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Westerholter Kartoffelfest ...

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19.02.2015
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Westerholter Kartoffelfest ...

...muss ich in diesem Jahr schweren Herzens einmal ausfallen lassen.

Die letzten Male wars ja wirklich bezaubernd. Vor allem, wenn Pastor Öcalan-Kubiçek-Schmitt nach 12 Korn und 3 selbst aufgesetzten Holunder-Birnen-Likörchen noch ma schnell ne Erntedank Messe „to go“ gehalten hat- ja, dann wurds immer noch ma so richtig lustich.
Tante Ursula, die, so glaube ich mich erinnern zu können, niemandes wirkliche Tante mehr gewesen is, weil sich den Rest ihrer Familie schon vor Jahren der von Ursula selbst zusammengeschusterte Kartoffel-Runkelrüben-Grünkohl-Schnapps geholt hatte, welchen sie nach eigenen Angaben nur noch für den Eigenbedarf brannte, hatte immer ihr schmiedeeisernes Waffeleisen angekarrt und für die versammelte Nachbarschaft lecker Waffeln nach traditionellem Rezept gebacken. Mit schön dick Schlachsahne und heißen Kirschen dazu.
Dat gabs aber im letzten Jahr schon nich mehr, weil sich der grüne Ortsverband beim Bürgermeister Szcibulski darüber beklagt hatte, datt die olle Ursel für ihr wuchtiges Backeisen an so nem Kartoffelfestabend ma locker 134 Liter Schiffsdiesel durch den Generator jagte. Der Szcibulski is dann so richtig auf der grünen Ökowelle geßörft und hat der Ursel nen Sonnenkollektor verordnet.
Bis siebzehn Uhr ginget dann auch- bis da haben se alle lecker lauwarmen Teig ausm energieunterversorgten Waffeleisen geschleckt; mit nem Schuss Aufgesetzten war dat fein.
Aber danach war der Lorenz hinterm Horizont (und in Westerholt gehts hinterm Horizont nich weiter, zumindest nich für Ursels Waffelbackmaschine).
So blieb nur eins: drei Liter Eierlikör, den die alte Lotte noch in ihrem Urinbeutel (mit Antirefluxventil) ausm Seniorenstift "Sankt Anna" schmuggeln konnte, in den Eimer mit den verbliebenen zweieinhalb Litern Waffelteig. Den Kindern die Strohalme ihrer Caprisonne Orange geklaut- alle sechs erbeuteten Strohhalme zusammengebastelt und dann ging dat reihum. Der Pastor durfte zuerst an den Trog. Der hatte ja auch Gottes Segen … und unseren auch … wir brauchten ja jemanden, bei dem wir die Auswirkungen dieser Teufelsmischung auf den menschlichen Organismus beobachten konnten.
Wäre der Pastor daran eingegangen, hätte der drei Tage später sowieso wieder auf der Matte bzw. auf der Kanzel gestanden - wegen der Sache mit der Auferstehung, versteht sich.
Is aber alles auch ohne Lebenspause des Pfaffen vonstattengegangen.
Ruck zuck ging dat Leeren des Eierlikör-Waffelteigeimers aber nich über die Bühne; man muss sich dat in etwa so vorstellen, datt da lauter 78-92 jährige Haftcremejunkies fünfeinhalb Liter alkoholhaltiges Erfrischungsgetränk mit der Konsistenz von kaltgeschleudertem Fenchelhonig ungefähr n halben Meter hochsaugen müssen. Durch ne Öffnung, die annähernd dem Durchmesser einer 2er Häkelnadel entspricht.
Der Willi vonner Zechenstraße 17c hätte sich zwar fast an seiner Backenzahnbrücke verschluckt, aber dat konnte der in letzter Sekunde noch dadurch verhindern, dass er seine schon vorher verzehrten 14 kleinen und 5 großen Herrengedecke geschickterweise im richtigen Moment ausgekotzt hat … der alte Fuchs.
Ich sach ja immer: "Et reicht nich, mit nem buschigen Schwanz durch n Wald zu laufen – man muss auch n Fuchs sein." Dat wusste der Willi also auch schon.

Andächtig erinnere ich mich an diese und andere schöne Kartoffelfestabenderlebnisse und trauere darüber, erst wieder im nächsten Jahr dabei sein zu können und hoffe, datt dann irgendjemand so schlau sein wird und mehr Caprisonne kauft.

 

Westerholt ist ein etwas ländlich geprägter Stadtteil von Herten im Ruhrgebiet und dieser Text wurde in dem dort gesprochenen Dialekt geschrieben (dem Hochdeutsch etwas angepasst, um es für nicht aus dem Pott stammende Leser erträglicher zu halten). Berücksichtigt diesen Sachverhalt bitte bei etwaigen Kommentaren.
Liebe Grüße, der Gumbold

 

Hallo Gumbold,

Du hast es ja schon in deinem Kommentar gesagt, es ist Dialekt. Wenn du im Dialekt schreibst, hast du nur eine sehr eingeschränkte Leserschaft. Ich zum Beispiel, verstehe fast gar nichts. Schade eigentlich.
Deswegen auch keine Kommentare zum Text. Nur der Hinweis, besser nicht im Dialekt zu schreiben, sofern du nicht Mundartdichter bist :-)

LG BRM

 

Hallo Gumbold,

Ich muss BRM da leider zustimmen.
Durch den Dialekt ist es anstrengend, deinen Text zu lesen.
Ich konnte mich nicht in die Geschichte hineinversetzen und etwaiger Humor ist leider an mir vorübergegangen.

In einem Dialekt zu schreiben, ist unheimlich schwer. Vor allem eine komplette Geschichte, denn irgendwer muss das ja auch noch lesen.

Du hast allerdings einige Worter und Formulierungen im Text, bei denen ich dann doch schmunzeln musste.
So zum Beispiel:

So blieb nur eins: drei Liter Eierlikör, den die alte Lotte noch in ihrem Urinbeutel (mit Antirefluxventil) ausm Seniorenstift "Sankt Anna" schmuggeln konnte

Erntedank Messe „to go“

Dann wiederum Passagen, bei denen ich kaum verstanden habe, worum es jetzt eigentlich geht.
Vielleicht kann Dir hier jemand, der mit diesem Dialekt vertrauter ist, weiterhelfen. Ich wollte dir, als "hochdeutscher" Leser, nur mal eine kleine Rückmeldung geben.

Beste Grüße
gibberish

 

Hallo Gumbold,

Ich muss sagen, ich bin schon durch den Dialekt gekommen. Denn obwohl ich selbst keinen spreche, wird mir im Verstehen verschiedenster Mundarten ein gewisses Talent nachgesagt. :D

Ich glaube aber, was den Text zu dem Dialekt noch zusätzlich verkompliziert sind die sehr stark verschachtelten Sätze:

Tante Ursula, die, so glaube ich mich erinnern zu können, niemandes wirkliche Tante mehr gewesen is, weil sich den Rest ihrer Familie schon vor Jahren der von Ursula selbst zusammengeschusterte Kartoffel-Runkelrüben-Grünkohl-Schnapps geholt hatte, welchen sie nach eigenen Angaben nur noch für den Eigenbedarf brannte, hatte immer ihr schmiedeeisernes Waffeleisen angekarrt und für die versammelte Nachbarschaft lecker Waffeln nach traditionellem Rezept gebacken.
oder auch hier:
Ruck zuck ging dat Leeren des Eierlikör-Waffelteigeimers aber nich über die Bühne; man muss sich dat in etwa so vorstellen, datt da lauter 78-92 jährige Haftcremejunkies fünfeinhalb Liter alkoholhaltiges Erfrischungsgetränk mit der Konsistenz von kaltgeschleudertem Fenchelhonig ungefähr n halben Meter hochsaugen müssen.

Hier ist jetzt z.B. recht wenig Mundart drin und trotzdem kann man dem Inhalt nur recht schwer folgen.

Ansonsten ist er für Satire angemessen stark überzogen. Es ist nicht so unbedingt mein Genre, aber es hat mir gefallen und ich habe „hie un do schee glocht“ ;)

Mit den heitersten Grüßen
die heiterbiswolkig

 

Moin Gumbold,

ein schönes Sittengemälde norddeutscher Provenienz, das du da geschrieben hast. Ich bin im ländlichen Niedersachsen aufgewachsen (als Franke also per se schon mal als Forscher in einer mir unbekannten Kultur aus Schützenvereinen und Feuerwehrfesten) und kenne solche Szenen vom Danneberger, oder wahlweise Lüchower Kartoffelsonntag. Dialekt gibt es dort keinen (die ganze Alten sprechen noch Platt op den Dorp), aber ansonsten finde ich deine überspitzten Beobachtungen herrlich treffend. Deckt sich mit meinen Erfahrungen, und ich vermute, dass dies überall im ländlichen Raum zu beobachten ist.

Pastor Öcalan-Kubiçek-Schmitt ist eine schöne Reminiszenz an den melting pot des Ruhrgebiets, und auch die Stiche gegen einen überbordenden Öko-Wahn haben mir gefallen - Dannenberg liegt im Wendland, und dort gibt es eine recht große, naja, sagen wir mal "grüne" Szene mit noch größerem Sendungsbewusstsein. Da konnte ich herzlich drüber lachen.

Stilistisch finde ich es noch etwas unaufgeräumt, irgendwie habe ich das Gefühl, der Text könnte runder, sortierter sein. Versuch da mal einen roten Faden reinzubringen.

Gerne gelesen!

Der X-Franke, der jetzt Hunger auf ne Rostbratwurst mit Senf hat.

 

Hallo Gumbold,

soweit ich den Inhalt beurteilen kann, trinken eine Menge alte Leute ein zähflüssiges alkoholisches Getränk und essen frisch gebackene Waffeln. Die Waffeln backt eine alte Tante, die versehentlich ihre ganze Familie ausgerottet hat. Obwohl viele Leute gestorben sind, ist das schwerlich ein Stoff, für den sich Shakespeare interessiert hätte. Auch die enthaltenen Scherze scheinen mir nich so richtich lustich zu sein.

Freundliche Grüße:

Berg

 

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