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Alice Walker - Die Farbe Lila

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19.05.2006
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Alice Walker - Die Farbe Lila

Titel: Die Farbe Lila
Autor: Alice Walker
Jahr: 1983
Taschenbuch: 206 Seiten
Verlag: rororo

Alice Walkers bedrückender Roman ist ein einziger, wütender Aufschrei gegen weißen Rassismus und patriarchale Frauenunterdrückung durch schwarze Männer. Am Beispiel von vier Frauen, deren Entwicklung unterschiedlicher nicht sein kann, zeigt Walker dem Leser die erschreckende Realität der bigotten, amerikanischen Südstaatengesellschaft zu Beginn des letzten Jahrhunderts.
Da ist Celie, das verschüchterte, unattraktive, missbrauchte Mädchen, das alles stumm erträgt, keinen Ausweg sieht aus ihrer misslichen Lage und nur im Glauben und Vertrauen auf Gott weiterlebt. Erst im Erwachsenenalter schafft sie es, sich selbst zu lieben, zu entdecken, dass es im Leben mehr gibt, als nur zu beten, zu arbeiten und geprügelt zu werden. Durch ihre große Liebe, der Sängerin Shug, erfährt sie erstmals das Gefühl, für einen anderen Menschen etwas wert zu sein. An dieser Erfahrung kann sie innerlich reifen, endlich zu sich selbst finden.
Ihr gegenüber steht die resolute Sophie. Mutig, engagiert und kampfbereit muss sie dennoch akzeptieren, dass Widerstand zwecklos ist, in einer ungerechten, männlich dominierten Welt. Sie wird vom Establishment gebrochen, muss sich fügen, letztlich sogar ihren Peinigern dienen und deren Nachwuchs hegen, woran sie als Mensch zerbricht.
Die dritte im Bunde ist Shug Avery. Nur ihre Stellung als erfolgreiche Künstlerin gibt ihr eine gewisse Lebensfreiheit. Der Preis ist gesellschaftliche Ächtung innerhalb der schwarzen Volksgruppe, in der weißen ist sie ohnehin ein Niemand. Ihrer Jugendliebe wurde vom Vater verboten, sie zu heiraten, ansonsten hätte er den Sohn enterbt, die gemeinsamen Kinder musste sie aufgrund ihres liederlichen Lebenswandels der Mutter überlassen. Trotz aller künstlerischen Erfolge bleibt sie eine Wanderin zwischen den Kulturen, ist nirgends richtig zu Hause.
Netti, Celies Schwester, gelingt vorerst die Flucht aus der Misere. Sie geht mit einem Missionarsehepaar nach Afrika. Aber auch sie findet sich letztlich nur als Vermittlerin jener Lehre, die an der Vormachtstellung des (weißen) Mannes unerbittlich festhält. Sinnentleert beschließt sie, wieder nach Hause zurückzukehren.
Die Geschichte ist in der 1. Person, Gegenwartsform geschrieben, der gesamte Roman besteht nur aus Briefen. Der erste Teil des Romans umfasst jene Briefe, die Celie in ihrer Verzweiflung an den lieben Gott richtet, da sie niemanden kennt, an den sie sich sonst wenden könnte, den zweiten Teil des Romans dominieren die Briefe Nettis, abwechselnd mit jenen, die Celie ihr zurückschreibt. Trotz der knappen, milieubedingt derben Sprache, lässt Walker geradezu ein sprachliches Feuerwerk auf den Leser los, beschreibt mit präzisen Worten die harte Realität der schwarzen Frau. Beeindruckend, wie es die Autorin schafft, einen derart komplexen Stoff innerhalb von nur zweihundert Seiten zu bewältigen.
Die Farbe Lila ist ein zeitloses Werk, das ein, nach wie vor, historisch unaufgearbeitetes Problem behandelt. Lesenswert!

 

Hallo Manuela,
warum gibt es eigentlich so wenige Kommentare bei den Rezensionen?
Mir fällt hier auch wenig zu sagen ein, nur: ich habe fast das Gefühl, diesen Roman gelesen zu haben, ein bißchen atemlos, ohne deswegen zu denken, den muß ich nicht auch noch ganz lesen. Schöner Tip und Kommentar,

Gruß Set

 

Hi Set!

Ich denke, dass Rezensionen generell recht wenig kommentiert werden (nicht nur auf Kg.de) und unabhängig davon, ob sie gut oder schlecht geschrieben sind. Macht mir aber nix, ich tu das gerne und sehe darin eine Schreib- und Denkübung. Wenn sich dann und wann jemand positiv dazu äußert, vielleicht gerade deshalb das besprochene Buch liest, freut mich das natürlich.
Vielen Dank für deine netten Worte.

Manuela :)

 

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