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Schweizer Schokolade

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21.12.2015
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Schweizer Schokolade

„Und ich gehe doch!“
Die Suppenteller klirrten gefährlich, als Mama sie aufs Tablett knallte. Sie stemmte die Hände in die Seite, blies eine Haarsträhne aus dem Gesicht und und blickte Papa kampflustig an.
Geli und ich zwinkerten uns zu und kicherten. Mamas Temperamentsaubrüche waren spannend wie ein Gewitter. Schade, denn eigentlich sollte jetzt der Gugelhupf angeschnitten werden. Damals, Anfang der fünfziger Jahre, roch unser Wohnzimmer jeden Samstagnachmittag nach Bohnerwachs und Bohnenkaffee, und im Radio dudelte das Lied 'Wir wünschen euch ein frohes Wochenende, Wochenende ...'
„Jawohl! Und ich nehme Brigitte mit, die kann ihnen dann was vorspielen.“

Ich spitzte die Ohren. Zwar hatte ich noch nicht verstanden, worum es ging, aber 'vorspielen' war für mich nichts Unangenehmes. Seit einem Jahr bekam ich Klavierstunden und hatte mit dem Stück 'Frühes Leid' beim ersten öffentlichen Vorspielabend schwer geglänzt. Ich war damals acht Jahre alt, ein zierliches Ding, das gerne Märchen über Königstöchter las und sehr konkrete Vorstellungen darüber besaß, wie es in einem Schloss zuginge.
„Sie werden bestimmt kein Interesse haben, mit ihrem ehemaligen Dienstmädchen gesellschaftlichen Umgang zu pflegen.“
„Ach was! 'Gesellschaftlichen Umgang'! Darum geht es doch gar nicht. Du nimmst ihnen halt immer noch übel, dass sie mich nach Luzern mitgenommen haben. Und? Haben wir vielleicht nicht geheiratet?“
„Aber erst vier Jahre später und nur, weil ich einberufen worden bin. Und überhaupt! Warum sind die wieder hier und geben sich als politisch Verfolgte aus, wo sie doch schon 1934 ihr gesamtes Vermögen in die Schweiz geschafft haben?“
„Mein Gott, da waren sie nicht die einzigen. Mich haben sie anständig behandelt, meistens jedenfalls.“
„Ja, unheimlich anständig. Säuseln dir jeden Tag vor, wie bezaubernd und einmalig sie deine Stimme finden. Und bringen es dann nicht fertig, dir ein paar Gesangsstunden zu spendieren. Ich sag dir mal was: Das wäre für sie ganz einfach gewesen, wenn sie gewollt hätten. Du hast ja immer erzählt, dass die Leute vom Theater ein- und ausgingen. Und dich haben sie nach dem Servieren vorsingen lassen. Als Dessert. Bezaubernd!
„Meine Güte, Walter! Das ist so lange her. Es hätte sowieso keinen Sinn gehabt. Zwei Kinder durch den Krieg zu bringen und auf einen vermissten Mann warten, wie hätte ich denn da Karriere machen können?“
„Ich sag nur, was Theo und Amélie auch finden. Und die müssen es wissen, die sind ja vom Fach. Wenn ich daran denke, dass ..."

Dieser Disput interessierte mich nicht mehr sonderlich, also verzog ich mich ins Mansardenzimmer. Hier war unser Mädchenreich. Es gab nur schräge Wände und ein winziges Gaubenfenster, von dem aus ich als Burgfräulein Ausschau halten konnte. Aber die Bodenfläche entsprach einem Tanzsaal, jedenfalls behauptete dies Angelika. Die war zwei Jahre älter und musste es wissen.. Sie hatte mit stibitzter weißer Farbe einen Strich quer durch den Raum gezogen, so dass jede ihre eigene Zone hatte. Das Betreten der jeweils anderen Zone war streng geregelt. Unsere Eltern ließen sich hier nur gelegentlich blicken, mein Vater, um kleine Reparaturen vorzunehmen, meine Mutter, um die Betten frisch zu beziehen oder in den heißen Sommernächten etwas Essigwasser auf die staubigen Dielen zu sprengen. Ich fand unsere Dachkammer großartig.

Mama ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Ich merkte es vor allem daran, dass sie mich – mehr als sonst – zum Üben ans Klavier schickte, meine Tischmanieren und Fingernägel kontrollierte und auf meinen Lieblingsrock eine Bordüre nähte.
Angelika kommentierte die Vorbereitung auf ihre gewohnte Weise:
„Ha, bin ich froh, dass ich nicht dabei sein muss. Dort ist es bestimmt total fad. Und dann auch noch vorspielen!“
„Du bist ja nur neidisch, weil ich besser spiele als du.“
„Ich? Neidisch? Ich doch nicht!“
Und dann schlug sie geschwind zwei Räder hintereinander oder lief auf den Händen durch die Dachkammer. Sie wusste, dass sie mir im Turnen haushoch überlegen war.

An einem Sonntag war es dann so weit. Zur Kaffeezeit fuhren wir mit der klapprigen Straßenbahn durch die Stadt in ein Viertel, das vom Krieg verschont geblieben war. Hier hatten die Straßen keine Löcher. Üppig belaubte alte Bäume säumten den Straßenrand. In den Vorgärten gab es Blumen in allen Farben und Formen. Ich staunte.
„Ja, das ist schon was anderes als bei uns. Die Leute hier mussten keine Bomben aushalten. Die Büsche heißen Rhododendron. Du müsstest sie mal sehen, wenn sie blühen. In Luzern hatten wir einen ganzen Park davon.“
„Mama, warum haben die Hauseingänge so bunte Glasfenster wie in der Kirche? Und solche Türmchen wie bei einem Schloss? Wohnen da auch Kinder?“
„Du lieber Himmel! Das sind Villen, und es wohnen reiche Familien hier. Sie haben meistens Kindermädchen und Dienstboten. Man nennt das 'Personal'. Die müssen einen Hintereingang benutzen, wie überhaupt alle, die nicht als Gäste angesehen werden.“
„Und haben sie auch Pferde und eine Kutsche?“
Mama lachte.
„Nein Brigitte, heute hat man in diesen Kreisen ein Auto und einen Chauffeur.
Na ja, manchmal benehmen sie sich schon so, als ob sie Schlossherren wären.“
Genau wie in einem Schloss! Ich war schwer beeindruckt und stellte mir schon vor, wie ich mit diesem Wissen bei Geli angeben konnte.

Vor solch einer Villa blieb Mama stehen. Sie beäugte mich von Kopf bis Fuß, spuckte auf ihr Taschentuch, wischte hastig durch mein Gesicht und zupfte noch einmal an meiner weißen Haarschleife.
„Du lernst jetzt meine ehemalige Herrschaft kennen. Der alte Herr heißt 'Herr Bircher'; die Dame ist seine Tochter und wird mit 'gnädiges Fräulein' angesprochen. Am besten wartest du, bis man etwas zu dir sagt. Und vergiss den Knicks nicht ... und, hörst du, bitte, blamier' uns ja nicht!“

Wir stiegen die Steintreppe zum Eingang hinauf. Mama zog an dem bronzenen Türklopfer und rückte den Hut zurecht. Es dauerte eine ganze Weile, bis eine junge Frau öffnete. Sie sah genau so aus, wie ich meine Mutter von einigen Fotos her kannte: ein schwarzes Kleid bis zu den Waden, darauf eine winzige, mit Spitzen gesäumte Schürze und eine merkwürdige, weiße Rüsche über der Stirn. Das Mädchen musterte uns, nickte hoheitsvoll, nachdem Mama unseren Namen gesagt hatte, und ließ uns eintreten. In der düsteren, weiträumigen Diele nahm sie uns die Mäntel ab, deutete einen Knicks an und sagte: „Die Herrschaften lassen bitten.“
Wir traten in ein Zimmer ein, das mir riesig groß und hoch erschien. Mittendrin stand ein aufgeschlagener Flügel. Ein älterer Herr erhob sich mühsam aus einem Ohrensessel und tappte mit ausgestreckten Händen uns einige Schritte entgegen.
„Meine liebe Schertrüde“, rief er mit zitternder Stimme, „meine liebe Gertrud! Wie schön, Sie wiederzusehen. Und das also ist Ihre kleine Tochter, wie reizend! Ganz die Mutter.“
„Brigitte ist das jüngere von meinen beiden Mädchen. Die ältere heißt Angelika. Brigitte spielt schon recht gut Klavier.“
In einem solchen Tonfall hatte ich Mama noch nie sprechen hören, so als ob sie ... ich wusste nicht, warum, aber es machte mich beklommen.
Aus dem Hintergrund löste sich eine vornehm gekleidete, ältliche Dame. Sie bedachte uns mit einem Kopfnicken, ohne uns die Hand zu geben. Energisch führte sie den alten Herrn zu seinem Sessel zurück.
„Papa, Sie haben mir doch ausdrücklich versprochen, sich nicht aufzuregen. Gertrud wird es sicher verstehen, dass Sie sich schonen müssen.“
„Gewiss doch, meine Liebe, gewiss doch, es ist nur die Erinnerung!“

Wir standen noch immer wie festgenagelt. Mama presste die Handtasche an sich. Nach dem zaghaften Versuch eines Knickses, den aber niemand beachtete, schaute ich verstohlen umher. Ich hatte einen üppig gedeckten Kaffeetisch erwartet mit Schwarzwälder Kirschtorte, Schüsseln mit Schlagsahne und Meringuen, eben mit allem, von dem ich glaubte, dass reiche Leute es sich zum Kaffee auftischen ließen. Nichts davon war zu sehen.
Auf einem runden Tischchen, das von drei mit Brokat bezogenen, hochlehnigen Stühlen eingerahmt war, standen einige zerbrechliche, langstielige Gläser, daneben eine Karaffe mit einer goldgelben Flüssigkeit. Eine Kristallschale, kunstvoll gefüllt mit Schokoladestückchen, stach mir ins Auge.
Das 'gnädige Fräulein' hüllte den gebrechlichen Vater in eine Decke und zog an einer Schnur mit einer Quaste daran. So ein Ding hatte ich schon mal in einem meiner Bilderbücher gesehen.
„Bringen Sie dem Kind eine Tasse Ovomaltine“, wies sie das Dienstmädchen an. „Es wird dir doch recht sein!“, fügte sie in meine Richtung hinzu.
Es war mir recht. Ovomaltine kannte ich als Mitbringsel aus der Schweiz, wenn wir den Zoo in Basel besuchten. Die Dame des Hauses winkte uns an das Tischchen und forderte uns auf, Platz zu nehmen. Ich saß recht unbequem, meine Beine baumelten hin und her, ich konnte es nicht verhindern. Also wartete ich darauf, zurechtgewiesen zu werden, und mir wurde immer unbehaglicher zumute. Aber Mama schaute gar nicht her.
Das Gespräch kam nur mühsam in Gang. Mama berichtete über ihre Heirat. Die Kriegszeit und die lange Zeit der Gefangenschaft Papas streifte sie nur flüchtig. Lebhaft wurde ihr Bericht erst, als sie von seiner Heimkehr sprach und von dem Glück, dass er sofort eine Anstellung als Lehrer bekommen hatte. Schließlich brachte der alte Herr das Thema auf Luzern. Nun fielen Namen, die mir völlig unbekannt waren.
„Den Urs haben Sie doch nicht vergessen, nicht wahr, der hat noch manches Mal nach Ihnen gefragt. Das war eine schöne Zeit, das müssen Sie schon zugeben, gell.“
„Sie wissen doch, Herr Bircher, warum ich nach Deutschland zurück wollte.“
„Meinen Sie nicht, dass Sie eher zurück mussten? Und was ist mit dem Franzosen, dem Bernard? Ein tüchtiger Handwerker. Der hätte Ihnen allerhand bieten können ... allerhand!“
„Ach, Herr Bircher ..."
„Ja, ja, geben Sie es nur zu! Der Bernhard hat Ihnen ganz gut gefallen, ganz gut. Streiten Sie es nur nicht ab."

Die Unterhaltung zwischen der ehemaligen Herrschaft und dem ehemaligen Dienstmädchen bekam allmählich neckische Untertöne, angereichert mit Anspielungen, deren Bedeutung mir erst viele Jahre später klar wurde. Ich spürte dieselbe temperamentvolle Färbung in der Stimme meiner Mutter, die sie im Freundeskreis so beliebt machte, meinen Vater aber und mich eher wütend. Wenn ich mit Geli darüber reden wollte, bekam ich immer die Antwort: „Klar, du verstehst das nicht, du bist eben dafür noch zu grün.“
Fräulein Bircher warf nur wenige Sätze dazwischen. Ich konnte ihr anmerken, dass sie den Gang der Unterhaltung nicht schätzte. Von Zeit zu Zeit nippte sie an ihrem Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit, die bei ihr überhaupt nicht abzunehmen schien. Mama dagegen war schon beim dritten Glas. Auch Herr Bircher hielt mit. Mich hatten alle vergessen. Eigentlich hätte ich gerne noch eine zweite Tasse Ovomaltine getrunken, aber ich traute mich nicht zu fragen. Also richtete ich mein Augenmerk auf die Kristallschale mit der Schokolade. Es war meine Lieblingssorte. Ich erkannte sie an dem eingeprägten Sternchen auf jeder Rippe. Diese Sorte hatte es auch in den ersten Jahren nach dem Krieg bei der Schulspeisung gegeben. Schon damals war sie in lila Papier eingewickelt.

Fräulein Bircher hatte mich offensichtlich beobachtet. Schwungvoll schob sie die Schale vor mich hin und sagte ziemlich laut:
„Nun, bedien dich, mein Kind!“
Das Gespräch verstummte, alle schauten mich an. Ich zögerte, studierte den kunstvoll arrangierten Turm und fasste das zweitoberste Stück an. Es schien mir kleiner zu sein als die anderen, und ich hatte die Ermahnungen meiner Mutter im Kopf: Man nimmt nicht das größte! Ich zog und zog. Die Rippe wollte kein Ende nehmen. Mit sicherem Griff hatte ich ein besonders langes Stück erwischt. Ich hörte Mama aufstöhnen, legte hastig das lange Teil wieder auf den Turm und griff nach dem nächsten. Diese Rippe war noch länger. Entgeistert hielt ich sie eine Weile in der Hand, warf sie dann zurück in die Schale und starrte auf meine verschmierte Hand. Fräulein Bircher lachte klirrend und reihte alle berührten Schokoladenstücke fein säuberlich vor mir auf. Da ich keinen Finger rührte, irgend etwas davon zu essen, nahm sie eine Serviette, wickelte alles sorgfältig ein und reichte das Paket wortlos meiner Mutter. Dies war ein deutlicher Wink.
Mama stand sofort auf, Fräulein Bircher war bereits auf dem Weg zur Tür. Es fielen nur noch zwei, drei höfliche Dankesworte. Herr Bircher richtete sich in seinem Sessel halb auf, hob kurz die Hand zum Abschied und murmelte etwas, das nach Bedauern klang.
Ich stolperte meiner fliehenden Mutter hinterher die Treppe hinunter und wappnete mich gegen das Donnerwetter, das jeden Augenblick über mich hereinbrechen musste. Sie schmetterte das schmiedeeiserne Vorgartentor hinter sich zu, drehte sich um und warf einen zornigen Blick auf die Villa. Dann nahm sie mich ins Visier. Ich duckte mich innerlich.
„Dieses Pack, dieses verdammte, eingebildete Pack“, brach es aus ihr heraus, „die sollen nur nicht so vornehm tun. Die müssen ihren Arsch genauso abwischen wie andere Leute!“
Und es folgte ein Flut schlimmster Schimpfworte, darunter auch solche, die ich noch gar nicht kannte.
Ich begriff. Mama war ja gar nicht böse auf mich, sie war wütend auf die Birchers, weil sie die Unerfahrenheit eines Kindes ausgenutzt hatten, um ihre gesellschaftliche Überlegenheit zu demonstrieren.
Natürlich dachte ich damals nicht mit diesen Worten, aber ich hatte die Situation ganz genau erfasst. Und der Kloß in meinem Hals löste sich auf in der Freude darüber, dass meine Mutter zu mir gehalten hatte.

Allmählich ging Mamas Wut in Lachen über. Beschwingt von ihren drei Gläsern Sherry erzählte sie mir auf dem ganzen langen Heimweg immer wieder neue lächerliche oder anrüchige Geschichten über die Birchers, besonders über das sauertöpfische Fräulein Bircher, das schon als junges Mädchen eine alte Jungfer war. Ich fand alles ungeheuer spannend, wenn ich auch nicht alles kapierte. Völlig ausgelassen, in bester Laune, kamen wir nach Hause. Am Abend saßen die Eltern bei einer Flasche Rotwein und schickten uns früher als sonst in die Mansarde. Die Schokolade schenkte ich meiner Schwester.
„Für mich, bist du sicher? Was muss ich dafür tun?“
„Gar nichts, Geli, mir schmeckt sie nicht so. Ich glaube, ich halt mich in der nächsten Zeit lieber an Marzipankugeln.“

 

Hallo mariameerhaba,

ich habe schon sowas befürchtet. Ja, du hast Recht. Die Geschichte basiert auf einem Kindheitserlebnis. Ich habe sie schon einmal in einem (teuren) Schreibkurs vor einigen Jahren vorgestellt. Und was soll ich dir sagen! Mein damaliger Mentor hat mir dazu geschrieben: "So muss man schreiben, wenn man Erfolg haben will." Ich glaube nicht, dass er das ironisch gemeint hat. Aber seit ich hier bei den Wortkriegern unterwegs bin, sehe ich schon, dass der Tenor ganz anders ist als bei meinen früheren Erfahrungen. Macht nix. Mir gefällt es gut hier, und es gibt wirklich tolle Geschichtenerzähler hier.
Also trotz des Verisses vielen Dank!

Gruß wieselmaus

 

Hallo Maria,

Danke, dass du dich nochmals gemeldet hast. Ja, man muss den Leser so mitnehmen, dass er der Handlung folgen kann. Bei meiner Geschichte geht es um die Nachkriegszeit in Deutschland und um gesellschaftliche Vorurteile von damals. Die Ich-Erzählerin will das Feeling um 1950 herum in Erinnerung rufen, so wie sie es als Kind erlebt hat. Aber in ihrer heutigen Erinnerung ist die Kränkung humorvoll gemildert.
Ich möchte noch ein wenig abwarten, ob ich noch Kommentare von Lesern bekomme, die diese Epoche selbst miterlebt haben, also Zeitzeugen. Kann gut sein, dass ihnen ebenfalls Zusammenhänge unklar sind.
Dann geht's ans Nacharbeiten.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo wieselmaus,

Und dann bringen es nicht fertig, dir ein paar Gesangsstunden zu spendieren.
Das scheint mir nicht ganz korrekt zu sein.
Und dann bringen sie es nicht fertig oder Und bringen es dann nicht fertig.

Also ich bin ja nun auch etwas älter und habe diese Zeit und diese Menschen der upper ten als Kind auch miterlebt. Deshalb konnte ich mich gut zurechtfinden und Deine kleine Erinnerung genießen.
Ich habe den Eindruck, am meisten hat es die Mutter "gestört", dass es eben kein Vorspielen gab. Nicht einmal dies wurde ihr bewilligt. Mir steht vor Augen, wie Vater Bircher zu seiner Tochter sagt: Wollen wir nicht auch einmal die Gertrud einladen? Und sie tut es sehr widerwillig ihm zuliebe. Aber eigentlich kann sie mit Mutter und Tochter nichts anfangen. Schließlich liegen da Welten zwischen ihnen. Bedrückend, aber auch heute zu erleben, wenn auch in anderen Konstellationen. Mir kommen "gesellige Nachmittage" mit dazu geladenen Migranten in den Sinn.

Gerne gelesen

Liebe Grüße in den Süden vom Rande des Nordschwarzwaldes

Jobär

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo wieselmaus,

anders als maria konnte ich sehr viel mit der Geschichte anfangen. Sie ist zwar behäbig geschrieben, aber das passt ja zum Zeitkolorit.

Ich denke, die Mutter wollte sich den Herrschaften in ihrer mittlerweile errungenen gesellschaftlichen Position zeigen. Ihr Mann war immerhin Lehrer, und das war neben dem Pfarrer und dem Bügermeister damals im Dorf der drittwichtigste Mann. Sie war ein Stückweit stolz und hat insgeheim sicher eine Bemerkung der Herrschaften erwartet, dass sie das honorieren.

Desillisioniert musste sie dann mit ihrer Tochter von dannen gehen, aber ihr Selbstbewusstsein ist daran gewachsen. Diese Geschichte ist auch ein Stück Zeuge davon, wie schwer es manchen historisch besser gestellten Familien schwerfiel, sich in der neuen Gesellschaft nach dem 2. WK einzuordnen.

Ich merke das auch immer wieder mal aus eigener Erfahrung; bei uns im Ort lebt eine Fürstenfamilie auf ihrem Schloss. Die jüngere Generation begegnet denen im Alltag locker und unverbindlich. Die ältere Generation so ab 60 aufwärts ist immer noch ergriffen und fast eingeschüchtert, wenn die irgendwo auftauchen und sich wie Otto Normalverbraucher benehmen.

Noch zum Text:

Man darf sich wundern, wieso denn der Mann dann der Ehefrau keine Gesangsstunden spendiert, wenn sie doch so gut singt?

Solche Absätze wie die vom Mädchenzimmer haben mir gefallen, da wurde wirklich ein Stück alte Zeit gezeigt.

Einzig:

Unsere Eltern ließen sich hier nur gelegentlich blicken, höchstens, um die Betten frisch zu beziehen oder in den heißen Sommernächten etwas Essigwasser auf die staubigen Dielen zu sprengen.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Vater Betten bezieht :D, das sollte etwas deutlicher gemacht werden, wie du das meinst

Sie beäugte mich von Kopf bis Fuß, wischte mit ihrem Taschentuch hastig durch mein Gesicht und zupfte noch einmal an meiner weißen Haarschleife.
Das mit dem Taschentuch macht doch nur Sinn, wenn sie vorher reinspuckt? Staubig wird das Mädchen ja wohl nicht gewesen sein, oder :D?

Was mir auch gefallen hat, war die Erklärung, wieso sie mehrere Schokistücke in die Hand nimmt. Würde man die Gedanken dazu nicht kennen, käme man auf eine ganz andere Idee. Dabei wollte es das Mädchen einfach nur besonders gut machen. :shy:


Liebe Grüße
bernadette

 

„Dieses Pack, dieses verdammte, eingebildete Pack“, brach es aus ihr heraus, „die sollen nur nicht so vornehm tun. Die müssen ihren Arsch genauso abwischen wie andere Leute!“
Recht hat die Mutter, ja, so isset, sacht der Ruhrpöttler, der das Vergnügen hatte, niemals zu fürnehmen Herrschaften mitgenommen zu werden dank der proletarischen Herkunft. Gut aber auch, dass die „Nachkriegszeit“ mit den 1960ern zu Ende ging. Aber es steht zu befürchten, dass mittels der Vorherrschaft der Ökonomie eine Refeudalisierung (in Geldadel, Eigentum, und Dienstadel, das angestellte Management, das die Vermögen auch zu eigenen Gunsten verwaltet) mit neuem Standesbewusstsein entsteht und 150 Jahre Entwicklung zum Sozialstaat, die mit Blut erstritten wurde, in den Sand gesetzt werden.

Da wirkten die 1950er Jahre wie die reine Idylle, die sie sicherlich auch nicht waren. Aber dieses scheinbar idyllische hat bei mir direkt zu Anfang,

liebe wieselmaus,

mich noch ein sattes Jahrhundert sowohl nach hinten als dann ein halbes Jahrhundert nach vorne getragen:

Es lag wohl wieder einmal ein Temperamentsausbruch in der Luft. Schade, denn eigentlich sollte jetzt der Gugelhupf angeschnitten werden
- allein schon durch den Gugelhupf.

„Gugelhupf“ klingt fantasievoller als ein “ring cake“ der Angelsachsen - und doch wirkt das Wort auf mich wie ein Name aus den Alice-Romanen, der dann näherungsweise heute lautsprachlich dem vom WeltWeitengeWerbe verseuchten Jusern zum hypermodernen “googlehops“ mutieren wird. Aber ich werd auf der Grenze zwischen einem fernen Gestern und dem nahen Morgen sentimental, darum noch ein paar wenige Hinweise (die Auslassungspunkte haben wir ja schon gestern abgehandelt)

Gelegentlich Flüchtigkeit (lass Dich beim Schreiben nie Hetzen, sonst könnten wir auch am Fließband stehn)

, blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und [...] und blickte Vater kampfeslustig an.
Seit einem Jahr bekam ich Klavierstunde[n]
(War es nicht jedes halbe Jahr eine? Also wenigsten zwo Klavierstunden …? Somit Plural!)

Und dann bringen es nicht fertig, dir ein paar Gesangsstunden zu spendieren.
(Da fehlt was, wahrscheinlich ein „sie“ oder „die“)
„… Als Dessert. Bezaubernd!
(Haben die Gänsefüßchen Auslauf?)
Wir stiegen die Steintreppe zu[m/alternativ: zu dem] Eingang hinauf.

Hier wäre ein Komma einzusetzen
Aus dem Hintergrund löste sich eine vornehm gekleidete[,] ältliche Dame.
Warum? Die Regel gibt vor, dass zwischen gleichrangigen Adjektiven ein Komma – oder eine Konjunktion – stehe, wobei „vornehm“ das zum Adjektiv mutierten Partizip verstärkt – darum ist zwischen „vornehm gekleidet“ kein, das Alter aber der Dame ist unabhängig von der Kleidung, selbst wenn man in den 1950ern sich im Alter eher in dunkle Kleidung hüllte.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hej wieselmaus,

mit einem Kaffee habe ich deine "Schweizer Schokolade" genossen. Es ist eine hübsche Geschichte aus einer Zeit, dir mir fremd ist, aber ich habe mich wohl gefühlt mit ihr. Die Geschichte ist lebhaft, bunt und hübsch und die harmonische Familienkonstellation behagt mir. :)

Das war jetzt wahrscheinlich nicht hilfreich, aber ich übe noch ;) .

Einen schönen Mittwoch. Kanji

 
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Hallo Jobär,

danke für dein Interesse an meiner Geschichte und dein genaues Hinblicken. Es scheint also doch Menschen zu geben, die mit einem Blick in die nahe Vergangenheit etwas anfangen können. Es ist schon erstaunlich, wie rasant die Welt sich ändert. Gerade in diesen Tagen spüre ich es besonders.

Liebe Grüße aus dem Dreiländereck!

wieselmaus

Hallo Friedel,

meine Güte, da hast du meinen Texten viel Zeit und Wohlwollen gewidmet. Dafür herzlichen Dank! Ich muss gestehen, dass ich deinen Ausführungen sehr aufmerksam folge, mit großem Gewinn, sowohl für die sprachliche Seite als auch für die weite Bögen schlagenden Assoziationen.
Es sind ja keine großartigen Geschichten, die ich da erzähle. Aber wenn sich darin etwas Authentisches entdecken lässt, dann bin ich hoch zufrieden und habe mein "schriftstellerisches" Ziel erreicht.

Herzliche Grüße an den unverdrossenen Sozialisten aus dem Ruhrpott

wieselmaus

Hallo Bernadette,

ich fange mal mit dem herzlichen Dank an für alle Verbesserungen, die du mir vorgeschlagen hast. Ich habe sie alle angenommen, auch deswegen sehr gerne, weil es dieselben Stellen waren, an denen ich auch schon herumgebastelt habe. Ich finde, es liest sich jetzt schlüssiger.
Ja, und dann hast du mir eine große Freude damit gemacht, dass du die Protagonisten genau so gedeutet hast, wie ich es haben wollte. Das passiert nicht immer, aber umso schöner, wenn doch.
Meine Mutter bekam natürlich die Gesangsstunden spendiert (von meinem Vater, sobald es die finanzielle Lage zuließ) und hat mit großer Begeisterung viele Jahre im Extra-Chor des Stadttheaters gesungen, auch kleine Solopartien.

Nochmals herzlichen Dank und ebensolche Grüße von

wieselmaus

Hallo Kanji,

was, du glaubst, dein Kommentar sei nicht hilfreich?? Da täuscht du dich aber! Korrekturen sind was für den Verstand und natürlich wichtig, wenn man weiterkommen möchte. Lob ist Balsam für die so empfindliche Autorenseele und daher überhaupt nicht ersetzbar.
Also Dank für dein freundliches Lob trotz einiger Fremdheit dem Zeithintergrund gegenüber.
Dir wünsche ich hier im Forum ganz viel Lob. Wie es scheint, hast du einen guten Einstand gehabt.

Liebe Grüße
wieselmaus

 
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Hallo Kanji und barnhelm,

ich habe meine Geschichte aus den Anfängen hier bearbeitet. Sie soll ein Geburtstagsgeschenk werden. Ich würde mich freuen, wenn ihr nochmals einen Blick darauf werfen könntet. Ist das ok?

Herzliche Grüße wieselmaus

P.s. Ich freue mich natürlich auch über neue Kommentare, besonders vom Helvetischen Stammtisch.

wieselmaus;)

 

Hallo wieselmaus,

zwar lese ich die Geschichte zum ersten Mal, aber möchte mich doch dazu äußern. Ich mag Zeitgeschichtliches sehr sehr gern, und gerade das Selbsterlebte daran hat mich angezogen. Da wird ein Kind, das Standesunterschiede nur aus seinen Märchenbüchern kennt, an einem Samstagnachmittag mit dergleichen konfrontiert, kommt aber doch ganz unbeschadet davon, weil die Mutter dann doch aus der Dienstmädchenrolle herauskommt und zu ihm hält. Das ist hübsch gemacht und schön erzählt.

Natürlich hätte mich auch interessiert, was denn nun der Grund war, warum die Mutter denn nun "eher zurück musste" als freiwillig nach Deutschland zurückzuwollen. Und trotz der satten Zufriedenheit der Birchers, die wohl alles so wiederfanden, wie sie es verlassen hatten, hätte ich den einen oder anderen Seitenhieb mehr auf diese Entscheidung erwartet. Denn ich kann mir nicht helfen, Leute, die den Instinkt hatten, 1934 in die Schweiz zu gehen, sind mir, Dünkel hin oder her, einfach ein bisschen sympathischer als du sie hier darstellst. Da kann ich die Steifheit des 'gnädigen Fräuleins' schon verstehen. Dass hier die Heimkehrer aus dem Exil die Glücklichen sein sollen, während die Daheimgebliebenen doch die Bomben und die Kriegsgefangenschaft erdulden musste, also diese Sichtweise der Eltern, die da so durchschimmert, hinterlässt bei mir einen etwas schalen Nachgeschmack.

Hier noch ein paar Anmerkungen im Detail:

Damals, Anfang der fünfziger Jahre, roch unser Wohnzimmer jeden Samstag Nachmittag nach Bohnerwachs und Bohnenkaffee,
Laut Duden schreibt sich der Samstagnachmittag zusammen.
Und ich nehme auf jeden Fall Brigitte mit, die kann ihnen dann was vorspielen.
Wieso "auf jeden Fall"? Erscheint mir eine unnötige Bekräftigung.
„Aber erst vier Jahre später und nur, weil ich einberufen worden bin. Und überhaupt! Warum sind die wieder hier und geben sich als politisch Verfolgte aus, wo sie doch schon 1934 ihr gesamtes Vermögen in die Schweiz geschafft haben?“

Hier werde ich hellhörig. Die Mutter hat also mit ihrem (devisenflüchtigen, jüdischen?) Arbeitgeber Nazideutschland verlassen und durfte dann unbehelligt zurück, um einen Wehrmachtsangehörigen zu heiraten? Und wieso konnte man 1934 nicht bereits politisch verfolgt gewesen sein? Ossietzky wurde bereits im Februar 1933 verhaftet. Das entwirft ein unangenehmes Bild vom Sprecher (den Vater, nehme ich an), das lange nachhält. Und die Mutter macht mit ihrem "da waren sie nicht die einzigen" nicht wirklich einen besseren Eindruck.

Vor solch einer Villa blieb Mama ,stehen.
Das Komma ist wohl versehentlich da hingerutscht.
Später erfuhr ich, dass solche Räume 'Salon' genannt wurden.
Gibt es wirklich Leser, die das nicht wissen, aber unbedingt wissen wollen? ;)
„Es wird dir doch recht sein!“,fügte sie in meine Richtung hinzu.
Da fehlt ein Leerzeichen nach dem Komma.
Die Dame des Hauses winkte uns an den runden Tisch heran und forderte uns auf, Platz zu nehmen.
Das war vorhin noch ein "Tischchen". Und die Bezeichnung hätte dann den Wiedererkennungswert, dass die erneute Erwähnung der Form überflüssig wäre.

Soweit mein Eindruck.
Viele Grüße
Ella Fitz

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ella Fitz,

ich danke dir sehr für dein Interesse an dem politischen Aspekt meiner Geschichte. Ich warte schon lange auf entsprechende Kommentare. Die Eltern meiner Prota sind in ihrer persönlichen Bewertung der Familie Bircher unterschiedlicher Meinung. Der Vater als Spätheimkehrer aus russischer Gefangenschaft muss sich erst allmählich befreien vom Mitläufertum und er hegt einen Groll, weil seine spätere Frau gegen seinen Willen mit nach Luzern mitgegangen ist. Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich die Eltern so zeichnen darf. 1939 ging Gertrud zurück nach Deutschland, freiwillig. Das war kein Problem. Sie war ja schon lange verlobt. Im Übrigen war sie sehr unpolitisch, hatte wohl bei ihrer Herrschaft keine schlechten Bedingungen, aber unrealistische Hoffnungen auf eine musikalische Förderung. Der alte Herr Bircher hätte es wohl gern gesehen, wenn Gertrud in der Schweiz geblieben wäre. Sie war nämlich ein hübsches Ding ... und ich glaube, er wollte sie mit einem ordentlichen Handwerker verheiraten.
Er war es übrigens, der den Kontakt nach der Rückkehr wieder hergestellt hat, zum Ärger seiner Tochter.

Ich wollte keine Schwarz-weiß-Malerei, auf allen Seiten sehe ich eine Melange an Interessen. Aber so war es halt in den Fünfzigern. Die Töchter haben viel darüber diskutiert. Es war wenigstens eine Familie, in der geredet wurde.

Deine Korrekturen werde ich noch einarbeiten. Danke dafür.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 
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Liebe wieselmaus,

eine Geschichte zum Geburtstag! Was für ein netter Einfall! Na, da kann sich aber jemand freuen.
Ich hatte die Geschichte nicht so lebhaft in Erinnerung.
Und mit meiner Erfahrung hier im letzten halben Jahr, weiß ich sie noch mehr zu schätzen!
Sie steckt voll mit Einzelheiten aus einer weit entfernten Zeit und du hast für meinen Geschmack alle Protagonisten ausreichend gezeichnet und eine schlüssige Passage gezeigt.
Sie ist hell und lebendig, harmonisch, aber nicht anbiedernd, rebellisch, aber nicht unangenehm (ich liebe die Mutter).
Durch die naive Sicht der kleinen, kessen Brigitte nimmst du die politische Relevanz und lenkst den Blick auf Details der Zeit.

Es lag wohl wieder einmal ein Temperamentsausbruch in der Luft.

Hier könnte man das 'wohl' weglassen. Das ist schon ein Temperamentsausbruch der Mutter. ;)

Aber die Bodenfläche entsprach einem Tanzsaal, jedenfalls behauptete dies Angelika, meine zwei Jahre ältere Schwester.

Vielleicht würde es leichter klingen, wenn Brigitte sagen so etwas sagen würde wie:"Aber die Bodenfläche entsprach einem Tanzsaal, jedenfalls behauptete dies Angelika. Die war zwei Jahre älter und musste es wissen." Oder so ähnlich.

Unsere Eltern ließen sich hier nur gelegentlich blicken, mein Vater, um kleine Reparaturen vorzunehmen, meine Mutter, um die Betten frisch zu beziehen oder in den heißen Sommernächten etwas Essigwasser auf die staubigen Dielen zu sprengen. Ich fand unsere Dachkammer großartig.

Was bewirkte das Essigwasser eigentlich?

Und dann schlug sie geschwind zwei Räder hintereinander oder lief auf den Händen durch die Dachkammer. Sie wusste, dass sie mir im Turnen haushoch überlegen war.

Das nenn ich mal "show" ;)

In einem solchen Tonfall hatte ich Mama noch nie sprechen hören, so als ob sie ... ich wusste nicht, warum, aber es machte mich beklommen.

Ich hätte mir so gewünscht, die kleine Brigitte hätte einen kindlichen Vergleich gefunden.

Und es folgte ein Flut schlimmster Schimpfworte, darunter auch solche, die ich noch gar nicht kannte.

Am Abend saßen die Eltern bei einer Flasche Rotwein und schickten uns früher als sonst in die Mansarde.

Immer wieder hast du diesen verschmitzten Humor eingeflochten! ;)

Es ist ein wundervoller Text mit lebendigen Charakteren und Dialogen.

Ich freue mich für dich! Lieber Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

„Und ich gehe doch!“

Ich nochma‘ aus‘m Pott, wennich da‘f, wat mut, dat mut ebend, nich' so sehr wegen de Entdeckung vonnem Gugelhupf, den ich mit so wat wie'n Googlehopp(ing) und Alice im Wunderland und hinter den Spiegeln verglich,

liebe wieselmaus,

als schon allein, um auch mal den ersten Satz zu loben, der die Änderung wenn schon nicht aller Welt, so doch der Welt-Anschauung, keineswegs im ideologischen Sinne, sondern tatsächlich als individuelle „Sicht auf die Welt“ beinhaltet.

Quasi die private Variante des „und sie bewegt sich doch!“

Bissken wäre noch zu reparieren. Dabei kommts aber nicht mal zu einem Vorschlag, den Appendix

... und sehr konkrete Vorstellungen darüber besaß, wie es in einem Schloss zuging
in den Konjunktiv (zugehe/zuginge) zu versetzen, weil das Märchenhafte dem jungen Menschen näher und wirklicher ist als dem alten Lumpen, der das liest oder hört. Es gibt trivialeres
Flüchtigkeit nämlich
das Lied 'Wir wünschen euch ein frohes Wochenende, Wochenende ...' [...]
der abschließende Punkt wird ganz gut durch den letzten Auslassungspunkt ersetzt.
Und hier ist das Komma nicht nur entbehrlich, sondern unberechtigt eingedrungen
Vor solch einer Villa blieb Mama[...] stehen.
Wirklich, wenig Spuren genug von Flüchtigkeit. Naja, eine gibts noch:
Man nimmt nicht das größte.!
Punkt oder Ausrufezeichen. Ein Zeichen reicht doch!
Da wäre dann schon ein Übergang

... und eine merkwürdige[,] weiße Rüsche über der Stirn.
gleichrangige Adjektive ... entsprechend direkt danach
... der düsteren, weiträumigen Diele …
„Klar[,] verstehst du das nicht, …

„Brigitte ist das jüngere von meinen beiden Mädchen. Die Ältere heißt Angelika.
Hier wäre nachzufragen, ob die „Ältere“ nicht einfach das Attribut zum älteren Mädchen ist ... (wobei dann allerdings auch die Frage nach dem gramm. Geschlecht zu stellen wäre ... die im folgenden Sat gar nicht erst gestellt werden braucht, sondern eine gewisse Zwanghaftigkeit besitzt:)
Das 'gnädige Fräulein' hüllte [seinen] gebrechlichen Vater …

Gelegentlich ließe sich die Herrschaft der Hilfsverben noch einschränken
An einem Sonntag war es dann so weit. Zur Kaffeezeit fuhren wir mit der klapprigen Straßenbahn durch die Stadt in ein Viertel, das vom Krieg verschont geblieben war.
&
Sorte hatte es auch in den ersten Jahren nach dem Krieg bei der Schulspeisung gegeben. Schon damals war sie in lila Papier eingewickelt gewesen.
Was spricht gegen ein schlichtes "verschont geblieben" bzw. ein "war ... eingewickelt", wenn Krieg und damals auf frühere Zeiten hinweist?


Die müssen ihren Arsch genauso abwischen wie andere Leute!
könnte glatt Standardaussage bei mir werden.

Tschüss

Friedel

PS: Das Smiley hat das System selbst erzeugt. Ich bin kein Freund dieser Hieroglyphe und erst recht keiner von einem System, das Vormund werden will ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Kanji,

Schön, dass du nochmals auf meine Geschichte geschaut hast. Deine Korrekturvorschläge habe ich untergebracht und sie tragen dazu bei, kindliches Weltverständnis anschaulich zu machen. Dein Lob freut mich sehr und und auch die Empfängerin meiner Geschichte wird sich darüber freuen, das weiß ich.

Essigwasser ist ein altes (preiswertes) Hausmittel. In der Geschichte dient es zum einen, den Staub auf dem einfachen Holzboden zu binden, zum anderen, um durch die Luftfeuchtigkeit das Atmen zu erleichtern, ähnlich wie beim Keuchhusten. Wir Kinder mochten es gerne. Und wenn die Mutter etwas zur Reserve aufstellte, haben wir uns damit vollgespritzt. Im Dachgeschoss gab es keine Wasserleitung!

Liebe Grüße
wieselmaus


Lieber@Friedrichard,

aber natürlich freue ich mich, dass du nochmals reinschaust. Es hat ja schon was, wenn meine Mama mit GG verglichen wird. Und dass ich dir eine Standardaussage beschert habe, freut mich ungemein.
Deine Augen möchte ich haben! Ich kann noch so oft meine Texte durchschauen, etwas übersehe ich immer. Also danke ich dir für deine Augenausleihe. Was das Pqp angeht und die Vermeidung von Hilfsverben, bemühe ich mich weiterhin. Ich habe aber mit deiner Hilfe schon gewaltige Fortschriite erzielt.
In einem Fall habe ich dagegen entschieden.
... Ein Viertel, das vom Krieg verschont geblieben war. Habe ich so gelassen.
Da der gesamte Text im Präteritum geschrieben ist, könnte ein Leser glauben, der Krieg sei noch nicht beendet.

Gleichrangige Adjektive werden durch Kommata getrennt. So habe ich es auch gelernt. Aber handelt es sich um eine merkwürdige und weiße Rüsche oder um eine weiße Rüsche, die merkwürdig ist. Im zweiten Fall plädiere ich für Nachrangigkeit. Das kann man sicher unterschiedlich sehen.

... das jüngere von meinen beiden Mädchen. Die ältere heißt Angelika. Hier habe ich in Kauf genommen, dass das grammatikalische Geschlecht nicht stimmt, aber es ist wörtliche Rede und zudem ein Dienstmädchen, das eher nicht auf so sprachliche Korrektheit achtet.

Ha, es macht Spaß, ein wenig herumzustreiten. Ich hoffe sehr, du bleibst mir erhalten.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

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