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Captain Malgardi i de Schwiiz (schweizerdeutsch)

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19.08.2011
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Captain Malgardi i de Schwiiz (schweizerdeutsch)

Captain Malgardi i de Schwiiz

Ich bi de Captain Malgardi und ich bi e Fischer und Kapitän. Ich bin in Hawaii gebore und ha dete glernt fische und sägle.

Jetzt het mich mis Schiff de Rii deruuf i d'Schwiiz braacht. Vo minere Mannschaft sich nümme vill übrig gsii wonich in Basel aa cho bi, sie sind mir scho ufem Pazifik abghaue. Dete ha ich ja au mini Frau kenne glernt, d'Malgardine. Abr sie isch leider gschtorbe uf de Reiss id Schwiiz. Aber das sind alles anderi Gschichte.

Also, aacho in Basel mit mim Sägelschiff händ mich alli mit groose Auge aaglueget.
"Was lueget die denn?", Ha ich mir dänkt,
"nonie es Sägelschiff gseeh?".
Aber wo ich gnöier anegluegt ha, ha ich gseeh das eine es Blakat ufeghaa het.
"Ich will dein Schiff kaufen!", isch druffe gstande.

"Eigentlich ha ich mis Schiff ja scho gern, aber ich bi its scho soo lang uf dem Schiff, ich wetti gärn mal öbbis anders mache", han ich soo zu mir gseit. Also han ich ihm das Schiff verchauft, er hett mir defür 20'000 Franke gääh.

Mir isch nüüt andrs übrig blube als z'Fues wiiter z'gaa. Das het mich au nid wiiter gstöört, wil laufe du ich gärn. So han ich mir en Rucksack voll mit ässe und es paar Schue zum laufe kauft. Jetzt bi ich parat. Glücklich und voll Hoffnig ha ich mich ufe Wäg gmacht. Ich bin denn wiiter richtig Züri gloffe und ha da und dört nacheme Job gsuecht. Doch wies mir voor cho isch het niemer würklich en Arbeit für mich gha.

Schlussäntlich nach vilne Wuche sueche ha ich den dochno en Job gfunde. Ich bi itse Fischer ufem Vierwaltstättersee. Das isch e wunderschööni Region mit de Bärge und em See. Dete han ich es paar Jahr gläbt. Ich ha in Vitznau gwonnt, nööch am See. Am Aabe bin ich amigs uf minere Hängematte gläge und ha zuegluegt wie d'Sunne zwüschem Pilatus und de Rigi langsam abe gange isch. Mänge schööne Aabe ha ich deete erläbt. Nacheme schluck Ruum bini amigs go pfuuse und am nächschte Morge früeh use go fische. Ich dänke no vill a die Ziit.

Nachdem ich zirka nüün Jahr in Vitznau gläbt ha isch mir öbbis ganz koomischs passiert.
Wie immer bin ich widereinisch mit mim Fischerböötli ufe See use, ha mis Netz inegrüert und bi fröhlich i de warme Sunne gläge. Plötzlich het mis Schiff wie gstöört grucklet und gwagglet, überall isch Wasser ume gsprützt und ich ha mich fascht nümme chönne hebe. "Was isch denn loos?", han ich dänkt und luut, "Hilfe, Hilfe!", grüeft. Doch ich glaube nid das mich irgend öpper ghöört het. Wieso au, ich bi ja zmitzt ufem See usse gsii.

Under mim Boot het sich e dunkle, grosse Schatte ganz schnäll bewegt, es isch immer gfürchiger worde. Es beängstigends Grüüsch, wie es düüfs chnurre het mini Chnoche zum zittere pracht. Uf wagglige Bei bin ich dete gstande, scho ganz durchnässt, wo de Schatte immer grösser und's chnurre immer lütter worde isch. Ha fascht nümme chönne vor luter Angscht. Denne: "WUSCH", e riise Wälle und mis Boot isch wäg gsii. Öbbis het sich no a mim Bei berüert, aber denn isch alles still gsii. Still wies süsch nie isch ufem See. Mis Boot isch wäg.
Denne bi ich a Land gschwumme.
Jetzt ha ich alles verlohre, ohni Boot chan ich nümme Schaffe und mini Mieti nümme zahle. Es neus Boot cha ich mir nid leischte. So ha ich mich entschlosse, wiiter z'zie, i Süde. So bin ich übere übere Gotthart, über d'Alpe is Tessin nach Italie gloffe, ir Hoffnig en Arbeit z'finde. In Venedig ha ich mir es neus Sägelboot bouet und bi denn wider miteme neue Sägelschiff, nach 10 Jahr i de Schwiiz, ufem Mittelmeer uf Fischfang gange. Das isch mini Gschicht vo minere Ziit i de Schwiiz.

 

Sali Malgardi

Ah schön, e mal e Schwiizerdütschi Churzgschicht. Doch eigentlich kennt das Schweizerdeutsch ja verschiedenste Dialekte nach Regionen, teilweise sogar von Dorf zu Dorf verschieden so etwa im Wallis, im Rheintal, im Bündnerland oder etwa in Bosco–Gurin, dem einzigen deutschsprachigen Dorf im Tessin. Hier war ich mir nicht ganz sicher, welchen Dialekt dir eigen ist. Es hat Basler Ausdrücke, doch scheint es mir nicht ausschliesslich, vielleicht Baselland Richtung Aargau?

Die Handlung ist knapp, das Erleben des Prot. über verschiedene Episoden, den Rhein gegen den Strom hinaufspülend, mit Zwischenhalt in Basel und wässrigem Verweilen in Vitznau, über die Alpen am Mittelmeer endend. Vom Inhalt her ist es kurz gehalten, aber habe ich es gern gelesen. :)

Bei einigen Stellen war ich mir nicht sicher, ob die Ausdrücke da korrekt sind, da die Schreibweise in den verschiedenen Dialekten sehr schwer zu beurteilen ist. Als mögliche Hinweise, ob sie wirklich deinem Dialekt entsprechen, nachfolgend angeführt:

Ich bi de Captain Malgardi und ich bi e Fischer und Kapitän.

Käptän

Ich bin in Hawaii gebore und ha dete glernt fische und sägle.

… gbore … glärnt …

Abr sie isch leider gstorbe uf de reiss id Schwiiz.

… gschtorbe …

"Was lueget die denn?",

dänn

" Ich will dein Schiff Kaufen " isch druffe gstande.

Hier sollte kaufen kleingeschrieben sein, unabhängig von der Dialektform.

Letsti isch mer ganz öbbis koomischs passiert.

Letschti

Plötzlich het mis Schiff wie gstöört grucklet und gwacklet, überal isch Wasser ume gsprützt und ich ha mich fascht nümme chönne hebe.

gwagglet

"Was isch denn Loos?" Hanich dänkt und luut " Hilfe, Hilfe !" Grüeft.

… loos? … grüeft. (Beides Kleingeschrieben)

Ich weiss nümme wie das gnau gange isch, aber ich ha mich im letste Momänt no chönne Rette.

letschte ... rette (kleingeschrieben)

Doch du häsch Mumm gha, inene Dialekt zschriebe. :thumbsup:

Schöni Grüess und Tschau

Anakreon

 

Hallo Malgardi,

auch wenn man in Dialekt schreibt, sollten gewissen Regeln in einer Kurzgeschichte eingehalten werden. Erstmal zum Formalen:

Klein- und Großschreibung! reiss, Kaufen, sueche, Hänge Matte, Luege, schluck, was isch den Los?, Grüeft, Riise, Rette, Schaffe, süde, arbeit, Neue Segelschiff, -> das solltest du alles verbessern.

Dann schreibst du sehr anekdotenhaft über das Verkaufen des Schiffes und dann beschreibst du den Verlust des Bootes am Vierwaldstädter See als "etwas komisches, was passiert ist".

So, wie du diese Begebenheiten erzählst, hat man das Gefühl, mit jemandem in einer Beiz zu sitzen und der plappert drauflos. Eine runde Geschichte ist das leider für mich nicht, sorry, denn alles wird nur angerissen, aber nichts bildlich gut ausgeführt. Beschränke dich doch lieber auf eine Situation und arbeite die richtig aus, mit Dialogen und Details, die die Geschichte lebendig machen.

Viele Grüße
bernadette

 
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Alles schon gesagt?

Glaub nicht!

"Mein Vater war ein Bauernsohn aus einem uralten Dorfe, welches seinen Namen von dem Alemannen erhalten hat, der zur Zeit der Landteilung seinen Spieß dort in die Erde steckte und einen Hof baute. Nachdem im Verlauf der Jahrhunderte das namengebende Geschlecht im Volke verschwunden, machte ein Lehensmann den Dorfnamen zu seinem Titel und baute ein Schloß, von dem niemand mehr weiß, wo es gestanden hat; ebensowenig ist bekannt, wann der letzte 'Edle' jenes Stammes gestorben ist. Aber das Dorf steht noch da, seelenreich und belebter denn je, …"*
und ist es bis heute - fast wie das Keltendorf in der fernen Bretagne - bis heute geblieben mit einem eignen Idiom und eigner Sprachgeschwindigkeit, welche meinem lahmen Hirn angemessen ist. 's ist die Sprache, die auch Du sprichst,

Malgardi - & damit ein herzliches Willkommen hierorts –

's ist das klangvollste und schönste Deutsch, dass ich seit langem gelesen hab, und Du darfst sicher sein, dass ich Jeremias Gotthelfs Berner Dialekt auch entschlüsselt hab. Freilich ist das durchschnittliche Schweizerdeutsch im Mittelhochdeutschen stecken geblieben, das ich selbst hier vor Ort gelegentlich auslebe, dessen Vorstufe – das Althochdeutsche – sich ja nicht nur aus dem Altfränkischen (die Holländer kommen dem am nächsten), sondern auch aus dem Alemannischen entwickelt hat. Ich stell mal hier den Anfang des Vaterunsers – weil’s jeder kennt - aus der Übergangszeit des Alemannischen (achte Jh.) zum Althochdeutschen (erste Niederschrift 843) ein, dass jeder ein wenig die Entwicklung vom Klangvollen zum Klangloseren erkennen kann:
"Fater unsêr, thû pist in himile, uuîhi ** namun dînan, qhueme rîhhi dîn,
uuerde uuillo diin, sô in himile sôsa in erdu.

Die Sprache ist Musik für mich - nun, dass Du nicht Beethoven bist, weiß ich. Und seine ersten Synphonien klingen auch eher nach Mozart - doch was soll's. Oder aus der Popgeschichte Lennon / McCartney: man vergleiche das schlichte Love me do mit A Day in the Life: das ist wie vor der Morgendämmerung (die ersten Piepmätze jubilieren) und Mittag - alles verstummt!

Selbstverständlich hat Bernadette nicht Unrecht, aber es werden Probleme aufgeführt, die viele, wenn nicht alle am Anfang haben. Rechtschreibung muss auch beachtet werden - aber Fehler machen wir alle.

Gruß & schönes Wochenende wünscht der

Friedel

* Also beginnt Gottfried Kellers grüner Heinrich, in der zwoten Fassung.
** dem doppel-u entspricht der Lautwert w – siehe noch im engl. Dabbelju.

 

Hallo Anakreon,

Danke, für deinen Komentar. Ja das stimmt, es gibt viele verschiedene Dialekte in der Schweiz. Man hört schnell ob jemand aus der Ostschweiz, Glarnerland, Bündnerland, Urnerland, Nidwalden oder Obwalden, Wallis, Berneroberland, Bern oder Basel kommt. Da sind die Dialekte sehr unterschiedlich. Doch denke ich sind die Dialekte von Aargau, Zürich, Zug, Luzern eher schwierig zu unterscheiden.

Hier war ich mir nicht ganz sicher, welchen Dialekt dir eigen ist.
Das bin ich mir auch nicht so.
Geboren in der Ostschweiz, 3 Jahre in Nidwalden, aufgewachsen im Entlebuch. Jetzt arbeite ich im Kanton Zürich. Meine Mutter ist Aargauerin. Da die verschiedensten Dialekte auf so engem Raum verteilt sind ist es nicht schwierig einen Mix aus verschiedenen Dialekten zu erlangen. ! :)

Es gab dennoch einige Wörter die ich jetzt anders geschrieben habe. Aber so wie der Text jetzt ist, so spreche ich.

Gruss Malgardi


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Hallo bernadette,

Ich habe den Text jetzt nochmals überarbeitet. Dabei habe ich versucht, auf das einzugehen was du geschrieben hast.

Die klein- und Grossschreibung sollte nun stimmen.

Dann schreibst du sehr anekdotenhaft über das Verkaufen des Schiffes und dann beschreibst du den Verlust des Bootes am Vierwaldstädter See als "etwas komisches, was passiert ist".

Vielleicht gibt es hier ein kleines Missverständnis, denn in der Schweiz bedeutet etwas komisches, eher etwas seltsames als etwas lustiges. In diesem Sinn, ist es doch der Verlust des Bootes auf dem Vierwaldstättersee eine "komische", bzw. seltsame Begebenheit.

Danke für den Kommentar, es freut mich, dass du dir die Zeit genommen hast um meine Geschichte zu lesen.

Gruss Malgardi

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Hallo Friedel,

Ja, da kann ich wohl nichts mehr sagen, Danke schön. Das ist schon ein super Kommentar, ist auch sehr unterhaltsam! Da kommt der Kopf ins Denken! Noch eine Frage:

** dem doppel-u entspricht der Lautwert w – siehe noch im engl. Dabbelju.
Würde man das Wort: pfuuse ( Schlafen)
pfwse schreiben? Das würde doch niemand verstehen.

Gruss Malgardi.

 

Noch eine Frage:
Zitat:
** dem doppel-u entspricht der Lautwert w – siehe noch im engl. Dabbelju.
Würde man das Wort: pfuuse ( Schlafen)
pfwse schreiben? Das würde doch niemand verstehen.

Nix zu danken, Malgardi,

natürlich galt das westgermanische w (das wahrscheinlich im Gegensatz zum heutigen dt. Wasser weich, wie heut noch im engl. w (water, windows, da gleich zwomal) war und spätestens im Übergang ahd. / mhd. waren u - v und uu - w auch eindeutig getrennt. Umgekehrt hätte pfwse was - erinnert stark ans Starckdeutsche der 1980-er Jahre, das auch eher provozieren sollte - wie ja auch der Schützengraben von Jandl.

Gruß

Friedel

 

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