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J. Sheridan Le Fanu, Grüner Tee

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29.01.2010
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J. Sheridan Le Fanu, Grüner Tee

Die Begegnung mit Geschichten von Le Fanu zeigen mir Vertrautes, obwohl sie in einem früheren Jahrhundert geschrieben wurden. Nicht die antiquierte Sprache ist es, die mir eigen ist, sie wird von Le Fanu natürlich weit übertroffen. Viel stärker ist die Gemeinsamkeit des unterhaltsamen Erzählens von Handlungen und Geschehnissen, die auf Ebenen zwischen der Wirklichkeit und dem Phänomen des Unbewusstem spielen. Sie lassen die Grenzen des Realen verwischen, ohne sich in Unwirklichem zu verlieren, zeigen Grenzüberschreitungen der Wahrnehmung, wie sie sich durchaus plausibel einstellen könnten. Der Schrecken ist dabei ein tragendes Element der Spannung, die sein analytisches Verständnis menschlicher Schwächen, die er ironisch und humorvoll skizziert, unterstreicht. Verblüffend ist, dass die in den vier Geschichten aufgezeigten Phänomene weitgehend auch in heutiger Deutung psychologisch erklärbar bleiben, obwohl viele der seinerzeit kursierenden Theorien längst überholt sind.

Für Leser die Spannung und einen leichten Schauer lieben, und sich nicht an veralteter Sprache und Lebensumstände stossen, ein unterhaltsames kleines Werk von vier unheimlichen Geschichten.

In Deutsch ist «Grüner Tee» derzeit vergriffen, jedoch antiquarisch erhältlich.

Neu aufgelegt wurde von Sheridan Le Fanu, «Carmilla die Vampirin»,
Diogenes Verlag Zürich, 2011. (€ 9.90)

Anakreon

 

Sehr gute Rezension, kann mich nur anschließen.
Habe einige Geschichten von Le Fanu gelesen, und "Grüner Tee" ist mein Favorit.

 

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