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Serie Elements: Finsternis

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03.01.2001
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Elements: Finsternis

Daniel Polster

Elements: Finsternis

(Anmerkung des Autors: Die keltische Mythologie nennt neben den vier Naturelementen (Feuer, Luft, Wasser, Erde) noch die Elemente des Lichts und der Finsternis, in einigen Überlieferungen auch als Leben und Tod bezeichnet.)

Die Stille erschlägt mich. Die Stille und die Finsternis. Gleich einem dunklen Teppich begräbt sie die Stadt. Das Licht der Sterne wird von der dichten Wolkendecke völlig verschluckt. Was würde ich dafür geben, auch nur einen einzigen dieser kleinen Leuchtpunkte am Himmel über mich wachen zu sehen. Die Straßenlaternen flackern im ungleichmäßigen Takt der Stromversorgung, zumindest die, welche noch nicht den unzähligen Horden Vandalen zum Opfer gefallen sind, die in diesem Viertel öfters ihre Runden gehen. Ein wenig Beleuchtung liefern die Werbetafeln, welche beide Seiten der Straße zieren und die Ruinen längst verlassener Häuser verdecken. Kein einziger Laut dringt an mein Ohr.

Zumindest droht keine Gefahr, solange es still ist, versuche ich mir einzureden - ohne viel Erfolg. Es gibt nichts im Dunkeln, das nicht auch am Tag auf mich lauern würde, fällt mir ein altes Sprichwort ein. Doch das ist nicht wahr. Ich weiß es. Heute ist ihre Nacht. Man nennt sie die Schnitter. Und sie sind auf der Jagd. Diese Tatsache spüre ich mit jeder Faser meines Körpers.

Natürlich sterben ständig Menschen; so ist der Lauf der Dinge. Sie sterben am Alter, durch Unfälle oder vorsätzlich. Nicht so heute. Wenn die Schnitter unterwegs, sterben Menschen einfach so - ohne Vorwarnung und Grund, unabhängig von Hautfarbe und Religion, meist junge Menschen weit vor ihrer Zeit. Ich weiß nicht, nach welchem Muster sie vorgehen, doch dieses Jahr waren sie besonders häufig unterwegs, wird mir wieder einmal schmerzhaft bewusst.

Ältere Texte berichten von Schnittern in Mönchskutten mit einer Sense in der Hand. Doch die Wahrheit ist weit schlimmer. Wenn sie fassbar wären, könnte man sie bekämpfen. Doch sie sind körperlos und warten in den Schatten, beobachten. Ich kann sie sehen, und das wissen sie. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum sie mich nicht direkt angreifen. Sie spielen mit mir - ein grausames Spiel. Zwei gute Freundinnen fielen ihnen in den letzten Monaten zum Opfer. Sie scheinen eine Vorliebe für arme Seelen zu haben, die das seltene Talent besitzen, jeden ihrer Mitmenschen zum Lachen zu bringen. Seelen, die man trotz kleinerer Macken als grundauf Gut bezeichnen musste. Vielleicht stürzen sich die Schnitter aus reiner Bosheit auf diese spärlich gesäten Leuchtfeuer der Menschheit. Vielleicht steckt auch mehr dahinter... vielleicht liegt ja darin der Schlüssel zu ihrer Vernichtung... Ich versuche den Gedanken weiter zu verfolgen, als mich ein Schrei in einem der halb zerfallenen Gebäude neben mir ablenkt. Es ist ein schriller, weiblicher Schrei. Horror und Verzweifelung schwingen durch ihn mit. Ich kann nur ahnen, was da gerade passiert ist - und ich fühle mich schuldig. Schuldig, weil ich froh bin, dass der Tote ein Unbekannter war - ein Fremder, den ich wahrscheinlich noch nie gesehen habe.

Ein eiskalter Schauer läuft über mein Rücken. Von Angst und Schrecken paralysiert, muss ich mit ansehen, wie sich die Dunkelheit um mich herum zu einer undurchdringlichen Wand verdichtet. Ich kann ihr bösartiges Lachen hören, dann schwebt die Finsternis die Straße hinab und verliert sich in der Ferne.

Ich versuche aufzuatmen, doch ist mir eine bittere Tatsache bewusst. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es gibt kein Entrinnen. Denn mein Gegner ist mächtiger als die Götter selbst. Es ist der Tod.

***

Elements V: Death/Darkness

 

Kannte Schnitter bisher nur als Singular (=Sensenmann). Gibt es mehrere? Quellen?

Ich stelle die Assoziation von Tod mit Finsternis nicht her (eher mit Licht), daher bin ich nicht qualifiziert, diesen Beitrag zu kritisieren.

 

Da es keine Schnitter gibt, ist die Frage hinfällig, ob mehrere oder einen. Wenn es sie gäbe, dann wäre einer aber hoffnungslos überlasstet. Jeden Augenblick sterben dutzende Menschen.

Aber zur Information: mehrere Schnitter wurden erwähnt bei Dave Duncans "Großem Spiel" und im PC-Spiel "Age of Wonders"

 

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