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Thema des Monats In letzter Minute

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24.01.2015
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In letzter Minute

In einer wenig bewohnten Gegend steht die Holzhütte von Ruben, einem kräftigen, gross gewachsenen Mann im besten Alter. Eben kommt er von der Weide her, wo er die Schafe für die Nacht ins Gehege getrieben hat. Mit einem Stück Brot und einer Handvoll Feigen setzt er sich vor der Hütte auf die Bank, die er selbst gezimmert hat. Und während er auf dem trockenen Brot herumkaut, drehen sich seine Gedanken um die geliebte Heimat, die er meiden muss.
Und damit steigt der grosse Jammer seines Lebens erneut auf.

Ruben kommt aus Galiläa. Als junger Mann glaubte er den Propheten wie kein anderer. Und wenn in der Synagoge vom Messias gelesen wurde, glänzten seine Augen. Mit grossem Verlangen wartete er auf den verheissenen König, der, wie er glaubte, das Land von den Römern befreien würde. Je schlimmer es im Land wurde, desto stärker wurde seine Hoffnung: "Nun wird er sicher bald kommen."
Als jedoch die Zeit verging und der Messias nicht erschien, nahm er die Sache mit Gleichgesinnten selber in die Hand. Sie meinten, mit Eifer und Hass würde es gelingen, das Land vom fremden Joch zu befreien. Genützt hatte es nichts. Die Römer gingen mit brutaler Waffengewalt gegen die jungen Rebellen vor.
Ruben war es gelungen, in eine verlassene Gegend zu flüchten. Und jetzt lebt er hier schon viele Jahre; das Herz voller Bitterkeit, Hass und Heimweh. In dunklen Stunden lästert er sogar: "Die Heiligen Schriften sind Lug und Trug. Die Römer regieren. Auf den Messias haben wir umsonst gewartet."

Plötzlich werden seine traurigen Augen hellwach. In der Ferne entdeckt er Menschen. Ein Mann und eine Frau, die auf seine Hütte zulaufen. Wie Händler, die ab und zu vorbeikommen, sehen sie nicht aus. Sie tragen nur leichtes Gepäck. Der Mann schaut immer wieder zurück, als ob ihnen jemand auf den Fersen wäre.
"Wenn das keine Flüchtlinge sind", denkt Ruben. "Solche Leute zu verstecken, ist gefährlich. Allerdings war ich damals mehr als froh, als mir jemand Unterschlupf gewährte. Trotzdem, ich habe in meinem Leben genug Verdruss gehabt. Jetzt muss ich schauen, dass ich selber durchkomme."

"Bitte, hilf uns. Wir sind in grosser Not!"
Da stehen sie vor ihm, ein Mann, Mitte dreissig, mit einem offenen Gesicht und klaren Augen. Und eine junge, bleiche Frau, die kaum mehr auf den Füssen stehen kann. Auch sie ruft um Hilfe, wenn auch nur mit den Augen. Diese Augen, die ängstlich und doch voller Vertrauen zu ihm aufblicken. Es wird ihm ganz seltsam ums Herz.
Er schaut zur Seite, sonst könnte er nicht sagen, was jetzt aus ihm herauspoltert:
"Ich kann euch nicht helfen. Geht weiter. Es ist zu gefährlich, Leute wie euch, aufzunehmen."
"Die Soldaten von König Herodes sind hinter uns her," sagt der Mann voller Angst.
"Und, was habt ihr verbrochen?"
"Nichts."
"Das sagen sie alle."

Da macht die Frau einen Schritt auf Ruben zu, hebt das Tuch von der Last, die sie auf den Armen trägt: "Wegen dem da müssen wir fliehen," sagt sie. "Herodes will es umbringen."
Ruben stutzt.
"Ein Kind! Das kann man doch diesem Mörder nicht ausliefern."
Und bevor er richtig weiss, was er macht, reisst er die Türe zum Schafstall auf und drängt die Leute mit rauer Stimme hinein:
"Versteckt euch, so gut es geht. Hier hat es Heu und Stroh. Aber ich kann für nichts garantieren."
"Möge Gott dich dafür segnen", sagt der Mann und schon schlägt Ruben die Türe hinter ihnen zu.

Es war aber auch Zeit. Am Horizont tauchen drei Reiter auf.
"Da habe ich mir schön was eingebrockt. Was habe ich nur gedacht? Wie soll ich mich gegen diese drei Rohlinge wehren? Waffen habe ich keine. Und drei gegen einen, ist mir sowieso zu viel. Und überhaupt, warum soll ich für diese fremden Leute meinen Kopf hinhalten?", brummt Ruben vor sich hin. Dabei hat er jedoch immer das zarte Gesicht des schlafenden Kindes vor Augen. Er kann den Gedanken nicht ertragen, dass ihm jemand etwas zu leide tut.

Als ob nichts geschehen wäre, setzt er sich wieder auf die Bank und kaut weiter auf dem trockenen Brot herum.
"Sind da nicht gerade Leute bei dir vorbeigekommen", schreit einer der Reiter, noch bevor er vom Ross steigt.
"Hö?", fragt Ruben und schaut die Soldaten an, als ob er nichts verstehen würde.
"Hast du sie versteckt?", ruft ein anderer. "Antworte, sonst" und schon fuchtelt er mit seinem Schwert vor Rubens Gesicht herum.
Der steckt sich ein grosses Stück Brot in den Mund und sagt, ohne dass jemand ein Wort versteht: "Sucht doch selber, ihr Bluthunde."

Zwei Soldaten gehen ins Haus und der Dritte läuft zum Stall. In diesem Moment scheut eines der Pferde und bäumt sich auf. Der Mann kommt zurück und schlägt fluchend auf das Tier ein. Jetzt werden auch die zwei anderen unruhig.
"He, du fauler Sack! Komm her und gib auf die Pferde acht, damit ich endlich den Stall durchsuchen kann", brüllt der Soldat.
Ruben rührt sich nicht und macht etwas, was er schon lange nicht mehr getan hat. Er betet, dass Gott die Flüchtlingsfamilie schützen möge.

"Hast du im Stall auch nichts gefunden"?, fragen die beiden anderen, als sie aus dem Haus kommen. Aus dem Fluchen und Schimpfen ihres Kameraden verstehen sie ein Nein. Der Anführer gibt das Zeichen zum Aufbruch.
"Wir vertrödeln hier nur unsere Zeit; aber dass du es weisst", ruft er Ruben zu, "König Herodes versteht keinen Spass mit Leuten, die solche verstecken, die sich selber zum König machen möchten."

"Blödsinn, so sehen diese Flüchtlinge nicht aus", denkt Ruben und steht von seiner Bank auf, als die Reiter verschwunden sind. Erst jetzt merkt er, wie seine Beine zittern. Er muss sich wieder setzen und staunt vor sich hin: "Komisch, dass niemand den Stall durchsucht hat." Er schüttelt den Kopf.

Erst als es dunkel wird, geht er in den Stall. Die fremden Leute sitzen auf einem Strohballen und die Frau hält das Kind an der Brust. Sie schaut Ruben mit dankbaren Augen an und sagt: "Gott hat ein Wunder getan. Plötzlich hatte ich keine Angst mehr und wusste, dass sie uns nicht finden."
"Aber warum?", wundert sich Ruben. Die junge Frau neigt sich liebevoll über das Kind und sagt: "Wegen diesem. Das darf nicht umkommen. Das ist Gottes Geschenk an die Menschen." Mit ernstem Gesicht nickt ihr Mann dazu und fährt mit seiner grossen Hand ganz zart über den Kopf des Kindes.

Ruben geht plötzlich ein Licht auf.
"Jetzt verstehe ich alles." Er sinkt auf die Knie und sagt voller Ehrfurcht:
"Du bist der Messias."
Merkwürdiges geht in Ruben vor. Beim Anblick dieses Kindes fängt die Bitterkeit und der Hass in seinem Herzen an zu schmelzen. Eine grosse Freude erfüllt ihn. Und die Freude wird immer grösser, dass es ihn fast zersprengt.
"Der Messias ist da", wiederholt er immer wieder und dann bricht es aus ihm heraus:
"Und ich wollte nicht mehr an sein Kommen glauben."

 
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Hallo Fliege,

Vielen Dank, dass Du die Geschichte gelesen hast.
Du sprichst den Punkt an, als sich Ruben weigerte, der Flüchtlingsfamilie zu helfen.

Ich weiss nicht, wie ich mich verhalten hätte.
Für Ruben hätte es den Tod oder Gefängnis bedeutet.

Als ich die Geschichte schrieb, musste ich auch an das Flüchtlingselend von heute denken. Und auch da stellte sich mir die Frage, wie denn meine Hilfe aussieht.

Liebe Fliege, vielen Dank für die guten Wünsche.
Auch Dir wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest.

Marai

 

Liebe Marai,
ich hab deine Geschichte gerne gelesen. Ich glaube, das liegt auch daran, dass du so sehr betonst, dass Josef und Maria Flüchtlinge sind. Damit gibst du deiner Geschichte eine unerwartete Aktualität.
Ja, heutzutage würden Josef und Maria mit Mama Merkel Schildern auf eine politisch genehme Willkommenskultur hoffen müssen, einer Flüchtlingsstrombegrenzung zum Opfer fallen oder in einem der Lagerländer warten müssen, bis der Himmel der Erde auf den Kopf fällt.
Ich mochte den Zusammenhang sehr, den du herstellst. Ich musste daran denken, wie ich mal als Mädchen in der Kirche die Maria spielen musste. Da haben wir auch ein Flüchtlingsdrama draus gemacht. Ja, lang ists her, du hast mich mit deiner Geschichte wieder dran erinnert.

Deine Geschichte ist nicht nur eine Geschichte von der Geburt des Messias, das ist mehr die religiöse Variante, und insgesamt richtet sie sich natürlich eher an gläubige Menschen als an solche atheistischen Exemplare wie mich. Aber mit ihrer liebevollen Schilderung kann ich deiner Geschichte eben auch was abgewinnen. Es ist auch eine Geschichte über Mitmenschlichkeit. Das gefällt mir daran.

Viele liebe Grüße und eine ganz schöne Zeit.
Alles Liebe von Novak

 

Hallo Marai,

da bin ich noch mal, nicht nur wegen des Messias-Glaubens. Man geht davon aus, dass dieser Glaube ein historisches Vorbild hat und zwar in Kyros dem Großen, der ja die jüdische Gemeinde aus Babylon ins gelobte Land zurückziehen ließ und damit mit jeder Vertreibung/Verschleppung, aber auch Besatzung die Hoffnung auf eine Wiederholung der historischen Ereignisse aus dem 6. Jh. vor unserer Zeitrechnung wachhielt. Dass im persischen Reich auch Juden bis in höchste Stellen aufsteigen konnten, zeigt sich auch im AT. Anders ließe sich etwa die Geschichte der Esther nicht erzählen.

Aber auch noch drei winzige Hinweise.

Hier hat der Einschub "wie er glaubte" selbst mir den Blick auf den eigentlichen Relativsatz verstellt, der ja schon ein Wort früher einsetzt

Mit grossem Verlangen wartete er auf den verheissenen König[,] der, wie er glaubte, das Land von den Römern befreien würde.

Hier
Es ist zu gefährlich, solche Leute wie ihr seid, aufzunehmen.
könnte - ohne dass der naive Ton schaden nähme, die Rede kürzer ausfallen, halt ich doch den alten Brummbär von Ruben für eher mundfaul: "Es ist zu gefährlich, Leute wie euch aufzunehmen."

Und hier sollten nach dem Konjunktiv die auslaufenden Gänsefüßchen eingefangen werden ...

"Hö?", fragt Ruben und schaut die Soldaten an, als ob er nichts verstehen würde.[...]

Wie immer gern gelesen vom

Friedel,
der noch für interessierte Leser darauf hinweisen will, dass dies keine alte Legende ist (außer der Flucht nach Ägypten, mit der die alte Josef-Geschichte wieder auflebt), sondern diese Station auf der Flucht vorm Kindermörder Herodes aktuelle Ereignisse in die alte Geschichte - die nur wenige Zeilen im NT einnimmt - einwebt.

 

Geschichten über ein kleines - und deshalb unschuldiges - Kind, das ohne erkennbaren Einfluss Menschen verändert, ihnen Hoffnung gibt, finden sich in jedem Kulturkreis ebenso wie Geschichten über messianische Erwartungen. Im früheren christlichen Abendland trug dieses Kind den Namen Jesus und auch heute hätten manche Menschen wohl Probleme mit einer Geschichte, in der das Kind ganz anders heißt - Sarah oder Horus oder Narayana oder wie auch immer. Es geht ja letztlich um die alte Weisheit: "Immer wenn du glaubst, es geht nicht mehr ... ."

Liebe Grüße

Jobär

 

Geschichten über ein kleines - und deshalb unschuldiges - Kind, das ohne erkennbaren Einfluss Menschen verändert, ihnen Hoffnung gibt, finden sich in jedem Kulturkreis ebenso wie Geschichten über messianische Erwartungen. Im früheren christlichen Abendland trug dieses Kind den Namen Jesus und auch heute hätten manche Menschen wohl Probleme mit einer Geschichte, in der das Kind ganz anders heißt - Sarah oder Horus ...
Klar, hastu grundsätzlich recht,

lieber jobär,

aber Marais Geschichte fußt nun mal auf biblischer Geschichte als einer möglichen Szene auf der Flucht nach Ägypten - und da wird der Nazarener Josua/Jehuschua noch nicht den Beinamen "Christus" (= hebr. Messias) getragen haben. Aber mit der Geburt des Kindes und der Flucht der kleinen Familie nach Ägypten wird das Geschehen zum globalen Ereignis:

Mit der Flucht nach Ägypten in die späthellenistische Welt (auf den Gründungsmythos der Linie Jakob - Beiname: Israel - und Josef, der sich darin wiederholt, hab ich schon hingewiesen) tauchen wir vollkommen in Mythologie und Aberglauben ein:

„Io“, Tochter eines griechischen Flussgottes, war Priesterin der Hera. Zeus, lockerer Geselle & Hallodri, der er war, nahm die Priesterin zur Geliebten, was wiederum Eifersucht bei der olympischen Chefin erregte. Die Priesterin floh vor dem olympischen Hausdrachen nach Ägypten.

Nach griechischer Auffassung wurde dort Io als „Isis“ verehrt. Die personifizierte den Thron Ägyptens – was schon die historischen Verdrehungen offenbart - wird also einiges älter sein, als die Hellenen sich träumen ließen.

Was das soll?, fragt sich der geneigte Leser; nun: Mit dem Horuskind wird Isis in wenigen Tagen mit dem Wintersolstitium – welches gemeinhin als Wintersonnenwende gefeiert wird, da die Tage nun wieder um je einen Hahnenschrei länger werden - hierzulande in jedem ordentlichen Wohnzimmer auftauchen, auf oder bei jedem Altar stehen und in Krippenspielen verherrlicht. Mit dem Horuskind ist sie Vorbild für Madonnendarstellungen, heißt nun nicht mehr Isis oder Io, sondern „Maria“ …

Den römischen Legionären sei dank, die das Brauchtum an den Rhein brachten - nicht aber Kitsch nebst Konsumwahn, der darob betrieben wird heutigentags.

Gruß

Friedel

 
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Liebe Novak,

Es freut mich ausserordentlich, dass Du die Geschichte gern gelesen hast. Und vielen Dank für den Kommentar.
Dass Dich die Geschichte an Deine frühere Rolle als Maria erinnert hat und ihr damals auch ein Flüchtlingsdrama daraus gemacht habt, finde ich sehr interessant. Normalerweise wird in einem Krippenspiel Maria und Josef mit dem Jesus-Kind in der Krippe dargestellt.

Ja, das Flüchtlingselend von heute beschäftigt mich sehr, doch geht es in dieser Geschichte auch noch um etwas anderes. Dass Ruben, der seine Hoffnungen auf das Kommen des Messias bereits begraben hatte, ihn finden durfte, bedeutet für mich echte Weihnachten.

Liebe Novak, vielen Dank für die guten Wünsche. Auch Dir wünsche ich eine friedvolle und fröhliche Weihnachtszeit.
Marai

 

Liebe Marai,

es ist eine nette, flüssig geschriebene, liebevolle Geschichte. In dieser Form finde ich aber, dass sie eher für Kinder geeignet ist. Diese schlichte Naivität sollten sich zwar auch Erwachsene (wenigstens teilweise) bewahren, und die Flüchtlingsmessage stellt einen aktuellen Bezug her, trotzdem ist mir das zu sehr so geschrieben, als ob es nicht nur wahr, sondern auch eine historische Tatsache wäre. Gerne gelesen habe ich es trotzdem,

Gruß,

Eva

 
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Hallo Friedel,

Wie schön, dass Du nochmals in die Geschichte hinein geschaut hast.
Wieder danke ich Dir für die interessanten Hintergrundinformationen und auch für die Korrektur.

Auch hat mich Dein letzter Abschnitt "für interessierte Leser" gefreut.
Und vielen Dank für Deinen Bericht an jobär.

Von Herzen wünsche ich Dir eine friedvolle und frohe Weihnachtszeit.
Marai

Hallo jobär,

Auch Dir danke ich herzlich, dass Du Dich nochmals mit der Geschichte befasst hast. Herzlichen Dank für Deinen Beitrag. Besonders gefreut hat mich auch Dein Hinweis:

"Immer, wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her."
Das durfte ich in meinem Leben schon oft erfahren.

Lieber jobär, ich wünsche Dir eine besinnliche und frohe Weihnachtszeit.
Marai

Liebe Eva,

Als ich Deinen Namen las, musste ich schmunzeln, denn mein richtiger Name heisst genau so.

Du hast recht. Vermutlich hätte ich die Geschichte auch in die Rubrik "Kinder" reinstellen können.

Was die Flucht von Maria und Josef und dem Jesus-Kind betrifft, so ist das sehr wohl eine historische Tatsache. Nach der Geburt Jesu, liess Herodes alle Knaben unter zwei Jahren töten, aus Angst um seinen Thron. Deshalb flohen Maria und Josef mit dem Kind nach Ägypten.
Die Begegnung mit Ruben könnte eine Station auf diesem Weg gewesen sein.

Danke, liebe Eva, dass Du Die Geschichte gern gelesen hast.

Eine frohe Weihnachtszeit wünscht Dir
Marai

 

Liebe Marai,,

da muss ich doch kurz noch was darauf antworten: Historiker sind sich ganz überwiegend einig darüber, dass die Kindermordgeschichte von Matthäus erdacht und eben nicht historisch ist. Belegt ist dagegen, dass Herodes echt kein Sympatieträger war und unter anderem 3 seiner eigenen Söhne hinrichten ließ, auch andere ganze Familien, die seinem Machtstreben im Weg standen. Aber die Story ... Und dass Jesus von Nazareth in Bethlehem geboren sein soll - mehr als unwahrscheinlich. Damit wollte ihn Lukas wohl eher als Davidnachfolger legitimieren. Versteh' mich nicht falsch, ich bin durchaus der Überzeugung, dass die Evangelien viel Wichtiges zu sagen haben, man sollte nur nicht unser heutiges Faktenverständnis zum Maßstab nehmen.

Auch dir eine schöne, frohe und überhaupt tolle Weihnachtszeit,

viele Grüße,

Eva

 

Hallo Eva,

Vielen Dank für Deine Rückantwort, die ich so stehen lassen möchte, obwohl ich nicht dieser Meinung bin.

Deine guten Wünsche zur Weihnachtszeit haben mich gefreut. Ich möchte sie aufs herzlichste erwidern.

Alles Gute wünscht Dir
Marai

 

Hallo Marai,

gut zu lesen war deine Geschichte durchaus. Du hast einen angenehmen Schreibstil und die Geschichte lag gut im Fluss.


Allerdings bin ich so überhaupt nicht für dieses Genre zu begeistern. Bei der Nacherzählung der sog. biblischen Geschichte sträuben sich mir die Nackenhaare, weil ich dann immer denke, dass es doch sehr viel interessantere Themen gibt, über die man sich austauschen könnte.

Und das sage ich, obwohl diese Geschichte aktuellsten Bezug zur Flüchtlingsfrage herstellt.

Sicherlich ist mir klar, dass diese Geschichte just um die Weihnachtszeit herum entstanden ist. Und da drängt sich so ein Thema geradezu auf und du hast es ja auch angenehmst umgesetzt, aber irgendwie schaffst du es nicht, dass die Geschichte bei mir zündet.

Mir ist das alles zu brav und unspektakulär. Wenn schon die Wahl auf ein althergebrachtes Thema fallen soll, dann hätten es überraschende Charaktere sein müssen oder die Handlung hätte plötzlich völlig anders verlaufen müssen. Ja, mir fehlte einfach die Überraschung und darum hast du es bei mir wirklich nicht leicht, gute Noten zugewinnen.

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo lakita,

Es ist mir bewusst, dass Dich diese Art Geschichten nicht vom Hocker reissen können. Das akzeptiere ich völlig.
Um so mehr freue ich mich darüber, dass Du sie trotzdem gelesen hast. Und dass Du meinen Schreibstil als angenehm empfindest, werte ich aus Deinem Munde als grosses Lob. Vielen Dank.

Was die Geschichte betrifft, so ist es keine Nacherzählung. Die biblische Geschichte sagt lediglich, dass Gott Josef im Traum erschien und ihn aufforderte, mit Maria und dem Kind nach Ägypten zu fliehen. Die Begegnung mit Ruben und der Flüchtlingsfamilie und den Soldaten, ist ausgedacht. Es könnte so gewesen sein.

Liebe lakita, ich grüsse Dich herzlich und wünsche Dir alles Gute.
Marai

 

Hallo Marai

Ich hinke im TdM völlig hinterher, da passt dein Titel wie die Faust aufs Auge. :D

"Solche Leute zu verstecken, ist gefährlich. Allerdings war ich damals mehr als froh, als mir jemand Unterschlupf gewährte. Trotzdem, ich habe in meinem Leben genug Verdruss gehabt. Jetzt muss ich schauen, dass ich selber durchkomme."

"Bitte, hilf uns. Wir sind in grosser Not!"

Nach meinem Empfinden passt das Nachdenken besser hinter das Ersuchen nach Hilfe, das liest sich dann logischer, also Ruben wägt die Optionen in dem Moment ab, wo sich die Flüchtlinge als solche zu erkennen geben.

"Hö?", fragt Ruben und schaut die Soldaten an, als ob er nichts verstehen würde.(")
ein " reingerutscht.

Komm her und gibt auf die Pferde acht, damit ich endlich den Stall durchsuchen kann", brüllt der Soldat.
gib

"Blödsinn, so sehen diese Flüchtlinge nicht aus", denkt Ruben und steht von seiner Bank auf,
Allgemein würde ich das Denken anders Verpacken als die direkte Rede, so kann ich es bereits am Satzanfang richtig einordnen. Z.B. 'Blödsinn, so sehen diese Flüchtlinge nicht aus', denkt Ruben ...

"Was ist eigentlich geschehen, dass niemand den Stall durchsucht hat?" Er schüttelt den Kopf.
Das klingt komisch, einer der drei Häscher war ja mit den unruhigen Pferden beschäftigt, das hat Ruben mitbekommen, wenn er nicht blind und taub ist. Also würde ich eher denken: 'Komisch, dass niemand den Stall durchsucht hat.'

"Wegen diesem. Das darf nicht umkommen.
Das klingt für mich recht ungelenk.
Besser finde ich: Wegen ihm, er darf nicht umkommen.

Ich kam gut durch die Geschichte, allerdings mit Hilfe des Hintergrundwissens um die Personen und die damalige Situation, so quasi Jesusgeschichte reloaded 2.0.
So, und nur so funktioniert sie auch, denn für sich alleine wirft der Text für meinen Geschmack mehr Fragen auf, als das er mich unterhält.

Trotzdem, nicht ungern gelesen.

Liebe Grüsse,
dot

 

Lieber dot aus der Schweiz,

Es hat mich enorm gefreut, dass Du, wenn auch in letzter Minute, meine Geschichte gelesen hast.
Vielen Dank.

Die angezeigten Fehler habe ich korrigiert und eine Stelle entsprechend verändert. So klingt es besser.

Die andere Stelle: "Wegen diesem. Das darf nicht umkommen", finde ich auch ungelenk, vorher wird jedoch vom Kind gesprochen. Mal schauen.

Du schreibst, dass die Geschichte nur mit Hintergrundwissen verstanden wird.
Da frage ich mich, ist es möglich, dass das Weihnachtsgeschehen, samt der Flucht vor Herodes, in unseren Breitegraden nicht mehr bekannt ist. Das wäre traurig.

Nochmals vielen Dank.
Herzliche Grüsse vom Zürichsee
Marai

 

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