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Marquis de Sade: Justine oder Vom Mißgeschick der Tugend

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Marquis de Sade: Justine oder Vom Mißgeschick der Tugend

Justine und Juliette sind einem Kloster aufgewachsen und werden mit jeweils 100 Talern auf die Straße gesetzt, als sie Waisen werden.
Juliette beginnt eine Arbeit als Prostituierte, nimmt ein paar ihrer Liebhaber aus und heiratet mehrfach, wobei sie sich ihrer Ehemänner auf unchristliche Weise entledigt, um reichlich zu erben. Trotzdem wird sie dank ihres Reichtums bekannt und geachtet, da ihre 'Nebentätigkeit' verborgen bleibt.
Justine hingegen sucht nach einer anständigen Arbeit, doch erhält nur unzüchtige Angebote, da sie zierlich und hübsch ist und man ihr vermutlich keine schwere Arbeit zutraut. Stets lehnt sie solche Angebote ab, die ihrer großen Tugend widersprechen. So wird ihr mehrfach angeboten, jemanden zu bestehlen, zu töten oder abzulenken, damit er von anderen bestehlt werden kann. Stets lehnt sie ab, zieht sich so den Zorn der anderen zu und wird trotzdem beschuldigt, diese oder jene Tat begangen zu haben und gelangt mehrfach vom Regen in die Traufe.

Das Buch vermittelt ein grauenvolles Menschenbild: Alle Männer sind Schweine, alle Frauen Schlampen und werden dadurch reich und angesehen. Die tugendhaften Menschen hingegen landen im Gefängnis oder werden als Sklaven gehalten. Lange Abschnitte des Textes beschäftigen sich mit dem Nutzen von Tugend und Verbrechen, mit dem Ergebnis, dass das Verbrechen der bessere Weg ist. Und doch erscheint der Fingerzeig am Ende: Justine verliert jedes Mal, wenn sie sich tugendhaft verhält, aber ihre Schwester erkennt für sich, dass sie sich falsch verhalten hat, trennt sich von ihrem letzten Ehemann und tritt in ein Kloster ein.


Die beiden Schwestern erscheinen etwas flach, denn ihre Tugend- bzw. Untugendhaftigkeit ist ihr einziger Charakterzug, aber das ist okay für diese Gegenüberstellung. Bemerkenswert finde ich, dass trotz all der abgründigen Geschehnisse kein versautes Wort verwendet wurde. *g*


Fazit: Sadistisch halt. ;)

 

Hallo!
Hab das Buch auch mal vor ner Zeit... na ja, gelesen ist zu viel gesagt, rein... also hab da mal reingelesen, es hieß auch Justine, aber das war irgendwie eine andre Geschichte. Also natürlich auch über die Bestrafung von Tugend, und die Belohnung bei Ausführung von Lastern, aber das mit der Schwester kam nicht drin vor. Und die Sprache war auch... deftig. Oder war das mit dem kein versautes Wort ironisch gemeint? Man müsste doch Ironie/Sarkasmus Zeichen einführen.... haha.
Na ja. Gibt's da mehrere Versionen, oder war das "Justine" was ich gelesen hab einfach ein andres als "Justine oder die Missgeschicke der Tugend"?
Timo

 

Hallo,

"Justine" ist "Justine", das andere blabla ist halt der Zusatz zum Haupttitel. Es gibt aber auch "Justine" von anderen Autoren. Vielleicht haben sie eine moderne Version davon geschrieben. War deins vom gleichen Autor?

Es kam wirklich kein versautes Wort drin vor, nur halt Formulierungen, wie "er drängte sich an mich".

Grüße von Jellyfish

 

Das Buch vermittelt ein grauenvolles Menschenbild: Alle Männer sind Schweine, alle Frauen Schlampen und werden dadurch reich und angesehen. Die tugendhaften Menschen hingegen landen im Gefängnis oder werden als Sklaven gehalten. Lange Abschnitte des Textes beschäftigen sich mit dem Nutzen von Tugend und Verbrechen, mit dem Ergebnis, dass das Verbrechen der bessere Weg ist.
Dass alle Männer Schweine sind, diesen Eindruck kann man auch beim Lesen der Zeitschrift Emma bekommen. Und dass sich die Tugend nicht lohnt, kann man in Bestellern von heute auch lesen – Beispiel: „Die Ehrlichen sind die dummen“ von Ulrich Wickert.

Fazit: Die Zustände von damals sind nur um Nuancen anders als die von heute, und die Mär von stetigem Fortschritt der Menschheit genau das: Eine Mär.

Übrigens, Jellyfish, es kann gut sein, dass du eine gereinigte Version gelesen, TimoKatze aber eine andere. Es gibt 3 Version der Justine von de Sade selbst und noch viel mehr deutsche Übersetzungen, die bis auf die von Stefan Zweifel und Michael Pfister alle gekürzt oder sonst wie nicht den Originalen entsprechen.

 

Hallo Dion.

Ich hoffe doch, dass du den Fortschritt der Menschheit nicht an diesen Emma-Weibsen festmachst. Seit der Geschichte mit dem Pixibuch-Skandal halte ich nix mehr von Frauenrechtlerinnen ...

Übrigens fand ich in "Säulen der Erde" von Follett eine ähnliche Szene wie in Justine: Justine stand mit nix auf der Straße und sollte sich selbst verkaufen. Aliena sieht sich vor der gleichen Entscheidung, da auch sie nicht zum Arbeiten taugt, aber dann fand sie eine Möglichkeit, sich durch Handel zu helfen.
Je nachdem, was der Autor sich dabei denkt bzw. was er beabsichtigt (wenn ich ihm mal sowas unterstellen darf), kann er es anders ausgehen lassen. Also sieh es nicht so schwarz, wenn du zwei Negativbeispiele gefunden hast, die bedeuten nix. :)

Greetz

 

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