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Serie Elements: Höhenrausch

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Elements: Höhenrausch

Daniel Polster

Elements: Höhenrausch


Eine Fensterscheibe splitterte. Die Scherben tanzten einen Sekundenbruchteil in der Luft, dann erfasste sie eine Schockwelle und drückte sie zurück ins Innere des Gebäudes.

"Raptor Eins an Basis. Testergebnis positiv. Wiederhole: Positiv. Es hat tatsächlich geklappt! Dieses Baby hat innerhalb einer Sekunde gleich zwei Schallmauern durchbrochen! Die Trägheitsabsorber arbeiten mit... einen Moment... 99,2 Prozent, trotzdem fühl ich mich wie an den Sitz genietet. Ich nehme jetzt Beschleunigung weg. Over and out."

Gleich einem verirrten Blitz pflügte das Flugzeug durch die mittleren Schichten der Stratosphäre. Die ungeheure freigesetzte thermische Energie riss ein riesiges Ionisationsloch in die flammende Bahn des neuesten Jäger-Prototypens. Wasserdampf kondensierte fast augenblicklich, kristallisierte und fiel als Niederschlag gen Boden.

"Die Geschwindigkeit dieser Maschine ist unvorstellbar", flüsterte der Pilot des Jägers. Dass ihn niemand hören konnte, war ihm völlig egal. Das Tonband, sein stiller Begleiter, würde jedes seiner Worte für die Nachwelt aufbewahren. "Die Grenze zum Himmel ist durchbrochen", sagte er etwas zu theatralisch für seinen Geschmack, dann schob er achselzuckend den Gedanken zur Seite und fuhr fort. "Dies ist der Tag, an dem der Mensch zum endgültigen Beherrscher der Lüfte aufgestiegen ist!", teilte der Pilot dem automatischen Recorder mit.

Ein Blitz zuckte über den Himmel. Im selben Augenblick blinkte eine Warnlampe auf, und das Flugzeug sackte einige Meter nach unten. Schlagartig widmete der Pilot seine volle Aufmerksamkeit den Kontrolltafeln, von denen die meisten anfingen, wirr wechselnde Daten zu präsentieren. Adrenalin schoss durch die Adern des Mannes, jagte den Blutdruck in die Höhe und beschleunigte die Atmung. "Was zur Hölle war das?", fluchte er und studierte die Anzeigen. Als ihn der Schlag der Erkenntnis traf, wurde er kreidebleich. "Scheiße... aber das ist unmöglich!" Die Dichte der Außenluft war auf zehn Prozent abgefallen, und das Flugzeug hatte in dem Luftloch an Auftrieb verloren. Nur die automatischen Korrekturdüsen an der Bauchseite des Jägers hatten ein weiteres Abstürzen verhindert.

Doch das Flugzeug war nicht einfach durch das atmosphärische Phänomen hindurch getaucht, wie es zu erwarten gewesen wäre. "Raptor Eins an Basis. Code: Crimson. Wiederhole: Crimson. Das... das Loch wandert mit mir. Laut den Sensoren ist die Luftdichte außerhalb eines zwanzig Meter Radius völlig normal. Nur in unmittelbarer Umgebung der Maschine spielt die Welt völlig verrückt. Ich habe hier ein halbes Vakuum. Kurskorrekturen und Geschwindigkeitsänderungen sind wirkungslos. Das Loch begleitet jedes meiner Ausweichmanöver. Erwarte Instruktionen. Over."

Ein statisches Rauschen war die einzige Antwort, die das Kom-System bereit war, heraus zu rücken. Wahrscheinlich spielte ihm sein von schleichender Angst erfülltes Unterbewusstsein einen Streich, doch er glaubte Worte aus dem prasselnden Geräuscheregen heraus zu hören, und drehte den Verstärker auf volle Leistung. Unglauben weitete seine Augen und wich nackter Angst, als sein Blick auf den Sensor fiel, der noch vor kurzem einen extrem erniedrigten Außendruck angezeigt hatte. Der Druck war gestiegen - auf über zehn Atmosphärenäquivalente. Das schlimmste war, er gedachte nicht, seinen dramatischen Aufstieg abzubremsen, geschweige denn zu beenden.

"Der Himmel sei meiner Seele gnädig", flüsterte der Pilot und schloss die Augen. Mit der Wucht eines wütenden Gottes drückte die Luft auf das Cockpit des Jägers; langsam verbogen sich die zentimeterdicken Plastahl-Scheiben der Flugzeugkanzel und gaben schließlich auf. Das Äquivalent der Masse eines kleinen Wolkenkratzers nagelte den Piloten in seinen Sitz. Die letzten Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen, waren die Worte, die er aus dem Rauschen der Kommunikationsanlage heraus gehört hatte. Qualvoll hämmerten sie durch sein Bewusstsein:

"Niemals wird der Mensch eines der Elemente beherrschen!"

Niemals.

***

Elements II: Air

 

Supergeil, Daniel!
Gefällt mir noch besser als deine erste aus der Elements-Reihe.
Mir lief's kalt den Rücken runter beim erneuten Lesen!

Boris (BeautifulExp@aol.com)

 

Danke dir!

Bin immer wieder überrascht, wenn andere meine Geschichten besser bewerten, als ich selbst.

Daniel

 

Klasse geschrieben, gefällt auch mir bis jetzt am besten. Nur technisch/physikalisch leuchtet es mir nicht ein. Aber da war wohl der Herr der Elemente schuld.

Ave, Deus Visek! :D

 

Ähm... ja, ist mir klar, dass das physikalisch nicht möglich ist. Ist ja auch nur Fiction. :)

Aber danke für die Blumen.

Gruß, Daniel

 

Naja, Fiction sollte nicht allzu absurd sein. Es sei denn, dies ist beabsichtigt. Wann immer möglich, an Naturgesetze halten! :D

 

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