Was ist neu

Felix Mettler: Der Fehldruck

Seniors
Beitritt
29.01.2010
Beiträge
1.504

Felix Mettler: Der Fehldruck

Acht Kriminalnovellen vereinigt das Buch von Felix Mettler, spannungsvoll und stilistisch gekonnt verfasst. Jede der Geschichten hat seine eigene, besondere Note. Die Protagonisten zeichnen sich aus als Menschen wie du und ich. Durch mehr oder weniger zufällige Ereignisse, die jedermann unterlaufen könnten, vollzieht sich in ihren Wesensarten ein Wandel, sie werden zu Handlungen fähig, die sie sich selbst nie zugetraut hätten.

In Fehldruck, der ersten und titelgebenden Geschichte, ist es ein biederer Buchhalter und Briefmarkensammler, dessen Leben sich schlagartig verändert, als er ungewollt in den Besitz eines Koffers mit Geld gelangt. Der Koffer gehört einem Mafioso, der festgenommen wurde. Die Begierde des Sammlers, die Serie einer bestimmten Marke vollständig zu besitzen, lässt ihn moralische Bedenken vergessen. Da der neu erworbenen Marke aber noch ein Stempel fehlt, bringt er diesen selbst an und wird dadurch auch noch zum Fälscher. Da sind aber auch die Mafiosi, die ihr Geld zurückhaben wollen.

In Präparator zog sich der Prot. nach dreissig Jahren im Beruf zurück, um ein Buch zu schreiben. Seiner Arbeit überdrüssig, die vor allem darin bestanden hatte, toten Tieren ein lebensechtes Aussehen zu verleihen. Das Buch sollte ein Kriminalroman werden. Er hatte die Idee eines perfekten Mordes entwickelt. Ein abgelegenes Haus im Alpenvorland schien ihm geeignet für diesen Zweck. Dass in ländlicher Umgebung auch Menschen von eigener Prägung leben, sich Konflikte an Kleinigkeiten entzünden können, ahnte er nicht. Es beginnt harmlos, eskaliert und verändert das Leben des ehemaligen Präparators einschneidend.

Die mir liebste Geschichte ist die Rache der Justitia. Die örtlichen Verhältnisse, wo sie spielt, sind mir vertraut. Das allgemeingültige Verhalten, das trotz Individualität die Menschen dort prägt, mir bekannt. Es sind drei Akademiker, ein Arzt, ein Apotheker und ein Theologe, welche sich seit einem Vierteljahrhundert regelmässig zu einem Stammtisch treffen. Sie erinnern sich immer wieder mal an ihre Zeit, als sie vor Ort in der gleichen Klasse am Gymnasium waren – und rausflogen. Ihre Matur bestanden sie dann an andern Schulen und wurden in ihren Berufen sehr erfolgreich. Doch der Stachel der verursachten Demütigung, für die sie drei Lehrer verantwortlich machen, verursacht ihnen seither Albträume. Dass die nachhaltigen Rachefantasien sich in die Wirklichkeit umsetzen könnten, denken sie nicht. Doch da ergeben sich Gelegenheiten, den bösen Gedanken real nachzuhelfen. Für den Theologen letztlich ein unerträglicher Zustand.

Die Novellen sind mit feinem psychologischem Gespür geschrieben, fernab von einer düsteren Unterwelt. Ungewöhnliche Kriminalgeschichten, die auch für nicht potenzielle Leser dieses Genres ansprechend sein dürften.

Appenzeller Verlag, Herisau, 2009, € 23.00


Anakreon

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom