Was ist neu

zillachtolerisch

Mitglied
Beitritt
30.08.2009
Beiträge
2
Zuletzt bearbeitet:

zillachtolerisch

„Hosch du des mitkriag“, zu zweit sitzen wir auf der Terrasse, bei der Oma. Die Katze bettelt um Fressen. Man redet über dies und das.

„Wos denn?“, und weiß, dass man es sicherlich noch nicht weiß, denn man weiß wenig über das Leben der Omas und Opas, das eigene ist dafür viel zu wichtig.

„Jo des mit denn Diandl“

„Mit wos vo an Diandl“

„Jo de miasat eh mit dia schual gongen sei“ Von diesem Berg ist fast jeder irgend wann einmal mit einem in die Schule gegangen.

„Wea denn? I woas go nix. Um wos geats denn? Dazehl!“

„Des misat heua ban eachtn Mod gwesn sei. I wor mitn Schleppa ban vom kogl ocha fogn und sich unta da Stroß untn, do ban Gerscht oba da Hitn, des woascht schu wo, oda?“

„Jo jo i woas schu“ Natürlich weiß man nicht, wo die Oma meint. Man kennt sich nämlich in ihrer Heimat, wo sie jede Ecke kennt überhaupt nicht aus, aber man will doch irgend wie dazu gehören. Sie nicht merken lassen wie anders und weit weg man ist.

„Jo do sich i s Auto von Kechlsepp. I denk ma do oft nit mera, wal u gia tuats mi jo nicht. An nagschtn Tog ban hero fogn, sich is mea und de Schendarm sen a dabei, da Kechlsepp a und nu a Schendarmauto kimt herauf. I nick ia lei zu weil du woascht jo eigentlach, hu i jo fin Schleppa kuan Firaschei, do wor zwor nu auf da Forschtstroßn, oba ma muas jo nit ausafoadang.“ Sie zwinkert einem zu und schmunzelt.

„Na na, des muas ma jo nit und wos wor oft do obn los? Hom de Jungen s`Auto mit gia lossn und an Grobn gsetzt“ Man schmunzelt zurück, schließlich fährt die Oma seit 45 Jahren mit dem Schlepper. Und hier in einem Tal auf einem Berg, wo jeder jeden kennt, weiß so was auch die Polizei. Und man fühlt sich wohl, denn die Oma strahlt eine gelassene Ruhe aus. Man atmet ruhiger.

„Na, s Diandl wor drin. De het sich umbrocht. Tabletten hot se gnumen“

„Woas ma warum?“ Leichtes erschrecken, nicht zu schlimm, denn man kennt sie wahrscheinlich doch nicht.

„Jo mei... Des Diandl kronk wor se holt. Hiabsch wea het se oft. Oba du miasascht se kennen.“

„Mei Oma, des ku schu sei, oba iats auf de Gache woas i se nit acht“. Eigentlich weiß man nicht was sagen.

„Wort i had s Sterbebildl, i hol dass“ Sie geht.

„Do schaug hea. Des is se“

„Jo, jo von sechn hea kenn i se schu. De wor zwoa Klassn iba mia. Ma isch des a netts Foto. Do schaut se drei, as kunt ma Ressa mit ia stealn. Des hom se guat ausgsuacht.“

„ Ba da Musig muas a gwesen sei“

„Oba de hot se sicha nit wegen Wea umbrocht“

„ Mei do weacht holt mera gwesn sei. De orbatet do z`kundl ba dea groaßn Firma. Do valongen se a hiabsch viel. Jo und Freund het se a nu kuan. Mei wos oft gwesen isch, weacht ma im nochhinei nima dafrogn“

„Na dessn wahrscheinlach nit“ Da sieht man erst richtig zu den ganzen Sterbebilletts hin, und merkt wie dick der Stapel ist.

„Darf i ma de amol u schaugn“

„Jo freilach“
1.Bild
2.Bild
3.Bild „Der hots se dahengt. Denn hot de Schweschta gfundn. Do wora 58.“
4.Bild „Denn hom se a da Garaschn gfundn. Dea hot sich selba vagast. Do wora an 42schten.“
5.Bild
6.Bild „Dea hot se auf da Rem dahengt. Do wor a an 80schtn“
7.Bild „Denn kennscht des isch encha Nochbor gwesn, denn woasch schu. Dea hot se daschossn, noch da Hoazat vo da Tochta“
8.Bild
9.Bild „Dea isch gegn an Bam gfong. Dea wor zwanzg.“
10.Bild
11.Bild
12.Bild „Des isch de Großgroßcusine vo dia, de hom se an Wold gfundn. Do hots hibsch une Tablettn gnumen kob. De het 3 Kinder, wor 39“
13.Bild
14.Bild
15.Bild „Dea isch one Helm mitn Motorradl auf an Tundlportal aufi gfong, dea wo 21. Isch grod vo Australien zrug kemen gwesn.“
16.Bild
17.Bild
18.Bild
19.Bild „De isch mitn Bus auf so Portal drauf, und wor nit u gschnolt. Hot a drei Teenis dahuam. Wor grod 44.“
20.Bild „Des isch da Stefan.“
„Jo des isch da Stefan“, man legt die Billetts auf die Seite. Diese Beweise für das Leben. Das Leben der Oma in dem Tal, dem gesegnetem Urlaubsdomizil. Von dem Leben, von dem man so wenig weiß und doch dazu gehört.

Der Wind weht ganz leicht um die Hitze des Nachmittags erträglicher zu machen. Die Katze stiert einem immer noch an, in der Hoffnung sich doch noch etwas zu erbetteln. Man redet über dies und das. Wie das eben so ist, wenn man zu zweit zusammen sitzt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Seawas,

Deis hot mi g’freut, klingt wia dahuam. Hot mer guat g’falla, Dei G’schichtli, mir liegt’s ou recht nächa. Mei Oma hätt sich guat verstanda mit der, dia do beschreibsch, dia hott deis Sterbedatum vu jedm im Dorf aufg’schrieba, so dass sie alba nochschauga hot kenna, wenn epper g’frogt hot: “Wenn isch iats der g’stoarba?”

It so sinnvoll hon i g’funda, dass deis was it direkte Rede isch, auf Hoachdeitsch g’schrieba hosch. Wieso denn eigntlich? Treit nix zur Verständlichkeit bei für Nicht-Dialekt-Sprecher, weil’s moaschte sowieso im Dialog g’seit weart, und bringt uan eher draus bum Leisa.

Groass und Kluaschreibung hosch ab und zua verwechslt.

z. B.
Jo de miasat eh mit dia schual gongen sei.” "Leichtes erschrecken"

Manchmol hosch den Infinitiv auf “-ng” g’schrieba. Bringt mi a Bissli durcheinand, vielleicht weils bu ins andersch klingt, aber wenn nocha tät is ganz beibehalta.

z. B.
“ausafoadang” (hätt deis “g” weckglott) aber: “fogn” (=fahren?)

Die Vermutung, dass er deis Mädli kennt, isch a Bissli irreführnd, ma wartet auf an Schock vu ihm. Irgndwia passt’s aber doch, weil’s halt so isch. A jeder kennt jedn. Schia, die Beschreibung vu ihrem Sterbebildli. Obwohl er fascht nix woass vu ihr, hosch ihr do Charakter geiba.

In Titl find i a Bissi a’droschn. Glob, sowas hon i schu z’oft kheart. Vielleicht fällt der nou was ei.

Schia hosch ummabrocht, wia di Junga mit die Alta reida, also hauptsächlich gar it, und z. B. wia ma ihre Ortserklärungen it kapiert. I hon die gleiche Reaktion, wenn ma versuacht, mir zum erklärn, wer wie mit wem verwandt isch, und deis schu bei meiner Muater.

Die Idee mit die Sterbebildla isch spitze, und zum Schluss „Des isch da Stefan.“
„Jo des isch da Stefan“,
do kriagt ma fast a Gänsehaut, ohne jedes weitere Kommentar. Isch der echt guat gelungen.

Die letschtn zwoa Absätz sitzn ou guat, aber wia g’seit, hätt i se liaber auf Dialekt g’leisa.

Plätschert so g’miatlich dahi der Noumittag mit der Oma und ma kann sich so richtig schia eiaversetza.

Freu mi auf mehr.

An schiana Gruass

Elisabeth

PS: Do wo Du "zillachtolarisch" eiag'schrieba hosch, do kheart der Titl eia.
NOUWAS: Sagt die Oma "Teenies"? Klingt a bissli komisch.

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

hi elisabeth,

danke fi deine anregungen.
i hoff ma hot des meischte verschtondn.

Seawas,

Deis hot mi g’freut, klingt wia dahuam. Hot mer guat g’falla, Dei G’schichtli, mir liegt’s ou recht nächa. Mei Oma hätt sich guat verstanda mit der, dia do beschreibsch, dia hott deis Sterbedatum vu jedm im Dorf aufg’schrieba, so dass sie alba nochschauga hot kenna, wenn epper g’frogt hot: “Wenn isch iats der g’stoarba?”

It so sinnvoll hon i g’funda, dass deis was it direkte Rede isch, auf Hoachdeitsch g’schrieba hosch. Wieso denn eigntlich? Treit nix zur Verständlichkeit bei für Nicht-Dialekt-Sprecher, weil’s moaschte sowieso im Dialog g’seit weart, und bringt uan eher draus bum Leisa.

Groass und Kluaschreibung hosch ab und zua verwechslt.

z. B.
Jo de miasat eh mit dia schual gongen sei.” "Leichtes erschrecken"

Manchmol hosch den Infinitiv auf “-ng” g’schrieba. Bringt mi a Bissli durcheinand, vielleicht weils bu ins andersch klingt, aber wenn nocha tät is ganz beibehalta.

z. B.
“ausafoadang” (hätt deis “g” weckglott) aber: “fogn” (=fahren?)

Die Vermutung, dass er deis Mädli kennt, isch a Bissli irreführnd, ma wartet auf an Schock vu ihm. Irgndwia passt’s aber doch, weil’s halt so isch. A jeder kennt jedn. Schia, die Beschreibung vu ihrem Sterbebildli. Obwohl er fascht nix woass vu ihr, hosch ihr do Charakter geiba.

In Titl find i a Bissi a’droschn. Glob, sowas hon i schu z’oft kheart. Vielleicht fällt der nou was ei.

Schia hosch ummabrocht, wia di Junga mit die Alta reida, also hauptsächlich gar it, und z. B. wia ma ihre Ortserklärungen it kapiert. I hon die gleiche Reaktion, wenn ma versuacht, mir zum erklärn, wer wie mit wem verwandt isch, und deis schu bei meiner Muater.

Die Idee mit die Sterbebildla isch spitze, und zum Schluss „Des isch da Stefan.“
„Jo des isch da Stefan“,
do kriagt ma fast a Gänsehaut, ohne jedes weitere Kommentar. Isch der echt guat gelungen.

Die letschtn zwoa Absätz sitzn ou guat, aber wia g’seit, hätt i se liaber auf Dialekt g’leisa.

Plätschert so g’miatlich dahi der Noumittag mit der Oma und ma kann sich so richtig schia eiaversetza.

Freu mi auf mehr.

An schiana Gruass

Elisabeth

PS: Do wo Du "zillachtolarisch" eiag'schrieba hosch, do kheart der Titl eia.
NOUWAS: Sagt die Oma "Teenies"? Klingt a bissli komisch.


mitn titl bin i selba nu unglicklach aba mia isch nu nix anderes eingfolln. i het kofft, dass nu a por andere reaktionen kemen, und daraus het i ma dann an gedonkenanstoß gholt.

des mit deitsch und dialekt abwechselnd war absicht. es soll draus bringen. es soll de zerissnheit a bissl ume bringen, wenn ma nima so riachtig woas wo ma hi keacht. wenn ma merkt keacht auf jeden foll nima dazua.

tat mi gfrein, wenn ma dei meinung dazua sogsch

bis bold

 

Hi KALIDASA,

Ja, i hon's schu verstanda, aber i kimm ja it vu so weit weck, bin außerdem 3 Johr in Zell am Ziller in'd Schual ganga. Wär interessant, die Meinung vu am Nicht-Tiroler zum heara. Bu meim Text in der Rubrik hon i amol vorsichtshalber a Übersetzung dazuakhängt. A por habn's im Dialekt verstanda, andere gar it.

Deis mit dem Abwechsln zwischn Dialekt und Hochdeitsch hon i irgndwia schu spitz kriagt, dass deis ausdrucka soll, wia die Mundart irgndwia mehr die Sproch vu die Altn, der Oma, der Familie isch und sich der/die Protagonist/in andersch fühlt, numma ganz dazuakheart. Trotzdem hot's mi total aus'm Rythmus aussagrissa, wenn dann wieder deis Hoachdeitsche keima isch, vor allem noch am längereren Dialogtoal. Was Du damit ausdruckn willsch, tät, gloub i, besser ummakeima, wenn do a regelmäßiger Wechsl vu direkter Rede und Gedankngänge wär. So wie sie dosteat, tät i die G'schicht ganz auf Dialekt besser finda.

Wie wärs, als Titl mit am uafachn "Wenn ma zammsitzt/hockt", "Wenn ma zu zwoat zammsitzt" oder sowas?

Die Kommentare trudln manchmol langsam ei, vor allem in der Rubrik "Mundart". Tät der ou empfehln, dass Kommentare zu Texte vu andere schreibsch, erstns weil die Site auf Gegnseitigkeit beruht und zwoatns, weil ma do - find i - einiges dazualernt.

Viel Spaß nou do, freu mi auf Dein Nächstes

Elisabeth

 

Hallo Kalidasa,

ich versuche erst gar nicht in einem Dialekt zu antworten, den ich noch nicht mal im Ansatz beherrsche. Verstanden habe ich die Geschichte trotzdem, konnte mir auch den Klang der Worte gut vorstellen.

Ein Nachmittag, keine große Spannung, nichts passiert, man unterhält sich, kramt in Erinnerungen und zugleich auch in Bildern. Wer macht das nicht ab und an, gerade in der älteren Generation. Die Stimmung kam beim Lesen an, leicht melancholisch gefärbt, aber auch sehr vertraut mit dem Leben und Sterben und dem Wissen darum, dass irgendwann von einem selbst so ein Bildchen dabei sein wird. Ich habe die Geschichte gerne gelesen.

Einzig die Aufzählung der Bilder fand ich etwas unglücklich gelöst. Da würde ich eher versuchen, zu beschreiben, wie sie eines nach dem anderen zur Hand nimmt, wieder weglegt und innehält. Mir schien auch, dass dem Stefan, der nur namentlich erwähnt wurde, eine ganz besondere Bedeutung zukam, dass er ein persönlicher Verlust war. Kann es sein, dass die Geschichte noch weitergeht?

Lieben Gruß
Sabine

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom