Was ist neu

elisabeth

Mitglied
Beitritt
18.11.2009
Beiträge
1

elisabeth

Die ordentlich und schlicht, aber doch sehr auffallend
gekleidete Dame mit dem prächtig schwarzem, zusammen-
gebundenem Haar spaziert durch den Park und genießt die
Ruhe der Natur, alleine, denn sie möchte genießen:
Den vertrauten Duft von frisch gemähtem Rasen, umhüllt von der Süße der Frühlingsblumen, die Wärme der Sonne und vor allem die herrliche, formlose Einsamkeit.
Sie bewegt sich langsam in einer aufrichtigen eleganten Haltung zur Melodie der Vogellieder.
Doch so wie die fleischfressenden Krähen, die krächzenden pechschwarzen Kreaturen ächzend inmitten der Alleen
lauern, so leuchten auch die großen Augen der Frau tief
und düster, inmitten eines galanten, zart weißen Gesichts, auf wie bei einer Sonnenfinsternis.
Doch sobald man sich von dem frech wissenden, für manche als zu hart empfundenen Blick abwendet, verzaubern einen der sanft lächelnde Mund und die leidenschaftlich roten Lippen, die ein großes, offenes Herz verraten.
Das wird wohl auch der Grund sein, warum sich Kinder von dieser mütterlichen, herzlichen Frau angezogen fühlen. Auch zahlreiche Hunde folgen ihrem interessanten und sehr absonderlichen Duft, um dann von einer wohltuenden Wärme empfangen zu werden, um sich von weißen, fast kindlichen Händen streicheln zu lassen.
Dieses Bild von der bezaubernden, spazierenden Frau im Park mag wohl sehr harmonisch und friedlich aussehen, doch die Magie ist zeitbedingt und von der Schönheit ihrer Umgebung abhängig. Der Schein der Sonne ist nicht die Sonne selbst.
Aus einer unbeschwerten Glückseeligkeit kann schnell eine selbstverachtende Melancholie heranwachsen die sich oft in dem Gasthaus in dem sie kellnert breit macht. In den ärmlichen Verhältnissen einer fünfköpfigen Bäckerfamilie eines kleinen Dorfes war es für sie unmöglich, eine vernünftige Ausbildung zu machen. Nach der Mittelschule musste sie sich um die jüngeren Geschwister kümmern und im Haushalt helfen, während sie von etwas anderem träumte und sich in Büchern verlor.
Nun war sie in die Stadt gezogen um Arbeit zu finden, und musste sich in einem Gasthaus als Kellnerin zufrieden geben. Sie ist doch erst Anfang zwanzig, und fühlt sich schon ausgesogen von den grauen Mauern der Mittelmäßigkeit, von der ukrainischen Gesellschaft, der Gesellschaft, der Gesellschaft und der Leere in den Augen ihrer Mitmenschen, die sie mit sich bringt. Oft hat sie das Bedürfnis, ihren verstaubten Lederkoffer aus dem Schrank zu holen, die wenigen ihr wichtigen Sachen einzupacken, und vor all dem zu fliehen, um vor sich zu fliegen, um das hinter sich zu lassen was sie nicht mehr sehen will: Die traurigen Gesichter der Säufer im Gasthof, die Frauen, die auf ihre Rechte verzichten, die vielen, vielen Bettler am Straßenrand und die in Pelzmäntel gewickelten Botoxgesichter, die blind an ihnen vorbei schreiten um immer mehr zu kaufen, immer mehr zu bekommen, immer mehr, immer mehr.
Aber auch wenn sie das Bedürfnis hat zu verreisen, tut sie es doch nicht, hat sich es doch noch nicht getan, steht sie noch immer an der Theke und lebt Tag ein Tag aus. Wegen dem Park, wegen dem Duft, wegen den Kindern, wegen den Vögeln, wegen ihrer nächtlichen von Euphorie erfüllten Spaziergänge durch die ältesten, verlassensten Teile ihrer Stadt, wegen der Liebschaften, wegen dem wunderschönem Marmorboden der nur stellenweise unter der Staubschicht hervor lugt.
Wegen der Erdbeeren im Sommer, wegen dem Eislaufen am See im Winter und dem herrlichem herzerwärmendem Glühwein danach, wegen der Kastanien in der Jackentasche im Herbst und der lang ersehnten Blumen und Knospen im Frühling. Ihr größter Kindheitstraum war es, später mal Geschichtenerzählerin zu werden, und den Kindern und den erwachsenen Kindern der Erde mit ihren Geschichten zu bereichern, die mit den Pinseln der Fantasie aus Banalitäten entstanden und immer noch entstehen.
Auch heute, wenn sie aufmerksame Zuhörer findet, die noch die Pinsel der Fantasie besitzen, erzählt sie Märchen, erzählt sie Abenteuer, erzählt sie von fremdern Welten, die so nahe scheinen.
Und der Zuhörer, die Augen im Erzählbann weit geöffnet, fühlt sich wie damals am Schoß der Großmutter, wie sie die Gutenachtgeschichten aus dem dicksten Märchenbuch vorlas. Nur die Frau, oder sollte ich sagen das Mädchen auf dem Bild braucht kein Buch um daraus vorzulesen, sie hat ihre eigenen Bücher in ihrem Kopf. Eine Fähigkeit die sie liebt und schätzt, aber auch als Auslöser ihrer Isoliertheit, ihrer oft geistigen Abwesenheit sieht.
Sie ist ein Mädchen, wie man es auf schönen Gemälden berühmter Künstler wiederfindet. Ein Mädchen, das den Blick ihres Betrachters auf ihren dunklen Augen haften lässt und ihn für einen kurzen Moment in eine Traumwelt, in die Dämmerung seiner selbst versetzt.
Ihre Augen, ihr geschlossener lachender Mund erzählen Geschichten, ganz ohne Worte.

 

Hallo isaiah & herzlich willkommen auf kg.de!

Einleser hat schon die auffällig vielen Adjektive erwähnt, die zweierlei Funktion haben können: einerseits, ein Geschehen zu verlangsamen - da ist Adalbert Stifter seel'gen Angedenkens ein Meister - oder den Text in Kitsch abgleiten zu lassen, da wär's wurscht, ob es prosaisch oder lyrisch daherkäme. Da gibt's nur eins: Satz für Satz feststellen, was überflüssig ist.
Und wenn man dann schon dabei ist, könnt' man gleich die grammatischen und - soweit möglich - sachlichen Schnitzer korrigieren, denn auch die kommen vor (so sind Krähen z. B. Allesfresser, verschmähen also weder ein ordentliches Butterbrot, nehmen aber auch Aas in Kauf, weil der Verwesungsvorgang so etwas wie eine "Vorverdauung" auslöst).

Da will ich Dir mit dem Anfang bisschen helfen:

>elisabeth<
Üblicherweise beginnen Satzanfänge und insofern auch Überschriften mit Großbuchstaben. Das gilt grundsätzlich für Eigennamen.

>Die ordentlich und schlicht, aber doch sehr auffallend gekleidete Dame<
Wie ist sie denn gekleidet? Und wie fällt sie denn so sehr auf?

>mit dem prächtig schwarzem, zusammen-gebundenem Haar<
wenn's stehenbleiben soll, dann "schwarzen, zusammengebundenen Haar" aber wie bindet man Haar prächtig, sei's wie's will?

>spaziert durch den Park und genießt die Ruhe der Natur, alleine, denn sie möchte genießen:<
Park = bearbeitete Natur, also Kultur - Natur / genießt - genießen

>Den vertrauten Duft von frisch gemähtem Rasen,<
Die Dame kennt also den Duft der Wiese.

>umhüllt von der Süße der Frühlingsblumen, die Wärme der Sonne und vor allem die herrliche, formlose Einsamkeit.<
Wodurch der schwüle Gipfel erreicht ist und die formlose Einsamkeit das vorherige >alleine< steigert.

Vorschlag: "Die auffällige Dame mit dem zusammengebundnen, schwarzen Haar spaziert allein durch den Park, genießt die Ruhe, den Duft des Frühlings und die Wärme der (ersten?) Sonnenstrahlen."

Aber im Grunde tut mir die Frau leid: zum einen, weil sie mich an Figuren aus dem Kabinett E. T. A. Hoffmannsund den frühen Schauerroman erinnern und der Duft ihr ein Rudel von andern Allesfressern beschert ... Und die Aussage
>Der Schein der Sonne ist nicht die Sonne selbst< ist sicherlich richtig, wie auch ein Krankenschein nicht die Krankheit ist.

Gruß

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo isaiah,

ich habe das Gefühl, als hättest Du gerne eine Kurzgeschichte geschrieben, Dir wäre aber nicht so recht etwas eingefallen, außer ein möglicher Charakter. Um trotzdem etwas schreiben zu können, ziehst Du ein Szenario an den Haaren herbei, um den Charakter vorzustellen. Und weil das, das merkst Du selbst, keine Geschichte ist, die erzählt werden muss, packst Du das Ganze in "Experimente". Na gut, dann will ich Dich auf ein paar Dinge hinweisen, die Du berücksichtigen könntest, wenn Dir einmal eine Geschichte einfällt ...

Wichtig für Deine Geschichte sind ihre Augen und ihr Mund. Interessant ist vielleicht ebenfalls, dass sie schwarzes Haar hat und dass sie schlicht gekleidet ist. Alles andere (Auffallend, Haar zusammengebunden) ist keine Information, die Du geben solltest. So stellst Du Dir die Dame vor. Lass dem Leser seine eigene Vorstellung, wenn es für die Handlung der Geschichte nicht wichtig ist.

Wortwiederholung "genießen". Und versuche lieber kürzere Sätze zu machen. Vor allem, wenn es um zwei verschiedene Dinge geht (zum einen das Aussehen, zum anderen der Spaziergang)

spaziert durch den Park und genießt die Ruhe der Natur, alleine, denn sie möchte genießen:

Den vertrauten Duft von frisch gemähtem Rasen
Den Geruch kennt nun wirklich jeder, der Rasen kennt. Lasse 50% aller Adjektive in Deinem Text weg und Du wirst sehen, dass sie nicht nur überflüssig, sondern sogar hinderlich waren.

Sie bewegt sich langsam in einer aufrichtigen eleganten Haltung zur Melodie der Vogellieder.
Schau, der Satz ist viel wirksamer, wenn Du nur schreibst: Sie bewegt sich zur Melodie der Vogellieder. (Vielleicht lieber Vogelgesang?)

...weißen Gesichts, auf wie bei einer Sonnenfinsternis.
Das Komma käme eigentlich nach dem "auf". Der Vergleich hinkt. Eine Sonnenfinsternis leuchtet nicht auf. Außerdem hast Du schon mit einem Vergleich (Krähen) angefangen, warum willst Du mit einem zweiten Vergleich enden?

Warum hat sie einen absonderlichen Duft? Wenn das nicht wirklich einen Sinn hat, ist das eher unschön finde ich.

Diesen Satz finde ich sehr schön (und schau, wie kurz er ist. Ganz ohne Adjektiv, Vergleiche und Verschachtelungen):

Der Schein der Sonne ist nicht die Sonne selbst.

Was nun folgt ist ein heilloses Durcheinander. Ein paar Inhalte des ukrainischen Lebens sind interessant und wichtig, um das Leben der Person zu beschreiben, aber das kann in der Hälfte des Textes beschrieben werden und sollte nun wirklich etwas Struktur haben.

Die Pinsel der Phantasie finde ich schön. Benutze sie aber bitte nicht gleich zweimal innerhalb weniger Sätze, das nimmt den halben Zauber wieder.

...sie hat ihre eigenen Bücher in ihrem Kopf. Eine Fähigkeit die sie liebt und schätzt, aber auch als Auslöser ihrer Isoliertheit, ihrer oft geistigen Abwesenheit sieht.
Einmal "ihr" genügt. "Sie hat ihre eigenen Bücher im Kopf", oder "Sie hat eigene Bücher in ihrem Kopf". Das mit der Abwesenheit interessiert uns entweder gar nicht, oder darf nicht nur kurz in einem Nebensatz abgehandelt werden.

Sie ist ein Mädchen, wie man es auf schönen Gemälden berühmter Künstler wiederfindet. Ein Mädchen, das den Blick ihres Betrachters auf ihren dunklen Augen haften lässt und ihn für einen kurzen Moment in eine Traumwelt, in die Dämmerung seiner selbst versetzt.
Ihre Augen, ihr geschlossener lachender Mund erzählen Geschichten, ganz ohne Worte.
Auch hier wieder zu viele Adjektive. Lass dem Leser mehr Freiheit. Die "Dämmerung seiner selbst" finde ich sehr schön.
Ein geschlossener Mund kann nicht lachen - nur lächeln.

Willkommen auf KG.de. Ich hoffe Du wirst hier genauso viel lernen wie ich und Deinen Spaß dabei haben. Bin gespannt auf eine "echte" Geschichte von Dir.

Grüße

elisabeth

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom