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Komplex

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21.01.2008
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Komplex

Manche Leute trinken. Rauchen, oder nehmen Drogen. Andere Ritzen sich, oder knabbern an Fingernägeln.
Ich nicht.
Ich drücke Pickel aus.
Und zwar so, dass ich hinterher rote Flecken mit einem Durchmeser von zwei Zentimetern im Gesicht habe.
Das sieht hässlich aus.
Erstmal ist da rote Blut-Borke. Wenn ich die abgekratzt habe, nehmen rosa Flecken ihren Platz ein. Und die bleiben dann. Die gehen nicht mehr weg, die verblassen zwar einwenig aber verschwinden tun sie nicht. Nie wieder. Das sind Narben. Jeden Tag danke ich Gott für die Erfindung der Make-up Industrie. Mit Abdeckstift und Puder decke ich die hässlichen Dinger ab.

Viele fragen mich, wieso ich das mache. Wieso ich die Pickel nicht einfach reifen lasse bis sie selber aufplatzen.
Das frage ich mich auch. Aber ich kann nicht. Ich kann den Eiter unter meiner Haut schon spüren bevor überhaupt irgendwas in meinem Gesicht zu sehen ist. Und dann fange ich an an der Stelle rumzudrücken. In der Hoffnung das der weiß-gelbe Eiter rausspritzt. Ich liebe dieses Gefühl. Wenn es aufeinmal aufgeht, und das weiße Zeug rausspritzt oder rausfließt. Aber das passiert in der Regel erst, wenn ich die Stelle mit meinen Fingernägeln blutig gedrückt habe. Wie ein Pflug fahren meine Nägel durch die Haut. Teilweise sind es sogar Löcher die ich dann in der Haut habe. Wenn man es genau nimmt, sind das keine Narben von Pickeln, sondern von meinen Fingernägeln. Das regt mich dann meist noch mehr auf. Weil das was wirklich zurückbleibt ausschließlich das ist, was ich selbst gemacht habe.

Wenn ich mich abschminke und mein Gesicht betrachte versuche ich die Flecken zu ignorieren. Dann stelle ich fest, dass ich eigentlich ganz hübsch bin. Ich habe schöne Lippen, sie sind voll und haben eine schöne Form. Meine Augen sind auch ganz schön. Sie sind blau und ich habe schöne Wimpern. Meine Nase ist nicht schön, aber OK. Es ist eine Stupsnase, und ich habe an der Nasenspitze ein Muttermal. Ich hasse es, denn es lässt die Nase noch spitzer wirken als sie es ohnehin schon ist. Aber an sich ist die Nase in Ordnung. Mein Kinn ist ganz witzig. Wenn man es zusammen drückt entstehen zwei Kugeln. Aber das ist nicht schlimm, das finde ich akzeptabel. Meine Gesichtsform ist eigentlich auch ganz schön. Es ist oval, ich finde das ich unter anderem die schönste Gesichtsform die man haben kann.
Was ich an meinem Gesicht überhaupt nicht ausstehen kann ist meine Stirn. Sie ist groß. und zwar sehr groß. Das bilde ich mir auch nicht ein, das haben viele schon bestätigt, der Unterschied war nur der , dass sie es nicht schlimm fanden. Ich finde es schon schlimm. Was ich auch nicht mag sind meine Ohren. Sie sind nicht groß oder so, die Größe ist völlig in Ordnung, aber meine Ohrläppchen stehen ab. Ich sehe aus wie eine Elfe damit. Finde ich scheiße. Viele finden das süß- ich hasse es.
Ich gehe gerne Schwimmen. Ich liebe das Wasser. Am liebsten schwimme ich aber alleine. Weil das Wasser alle meine Haare an den Kopf klebt und somit mein ganzes Gesicht entblößt. Abgesehen davon spült es mein Make-up weg.
Wenn ich im Wasser bin, sehen mich die Menschen so, wie ich bin. Das finde ich blöd, weil das Wasser all das entblößt was ich eigentlich verstecken möchte.
Am meisten hasse ich mich für die Macken, die ich mir selber zugefügt habe. Mit meiner Stirn und meinen Ohren wurde ich geboren. Mit den Flecken nicht, die habe ich selber zu verantworten.
Wenn ich also im Wasser bin, da hasse ich mich für das, was ich mir selber angetan habe. Ich sehe mir mein Gesicht an und hasse die Flecken. Hasse das Rot was sich wie Ausschlag über mein Gesicht streut und habe Angst, dass irgendjemand das bemerkt. Deswegen mag ich den Sommer nur bedingt. Ich liebe es zu picknicken, am Strand spazieren zu gehen, in der Sonne Eis zu Essen und in leichter Kleidung durch die Stadt zu schlendern. Aber ich hasse es, mit Freunden und Bekannten schwimmen zu gehen.

Narben abzudecken ist nicht schwer. Frisch Blut- Borken schon. Wenn ich sie versuche abzudecken sind sie zwar nicht rot, trotzdem sieht es hässlich aus, wenn sich an den Stellen kräuselige Stellen abzeichnen. Dann hasse ich mich noch mehr. Weil das dann jeder sehen kann.
Ich trage Kurze Haare. Dennoch habe ich immer Haare im Gesicht. Einen Pony, und viele Stufen an den Seiten. Damit kann man viel verstecken.
Ich beneide die Mädchen die sich stramme Zöpfe nach hinten kämmen und dabei schön aussehen.
Ich beneide Mädchen die sich mit Haarreifen störende Fransen aus dem Gesicht schaffen und dabei schön aussehen.
Ich beneide Mädchen die kein Make-up tragen und dabei schön aussehen.

 

Mich würde mal interessieren mit welcher Intention jemand sowas schreibt?
Meiner Meinung nach ist das nicht mal eine Kurzgeschichte sondern ein Bericht, da es eine richtige Handlung nicht gibt, auch Dialoge sind nicht vorhanden, Beschreibung auch Fehlanzeige, Charaktere nicht mal ansatzweise. Alles nur narrative Zusammenfassung in Monlogform. <-- also definitiv keine Kurzgeschichte.

 

bei "blut-borke" war bei mir schluss. sorry, aber das ist nicht nur ekelhaft, sondern wahrscheinlich auch auf deinem empirischen mist gewachsen.

 

:D ich bin überrascht wie sich die Meinungen bei meiner Geschichte teilen.

Zur ersten Frage von Leif:

Mein Experiment war weniger sprachlich als inhaltlich ausgerichtet. Ich bin mir durchaus dessen bewusst dass diese Art von Text gewöhnungsbedürftig ist. Mein Experiment bestand darin, inhaltlich eine Geschichte zu verfassen die den psychischen Zustand der Person beschreibt. Es geht im Grunde nicht um die Pickel oder die Leidenschaft die dahintersteckt. Was ich hierbei versucht habe ist einen Inhalt auf psychologischer Ebene zu vermitteln. Ich war mir nicht sicher inwiefern mir das gelungen bzw. inwiefern das noch ausbaufähig ist, deswegen habe ich das bei Experimente reingestellt.
Abgesehen davon fand ich es interessant zu beobachten wie meine geschichte auf ihre Leser wirkt.

Um die 2. Frage zu beantworten kann ich mich nur wiederholen: Ich fand es interessant einen psychsichen Defizit des Mädchens in einer solchen Form zu verpacken. Die Idee dazu habe ich aus dem Leben gegriffen, ich kenne jemanden der ein ähnliches Problem hat. Hier habe ich meine eigene Version des Ganzen verfasst.

Zuegegeben, an einigen Stellen ist die Story echt ekelig, aber in genau dieser Absicht habe ich sie geschrieben, unter anderem ist auch das der Grund warum sie bei Experimente gelandet ist.

Künstler- seien es Maler, Musiker oder eben Schriftsteller - halte ich sowieso für ein bisschen krank. Zu einem guten Künstler denke ich gehört das dazu ;)

Ich freue mich das meine Geschichte für derartige Meinungsspaltungen sorgt.
An Beiträgen wie euren lässt sich am besten Ausmachen inwiefern mein " Epxeriment geglückt ist" ;D

 

Hallo Lady_Jazz,

herzlich willkommen hier im Forum.

ich bin so gar nicht von die Reaktionen der Leser auf deinen Text überrascht. Die gibt ein solcher Text automatisch vor. Das inhaltliche Experiment beschreibt eher weniger die Psyche deiner Prota sondern viel mehr Handlungsweisen und Selbstbetrachtungen. Aus denen könnte man natürlich mit etwas gutem Willen auf die Psyche schließen. Als Experiment ist mir das zu dünn, und Reaktionen der Leser mit ins Experiment einzubeziehen ist natürlich fast schon dreist, da könnte man hier wirklich jeden Mist veröffentlichen, mit dieser Begründung.

Wie sich Mädchen vor der Party ihre Haare trocken furzen oder wie jemand beschreibt, was man mit Scheiße alles töpfern kann.

Nee, das ist aus meiner Sicht ein Text, der eigentlich in der BRAVO-Problemecke seine natürlich Umgebung haben sollte, inhaltlich und sprachlich.

Rick

 

Hey Lady Jazz,

hmm, nee, ich glaube die Rubrik ist nicht für derartige "Experimente" geschaffen worden, das war für dich vielleicht ein persönliches Experiment mal über die Psyche zu schreiben, aber die Geschihcte ist kein literarisches Experiment.

Erstmal die schlechten Nachrichten, dann die guten.
Die "Geschichte" ist schlecht strukturiert und hat keinen Konflikt, der aus diesem Text eine Geschichte macht. Das Wort "Bericht" ist gefallen, ich würde auch soweit gehen und es so nennen, ein persönlicher Bericht aus der Ecke "Das wahre Leben" oder so. Du hast da kein Plot drin, der Text besteht aus unzusammenhängenden Beschreibungen. Ein Mensch namens Forster hats ganz gut zusammengefasst, was der Plot für eine Geschichte bedeutet.
"The king died and then the queen died” is a story. “The king died, and then the queen died of grief” is a plot.

Und zwar so, dass ich hinterher rote Flecken mit einem Durchmeser von zwei Zentimetern im Gesicht habe.
Uha, 2 cm DurchmesSer sind aber ziemlich krass, ist das nicht zuviel für so ein Pickelchen?
Erstmal ist da rote Blut-Borke. Wenn ich die abgekratzt habe, nehmen rosa Flecken ihren Platz ein. Und die bleiben dann. Die gehen nicht mehr weg, die verblassen zwar einwenig aber verschwinden tun sie nicht. Nie wieder. Das sind Narben.
Ich finde deine Beschreibungen richtig gut, da können sich die Leute noch so ekeln, bloß nicht auf die Leute hören, hörst du?! :D
Ich gehe gerne Schwimmen. Ich liebe das Wasser. Am liebsten schwimme ich aber alleine. Weil das Wasser alle meine Haare an den Kopf klebt und somit mein ganzes Gesicht entblößt. Abgesehen davon spült es mein Make-up weg.
Wenn ich im Wasser bin, sehen mich die Menschen so, wie ich bin. Das finde ich blöd, weil das Wasser all das entblößt was ich eigentlich verstecken möchte.
Kannst du die Widersprüche auch sehen? Sie sind ... überall.
Ich trage Kurze Haare. Dennoch habe ich immer Haare im Gesicht. Einen Pony, und viele Stufen an den Seiten. Damit kann man viel verstecken.
Insgesamt ist mir der Text aber eher unangenehm, weil ich mich in ein Gespräch verwickelt fühle, dass ich nicht führen möchte und das Gespräch besteht aber darin, deiner Figur zuzuhören, ihr Leid und ihre Sorgen zu teilen und eigenltich will ich ihr sagen: Könntest du bitte die Klappe halten, meine Probleme reichen mir.
Ich beneide Mädchen die kein Make-up tragen und dabei schön aussehen.
Schön, und jetzt mach eine Geschichte daraus. :)

Ja, die guten Nachrichten: Mir gefallen die Beschreibungen und mit welcher Leidenschaft, die Prota. ihr Tun beschreibt, das ist selten zu lesen, das sollte bleiben und n Plot wär nicht schlecht, die Figur hast du und die ist sowas von echt. Und wer sich nicht ein Stückchen in dieser Figur sieht, der verleugnet da nen ganzen Teil von sich, aber ja. :D


JoBlack

 

Erstmal Danke für die vielen Rückmeldungen. Ich denke ihr habt Recht: es ist tatsächlich mehr ein Bericht als eine Geschichte. Ich werde mich sobald ich kann dransetzen und versuchen daraus eine Handlung zu machen.

Habt ihr eine Idee in welche Kategorie das statt Experimente ( oder auch Bravo) besser passen würde?

Ich kann übrigens verstehen wenn einige Leute gegenüber meinen Schilderungen Abneigunge hegen. Ich möchte an der Stelle jedoch deutlich machen das ich mir durchaus Gedanken über meinen Text gemacht habe und ich das Ganze durchaus ernst nehme. Ich finde schade wenn das für einige auf Bravo- Niveau rüberkommt, das war jedoch nicht mein Ziel.

Sobald ich eine Geschichte daraus gemacht habe werde ich das Forum wechseln. Bis dahin bin ich stets offen für eure Kommentare und Kritik.
Vielen dank an der Stelle.

Lady_Jazz

 

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