung. Ich dachte zuerst, das sei mit Absicht so, aber danach wird ja alles flüssig erzählt. Vielleicht das Fettmarkierte weg?
Wird flüssiger, kein Informationsverlust. Gekauft.

Würde ich variieren.
Stimmt.

Hier hat der Text seinen Rhythmus gefunden und ich war drin.
Klasse

Schweizerisch. Ich würde „verstaute“ schreiben.
:lol: Gekauft

Der Dieb nimmt den kürzesten Weg, der Satz aber nicht. :) Ich würde das Fettmarkierte der Dynamik wegen streichen.

Echt Peeperkorn, danke fürs Aufzeigen.

Als Beispiel dafür zitiert, dass deine Sätze sehr elegant formuliert sind, wie ich finde, dem Geschehen angemessen und mit gutem Rhythmus

Freude herrscht.:gelb:

Ich würde das „noch“ streichen. Und ich weiss nicht. In die Scheisse geraten und das Ding durchziehen, aber die Scheisse durchziehen?
Durch die Scheisse ziehen vielleicht? :D
Nee, ich weiss schon, hab's geändert ...

Für den Leser geschrieben. Vielleicht fällt dir noch was Eleganteres ein.
Ich streich es einfach, der Zusammenhang erschliesst sich ja eh durch den Plot.

Gefällt mir nicht so ganz. Vielleicht: „strahlte die Restwärme eines heissen Augusttages ab“?
Besser, gekauft.

Das soll hart klingen, aber zerstört für mich die Ernsthaftigkeit des Erzählten. Ich kenn das Wort halt vor allem von meinen Schülern, wenn sie darüber sprechen, wer die Wandtafel putzen soll, oder so was. :) Das Eis in der Mikrowelle geht in eine ähnliche Richtung.

Ok, der Arschkartensatz fällt komplett weg. Die Mikrowelle allerdings - hmnaja -
ich weiss, kill your darlings, trotzdem, ich mag ihn.

Das hingegen finde ich klasse, das ist lakonisch, drückt die Hilflosigkeit des Mannes aus, ohne aber als Formulierung gewollt zu wirken. Toller Satz!
Danke, da hatte mich - glaub ich - für einmal die Muse geküsst.

Würde ich streichen, der zweite Satzteil sagt schon genug, zusammen mit dem, was die Leser erfahren haben.
Seh' ich auch so, gestrichen.

hatte
Gekauft.

Danke für deine konstruktiven und wertvollen Anmerkungen!
Freut mich, dass ich dich mit der Copy unterhalten konnte.
Liebe Grüsse,
dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber dot,


Sein Körper steckte in einem Overall aus Silikonkautschuk. Beim Seiteneingang zur Villa Heinrich zog er sich das gleiche Material über Hände und Sneakers

Ich bin ja keine Fachfrau, wenn es um Einbrüche geht, von daher fand ich es unbefriedigend, dass ich auch nach der gesamten Lektüre immer noch nicht weiß, was Kautschuk für Vorteile hat. Gibt es keine Wärmebilder oder reagiert die Laser-Alarmanlage nicht darauf?
Der zweite Versuch liess die alte Holztür dem Brecheisen nachgeben und er schlüpfte ins Treppenhaus.
Der Satz klingt, als fehle einer davor.
Vielleicht wäre es besser, wenn du ein Schon davor setzen würdest.


Zwei, drei Stufen und schon stand er in der kleinen Bibliothek.
Oh, dann käme gleich wieder ein schon.
alternativ: umgehend/fast im gleichen Augenblick


Der Strahl der Taschenlampe wanderte über einen Kaminsims, streifte einen mächtigen Ohrensessel und fand die Glasvitrine, die prominent im Raum platziert worden war.
Rein ästhetisch gesehen fände ich: Das Licht der Taschenlampe viel schöner, bei Strahl denke ich immer sofort an Wasser, Pinkeln und so.

Ohne zu zögern schlug er mit dem Brecheisen zu. Das Glas barst und die kunstvolle Figur im Innern wurde übersät mit tausend kleinen Splittern.

Kein Sicherheitsglas? Komisch.

Er verstaute das Eisen im Rucksack, nahm die Bronzestatue aus der Verankerung und wischte vorsichtig letzte Splitter weg.
Wenn es tausend kleine Splitter sind, würde ich eher pusten.

Dann zog er einen Handschuh aus und liess seine blossen Finger über die filigranen Konturen des zarten Gewandes fahren, das den weiblichen Bronzekörper umschmeichelte. Er war hin und weg. Diese Helena war noch schöner als auf dem Bild des Auftraggebers.

Ich habe das Original schon ewig gelesen, aber das muss das Pendant zu der Szene sein, als er ewig noch im Auto sitzt und irgendwo hinstarrt nach dem Schuss, obwohl er schon weg hätte fahren können.
Wo ich damals schon dachte: Mach hinne, Kerl. So wie ich hier denke: Bist du bescheuert? Mach, dass du raus kommst!

Während der kurzen Fahrt fiel sein Blick immer wieder auf das Portrait im kleinen Silberrahmen. Der Junge, für den er das Ding überhaupt durchzog ...

Dieser Satz kommt für mich fast wie von einem andern Stern. Wo steht das Portrait? Oder hängt es? Und ist es nicht dunkel im Auto?

Hauptkommissar Frank Wieland fand noch einen Platz im Aschenbecher.
:lol:
Mann, ist der klein.

Diese zwei Absätze

Bei Kindern wären die Heilungschancen über achtzig Prozent, hatten die Ärzte sie zu beruhigen versucht, doch die Hoffnung starb als erstes. Ein Jahr Chemo, Bestrahlung und diverse Spezialisten liessen Geld- und Kraftreserven schmelzen wie Eis in der Mikrowelle. Zudem verschlechterte sich der Zustand des siebenjährigen zunehmend und Familie Wieland war kurz davor, auseinanderzufallen.
„Diese Ungewissheit, ich halt das nicht mehr aus“, schrie Karin und warf Geschirr durch die Gegend.
Frank versteckte sich tagelang hinter seiner alten Harley, bei der er hoffte, den Kummer wegschrauben zu können. Defekte Schlauchsysteme an Motorräder konnte man auswechseln, das menschliche Lymphdrüsensystem war leider etwas komplizierter.
Aber am meisten litt Justus' ältere Schwester Ronja, was beide leider zu spät erkannten. „Ronja Räuberdochter“, nannte sie Justus immer, er liebte die Geschichten von den Rumpelwichten, die Frank ihnen vorlas. Dann kuschelte sich Ronja zu ihrem Bruder unter die Decke und streichelte ihm über den kahlen Kopf. Einmal rasierte sie sich alle Haare ab und sah genauso aus wie Justus. Sie liebte ihren Bruder, doch das hiess nicht, dass sie nicht auch Bedürfnisse hatte.
„Nie habt ihr Zeit für mich, bloss Justus hier, Justus da.“
Ronjas Worte trafen, Frank rutschte die Hand aus. Noch heute jagte es ihm einen Stich in die Brust, wenn er daran dachte. Ronja schwieg mit offenem Mund, ihre Backe lief rot an und die Augen füllten sich mit Wasser. Sie rannte in ihr Zimmer und schloss sich ein.

Mit zunehmender Krankheit wurde Justus immer aggressiver. Immer öfter musste er im Krankenhaus bleiben, nannte sie Lügner, dachte, sie mochten ihn nicht mehr, weil er krank sei. Es kostete viel Kraft, den kleinen Mann so leiden zu sehen. Frank fing wieder an zu rauchen und zog nach Feierabend durch die Kneipen. Auch Karin hielt Abstand, verplante ihren Alltag und war abends erschöpft, im Bett lief schon lange nichts mehr. In dieser schwierigen Zeit behielt Ronjas Grossvater Alfons zum Glück den Durchblick. Er bewohnte die Dachmansarde im Hause Wieland und jeden Morgen frühstückte er gemeinsam mit der Familie. Zu Ronja hatte er immer einen guten Draht, machte oft Ausflüge mit ihr, wenn die Eltern bei Justus waren. Ihre kindlich naiven Bilder hingen überall an den Wänden seiner Dachmansarde. Ronja mit Justus im Park, Ronja mit Justus vor einem See. Mama und Papa mit Justus vor ihrem Haus. Justus mit Opa Alfons am Ententeich. Und immer zierte ein Ast mit einem Vogel, Justus' Lieblingstier, die obere rechte Ecke. Opa Alfons nannte Ronja eine kleine Künstlerin.
Justus Zustand verschlechterte sich zunehmend und nach zwei Jahren hatte der Krebs gewonnen.


machen den Text für mich schwächer. Da wird soviel an Information reingedrückt, damit man den Rest verstehen kann/soll, dass ich denke, du wolltest zu sehr an der Vorlage bleiben. Vielleicht wäre eine andere Herangehensweise für mich ansprechender gewesen. So wirkt die KG auf mich etwas zerrissen, da fehlt ein durchlaufender Faden, der in einer Zeitebene spielt.
Inhaltlich mochte ich die Geschichte sehr, aber vom Aufbau her finde ich sie anstrengend.

LIebe Grüße, bernadette

 

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